Eine Oase für Insekten: Bronskis Gartenprojekt

Eine Wildbiene, vielleicht eine Gehörnte Mauerbiene,
labt sich im Kirschlorbeer von Forum-Redakteur und
FR-Blogger Bronski. Dieser Dickkopf (Bronski, nicht die Biene)
will mitten in der Offenbacher Innenstadt,
die für viele Insekten  einer Wüste gleichkommt,
eine Oase für Summer und Brummer schaffen.
Ob und wie das gelingt?
Es ist ein Projekt für mehrere Jahre.
Was kann man im eigenen Garten
oder auf dem Balkon für Insekten tun?

Eine Oase für Insekten:
Bronskis Gartenprojekt

Eigentlich mögen wir sie nicht, denn sie können gemein pieksen, erschrecken uns krabbelnderweise oder wecken anderweitig Urängste in uns: Insekten. Aber ohne Insekten geht es nicht. Insekten haben einen großen Anteil an der Artenvielfalt und  der Biomasse dieses Planeten. Sie bestäuben Pflanzen, zersetzen Abfälle zusammen mit anderen Organismen, etwa Pilzen und Bakterien, und dienen zahllosen anderen Tieren als Nahrung. Vom schönen Schmetterling bis zur Aasfliege, vom Mistkäfer bis zur Prachtlibelle – sie sind eine Säule des globalen Ökosystems der Erde, der Biosphäre dieser Welt. Immer unterwegs, immer emsig, immer Glyphosat (e.a.) ausgesetzt. Bei genauerem Hinsehen sind sie vor allem eines: faszinierend.

Foto: Lutz „Bronski“ Büge

Sonderbar, nicht wahr? Erwünscht und unerwünscht zugleich. Unser Verhältnis zu den Insekten ist zwiespältig. Es ist ein bisschen wie mit den Wölfen. Die werden gerade wieder in Deutschland heimisch, und wir begreifen nur mühsam, was es bedeutet, sie zu akzeptieren und mit ihnen zu leben. Wölfe haben ebenso ihren Platz im Geschehen der Biosphäre wie Insekten. Es sind jedoch weder Insekten noch Wölfe, die das biologische Gleichgewicht aushebeln. Das ist uns Menschen vorbehalten. Eigentlich dürfte die Frage nicht lauten: Wollen wir die haben? Sondern vielmehr: Wo ist unser Platz in alldem? Dürfen wir über das Wohl und Wehe anderer Arten bestimmen? Ordnen wir uns ein oder ordnen wir alles uns unter? Bisher tun wir Letzteres. Die Konsequenzen sind katastrophal. Auch für uns selbst.

Wir sind eine enorme Masse, und es ist klar, dass die und der Einzelne für sich genommen wenig bis nichts gegen den allgemeinen Trend unternehmen kann. Trotzdem habe ich ein Projekt gestartet. Das hier ist seine vorläufige Startseite. Mitten in der Innenstadt von Offenbach am Main, das mit gut 130.000 Einwohnern zu den deutschen Großstädten zählt, will ich helfen, die Lebensbedingungen unserer Summer und Brummer zu verbessern. Ich habe einen Garten, in dem es nach meiner Wahrnehmung früher deutlich mehr gesummt und gebrummt hat als jetzt im Jahr 2021. Dieser Garten befindet sich mitten in der Offenbacher Innenstadt und ist umgeben von asphaltierten, gepflasterten, verdichteten Flächen. In der Nachbarschaft gibt es nur wenige Gärten. Das sind Bedingungen, die aus der Perspektive von Insekten einer Wüste gleichkommen. Da wächst und blüht kaum etwas, was Insekten nähren könnte. Schon wenn ich mir den Garten unseres Nachbarn ansehe, wird mir klar: Vorwiegend mangelt es an Initiative. Auf dessen Gartenstück, das unserem vergleichbar größenmäßig vergleichbar ist, wächst kaum viel mehr als Gras (siehe Bild unten, rechter Bildrand). Wenn da wenigstens zweimal im Jahr eine Schafherde drüberziehen würde!

Das Foto verdeutlicht die Situation. Um diese paar Quadratmeter Grund und Land geht es. Das Bild stammt von Anfang April 2021. Schon im Juni wird dieses Gartenstück ganz anders aussehen! Und wie erst in zwei Jahren? Denn ich will hier was für Insekten erreichen! Darüber möchte ich in meiner Serie „Die Innenstadtoase“ schreiben. Wollen Sie mitreden? Vorschläge machen, Erfahrungen einbringen? Nur zu! Unten finden Sie das Kommentarfeld. Einfach Namen und Mailadresse eintragen, die Rechenaufgabe lösen und auf Abschicken klicken.

In diesem Garten sollen Insekten aller Art nicht nur Anflugstationen, sondern auch Nahrung finden. Das ist ein Lernprozess, nicht zuletzt für meinen Mann und mich. So einfach ist das alles nämlich nicht. Schon dieses Bild (rechts) zeigt: Bei der bisherigen Gestaltung des Gartenstücks wurden optische Werte in den Vordergrund gestellt. Soll schön aussehen, weil wir Menschen das mögen. Aber weder die Forsythie (links unten und links Mitte) noch der Ranunkelstrauch (rechte Bildmitte, alle gelbblühend) sind Insektenmagneten. Es geht also in dieser Serie auch darum, mit Gewohnheiten im Garten aufzuräumen: Was können wir besser machen?

Von diesem Lernprozess möchte ich berichten. Immer samstags (bis auf die Urlaubszeiten und etwaige Krankheitstage) erscheinen hier im FR-Blog Artikel, die dokumentieren, was in meinem Offenbacher Innenstadtgarten passiert. Denn man kann viel tun für die Insekten – vom Anpflanzen geeigneter Nährpflanzen bis hin zur Schaffung von Rückzugsräumen. Manches davon dürfte auch auf dem kleinen Balkon funktionieren. Das soll ebenfalls ein Thema sein. Dabei wird es oft um Kleinigkeiten gehen, solche wie das hier, siehe unten. Das ist Kriechender Ehrenpreis. Rasenfreunde hassen diesen wüchsigen Mini-Bodendecker, Insekten aber lieben ihn. Da kollidieren Interessen! Wie kann man die so ausgleichen, dass alle was davon haben? Kleine Pflanze, große Frage. Es wird spannend.

Die Insektenoase

Immer wieder samstags werden hier im FR-Blog die Fortschritte des Projekts skizziert:

20.3.2021: Unsere Brummersummeroase
27.3.2021: Von Muskelkater und dem Geruch der Erde
3.4.2021: Die Wucht von Mutter Natur
10.4.2021: Schritt für Schritt
17.4.2021: Wie geht man ran an so ein Projekt?
24.4.2021: Jetzt wird gepflanzt!
30.4.2021: Jetzt wird erst recht gepflanzt!
8.5.2021: Ordnung muss sein
15.5.2021: Kirschlorbeer als Insektenweide
22.5.2021: Unscheinbare Hingucker
29.5.2021: Wann blüht’s denn endlich?
5.6.2021: Besuch schaut rein
12.6.2021: Da blüht jetzt was
19.6.2021: Wir brauchen ein Netzwerk
3.7.2021: Überall Hingucker
9.7.: Von Katzenminze und Holzbienen
16.7.: Blütenfülle zieht viele Insekten an
23.7.: Kräuter
30.7.: Kleinteilig
10.8.: Bienen in der Stadt
12.8.: Die Insekten in meinem Garten
14.8.: Urban Gardening
21.8.: Eine Oase für Insekten: Bronskis Gartenprojekt

 

 

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2 Kommentare zu “Eine Oase für Insekten: Bronskis Gartenprojekt

  1. Schotterbeet ade – das Sukkulentenbeet ist da
    Im Stadtteil Gonsenheim ist erstmals in Mainz ein 20 qm großes Schotterbeet in ein Sukkulentenbeet umgewandelt worden, mit wenig Aufwand. Am alten Schotterbeet wurde nichts verändert, die Steine blieben drin. Nur eine dünne Erdschicht wurde deckend auf dem Schotterbeet aufgetragen. Das reicht für die meisten Pflanzen aus.
    Sukkulenten sind Dickblattgewächse, sie kommen mit wenig Wasser aus und sind daher recht pflegeleicht. Einige Exemplare wurden in der freien Natur gefunden, in der Südpfalz, in Weinbergen im Rheingau und sogar in den Bergen von Südtirol. Die meisten Pflanzen wurden von einem Gartenbaumarkt gestiftet. In drei Jahren wird sich vorzeigenswert eine geschlossene Pflanzendecke bilden und nicht nur von der Insektenwelt als eigenes Biotop angenommen werden.
    FOTOS GEWÜnscht?

  2. @ Seebach

    Hallo, das klingt spannend. Sind Sukkulenten denn gute Insektenweiden? Ich habe Semperviven, mehrere Sedum-Arten und Mauerpfeffer im Garten (werde auch noch darüber berichten, hier ein kleiner Schnappschuss), kann aber nur wenig dazu sagen, wie diese Pflanzen von Insekten angenommen werden, weil ich in den vergangenen Jahren noch nicht so richtig darauf geachtet habe. Auf jeden Fall ist es absolut lobenswert, ein Schotterbeet durch was Lebendiges, Wachsendes zu ersetzen, und ich werde immer ein Fan von Fettblattgewächsen sein, insbesondere von Semperviven.
    Mailen Sie mir gern mal ein paar Fotos. Meine Adresse finden Sie hier oder im Print-Forum der FR.

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