Eine Insektenoase in der Innenstadtwüste (18)

Was tun für Insekten? FR-Blogger Bronski baut seinen Garten um und berichtet darüber hier im FR-Blog. Kräuter, heimische Blühpflanzen, Totholz – man braucht nicht viel Platz. Heute Teil 18 der Serie:

Oregano

Poensgen Lavendel Majoran kleinHier rechts kann man sehen, wie man es besser eigentlich nicht machen kann. „Liebe FR“, schreibt mir Eleonore Poensgen aus Frankfurt zu ihrem Foto, „mein Gartenbild hat zwar keine einzelne Biene, dafür real Hunderte am Tag in Lavendel, Oregano, Rosen und kommendem Sonnenhut“.

Liebe Frau Poensgen, da freuen sich nicht nur die Bienen, sondern auch noch viele andere Insekten, denn diese Kräuter sind wunderbar für die Tiere. Vielen Dank für das Foto und Ihre Mail.

Kräuter werden weithin unterschätzt. Vielleicht weil wir technikgläubigen Menschen uns nicht vorstellen können oder wollen, dass so ein bisschen Grünzeug etwas hinkriegt, was unsere Pharmaindustrie mit viel Mühe nachzumachen versucht? Natürlich fordern unsere modernen Richtlinien, dass die Wirkung eines Stoffs exakt nachgewiesen werden muss, bevor er als Wirkstoff in der Medizin eingesetzt werden darf. Das ist gut und richtig und im Sinne unserer Sicherheit. Aber was für ein Naturverständnis steckt dahinter? Neulich habe ich, als wir Gäste hatten, unserem Salat einige Ringelblumenblüten zugefügt. Die Gäste haben sie rausgefischt. Den Salat mochten sie, aber die Blüten waren ihnen suspekt. Dabei sind diese Blüten nichts anderes als ein Naturprodukt, genau wie der Salat. Ringelblumen gelten als Heilpflanze.

Oregano und Majoran sind Kräuter, die nicht nur Pizza, Ratatouille und Wurst lecker machen. Sie haben auch darüber hinaus Wirkung. Den besten Oregano – im Bild rosa in der Mitte – gibt es in Griechenland. Schon in der Antike war das Kraut als Heilmittel bekannt, unter anderem soll es gegen Hämorrhoiden wirken. Nun gut. Der deutsche Name lautet Dost. Wer sich einmal ein bisschen Zeit genommen hat, um den Luftverkehr rund um diese Blüten zu beobachten, kommt aus dem Staunen kaum noch heraus. Die Blüten selbst sind nicht gerade auffällig, aber für die Summer und Brummer scheinen sie unglaubliche Attraktivität zu besitzen. Unsere Flugkünstler setzen offenbar andere Prioritäten als wir. Unterm Strich: In jedem Garten, der Insekten nähren will, sollten Kräuter wie diese wachsen.

Foto: Eleonore Poensgen

Dasselbe gilt für Lavendel, im Bild: unten. Es gibt mehr als 30 Arten, die in Europa, Asien und Afrika verbreitet sind. Bei uns ist ursprünglich keine davon richtig heimisch, aber als Zierpflanze inzwischen dennoch bei uns angekommen – und wenn manche Zeitgenoss:innen auch mehr oder weniger berechtigte Kritik daran äußern, dass sich immer mehr invasive Arten (Tiere und Pflanzen) bei uns breitmachen, also Arten, die eigentlich nicht hierher gehören – gegen Lavendel kann eigentlich niemand was haben. Unsere Gärten sind ohnehin schon seit Jahrzehnten multikulturell. Herkunft spielt keine Rolle; schön soll’s aussehen, und wenn es dann auch noch den Insekten gefällt: Umso besser!

Ich habe ein ähnliches Kräuterbeet wie Frau Poensgen und steuere darum dem heutigen Artikel Bilder aus meiner Produktion bei. Nicht zuletzt, um Ihnen wieder was „aufs Auge“ zu geben, wie ich das nenne. Ihnen also schöne Hingucker zu liefern.

Vielleicht war ich in einem früheren Leben mal eine Biene. Wer weiß? Was ist das für ein Leben? Man schwirrt von Blüte zu Blüte, trägt dann alles in den Stock, wo der Nektar im Sinne des Gemeinwohls des Bienenvolks verarbeitet und eingesetzt wird – ein Leben im Sinne der Gemeinschaft. Bienen und Insekten leisten aber noch viel mehr als „nur“ das, was im Sinne ihres Staates, der Fortpflanzung, der Arterhaltung wäre. Sie bestäuben Pflanzen und ernähren so auch uns.

Es gibt also viele Gründe, etwas für Insekten zu tun. Und wer weiß, vielleicht finden wir ja auch noch Gründe, etwas für die Schleimer und Kriecher zu empfinden, die ebenfalls in unseren Gärten unterwegs sind? Denn auch Schnecken – hier im Sedum – haben Sinn und Platz im Gefüge unserer Biosphäre, auch wenn sie vielfach als Schädlinge gesehen werden.

Bilder: Lutz „Bronski“ Büge

Es ist eigentlich unfassbar, was es selbst in einem kleinen Garten wie meinem alles zu fotografieren gibt, wenn man nur die Augen aufsperrt. So viel Getier, so viel Leben! Das macht richtig Freude. Und manchmal wundert man sich auch.

Heute kommt zum Schluss ein Bild, das noch einmal den Oregano feiert, aber Freundinnen und Freunde des Gartenlebens werden erkennen, dass da im Hintergrund auch Borretsch zu sehen ist. Oh Wunder! Ich hatte bisher keinen Borretsch im Garten. Was ich selbst mal dafür in einem früheren Artikel deklariert habe, war Pracht-Storchschnabel. Aber man lernt niemals aus. Der Fehler ist korrigiert – okay. Wo kommt dieser Borretsch her? Und dann auch noch in solchen Mengen. Ich lasse ihn jetzt einfach mal und schaue, wie sich das im kommenden Jahr weiter entwickelt.

Dies ist der Moment für einen Gruß an Eleonore Poensgen, die über ihr Foto (siehe oben) schrieb, sie habe keine einzelne Biene im Oregano fotografiert. (Tatsächlich habe ich drei Bienen auf ihrem Foto entdeckt.) Das ist aber ohnehin keine Bedingung. Die Gartenfotos, die Sie mir schicken, müssen nicht zwangsläufig Insekten abbilden. Wenn Sie welche erwischen – wunderbar. Wenn nicht, entsteht kein Schaden. Im aktuellen Fall hab ich mich mal für ein paar ruhige Minuten auf die Bank neben dem Kräuterbeet meines Gartens gesetzt und dann gefühlt zur Feier des Oregano Dutzende Bilder mit summenden Besuchern gemacht. Das folgende Bild halte ich dür das beste.

Weiter geht’s in einer Woche an dieser Stelle.

Naoned!

Ihr Bronski

Teil 17 / Teil 19

Rechte an allen Bildern: Lutz „Bronski“ Büge
Startseite des Gartenprojekts

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