Eine Oase für Insekten: Bronskis Gartenprojekt

Simon Ellen Wilde Möhre klein„Sehr gut, Ihre Aktion mit den Insekten“,
schreibt mir Ellen Simon aus Darmstadt.
„Bei mir in meinem Garten in der Gartenbaugenossenschaft Darmstadt an der Rosenhöhe summt und brummt es zurzeit nur so.
Ich habe viele wilde Ecken gelassen,
auf denen ich Wildblumen gesät habe.
Das macht sich hörbar bemerkbar.“

Rechts: Eine Fliege sucht Ruhe auf einer wilden Möhre.
Foto: Ellen Simon

Eine Oase für Insekten:
Bronskis Gartenprojekt

Ich bin bis zum 26.9. im Urlaub, aber mein Gartenprojekt läuft weiter – mit wöchentlichen Veröffentlichungen Ihrer Fotos im FR-Forum. Ihre Einsendungen sind weiterhin willkommen.

Start des Projekts war im Frühjahr 2021, jetzt naht der Herbst. Die Zwischenbilanz ist erfreulich: Mein Garten in der Offenbacher Innenstadtwüste, wo es ringsherum fast nur asphaltierte bzw. versiegelte Flächen wie Parkplätze usw. gibt, ist eine Anlaufstation für unzählige Insekten. Die Neuorientierung hin zu einer insektenfreundlichen Innenstadtoase hat sich gelohnt. Motto: Jetzt wird gepflanzt, was das Getier mag!

Roberz Benedikte Feldwespen_Noch erfreulicher ist, dass viele von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, sich ebenfalls Gedanken in dieser Richtung gemacht haben und noch machen: Was kann man für Insekten tun? Im eigenen Garten oder auf dem Balkon, beim Urban Gardening oder auf der Dachterrasse? Viele von Ihnen haben mir gemailt und Fotos geschickt, mit denen Sie dokumentieren, was Sie unternommen haben. Da gibt es sicher noch so manchen Tipp, den Sie der Community mitteilen können, um Insekten zu unterstützen. Aber nicht immer hat man es selbst in der Hand. Die Natur findet ihre Wege auch selbst:

„Ich schaue in diesem Jahr bei den Insekten im Garten genauer hin“,
schreibt mir Benedikte Roberz, „und es gibt so viele verschiedene zu entdecken,
man braucht nur manchmal ein wenig Geduld.“

Links: Feldwespen nisten im Olivenstrauch.
Foto: Benedikte Roberz

Ihre Fotos, liebe Leserinnen und Leser, zeugen nicht nur von Interesse und Engagement, sondern auch von Zugewandtheit und sogar Liebe zum Getier. Es ist ja auch richtig: Insekten haben es schwer in unserer Welt mit ihrer durchgeplanten Landwirtschaft, ihren Monokulturen, die aus Insektensicht nichts anderes als Wüsten sind. Je mehr Menschen sich einsetzen, um Lebensräume für diese Tiere zu schaffen, desto mehr wächst auch das Bewusstsein, dass selbst die kleinste Fliege in der Biosphäre unseres Planeten, deren Teil wir Menschen sind, eine Rolle spielt.

Börnecke Stephan Taubnessel kleinDies können wir vielleicht gleich mal lernen: Aus der Perspektive von Insekten sieht die Welt ganz anders aus als aus der vieler Gartenbesitzer:innen. Das fängt bei dem an, was letztere Unkraut nennen. Was ist das eigentlich: Unkraut? Etwas, was dem gestaltenden Willen des Menschen widerstrebt. Es macht, was es will, und das ist jedenfalls nicht das, was der Mensch will.

„Rote Taubnessel reißen die meisten Leute aus“,
schreibt mir Stephan Börnecke aus Nienburg.
„Ist halt Unkraut. Ich finde diese Pflanze wunderschön.“ 

Hummel auf Roter Taubnessel
Foto: Stephan Börnecke

Alles eine Frage der Perspektive? So ist es. Wir Menschen sollten umdenken. Viele tun dies bereits; Ihre Zuschriften zeugen davon. Öde Rasenflächen sind für Insekten ebenso uninteressant wie Thuja-Hecken oder wie prachtvolle, aber gefüllte Blüten, die praktisch keinen Nektar mehr hergeben. Am liebsten haben Insekten Wildblumen und Kräuter. Und so kann ein insektengerechtes Wildblumenbeet aussehen:

Wedel Elisabeth Blumenbeet 2

Foto: Elisabeth und Klaus Wedel

„Mein Mann und ich sind treue, begeisterte FR-Leser“, schreibt mir Elisabeth Wedel aus Frankfurt.
„Jetzt hat uns der Artikel in Ihrem Blog über Pflanzen, Insekten und den Menschen sehr angesprochen.
Wir haben ein buntes Blumenbeet in unserem Garten.“

Ja, da blüht nicht nur der Blutweiderich. Man sieht, dass ein insektengerechter Garten (oder wenigstens das eine oder andere Beet für die Summer, Brummer und Krabbler) keineswegs im Gegensatz zu den Bedürfnissen von uns Menschen stehen muss, denn auch Wildblumen können prächtig blühen, und Kräuter wie Majoran, Oregano und Thymian liefern nebenbei noch feine Geschmacksnoten für unsere Küche, für Salate, Ratatouille und viele andere köstliche Gerichte. Und trotzdem gefallen sie auch Insekten. Nicht nur den Bienen, Hummeln und Schwebfliegen, sondern:

Roos Brigitte Schmalbock 2Foto: Brigitte Roos

„Um Insekten in meinem Garten anzulocken, wende ich eine einfache Methode an“, schreibt mir Brigitte Roos aus Krefeld.
„Im Frühjahr halbiere ich ein paar Möhren und stecke sie mit ein bisschen Grün in die Erde.
Das Ergebnis im Sommer ist eine Wolke aus weißen Dolden, die vor allem bei Sonne Bienen, Wespen, Fliegen und Käfer anlocken.
Hier einen Schmalbock und einen Weichkäfer.“

Wenn Sie Fragen, Ideen, Tipps, Anregungen und/oder Fotos zu dieser Graswurzelbewegung beisteuern wollen, sind Sie herzlich willkommen. Mailen Sie an eine der beiden Mailadressen, die wir täglich im Print-Forum der Frankfurter Rundschau für den Kontakt veröffentlichen: bronski [at] fr.de oder forum [at] fr.de. Wobei [at] für das Zeichen @ steht. Dann können es auch Ihre Bilder, Zuschriften, Anregungen und Tipps ins Forum und ins FR-Blog schaffen.

Diese Initiative der Insektenoase wird im kommenden Jahr fortgeführt. Wenn im bald anbrechenden Herbst die Vegetationsperiode abbricht, werde ich resümmieren: Was ist gut gelaufen, was kann man besser machen in meiner Insektenoase mitten in der Offenbacher Innenstadtwüste? Das wird mich hier in diesem Blog auch im kommenden Jahr beschäftigen. Ein Problemfall ist dabei schon jetzt ausgemacht: Schmetterlinge. Denn es ist nicht damit getan, Schmetterlingen Nahrungsquellen anzubieten. Um sie zu fördern, muss man auch ihren Raupen etwas anbieten, was sie zur Ernährung brauchen. Aber wer will schon Brennesseln im Garten haben? Mehr dazu bei Gelegenheit in diesem Blog. Jetzt gibts zum Schluss wie gewohnt noch was aufs Auge:

Rejek Rosemarie Diestelfalter 2Foto: Rosemarie Rejek

„Ich bin auf Ihren Blog ‚Eine Insektenoase in der Innenstadtwüste‘ aufmerksam geworden“, schreibt mir Rosemarie Rejek aus Florstadt.
„Sie haben vielleicht Interesse an dem Schmetterling, der genüßlich an unserer Buddleja saugt.
Wir haben diesen auch Schmetterlingsflieder genannten Strauch erst im Frühjahr gepflanzt
und konnten seitdem schon reichlich Besuch von verschiedenen Schmetterlingen empfangen.
Schmetterlingsflieder fühlt sich auch auf einem Balkon oder in einem begrünten Innenhof wohl.
Es gibt ihn in verschiedenen Größen und Farben.“

Weiter geht’s nach meinem Urlaub ab Anfang Oktober an dieser Stelle.

Naoned!

Ihr Bronski

 

Bisher in der Serie „Eine Insektenoase in der Innenstadtwüste“

20.3.2021: Unsere Brummersummeroase
27.3.2021: Von Muskelkater und dem Geruch der Erde
3.4.2021: Die Wucht von Mutter Natur
10.4.2021: Schritt für Schritt
17.4.2021: Wie geht man ran an so ein Projekt?
24.4.2021: Jetzt wird gepflanzt!
30.4.2021: Jetzt wird erst recht gepflanzt!
8.5.2021: Ordnung muss sein
15.5.2021: Kirschlorbeer als Insektenweide
22.5.2021: Unscheinbare Hingucker
29.5.2021: Wann blüht’s denn endlich?
5.6.2021: Besuch schaut rein
12.6.2021: Da blüht jetzt was
19.6.2021: Wir brauchen ein Netzwerk
3.7.2021: Überall Hingucker
9.7.: Von Katzenminze und Holzbienen
16.7.: Blütenfülle zieht viele Insekten an
23.7.: Kräuter
30.7.: Kleinteilig
10.8.: Bienen in der Stadt
12.8.: Die Insekten in meinem Garten
14.8.: Urban Gardening
21.8.: Eine Oase für Insekten: Bronskis Gartenprojekt

Alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt!
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