Heute ist es soweit: Donald J. Trump wird als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Ich kenne viele Menschen, die diesen Tag als eine Art Zeitenwende begreifen und ihm mit großen Sorgen entgegensahen. Der Nachkriegsordnung mit ihren relativ klaren Orientierungen folgt das Chaos. Der Westen zerbricht. Die Demokratie versagt und unterliegt. Der Nationalismus kehrt deutlich erkennbar überall zurück. In einer unübersichtlichen Welt, in der alles dem Prinzip Profit untergeordnet ist, wächst die Sehnsucht nach überschaubaren Verhältnissen. Bekommt François Mitterrand doch noch recht? Im Januar 1995 hat der französische Staatspräsident, vom Tod gezeichnet, in einer Rede vor dem Europäischen Parlament gesagt: „Nationalismus heißt Krieg. Krieg, das ist nicht nur Vergangenheit. Er kann auch unsere Zukunft sein.“
Doch um weiter von Trump zu reden: Man sollte nicht glauben, dass diese Entwicklung durch seinen Wahlsieg ausgelöst wurde. Nein, vielmehr ist Trumps Wahlsieg selbst ein Symptom dieser Entwicklung. Es ist schon viel darüber geredet worden, was die amerikanischen WählerInnen dazu motiviert hat, Russisch-Roulette zu spielen und jemanden an die Spitze ihrer Regierung zu wählen, von dem fast unbekannt war, wofür er überhaupt steht. Die Menschen fühlten sich ökonomisch abgehängt und sähen keine Perspektiven mehr für sich, heißt es beispielsweise. Die etablierte Politik kümmere sich nicht mehr um sie und ihre Sorgen, wäre ein anderer Aspekt. Tatsache ist offensichtlich, dass hier eine Situation entstanden ist, in der die Menschen ihre Wut nicht mehr zügeln können und wollen. Sie lassen ihr freien Lauf, wohlwissend, dass das Ergebnis destruktiv sein kann.
„Amtseinführung des 45. US-Präsidenten“
Zeichnung von Kai Rohde
Die westlichen Gesellschaften stehen unter unübersehbarem Stress. Die islamischen übrigens auch. Zwischen beiden Prozessen gibt es eine Rückkopplung: Terror. Der Umbruch in Nordafrika und im Nahen Osten reicht viel tiefer, als es mit dem Scheitern der „Arabellion“ und dem anschließenden Erstarken neuer Autokratien den Anschein hat. Hier zerfällt ein gesamter Kulturkreis, obwohl er eigentlich eine gemeinsame Quelle zur Stiftung von Identität hätte: die Religion. Normalerweise ein mächtiger Verbündeter, doch in weiten Teilen des islamischen Kulturkreises ist er pervertiert und instrumentalisiert im Namen des militanten Fundamentalismus. Einst hat der Westen den Terror mit Hilfe von US-Panzerbrigaden und Marschflugkörpern in den Irak getragen. Die Quittung wird ihm nun nach und nach präsentiert, indem der Terror in die Länder des Westens zurückschwappt. Das ängstigt viele Menschen im Westen verständlicherweise und erhöht den Stress.
Trump selbst jedoch ist mehr als nur ein weiteres Symptom dieses Stresses. Wenn es stimmt, dass viele seiner WählerInnen zu den Abgehängten gehörten, dann ist seine Wahl eine Reaktion auf die Globalisierung, und er ist — aus Sicht dieser Menschen — die Antwort auf die Globalisierung. In dieser weltweiten Entwicklung der Globalisierung wurde der Kapitalismus auf die Spitze getrieben, so weit, dass die Kapitalisten selbst die Gefahren erkennen mussten, die in der weltweiten Ungleichheit liegen. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos, das gerade stattfindet, ist viel die Rede davon. Christine Lagarde, die Chefin des IWF, hat sich schon 2016 besorgt geäußert. Es könnte sein, dass der Kapitalismus selbst die Gründe geschaffen hat, ihn abzuschaffen. Keineswegs in Form einer Überwindung durch den Sozialismus, wie manche immer noch hoffen. Sondern in Form eines chaotischen Prozesses, der sich in Kriegen äußert, in Flüchtlingsströmen, in Hungersnöten, in Rüstungsexporten, die durch die Decke gehen, und — ja, auch das — im Klimawandel. Alles hängt mit allem zusammen.
Vor diesem Hintergrund mutet es fast noch skuriler an, dass die AmerikanerInnen jemanden zu ihrem Präsidenten gemacht haben, der schwerlich als etwas anderes bezeichnet werden kann denn als Erzkapitalist. Wollen sie den Teufel mit dem Beelzebub austreiben? Die Briten haben mit ihrem Brexit übrigens ein ähnliches Konzept gewählt. Es heißt in relativ schlichten Worten: Vorwärts in die Vergangenheit. Dieses Konzept wird nicht funktionieren. Es kann nicht funktionieren. Es tritt dennoch an diesem 20. Januar 2017 in Kraft, dem Tag, an dem Donald J. Trump US-Präsident wird.
Vielleicht wird es ja nicht so schlimm. Vielleicht bietet der naiv erscheinende Glaube dieses Präsidenten an die Kraft des Deals ja tatsächlich Chancen. Zum Beispiel scheinen reale Chancen zu bestehen für eine Verständigung mit Putin-Russland. Vermutlich wird Trump versuchen, die USA zu führen wie ein Unternehmen. Kapitalismus, auf die Spitze getrieben. Wir werden sehen, wohin das führt.
Leserbriefe
Zu dem Interview, das „Bild“ und „Times“ mit Trump führten, und zum FR-Artikel „Freispiel für Trump“ meint Wolfgang Lackinger aus Frankfurt:
„Das sogenannte „Interview“, das die beiden Stichwortgeber Diekmann und Gove, mit dem zukünftigen amerikanischen Präsidenten und derzeit umstrittensten Politiker auf diesem Erdball geführt haben, hat mit seriösem Journalismus genausoviel zu tun wie es derzeit Darmstadt 98 mit der aktuellen Meisterschaft hat.Nämlich nichts. Diese unkritische Hofberichterstattung der Trump gewogenen „Journalisten“ sollte deshalb in jeder Journalistenschule als abschreckendes Beispiel dienen, aufzuzeigen, was Journalismus NICHT bedeutet. Nämlich seinem Interviewpartner nach dem Mund reden und eine offene Bühne für dessen Selbstverliebtheit zu bieten.“
Merve Hölter aus Frankfurt schreibt zum Text „Kein Platz für Frauen“ von Arno Widmann:
„Danke für die Bildanalyse von Arno Widmann über Trumps angeblichen Schreibtisch. Ein amerikanischer Oligarch und um ihn herum potemkinsche Dörfer.“
Michael W. Rimkus aus Bad Hersfeld will über Trump eigentlich kein Wort zu viel verlieren:
„Eigentlich ist jedes Wort, das man über Donald Trump verliert, eines zu viel. Ja, wenn es doch nur so einfach wäre, ist es aber leider nicht. Denn die Halbwertzeiten seiner mehr kruden denn durchdachten Aussagen sind derart niedrig, dass man ihnen fast keinen Glauben schenken kann und darf. Das durften zuletzt auch schon seine politischen Mitstreiter für das Weiße Haus erfahren, die sich, so muss man hoffen, darauf ihren Reim machen und Trump in Zukunft regelmäßig in die Parade fahren. Und nicht nur, um noch mehr außenpolitisches Porzellan zu zerschlagen, sondern auch um den Laden im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht auseinanderfliegen zu lassen. Denn irgendwann wird auch dem letzten der mit schlichtem Gemüt versehenen Trump-Wähler dämmern, wer da mit welchen Versprechungen das Ruder im Oval Office übernommen hat. Wenn es dann mal nicht zu spät ist; denn mit dem Slogan „Make Amerika great again“ allein ist es sicherlich nicht getan.
Die einzige Konstante hingegen, die sein Auftreten und Denken durchzieht, ist seine Paranoia allem gegenüber, was anders denkt, fühlt, handelt und ein Mindestmaß an Anstand und Benehmen an den Tag legt als „Mister Amerika himself“. Und an dieser Stelle will ich ihm, da er ja so nach Beachtung und Streicheleinheiten giert, etwas Aufmerksamkeit schenken.
Ist er doch so ein armer Tropf, umgeben von bösen Mächten, Fehlinterpretationen und den verteu-felten Medien, die ihm, den neuen Heilsbringer der USA, nur übel mitspielen. Vor nichts und nieman-dem macht er halt, selbst verdiente Parlamentsveteranen, die in ihrem politischen Leben sicherlich viel mehr Nützliches auf die Beine gebracht haben, wie es Trump nie schaffen wird, sind davon nicht ausgenommen. Und da sind zu guter Letzt auch die vielen angeblichen Fakes und Fälschungen, mit dem man ihn diskreditieren will.
Dabei ist in diesem Zusammenhang doch nur eines richtig: Donald Trump ist keine Fälschung. Er ist ein echter Idiot! Leider, für die USA und den Rest der Welt.“
Noch 1461 Tage, dann wird der nächste Präsident ins Amt eingeführt…
Ich mag dieses ganze Hin und Her um diesen degenerierten Typ mit dieser Visage nicht mehr hören und nicht mehr sehen. Es vergeht kein Tag mehr, ohne die Visage dieses Typen auf der Titelseite aller Blätter einschließlich der FR.
Haben wir keine anderen Probleme mehr?
@ Peter Boettel
Doch, wir haben viele andere Probleme, und einige davon können hier im FR-Blog auch diskutiert werden. Ich gebe einen Überblick über die derzeit laufenden Diskussionen:
AfD: Flüchtlingsproblematik als Vorwand für Hetze, Diskussion offen bis 26. Januar
„Nafris“: Dank an die, die für uns den Kopf hinhalten!, Diskussion offen bis zum 2. Februar
Vegetarische Schnitzel: Die sprachlichen Kleinkariertheiten des Ministers Schmidt, Diskussion offen bis zum 3. Februar
Angela Merkel: Von ihrer eigenen Politik getrieben, Diskussion offen bis zum 4. Februar
Populismus: Wagenkechts Generalisierungen, Diskussion offen bis zum 7. Februar
Sicherheitsdebatte: Mehr Schutz und Sicherheit — vor wem?, Diskussion offen bis zum 9. Februar
Ehrenbürgerin Frankfurt: Petra Roths beträchtliche Verdienste, Diskussion offen bis zum 13. Februar
Altern: Der Mangel an Zärtlichkeit, Diskussion offen bis zum 13. Februar
Erika Steinbach: Diese Art Mensch bestimmt das Weltgeschehen, Diskussion offen bis zum 15. Februar
Hinzu kommen die Beiträge der Kategorie Postfach.
An Brit Bohot-Behnke
Gell, es wird schon nicht so schlimm werden. Ja, den Spruch kenne ich. Das haben sich viele Deutsche am 30. Januar 1933 auch gesagt. Es kam anders. Ich will Trump nicht mit Hitler vergleichen, sondern mit diesem Vergleich nur zeigen, dass die Strategie mit dem Kopf in den Sand schon früher nicht funktioniert hat. Allerdings können wir gegen Trump nicht das geringste unternehmen.
Ich hätte zu den Ursachen für diese Entwicklung einen Vorschlag zu machen. Bronski hat Abgehängtsein und Politikverdrossenheit als Gründe angeführt. Das mag stimmen, aber eben nur zum Teil. Der Fokus ist mal wieder verengt aufs rein Ökonomische, wie das bei den Linken Mode ist. Aber nicht alle Handlungen des Menschen sind ökonomisch bedingt.
Ich meine, es kommt noch etwas hinzu: Unmündigkeit und Fahrlässigkeit beim Umgang mit „Information“. Ich setze das bewusst in Anführungszeichen, weil ich damit nicht nur seriöse Information meine, wie unsere Medien sie uns liefern, sondern auch den ganzen Hass und die Hetze, die im Netz teils völlig ungefiltert verbreitet wird. Im deutschsprachigen Facebook geht es noch harmlos zu. Viel schlimmer in den USA. Dort gibt es auch Blogs wie „Breitbart“, die ungeniert pöbeln und hetzen und die große Verbreitung finden. Gleichzeitig verlieren die seriösen Medien an Bedeutung. Ich glaube, dass viele Menschen überhaupt nicht seriös informiert werden wollen, sondern dass sie lieber Ausschau halten nach dem, was ihnen am besten passt und was ihnen die Welt am einfachsten erklärt. Damit lügen sie sich natürlich selbst in die Tasche, weil die Welt nicht einfach ist, sondern kompliziert, aber das interessiert sie nicht. Deswegen haben Verschwörungstheorien und Populisten Hochkonjunktur. In Deutschland glaubt jemand wie Sahra Wagenknecht, punkten zu können, wenn sie als Sündenbock Angela Merkel verantwortlich macht. In den USA hat das mit dem Sündenbock Establishment gut funktioniert. Es gibt ja nichts dort drüben, wofür nicht das Establishment verantwortlich gemacht wird. Für mich klingt da das Weltjudentum mit, d.h. es ist verkappter Antisemitismus.
So lassen sich die Menschen zu Hass aufstacheln: durch Missbrauch des Internet.
Als Christ kenne ich den Bibelspruch: An ihren Taten werdet ihr sie erkennen. Man wird sehen.
Befürchten tue ich das François Mitterrand recht hat. Nationalisten sind befürchte ich nicht so gut in Selbstkritik.
Da wir Deutsche eh nix tun können, schließe ich mich Brit Bohot-Behnke an mit zwei Sprüchen, die ich zu meinen Lebensmottos zu machen versuche, auch wenn mir die Umsetzung nicht immer gelingt.
Der eine stammt von Maybrit Illner: „Bleiben Sie heiter, irgendwie!“
Und der zweite ist die gute alte hessische Lebensweisheit: „Bevor isch misch uffreesch, is mir’s doch lieber egal.“
Ich habe gerade die Antrittsrede im Original gelesen. So würde ein Politiker in Deutschland niemals reden, aber die Rede ist ja auch nicht für uns.
Eine Amerikanerin (die schon lange in Deutschland lebt) hat mir mal gesagt, dass Deutsche überhaupt nicht verstehen, wie die Politik in den USA funktioniert. Die Behauptung, der amerikanische Präsident sei der mächtigste Mann der Welt, sei weit übertrieben. Die amerikanische Verfassung ist so angelegt, dass die Macht der Zentralregierung limitiert ist. Der Präsident kann z. B. keine Zölle einführen. Das entscheidet der Kongress. Jetzt haben die Republikaner die Mehrheit im Kongress. Das heisst aber noch lange nicht, dass der macht, was der Präsident will. Es gibt keinen Fraktionszwang. Als direkt gewählte Vertreter der Bundesstaaten fühlen sich die Abgeordneten mehr ihren Wählern bzw. ihrem Bundesstaat verpflichtet als der Parteidisziplin. Der Präsident kann auch nicht mit der Vertrauensfrage drohen wie eine Bundeskanzlerin. A. Merkel hat eine grössere Macht in Deutschland als D. Trump in den USA.
Warten wir also erstmal ab, wie sich der Kongress zu D. Trump stellt.
Der guten Analyse von Michael W.Rimkus ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Nur resultiert daraus noch keine Handlungsperspektive.
Dem relativierenden Skeptizismus von Brit Bohot-Behnke kann ich mich nicht anschließen. Es gibt genügend Indizien und anzunehmen, dass es keine 1461 Tage sein werden. Und dabei stoisch zu verdrängen, wie sich in dieser Zeit die Welt verändert haben wird.
Eines der Indizien sind Bilder, die es an einem anderen gräßlichen, in die Geschichte eingegangenen Januartag nicht gegeben hat: Statt Fackeln demonstrierende Menschen, die ein Amerika zeigen, das der Egomane im Weißen Haus nicht vertritt. Die sich ihren Verstand nicht mit chauvinistischen Sprüchen verkleistern lassen. Die zumindest in Ansätzen aus der Geschichte gelernt haben, die „Größe“ und Großmäuligkeit zu unterscheiden wissen.
Daher auch Widerspruch gegen Stefan Briems Einschätzung, wir könnten „gegen Trump nicht das geringste unternehmen“. Wir können es sehr wohl.
Voraussetzung dafür ist freilich, dieses Amerika klar zu unterscheiden von der Trumpschen pathologisch-verkitschten und ebenso verlogenen Pseudowelt des Big-Business und des Show-Business, die eigene Unfähigkeit und Schwäche kaschieren soll. Klarzustellen, wer unser Ansprechpartner ist. Statt sich von Trumpscher Unerechenbarkeit beeindrucken zu lassen und auf ihn wie ein Kaninchen auf die Schlage zu starren.
Auffällig ist doch, dass die gleichen, die wutentbrannt gegen vermeintliche „political correctness“ anrennen, nun eben diese gegenüber Trumpschen Dauerprovokationen einfordern. Die für „Abwarten“ plädieren, nach „Chancen“ für ihn schreien, sich als ganz anderer herauszustellen, und geflissentlich all die Chancen „übersehen“, die er bereits vergeigt hat. Und dabei Unterwerfung unter Trumpsche Weltsicht und Willkür meinen.
Trumpismus ist kein Phänomen, das auf die USA beschränkt ist. Online-Foren (die sich von diesem nicht nur durch Reduktion von „Botschaften“ auf 140 Zeichen unterscheiden) sprechen eine deutliche Sprache.
Der kalkulierten Trumpschen Spaltungs- und Zerstörungsstrategie, seiner Einteilung der Welt in „starke“ Sieger und Schwächlinge, seiner Vorstellung von „Deals“ entsprechend einer Geschäfts-Philosophie, nach der „Größe“ sich in der Fähigkeit zeigt, andere über den Tisch zu ziehen, ist zu allererst im eigenen Land zu begegnen. Und besonders in Europa.
Das erfordert Besinnung auf eigene Stärke. Was freilich voraussetzt, dass Solidarität, soziale Gerechtigkeit, Respekt vor andern, demokratische Grundwerte und Menschenrechte nicht bloße Lippenbekenntnisse sind oder bleiben.
Für Sie in der ausländischen Presse gestöbert:
Der französische „Express“ veröffentlicht in seiner neuesten Ausgabe ´(18.-24.1.2017) zwei interessante Interviews mit ehemaligen Präsidentenberatern der Republikaner.
Der eine, der Kalifornier Dana Rohrabacher, behauptet von sich, Ronald Reagan den entscheidenden Satz seiner Berliner Rede, „Mr. Gorbatschow, take down this wall!“, souffliert zu haben. Er stützt Trumps Provokationen gegenüber China mit dem Argument: „Das sind die schlimmsten Menschenrechtskritiker.“ Eine merkwürdige Position von einem, der gegen Trumpsche Verhöhnung von Menschenrechten für Immigranten, Todesstrafe und Wiedereinführung von Folter nichts einzuwenden hat.
Er entlarvt denn auch prompt Trumpsches Denken in der Verteidigung der „winner“-Attitüde des Chefdiplomaten Rex Tillerson, da „unsere Epoche solche Kompetenzen erfordert“, die darin bestehe, „Konkurrenten auszustechen“, was ihn „für komplexe Diplomatenaufgaben qualifiziert“. Dass sich auf internationalem Parkett eine solche Selbstverliebtheit, die wie eine Droge wirkt, als entscheidender Pferdefuß erweisen könnte, auf den Gedanken kommt der Trump-Verteidiger nicht.
Und er setzt bei der Selbstentlarvung bei Verteidigung russischer Expansionsgelüste noch eins drauf, indem er hinzufügt: „Aber ehrlich, sie sind auch nicht schlimmer als wir.“
Und er charakterisiert wider Willen typisch Trumpschen Größenwahn. Befragt, ob denn seine Kollegen, die Senatoren der Republikaner, seine Thesen teilten, antwortet er: „Wenn seine (Trumps) Ideen und meine eigenen sich aneinander ausgerichtet haben, dann wiegt das schwerer als wenn ich alle Republikaner des Kongresses auf meiner Seite hätte.“
– Na, denn viel Glück, Herr Rohrabacher, bei den Abstimmungen im Kongress!
Um einiges realistischer der frühere Berater von Condolezza Rice und George W. Bush, Eliot A. Cohen.
Ihn beunruhigt das Wohlgefühl des Ex-Generals und Präsidentenberaters Michael T. Flynn“bei der Teilnahme an Debatten des russischen Fernsehsenders RT“ und er schätzt Donald Trump so ein, „dass sein Temperament ihn für seine Funktion ungeeignet macht“.
Er wirft auch das Problem der Interessenkonflikte und „Verletzlichkeit“ des Präsidenten durch überall in der Welt in den Himmel ragende „Trump-Towers“ auf wie auch die (wegen Trumps Weigerung der Offenlegung seiner Vermögensverhältnisse) ungeklärte Frage, ob denn in den Immobilien-„Deals“ des Präsidenten russisches Geld stecke.
Er sieht, dass Trumps Sicht auf Putin weder von der Mehrheit der Republikaner noch der der Demokraten geteilt werde, was diesen aber nicht „an weiteren für Europäer beunruhigenden Erklärungen hindern werde.“ Und er sagt einen Bruch Trumps mit Putin voraus, welcher versuchen werde, einen Trump mit der Masche der Unberechenbarkeit als Überraschungselement noch „zu übertrumpfen“.
– Lachender Dritter, so könnte man hinzufügen, wird dann Trumps „Hauptfeind“ China sein, dessen Staatspräsident Xi Jinping in Davos gerade dabei ist, China im Gegensatz zu russischer und US-amerikanischer Unberechenbarkeit als die eigentliche verlässliche Großmacht zu etablieren.
@Bronski
Heute schon wieder das Bild dieses Ekels auf der Titelseite und vier Extraseiten, die doch eine unverdiente Auwertung dieses dekadenten Typen darstellen, der bereits als erste Amtshandlung die überfällige Gesundheitsreform abschaffen will und hierzu gleichzeitig im Widerspruch das Wohl der amerikanischen Familien betont.
Mit wird schlecht, wenn ich schon daran denke, dass hier alles, was der große Bruder jenseits des Atlantik vorgibt, nachgeahmt wird, z.B. die Durchmischung unserer Sprache mit Anglizismen.
Er war großmäulig, skrupellos, gewaltbereit und sein Rechtsverständnis war ausschließlich vom eigenen Ego bestimmt. Nein, ich meine nicht Donald Trump. Aber einen, der zu seinen möglichen Vorbildern zählt. Der Mann, von dem zunächst die Rede ist und dessen Name Wyatt Earp lautete, ging vielen Berufen nach und in allen folgte er stets nur einem Prinzip: dem des eigenen Vorteils.
Er war Postkutschenfahrer, Büffeljäger, Saloonbesitzer, Teilhaber eines Bordells, Minenbesitzer und Revolvermann. Regelmäßig verdiente er am Glücksspiel und versah häufig parallel dazu das Amt eines gewählten Polizeichefs (Marshal) bzw. das eines vereidigten Polizisten (Deputy-Marshal) in mehreren Städten des „wilden“ Westens der USA. Er verstand diese Positionen, zu denen er trotz seiner überwiegend halbseidenen Betätigungen gelangte, als die Fortsetzung seiner Geschäfte mit anderen Mitteln. Und diese Geschäfte bestanden neben der Profitmaximierung, bevorzugt in eher anrüchigen Branchen, in der einerseits kalkuliert eingesetzten, andererseits blindwütig ausgeübten psychischen und physischen Gewalt gegen Konkurrenten und – eher vereinzelt – gegen Gesetzesbrecher.
Im Sommer 1890, im Alter von 42 Jahren, schrieb Wyatt Earp mit Hilfe eines Ghostwriters seine Memoiren, die zur allmählichen Verklärung seiner Person beitrugen. Bereits ab der Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert galt er vielen seiner amerikanischen Landsleute als moralisch integere Persönlichkeit, die während der letzten Phase der Besiedelung des Westens dort Recht und Ordnung garantiert hatte.
Diese Sicht spiegelte sich sowohl in den unzähligen Heftromanen (Pulp Fiction), in denen er verherrlicht wurde, als auch in Westernfilmen, die ihn zu einer amerikanischen Legende werden ließen. 1929 starb Wyatt Earp im 81. Lebensjahr in Los Angeles. Die Westerndarsteller William S. Hart und Tom Mix waren Sargträger bei seiner Beerdigung. Der Schauspieler John Wayne gestand später ein, dass das Zusammentreffen mit Earp sein Selbstverständnis als Darsteller geprägt hätte.
Der Mann, der am 20. Januar 2017 nach gewonnener Wahl in das Präsidentenamt eingeführt wurde, machte sich in seiner Antrittsrede die erwähnten vermeintlichen amerikanischen Tugenden, die sich bei näherem Hinsehen als verhängnisvolle Laster erweisen (werden), direkt und indirekt zu Eigen. Bereits im Wahlkampf hatte er ähnliche Misstöne angeschlagen. Und sein Amtsverständnis scheint sich kaum zu unterscheiden von dem des Marshals, Revolvermanns und Glücksspielers Wyatt Earp, der seine amtlichen Tätigkeiten immer den eigenen geschäftlichen Interessen unterordnete.
Auch Trump begreift den Staat inklusive seiner Rechts- und Sozialordnung als Wirtschaftsbetrieb, der nur Gewinner und Verlierer kennt. Sein Vizepräsident Michael Pence, der der „radikal christlichen Rechten“ angehört, liefert sogar vermeintlich theologische Begründungen für die absurden Ideen seines Chefs: Wer glaubt, wird reich und wer reich ist, gilt als von Gott gesegnet. Die Armen tragen selbst die Schuld an ihrem Schicksal; sie haben nicht fest genug geglaubt und nicht innig genug gebetet. Deswegen bedarf es auch keiner Obamacare. Gesundheit kommt von Gott – oder eben (aus genannten Gründen) nicht.
Nahezu die Hälfte der Wähler scheint solchen abstrusen Vorstellungen zugeneigt zu sein. Darunter erstaunlicherweise auch jene, die durch den neoliberalen Kapitalismus abgedrängt wurden. Sie setzen ihre Hoffnungen auf einen Geschäftsmann, der als Glücksspielunternehmer und Immobilienspekulant exakt jener Gesinnung folgt, die Millionen an den Rand der Gesellschaft drängt. Die Ethik des Revolverschwingers Wyatt Earp scheint längst elementarer Bestandteil des „American Way of Life“ geworden zu sein.
Was aber, wenn durch einen Präsidenten, der sich vorrangig als Erster Geschäftsmann seines Landes versteht, die Widersprüche des Kapitalismus so offen zu Tage treten, dass selbst der Einfältigste darüber stolpert? Ist Präsident Donald Trump möglicherweise jener historisch notwendige Überwinder wider Willen, der eine überständige Gesellschaftsordnung gegen seine eigene Absicht in ein Tal des Jammers und der Tränen führen wird, aus dem heraus es nur ein Entrinnen geben kann – nämlich den Weg hin zu einem demokratischen Sozialismus?
Wird bei der Einführung des 46. Präsidenten/der Präsidentin in vier Jahren Joan Baez ihre Hymne auf die Kommunisten und Anarchisten Sacco und Vanzetti singen können: „Here’s for you, Nicola and Bart…“? Vielleicht nur ein schöner Traum, aber ohne einen solchen lässt sich das Trauma Trump nicht überstehen.
…fast 24 Stunden seit Inauguration und der 3. Weltkrieg ist noch nicht in vollem Gange, es haben nach meiner Kenntnis (nach Telefonat mit Freunden in den USA) noch keine Massenvergewaltigungen stattgefunden, die Weltwirtschaft ist noch nicht zusammengebrochen, Mexiko ist noch nicht annektiert und es wurde auch nicht der Krieg erklärt – kaum ein Tag im Amt und der Kerl schwächelt schon !!! Dem schreib ich nachher, was dem einfällt, solche Versprechen zu machen und dann nach noch nicht mal nach einem Tag so in Faulheit, Unvermögen und Lethargie zu verfallen wie 99% seiner Amtskollegen – insbesonders die in Europa. Hat sich mal jemand ernsthaft die Frage gestellt, was geschieht, wenn der als Monster, Vergewaltiger, Mörder, etc. (sogar an sein Äußeres geht ein Mitarbeiter der FR – das ist mieseste Argumentation von heute Herr Widmann und das macht man nicht. Über Ihr Aussehen auf dem Foto unter dem Leitartikel kann man wohl auch geteilter Meinung sein, finde nicht nur ich) es zum Guten für USA und teilweise sogar für die Welt richtet? Er schlachtet die Kapitalclique in Washington D.C.; er macht das Leben für die Bürger ein wenig gerechter; er mistet diese unsagbar unnötigen internationalen Vereinigungen aus (Augias lässt grüßen), die nur Kosten verursachen und nichts leisten wie z.B. NATO und viele mehr. Ob die (…) – angefangen von der Presse, TV, die Hinterbänkler in den Parlamenten bis hinauf in die Regierungen und deren Spitzen (einige Regierungschefs) und jeder, der glaubt, etwas zu sagen zu haben, sich dann in den Orkus begibt und in europäischer Politiker- und Journalistenart wartet, bis Gras drüber gewachsen ist, wenn es so kommen sollte anstatt zu sagen, dass die Aussagen – vielfach unter der Gürtellinie – falsch waren? Ich denke, dass die Schleimspur dann ein sehr, sehr breites Band durch Teile der Welt ziehen wird, wenn man sich wieder anstellt, um „lieb Kind“ sein zu dürfen., Wenn er dann einige wie Gregor VII in Heinrich IV Manier ein wenig in der Kälte frieren lassen würde. Darüber würde ich mich freuen ……. Täte besonders einer Dame aus D gut, die über ihn meckern lässt und ihr eigenes Volk daheim gemeinsam mit ihrem Berliner Kasperletheater nach Strich und Faden verarscht.
(…) Passage gelöscht. Bitte beachten Sie die Blog-Regeln!
Gruß, Bronski
@ Ulrich Niewiem
„Er schlachtet die Kapitalclique in Washington DC;“
Erweitern Sie das bitte auf „die Kapitalclique in den USA“, und er kann sich gleich selber schlachten.
„Er macht das Leben der Bürger ein wenig gerechter“.
Einer, der von seinem Vater als „Killer“ erzogen wurde und als skrupelloser Geschäftemacher selbst ein gerüttelt Maß an der Ungerechtigkeit der Welt Mitschuld trägt?
Sehr wahrscheinlich!
@ Ulrich Niewiem:
Ein Teil des „verarschten“ Volks, wenn auch ein sehr kleiner, hat per Glückwunschtelegramm die Dinge nach rechts gerückt. Donald Trump verfügt auch über eine Pussy in Deutschland: Frauke Petry.
Puh, wir können uns hier das satirische Pfeifen im Wald sparen und offen zugeben, dass uns diese Entwicklung Sorgen, wenn nicht sogar Angst macht. Der Koblenzer „Kongress“ versucht, ein anderes Europa zu formieren, als ich es mir wünsche. Es gibt viele Gegenbewegungen, aber diese erreichen nicht die Menschen, die diesen Vereinfachern auf den Leim gehen. Was können wir wirklich machen, um glaubwürdig dagegen zu halten?
@ I.Werner
Die mächtigen weltweiten, von Frauen organisierten Anti-Trump-Demonstrationen zeigen doch die richtige Richtung an. Die machen doch deutlich, wer „das Volk“ ist, und entlarven den, der das „wir“ okkupiert, wenn er „ich“ meint.
Respekt! Vielleicht wird es mit der „Frauen-Power“ doch noch was!
Doch meinen Sie wirklich, es käme darauf an, jeden Verblendeten zu „erreichen“? Dafür muss schon wesentlich mehraus den Fugen geraten, wie Biographien nach Kriegsende zeigen. (Und auch das reicht oft nicht aus, wie wir gerade erleben.) Solche neuen und zugleich alten Erfahrungen werden uns doch hoffentlich erspart bleiben.
Es reicht ja schon aus, wenn denen ihre Bühne genommen wird. Wofür früher der Stammtisch herhalten musste, das tobt sich heute im Internet aus. Das scheint mir das Hauptproblem zu sein, was die um sich greifende Seuche des „Postfaktischen“ betrifft, die Populisten jeglicher Couleur erst ihr jämmerliches Spiel ermöglicht.
zu @ I. Werner
Was können wir wirklich machen, um glaubwürdig dagegen zu halten?
Zu erst mit dem Geschwätz aufhören dass das Zeitalter der Fakten vorbei ist. Die Menschen die diese Leute wählen haben dafür Gründe.
Gegenüber der Presse (gerichtet aber an seine Wähler) spielt D. Trump den Rüpel. Im persönlichen Umgang gilt er als höflich und charmant. Welche Politik er machen wird, weiss zur Zeit niemand, vielleicht nicht mal er selbst.
Was ihm auf jeden Fall nützt, sind apokalyptische Vorhersagen, die dann aber nicht eintreffen.
Lieber den Trump, von dem man es weiss, dass er einer „der Kapitalisten“ ist und keinen Hehl daraus macht, als die Dame aus der Uckermark, die uns heimlich u.a. durch den Badenser an die Banken und den Bayern an die Autoindustrie verkauft und glaubt, es wird nicht gemerkt, wobei sie bei dem selbstzufriedenen Bürgertum sogar wohl recht hat. Wo bitte, Frau Ernst und Herr Mertens ist tatsächlich der Unterschied (o.k. ich gebe zu, vielleicht beim sexistischen Auftreten in diesem Beispiel).
An hans
„Die Menschen die diese Leute wählen haben dafür Gründe“ sagen Sie. Die 43,9 Prozent der Deutschen, die am 5. März 1933 NSdAP gewählt haben, werden auch ihre Gründe gehabt haben. Trotzdem hatten sie Unrecht und haben viel Leid über die ganze Welt gebracht. Die Frage ist, aus welchen Gründen treffen Menschen ihre Wahlentscheidung so und nicht anders? Was gibt den Ausschlag? Trump ist das beste Beispiel dafür, dass Fakten dabei nicht die wichtigste Rolle gespielt haben können. Er hat im Wahlkampf ja nur mit Gefühlen operiert. Auf diese Weise schafft er natürlich Fakten, indem er Luftschlösser baut, aber so kann man ja keine vernünftige Entscheidung mehr treffen, wenn man außerdem noch aufgestachelt ist durch Hass und Hetze im Netz. Herr Engelmann hat ganz recht mit seinem Stammtisch im Netz. Hier muss irgendetwas geschehen.
An Ulrich Niewiem
Sie haben in Deutschland aber nicht die Wahl zwischen Trump und Merkel. Aber abgesehen davon haben Sie sich in Ihrem Kommentar selbst ein Bein gestellt. Sie fragen, wo denn tatsächlich der Unterschied ist, zwischen Merkel und Trump nehme ich an. Dann sagen Sie: beim sexistischen Auftreten. Damit sagen Sie: das ist der Grund, Trump zu wählen. Ich glaube, damit haben Sie sogar recht. Trumps Mackergehabe hat ganz bestimmt vielen Amerikanern und auch Amerikanerinnen imponiert.
Dieses Gehabe, lieber hans, ist natürlich auch ein Fakt.
Mit dem Vergleich von Merkel und Trump (U. Niewiem) kann ich nicht viel anfangen. Zu behaupten, dass es zwischen beiden keinen großen Unterschied gäbe, ist schon sehr übertrieben.
Dem Vergleich vom früheren Stammtisch und dem Internet heute (W. Engelmann)kann ich eher was abgewinnen. Da greift allerdings der Begriff ‚Populisten‘ (‚Populismus‘) zu kurz, um das, was an bösartigen, zotischen, schäbigen und trostlosen Kommentaren im Netz ausgeworfen werden, passend zu bezeichnen.
Da Trump jetzt da ist, müssen wir ihn auf irgendeine Art und Weise schon ernst nehmen, nicht panisch reagieren, auch sich nicht in seiner Rhetorik gänzlich verfangen. Trump hat zwar ein übergroßes Mundwerk, aber unverwundbar ist er auch wieder nicht. Und auf die ersten Gespräche der führenden westeuropäischen Politiker(innen) mit Trump darf man gespannt sein. Wer und wer nicht ist selbstbewußt genug für die Interessen Europas zu sprechen, ohne Floskeln, ohne vor Höflichkeitsgesten usw. konturlos und anbiedernd dazustehen. Gleichzeitig aber mit der gebetsmühlenartigen Betonung von den europäischen Werten im Phrasenhaften stecken zu bleiben. Ganz so aussichtslos muss diese Geschichte politisch nicht enden.
Hr. Briem (leider ein wenig umfangreich, aber es geht nicht anders): Es geht weder darum, in D den Herrn Trump wählen zu können (rein gefühlsmäßig würde ich das auch nicht tun!), noch einen direkten Vergleich zwischen dem Herrn aus USA und der Dame aus D herzustellen, was ja ohnehin nicht möglich ist. Es geht darum, den Menschen in D begreiflich zu machen, dass die Dame, die vorgibt, für die Deutschen zu handeln (und wie ich glaube, hat sie darauf sogar ihren Eid ablegen müssen), es nicht tut, sondern permanent dafür sorgen lässt, dass durch Lücken in den Gesetzen den ohnehin schon Betuchten immer mehr Möglichkeiten gegeben wird, noch mehr Vorteile aus dem Staatsgefüge zu ziehen und denen, die nicht so viel, bzw. kein Geld haben, diese Sauerei auch noch mitfinanzieren aufgebürdet wird. Um es hier noch einmal zu sagen. Wäre ich reich, würde ich genauso handeln wie die, die ihren Vorteil ziehen. Es ist ausschliesslich in den Händen des Gesetzgebers, die Gesetze so zu gestalten bzw. sie nicht zu ändern – mithin: es ist von der Politik gewollt, dass die Schere immer weiter auseinander geht. Und hier ist der Unterschied. Der Herr aus USA sagt genau, was er machen will. Und ja, seine Regierung besteht aus kapitalistischen und militaristischen Hardlinern – er macht aber keine Lügen darum. Unsere Dame aus D redet ausschweifend (Märchenstunde und damit juristisch unangreifbar) um den Brei herum und macht dann trotzdem alles so, dass die den Nutzen davon haben, die ohnehin schon übervorteilt sind. Der eine macht es offen erkennbar, die andere mit Winkelzügen, Tricks, Verschleierungen, Lügen und setzt es mit dem gleichen Machtgebaren durch wie der aus USA. Beim einen weiss man es vorher, weil es angekündigt wird; im anderen Fall erfährt man es, wenn keine Chance mehr besteht, etwas ändern zu können – das meine ich übrigens mit Verarschung der Bürger auf Staatsniveau. Ich nehme es als Ausrutscher, lieber Herr Briem, dass Sie mir versuchen unterzujubeln, dass ich gesagt hätte, Herrn Trumps sexistisches Gehabe wäre Grund, ihn zu wählen bzw. gewählt zu haben…… das habe ich nicht gesagt und auch nicht geschrieben! Auf jeden Fall kann sich das als Unterscheidungsmerkmal zu unseren deutschen Schlaftabletten heranziehen lassen (eine, die Themen über Wochen und Monate aussitzt bzw. verschläft, der andere als Erbsenzähler der schwarzen Null (ich denke, dass er gerade an einem Trick sucht, wie er unsere „übrigen 6 Mrd. Euro“ an die Reichen verteilen kann und uns dann sagt: „upps“, die waren einfach dann mal so weg..) und der Lakei der Autoindustrie, der weder rechnen, noch einen Businessplan aufstellen kann und die Bürger nach Strich und Faden anlügt und Aufklärung bei wichtigen Themen systematisch verhindert. Die Frage ist was ist schlimmer; seine Bürger bewusst zu belügen oder ein wenig sexistischen Müll in der Welteschichte rumzuerzählen? Wenn er es als alternder „Blondy-Verführer“ nötig hat – was soll‘s. Dass unsere es aber nötig haben, zu lügen und zu betrügen, ist eine andere Geschichte.
An Ulrich Niewiem
Sie idealisieren Trump. Das haben sie mit ihm selbst gemeinsam. Er selbst hält sich auch für den Größten.
Wo sagt „der Herr aus den USA“ denn „genau, was er machen will“? Nichts sagt er genau. Er sagt, dass er Obamacare abschaffen will und etwas wunderbares, viel besseres anstelle davon machen will. Was ist daran genau? Er sagt „Kauft amerikanisch!“, aber was genau soll man da kaufen? Es gibt nichts rein Amerikanisches. Selbst Chrysler bezieht ungefähr die Hälfte seiner Wagenteile aus dem Ausland (Zuliefererindustrie). Er will eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen, die von Mexiko bezahlt werden soll? So ein Quatsch. Was ist daran genau? Er bezichtigt die US-Geheimdienste, die Unwahrheit über ihn zu sagen (Sexvideos, russische Hacker), und dann steht er in Langley und sagt zu den CIA-Mitarbeitern: „Ich stehe zu tausend Prozent hinter euch. Ich liebe euch alle.“ Genau!
DAS wollen Sie als Gegenentwurf zu europäischen Politikern verstehen?
Sie müssen wirklich sehr verzweifelt sein.
Apropos postfaktisch: Wie Trump mit Fakten umgehen will, hat er ja schon gezeigt. Er hat seinen Pressesprecher Spicer bei seinem ersten Auftritt versuchen lassen, der Presse den Kopf zurecht zu rücken. Nie waren bei einer Inauguration eines US-Präsidenten mehr Menschen als bei Trump! So soll es hängen bleiben. Egal, wie viele Belege es dafür gibt, dass bei Obama 2009 mehr als doppelt so viele waren.
http://www.fr-online.de/politik/trump-droht-medien,26577298,35100344.html
Künftig wird wohl Fakt sein, was Trump twittert. Alles andere ist Lüge.
@Ulrich Niewiem
Wer anderen Menschen Straftaten (Betrug) unterstellt, sollte Beweise bringen (oder den Mund halten).
Schauen wir uns mal an wie die letzten 40-45 Jahre aus Sicht der Arbeitnehmer gelaufen sind. Bis 1989 gab es einen Wettbewerb der Systeme. Der Planwirtschaft im Osten und der sozialen Marktwirtschaft in Westen. Die Arbeitnehmer bekamen jedes Jahr eine anständige Lohnerhöhung und alle 2-3 Jahre einen Tag mehr Urlaub. In der Bildzeitung konnte man jedes Jahr lesen wieviel weniger man für die Bedarfe des täglichen Lebens arbeiten muss weil die Produktivität jährlich gestiegen ist. Wenn das so weiter gegangen wäre würde heute keiner AFD oder Trump wählen. Als die Planwirtschaft dann zusammengebrochen ist, ist die Produktivität zwar weiter gestiegen, davon ist aber kaum noch was bei den Arbeitnehmern angekommen. Die soziale Marktwirtschaft lässt das Wort sozial weg und macht sich auf durch die Globalisierung die Gewinne der Unternehmen zu optimieren. Auch dadurch das die Arbeitnehmer in den unterschiedlichen Ländern gegeneinander ausgespielt wurden. Dadurch begann ein Schere bei den Einkommen aus Arbeit und aus Kapital zu entstehen. Es wäre Aufgabe der Politik gewesen da gegen zu steuern. Die Politik hat weltweit bei dieser Aufgabenstellung versagt. Wahrscheinlich deshalb weil man die Führungskräfte der Länder nach ihrer politischen Karriere zu oft in Aufsichtsräten wiedergefunden hat. In D. ist besonders rot/grün durch die Agenda 2010 als verbrannt anzusehen. Jetzt stellt sich die Frage wie sollen Leute die durch diese Entwicklung vielleicht sogar den Weg in die Arbeitslosigkeit, Leiharbeit oder Ähnliches gefunden haben politisch reagieren? In den letzten Jahren sind sie in die Wahlenthaltung gegangen. Inzwischen hat die immer weiter laufende Umverteilung von unten nach oben offensichtlich eine Größe erreicht das es dabei nicht mehr bleibt. Aus meiner Sicht haben zumindest viele die derzeit Protest wählen gute Gründe das zu tun. Es ist natürlich richtig wenn Trump sagt: Es ist eine Schande das geschlossene Fabriken wie Grabsteine in der Landschaft stehen oder ähnlich. Das er Lösungen hat für diese Entwicklung möchte ich bezweifeln, aber das eine immer größer werdende Menge sich abhängen lässt kann man eigentlich auch nicht erwarten. Ich habe die letzten Monate hier schon 2 mal die Frage gestellt was man einem Leiharbeiter sagen soll wenn er fragt warum er noch die derzeit im Bundestag vertretenen Parteien wählen soll. Ich habe darauf keine gute Antwort erhalten und selbst auch keine. ( die Linke außen vor) Die Politik lässt diese Menschen nicht nur im Stich sondern hat ja erst diesen Berufsstand erschaffen ( rot/grün). Wenn man dieses Thema nicht ernst nimmt und weiter vom postfaktischem fasselt wird man möglicherweise im September sein braunes Wunder erleben.
An hans
Sie liefern eine schöne Beschreibung eines postfaktischen Gemütszustandes, obwohl Sie glauben, faktisch zu argumentieren. Ich setze dem mal ein paar Fakten entgegen, die ich in der FR gefunden habe. Stefan Sauer hat dort vor drei Woche die deutschen Arbeitsmarktzahlen des Jahre 2016 analysiert.
http://www.fr-online.de/politik/trump-droht-medien,26577298,35100344.html
Demnach gab es noch nie so viele sozialversicehrungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland wie im Jahr 2016: rund 31,5 Mio. Die Zahl der Leiharbeitsverträge belief sich im Vergleich dazu auf etwa 961.000. Befristete Arbeitsverhältnisse gingen zurück, geringfügige Beschäftigungsverhältnisse nahmen ab. Teilzeit nahm ein wenig zu, aber etwa vier Fünftel der Frauen, die vor allem davon betroffen sind, wollen nur Teilzeit arbeiten. Wo ist die Arbeitsplatzkatastrophe, die Sie herbeizureden versuchen? Richtig ist, dass Deutschland VOR den Sozialreformen der Schröder-Regierung als „kranker Mann“ Europas gegolten hat. Es ist schwer zu sagen, wie sich die Dinge ohne die Sozialreformen entwickelt hätten.
Richtig ist, dass die Schere zwischen Arm und Reich aufgeht und dass es Umverteilung nach Oben gibt. Das bestreite ich nicht. Dass rund drei Prozent der Vollzeit Arbeitenden in Leiharbeit sind, ist für die Betreffenden unschön, kann aber allein nicht erklären, warum gerade 15 Prozent der Wähler bei der AfD ihr Kreuz machen würden. Auch nicht, wenn man sämtliche Hartz-IV-Empfänger dazu nimmt (4,3 Mio.).
Wen die Leiharbeiter wählen sollen, kann ich Ihnen auch nicht sagen, aber ihr Kreuz bei der AfD zu machen, bringt sie keiner Lösung näher. Die AfD ist nicht die Partei der Kleinen und Benachteiligten. Damit sind wir eben doch wieder beim Postfaktischen: Viele werden es trotzdem tun, um zu protestieren.
zu @ Stefan Briem
https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjXgqn3rNbRAhVMVxoKHYWyCn4QFgg2MAQ&url=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FWochenarbeitszeit&usg=AFQjCNE6HhZorOyWIxtzVHX0ce068vqZYw
Die Linken machen jedes Jahr eine kleine Anfrage im Bundestag die jedes Jahr die angeblich so positive Entwicklung am Arbeitsmarkt als Märchen entlarvt. Sie fragen nach den geleisteten Arbeitsstunden und wie die sich verändert haben. Ich habe was Wikipedia dazu sagt mal als Link eingestellt. Sie fragen wo die 15% AFD herkommen und rechnen mir das dann selbst vor? Ca 1 Million Leiharbeiter sind 3% plus ca 4 Millionen Hartz 4 Empfänger sind 5 Millionen und 3×5 = immer noch 15? oder kommen sie zu einem anderen Ergebnis? Dazu kommen die Angehörigen, Arbeitslosen und geringfügig Beschäftigten. Es geht also noch deutlich schlimmer als 15%
@ all
Bitte kehren Sie zum Thema zurück, also zu Donald Trump und seiner Inauguration.
An Bronski
Eine kleine Antwort gestatten Sie mir bitte noch, denn wie man mit Fakten umgeht, gehört zum Thema, oder?
An hans
Der FR-Artikel ist durchaus kritisch. Lesen Sie ihn ruhig mal. Rundschau bildet. Wie aber kommen Sie auf 3×5? Es muss ja wohl heißen: 3+5. Bei 62,2 Mio. Wahlberechtigten in Deutschland ergeben 5,3 Mio etwa 8,5 Prozent. Davon abgesehen ist diese Rechnung Unsinn, weil diese Menschen ganz sicher nicht alle zur Wahl gehen. Darunter werden viele Nichtwähler sein. Was bei denen, die von diesen 5,3 Mio. doch wählen gehen, entscheidend für die Stimmabgabe ist, wissen Sie ebensowenig wie ich. Diese Zahlen erklären jedenfalls die Zustimmung zur AfD nicht.
Ich glaube, dass hier etwas ganz anderes durchschlägt. Mehrere Studien – Ebert-Stiftung, Mitte-Studien, Böll-Stiftung – haben zweifelsfrei ergeben, dass es in Deutschland eine bestimmte Zahl von Menschen mit geschlossenem rechtsextremen Weltbild gibt. Damit komme ich wieder auf die USA, wo dieser latente Faschismus noch viel weiter verbreitet ist. Ich glaube, dass es diese Menschen sind, die der AfD die guten Zahlen bescheren und die für Trumps Wahlerfolg verantwortlich sind. De Ebert-Stiftung hatte 2011 oder 2012 eine Zahl von 15 Prozent ermittelt. Das entspricht ziemlich genau dem, was die AfD in den Umfragen derzeit bekommt. Diese Menschen kommen aus ihren Schneckenhäusern, weil heutzutage an allen Ecken herausposaunt wird, was man angeblich nicht mehr sagen darf. Sie fühlen sich durch den Stammtisch im Netz ermutigt und lassen die kleinbürgerlichen Masken fallen. Das sind keine Abgehängten, sozial Benachteiligten, sondern das sind schlicht Faschisten mit schlichter Weltsicht, die dir beim Bierchen erklären: Man kann ja gegen Adolf einiges sagen, aber er hat Arbeit geschaffen. Und die Autobahnen!
Das bedeutet, dass wir aufhören können, über soziale Ursachen für den AfD-Erfolg nachzudenken. Es ist einfach der braune Sumpf, der nie verschwunden ist und der sich jetzt traut, weil das Netz es möglich macht.
„Kapitalismus mit Kapitalismus bekämpfen“
Könnte sogar funktionieren , jag den Bohrturm in die Luft , um den Ölbrand zu löschen.
Angesichts des elitären Sturmlaufs gegen Trump , der selbst die Sorgen der Liberalen noch in den Schatten stellt , deutet einiges darauf hin , daß sich die Logik des Systems gegen sich selber wenden könnte . die Spaltung kommt in den oberen Etagen an.
@Stefan Briem, 22. Januar 2017 um 16:31
„Künftig wird wohl Fakt sein, was Trump twittert. Alles andere ist Lüge.“
Die Trumpsche Strategie des Umgangs mit Fakten wird in der neulich von ARTE ausgestrahlten Biografie eindrucksvoll begründet. Nach dem verlorenen Prozess wegen seiner Betrugsmanöver im Zusammenhang mit der „Trump University“ verkaufte er diesen als Sieg. (Dazu auch in der ARD Mediathek: „Milliardär ohne Tabus“, 39′-42′)
Er handelte danach entsprechend seiner beiden Devisen: (1) Jede Infragestellung der eigenen Position mit einem aggressiven Gegenangriff zu beantworten. (2) Lügen so oft zu wiederholen, bis sie als „Wahrheit“ angesehen werden. Diese Strategien hat er von seinem skrupellosen Mentor Roy Cohn (vgl. Wikipedia) übernommen, rechte Hand des berüchtigten Kommunistenfressers Mc.Carthy.
Aktuell spielt dies, wie Sie richtig andeuten, wieder eine Rolle in seinem „Krieg“ gegen „die Medien“. Für die Umdeutung der für ihn beschämenden Inaugurations-Veranstaltung in einen überwältigenden Erfolg – also einer Lüge zu einer „Wahrheit“ – mittels Drohung des Pressesprechers Spicer an „die Medien“ hat er dabei einen Begriff geprägt, der als Kandidat für das „Unwort des Jahres“ festgehalten werden sollte: „Alternative Fakten“ (Bericht ARD).
Selbstverständlich sind Erfahrungen sozialer Ungerechtigkeit, Wut und Empörung (ob berechtigt oder nicht) auch „Fakten“ der besonderen Art, mit denen sich hervorragend Politik machen lässt. Insbesondere, wenn man die Verantwortung individuellen oder kollektiven Sündenböcken („Establishment“) zuschiebt. Das haben die Nazis bereits ausgiebig bewiesen.
In diesem Zusammenhang wären zwei Aspekte einer historisch vergleichenden Untersuchung wert:
(1) Der Anteil des traditionellen Intellektuellenhasses (auch mit antisemitischen Einschlägen) in der „Anti-Establishment“-Propaganda von „Populisten“: gezielte Tabubrüche, reduzierter und hoch emotionalisiender Wortschatz.
(2) Die Fiktion der scheinbar persönlichen Ansprache über reduzierte Twitter-Tweeds, die eine trügerische kollektive Identität als Ersatz für fehlendes eigenes Selbstbewusstsein schaffen (nationalistische Haltungen als psychologisches Phänomen).
Zum Vergleich dazu bietet sich die nicht zu unterschätzende Rolle des damals erst aufgekommenen Rundfunks für die nationalsozialistische Propaganda an, die durch die unmittelbare und zugleich kollektive Ansprache Faszination verbreitete.
Fazit:
Das Phänomen des „Postfaktischen“, der „alternativen Fakten“, also der Verkehrung von Lügen in „Wahrheit“, ist alles andere als neu. Es hat im Internet-Zeitalter, mit dem Trumpismus und dem neuerlichen Populismus nur seine Erscheinungsformen geändert.
Trump – Europas große Chance.
Präsident Trump will sich und sein Land abschotten – America first. Er will siegen – immer. Und macht durch seine Körpersprache klar wie: Er ist America‘s first Fist. Der Mann, der den gordischen Problemknoten der Globalisierung mit einem Hieb durchschlagen will. Und denkt, dass wäre es dann gewesen. Er irrt sich. Die Welt ist vernetzt. Keiner kann so recht mehr ohne den anderen. Wer sich ausklinkt, steht ziemlich allein. Er wird es merken, genauso wie die Brexit-Fans von der Insel. Denn genau dorthin führt der Neo-Nationalismus. Auf eine Insel. Und ich bin sicher, nicht auf die der Glückseligen.
Und vor diesem Hintergrund hat Europa jetzt eine große Chance. Es kann zum Gegenmodell dieser reaktionären Szenerie werden. Weitermachen wie bisher geht jetzt nicht mehr. Wenn denn sogar die Bosse in Davos bemerken, dass die Globalisierung zu enormen und unhaltbaren sozialen Verwerfungen in den Nationen und der Welt geführt hat, können die Politiker doch jetzt mutig voranschreiten und eine Wende einleiten. Europa muss sich aus der ökomischen Einfalt seiner Politik befreien und zu einem Kontinent der sozialen Gerechtigkeit, der kulturellen Vielfalt, des friedfertigen Miteinanders werden. Gerade der erste aufgeführte Punkt hat doch mit dazu geführt, dass reaktionäre Neo-Nationalisten das große Wort führen können. Nicht weil sie an dieser Stelle unrecht haben, nein, hier haben sie ja recht. Doch ihre Rezepte führen in die Irre.
Wer immer der Erste – der Sieger – sein will, macht zwangsläufig den zweiten zum Verlierer. Im schlimmen Falle zum verbitterten Rivalen. Im schlimmsten Falle zum erbitterten Feind, der die Faust erhebt und vielleicht sogar zuschlägt. Das kann doch niemand wollen. Und es wird auch nicht so weit kommen, wenn Europa und seine Nationen sich besinnen und sich dem Neo-Nationalismus eines Präsidenten Trump und seiner Trittbrettfahrer in Europa mit einem neuen Internationalismus, der die großen Herausforderungen – soziale Gerechtigkeit, Frieden und Sicherheit, kulturelle Offenheit und Vielfalt, Bürgernähe- und beteiligung – gemeinsam angeht und doch so nah beim Menschen ist, dass er sich als Bürger seines Landes und Europas gleichermaßen fühlen kann.
Wenn ich mir alle Beiträge hier durchlese, wird meine Vermutung bestätigt, das letztendlich das Bauchgefühl spricht und nicht der Verstand. Und Trump ist für mich nur ein typischer Vertreter dieses Typus, verstärkt noch durch Egozentrismus und Narzismus.
Aber Trump bildet für mich auch den Typus von Amerikanern ab, von denen ich lange annahm, das sie am Aussterben waren: den provinziellen Kleinbürger, den Redneck, den Spießer, den, der sich von Fakten nicht beirren läßt sondern die Fakten nur akzeptiert, wenn diese seinem Glauben und seiner Einstellung entsprechen.
Und da entdecke ich leider erschreckende Parallellen zu uns in Europa. Galten Frankreich und die NIederlande nicht jahrzehntelang als Horte der Aufklärung, des links-liberalen Denkens? Wie passen Le Pen und Wilders hier rein? Schickt sich Polen nicht an, auch so eine Art Demokratur zu werden, wie es Ungarn und die Türkei schon vorgemacht haben? Wie erklären sich, fast 3 Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung, die Wahlerfolge und hohen Umfragewerte der AfD gerade in den neuen Bundesländern, wo ungehemmt mit faschistischen Floskeln und Vergangenheitsverklärung Stimmen eingeheimst werden? Beispiel: Höcke. Und spielt die AfD, allen voran die „künftige“ Kanzlerin Petry, nicht auch das Trumpsche Spiel „Good Cop, bad Cop“, ein bischen so wie die Union zwischen CD und CSU?
Ich befürchte, wir werden noch unser blau (es-rot-weißes) Wunder erleben. Menschen, die am eigenen Leib und im eigenen Leben merken, das es schon lange nicht mehr stimmt, und Globalisierung, Brüssel, Europa ihnen nichts gebracht hat, wenden sich eben mehr dem jetzt zunehmend vom demokratischen Kapitalismus zum pseudo-demokratischen-Populismus faschistischer Prägung mutierten Politikstil zu. Weil ersterer eben den Bauch anspricht, letzterer eher den Kopf, und auch voraussetzt, selbst Verantwortung zu übernehmen, Gemeingefühl zu entwickeln und sowohl Fakten als auch Postfakten zu hinterfragen. Leider alles anstrengend, und bedingt ein Raus aus dem alltäglichen Trott. Da ist doch der gute Onkel oder die gute Tante, die einem an der Hand nimmt, und sagt: ich kümmere mich um alles, und sorge dafür, das es Dir künftig besser geht, äußerst willkommen.
bitte im letzten Absatz, Zeile 3, ergänzen: anstelle eines demokratischen Sozialismus. Ergibt sonst keinen Sinn. Danke.
Und zu Beginn meines Beitrages meinte ich mit „Bauchgefühl anstatt Verstand“ natürlich Trump und Co., und nicht die Postings hier im Blog.
@Wolfgang Fladung
„good cop , bad cop“
Glaub ich auch , das war abgesprochen.
An D. Trump fällt auf, dass er nicht verlieren und keine Kritik ertragen kann. Das ist ja eigentlich nicht ungewöhnlich. Selbst hier im Blog, soll es ja solche geben (Nein, Frau Ernst, ich schliesse mich nicht aus.)
Doch bei D. Trump scheint das normale Maß überschritten. Er verrennt sich in offensichtlich falsche Behauptungen. Vielleicht lügt er dabei nicht einmal.
Ich glaube nicht, dass dies eine Strategie, also ein bewusst geplantes Verhalten ist. Es ist m. E. in seiner Persönlichkeitsstruktur begründet.
Wissenschaftler behaupten, dass ca. 1% aller Menschen Psychopathen sind. Im höherem Management sind es angeblich 8%. Typische Verhaltensweisen eines Psychopathen sind bei einer Karriere nützlich. Im langfristigen Schnitt kann man also damit rechnen, dass jeder 12. Präsident ein Psychopath ist. Vielleicht haben die Amerikaner diesmal einen Treffer gelandet.
Alternative Fakten??? „Wer die Wahrheit sagt, wird früher oder später dabei ertappt.“ Oscar Wilde – Schöne Grüsse aus der Ausstellung „Was ist Wahrheit?“
zu @ Henning Flessner
Zustimmung, davor habe ich am meisten Angst. Wie reagiert so ein Mensch wenn er auf ernstzunehmenden Widerstand stößt?
@hans
Ich hatte mal einen Vorgesetzten, der psychopathische Züge hatte. Am Anfang hat es ein paar Mal ordentlich geknallt. Als wir aber verstanden hatten, wie er „tickt“, konnte man sich auf ihn einstellen. Ein angenehmes Arbeiten war es immer noch nicht, aber kein Grund zum Kündigen.
D. Trump kann nicht verlieren, deshalb erzählt er jetzt den Quatsch, dass es Millionen ungültige zu Gunsten von H. Clinton gab. Die Washington Post versucht, ihm jetzt nachweisen, dass er lügt. P. Ryan, der Mehrheitsführer der Republikaner, widerspricht nicht, kann aber vor der Presse ein Grinsen nicht unterdrücken.
Wenn man mit D. Trump verhandelt, muss man ihm immer das Gefühl geben, dass er gewonnen hat, obwohl man von ihm bekommen hat, was man wollte. Gute Verkäufer oder Diplomaten können das.
@ Henning Flessner, 25. Januar 2017 um 21:13
Lieber Herr Flessner, ich frage mich, worauf dieser Vergleich nun hinauslaufen soll. –
Etwa darauf, dass ein Herr Trump nun mal Chef der Weltfirma ist und die übrigen Länder der Welt als seine Angestellten – im Sinne von Apeasement – gut daran tun, dessen Wünsche von seinen Lippen abzulesen? Anders ausgedrückt: Gefälligst den Kakao auch noch zu trinken, durch den sie gezogen werden sollen?
Natürlich ist Trump ein Psychopath. Und zumindest die größere Hälfte der US-Bevölkerung weiß dies auch. Und die andere Hälfte wird es vermutlich ahnen, doch ist ihr das schnurz egal. Die glauben entweder unerschütterlich an einen Messias, der nun mal über jegliche menschliche Gesetze erhaben ist. Oder sie erhoffen sich, wenn sie sich in ihre „patriotischen“ – besser: chauvinistischen – Gefühle hineinsteigern und ihm huldigen, dass so ein paar Brosamen auch für sie in ihrer wirklich nicht ganz einfachen Lage abfallen. Und unerschütterliches Hoffen ist auch dazu angetan, eine Ersatzrealität zu schaffen und die Gegebenheiten der wirklichen Welt radikal aus dem Bewusstsein zu verdrängen. Unsere Eltern bzw. Großeltern haben erfahren, was das heißt.
Die Frage ist also, was solches Wissen hilft und welches Verhalten daraus folgen soll.
Damit zu einem, wie mir scheint, Kernaspekt des Trumpschen Wahns: dem imaginierten bzw. inszenierten „Krieg gegen die Medien“.
Mir ist nicht in Erinnerung, dass sich jemals ein Potentat selbst so lächerlich gemacht hat wie ein Trump (bzw. sein Pressesprecher) mit der „alternativen Wahrheit“ angesichts der „Inthronisations“-Zeremonie – jedenfalls nicht, bevor er sich seiner absoluten Macht im Innern versichert hat. (Ein Hitler, ein Mussolini, ein Stalin hatten, als ihr Wahn offenbar wurde, ihre Macht schon längst durch Terror abgesichert.)
Warum also ist ein Trump und seine Administation so tief erschüttert, mit der Tatsache konfrontiert zu sein, dass seine eingebildete messianische Wirkung – vorsichtig ausgedrückt – sich in Grenzen hält? Psychologisch: Offenbar, weil damit das eigene Selbstbild aus den Fugen gerät und durch ein Wahnbild („Ich gegen den Rest der Welt“) wieder hergestellt werden muss.
Politisch freilich ist das gefährlicher. Noch sind die USA ja eine Demokratie, in der sowas wie Gewaltenteilung existiert. „Lügenpresse“, „Krieg gegen Medien“ usw. kann in seinem „rationalen“ Kern nur eine Funktion haben: Massen manipulierbar zu machen und demokratische Institutionen, die dem eigenen Machtanspruch entgegenstehen, durch Wahnbilder und wohlklingende Slogans von „direkter Demokratie“ auszuhebeln. Denn das ist die Voraussetzung dafür, dass das Bewusstsein vom programmierten Scbeitern des protektionistischen Ansatzes in einer völlig vernetzten Welt möglichst lange hinausgeschoben wird.
Vergleiche wie dem eingangs zitierten mit einem „Vorgesetzen Trump“ dienen dabei ausschließlich dazu, bei diesem Manöver hilfreich zur Seite zu stehen.
Noch eins zum Faschismus-Vergleich (etwa von Herl angesprochen). Der hinkt natürlich, schon weil die Voraussetzungen heute völlig andere sind.
Das faschistische System „funktionierte“ zeitweise nur deshalb, weil es – ökonomisch wie politisch – bedingungslos auf Expansion ausgerichtet war. Faschismus-Analysen (und ich habe sehr viele davon gesehen) zeigen, dass Hitlers ökonomisches „System“ schon sehr früh zusammengebrochen wäre, wenn nicht
(1) das Bündnis mit dem aggressivsten Teil des Kapitals („Harzburger Front“) geschmiedet worden wäre,
(2) die notwendigen ökonomischen Ressourcen durch hemmungslose Kriegspolitik erschlossen und Arbeitssklaven zugeführt worden wären,
(3) die Bevölkerung durch Wahnbilder von nationalem „Sozialismus“ verblendet und eingebunden worden wäre und
(4) die anfänglichen Erfolge (zu dem „Apeasement-Politik der Westmächte auch beigetragen hat) den Schein des „Führers“ als neuem, über menschliche Maßstäbe erhabenen Messias gestützt hätten.
Bei vielen Ähnlichkeiten mit heutigen Populisten (etwa Verdummungsstrategien, ultraliberale Politik im Sinne des Kapitals als im Interesse des „Volkes“, besonders der „Benachteiligten“ zu verkaufen), sind die Unterschiede nicht zu übersehen: Nationaler Protektionismus ist dem auf Expansion ausgerichteten NS-System gerade entgegengesetzt. Und er wird in einer globalisierten Welt, die nicht einfach zurückgedreht werden kann, auch daran scheitern.
Die Frage ist freilich, wieviel Unheil bis dahin angerichtet sein wird, und wie dieses zumindest in Grenzen gehalten werden kann. Mit Beschwichtigung und Verschleierung, mit freiwilliger Unterwerfung unter das perfide Trumpsche Spiel im Interesse der Selbstbestätigung eines Psychopathen mit Sicherheit nicht.
@Werner Engelmann
Sie haben mich vollkommen missverstanden.
„Und unerschütterliches Hoffen ist auch dazu angetan, eine Ersatzrealität zu schaffen und die Gegebenheiten der wirklichen Welt radikal aus dem Bewusstsein zu verdrängen. Unsere Eltern bzw. Großeltern haben erfahren, was das heißt.“
Ist das an meine Adresse gerichtet? Wollen Sie mir vorwerfen, der Wegbereiter eines neuen Faschismus zu sein?
@ Henning Flessner, 26. Januar 2017 um 14:36
Eine Antwort erübrigt sich eigentlich. Denn das wäre absurd und völliger Blödsinn.
Ich spreche auch nirgendwo von Ihnen, sondern von einem Vergleich, den Sie ansprechen. Und führe den nach Trumpschem Denken weiter. Das es erstmal zu begreifen gilt, wenn man was dagegen ausrichten will.
Nach allem, was wir wissen, ist nach diesem Denken die ganze Welt nichts weiter als eine Firma, in der er der Boss ist und seine „Deals“ in seinem Sinne tätigt. Deshalb ist eine Übertragung solcher Erfahrungen, wie Sie sie schildern – die ich keineswegs bezweifle – auf eine völlig andere politische Ebene auch so gefährlich, weil damit solches Denken automatisch akzeptiert und die eigene Rolle dem angepasst wird.
Eben das passiert ja, wie gerade heute berichtet, bez. der „mexikanischen Mauer“, bei Republikanern im Kongress, die sich noch vor kurzem so Trump-kritisch gaben und sich ihm nun reihenweise „der Macht“ anpassen, obwohl sie ihm in keiner Weise untergeordnet sind.
So werden Verhaltensweisen, die psychologisch aus einem Abhängigkeitsverhältnis resultieren (in der Linguistik „asymetrische Kommunikation“ genannt) zu politischen Verhaltensweisen (Unterordnung unter den „Stärkeren“) und damit zu politischen Fakten.
Das hat mit Diplomatie nichts mehr zu tun, was die Kunst des gegenseitigen Interessenaustauschs ist, wobei es keine Gewinner und keine Verlierer gibt. Das Trumpsche Verständnis von „Deals“ ist damit weder vereinbar noch kann auf diese Weise etwas erreicht werden.
Dies belegen sowohl alle Berichte zu seinem skrupellosen Geschäftsgebaren als auch seine Wahlkampfauftritte und seine ersten Maßnahmen, vor allem gegenüber Mexiko: Bei seinen „Deals“ darf es nur einen Gewinner geben, und das ist immer er. Daher auch auschließlich bilaterale „Deals“ und keine internationale Abkommen, weil er nur so seine Überlegenheit ausspielen und andere an die Wand drücken kann.
Eben das ist das Profil eines pathologischen Egomanen, für den er selbst, sein Interesse und seine Selbstbestätigung der einzige Maßstab ist. Da ist – wie inzwischen ebenso deutlich geworden ist – auch kein Platz für Veränderung oder Anpassung an sein Amt. Und noch viel weniger für Einsatz für Schwächere und Bedürftige.
Der Spruch seiner Antrittsrede „Ich gebe die Macht an das Volk zurück“ ist so ziemlich der demagogischste, den man sich vorstellen kann. Denn was als „authentisch“ missverstanden wird, ist nichts anderes als der unverblümte Ausdruck seiner Befindlichkeiten als Egomane, bei denen Befindlichkeiten anderer oder Empathie nicht die geringste Rolle spielen.
Berichte von seinem verbindlichen Verhalten im privaten Bereich passen zudem durchaus in dieses Bild (hat es übrigens bez. Hitler auch gegeben). Auch diese Doppelgesichtigkeit gehört zum Erscheinungsbild eines Psychopathen.
Im Übrigen beruhen meine Einschätzungen u.a. auch auf persönlichen Erfahrungen im Umgang mit einer Psychopathin. Aber dazu vielleicht ein andermal.
Mein letzter Beitrag scheint nicht angekommen zu sein, darum hier nochmal.
@ Henning Flessner, 26. Januar 2017 um 14:36
Ich weiß nicht, wie Sie auf einen solchen absurden Verdacht kommen, da der Kontext doch völlig eindeutig ist.
Das genannte Zitat bezieht sich völlig unmissverständlich auf den unmittelbar davorstehenden Satz „Oder sie erhoffen sich…“, im Zusammenhang auf Hoffnungen von Trump-Wählern.
Dass auch hier und auch nicht auf Trump selbst (wie Herl es tut), ähnlich auch bei AfD-Wählern, nicht unmittelbar auf faschistisches Verhalten geschlossen werden darf, stelle ich im letzten Teil ebenso klar. Parallelen sehen darf man allerdings bez. Projektionen auf einen „Hoffnungsträger“, der das exakte Gegenteil von dem repräsentiert, was der Hoffende sich erhofft. Das war bez. des Faschismus erwiesenermaßen der Fall und ist es bez. auf Trump mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Beispiele für sich anbahnenden Wirklichkeitsverlust sind das Ignorieren von Umweltproblemen oder die Hoffnung, strukturbedingte Beschäftigungsprobleme (durch Globalisierung, Rationalisierung, Digitalisierung) durch bornierten Protektionismus und Chauvinismus beseitigen zu können.
Zum Verhalten gegenüber Trump:
Auch hier spreche ich nirgendwo von Ihnen, sondern von dem Vergleich mit Erfahrungen im Umgang mit einem Psychopathen in einem Abhängigkeitsverhältnis, wobei ich diese in keiner Weise bezweifle. Problematisch und gefährlich ist aber die Übertragung auf den politischen Bereich, dem Verhältnis voneinander unabhängiger Staaten zueinander. Deshalb führe ich diesen Vergleich nach dem Trumpschem Muster weiter, um zu zeigen, was er impliziert. Dieses muss man erstmal begreifen, wenn man etwas dagegen ausrichten will.
Nach allem, was wir wissen, ist nach Trumpschen Denken die ganze Welt nichts weiter als eine Firma, in der er der Boss ist und seine „Deals“ in seinem Sinne tätigt, ohne jede Rücksicht auf andere. Bei seinen „Deals“ darf es nur einen Gewinner geben, und das ist immer er. Daher auch auschließlich bilaterale „Deals“ und keine internationale Abkommen, weil er nur so seine Überlegenheit ausspielen und andere an die Wand drücken kann. Da ist – wie inzwischen deutlich geworden ist – auch kein Platz für Veränderung oder Anpassung an sein Amt. Und noch viel weniger für Einsatz für Schwächere und Bedürftige.
Eben das ist das Profil eines pathologischen Egomanen, für den er selbst, sein Interesse und seine Selbstbestätigung der einzige Maßstab ist. Und es ist auch ein Merkmal für den Trumpschen Chauvinismus, den man auch so benennen und nicht verharmlosend als „Patriotismus“ oder „Nationalismus“ abtun sollte.
Eben dies gilt es zu begreifen, um von den Illusionen Abschied zu nehmen, die die in den zahllosen Beschwichtigungsversuchen im Sinne von „Apeasement“ zu erkennen sind.
Die Übertragung von Erfahrungen aus einem Abhängigkeitsverhältnis auf die diplomatische Ebene im Verhältnis unabhängiger Staaten ist deshalb so gefährlich, weil sie auch die eigene Abhängigkeit psychologisch überträgt und das Abhängigkeitsverhältnis verstärkt. So werden Verhaltensweisen, die psychologisch hieraus resultieren (in der Linguistik „asymetrische Kommunikation“ genannt) zu politischen Verhaltensweisen (Unterordnung unter den „Stärkeren“) und damit zu politischen Fakten.
Ein ähnliches Verhalten ist, wie gerade jezt berichtet, im Opportunismus von Republikanern im Kongress bez. der „mexikanischen Mauer“ zu beobachten, die sich noch vor kurzem so Trump-kritisch gaben und die sich ihm nun reihenweise „der Macht“ anpassen, obwohl sie Trump in keiner Weise untergeordnet sind.
Das alles hat mit Diplomatie nichts mehr zu tun, was die Kunst des gegenseitigen Interessenaustauschs ist, wobei es keine Gewinner und keine Verlierer gibt. Das Trumpsche Verständnis von „Deals“ ist damit weder vereinbar noch kann auf diese Weise etwas erreicht werden. Dies belegen sowohl alle Berichte zu seinem skrupellosen Geschäftsgebaren als auch seine Wahlkampfauftritte und seine ersten Maßnahmen, vor allem gegenüber Mexiko.
Der Spruch seiner Antrittsrede „Ich gebe die Macht an das Volk zurück“ ist so ziemlich der demagogischste, den man sich vorstellen kann. Denn was als „authentisch“ missverstanden wird, ist nichts anderes als der unverblümte und rücksichtslose Ausdruck seiner eigenen Befindlichkeiten als Egomane, bei denen Befindlichkeiten anderer oder Empathie nicht die geringste Rolle spielen.
Berichte von seinem verbindlichen Verhalten im privaten Bereich passen zudem durchaus in dieses Bild (hat es übrigens bez. Hitler auch gegeben). Auch diese Doppelgesichtigkeit gehört zum Erscheinungsbild eines Psychopathen.
Im Übrigen beruhen meine Einschätzungen u.a. auch auf persönlichen Erfahrungen im Umgang mit einer Psychopathin (nachgewiesen durch von unabhängige ärztlich-psychologische Atteste. Aber dazu vielleicht ein andermal.
@Werner Engelmann
Wenn Sie auch schon mal mit einem Psychopathen zu tun hatten, werden Sie mir vielleicht zustimmen, dass es kontraproduktiv ist, ihm in seinem Wahn zu bestätigen.
Ich bin kein Diplomat, habe aber Jahrzehnte im Verkauf von grossen Projekten verbracht. Wenn am Ende der Verhandlungen beide Seiten das Gefühl haben, dass es keine Gewinner und keine Verlierer gibt, sind die Verhandlungen nicht optimal gelaufen. Beide Seiten müssen das Gefühl haben, dass sie gewonnen haben (einen guten Deal gemacht haben). Das scheint widersprüchlich zu sein, ist es aber nicht, da jeder in seiner eigenen Welt lebt, was besonders für Psychopathen gilt.
Herr Fladung, Sie haben, wenn ich Sie richtig verstanden habe, recht mit Ihren Zweifeln an aktuellen Zuständen in der Gesellschaft und auch an den Zuschreibungen der Figur Trump (23.01.). Es ist wie diese Wiederkehr des Vergangenen. Alles was auf der Strecke liegen geblieben ist, taucht wieder auf (dazu siehe auch Essay von Markus Decker „Aus der Traum“, FR 21.01.).
@ Henning Flessner, 27. Januar 2017 um 12:15
„Beide Seiten müssen das Gefühl haben, dass sie gewonnen haben (einen guten Deal gemacht haben). Das scheint widersprüchlich zu sein, ist es aber nicht, da jeder in seiner eigenen Welt lebt, was besonders für Psychopathen gilt.“
Eben dies gilt es zu aufzuklären, wobei eigene Hoffnungen und Erwartungen nicht auf einen Psychopathen projeziert werden dürfen. Da dessen Gefühlsebene eine völlig andere ist, wird er nur das als „guten Deal“ ansehen, wenn er meint, den anderen in der Hand zu haben und somit jederzeit erpressen zu können.
Wikipedia definiert wie folgt:
„Psychopathie bezeichnet eine schwere Persönlichkeitsstörung, die bei den Betroffenen mit dem weitgehenden oder völligen Fehlen von Empathie, sozialer Verantwortung und Gewissen einhergeht. Psychopathen sind auf den ersten Blick mitunter charmant, sie verstehen es, oberflächliche Beziehungen herzustellen. Dabei können sie sehr manipulativ sein, um ihre Ziele zu erreichen. Oft mangelt es Psychopathen an langfristigen Zielen, sie sind impulsiv und verantwortungslos.“
Das trifft den Nagel auf den Kopf und deckt sich völlig mit meinen Erfahrungen. Die Tatsache, dass eigenes Entgegenkommen, Begegnung auf gleicher Ebene, Empathie einem Psychopathen als Bestätigung dient, den anderen manipulieren zu können, war auch für mich eine nicht leicht zu ertragende Erfahrung (umso mehr, als es sich um eine Verwandte handelte). Die Palette der Erpressungsmanöver bei Fortsetzung eines solchen Verhältnisses reicht von Bittstellungen über Hassausbrüche und Denunziation bis zu Selbstmorddrohungen als Mittel, „schlechtes Gewissen“ zu erzeugen.
Schlimmer noch der Fall einer Nachbarin (Psychologin von Beruf), die einen (damals ca. 12jährigen) Jungen adoptieren wollte und sich vorgenommen hatte, ihm wenigstens Ansätze von „Empathie“ gegenüber der eigenen Pflegemutter zu vermitteln. Und die damit völlig gescheitert ist.
Im Fall von Trump lässt sich jedes der von Wikipedia genannten Merkmale vielfach belegen. Was die Verantwortungslosigkeit betrifft, jagt ja zur Zeit gerade eine Horrormeldung als Bestätigung die andere. Wie auf einer solchen Ebene gedeihliche Beziehungen zwischen Ländern, die ein Trump gerade massiv zerstört, überhaupt möglich sein sollen, müsste erst einmal nachgewiesen werden.
@ Henning Flessner
„Beide Seiten müssen das Gefühl haben, dass sie gewonnen haben (einen guten Deal gemacht haben). Das scheint widersprüchlich zu sein, ist es aber nicht, da jeder in seiner eigenen Welt lebt, was besonders für Psychopathen gilt.“
Das klingt für mich so, als sei ein gewisses Maß an psychopathischem Empfinden in der Geschäftswelt normal und notwendig. Das erschreckt mich. Gibt es nicht das Bestreben nach einer sogenannten Win-Win-Situation, in der beide Seiten zufrieden nach Hause gehen, auch wenn sie nicht glauben, den anderen über den Tisch gezogen zu haben? Oder sind die Psychopathen die erfolgreichsten Geschäftemacher?