Liebe Leserinnen, liebe Leser! Es ist an der Zeit, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Am 5. Dezember 2015, also vor fast einem Jahr, startete das FR-Projekt „Ankunft nach Flucht“. Sie, liebe Leserinnen und Leser, waren und sind eingeladen, mir Ihre Zeitzeugenberichte zu schicken. Es ging und geht um die Zeit
Schlagwort: Vertriebene
Bruchlinien zwischen den Siedlergruppen von Heidemargreth Spielbrink-Uloth . Ein eigenes Plumpsklo war tatsächlich eine Art Luxus. Fast überall mussten sich viele Menschen den noch vorhandenen Wohnraum teilen und damit auch die sanitären Anlagen. Auf dem Lande war das Misstrauen möglicherweise größer als in den Städten. Die Situation unterschied sich jedoch
Entscheidend war der Neuanfang von Karl Pfeil . Elisabeth war gerade mal 25 Jahre jung als sie 1945 ihre Heimat verlassen musste. Sie musste fliehen, denn sie wurde vertrieben. Ein Opfer der Benesch – Dekrete. Ein Opfer des Aussig – Massakers. Elisabeth blieb keine Zeit mehr. Sie musste lieb gewonnene
„Die Milch brauchen wir für die Katzen“ von Gisela Kramm . Allen Flüchtlingen wünsche ich Erinnerungen, die für das ganze Leben ähnlich Zuversicht spenden können wie das Flüchtlingsheim, das ich als Kind erlebt habe. Als Zweijährige kam ich Ende 1945 mit meiner Mutter und meiner älteren Schwester in ein Flüchtlingsheim
„Wir nehmen hier keine Zigeuner“ von Wilfried Böhm . 1931 kam ich in Spachendorf, Kreis Freudenthal / Ostsudetenland zur Welt. Mein Vater war in dem Ort Lehrer, meine Mutter führte den Haushalt und ich hatte einen zwei Jahre älteren Bruder. Wir wohnten von 1937 bis zur Vertreibung in einem Einfamilienhaus.
Geschichte vom Fremdsein von Renate Stoffer . Ich wurde im November 1944 in einer Kleinstadt der ehemaligen Tschechoslowakei geboren. Bis zum Krieg lebte meine sudetendeutsche Familie nach eigenen Aussagen gut mit den tschechischen Nachbarn zusammen. Man hatte tschechische Freunde, meine Mutter besuchte eine tschechische Schule, meine Großeltern führten ein mittelständisches
Wir lebten in Bunkerkabinen ohne Tageslicht von Rolf Rand . Ich bin 1947 in einem Dorf in Sachsen geboren. Wegen Arbeitslosigkeit meiner Mutter sind sie und ich im Frühjahr 1951 aus der DDR geflohen. Im strömenden Regen gingen wir durch einen kleinen Grenzfluß und waren im „Westen“. Mit zwei Koffern
Fleisch gab es nur einmal pro Woche von Doris M. Keil . Mein Name ist Doris Maria Keil. Geboren wurde ich am 24. August 1944 als Doris Maria Blaha in Prag (die Blaha aus Praha). Meine Mutter Irene Maria Blaha musste von meinem leiblichen Vater (einem deutschen Wehrmachtsangehörigen) vierzehn Tage
Wir konnten sogar ein Ferkel großziehen Von Gertrud Stawski . Erste Maitage 1945. Plötzlich Stille. Die seit Ende Januar heulenden Stalinorgeln, mit denen die Rote Armee das von Hitler zur Festung erklärte Breslau beschoss, schwiegen. Sie hatten Tag und Nacht geheult. Ein beängstigendes Geräusch, das wir auch in Waldenburg, heute
Der Tommy kam eher, als wir dachten Von Irmgard Nern und Gabriele Schreib Schleswig, d. 3. Mai 1945 Heute Nacht bekamen wir gleich die erste stählerne Begrüßung der Tommies in Form von Bomben auf den Schleswiger Flugplatz. Ab und zu knallte es ganz schön. Schon während des ganzen Abends schossen
Nicht immer willkommen Von Josef Heieis und Irmtraud Gemmer . Ich muss vorwegnehmen, dass es zwischen der „Flucht“ meiner Vorfahren und den heutigen Flüchtlingen aus dem Nahen Osten keine Parallelen gibt. Meine Vorfahren, darunter mein heute noch lebender fast 93-jähriger Vater, waren keine Flüchtlinge aus Eigeninitiative, sie wurden vertrieben aus
Eine Willkommenskultur ist mir nicht erinnerlich von Jürgen Malyssek . Es war schwierig, immer wieder neu ankommen zu können. Orts- und Schulwechsel als Lebensweg. Ich bin als Soldatenkind* einer norwegischen Mutter und eines deutschen Vaters in Norwegen geboren, am 31. August 1945 im Internierungslager für vormals stationierte deutsche Soldaten in
Plötzlich gab es Namen wie Hajek, Platzek und Blahout von Ulrike Ebner . 1943 wurden meine Eltern und ich (Jahrgang 1941) in Nürnberg ausgebombt. Wir fanden eine Bleibe in einem ca. 50 km entfernten Ort in der Fränkischen Alb bei Greding. Auch die Schule, in der mein Vater in Nürnberg
Kartoffelkäfer und andere entzückende Titulierungen Von Helga Wöll . Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 wurde Danzig polnisch. Als Deutsche waren wir dort nicht mehr gelitten, sondern ohne Pardon rausgeschmissen. Am Heiligen Abend 1945 bestieg ich im Alter von 14 Jahren zusammen mit meiner Mutter, meinem elf
Heimatliche Gefühle Von Gudrun Nositschka Vor meiner Einschulung im Frühjahr 1948 zog eine Familie mit Sohn Jürgen ins Haus ein. Vertrieben aus Königsberg/Ostpreußen. „Sie haben ihre Heimat verloren. Schrecklich!“, erklärte mir meine Oma. Vielleicht weint die Frau deshalb manchmal, dachte ich, weil sie keine Heimat mehr hat. „Haben wir eine
Vier Strohsäcke und eine Handvoll Nägel von Gerhard Krause . Ich bin in Danzig geboren worden, wir lebten im Ostseebad Zoppot. Mein Vater war alter Kämpfer in der SA, er brachte es bis zum Ortsgruppenleiter. Als ich zehn Jahre alt war, sollte ich zur Oberschule der Hitlerjugend. Meine Eltern mussten
Handgreifliche Auseinandersetzungen Von Klaus Philipp Mertens . Die 50er Jahre habe ich, dessen Familie nicht flüchten musste, dennoch als ein Jahrzehnt der Flüchtlinge und des Fremdseins erlebt. Und das vielfach aus einer unmittelbaren Beobachterposition heraus, manchmal sogar als direkt Beteiligter. Ich bin in Dortmund geboren und dort auf aufgewachsen. Meine
Monatelange Lageraufenthalte Von Gregor Böckermann . Am 1. Mai 1946 mussten wir in einer Viertelstunde unsere Heimat in Pommern verlassen. Da mein Vater gebürtiger Südoldenburger war, kamen wir nach monatelangen Lageraufenthalten zu Verwandten und dann zu einem Bauern in Dümmerlohausen, der einen Schweinestall für unsere siebenköpfige Familie umbaute. Dort verbrachte
Das kleine Zimmer gleich hinter dem Misthaufen (Originaltitel: Heim ins Reich) von Rudolf Reeh . Heim ins Reich — so lautete der zynische Nachruf der Tschechen für uns bei der Vertreibung aus dem Sudetenland. Welche Vorstellung hat ein Elfjähriger vom damaligen Reich, in das er ‚heimkehren‘ sollte? In Erinnerung hatte
„Von mir aus können Sie verrecken“ Von Helga Brutscher . Anfang März 1945 ist die Schwester meiner Mutter, aus Ostpreußen vor den Russen geflohen und kam mit ihren 2 Söhnen nach Liepen in Pommern, wohin wir aus dem zerbombten Stettin umgesiedelt worden waren. „Nur fort gen Westen“ warnte sie vor