Wird die „Linke“ noch benötigt?

Die Parteienlandschaft in Deutschland steht vor grundlegendem Wandel. Ich bezweifle, dass die Partei „Die Linke“ eine Kraft im Parteienspektrum bleiben wird. Zu wünschen wäre dies wohl, aber dieser Partei gelingt es augenscheinlich nicht, sich auf ein verbindendes Projekt zu einigen. Und das liegt nicht zuletzt an Sahra Wagenknecht und ihren Ambitionen.

Um nicht missverstanden zu werden: Politiker:innen sollen und müssen ehrgeizig sein, keine Frage. Sie sollen und müssen aber auch erkennen, wenn sie ihre persönlichen Ambitionen zugunsten eines größeren Ganzen zurückstellen sollten. Das nützt letztlich auch ihren eigenen Vorhaben, Sahra Wagenknecht ist allerdings ein Mensch, die sich selbst ständig in den Vordergrund spielt. Dabei geht es nicht um Inhalte, auch wenn wortreich das Gegenteil behauptet wird, sondern es geht um Sahra Wagenknecht.

Dieses Verhalten ist fatal und schadet der Partei. Bei der AfD ist übrigens Ähnliches zu beobachten, aber der rechte Corpsgeist verhindert anscheinend ein ähnliches Auseinanderfallen, wie es jetzt bei „Der Linken“ zu beobachten ist. Die Partei „Die Linke“ erledigt sich gerade selbst – mit Hilfe von Sahra Wagenknecht.

Der Versuch, eine Bewegung in Gang zu bringen ist ehrenwert. Das hat Wagenknecht schon mit „Aufstehen!“ versucht. Hat aber nicht funktioniert. Warum nicht? Weil die linken Menschen in Deutschland vor allem eines lieben: andere Linke zu zerfleischen. Im Streit miteinander übersieht man die gemeinsamen Ziele. Kompromissfähigkeit ist allerdings etwas, was Demokratie ausmacht. Wir erleben gerade am Beispiel der Grünen und dem „Asylkompromiss“, wie schwierig das sein kann. Mal sehen, was diese Partei mit sich machen lässt. Die deutsche „Linke“ gehört von nun jedenfalls zu den Totegesagten, und daran trägt eine Person maßgeblich Schuld: Sahra Wagenknecht. Und dann komme all die anderen, die nicht kompromissfähig waren.

Es gibt in der Biologie ein – zumindest behauptetes, aber gut unterfüttertes – Konzept, das auf den Namen „Evolution“ getauft wurde. Denkvater: Charles Darwin. Übertragen auf die Politik wage ich den Einwand: Parteien, die keiner braucht, werden verschwinden. Demnächst die „Linke“. Leider. So wie die sich aufspielt.


Linke ohne Wagenknecht wird nicht benötigt


Wenn eine Wagenknechtintimfeindin wie Katja Kipping ungescholten erklären darf, „unsere Aussage zur Nato ist von der Zeit überholt“ (FR 28.3.23, S. 5), dann denke ich: Deutschland braucht eine laue Linke ohne Wagenknecht so wenig wie wendehälsische Grüne, die sich 1999 von Joschka Fischer in den völkerrechtswidrigen Natokrieg gegen Serbien führen ließen.
Die Nato übt Faustrecht, vor dem Minister Pistorius nur indopazifische Staaten warnt. Der Verkauf der eigenen Prinzipien an die „Zeit“, also die angebliche „Zeitenwende“, führt in die Insolvenz, weil die Mehrheit der Wahlberechtigten das Gegenteil dieses neuen Bellizismus braucht. Auch die SPD darf sich nicht wundern, wenn sie von der als Friedenspartei verkleideten AfD überholt wird.

Friedrich Gehring, Backnang

Überzogene Hypermoral

Die Genossin Wagenknecht hat’s gut. Sie hat den Kapitalismus verstanden, sie war sehr lernfähig. Sitzt im Bundestag, wo man sie selten sitzen sieht. Ausgestattet mit allen Annehmlichkeiten und einer schmalen Diät. Da lässt es sich gut für das Proletariat kämpfen. Sie kann nebenbei ihren Narzissmus pflegen, verdient gut und ärgert seit Jahren ihre Partei. Die lässt sich das gefallen, weil Wagenknecht die beste Rednerin ist. Sie ist kein Knecht und zieht auch keinen Wagen.
Sie ist natürlich nicht die Einzige,die das Bundestagsmandat nutzt, um den für sie wirklich wichtigen Dingen nachzugehen. Viele aus den anderen Parteien wissen das ganz gut. Ohne schlechtes Gewissen und ohne Moralinsäure. Es ist normal. Den bösen Kapitalismus ständig bekämpfen, gepaart mit dieser Hypermoral, davon aber sehr gut leben können, das hat was Unwiderstehliches.

Gerhard Bayer , Ludwigshafen

Rechte Sprüche und Ausländerfeindlichkeit

Als Sozialdemokrat und Internationalist begrüße ich ausdrücklich den einstimmigen Beschluss des Linken-Vorstands, mit dem Sahra Wagenknecht zur Rückgabe ihres Bundestagsmandats aufgefordert wird. Wagenknecht vertritt schon seit geraumer Zeit Positionen, die mit einer sich als links definierenden Partei nichts zu tun haben. Nicht umsonst fühlen sich etliche AfD-Wähler von Wagenknechts teils erheblichen ausländerfeindlichen Argumenten angesprochen.
Kann gut sein, dass die Partei vor einer Zerreißprobe steht, wenn Wagenknecht ihre vagen Ankündigungen bezüglich der Gründung einer eigenen Partei wahrmachen und versuchen sollte, die Partei zu spalten und weiter ihre rechten Sprüche abzusondern. Meine Überlegung als SPD-Mitglied läuft darauf hinaus, dass die Demokratische Linke in der SPD durch eine Verstärkung ihrer Basis in den derzeit relevanten Debatten etwa um die Asylrechtsverschärfung aus einer stärkeren Position heraus auftreten könnte und die SPD sich auch wieder ihrer demokratisch-sozialistischen Positionen bewusst werden könnte.

Manfred Kirsch, Neuwied

Getrübte Optik

Sahra Wagenknecht ist eine Blenderin, die vor allem von politisch Randständigen mit getrübter Optik positiv wahrgenommen wird.
Das von ihr und Alice Schwarzer verfasste „Manifest für Frieden“ beklagte im Februar dieses Jahres den militärischen Widerstand der Ukraine gegen den Aggressor Russland und riet sowohl den Überfallenen als auch dem Westen dazu,, nicht auf Waffen, sondern auf Diplomatie zu setzen.
Für die prominente Linke war diese Aktion vor allem ein Baustein in ihrem Vorhaben, eine neue Partei zu gründen. Die halbe Million Unterstützer stufte sie als potenzielle Mitstreiter ein. Derzeit quält sie ihre Gefolgschaft, aber auch ihre bisherige Partei, mit bedeutsamem Schweigen über ihre Pläne.
Doch sie könnte sich verrechnet haben. So wie bei der Gründung der Sammlungsbewegung „Aufstehen“ im September 2018. Dieser mangelte es von vornherein an einem klaren Programm, an durchschaubaren Strukturen, vor allem an demokratisch legitimierten Deputierten. Bereits wenige Monate nach der von den Medien aufmerksam begleiteten Gründung waren von Sahra Wagenknecht lediglich noch Durchhalteappelle zu hören.
Angesichts der Hunderttausende Menschen, die 2015/16 nach Europa flüchteten, sowie der Corona-Pandemie erwies sie sich als hilf- und konzeptionslos. Unfähig, auf diese Fragen politisch zu antworten, griff sie zu populistischen Phrasen, die faktisch einer Anbiederung an die AfD gleichkamen und diese stärkten.
Vor Sahra Wagenknecht muss niemand Angst haben. Denn sie hat vor allen Herausforderungen kapituliert, versagt.

Klaus Philipp Mertens, Frankfurt

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2 Kommentare zu “Wird die „Linke“ noch benötigt?

  1. Es ist wahrlich ein Trauerspiel, das sich bei den Linken ergeben hat. Leider findet sich dieses in einer Tradition seit Bestehen der organisierten Arbeiterbewegung mit dem Ergebnis, dass die Rechten immer wieder davon profitiert haben.

    Wie bereits in der Vergangenheit hier ausgeführt, sollte ein Großteil der Linken sich überlegen, zur SPD zurückzukehren, während der andere Teil sich ja der Neugründung von Sarah Wagenknecht anschließen kann.

  2. Ich hatte gestern einen Kommentar geschrieben, der aber wohl scheinbar verschwunden ist.
    Ob durch ein technisches Versehen oder durch Zensur?
    Keine Ahnung , es ist mir auch sch…egal!

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