Rückhaltlos aufklären, bewerten und dann Konsequenzen ziehen – so wollte Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg mit dem Todesfall auf der Gorch Fock umgehen. Die Konsequenzen hat er schon mal gezogen. Aufgeklärt ist nocht gar nichts. Zu Guttenberg wollte wohl Tatkraft demonstrieren, indem er den Kapitän des Segelschulschiffs mal eben suspendierte. Oder aber er wusste bereits mehr und kannte die Hintergründe bereits, noch bevor das Ermittlerteam an Bord der Gorch Fock eingetroffen war. Oder ging ihm die Düse, weil er plötzlich nicht mehr Liebling der Bildzeitung war? Eine Panikreaktion?

Die Kadettin Sarah Lena S. war am 7. November (!) aus der Takelage aufs Deck des Segelschulschiffes gestürzt – aus 27 Metern Höhe. Vor dem Aufentern hatte sie einem Offizier gesagt, dass sie nicht mehr könne. Sie solle sich nicht so anstellen, soll der Offizier geantwortet haben. Daraufhin sei sie in die Takelage des Großmasts geklettert und habe sich oben mit dem Knie abgestützt. Ein Ausbilder habe ihr zugerufen, ob sie aufgeben wolle. Sie habe geantwortet, es gehe schon. Nach dem schweren Unfall – die Kadettin starb wenig später in einem brasilianischen Krankenhaus – gab es eine „Meuterei“ auf der Gorch Fock. 70 Offiziersanwärter wurden heimgeflogen.

Dass auf der Gorch Fock ein rauer Ton herrscht, dürfte Sarah-Lena S. bekannt gewesen sein. Die Frage ist: Bis wohin ist lediglich der Ton rau, und wo fängt das Schleifen an? Wie ernst nehmen Ausbilder und Vorgesetzte ihre Verantwortung gegenüber ihren Schutzbefohlenen? Wer zur Marine will, muss sich auf hohe Belastungen einstellen, keine Frage. Drückebergerei wird dort nicht geduldet. Wie aber erkennt ein Ausbilder oder Vorgesetzter, ob jemand sich lediglich drücken will oder ob er/sie tatsächlich nicht mehr kann? Bei aller Rauheit – Menschenführung bedarf immer auch einer gewissen Sensibilität. Gerade unter den extremen Bedingungen auf einem Segelschulschiff. Wie ist es um die Sensibilität einer Stammcrew bestellt, die relativ kurz nach dem Tod der Kadettin Karneval feiert?

Nirgendwo sonst gilt der Spruch in solcher Klarheit: Der Fisch stinkt bekanntlich immer vom Kopf. Möglicherweise lag es tatsächlich an Kapitän Norbert Schatz. Die Schiffshierarchie ist auf ihn allein zugeschnitten, und daher werden Führungsdefizite sehr schnell zu einem Problem der ganzen Mannschaft. Allerdings ist es kaum vorstellbar, dass die Bundeswehr jemanden auf diesen sensiblen Posten beordert, der nicht in jeder Hinsicht einwandfrei ist.

Es bleiben viele Fragen offen. Warum wurde der Minister offenbar mit großer Verzögerung informiert? Hat er sein Ministerium nicht im Griff? Warum der plötzliche Kurswechsel, die Suspendierung des Kommandanten? Was stimmt nicht auf der Gorch Fock? Denn dies ist nicht der erste Todesfall. Vor Sarah-Lenas Tod gab es weitere. Der vorletzte war der von Jenny, die 2008 über Bord ging. Ihre Eltern fordern neue Ermittlungen, weil sie den Verdacht haben, die junge Frau könnte sexuell belästigt worden sein. Ist der Mythos Gorch Fock damit am Ende?

Nein, es läuft wirklich nicht gut für den Minister. In der Truppe häufen sich die Probleme – und die Verdachtsmomente, dass vertuscht werden soll. Da gab es ja auch noch die Aufregung über die geöffnete Feldpost aus Afghanistan – was heißt schon Briefgeheimnis! – und den Tod eines Soldaten, von dem es erst hieß, er sei beim Reinigen seiner Waffe ums Leben gekommen, bis herauskam, dass möglicherweise ein Kamerad mit seiner Waffe spielte und ihn dabei erschoss. Der jetzt vorgestellte Jahresbericht des Wehrbeauftragten Königshaus zeichnet ein desolates Bild des Zustands der Truppe: rüde Vorgesetzte, schlechte Ausrüstung, Ausbildungslücken. Auch auf der Gorch Fock wurde Königshaus fündig. Derweil scheint Informationspolitik des Verteidigungsministeriums der Salamitaktik zu folgen. Auch das Parlament wurde nicht zureichend informiert. Sowas fällt auf die Truppe zurück – und auf den Verteidigungsminister. Der Lack ist ab.

Maat d. Res. Frederik Knack aus Frankfurt meint:

„Ich war Teil der Crew VII/98 der OffizieranwärterInnen der deutschen Marine und fühle mich dieser als Zivilist immer noch verbunden. Während der Ausbildungsfahrt auf dem Segelschulschiff Gorch Fock haben wir einen Kameraden durch einen Unfall verloren. Die gesamte Besatzung hat damals getrauert und die Vorgesetzten haben sich in allen Belangen vorbildlich und kameradschaftlich verhalten und es ist niemand gezwungen worden „aufzuentern“. Unserem Kommandanten John Schamong war die Trauer und Betroffenheit anzusehen und er hat viel mit uns gesprochen, so auch alle anderen Vorgesetzten. Ich kann mir also kaum vorstellen, dass solch eine Trendwende in der Menschenführung stattgefunden haben soll. Wenn dem doch so ist, tut es mir um „meine“ Marine leid. Mein herzliches Beileid allen Angehörigen.“

Bill Gibson aus Heidelberg:

„In den vergangenen zwölf Jahren kamen dort sechs Soldaten und Soldatinnen ums Leben. Dies auf einem Schulschiff, selbstherrliche Führung mit Menschenverachtung gepaart. Würde das gleiche in einem privaten Unternehmen geschehen, der Staat hätte längst seine Strafverfolgungsbehörden los geschickt, den Betrieb geschlossen und die Verantwortlichen angeklagt. Doch hier ist eine staatliche Organisation der Täter da sieht man mal gerne weg.“

Hans-Ulrich Hill aus Wiesbaden schreibt einen Offenen Brief an den Wehrbeauftragten:

„Sehr geehrter Herr Königshaus,
die derzeit in der Presse veröffentlichten Meldungen über teilweise unmenschliche Zustände und lebensgefährliche Manöver auf der Gorch Fock kann ich bereits für die 1960er Jahre bestätigen. Ich fuhr vom 3.9. bis 20.12.1966 als OA auf der GF. Die damalige „Ausbildung“ war gekennzeichnet durch permanenten psychischen Stress, Schlafentzug und Schikanen durch die Vorgesetzten. Ich hatte darunter besonders zu leiden, weil ich körperlich relativ schwach war und außerdem Höhenangst hatte. Weil ich bei der morgendlichen Musterung mit einer nicht genügend straff geschnürten Hängematte an Oberdeck erschien, wurde ich damit bestraft, mit einem Farbeimer zur Mastspitze des Großmastes aufzuentern und dort die Spitze zu streichen, und dies bei erheblichem Seegang, Windstärke ca. 5. Den Vorgesetzten war meine Höhenangst bekannt. Dennoch wurde ich mit weiteren Schikanen bedroht, wenn ich den Befehl nicht befolgte. Die Mastspitze bewegte sich bei dem Seegang sehr stark (ca. 20 m) hin und her, ich konnte mich kaum festhalten. Durch die Angstreaktion verlor ich nahezu das Bewusstsein. Nach ca. 15 Minuten erkannte der Wachoffizier die Gefahr und befahl einem Unteroffizier, mich vom Mast herunterzuholen. Die haben mir gerade noch das Leben gerettet.
Es gab noch weitere durch starken Stress belastete Situationen. Entwürdigend war z.B. das Abschneiden der Bindfäden an den Hängematten, wenn diese beim Morgenappell nicht ordnungsgemäß geschnürt sind. Diese müssen anschließend mit Segelgarn wieder angenäht werden, was kaum möglich ist. Schon der Morgenappell mit den geschnürten Hängematten an Obderdeck ist sinnlos und eine Schikane, weil die gesamte Mannschaft mit den schweren Matten sich in kürzester Zeit durch einenges Schapp zwängen und die enge Stiege nach oben eilen muss. Dabei kommt es regelmäßig zu Rempeleien und Aggressionen, was wohl beabsichtigt ist. Zusammenfassend sehe ich diese Art von Ausbildung als ein Prinzip, nach dem der Geist, die Gesundheit und die selbständige Handlungsfähigkeit des Kadetten gebrochen werden sollen, abgesehen von den besonderen Unfallrisiken während der verschiedenen Strafmaßnahmen der Vorgesetzten.
Schon während des Lehrgangs herrschte unter den Kadetten eine Einstellung, diese Sch… irgendwie durchzustehen, egal was da kommt. Jede positive Motivation, mit der man anfangs auf das Schiff gekommen ist, war bald zerstört. Der willenlose, angepasste und motivationslose Untergebene wurde so geschaffen, ein selbständig denkender späterer Offizier aber wohl nicht. Ist das mit dem Geist von ‚demokratischen Streitkräften‘ vereinbar, die angeblich mündige und fähige Soldaten ausbilden sollen, oder soll hier eine Selektion von Draufgängern nach dem Prinzip des Rechtes des Stärkeren gefördert werden? Machen Sie Schluss mit dieser latent gewalttätigen Behandlung von Menschen!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hans-Ulrich Hill
überlebt und entlassen 1967 als Matrose in Aberkennung des OA-Status.“

Heinz Schlage aus Iserlohn:

„Der Verteidigungsminister Herr von und zu Guttenberg brauchte  die Unterstellung  ‚infam‘ (zwar mit gesenktem Kopf) für Nachfragen nach der Korrektheit seines Informationsverhaltens zu Geschehen  in Afghanistan und  auf der GORCH  FOCK  in der parlamentarischen Sitzung des Bundestages  – einem  Begriff der Ehrabschneidung – der in einigen gesellschaftlichen Kreisen  einem gesellschaftlihen Gegner gegenüber wohl noch gebräuchlich ist – in einer demokratischen Gesellschaft mit dem Schutz der persönlichen  Freiheit und Unversehrtheit  unteilbar  vergangen ist. Der gesenkte Kopf am Rednerpult mag  ein Zeichen dafür sein, dass Herr von und zu Guttenberg doch einen Begriff von einer demokratischen Gesellschaft hat.“

Hartmut Blinten aus Rodgau:

„In Hängematten sind Generationen von Seefahrern groß geworden, warum nicht auch Seefahrerinnen? In den Quartieren der Kadetten beschränkt sich die Privatsphäre auf die Brieftasche. In den Acht-Mann-Rekrutenstuben beim Heer ist das nicht viel anders.
Das Drei-Wachen-System (vier Stunden Dienst – acht Stunden Freiwache – vier Stunden Dienst – acht Sunden Freiwache) ist so alt wie die christliche Seefahrt, und wenn das Kommando „Alle Mann an Deck“ kommt, wird – Schichtplan hüh oder hott – jede Hand an Bord gebraucht. Zu Zeiten der Teeklipper galt ein Rekordtörn von China nach England als glücklich, wenn nur vier Mann über Bord gegangen waren, und Seeleute, die sich weigern, ins Rigg aufzuentern, kann ich mir nicht vorstellen.
Die Bemerkung der Ex-Kadettin in dem Interview über das schwimmende Puff verrät, dass sie von Bordellen offensichtlich ebenso nebulöse Vorstellungen hat wie von ihrem Beruf. Wer Seeoffizier werden will, bewirbt sich nicht um einen Job im Robinson-Club. Mit Abitur kann man auch einen ordentlichen Beruf lernen.
Gebrüll, Drill und Schindereien sind militär-immanent. Wer sie nicht mag, sollte das Soldatsein nicht zu seinem Beruf machen – muss ja niemand. Die Frage ist aber, wo der laute Ton in Schmähungen, Drill in Schikane und Schinderei in Schleiferei übergeht. Einen sichtlich erschöpften Menschen in die Wanten zu jagen, ist schlicht verantwortungslos. Die Erfahrung lehrt aber leider, dass die Opfer nicht zwangsläufig geläutert aus diesem Prozeß hervorgehen, sondern oft selber Schinder werden, wenn sie erst einmal in der Verantwortung stehen.
Was nimmt ein junger Offizier von der „Gorch Fock“ mit, wenn er sein erstes Kommando antritt – sagen wir auf einem hochmodernen Torpedoboot. Rein technisch gesehen nichts, aber seemännisch gesehen fast alles. Auf einer Bark im Sturm vor Kap Hoorn lernt man, was Seefahrt ist, und es ist keine Schande, zu erfahren, dass das nichts für einen selber ist. In Kiel habe ich mir mal die „Gorch Fock“ angeguckt, zu den obersten Rahen hochgeschaut und mir gesagt: „Da hoch? Nicht mal hier im Hafen!“
Die „Gorch Fock“ war mal der Stolz unserer Marine. Ist sie’s noch? Es ist schon ziemlich lange her, dass sie nicht nur in Werbefilmen, sondern auch bei nautischen Großereignissen geglänzt hat.“

Stephan Eigen aus Saarlouis:

„Für alle, die meinen, die Ausbildung auf einem Segelschulschiff wäre etwas ungewöhniches, habe ich mal eine kleine (unvollständige) Liste aller aktiven Segelschulschiffe, die der Offizierausbildung dienen, erstellt.
Mircea Segelschulschiff der rumänischen Marine
Die NRP Sagres ist ein Großsegler und Segelschulschiff der portugiesischen Marine
Die Sagres ist neben der NRP Polar und der UAM Creoula das wichtigste Segelschulschiff der portugiesischen Marine.
Das Schiff USCGC Eagle ist eine Bark der United States Coast Guard. Es dient als Segelschulschiff für Offizieranwärter der US-amerikanischen Küstenwache.
Das russische Segelschulschiff Krusenstern (russisch Барк «Крузенште́рн» [Bark „Kruzenshtern“], ursprünglich Padua) ist eine Viermaststahlbark, die heute nach dem deutsch-baltischen Kapitän und russischen Admiral Adam Johann von Krusenstern benannt ist. Heimathafen des Windjammers ist Kaliningrad.
Die Juan Sebastián de Elcano ist ein Viermastrahschoner aus Stahl und das offizielle Segelschulschiff der spanischen Marine.
Esmeralda Segelschulschiff der chilenischen Kriegsmarine
Die A.R.A. Libertad ist ein Vollschiff (rahgetakelter Dreimaster), das als Segelschulschiff der argentinischen Marine dient
Das Segelschulschiff NVe Cisne Branco ist ein Vollschiff (rahgetakelter Dreimaster) der brasilianischen Marine
Die BAE Guayas (BE 21) ist ein Segelschulschiff der ecuadorianischen Marine.
Die ARM Cuauhtémoc BE-01 ist ein Segelschulschiff der mexikanischen Marine.
Die ARBV Simón Bolívar (BE-11) ist ein Segelschulschiff und das Flaggschiff der venezolanischen Marine.
Die ARC Gloria ist ein Segelschulschiff und das Flaggschiff der Kolumbianischen Marine
Die KRI ist eine 1953 in Hamburg gebaute Stahl-Dreimastbarkentine, die von der indonesischen Marine als Segelschulschiff verwendet wird.
Die Amerigo Vespucci (A 5312) ist das bekannteste Segelschulschiff der italienischen Marine.
Die Palinuro (ehemals Commandant Louis Richard und Jean Marc Aline) ist ein Segelschulschiff der italienischen Marine.
Die Jadran ist ein montenegrinisches (früher jugoslawisches) Segelschulschiff.
Segelschulschiff RNOV Shabab der Omanischen Marine
Segelschulschiff ORP Iskra der polnischen Marine
HMS Gladan und HMS Falken Schulschiffe der Schwedischen Marine
Alle diese Schiffe fahren, weil sie sich in der Ausbildung bewährt haben. Wenn gewissen Offz-Anwärtern die Ausbildung zum Marineoffizier zu hart ist, dann mögen diejenigenigen doch besser auf einem Kreuzfahrtschiff anheuern. Aber auch dort wird Disziplin verlangt von den kleinen Weicheiern.
Es wird sich darüber aufgeregt, das in Hängematten geschlafen wird…ja herrgott, wieso gibts denn für die Herrschaften keine Einzelkabine mit Früphstück ans Bett und Captains-Dinner? Ein paar der Offz-Aspiranten haben offenbar total falsche Vorstellungen, was ein Marineoffizier eigentlich ist und wie das Anforderungsprofil dafür gestrickt ist. Die Ausbildung in Deutschland jedenfalls ist von der Härte gesehen lächerlich im Gegensatz zu Marinen anderer Staaten. Da würden die kleinen Weichlinge vermutlich sofort Suizic begehen oder zu Mama an den Rockzipfel zurücklaufen und weinen, weil der Ausbilder nicht jeden Einzelnen mit einem Cocktail an Bord begrüßt. Es wurde niemand mit Waffengewalt gezwungen, die Ausbildung zu machen und man konnte sich vorher informieren, wie die Ausbildung aussieht und was die Lehrgangsinhalte sind. Da wurde niemand überrascht. Wer lesen kann ist klar im Vorteil.“

Frank Mueller aus Halle (Saale):

„Ich glaube es einfach nicht. Selbst 3 Mon. auf der alten Lady gedient, frage ich mich was das soll. Nach meiner Zeit durften auch Damen an Bord und ich fragte mich wie das… Eh kaum Platz, dann jetzt extra Räume und Sanit. Anlagen. Dazu die lange Fahrt mit Manner und Frauen !?!? Die Gorch Fock ( der Stolz unserer Marine ) ist nicht nur unser Aushängeschild. Als heute noch leidenschaftlicher Segler, kann ich nur sagen – SIE IST EIN MUSS für jeden der Seefahrt und die dazugehörigen Gegebenheiten wirklich kennen lernen will !! Hier wird einem klar, wie ein Schiff und die dazugehörige Mannschaft FUNKTIONIERT !! Seefahrerei hat vor tausenden von Jahren mit SEGELN begonnen – und noch heute ist jeder, der es einmal gelernt hat, in der Lage mit einem Laken (vielleicht nach Schiffbruch)und einem schwimmbaren Untergrund, vorwärts zu kommen. Ebenso hat es uns gezeigt wie man auf engstem Raum Konflikte löst und sich auf den Kameraden (auch wenn er nicht zu den Spezis gehörte) 100% verlassen kann. Das Geschäft an Bord ist hart!! Wer es in Angriff nimmt, weiss worauf er sich einlässt uns sollte es aus Überzeugung tun !!! Der harte Ton gehört klar dazu. Bei 10 Windstärken muss ein Kommando klar verstanden und ohne Diskussionen umgesetzt werden. Es wurde noch niemand gezwungen auf zu entern. Manch einen hat der raue Ton wohl animiert und war danach sehr stolz. Manch einer hatte Höhenangst oder andere Gründe nicht in die Höhe zu steigen. Doch ic habe nicht erlebt, das solche Leute negativ gewertet wurden. Zusätzlich frage ich mich was Herr zu Gutenberg eigentlich verteidigt. Die Landeskasse und diejenigen die schlechte Erfahrungen im Dienst erlebten oder DIE BUNDESWEHR die es ja in der sinnvollen Konstellation schon nicht mehr gibt…. 1/2 Jahr war schon ein Witz – da kennt man sich auf einer heutigen Fregatte gerade einmal aus. Aber nun übertreibt er total !!!!! Traurig und gefrustet denke ich an UNSERE GORCH FOCK und deren nun zweifelhafte Zukunft!“

Manfred Krüger aus Frankfurt:

„Eloquent und schneidig hat vor nunmehr 1 1/2 Jahren unser Verteidigungsminister, „Tausensassa“ die Herzen der breiten Masse und Bildzeitungsleser erobert. Traumnoten seiner Popularität bestätigten seither sein schier überragendes politisches Gespür und seine unanfechtbaren politschen Entscheidungen an denen stets nicht mehr zu rütteln war! Punkt aus, keine Widerrede. Schließlich besitzt er einen scharfen Verstand, ist ständig profund informiert, hat eine elegant gekleidete Frau und er ist ein „Von & Zu!“ Plötzlich aber und völlig unerwartet liegen Stolpersteine an seinem Weg zur Kanzlerschaft! Hatte er sich doch rundum wohlgefühlt auf seiner ganz persönlichen Spielwiese genannt Bundeswehr. Beinahe zu Tränen gerührt sprach er mehr als einmal am Bundespult von „seinen Soldaten“. Als auf einem seiner zahlreichen Rückflüge von seinen Afganistan- Soldaten, er vom Tode einiger Soldaten eben dort erfuhr machte er postwendend kehrt um sein tiefes Mitleid vor Ort auszusprechen. Wirklich zu Herzend gehend!
Nun erinnere ich mich sehr gut, dass er bereits bei seinem Einstand damals zur Kundus- Tragödie gelogen hat daß sich die Balken bogen! Wochenlang nachdem in der internationalen Presse schonungslos über das Tankwagen- Fiasko berichtet worden war, trat der forsche von Guttenberg ans Pult und erklärte cool: Alles sei in Butter! Er mußte nur mal unter anderem kurzerhand einen honorigen, hochdekorierten General feuern! Wie sich die Ereignisse gleichen! Jetzt hat er ebenfalls kurzerhand – ohne durchzuatmen – den Gorch Fock- Kommandanten über Bord geworfen. Das scheint sein Patentrezept zu sein, wenn er sich in einer Bredouille befindet macht er Nägel mit Köpf: auch Bauernopfer genannt. An Bord des Schulschiffes sollen Tränen geflossen sein! Das klingt aber garnicht wie Schleiferei und Schikane an Bord der Gorch Fock! Aber leid kann er einem schon tun. Stets ist er der zuletzt informierte und obendrein noch falsch. Mal sehen was da noch so alles ans Tageslicht kommt, Ich rate unserem Verteidigungsminister sich künftig jeweils ankopieren zu lassen. Denn anderfalls rollen noch jede Menge weitere hochrangige Offiziersköpfe! Vermutlich ist schon jetzt seine Popularität um einige Pünktchen gesunken. Seine Kanzlerschaft kann er in den Wind schreiben. Wie verkraftet diese bittere Pille nur die Bildleserschaft?!“

Dr. Dieter Hartwig aus Kiel, Fregattenkapitän a. D. und an Bord der GORCH FOCK von Okt. bis Dez. 1965:

„Da hat die Interview-Kadettin doch wirklich erkannt, dass die GORCH FOCK kein Kreuzfahrtschiff ist. Das vier Wachensystem hat immerhin den Vorteil, jede 4. Nacht durchschlafen zu können – sofern es der Segelbetrieb zuläßt. Ansonsten benötigt das Segelschulschiff wie jedes Schiff ständige Wachgänger, die sich im Vier-Stunden-Rhythmus ablösen. Und beim Militär geht es nun einmal im Befehlston zu, zumal auf der GORCHFOCK, wo Befehle bei Wind und Wetter und im Gedränge einer Vielzahl von Menschen auf engem Raum (an Oberdeck und in der Takelage) sicher verstanden werden müssen. Es gibt aber auch eine Wehrbeschwerdeordnung, die man nur in Anspruch nehmen muss (was auf der GORCH FOCK auch geschehen ist). Übrigens hat die junge Frau vergessen, zu den „vorsintflutlichen Verhältnisse“ noch aufzuzählen, dass das Schiff schaukelt (keine Schlingerdämpfungsanlage, oh Schreck!!) und man/frau von Seekrankheit befallen werden kann. Eng ist es auf allen Schiffen der Marine, die eben (s. o.) keine Kreuzfahrtschiffe sind. – Damir Fass sei gesagt, dass die Beherrschung eines PC zwar auch für einen Marineangehörigen berufsnotwendig ist, dass im Vordergrund aber steht, die Herausforderungen der Seefahrt zu bestehen, sonst nützen nämlich alle PC-Kenntnisse nichts. Das genau lernt man/frau auf der GORCH FOCK, wobei sich auch die Antwort auf die Frage ergibt, ob man/frau den richtigen Beruf gewählt hat.
Was die Abberufung des Kommandanten betrifft: Der BMVg will das (nachträglich) als normale Kommandierung darstellen; die aber findet nur statt, wenn man/faru auf dem aktuellen Dienstposten z. Zt. nicht benötigt wird, z. B. ein Kommandant während der Werftliegezeit seines Schiffes. KzS Schatz war aber Kommandant eines Schiffes an der windigsten Ecke der Erde… So kommt seine Abberufung dort einer ‚öffentlichen Hinrichtung‘ gleich; hoffentlich zeitigt die Rehabilitierung des Kommandanten ähnliche Schlagzeilen! Nur begegnen sich die Kommission, die (auch) zu seiner Befragung Richtung Kap Hoorn unterwegs ist, und er irgendwo über dem Südatlantik… – absurder geht es gar nicht, und jedem Romancier würde ein Lektor eine solche Passage streichen, nur ein Bundesminister kommt zu seiner Verteidigung mit soetwas durch.“

Werner B. Fitzner aus Schöneck:

„Die Vorfälle auf der Gorch Fock bedürfen m.E. einer schonungslosen Aufklärung, insbesondere stellt sich die Frage nach der Führungsverantwortung für Leib und Leben der anvertrauten Kadetten; 6 Tote sollten genug sein.
Unmittelbar nach dem tödlichen Absturz einer Offiziersanwärterin Karneval zu feiern spricht nicht für die erforderliche Sensibilität der Besatzung. Wer sich so verhält taugt nicht zum Vorgesetzten.
Nicht zuletzt, muss der Frage nachgegangen werden, ob die seemännische Ausbildung der Offiziere noch zeitgemäß ist? Kann man die Unfallgefahren und den Drill, im Zusammenhang mit dem Absturz aus 45 Meter Höhe in der Takelage beim Auf entern, noch billigend in Kauf nehmen?
Die Betroffenheit im Militär über die Absetzung des Kommandanten hält sich in Grenzen. Die gezeigte Solidarität im Zusammenhang mit der „Kießling-Affäre“ ist noch gut in Erinnerung, warum sollte hier eine Verhaltensänderung eingetreten sein?
Zum Schluss, vieles spricht bei der Kritik an Minister K.T. zu Guttenberg, dass diese dem politischen Opportunismus geschuldet ist.“

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19 Kommentare zu “Aufentern, Weicheier!

  1. @ Bonski,

    ein vielschichtiges Problem. Denn eine militärische Organisation funktioniert nur mit einer Kombination aus Konditionierung und Handlungseinsicht.

    Die Entschlussfassung nach Auftragstaktik, so habe ich das noch gelernt, erfordert viel Umsicht, Fachkenntnis und die illusionslose Sicht auf das Leistungsvermögen der Soldaten.

    Gerade bei Letzterem ist es nicht einfach den Punkt zu erkennen, an dem den einzelnen die Kraft zur Durchführung verlorengeht. Hier ist der AUsbilder in der Verantwortung.

    Zudem gehört es zum grundlegenden Lerninhalt Soldaten bis an deren Leistungsgrenze, und knapp darüber, zu belasten. Sonst fehlt später diese Erfahrungsgrundlage für die Selbsteinschätzung!

    Das ist vom Ausbildungsinhalt her aber oft gefährlich oder gar lebensgefährlich; nicht nur bei Waffenausbildung. Leider steht und fällt die Qualität der Ausbildung mit der Ausbildern und ist erfahrungsgemäß nur durch strenge Dienstaufsicht halbwegs sicherzustellen. Sonst stellen sich sehr schnell solche Mißstände ein wie von Herrn Dr. Hill beschrieben.

    Soldaten die selbst denken und dieses mit eigener Meinung verknüpfen sind unbequem, für Handeln nach Auftragstaktik aber unverzichtbar. Da muß die Politik klar sagen was sie will.

    MfG Karl müller

  2. „Schwimmender Puff“, „sexuelle Übergriffe“, „Trinkgelage an Bord“. Ganz kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, obengenannte Schlagzeilen (und manche Reaktionen darauf) in Verbindung mit der Gorch Fock folgten einem Marketingkonzept des Verteidigungsministeriums. Immerhin gibt es Bedenken, nach Aussetzen der Wehrpflicht genügend Nachwuchs für die Truppe zu bekommen. Die Aussicht auf Sex und Saufen am Arbeitsplatz könnte für einige ausschlaggebend bei der Berufswahl sein.

  3. Nun hat es also endlich ein Politiker gewagt, die ihm Kraft seines Amtes
    zu Verfügung stehenden Befugnisse in die Tat umzusetzen. Und schon
    ertönt im Volk ein Aufschrei der Entrüstung. Meines Erachtens hat der
    Verteidigungsminister und oberster Dienstherrr der Bundeswehr in
    höchstem Maße Verantwortung übernommen, in dem er diese auch für ihn
    äußerst unbequeme Entscheidung fällte. All jene, die die Suspendierung
    meinen kritisieren zu müssen, sollten sich zwei Dinge vor Augen halten:
    zum einen ist ein Kommandant für seinen Bereich verantwortlich egal, ob
    er sich selber etwas zu schulden kommen lässt, oder es zu einem
    Fehlverhalten seiner Untergebenen kommt. Zum anderen sollte es gerade in
    einer Organisation, die auf Befehl und Gehorsam baut, selbstverständlich
    sein, eine Entscheidung des obersten Dienstherrn kritiklos zu
    aktzeptieren. Was wäre auch die Alternative gewesen? Hätte Herr zu
    Guttenberg erst auf den nächsten Todesfall an Bord warten sollen?

  4. Alkoholexzesse und Schikanen, gern auch kombiniert. Wen wundert das? Das ist doch kein Problem allein der Gorch Fock, sondern der ganzen Bundeswehr! Ich war als Wehrpflichtiger (seinerzeit noch 18 Monate) dabei und durfte die charakterbildenden Maßnahmen selbst erleben: Ein Feldwebel, der beim Stubenappell unters Bett kriecht, von da aus hinter den Schrank greift und auf der Fußleiste Staub findet, wieder hochkommt, über seinen Finger pustet und den dümmlichen Bundeswehrspruch „Sehn Sie mich noch“ ablässt. Nachreinigung wird befohlen, man ist ja für Sauberkeit! Der Hauptfeldwebel wartet freitags mit der Ausgabe der Urlaubsbücher so lange, bis er sicher ist, dass die Leute aus dem Ruhrgebiet ihren letzten Zug ins Wochenende nicht mehr bekommen. Er steht grinsend am Fenster und wedelt mit den Urlaubsscheinen, während die Mannschaft draußen wartet. Geistig und moralisch ärmlich ist so eine „innere Führung“, ausschließlich darauf ausgerichtet, jungen Menschen den Willen zu brechen, statt sie zu „Bürgern in Uniform“ zu erziehen. Dummer Gehorsam auch bei dummen Befehlen ist gefragt.
    Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich kritisiere es nicht, dass in militärischen Einsatzsituationen, auch bei Übungen, Befehl und Gehorsam unabdingbar sind. Eine basisdemokratische Armee wird wohl nicht funktionieren. Auch die Saufexzesse haben alle erlebt, die bei der Bundeswehr waren. Am Ende der Wehrpflicht war zumindest in meinem Zug der Anteil an Alkoholikern bemerkenswert. Diese Menschen sind fürs Leben geschädigt. Bei den Zeitsoldaten ist die Quote mit Sicherheit noch höher. In mir kommen immer noch schlechte Gefühle auf, wenn sich in Foren und als Anrufer in Radiosendungen Zeitsoldaten melden, die berichten, dass sie bei der Bundeswehr wichtige Tugenden entwickelt hätten. Auf NDR2 gab es kürzlich sogar einen, der es erst beim Bund gelernt hatte, mit anderen zu kommunizieren. Da kann man nur sagen: Jawoll!

  5. Man muss nicht unbedingt in der Bundeswehr oder Marine gedient haben, um zu wissen, dass das Hauptwesen der militärischen Kommunikation aus dem Zweiklang Befehlen und Gehorchen besteht. Und wer Soldat(in) bei der Bundeswehr war oder ist, kennt garantiert die Leier, dass Befehle – auch die unsinnigen – nicht verstanden oder erklärt sondern lediglich ausgeführt werden müssen. In der Bundeswehr wird strikt von oben nach unten gemäß dem Motto erst gehorchen dann beschweren gehandelt. Wenn die Herren Generäle und Kapitäne nun selbst zu Befehlsempfängern werden, sieht die Welt plötzlich ganz anders aus: “Man hätte ihm zumindest die Möglichkeit geben müssen, sich zu erklären”, so der Verbandssprecher der Marine Uwe Sonntag zur Suspendierung von Kapitän Schatz. Mit anderen Worten: Den Herren Generälen und Kapitänen scheint es überhaupt nicht zu schmecken, irgendwelchen Anordnungen von einem “Zivilisten” Folge leisten zu müssen. Aber Verteidigungsminister zu Guttenberg hat sich erst gar nicht auf ein Lamentieren eingelassen, sondern genau die Sprache und Handlungsweise angewandt, die den Militärs hoch und heilig sind. Und wenn man den Enthüllungen, die jetzt tröpfchenweise an die Öffentlichkeit gelangen, Glauben schenken darf, hat der Verteidigungsminister sogar richtig gehandelt, egal ob aus Eigennutz oder anderen Gründen. Es war mal wieder an der Zeit, den verantwortlichen Militärs zu zeigen, wo Barthel den Most holt. Dass es dieses mal einer aus dem konservativen Lager war, könnte die FR auch einmal – überparteilich betrachtet und der Sache dienend – anerkennen. Im Falle eines groben Fehlverhaltens des Verteidigungsministers bei der “Gorch Fock-Affäre” gäbe es ja schließlich, neben einer breiten öffentlichen Kritik immer noch die Möglichkeit eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses.

  6. Hallo Frederik Knack,

    ich habe die Presseberichterstattung über die Gorch Fock verfolgt. Laut Titelseite der SZ vom 21.01.2011 ist das Schiff nach dem „Unfall“ im November nicht im Hafen in Brasilien geblieben sondern hat Kap Hoorn umsegelt und anschließend im Südosten von Argentinien angelandet. Da es im November vor Brasilien lag müßte das bedeuten, dass das die Gorch Fock zwischen November umd Januar von Ost nach West und nochmals von West nach Ost Kap Hoorn umsegelte. Irre ich mich oder was sagen Sie dazu? Ist das überhaupt möglich? Unter welchen Bedingungen? Laut Wikipedia hat zuletzt 2006 ein Schiff ohne Hilfsmotor Kap Hoorn umsegelt, davor eines 1949. Mir fehlen die nautischen Kenntnisse um das zu beurteilen, ich las von starken Ostströmungen und möglichen Zyklonen, aber ich wundere mich, dass von der Kap Hoorn Umseglung in der Presse aktuell keine Rede mehr ist. Können Sie etwas dazu sagen?

  7. [DschungelCamp] „Das Böse ist immer und überall“, also so ziemlich oft… Aber auch das Dschungelcamp, so „überzeugend“ bei RTL [[www rtl.de]] dargestellt, es ist eben keine billige Grusel- & Ekel-Show… Darin ist m.E. auch ein gesellschafts-kritisches Werk der darstellenden Kunst zu sehen, denn sieht, solche Dschungelcamps trifft man in diversen Bereichen der Gesellschaft — vor Jahren sah ich mal etwas bei ARTE über Bigotage in Frankreich — an, **aber doch nicht überall und das ist gut**, auch Trost. Wo Dschungelcamps herrschen, bestimmen & prägen sie die Umgebung und zwar ziemlich nachhaltig. Das ist aber nicht gut, ggf. muß man mit entsprechenden Mitteln zur Wiederherstellung der Menschenwürde eingreifen.
    (nicht-klickbare Links in [[+]]-Klammern, wg. SpamFilter)

  8. @ Paul Ney #7

    Wahrscheinlich meinen Sie nicht bigotage, sondern die bizutage, also jene auch und gerade an den Grandes Ecoles verbreiteten demütigenden Initiationsriten. Obwohl verboten und inzwischen strafbewehrt, werden sie immer noch praktiziert.

    Gerade diejenigen, die sie erlitten haben, perpetuieren sie – nach demselben Schema wie die deutsche Backpfeifenpädagogik: „Ein Klapps hat noch niemand geschadet, wie man an mir ja sieht.“

    Zur Schnellinformation siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Bizutage

  9. Unzulässig in freien Gesellschaften bleibt auch künftig, Regierungsmitglieder wie beispielsweise den Verteidigungsminister des Vergehens zu bezichtigen, wenn Bürger ihrerseits sich grob fahrlässig verstiegen haben. Insofern legen es nicht wenige aktuell darauf an, das dadurch verfassungsrechtlich stets geschützte Soziale des Bundesstaates ungerechtfertigt massiv und frontal in aller Öffentlichkeit anzugreifen.

  10. [Seefahrt-Berufe] Es ist eine selten schöne Gelegenheit, Teile der Ausbildung auf einem Segelschiff zu absolvieren — es hat mir gefallen, daß einige Autoren positiv zu so einer Erfahrung auf der Gorch Fock stehen. In den Medien kommt allerdings (so weit mir bekannt) die Schulungsrolle der Gorch Fock nicht so klar durch, hat jemand einen BW-Link dazu? Verbringen etwa die Kadetten die ganze Zeit als Matrosen-Azubis oder gibt es auch Unterricht, wie in anderen Marinen? (Es gibt bereits auch Motor-Segelschiffe: Motor-Schiff mit motorisiertem Segelwerk.) Übrigens, die Ausbildung hat historische Aspekte auch bei anderen Waffengattungen, z.B. Segelflugzeuge für Piloten usw.; so etwas wird nur soweit nötig geübt.

    @ #8, comment-31533, Schnippsel am 26.01.2011 17:36
    Ja & danke, gut nachzulesen auch hier:
    [[fr.wikipedia.org/wiki/Bizutage]].

  11. In einer anderen Tageszeitung wurde ein ehemaliges Mannschaftsmitglied der GF zitiert, die Fahrten mit dem Segelschulschiff seien keine Kaffeefahrt. Dass aber, wie Bill Gibson schreibt, in zwölf Jahren sechs Tote zu beklagen sind, zeugt von einer wohl unnötigen Risikobereitschaft. Anscheinend will die Bundeswehr auch außerhalb Afghanistans ihren SoldatInnen Adventure-Tours bieten. Der TSP berichtet nämlich weiter:

    „Dabei hätten sich einige Sturmfahrten durchaus vermeiden lassen, meint der ehemalige Stabsgefreite. Immer wieder habe der jüngst abgesetzte Schiffskommandant, Kapitän Norbert Schatz, ohne Not Orkane regelrecht angesteuert. „Er wollte wohl den Geschwindigkeitsrekord des Schiffs brechen“, sagt das ehemalige Crewmitglied. „Dabei sind mehrere Segel gerissen.““

    Es bleibt zu hoffen, dass Unglücksfälle in der BW endlich schonungslos aufgeklärt werden. Es dürfte einleuchten, dass Soldaten in ihrer Ausbildung die eigenen Grenzen kennenlernen. Nur darf dabei ihr Leben jenseits der Kriseneinsätze im Auslnd niemals gefährdet werden! Vielleicht ist es besser, die GF wird zum Kaffeefahrten-Schiffchen umfunktioniert.

  12. Junge Soldaten haben einen Befehl verweigert, obwohl sie wussten, dass dadurch laut Wehrstrafgesetz ihre gewählte berufliche Laufbahn als zukünftige nautische Offiziere beendet sein kann. Was muss da vorgefallen sein, ehe sie diesen Schritt wagten? Diese Kadetten haben nicht nur Mut gezeigt, sie haben damit auch eine Lawine losgetreten. Waren Nagold, Coesfeld und Mittenwald nur Einzelfälle? Der Verteidigungsminister hat schnell, doch vielleicht nicht besonnen reagiert. Doch er hat schnell reagieren müssen. Das nimmt die Opposition zum Anlass politisches Kapital daraus zuschlagen. Statt den Image Schaden, den die Bundesrepublik erlitten hat, zu begrenzen, machen sie den Kommandanten, der von den albernen und dümmlichen Spielchen auf seinem Schiff wissen musste, zum Märtyrer. Nicht nur den Image Schaden der Bundesrepublik gilt es jetzt zu beheben. Auch das Ansehen der Soldaten, die sich an diesen „Ritualen“ nicht beteiligen, hat in der Öffentlichkeit stark gelitten. Hier kann nur ein rigoroses Ausmerzen dieser demütigenden Rituale Abhilfe schaffen. Um das schnellstens zu erreichen, sollten unsere Volksvertreter ausnahmsweise mal an einem Strang ziehen. Auch wenn das Damokles Schwert eines Superwahljahres über Ihnen hängt.

  13. Junge Soldaten haben einen Befehl verweigert, obwohl sie wussten, dass dadurch laut Wehrstrafgesetz ihre gewählte berufliche Laufbahn als zukünftige nautische Offiziere beendet sein kann. Was muss da vorgefallen sein, ehe sie diesen Schritt wagten? Diese Kadetten haben nicht nur Mut gezeigt, sie haben damit auch eine Lawine losgetreten. Waren Nagold, Coesfeld und Mittenwald nur Einzelfälle? Der Verteidigungsminister hat schnell, doch vielleicht nicht besonnen reagiert. Doch er hat schnell reagieren müssen. Das nimmt die Opposition zum Anlass politisches Kapital daraus zuschlagen. Statt den Image Schaden, den die Bundesrepublik erlitten hat, zu begrenzen, machen sie den Kommandanten, der von den albernen und dümmlichen Spielchen auf seinem Schiff wissen musste, zum Märtyrer. Nicht nur den Image Schaden der Bundesrepublik gilt es jetzt zu beheben. Auch das Ansehen der Soldaten, die sich an diesen „Ritualen“ nicht beteiligen, hat in der Öffentlichkeit stark gelitten. Hier kann nur ein rigoroses Ausmerzen dieser demütigenden Rituale Abhilfe schaffen. Um das schnellstens zu erreichen, sollten unsere Volksvertreter ausnahmsweise mal an einem Strang ziehen. Auch wenn das Damokles Schwert eines Superwahljahres über Ihnen hängt.

  14. Um es mal ganz deutlich zu sagen: Da gibt es 9 Jahre lang ein ganzes Land (Afghanistan), in dem der Mord obligatorisch ist, während er zu hause streng verboten ist. Sagte ich: Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder. Frei nach Kurt Tucholsky. An dem sollte sich der pomadisierte Minister ein Beispiel nehmen.

  15. Herr Dr. Hill, erlauben Sie mir eingangs einige Fragen: zum einen: habe Sie die in dem offenen Brief geschilderten Missstände auch dem damals amtierenden Wehrbeauftragten zur Kenntnis gegeben? Falls nein, warum nicht? Meines Erachtens hatte dazu eine zumindest moralische Pflicht bestanden, schon aus einer Verantwortung für die nachfolgenden Lehrgänge von Offiziersanwärtern.

    Zum zweiten: warum jetzt dieser offene Brief? Er ist, bei allem Bedauern für Ihr persönliches Schicksal an Bord der Gorch Fock, heute kaum noch hilfreich (es sei denn, man nimmt an, das die beschriebenen Zustände bis heute, fast ein halbes Jahrhundert später, unverändert fortbestehen – wovon Sie auszugehen scheinen, wenn ich Ihre Schlusssätze richtig deute).

    Zu Ihrer Frage, ob die geschilderten Zustände „mit dem Geist demokratischer Streitkräfte vereinbar“ sind: in den letzten 45 Jahren hat sich viel verändert – auch der Wertekanon unserer Gesellschaft. Manches, was die Öffentlichkeit damals locker durchgewunken hätte, würde man heute als unzulässig beurteilen. Sie können nicht erwarten, dass Ihre damaligen Erlebnisse nach unserer heutigen Werthaltung beurteilt werden und dies zur Grundlage für die zu ziehenden Konsequenzen gemacht wird.

    Um eins klar zu sagen: ich zweifle nicht an der Richtigkeit Ihrer Schilderungen – jedenfalls, was die Tatsachenbehauptungen betrifft. Es ist dennoch erstaunlich, zu welch unterschiedlichen Urteilen zwei Menschen im Rückblick kommen, die in etwa das gleiche erlebt haben. Lesen Sie sich mal die Schilderungen von Herrn Dr. Hartwig, Fregattenkapitän a.D. durch, dann wissen Sie, was ich meine. Er war nur ein Jahr vor Ihnen auf der Gorch Fock.

  16. Vielleicht lesen die geneigten Landratten, die noch nie ein Schiff von unten gesehen haben und so genau wiisen wie ungefährlich der Seefahrerberuf mit und ohne Segel ist mal hier

    Occupational Risks and Challenges of Seafaring
    by M OLDENBURG a.o.

    http://joh.med.uoeh-u.ac.jp/pdf/E52/E52_5_01.pdf

    und schweigen dann ehrfurchtsvoll und für immer.

  17. Jedem, der noch irgendwie denken kann, ist doch bewusst, dass jeder Anfänger – und darum handelt es sich bei Kadetten – als erstes lernt, auf Befehl als kanonenfutter genutzt zu werden. Da wird seit Jahrzehnten das Märchen vom Bürger in Uniform erzählt, wohlwissend, dass sowas bei der Seefahrt erst recht nicht funktionieren kann. Eine andere Frage allerdings ist es, wenn bei Kadetten nicht erkannt wird, ob sie erschöpft sind. Da stirbt ein Mensch – und nicht der erste – auf Befehl. Wieso eigentlich weiss dieser Minister nichts von den Vorkommnissen auf diesem Schiff? Wieso muss erst ein Mensch sterben, ehe sich dieser Minister bequemt, einzugreifen? Noch etwas zu dem erschossenen Soldaten in Afghanistan. Mir scheint die Version des Kriegsministers nicht richtig. Kann es nicht auch sein, dass da wer durchdrehte und seinen Kameraden wg dessen Hänseleien ihm gegenüber erschoss? Das waere jedenfalls auch nachvolziehbar. Was die geöffnte Post angeht jedoch ist das Unwissen dieses vuz nicht nachzuvollziehen. Solche Befehle erteilt nicht ein Soldat niederen Ranges. Jeder kann davon ausgehen, dass dieser Kriegsminister selber in dieser Sache tätig wurde. Im übrigen: Soldaten sind Mörder!

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