Schwarzer: Entsolidarisierung der Eliten gegenüber der übrigen Gesellschaft

„Das Konto war ein Fehler. Den bedaure ich von ganzem Herzen.“ Wer hat diese Worte noch gleich gesagt … äh … geschrieben? Man braucht es eigentlich gar nicht genau zu wissen; die Köpfe sind austauschbar. Könnte von Uli Hoeneß ebenso wie von Alice Schwarzer sein (und ist von Schwarzer). Ein weiteres Idol dieses Landes hat sich selbst demontiert.

Natürlich tut es Alice Schwarzer jetzt leid! Vielleicht tat es ihr auch früher schon leid, dass sie irgendwann in den 80er Jahren Schwarzgeld am deutschen Fiskus vorbei in die Schweiz geschafft hat. Irgendwann, spätestens als erstmals CDs aus der Schweiz mit Bankdaten deutscher Prominenter angeboten wurden, spätestens da dürfte es sie gereut haben, denn von diesem Zeitpunkt an musste sie wohl mit der ständigen Angst leben, dass ihr Konto, welches „einfach da“ war, den Steuerbehörden bekannt werden würde. Also hat sie sich im Jahr 2013 selbst angezeigt und Steuern nachgezahlt. Die Rede ist von 200.000 Euro. Im Fall Schwarzer entfällt also der Schuldvorwurf  der unterbliebenen Steuerzahlung: Nach geltendem Recht hat sie tätige Reue gezeigt, und damit ist gut.

Nichts ist gut! Steuerhinterziehung – ein Leser schreibt es weiter unten in seinem Leserbrief – ist Volkssport in Deutschland – was nicht nur, aber unter anderem auch dadurch möglich wird, dass die Finanzämter personell viel zu schwach aufgestellt sind, um ordentlich prüfen zu können. Dem Bundesland Bayern wurde diese Personalpolitik – dort ist die Unter-Ausstattung der Finanzämter besonders drastisch – schon als Wirtschaftsförderung durch die Hintertür bezeichnet. In kleinerem Maßstab dürften aber auch etliche einfache Bürger dieses Landes davon profitieren. Hinzu kommt nun noch, dass viele Banken – die Schweizer UBS steht wegen dieser Praxis hier stellvertretend für viele – betuchten Bürgern Vehikel angeboten haben, ihr Geld außer Landes zu bringen, unbemerkt vom Fiskus. Tausende haben davon Gebrauch gemacht; wieder und wieder tauchen Steuer-CDs mit weiteren Datensätzen auf. Die Mentalität, die dahintersteckt, kann man nur als asozial bezeichnen.

Diese Menschen profitieren davon, dass ihnen ein im Großen und Ganzen funktionierendes Gemeinwesen Straßen, Autobahnen, Eisenbahnen, Schulen, Universitäten und auch darüber hinaus ein riesiges Inventar an Infrastruktur anbietet. Sie nehmen diese Leistungen in Anspruch und zahlen selbstverständlich auch Steuern dafür – aber nicht so viel, wie sie könnten und wie sie müssten, und sei es nur, um diesem Staat zurüclzugeben, was sie von ihm erhalten haben. Manche dieser Leute scheinen so viel Geld zu haben, dass sie gar nicht bemerken, wenn es jahrelang auf irgendwelchen ausländischen Konten liegt. Einen gerechten Teil davon dem  deutschen Staat zu geben, kommt ihnen jedenfalls nicht in den Sinn. Vielmehr glauben sie möglicherweise, dass sie auch so schon genug Steuern zahlen. Dabei wissen sie gar nicht, wohin mit ihrem Geld. Und kommen dann noch daher wie Frau Schwarzer und bezeichnen sich selbst als Opfer! Aber das kennen wir ja schon aus früheren Debatten von ihr: Wer Opfer ist, das bestimmt einizg und allein Frau Schwarzer,

Mein Kollege Viktor Funk hat in der FR den wunderbaren Leitartikel „Die Chancen-Diebe“ zu diesem Thema geschrieben, der das Problem, das diese Leute nicht sehen, auf den Punkt bringt. Er sieht die Täterin Schwarzer als Symptom für ein grundliegendes Problem: für einen grassierenden Egoismus, der unsere Lebensweise nachhaltig beschädigt. Und der ist nicht auf Schwarzer und Co. begrenzt. Jeder kleine Steuerhinterzieher schadet ebenso. Das Problem dabei: Er kann sich jederzeit darauf berufen, dass unsere Idole es ihm vorgemacht hätten. Darauf ließe sich wenig erwidern.

Zum Leitartikel von Viktor Funk meint Lutz Fidora aus Recklinghausen:

„Danke für diesen ausgezeichneten Artikel! Warum ich so dankbar bin? Weil der Autor im Grunde nur das doch recht harmlos klingende Wörtchen Steuerhinterziehung auf seine skandalöse Wirkungsgeschichte zuspitzt und damit das Kardinalthema eines jeden Menschen, egal wo auf der Welt, nämlich die lebenslange Partizipation (oder eben auch nicht), in den Fokus rückt.
Was ich mir wünsche? Dass Steuerhinterziehende im Verlauf hoffentlich stattfindender Prozesse gezwungen werden, den Artikel jetzt vor für sie völlig neuer Hermeneutik – so wollen es Hoeneß und Schwarzer ja wohl verstanden wissen – rezitieren zu müssen, damit ihnen und ihresgleichen jedes Wort auf der Zunge zergehen mag, aber bloß nicht schmeckt. Vielleicht laufen dann echte Tränen der Reue!“

Rainer Boos aus Eschborn:

„Mit vor Staunen geöffnetem Mund las ich den großartigen Leitartikel Victor Funks, der besten Rundschau-Geist atmet. In seltener Deutlichkeit werden hier das unerträgliche Ungleichgewicht in unserer Gesellschaft kritisiert und die selbstherrliche Scheinheiligkeit unserer Eliten beim Namen genannt. Ein Spruch, den ich sinnigerweise vor einiger Zeit an der Wand des Uni-Klos in Bockenheim las, bringt es noch einmal auf den Punkt: Armer Mann und reicher Mann standen da und sahn sich an. Darauf sprach der Arme bleich: „Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich!““

Fritz Brehm aus Frankfurt:

„Strafbefreiende Selbstanzeige, das wünschen sich auch Fahrraddiebe und Bankräuber. Kriegen sie aber nicht, weil’s kriminell ist. Steuerhinterziehung dagegen scheint nicht kriminell zu sein.“

Rasmus Ph. Helt aus Hamburg bezieht sich auf den FR-Artikel „Luft wird dünn für Steuerhinterzieher„:

„Die Argumentation des rheinland-pfälzischen Finanzministers Carsten Kühl (SPD) kann nicht überzeugen. Denn erstens relativiert sich die Notwendigkeit der strafbefreienden Selbstanzeige gewaltig, wenn man bedenkt, dass die „Reue“ die meisten Menschen erst in dem Moment erfasst, in dem sich Steuer-CDs mit ihrem Namen im Umlauf befinden. Und zweitens stellt der bisherige „Ablasshandel“ schon in psychologischer Hinsicht einen starken Anreiz dafür dar, sein Geld vor dem Fiskus zunächst doch zu verstecken. Da man hierbei rein spieltheoretisch eindeutig mehr zu gewinnen als zu verlieren hat. Weswegen man die Entsolidarisierung der Eliten gegenüber der übrigen Gesellschaft nur über ein Ende der bisherigen Sonderregelung im Strafgesetzbuch wirksam bekämpfen kann und Deutschland hier gut daran tut, nicht durch ein falsches Laissez-faire-Denken dem negativen Beispiel vieler südeuropäischer Staaten zu folgen!“

Jürg Walter Meyer aus Leimen

„Der SPD-Finanzminister Walter-Borjans (NRW) kaufte Steuer-CDs mit aus Schweizer Banken gestohlenen Daten ein. Die Spitze der SPD lehnte sich weit aus dem Fenster, verurteilte die Steuerbetrüger und – natürlich – erst recht die Schweizer Banken, die die Deutschen verlockt haben sollen, ihr Vermögen bei ihnen anzulegen und in Deutschland nicht zu versteuern. Müntefering bedauerte, dass nicht, wie in alten Zeiten, Soldaten ausgeschickt werden können. Sigmar Gabriel sprach von bandenmäßiger Steuerhinterziehung, die in Deutschland mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft wird. Es wurde und wird geflissentlich übersehen, dass rund 120 ausländisch beherrschte Banken – darunter auch deutsche – in der Schweiz in der Vermögensverwaltung mit ausländischen Privatkunden tätig sind.
Und nun liefern diese CDs die Daten prominenter Deutscher – wie Arthur Brauner, Uli Hoeneß, Alice Schwarzer – und, man staune, des ersten SPD-Genossen, des Kulturstaatssekretärs von Berlin, André Schmitz. Es ist nachvollziehbar, warum Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit seit 2012 geschwiegen hat. Er ahnte zu Recht, wie extrem peinlich es für die SPD ist, wenn Genossen der Steuerhinterziehung überführt werden. Dies vor allem angesichts der bevorstehenden Bundestagswahlen.
Schmitz und die anderen Steuerhinterzieher, ja Steuerbetrüger sind Persönlichkeiten, die für ihr Tun selbstverantwortlich sind. Die Namen von Persönlichkeiten, die den Staat betrogen haben, werden bekannt werden. Strafanzeigen gegen Unbekannt werden die Informationslücken nicht aufdecken, geschweige denn stopfen. Es ist im Interesse der politischen Transparenz, dass die Namen dieser Personen öffentlich sind.
Die von der Schweiz offerierte Abgeltungssteuer hätte dies und das, was noch kommt, vermieden – Österreich und Großbritannien haben entsprechende Abkommen geschlossen. Zurzeit verhandelt Griechenland mit der Schweiz über ein solches Abkommen.“

Michael Rosin aus Schöneck:

„Eine Scheinheiligkeit und Doppelmoral zeigt sich im Staate immer dann, wenn es um die eigenen Befindlichkeiten die der Eliten geht. Die Bananenrepublik lässt grüßen. Wie wäre es denn mit weiteren Möglichkeiten der Selbstanzeige und der damit verbundenen Straffreiheit? Die CDU/CSU würde sich doch bestimmt freuen, wenn zukünftig eine Selbstanzeige wegen Korruption, Unterschlagung, Geldwäsche straffrei wäre. Wer weiß, wie viele Politiker dann kein schlechtes Gewissen mehr haben würden und mit einer ganz anderen, optimistischeren Sichtweise ihr Tagesgeschäft betreiben würden. Ganz zu schweigen von den schwarzen Kassen, die plötzlich real genutzt werden könnten. Man könnte die Straflosigkeit bei Selbstanzeige auch auf andere des Strafgesetzbuches anwenden. Die katholische Kirche würde es vielleicht auch unterstützen: Wer sich selbst anzeigt, dass er/sie ein Kind körperlich oder seelisch missbraucht hat, geht straffrei aus. Der Täter (zumeist Männer) ermöglicht so dem Opfer eine Auseinandersetzung mit dem Trauma und bekommt darüber hinaus die Möglichkeit, sich mit seiner Tat auseinanderzusetzen. Und, hört, hört ihr Geld über Alles setzenden Politiker, es spart Ausgaben im Gesundheitswesen für die Folgemaßnahmen (Therapie, Rehamaßnahmen etc.). Und wenn wir schon dabei sind, es gibt doch auch noch die Bereiche Mord, Massenmord… Obwohl, da gibt es ja zumeist nichts Materielles zu holen…. Und diese Volksvertreter sollen Vorbilder für unsere Kinder sein……Mir wird schlecht. “

Edmund Dörrhöfer aus Flörsheim:

Oh, da geschah dem radikal-feministischen Lautsprecher der Nation großes Unrecht. Die, die sonst nie genug Öffentlichkeit für ihre Anliegen bekommen kann, wollte, dass ihr Betrug geheim bleibt. Der „Täter“, der ihn öffentlich machte, soll nun bestraft werden. Es hätte ja auch menschlicher Größe bedurft, nicht andere für das eigene Versagen verantwortlich zu machen. Schließlich hatte Alice Schwarzer seit dem vergangenen Jahr Zeit, in einer der unzähligen Talk-Shows oder Interviews über ihr eigenes Vergehen zu berichten. Aber nein, Alice Schwarzer ist ja unfehlbar. Nur alle anderen haben unrecht und müssen bekehrt werden. Wie mich diese Prominenten/Wohlhabenden ankotzen, die in der Öffentlichkeit ihr eigenes Unvermögen bzw. ihre Fehler geheim halten wollen, aber ansonsten gerne im Rampenlicht stehen und ihre Botschaften verkünden. Bei soviel Heuchelei kann man nur noch kotzen. “

Martin Schindel aus Saarbrücken meint zum Leitartikel „Täter, die sich für Opfer halten„:

„Sehr geehrter Herr Bommarius, bei ihrem Leitartikel haben Sie sich verleiten lassen von den „bösen Besserverdienern“. Die Aussage, dass es sich bei der Steuerhinterziehung um eine „eine elitäre Sportart“ handelt, bleibt ohne Beleg. Doch wie sollte der auch erbracht werden? Ihre These ist so einfach wie falsch. Sie hätten an der Stelle richtigerweise von den Hinterziehern der Kapitalertragssteuer geschrieben. Steuerhinterziehung ist sehr wohl ein Volkssport. Und jeder nimmt sich dabei, was er kann.
Da gehen Bürger der Schwarzarbeit nach. Da werden Unternehmen aufgefordert, Arbeiten „ohne Rechnung“ zu erledigen“ oder sie bieten dies gleich von sich aus an. Von falschen bzw. schöngerechneten Angaben bei der Steuererklärung ganz zu schweigen. Sehr viele nehmen sich, was sie können. Das Selbstbild, die Motivation in all diesen Fällen ist die gleiche. Es ist, wie Sie schreiben, die „Überzeugung, sich gegenüber dem (Steuer-)System in Notwehr zu befinden“. Nur ist die Gruppe dieser Überzeugungstäter viel größer, als Sie wahrhaben wollen.“

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15 Kommentare zu “Schwarzer: Entsolidarisierung der Eliten gegenüber der übrigen Gesellschaft

  1. Die Steuergesetzgebung ist doch nicht sakrosankt! Die Gesetze werden üblicherweise unter dem Einfluss von Lobbyisten gemacht. In der Ära nach Helmut Kohl wurde die Reichensteuer systematisch und wirkungsvoll gesenkt. Die Vermögenssteuer, die es früher mal gab, wurde ganz abgeschafft. Umso verwerflicher ist, dass diejenigen, die über überflüssiges Geld verfügen, das sich ohne ihr Zutun durch die Zinsen stets vermehrt, die Steuerlast mit Tricks vermindern. Man sieht: Auch wer steuerlich in Watte gepackt wird, wird nicht zum gesellschaftlich denkenden Steuerzahler, der seinen Anteil gerne entrichtet.

    Wenn auf einem Konto 10 Millionen Euro liegen, kommen bei einer dreiprozentigen Verzinsung 300.000 Euro zusammen, auf die eine Zinsertragssteuer von 25 Prozent zu zahlen sind. In diesem Fall bleiben immer noch 225.000 Euro p.a. übrig. Natürlich kann man diese Geldanlage mit dem Tun eines Schwarzarbeiters gleichsetzen, der sich samstags etwas dazuverdient,damit er ein einigermaßen erträgliches Auskommen hat. Man kann’s auch anders sehen.

  2. Nicht nur Prominente, auch wir versuchen so gut es geht Steuern zu sparen. Die Möglichkeiten für uns abhängig beschäftigten sind allerdings sehr eingeschränkt (Kilometerpauschale oder etwas Schwarzarbeit). Wo sind die Nutznießer des Diebstahls, bagatellisiert auch Steuerhinterziehung genannt?
    Das gesamte deutsche Steueraufkommen 2012 betrug 600Mrd. €. 277Mrd.€ davon sind Steuern die von Hinterziehung und Schwarzarbeit betroffen sind. Lohnsteuer (ca. 190Mrd.€), Einkommensteuer (ca. 54,5Mrd.€), Soli (ca. 12,5Mrd.€) und Kapitalertragssteuer (ca. 20Mrd.€). Je nach Schätzer und seiner Interessenlage liegt die der Gemeinschaft geklaute Geldsumme bei 30 bis 80Mrd.€ pro Jahr.
    Eine Beispielrechnung ,zum Wachrütteln, mit 80Mrd.€:
    80 geteilt durch 2,77 ergibt 28,88. Währen alle Deutschen Steuerehrlich, müsste jeder Deutsche ca. 29 Prozent weniger Steuern ans Finanzamt abführen. Alle Steuerzahler können sich jetzt anhand ihres Steuerbescheids von 2012 ausrechnen wie viel Steuer sie hinterziehen müssen, damit dieses Geschäftsmodell zum finanziellen Erfolg wird. Ich schätze einmal, dass 95 Prozent aller Steuerzahler ein miserables Geschäft machen. Einzige Nutznießer sind wohl Steuerzahler mit hohen Vermögen die nur die (sehr Moderate) Kapitalertragssteuer und Soli bezahlen müssten, denen aber das Gemeinwohl ziemlich Egal ist. Ob wohl unsere gewählten Politiker in der Lage sein wollen eventuell dieses Thema mit den Begünstigten zu besprechen? Keiner der Begünstigten benötigt das hinterzogene Geld und keiner nimmt es mit ins Grab.
    Wenn jeder seine Steuern ohne „Abzüge“ bezahlt, könnten wir auch alle auf die Hälfte des Geldes (40Mrd.€) verzichten, dass wir durch die Senkung der Steuersätze bekommen würden. Davon kann unser Gemeinwesen unterstützt werden wie es Hr. Funk in seinem Leitartikel beschrieben hat. Es bleibt dann auch noch genug Geld in der Kasse um Flüchtlingen, Kranken und Hungernden Weltweit, oder auch durch großzügigere Aufnahmebedingungen bei uns zu unterstützen.

  3. Die Kleinen hängt man…eine Gesetzgebung , die unter Mißbrauch der Justiz keine Gerechtigkeit , sondern Statussicherung im Sinn hat.

    Die Sache hat aber auch ihr Gutes , immer wieder fallen Verteter der „Eliten“ durch bedenkliche Sichtweisen in ihren originären Tätigkeiten auf , wie etwa Schwarzer als feministische Ideologin , und kulanterweise sind sie dann tatsächlich blöd genug , uns den Gefallen offen illegaler Aktivitäten zu tun , da kann in aller Ruhe zugesehen werden , wie sie sich selber konsequent demontieren.

  4. Ganz allgemein:
    Es ist doch noch viel einfacher der deutschen Steuer legal zu entweichen.

    Man verlegt seinen Wohnsitz als Prominenter in die Schweiz oder Österreich, zahlt dort die niedrigeren Steuern und lässt sich nach wie vor in Deutschland hofieren und eilt von eien Talkshow in die andere.
    Die Karriere zum Promi ermöglichte Deutschland, zum Dank vermeide dieser Promi die deutschen Steuern.
    Legal und nicht zu beanstanden, deshalb wird davon eifrig Gebrauch gemnacht. Aber kein TV-Moderator spricht seine prominenten Gäste darauf an. Das ist nämlich ein Tabu!

    zu 2 # Gerhard Sturm
    Sie legen eine Milchmädchenrechnung vor.
    Die wahren Zahlen der hinterzogenen Beträge kennen weder Sie noch ich. Aber es lässt sich wunderbar mit rein fiktiven Zahlen argumentieren. Da liegt man auf der sicheren Seite der Enterbten und Entrechteten.
    Eines noch: Jeder Schwarzarbeitaktivität löst (auch ungewollt) beim Kauf von Hilfsmitteln z.B. Baumaterial, Putzmittel, Benzin (hier auch noch Mineralölsteuer) etc. Umsatzsteuer aus, dieser entkommt man nicht so leicht.

    Zu 1 # Rudi:
    Nennen Sie mir zurzeit eine sichere Geldanlage mit 3%. Ich wäre Ihnen für diesen sicheren Tipp dankbar.
    Noch eines: Als Kleinunternehmer müssen Sie die Einkünfte mit dem persönlichen Spitzensteuersatz versteuern, Sie stellen eine Rechnung aus und müssen den Ertrag z.B. mit 30% (ist nicht zu hoch gegriffen) versteuern. Hinzu kommen aber noch 19% Umsatzsteuer auf den mit 30% zu versteuernden Ertrag.
    Ein Beispiel: Zu versteuern ein Ertrag von 100,00 €, davon 30% Einkommemsteuer macht 30,0 €, hinzu kommen 19% Umsatzsteuer macht 19,00 €. Der Kleinunternehmer hat für 70,00 € Gewinn insgesamt 49,00 € an den Staat abzuführen.
    Ich überlasse es Ihnen, den prozentuellen Anteil der gesamt abzuführenden Steuern auszurechnen.

  5. @ runeB

    Vorsicht mit den Milchmädchenrechnungen, werter Herr (?). Wenn ein Unternehmer eine Rechnung ausstellt, kommt die MWSt meistens oben drauf. Hinzu kommt, dass er die eingenommene MWSt mit der MWSt verrechnen kann, die er selbst ausgibt, und zwar für so gut wie alles, was er für den Betrieb braucht. Das heißt, dass von der MWSt, die er einnimmt, in der Regel ein Teilbetrag bei ihm bleibt. Das kann so weit gehen, dass er die gesamte MWSt behalten kann. Zudem haben Unternehmer eine Menge an legalen Abzugs- und Abschreibungsmöglichkeiten in diesem Land. Wenn es sich nicht lohnen würde, würde es keiner machen.

  6. zu 5 # Pascal
    Mein Beispiel ging von einem zu versteuernden Ertrag aus, nicht von einem Bruttoertrag.
    In Sachen Bruttoertrag treffen Ihre Ausführungen selbstverständlich zu.
    Ich bitte das zu berücksichtigen.
    Wünschenswert wäre ein einfacheres und gerechteres Steuersystem, aber darauf werden wir in Deutschland wohl noch viele Jahre warten müssen. Allerdings würde das vermutlich Steuerhinterziehung nicht beseitigen.

    Damit kein falscher Eindruck entsteht, Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Allerdings sollte auch Steuerverschwendung strafbar sein, davon ist man jedoch weit entfernt.
    Ein Gleiches gilt für nichteingehaltene Verträge, da verhält sich unser Staat alles andere als vorbildlich.

  7. @ runeB

    Klar, Sie können sich gern einzelne Pöstchen raussuchen und dazu Ihre Rechnung aufmachen. So rechnet ein Unternehmer aber nicht. Für den Unternehmer ist die Mehrwertsteuer ein durchlaufender Posten. Das gilt auch dann, wenn in den 100 Euro Rechnungssumme die MWSt schon enthalten ist.
    Interessant bzgl. Steuerhinterziehung wird es z.B. bei den Bewirtungskosten und den Spesen, denn da haben Unternehmer ganz andere Spielräume, die sie sicher auch nutzen. Sie wären ja blöd, wenn sie es nicht täten. Vor einer Weile hat mal eine Versicherung – war es die Ergo? – Schlagzeilen damit gemacht, dass sie ihre besten Verkäufer in Budapest in den Puff geschickt hat. Das war steuerlich wohl absetzbar. Bezahlt hat das am Ende also womöglich sogar der Steuerzahler. Von solchen Dingen sollten Sie reden.

  8. zu 7 # Pascal
    Mein Beispiel bezog sich auf den zu versteuernden Ertrag,also nach Abzug aller absetzungsfähigen Anteile, und auf kleine Unternehmer, von denen es viele gibt. Die Umsatzsteuer bleibt letztlich am Gewinn, am zu versteuernden Ertrag kleben. Im Übrigen ist in meinem Beispiel die Umsatzsteuer nicht in den 100 € enthalten
    Das geht aus meinen Beitrag eindeutig hervor.

    Ein Kleinunternehmer kann sich auch keine Abteilungen zur Steueroptimierung wie z.B. die Ergo leisten und auch keine Bewirtungskosten geltend machen. Da wird es schon schwierig, ein Arbeitszimmer beim Finanzamt anerkannt zu bekommen.

    Nehmen Sie mal VW, da werden Gewinne über Auslandstöchter bis hin zu Briefkastenfirmen abgewickelt … ganz legal mit Billigung der Politik. Thema: Gerechteres Steuersystem. Der Kleinunternehmer wird voll zur Kasse gebeten, darauf sollte hingewiesen werden.

    Ich verstehe nicht, weshalb Sie sich daran stören, dass auch die andere Seite der Medaille beleuchtet wird.

    Oder noch besser das Hin und Herschieben von Aktien, um bei der Dividendenzahlung mehrfach die Körperschaftsteuer sich zurückerstatten zu lassen … ein Steuerschlupfloch, noch wesentlich effizienter als Bewirtungskosten (wo wenigstens der Gastronom noch etwas verdient und die Gäste einen schönen Tag hatten) geltend zu machen.
    Dieses Stripping wurde professionell durchgeführt … von Finanzhaien.
    Das wird nicht nur womöglich,sondern tatsächlich vom Steuerzahler finanziert.

    Interessieren würde mich das Modell, wo der Unternehmer die gesamte Mehrwertsteuer (Umsatzsteuer) behalten darf. Das würde bedeuten, dass der Staat leer ausgeht. Ein durchaus sehr interessantes Geschäftsmodell.

  9. Erst reden Sie von Kleinunternehmer, dann von VW und Briefkastenfirmen. Kleinunternehmer müssen keine Umsatzsteuer abführen, können dann aber auch keine Vorsteuer abrechnen. Kleinunternehmer sind solche, deren Umsatz 17500 Euro nicht übersteigt. Für die gelten Sonderregeln. Sie reden von kleinen Unternehmen, nicht von Kleinunternehmern.
    Im Bereich oberhalb von 17500 Euro Umsatz im Jahr Umsatz gibt es zahlreiche Spielarten und Unternehmensformen, Beispiele Freiberufler oder GbR oder Mini-GmbH. Eine konventionelle GmbH mit 25000 Euro Stammkapital ist bereits kein Kleinunternehmen mehr.
    Ein kleiner Unternehmer, z.B. ein selbstständiger Grafiker, der nicht gewerbesteuerpflichtig ist, kann seine Steuerschuld trotz regulärem Steuersatz von 26,375 Prozent auf Null bringen, wenn er zum Beispiel ein Atelier anmietet und immer schön in die Ausstattung investiert, also z.B. alle vier Jahre neue Computer, wenn die alten abgeschrieben sind, und solche Sachen. Das ist alles legal und völlig okay. Aber selbst so ein kleiner Selbstständiger kann ein bisschen mogeln, wenn er z.B. mit seiner Frau essen geht, den Beleg aber als Geschäftsessen zur Anbahnung von Geschäften bei der Steuer angibt. Kleinvieh macht auch Mist. Wetten, alle machen das?

  10. zu 9 # Pascal
    Ein tolles Geschäftsmodell. Kein steuerpflichtiger Gewinn. Die Frage ist, wie lange macht das Finanzamt dabei mit? Und die zweite Frage: Wovon lebt der kleine Unternehmer?

    Vermutlich sind Sie Steuerfachmann oder ähnliches. Da kann ich natürlich nicht mithalten. Anscheinend war die von mir verwendete Terminologie nicht korrekt. Ich bitte da um Nachsicht. Ist auch nicht mein Metier, diese Terminologie.

    Trotzdem kann ich nicht nachvollziehen, weshalb Sie sich über meine Beiträge so echauffieren. Anscheinend sind in ihren Augen alle Unternehmer, auch kleine Unternehmer zumindest verdächtig, Steuern – behutsam formuliert – zu minimieren.
    Vermutlich haben Sie aber in diesem Punkte Recht.

    Im Gegenzug könnte man auf die Idee kommen, vom Staat zu verlangen, seine Ausgaben ebenfalls zu minimieren. Waffengleichheit einzufordern.
    Aber nein, das wäre unsittlich. Das geht schon gar nicht. Da liege ich voll daneben. Vielleicht ein einfacheres Steuerrecht? Das wäre doch was oder nicht?

    Immerhin hat mir der Disput mit Ihnen gefallen, weil Sie trotz gegenteiliger Ansichten (warum weiß ich nicht, macht aber nichts) die Regeln eines zivilisierten Umgangs (mit einem steuerechtlich Unbedarften) beachtet haben.
    Dafür danke ich Ihnen.

  11. Bitte.

    „Wovon lebt der kleine Unternehmer?“

    Das Exostenzminimum ist steuerfrei. Darüber hinaus hat er eine gut verdienende Frau.

    😉

    Ich gebe zu, dass mein Gedankenbeispiel nicht besonders lebensecht ist. Ich wollte lediglich zeigen, dass jeder ausnahmslos die Möglichkeit hat bei der Steuer zu bescheißen

  12. Eine „Entsolidarisierung“ gibts nicht und kann es nicht geben, da diese „Elite“ oder besser Profiteursgemeinschaft sich noch nie solidarisch erklärt hat…

    KM

  13. „Nennen Sie mir zurzeit eine sichere Geldanlage mit 3%. Ich wäre Ihnen für diesen sicheren Tipp dankbar.“

    Ich bin in meinem Beispiel von einer Geldanlage von zehn Mio ausgegangen. Bei diesen Größenordnungen kriegst du andere Konditionen als der Durchschnittsverdiener. Deshalb sind die drei Prozent, die man erzielen kann, sicher nicht zu hoch angesetzt.

    Mit kapitalem Gruß

  14. @KM

    Sehr richtig. Auch inhaltlich habe ich nie eine „Solidarisierung“ gesehen. Die Menschen, deren Elends sich diese Eliten zur eigenen Profilierung bedienten, waren niemals Subjekt, nur Objekt.
    Schwarzer etc sind nicht die ersten, auch nicht die letzten öffentlichen Personen, von denen wir enttäuscht sein werden.
    Bezüglich Schwarzer wage ich zu behaupten, daß ohne sie die Emanzipation der Geschlechter schon um Jahrzehnte weiter wäre.

    Viel Lärm hindert das Zuhören.

  15. zu 12 # Rudi
    Die Lebensversicherungsgesellschaften, die alljährlich wesentlich höhere Beträge als die vergleichsweise bescheidenen 10 Millionen anlegen müssen, werden das gerne hören und in die Tat umsetzen.
    Bei allem Respekt für Ihre Position, aber in diesem Punkte irren Sie.

    Fakt ist: Sämtliche Sparguthaben werden langsam aber sicher inflationiert, weil die Zinsen die Inflationsrate nicht mehr abdecken. Das betrifft auch die Renten- und Lebensversicherungen, deren Ertragskraft langsam aber sicher reduziert wird.

    Ebenfalls mit kapitalem Gruß

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