Schützenpanzer Puma: Da kann der Rekrut nur matt schmunzeln

Peinlich, peinlich: 18 Puma-Schützenpanzer der Bundeswehr sind während einer Übung ausgefallen. Diese angebliche Hightech vom Feinsten – so der Duktus, in dem diese Panzer seitens der Hersteller angepriesen werden – ist offenkundig derart störanfällig, dass sie zur Landesverteidigung nicht taugt. Jedenfalls nicht in dieser Form. Wie kann das sein? Diese Waffensysteme kosten Millionen Euro und funktionieren trotzdem nicht. So wird offensichtlich, dass die Bundeswehr ein tiefsitzendes Problem hat, das vermutlich auch mit den 100 Milliarden Sondervermögen, die Kanzler Olaf Scholz (SPD) in seiner „Zeitenwende“-Rede angekündigt hat, nicht zu beheben sein wird. Bedarfsplanung und Beschaffung sind das eine, Überprüfung das andere. Warum fällt die Untauglichkeit des Waffensystems erst jetzt auf? Und daran schließt sich natürlich – gerade in Zeiten des Ukraine-Kriegs – eine weitere Frage an: Haben wir die Armee, die wir brauchen?

fr-debatteDie Bundeswehr bräuchte strenge Zeugmeister

Der Totalausfall von teurem militärischem Gerät auf einer Übung sei doch „hoch fragwürdig“ – so der Verteidigungsexperte Kiesewetter. Als Bunderwehr- Soldat in den sechziger Jahren kann ich dazu nur matt schmunzeln. Da fällt keiner aus allen Wolken von uns. Denn damals war das sogenannte Material-Management (früher auch „technischer Dienst“ genannt) genauso fragwürdig wie heute:
Jeden Montag Vormittag wurden die Motoren der 7,5-Tonner für den Appell mit einem Lappen abgedieselt, damit sie auch schön glänzten. Glänzen war da wohl gleichbedeutend mit intakt. Der Feldwebel würde gnädig alle als „Prima Arbeit“ durchwinken. Wir gelangweilten Rekruten fanden das aber schon damals eher einen Witz als professionelle Material-Wartung. War uns doch sogar als Laien vollkommen klar, dass das ritualisierte Abdieseln auf Dauer nur dazu führen konnte, dass alle nicht metallenen Teile am Motor marode würden. Im Klartext: Da die Bundeswehr damals den Auftrag hatte, den bevorstehenden Angriff der russischen Panzerwelle federnd am Rhein aufzuhalten, war uns Schützen natürlich sonnenklar, dass der Wagenpark spätestens nach 50 km einen Totalausfall aller Kühlsysteme hinlegen würde – wurden die gedieselten Fahrzeuge pro Monat doch höchstens einmal kurz bewegt, wenn überhaupt.
Zum Glück mussten wir dann aber – da der Krieg ein kalter blieb – die Russen nicht am Rhein federnd auffangen, um unseren Verbündeten genügend Zeit zu geben für einen geordneten Aufmarsch und Gegenschlag.
(Dass die BW also de facto bloß als Kanonenfutter im Vorfeld eingeplant war, ist nur noch eine weitere Fußnote zur Geschichte der 60er Jahre).
Dem früheren „Abdieseln“ entspricht heute wahrscheinlich der kalte Daten-Check – mit Ausdruck für den Chef. Fertig.
Bezogen auf die Gegenwart wird doch nur allzu deutlich, dass die 100 Milliarden in ein Fass ohne Boden fallen werden (und dafür jetzt auch noch die Verteidigungsministerin verantwortlich zu machen, wäre ja nicht nur kein Schwabenstreich, sondern ein übles Macho-Selbsttor der Logistiker und Schönwetter-Besserwisser), wenn nicht strenge Zeugmeister oder noch besser: Zeugmeisterinnen endlich ihre Arbeit machen dürften.

Johannes Seiler, Bonn

fr-debatteDas Sondervermögen muss unter die Leute

Ich frage mich, warum beim „Skandal-Schützenpanzer“ Puma nicht über den Hersteller geschrieben wird, er mit keinem Wort Erwähnung findet? Bei jedem anderen Skandal ist es doch üblich, Ross und Reiter zu nennen, und das zu Recht. Also der Hersteller ist im wesentlichen die Panzerschmiede KMW (Kraus Maffei Wegmann) zusammen mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall. Auf ihrer website wird der Puma als bester und modernster Schützenpanzer der Welt gefeiert und angeboten. Mit einiger Sicherheit ist er auf jeden Fall mit einem Stückpreis von 17 Millionen Euro der teuerste.
Nun ist mir als anerkanntem Kriegsdienstverweigerer (damals noch mit der unsäglichen „Gewissens“Prüfung) jeder Panzer, der nicht einsatzfähig ist, lieber als ein Funktionierender. Aber das kann man sicher billiger haben und das eingesparte Geld dann für sinnvollere und notwendige Ausgaben z.B. im Sozialbereich verwenden.
Aber leider muss ich wohl davon ausgehen, daß die Rüstungslobby mal wieder alle Register ziehen wird, und selbst die jetzt zusätzlich entstehenden Kosten dem Staat in Rechnung stellen wird, das „Sondervermögen“ muss ja unter die Leute, sprich an die Rüstungsindustrie gebracht werden.

Jochim Maack, Hamburg

fr-debattePraktikanten und Updates

Zur Erinnerung: Im Mai trat eine bundesweite Störung von Kartenterminals auf, nachdem ein Praktikant in einer Mittagspause ein Update programmiert hatte. In sozialen Medien wird nun behauptet, derselbe Praktikant habe in einer Mittagspause ein Update der Puma-Software programmiert. Zur Richtigstellung: Es handelt sich um eine politisch motivierte Fehlinformation, die das Vertrauen in die Bundeswehr erschüttern soll. Das Puma-Update wurde von einem anderen Praktikanten programmiert. Und nicht in der Mittags-, sondern in der Frühstückspause.

Axel Raue, Bad Homburg

fr-debattePraktikanten und Updates

Die wievielte Meldung in den letzten 10 Jahren über die Nichteinsatzbereitschaft der Bundeswehr ist das eigentlich? Am lautesten kritisieren die sogenannten Verteidigungsexperten von CDU/CSU , die 16 Jahre Bundeswehr zu verantworten haben, ergänzt von der Rüstungslobbyistin Strack-Zimmermann (FDP). Der Schützenpanzer Puma ist ein Totalausfall. Herr Otte (CDU) jahrelang in führender Position im Verteidigungsministerium und Parlament wird wissen, wie es um die Einsatzbereitschaft der BW nach der Ära der Ministerinnen und Minister von Jung und zu Guttenberg bis von der Leyen und Kramp-Karrenbauer bestellt war. Die Probleme des ‚Puma‘ waren spätestens 2020 öffentlich und haben eine lange Vorgeschichte. Dennoch haben diese Experten als erste und immer dringlicher gefordert, Panzer in die Ukraine zu schicken. Der sogenannte CDU Verteidigungsexperte Kiesewetter fordert weiterhin den Schützenpanzer Marder in die Ukraine zu liefern. Merz CDU hat mal 300 in Spiel gebracht. Wie viele ‚Marder‘ wirklich einsatzbereit sind, möchte ich lieber nicht wissen.
Die Bundeswehr war vor einem Jahr beim Regierungswechsel nicht einsatzbereit, nicht mal bedingt. Haben wir wirklich vergessen, wie es um ein Gewehr, einen Hubschrauber, einem Schiff, einem U-Boot etc. bestellt war? In allen Waffengattungen gab es und gibt es Probleme. Von der Quantität (im Zweifel zu wenig) bis zur Qualität (häufig nicht praxistauglich), vom Munitionsbestand (ungenügend) bis zur Instandsetzung (Ersatzteilchaos), von der Ausrüstung (Unterwäsche) bis zur Ausbildung (nicht zeitgemäß), von der Gesinnung (extrem gefährdet) bis zur Führung (weitgehend ahnungslos) usw. usw. Der Skandal um den ‘‚Puma‘` wird daher nicht der letzte sein, denn wo überall die Rohrkrepierer liegen, wird nicht einmal die Generalität wissen. Die sind nämlich darauf angewiesen, was von der Truppe gemeldet wird. Ich weiß aus eigener Erfahrung und von mehreren aktiven Soldaten, was da an angeblicher Einsatzbereitschaft gemeldet wird.
Natürlich muss die Verteidigungsministerin Lambrecht die Probleme in den Griff kriegen. Aber wer da fordert, alles zugleich zu lösen, ansonsten hätte sie versagt und wer bei jedem Bekanntwerden von Problemen mit dem Finger auf die jetzige Verteidigungsministerin zeigt, will entweder von der eigenen Verantwortung ablenken und/oder verkennt die Komplexität und Strukturen, die in der Bundeswehr seit Jahrzehnten gewachsen sind. Das Beschaffungswesen ist nur ein bekanntes Beispiel.
Wichtiger als bei jedem aktuellen Problem über die Stöckchen der Opposition innerhalb und außerhalb der Regierung zu springen wäre eine Zieldiskussion. Was soll, was muss die Bundeswehr in Zukunft leisten? Natürlich im Bündnis mit den Europäern und der Nato.

Jörg Kramer, Uelzen

fr-debatte

Verwandte Themen

Ein Kommentar zu “Schützenpanzer Puma: Da kann der Rekrut nur matt schmunzeln

  1. Die Bundeswehr-Granden sollten losgeschickt werden, die Zoos hierzulande abzuklappern, um echte Pumas für die Bundeswehr zu rekrutieren, Schließlich hat sich eindrucksvoll gezeigt, wo es hinführt wenn nur mit Plagiaten hantiert wird.

Kommentarfunktion geschlossen