Jetzt wird’s allmählich spannend in Sachen Griechenlandkrise, denn jetzt werden wir sehen, ob — und wenn ja, welchen — Alexis Tsipras, der griechische Ministerpräsident, mit seiner bisherigen Strategie der langsamen Eskalation einen Plan verfolgte. Er geht mit einem klaren Abstimmungsergebnis in neue Verhandlungen nach Brüssel: Beim Referendum in Griechenland zur Frage, ob die Griechinnen und Griechen ein Weiter so in Sachen Sparpolitik wollen oder nicht, kam ein klares Nein heraus. Tsipras hat sich die Unterstützung seines Volkes geholt. Dieses demokratische Votum ist ein Pfund für ihn. Und ein Weckruf für die EU, aber dazu vielleicht mehr bei anderer Gelegenheit.
Ich kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur darüber spekulieren, was Tsipras vorhaben könnte, aber es scheint mir trotzdem eine klare Sache zu sein: Wenn er Griechenland nicht aus dem Euro führen will, dürfte sein Ziel lauten, so viel vom Schuldenberg, der auf seinem Land lastet, loszuwerden wie nur irgend möglich. Das heißt, er wird einen klaren Schuldenschnitt fordern. Dabei wird er darauf spekulieren, dass es weiterhin der erklärte politische Wille der Eurozone ist, Griechenland im Euro zu halten. Damit scheint er bisher richtig zu liegen; Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Staatspräsident François Hollande haben sich anlässlich eines Blitzbesuchs Merkels in Paris neulich so geäußert. Das heißt: Die rein finanzpolitischen Argumente (Austeritätspolitik) treten von nun an in den Hintergrund gegenüber euro- und geopolitischen Argumenten. Für Merkel und Hollande, die Führer der beiden wichtigsten Euro-Nationen, wäre demnach ein Austritt Griechenlands aus dem Euro, ein Grexit, eine schwere politische Niederlage, die sie nicht riskieren wollen.
Es scheint, als habe Merkel ihre Fehler endlich eingesehen. Der Gedanke war von Anfang an falsch: Eine Volkswirtschaft, die dermaßen zum Sparen — genauer eigentlich: Einsparen — gezwungen wird, dass sie massiv zu schrumpfen beginnt, kann nicht gleichzeitig Überschüsse erzielen, mit denen sie Investitionen anstoßen könnte. Von allen anderen Mängeln der griechischen staatlichen Organisation mal ganz abgesehen. Deswegen ist Griechenland auch ein Einzelfall innerhalb der Eurozone und mit Spanien, Portugal und Irland nicht vergleichbar: In diesen drei Staaten hat die Austeritätspolitik nach einem Schrumpfungsprozess offenbar tatsächlich dazu geführt, dass die Volkswirtschaften wieder wachsen. Der Preis, den diese drei Gesellschaften dafür zahlen mussten und noch zahlen werden, ist gleichwohl hoch. Massen von gut ausgebildeten Fachkräften, die diese Länder einmal dringend brauchen werden, sind nach Deutschland gezogen, um Arbeit zu bekommen, und die weniger gut Ausgebildeten blieben zurück und bilden eine „lost generation“ ohne Perspektiven.
Merkel scheint zurückzukehren zu einer Europa-Politik à la Helmut Kohl, die das Verbindende in den Vordergrund stellte, aber Alexis Tsipras sollte sich nicht täuschen: Merkel ist eine harte Verhandlerin. Sie wird versuchen, Griechenland im Euro zu halten. Dafür wird es einen Schuldenschnitt von 50 bis 70 Prozent geben. Merkel wird diesen Schritt in Deutschland mit der Maßgabe zu verkaufen versuchen, dass auf diese Weise immerhin noch ein Teil der Schulden zurückgezahlt werde; bei einem Grexit werde das Geld komplett verloren sein. Erster Schritt. Zweiter Schritt: Impulse für die griechische Wirtschaft, die sie in die Lage versetzen können, Überschüsse zu erwirtschaften. In diesem Zusammenhang mutet es fast gespenstisch an, dass in EU-Fördertöpfen derzeit eigentlich 35 Milliarden Euro für Griechenland bereitliegen, um in Infrastrukturprojekte gesteckt zu werden, ganz regulär, wie es in der EU Usus ist. Griechenland kann dieses Geld jedoch nicht abrufen, weil es 15 Prozent der Fördersumme selbst beisteuern muss. Der griechische Etat ist durch die Sparpolitik stranguliert und befindet sich in einer Teufelsspirale abwärts. Das könnte schnell geändert werden, indem Griechenland in die Lage versetzt wird, die Finanzierung aufzubringen.
Es gibt also Ansätze für eine Lösung der Griechenlandkrise. Sie liegen ganz bestimmt nicht in einer Fortführung der bisherigen Strangulationspolitik. Dem hat das griechische Volk einen Riegel vorgeschoben. Einschneidende Maßnahmen wird es künftig nur dann akzeptieren, wenn gleichzeitig auch Perspektiven geschaffen werden. Viel Zeit bleibt indes nicht mehr, um diese Lösung zu finden. Am 20. Juli muss Griechenland Krediterückzahlungen an die Europäische Zentralbank tätigen. Tut es das nicht, könnte das griechische Bankensystem zusammenbrechen. Knapp zwei Wochen sind noch Zeit. Ich hoffe, dass Angela Merkel wirklich etwas gelernt hat in diesen Tagen und Wochen der Krise. Und ich hoffe, dass Alexis Tsipras genau weiß, was er tut.
Friedrich Grimm aus Weinsberg meint:
„Vorweg, die Griechen haben gut abgestimmt. Die wirtschafts- und kapitalhörigen Regierungen der anderen EU-Länder sollten aufhorchen und ihr Verhalten gegenüber dem Kapital wieder ins Lot bringen (worauf ich wenig Hoffnung habe). Varoufakis wurde von Beginn an als Feindbild aufgebaut. Dabei kann diesem hochintelligenten und kompetenden Varoufakis z.B. ein Schäuble, der sich mit seinen „schwarzen Nullen“ für den Größten hält, das Wasser nicht reichen. Diese ungeliebte, linke griechische Regierung, gerade einmal knapp 6 Monate im Amt , durfte auf gar keinen Fall Erfolge vorweisen dürfen. Stattdessen durften die Wirtschafts- und Kapitalelefanten weiteres griechisches Porzellan, sprich soziales Leben, zerschlagen. Und deshalb ist diese Abstimmung nicht nur für Griechenland, sondern für die alle EU-Länder von Bedeutung. Und wer sich den Kommentar des Chef-Redakteurs, Peter Frey, vom ZDF angehört hat, der kann unschwer erkennen, wie verseucht unsere so genannten Demokratien bezüglich der Finantwelt und der Wirtschaft bereits sind. Ein dummdreister Kommentar, den ich mir als Fernsehzuschauer verbitte. Aber so sieht unsere neutrale Berichterstattung heute aus. Und in den Quasselrunden wie, Illner, Jauch und Co. wird von scheinkompetenten wie Fuchs, Bosbach und Sinn alles aufgeboten, um denen recht zu geben, die die ganze Welt ausplündern.“
Roland Winkler aus Aue:
„Die angeblich wahren Demokraten, Hüter und Wächter über alle Demokratieverstöße in aller Welt, die sind entsetzt und empören sich darüber, dass eine legitime Regierung in Griechenland sich erlaubt, ihr Volk zu befragen, wie es über die weitere Sparpolitik denkt. Was haben eigentlich alle jene immer gemeint, die seit Jahren die Begriffe Demokratie und Freiheit strapazieren und einfordern? Wie ihre Demokratie aussieht, sehen wir heute eindrucksvollst. Sie sind nicht gewillt, einem souveränem Volk, einer seit enigen Monaten legitim gewählten Regierung zu erlauben, ihr Veto gegen eine unsoziale Sparpolitik demokratisch abzugeben. Dabei hat sich dieses Volk nicht mehr und nicht weniger erlaubt sich dieser Art von Sparen zu verwehren. Wie kann empören, wenn Menschen an sozialen Abgründen keinen Sinn und Zweck in dieser Sparpolitik sehen und diese auch dem Land nicht zum Schuldenabbau dient?
Alles Gesäusel von angeblicher Werte-und Völkergemeinschaft, Solidarität und Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit der Partner löst sich sichtlich auf in stinkenden kapitalistischen Konkurrenzsumpf, mörderischen, unmenschlichen Profittrieb und in Umgangsformen, die einer Räuberbande gleichen.“
Ulrich Ziller aus Linden:
„Da wagt es doch tatsächlich ein Präsident, das Volk über seinen politischen Kurs und somit auch über die Zukunft des Landes entscheiden zu lassen, schon flippt die „westliche Wertegemeinschaft“ aus und droht unverhohlen damit, dies zu bestrafen. Diese „Wertegemeinschaft“, u.a. bestehend aus Frau Lagarde (Ermittlungsverfahren wegen Amtsmissbrauch), einer FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda (Merkel), einem Schwarzgeldwäscher mit Erinnerungslücken (Schäuble) und einem Meister im Schaffen von Steuerschlupflöchern (Juncker) trägt letztendlich den europäischen Gedanken zu Grabe.
Es geht diesen Finanzmarionetten nicht um Europa, sondern um den Euro. Wie sagte Herr Juncker so schön: wenn es ernst wird, muss man lügen und Herr Schäuble hat, ehrlicherweise, zugegeben, Ziel sei es die Syriza-Regierung gegen die Wand fahren zu lassen. Armes Griechenland? Armes Europa!“
Roland Klose aus Bad Fredeburg:
„Griechenland feiert das eindeutige Oxi (Nein) des Referendums gegen weitere unmenschliche und ungerechte Sparmaßnahmen der Troika auf dem Syntagma-Platz in Athen wie einen Sieg. Dabei ist es nur der demokratische Wille des griechischen Volkes, nicht länger für die internationalen Bad Banken des Casino-Kapitalismus und die korrupten Mafia-Politiker den Kopf hinhalten zu müssen. Der Jubel über die Befreiung aus der Troika-Diktatur vom 05.07.2015 erinnert stark an die Befreiung aus der US-Sklaverei vom 18.12.1865. Doch es ist noch ein dornenreicher Weg.
Deutschland kann auch ein Lied davon singen. Denn wie die Griechen verhandelten auch die deutschen Reichskanzler der Weimarer Republik (1918-33) stets um finanzielle und wirtschaftliche Erleichterungen wegen des unmenschlichen und ungerechten Diktats des Versailler Vertrages von 1919 mit den Alliierten Siegermächten. Am Ende erfolglos. Deutschland erlebte eine Inflation und die Weltwirtschaftskrise und versank in hoher Arbeitslosigkeit und Armut. Am 30.01.1933 übernahmen schließlich die Nazis die Macht.
Hätte es in Deutschland ein Referendum gegen das Diktat des Versailler Vertrages gegeben, wir Deutschen hätten es selbstverständlich auch mehrheitlich abgelehnt. Warum zögert also die Troika aus EU, IWF und EZB mit der gewählten griechischen Regierung einen für beide Seiten vernünftigen und gerechten Kompromiss auszuhandeln? Merkels Austeritätspolitik ist schließlich gescheitert und Syriza vom Volk bestätigt worden. Will Europa wirklich Griechenland am Boden sehen und das griechische Volk in eine weitere Militärdiktatur stürzen? Dann bitte, liebe EU, brauchen wir auch Referenden in allen EU-Mitgliedsstaaten. Europa braucht keine Troika-Diktatur, Europa muss endlich demokratischer werden.“
Friedrich W. Busekrus aus Zepernick:
„Nach dem Nein der Griechen zur Austeritätspolitik der deutschen Kanzlerin bleibt nur eins zu konstatieren: Angela Merkel und ihre Politik der angeblichen „schwäbischen Hausfrau“ sind grandios gescheitert. Es ist eben keine Politk alte, faule Kredite durch neue Kredite zu ersetzen. Gutes, neues Geld altem, schlechtem Geld hinterherzuwerfen hat noch nie geholfen. In Griechenland hat es eine Regierung gewagt, sich ihre Politik vom Volk bestätigen zu lassen und hat damit Erfolg gehabt. Natürlich zeigt sich daran auch, daß Europa-Politik immer auch Innenpolitik ist, was ja schon Otto v. Bismarck wußte, als er den Satz prägte, daß Außenpolitik die Fortsetzung der Innenpolitik mit anderen Mittel sei. Aber eine Frau Dr. Merkel wird sich niemals trauen, das Volk in diesen Land zu welcher Frage auch immer zu fragen und abstimmen zu lassen. Denn der Ausgang könnte ihr dann mit einiger Sicherheit überhaupt nicht ins Konzept passen. Gescheitert ist übrigens auch das Modell „Exportweltmeister“ Deutschland. Denn die Überschüsse Deutschlands sind die Defizite und damit die Schulden der anderen Länder. Die ganzen dabei entstandenen Schuldtitel sind damit eigentlich von vorneherein wertlos gewesen, da sie auf einem nicht tragfähigen Geschäftsmodell Deutschlands basieren: Waren gegen Schuldtitel, u.a. Staatsanleihen. Das Ergebnis dieser Politik, die ganz nebenbei auch die Investitionen im Inland kaputt gemacht hat, kann man heute nicht nur in Griechenland besichtigen. Wie wir also an dieser Abstimmung sehen, kann dabei auch etwas Vernünftiges herauskommen, jawohl etwas Vernünftiges! Denn die bisherige Politik dient nur den Interessen der Investoren, zumal den Interessen in Übersee, und nicht den Menschen in Europa. Mit nur einem kleinem Teil der bislang geflossenen Geldern könnte man Investitionen in allen Bereichen der Wirtschaft, der Infrastruktur, in Wissenschaft und Bildung voran bringen, und zwar nicht nur in Griechenland, sondern z.B. auch in Spanien, wo Massen von jungen Leuiten arbeitslos sind. Das käme dann wieder ganz Europa zu Gute. Die bisherige Politik muss ein Ende haben und durch eine andere ersetzt werden. Auch wenn das Frau Merkel und ihre eurpäischen Claqueure in Paris und Brüssel nicht hören wollen: Es geht so nicht weiter! Aber wahrscheinlich muss es einen noch viel größeren Knall geben, damit sich im Europa dieser Tage etwas ändert.“
Dietrich Brauer aus Oberhausen:
„Zur ganzen Debatte um den Umgang mit Griechenland und seiner Regierung muss man auf zwei Sachverhalte hinweisen:
1. Seinerzeit bei Einführung des Euro waren die Gazetten voll davon darzustellen, dass nach Einführung der Gemeinschaftswährung der einzige Weg zum Ausgleich differenter Wirtschaftspolitiken in den Teilnahmeländern nur noch über die innere Abwertung erfolgen kann, also Lohn-/Einkommensverluste und Sozialabbau. Was derzeit mit Griechenland geschieht, ist nichts anderes als der Vollzug der politisch geschaffenen Sachzwänge innerhalb einer Währungsunion – die allerdings auch politisch geändert werden könnten. Aber da sind wir bei der Frage der Kräfteverhältnisse zwischen den kämpfenden Parteien.
2. Im Kern geht es um eine Bewertung des Projektes der gemeinsamen Währung, des Euro: Ist er ein Projekt der Befriedung Europas mit dem Zwang, auch zu einer politischen Union zu gelangen, oder ist er ein Projekt, das das neoliberale Kainsmal auf der Stirn trägt, festgeschrieben im Vertrag von Maastricht, mit dem der Euro ein komplett neoliberal geprägtes Fundament bekommen hat? Letzteres würde im aktuellen Fall Griechenlands erzwingen, dass ein Land, eine Regierung, die die neoliberale Logik des Euro in Frage stellen, dies nur außerhalb der Zugehörigkeit zu dieser gemeinsamen Währung tun können. Ergo: Wer sich gegen die Gläubiger/Geldgeber auflehnt, fliegt raus, weil er sich dem vertraglich fixierten Grundverständnis des Euro nicht länger unterwirft. Schaut man sich alle Äußerungen der Politiker derzeit an, will die Gläubigerseite die Griechen zur Unterwerfung unter das Währungs- und Politikregime zwingen, während die Griechen eine Veränderung der Politik wollen, die sie gegen den Euro möglicherweise nur außerhalb seines Gültigkeitsbereiches realisieren können.
Das führt zu der Frage: Sind die Politiker nur Protagonisten der von ihnen selbst geschaffenen ökonomischen Sachzwänge (so die Gläubiger-Seite) oder kann Politik letztere sprengen, weil eine Volksbewegung von unten als Ausdruck veränderter Kräfteverhältnisse die Sachzwänge aufbricht (Referendum in Griechenland).
Da mich der historische Optimismus immer noch nicht verlassen hat, vertraue also auf das „Nein“ der Griechen, sich nicht länger knechten zu lassen.“
Michael Maresch aus München:
Es gehört zum Wesen jeder Katastrophe, dass sie auch Keimzelle ist, Zwang letztendlich, neu zu ordnen und den Neuanfang so zu gestalten, dass eine Katastrophe aus dem gleichen Grund vermieden wird. Katastrophen vernichten Weiterwurstler.
Die größte Katastrophe für den Casino – Kapitalismus ist, wenn er auf demokratisches stößt. Geld- und Menschenfreiheit sind nicht kompatibel. Herr Schramm, der sich mittlerweile vom Kabarettisten zum Orakel entwickelt hat, hat schon recht, wenn er die Finanzhaie Drogendealern gleichstellt, die erst jemanden mit billigsten Drogen süchtig machen, um dann die Daumenschrauben anzuziehen. Nichts anderes geschah in Griechenland. Und jetzt hauen sie auf dem Junkie Griechenland rum, statt auch die Dealer einzusperren.
Wie auch immer. Die Gelddrogenmafia steht zur Volksabstimmung und egal wie das ausgeht, die Weiterwurstler, also Frau Merkel und die EU haben verloren.
Danke Griechenland.“
Regina Neumann aus Marburg:
„Der eine oder andere europäische Politiker sollte sich doch mal das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15,11 ff.) wieder vornehmen. Wird da nicht einer, der alles verspielt hat, mit Freuden begrüßt und gefeiert, weil er zurückgekehrt ist? Und wird nicht der andere, der sich beklagt, weil er nichts geschenkt bekommt und nicht gefeiert wird, obwohl er immer gearbeitet hat, „auf den Pott gesetzt“?
Ich weiß, ich weiß, mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen. Aber vielleicht etwas weniger selbstgerecht denken und handeln.“
zu Regina Neumann: aber sich christlich nennende Politiker sollten sich trotzdem sowohl die Bergpredigt als auch andere Punkte aus der Bibel (z.B. die 10 Gebote) zu eigen machen!
Ich will versuchen, einmal anders an die Debatte heranzugehen. Sachargumente nützen dann nichts mehr, wenn Vernunft auf Beleidigtsein-Wollen trifft, auf Eingeschnappte, auf auf alttestamentarische Sühne und Strafen eingestellte.
Wir sehen das an unseren Politikern (mit Ausnahme der Linken und mancher Grüner), an unseren Medien, an den Kommentatoren (z.B. Rolf-Dieter Krause) und vielen Bloggern. Es geht nicht – mehr – um Ökonomie, Politik und vernünftiges Krisenmanagement. Nein, es geht um ein moralisches Kräftemessen, ums Recht-Haben-Wollen und Recht-bekommen-müssen.
Der allgemeine Tenor: wir werden von den Griechen doch nur verarscht. Während die faul in der Sonne liegen, soll ihnen der fleißige deutsche Arbeiter das Lotterleben auch noch finanzieren. Und während bei uns die Vermögenden selbstlos Steuern zahlen, und sich natürlich für eine gerechte Erbschafts- und Vermögenssteuer und höhere Spitzensteuersätze einsetzen, schlagen sich dort Reeder und andere in die Büsche. Richtig?
Zu dieser Moral der beleidigten Leberwürste paßt der immer wiederkehrende Verweis auf die grandiose deutsche Leistungsbilanz mit der „schwarzen Null“ und den vielen prima Arbeitsplätzen. Das diese Null nur zustande kam, weil wir durch Dumping in vielerlei Hinsicht andere niederkonkurriert haben und viele Millionen Deutsche irgendwie versuchen, über die Runden zu kommen, wird dabei ausgeblendet – paßt ja nicht zu schönen Gesamtbild. Es geht eben nicht um sachliche Information, Aufklärung und Abwägung, um Rückkehr zu einer Debattenkultur, sondern um dieses dumpfe Gefühl von Wut und Eingeschnapptsein. Tut ja irgendwie auch gut, und Objektivität schadet da nur.
Wir haben damit ja Erfahrung: Es war ja dieses chronische Beleidigtsein, dieses Eingeschnappt-sein-wollen, das uns zwei Weltkriege führen ließ. Und wir haben ja auch – vermeintliche – gute Argumente: Wir bezahlen für Andere, kurbeln denen ihre Wirtschaft an, schaffen überall Arbeitsplätze und liefern sogar Waffen, damit sie ihre Kriege führen können. Alles Wohltaten, die aber keiner zur Kenntnis nehmen will, und für die uns keiner dankt.
Sollen sich doch die Griechen an uns ein Beispiel nehmen, weil wir doch die Moral gepachtet haben. Aber gibt es im Neoliberalismus so etwas überhaupt wie Moral? Oder paßt die Moral als Instrument und instrumentalisierte Amoral nicht wunderbar in diese neue kapitalistische Weltordnung hinein, und wird dadurch systemrelevant? Wir prokapitalistischen beleidigten Leberwürste sollten Acht geben, das wir nicht eines Tages an dieser Moral, die letztendlich heißt, das Geld alles und Gemeinwesen nichts ist, ersticken.
Wenn ich die Kommentare zum Thema Griechenland hier lese, frage ich mich, wie die Damen und Herren „Griechenlandversteher“ sich eine Lösung vorstellen.
Ich gebe gerne zu, dass die bisherige Politik der Rettung Griechenlands grandios gescheitert ist.
Der Schuldenberg ist trotz eines haircut von ca. 100 Mrd. € auf eine Summe angestiegen, die Gr. Nie und nimmer wird zurückzahlen können und die Wirtschaft ist in nie dagewesenem Maße gesunken.
Fakt Nr.1 ist aber auch, dass Griechenland Jahrelang über seine Verhältnisse gelebt hat und mehr ausgegeben hat als es eingenommen hat.
Fakt Nr.2 ist, dass die griechischen Bürger ihrem Staat ca. 70 Mrd. € Steuern schulden und dieser keine Anstrengungen unternimmt, diese einzutreiben.
Fakt Nr3 ist, dass die Griechen seit 2010 immer nur Aushaben im Sozialbereich gekürzt haben, aber so gut wie keine Strukturreformen durchgeführt haben. Der staatliche Verwaltungsapparat ist ineffizient und maßlos aufgebläht und korrupt. Auch die Regierung Tsipras hat bis jetzt keine Anstalten gemacht, die Missstände zu ändern.
Das sind nur einige der grundlegenden Probleme Griechenlands, man könnte die Liste beliebig fortsetzen.
Angesichts dieser Zustände müssen sich alle „Griechenlandversteher“ fragen lassen, wie sie sich eine Lösung vorstellen. Die Lösung kann nicht sein, den Griechen alle oder einen großen Teil ihrer Schulden zu erlassen und sie machen so weiter wie bisher. Dann stehen wir in 4-5 Jahren vor dem gleichen Dilemma. Ich weiß keine Lösung. Ich weiß aber was ich nicht will.
Ich will keine Union der sozialistischen Eurorepubliken.
Dieser Eindruck drängt sich mir aber auf, wenn ich die Statements von der Paneuropäischen Solidarität mancher hochrangiger Vertreter der Syriza höre.
@Wolfgang Fladung
Mit dem letzten Satz könnten Sie Recht behalten , und dann wars wieder nicht vorhersehbar , konnte doch keiner ahnen , wir armen Unschuldslämmer.
Wann wird in „The Never Ending Story“ endlich das Kapitel „Grexit, The Day After“ aufgeschlagen! Auf die Kommentare darf man jetzt schon gespannt sein.
@Günter Rack
Na ja, auf den Punkt gebracht wurde dies hier im Blog schon hundertfach:
Zunächst benötigt man
– materiellen
– gesellschaftlichen
– kulturellen
– wissenschaftlichen
– technologischen
Fortschritt,
und erst ganz zuletzt den kapitalistischen Fortschritt.
Die Reihenfolge der ersten Fortschritte mag zu diskutieren sein, aber den kapitalistischen Fortschritt, den braucht man zu allerletzt.
Den turbokapitalistischen Schritt braucht man gar nicht, denn er wirkt nicht positiv zurück auf die anderen.
@BvG,
was soll das genau bedeuten?
„– materiellen
– gesellschaftlichen
– kulturellen
– wissenschaftlichen
– technologischen“
Wie soll das den Griechen helfen?
Werden Sie doch mal konkret.
In Ergänzung zu #7: Das würde mich auch sehr interessieren. Was – ganz konkret und unverschlüsselt – könnte Griechenland helfen?
@Rack
Bitte sehr, wenn Sie mir versprechen, auf solche Unworte wie „Griechenlandversteher“ zu verzichten…
________________
a. Der materielle Fortschritt besteht aus allem, das die Arbeitskraft des einzelnen Menschen an Sicherheit, Nahrung und Unabhängigkeit von den Zufällen der Natur hervorbringen kann, inklusive der Überbrückung von Notzeiten, Ernteausfällen, Krankheit, Alter , etc
b. Der gesellschaftliche Fortschritt besteht daraus, gegenseitige Risiken abzufangen und zu vermeiden, also im weitesten Sinne Recht gelten zu lassen und Recht und Risiken gemeinsam zu tragen und den materiellen Fortschritt nicht zu gefährden.
c. Der kulturelle Fortschritt besteht daraus, Wissen zu bewahren, weiterzugeben und zugänglich zu halten und freies Denken zu gewährleisten.
d. Der wissenschaftliche Fortschritt besteht darin, aus den vorangegangenen Aspekten überprüfbare und neu kombinierende Erkenntnisse zu bilden, also von Traditionen und Erfahrungen zu objektiven Regeln zu gelangen.
e. Technologischer Fortschritt umfasst die Automatisierung von Arbeitsvorgängen aus den vorangegangenen Bereichen, also eine Erhöhung der Effektivität. „Effektivität“ besteht hier aus allen Grundwerten menschlicher Existenz, also Gesundheit, materielle Sicherheit, Kapitalbildung, Zufriedenheit uvm.
f. Der kapitalistische Fortschritt bezeichnet die Gewinnabschöpfung zur Reinvestition, idealerweise also die nicht ausbeuterische Schaffung von Mehrwerten, deren Gewinn im Interesse des Gemeinwohles wieder in den Produktionsprozeß eingebracht wird, mit guter Rücksicht auf das persönliche Gewinnstreben oder das Bedürfnis, reich zu sein.
g. Der sogenannte turbokapitalistische Fortschritt erbringt keine der Leistungen, die die vorigen Kategorien erbringen, er kombiniert und rekombiniert nur deren Synergieeffekte, deren Widersprüche und sogar deren Verluste (Hedgefonds) zu einem stetigen Profit ohne materielle, gesellschaftliche, … Leistungen zu erbringen. Er erwirtschaftet also nur virtuelle Gewinne, die daher auch nicht zur Erhebung des Gemeinwohls verwendet werden können.
In manchen Aspekten nachzulesen in Kants Schrift :“Zum ewigen Frieden“, die heute aktueller den je ist.
Nun, wie kann dies Griechenland helfen?
Sicherlich, indem die konkreteren Kategorien vor den weniger konkreten zur Anwendung kommen. Ganz sicher, indem die letzte Kategorie nicht zur Anwendung kommt, und abgestuft dort, wo jeder Kategorie ihr eigenes Recht und ihre eigene Bedeutung zugestanden wird und ihr nicht ein verfrühtes Profitinteresse den Raum nimmt.
Genauer geht es heute nicht mehr, ich muß jetzt arbeiten…
Wie man Griechenland helfen kann ?
Da muß man schon Grieche sein und damit aufhören, tatenlos zuzusehen, wie das eigenen Haus abbrennt !
Aber sagen kann man es Ihnen.
Und was geschieht ? Sie werden in ihrer Passivität sogar noch bestärkt !
@BvG,
ich hab’s immer noch nicht verstanden.
„Wenn die konkreteren Kategorien vor den weniger konkreten zur Anwendung kommen“.
Soll heißen was???
Machen Sie doch mal einen „konkreten“ Vorschlag, wie Griechenland geholfen werden kann.
Was sie da von sich geben sind Worthülsen.
Den sogenannten „Turbokapitalistischen Fortschritt“ haben die griechischen „Eliten“ sehr wohl verstanden. Sie haben sich über Jahre schamlos bereichert und lassen jetzt das einfache Volk dafür bezahlen. Gr.Land hat seit Februar einen beispiellosen Aderlass erfahren weil die Wohlhabenden auch ihre letzten Schäfchen in Sicherheit – ins Ausland – gebracht haben. Die Regierung Tsipras hat tatenlos zugesehen und immer nur nach Europa geschielt. Sie müssten schon auch selbst was zur Lösung der Krise beitragen.
Nachdem Deutschland dem griechische Volk im Krieg militärisch und während der letzten Jahre durch die Austeritätspolitik unmenschliches Leid zugefügt hat, habe ich in vielen Jahren weder in Griechenland noch in Deutschland von Griechen solche Beschimpfungen gegenüber den Deutschen gehört oder gelesen wie sie, geprägt von abgrundtiefem Hass, durch die Mainstream-Presse und auch einigen Kommentatoren in diesem Blog gegenüber Griechenland geäußert werden; dabei mussten diese bisher noch keinen Cent an Griechenland zahlen.
Eine effektive Griechenland-Hilfe könnte so einfach sein:
1. Hinsichtlich der Altschulden ein Moratorium von fünf bis sieben Jahren. In dieser Zeit Wiederaufbau der Wirtschaft und parallel dazu Durchführung der erforderlichen Strukturreformen (Entbürokratisierung, Effektivierung der Finanzämter, Weiterentwicklung des Grundbuch- und Katasterwesens). 2. Nach diesem Zeitraum Beginn der Tilgung: Bei 320 Mrd. Euro Schulden Rückzahlung 30 Jahre lang zu je rund zehn Mrd. pro Jahr. 3. Vollständiger Verzicht auf Zinsen.
(Nur) so hätte Griechenland unter gleichzeitiger Respektierung seiner Würde eine faire Chance, wieder zu Kräften zu kommen und das Kapital ginge den Gläubigern nicht verloren. Nicht für Verzinsung ausgegebene Mittel kämen den Maßnahmen unter 1. zugute. Das Land könnte im Euro bleiben, passte sich den EU-Strukturen immer mehr an und könnte um 2050 schuldenfrei sein (ein kaum längerer Zeitraum als bei jedermanns Immobilienfinanzierung!). Zudem dürfte dies eine verglichen mit dem Grexit und verlorenen Hilfsgeldern bzw. in Anspruch genommenen Bürgschaften relativ kostengünstige Alternative sein.
Parallel dazu hätte allerdings 4. auch eine humanitäre Unterstützung einzusetzen, die im Zuge der Erholung der griechischen Wirtschaft allmählich wieder abnehmen könnte. Denn nach der Sanierung der Gläubiger-Banken ist es nun höchste Zeit, auch die Bevölkerung zu „sanieren“, sprich: in menschenwürdige Lebensumstände zurückkommen zu lassen.
@Grebe
Ich finde, wir haben nun genug von Ihren Pauschalierungen gelesen.
@ BvG
Ich gebe Ihnen völlig recht.
@ V.Grebe
Ihren letzten Kommentaren ist nichts wesentlich Neues zu entnehmen. Sie wiederholen lediglich wieder und wieder, teilweise wortgleich, Teile früherer Kommentare. Diese Position kennen wir mittlerweile. Weitere Wiederholungen sind unnötig.
Wie kann man G. helfen? Ich hätte von einer linken Regierung erwartet das sie nach der Wahl sofort Kapitalverkehrskontrollen einführt und die in Zypern angewandte Regeln schnellst möglich für G. übernimmt. Wie man jetzt immer mal lesen kann sind das aber nur Scheinlinke die da die Regierung übernommen haben. Allerdings ist es nie zu spät richtige Entscheidungen zu treffen auch wenn inzwischen viel Kapital das Weite gesucht hat.
Ich unterstütze 12 (!!!) , 14 und 15 aus tiefem Herzen! „Pauschalierungen“ ist untertrieben.
# 16, Hans: Lesen Sie doch einfach die Meldung auf SPON, hier der Link:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/griechenland-die-folgen-der-kapitalverkehrskontrollen-a-1042897.html
Zusammengefasst: Die Kapitalverkehrskontrollen in Griechenland beeinträchtigen zunehmend die Wirtschaft. Durch den Mangel an verfügbarem Bargeld kommen viele Geschäfte nicht mehr zustande. Dabei zeigt sich, wie abhängig das Land von importierten Gütern ist.
Wie ich schon einmal geschrieben habe, sind Kapitalverkehrskontrollen eine heikle Sache und verstoßen eigentlich gegen die EU-Verträge. Sie müssen daher extra genehmigt werden. Man kann der griech. Regierung natürlich vorwerfen, das sie dies zu spät als Notfall-Mittel erkannt haben. Aber, wie wir jetzt wissen, wird mit diesem Notfall-Mittel das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
zu 18 Wolfgang Fladung
Kapitalverkehrskontrollen ,ur bis die Zypernregel umgesetzt sind. Das sollte recht schnell möglich sein da man einfach kopieren kann. Danach keine Kapitalverkehrskontrolle mehr sondern Aufbau eines vernünftigen Steuersystems mit Überbrückungskrediten von der EU. Letzt im Fernsehen hat es Bofinger Lastenausgleich genannt was ich Zypernregel nenne
@Rack
Zunächst möchte ich, daß meine Beiträge auch gelesen werden, ansonsten macht das Diskutieren wenig Sinn. Ihre Argumente der Selbstbeteiligung,Selbstdisziplin und Verantwortlichkeit der Griechen sich selbst gegenüber, insbesondere der reichen, habe ich zur Kenntnis und ernst genommen und auch selbst formuliert.
Selbstverständlich kann sich Griechenland nicht selbst helfen, wenn es sich nicht selbst hilft. An solchen Tautologien habe ich kein Interesse.
Wie ich Ihnen ja schon sagte, ist zum Thema fast alles gesagt worden, die Suche nach Buhmännern und bösen Buben sollte sich seit meinem Beitrag
http://frblog.de/genervt/#comment-35782
doch erübrigt haben.
Vielerlei Lösungsvorschläge stehen und standen im Raum, da bin ich es zufrieden, daß die griechische Regierung und die EU und der IWF einige von meinen aufgenommen haben. 🙂
Im Ernst: Es gibt nicht viel Neues unter der Sonne. Das ist bekannt und sattsam eingewendet worden.
Trotzdem würde ich lieber über Lösungen diskutieren, als über „wer hat was wann gesagt und wer hat angefangen…“ zu reden.
Soviel zu den Präliminarien, später noch was zu meinen „Worthülsen“.
Vorbemerkung: Selbstverständlich sind meine Überlegungen nur theoretisch, ich bin weder Grieche, noch Wirtschaftswissenschaftler. Wenn man mit meinen Überlegungen nichts anfangen kann, so lasse man diese einfach so stehen und erkenne das Bemühen an.
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a. Der materielle Fortschritt besteht aus allem, das die Arbeitskraft des einzelnen Menschen an Sicherheit, Nahrung und Unabhängigkeit von den Zufällen der Natur hervorbringen kann, inklusive der Überbrückung von Notzeiten, Ernteausfällen, Krankheit, Alter , etc
Konkret
Die Möglichkeiten der agrarischen Nutzung müssen gesichert werden. Dazu gehören Sicherung gegen Raubbau und Flächenvernichtung, wie beispielsweise dem Abflammen von Flächen durch Brandstiftung, die Bewässerung und Maßnahmen gegen Verwüstung und Verkarstung. Besonderheiten, wie der Anbau von biosphärisch passenden Produkten muß gefördert werden. Dazu könnten die EU Staaten, insbesondere Deutschland, Förderungs-,Beratungs- und Abnahmeverträge schliessen, Überschussimporte aus anderen Ländern wären einzuschränken oder abzustellen. Eine Sicherung der Preise wäre zu gewährleisten, also ein unmittelbare Erzeuger/Abnehmer- Beziehung zu etablieren. Der Globalisierung wäre eine Regionalisierung oder Bilateralisierung der Handelsbeziehungen entgegenzustellen. Kleinschrittig könnten direkte Handelsbeziehungen zwischen griechischen Erzeugern und deutschen Händlern unterstützt werden. (Stichwort: Fair Trade)
b. Der gesellschaftliche Fortschritt besteht daraus, gegenseitige Risiken abzufangen und zu vermeiden, also im weitesten Sinne Recht gelten zu lassen und Recht und Risiken gemeinsam zu tragen und den materiellen Fortschritt nicht zu gefährden.
Konkret
Die allenthalben zurecht beklagten Mißstände der Rechtsumgehung,(die es auch hierzulande gibt) müssen korrigiert werden. Ein wohlverstandener nationaler Zusammenhalt ist dabei wünschenswert, der sich aber wesentlich vom Nationalismus zu unterscheiden hätte. Nationalismus ist heutzutage schlechterdings undenkbar geworden, da eine autarke Gesellschaft nur unter primitiven Bedingungen machbar ist und für Staaten ohne umfangreiche natürliche Ressourcen ganz und gar unmöglich ist. In demselben Sinne ist eine Austerität unmöglich, wenn im Warenverkehr nicht der Tasuch, sondern der Profit die Maßgabe ist. Die Hergabe von Waren müsste demgemäß wertneutral zur Hernahme von Waren stattfinden. Profit kann und darf dementsprechend nur dort stattfinden, wo eine Veredelung (Mehrwerterzeugung) der Rohwaren zu am Produktionsort und Verbrauchsort üblichen Bedingungen stattfindet. (Stichwort: Gerechte Löhne).
Die Absicherung persönlicher und gesellschaftlicher Risiken muß „vor Ort“ stattfinden, das heißt, ein Staat mit Aussenhandelsbeziehungen, also ein „nicht-autarker“ Staat, muß aus den Profiten seiner Bürger Steuern erheben. Wie aus dem vorigen hervorgeht, kann es solche Profite nur aus der Veredelung der Rohstoffe geben, ein nicht industrieller Staat darf daher keine Steuern erheben und muß die Existenzsicherung und das öffentliche Leben allein der bürgerlichen Verantwortung überlassen. Hier werden einzig und allein die gesellschaftlichen, moralischen und wirtschaftlichen Interessen der Bürger wirksam, denen nur ein innerstaatliches (privates) Gewinninteresse zugrunde liegt und deren Wohlergehen in direktem Zusammenhang mit der Wohlbehandlung der abhängig Beschäftigten zusammenhängt. „Ausbeutung“ ist nicht Sache der bürgerlichen Gesellschaft, wiewohl es die „Übervorteilung“ oder die „Aufwertung“ und „Abwertung“ von Leistung und Stand sind. Eine solidarische, also im weitesten Sinne vergesellschaftende Poitik kann und muß es nur dort geben, wo die bürgerlichen Unternehmer die Pflicht zur Fürsorge vernachlässigen und dem Recht nicht aus Einsicht zur Geltung verschaffen.
c. Der kulturelle Fortschritt besteht daraus, Wissen zu bewahren, weiterzugeben und zugänglich zu halten und freies Denken zu gewährleisten.
Konkret
Kultureller Fortschritt leidet unter dem Dilemma der Interessengebundenheit. Kultur wird nur durch Verzicht gestaltbar. Entweder muß der Kulturschaffende ohne Gewinn das seine tun und sich aus anderen Quellen finanzieren, oder der Wertschaffende muß aus seinem Vermögen den Kulturschaffenden unterstützen oder er muß selbst Kultur schaffen. Inwieweit „Kultur“ einen produktiven Wert darstellt, soll woanders thematisiert werden. In jedem Fall ist anzuerkennen, daß Kultur in sich den Erkenntnis zum Fortschritt trägt. Der größtmögliche „Profit“ oder Fortschritt wird jedenfalls aus dem kulturellen Streben erbracht, welches nicht interessengebunden ist. Es ist damit der wissenschaftlichen Grundlagenforschung gleichgestellt.
d. Der wissenschaftliche Fortschritt besteht darin, aus den vorangegangenen Aspekten überprüfbare und neu kombinierende Erkenntnisse zu bilden, also von Traditionen und Erfahrungen zu objektiven Regeln zu gelangen.
Konkret
Forschung und Lehre müssen frei bleiben und sollten nach Möglichkeit unterstützt werden. Dabei gilt das gleiche, was über die Kultur gesagt wurde. Interessengebundene Wissenschaft ist kurzfristig zwar nutzbar, wird aber in ihrer Freiheit und Kreativität eingeschränkt und verliert an Wert. Kurz gesagt: Wer nur gewünschte Ergebnisse finanziert, wird nur die Grenzen des eigene Verstandes erfahren. Interessengebundene Wissenschaft führt nur dazu, gegen die Wand der eigenen Unkenntnis zu laufen.
e. Technologischer Fortschritt umfasst die Automatisierung von Arbeitsvorgängen aus den vorangegangenen Bereichen, also eine Erhöhung der Effektivität. „Effektivität“ besteht hier aus allen Grundwerten menschlicher Existenz, also Gesundheit, materielle Sicherheit, Kapitalbildung, Zufriedenheit uvm.
Konkret
Technologischer Fortschritt soll im Sinne der Arbeitserleichterung unterstützt werden,nicht aber im Sinne der Arbeitskrafteinsparung. Eine Technik, die einem Menschen eine Erhöhung der Produktivität ermöglicht ist gut, eine Technik, die den Menschen ersetzt, ist schlecht und unproduktiv.
f. Der kapitalistische Fortschritt bezeichnet die Gewinnabschöpfung zur Reinvestition, idealerweise also die nicht ausbeuterische Schaffung von Mehrwerten, deren Gewinn im Interesse des Gemeinwohles wieder in den Produktionsprozeß eingebracht wird, mit guter Rücksicht auf das persönliche Gewinnstreben oder das Bedürfnis, reich zu sein.
Konkret
Es gilt, die Schaffung von Mehrwert von der Ausbeutung und deren schädlichen Wirkungen zu bereinigen. Ausbeutung ist ein unredlicher Produktionsfaktor, im Sinne versteckter Kosten und unehrlicher Bilanzen. Redliche Unternehmer haben dem entgegengesteuert (bspw Zeiss/Abbe) unredliche haben diesen Produktionsfaktor vergesellschaftet. Diese positive Verantwortlichkeit und ethische Haltung gilt es zu unterstützen, zum Beispiel durch Gratifikationen, die negative gilt es zu bestrafen, zum Beispiel durch Vergesellschaftung von Vermögen oder Erbschaften.
g. Der sogenannte turbokapitalistische Fortschritt erbringt keine der Leistungen, die die vorigen Kategorien erbringen, er kombiniert und rekombiniert nur deren Synergieeffekte, deren Widersprüche und sogar deren Verluste (Hedgefonds) zu einem stetigen Profit ohne materielle, gesellschaftliche, … Leistungen zu erbringen. Er erwirtschaftet also nur virtuelle Gewinne, die daher auch nicht zur Erhebung des Gemeinwohls verwendet werden können.
Konkret
Hierzu ist das Nötige gesagt.
Der griechischen Tragödie Alte-Leiern-Chor
Sich wähnend, er habe schon der Weisen Stein
zupft Wolfgang F. die Leier.
Doch im Chor tönt’s nein, nein, nein,
geh uns nicht auf die Eier!
Ein jeder ruft, der Stein ist mein!
Ich habe ihn, ruft BvG
und versaut das hohe C.
Was der nicht kann, ich kann’s,
meldet sich der kleine hans.
Das alles ist nicht mein Geschmack,
mosert da der Günter Rack,
drum höret auf den petersmark!
Da tönt es von DH ganz leise,
was der bringt, ist doch nur…,
d. h. ganz ungereimter Quark!
Statt Triangel das Trapez
schlägt im Chor der Napez.
Schon meckert Peter Boettel,
es klänge wie Geknöttel
zu ’nem Holzschuher-Tanz,
aber doch nicht ganz.
Es seufzet nun maiillimi,
ich geb mir Müh,
man hört mich nie!
Endlich naht Jablonski!
Wer?
Der!
Auf den reimt sich der Bronski.
Fehlt nur noch Veronika:
Sie spielt die Disharmonika.
Oh Sankta Kakophonia!
Da hat der gute petersmark
nicht gut, nicht schlecht,
den breitgetret’nen Quark
gereimet und geradebrecht
…
Oh, würden doch, das wünscht ich mir,
auch andre denken so wie wir,
ein Lob dem Manfred Petersmark,
der unterscheidet sich von vielem Quark,
den lesen müssen ohne Freud,
wir seit ein’ger Zeit auf dieser Seit.
Ein Gruß an alle, die bewahrt,
Humor, Geduld, auch manchmal hart.
Ein Dank besonders an Herrn Bronski,
der hier versammelt Fladung, BvG und Maiillimi,
auch Hans und andere gescheite Leut,
für die FR auf dieser Seit.
Ich freue mich auf viele weitere gute Diskussionen, auch in den nächsten 70 Jahren der FR!
Ist das jetzt ein gutes Ergebnis?
Ich sehe das nicht! Im Prinzip wurde Griechenland dazu erpresst, das Sparprogramm, das die griechische Wirtschaft an/in den Abgrund manövriert hat, weiter zu exekutieren.
Das wird nicht nur in Griechenland für weiteres Elend sorgen sondern auch die Schuldentragfähigkeit weiter verschlechtern und damit auch die deutschen Kredite weiter gefährden.
Neoliberale Theorie (auch zu sehen an den Forderungen zur Liberalisierung des Arbeitsmarkts) siegt über wirtschaftspolitische Logik.
Natürlich sind jetzt die meisten erstmal erleichtert. Zumal diese Regelung ja auch bis nach der nächsten Bundestagswahl reicht und nicht den Wahlkampf der ewigen Kanzlerin tangieren wird.
Wie schön!
#25, Sie haben Recht, seit einiger Zeit läuft alles auf Erpressung raus, treffend die Karikatur von Stuttmann in den nds vom 13.07.2015, zu Ziff. 1 e, wo Schäuble sagt: Ich warte immer noch auf echte Reformvorschläge!
In Gedanken: 1. Tsipras tritt zurück, 2. Syriza löst sich auf, 3. die Griechen wählen wieder die alten korrupten Parteien.
# 25, A.H. und # 26, Peter Boettel: Ja, dies sind auch meine Befürchtungen (V. Grebe würde sagen: dies ist meine Hoffnung). Tsipras weg vom Fenster, und die Griechen wählen, ja wen denn dann: ND oder Pasok, mag sein, aber ich befürchte eber die Richtung Le Pen, also CHRYSI AVGI, die Goldene Morgenröte. Und dann wäre der Käs“ endgültig gegessen, wie mir Hesse sache.
Das dürfte aber unseren Pickelhauben-Schäuble nicht weiter stören, Hauptsache, er hat diese Runde gewonnen.
Offenbar ist es völlig gleichgültig, von wem die Griechen regiert werden. Sie stehen allemal unter der Kuratel Europas, d. h. des Geldes. Das jüngste Wahlresultat und die kürzliche basisdemokratische Entscheidung der Griechen werden auf diese Weise ausgehebelt. In Bayern gibt’s dafür den schönen Spruch: „Wer zoihlt, schafft oo!“ Ich fände deshalb den Gedanken nicht abwegig, daß Bayern, das von der Einwohnerzahl her größer ist als Griechenland, die Regentschaft über dieses Sorgenkind Europas zuerkannt wird. Da wird der Grieche schon lernen, sich zu bewegen!
Wolfgang Fladung, die Befürchtung, dass Chrysi Avgi, die goldene Morgenröte, bei harter Umsetzung der von der Schwarzen Null durchgepeitschten Sparauflagen weiter an Zustimmung gewinnen wird wie nach Brüning die Nazis.
Aber aus der Geschichte wollen die Verantwortlichen leider nicht lernen. Man muss sich schämen, von solchen Leuten regiert zu werden.
Das Schlimme ist, wie solche Leute von der Mainstreampresse hochgejubelt und mit fragwürdigen Meinungsumfragen an die Spitze manipuliert werden (der ADAC lässt grüßen).
Na, nun darf man es aber nicht in der Luft zerpflücken, was Tsipras erreicht hat.
Daß er das Spiel nicht gewinnen konnte, war wahrscheinlich, aber daß überhaupt mal einer aufgemupft ist, das ist schon was.
Sowohl #27 als auch #29 warnen zurecht vor möglichen Folgen der Handlungsweise der Polit-Rabauken von der EU.
Daher sollten linke Kräfte jetzt nicht den Fehler der frühen 30er wiederholen und gnadenlos auf Tsipras eindreschen , weil er sich gebeugt hat , sondern ihn weiter unterstützen.
Manchmal muß man sich beugen , nachdem man es ernsthaft versucht hat , der schwarze Peter liegt dann eben bei denen , die ums Verrecken einen Pyrrhussieg einfahren wollten , denn als genau solcher wird er sich herausstellen für die EU.
Alles in allem hätte ich mir gewünscht, daß es noch einen Schritt mehr in Richtung Demokratie gegeben hätte, nämlich in der Form, daß griechische Bürger sich europäische Bürger zu Verbündeten gemacht hätten.
Ich habe so eine „Bürger zu Bürger“ – Verbindung. Da weiß man wenigstens, wo das Geld ankommt.
Aber für sowas ist es ja noch nicht zu spät.
„Lasciate ogni speranza, voi ch’entrate!“
Nicht Griechisch, aber passend, oder!?
Hallo Bronski,
ich habe keinen Begriff davon, in welchem Maß die Diskussion auf diesem Blog sich Ihrem redaktionellen Urteil oder Gutdünken unterwerfen muß.
Oder, ehrlich gesagt, einen kleinen Begriff davon in anderem Zusammenhang habe ich schon, möchte nur nicht jetzt daran erinnern.
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, wie wir wissen; trotzdem fände ich es besser, eher mal die Zügel schleifen zu lassen, um endlich eine zeitnahe Diskussion zu ermöglichen, die derzeit praktisch unmöglich ist.
Mit freundlichem Gruß, ich schätze Ihre Arbeit
Manfred Petersmark
@petersmark
„Non ragioniam di lor, ma guarda e passa.“
si l’espoir fout le camp
les lapins ignorants chantent sur le champ:
sous le pont de la loire
les defendeurs de la paix
se baignent dans la gloire
sans remarquer au dessus le miniaret.
et le sage maitre bronski
va se precipiter dans son lit.
pourquoi donc, demande la foule
ainsi soit il,
repond son garde de nuit, un peu soule.
(frei übersetzt nach einem namhaften blogteilnehmer)
Oh, bitte, @33 und @35 für mich noch mal auf deutsch? Wäre freundlich.
@I.Werner
Bitte sehr:
„Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!“ – Die Göttliche Komödie, Inferno III, 9 (Das Höllentor)
(Original ital.: „Lasciate ogni speranza, voi ch’entrate!“)
„Reden wir nicht über sie, schau und geh deinen Weg.“ – Die Göttliche Komödie, Inferno III, 51
(Original ital.: „Non ragioniam di lor, ma guarda e passa.“)
https://de.wikiquote.org/wiki/Dante_Alighieri
Das hat man dann davon, wenn man mit vermeintlichen Fremdsprachenkenntnissen angibt, wo man gerade mal ein Zitat kennt. Ich passe!
xiane, würdest Du erlauben, daß BvG Dein Poem übersetzt?
Danke BvG, für die Übersetzung. Hat sich nun das Höllentor geöffnet? Blicken wir in ein Inferno? Ich bleibe dumm und hoffnungsvoll, dass sich alles zum Guten wendet.
es wär mir eine ehr, wenn BvG übersetzen tät…
# 36, xiane, zunächst stand ich wie ein Ochs vorm Berg, dann habe ich meine spärlichen seit der Schulzeit vernachlässigten Französischkenntnisse zusammengerafft und doch weitgehend alles verstanden.
Aber heute, am 14. Juli, würde ich die 2. und 4. Strophe der Marseilleise gegenüber den Despoten der Bundesregierung und für die Griechen zur Nachahmung empfehlen.
Ich möchte gerne in diese Diskussion ein paar neue Aspekte einführen. Erstens würde ich vorschlagen, nicht von den Griechen als solchen, sondern von den griechischen Regierungen zu sprechen,die diese völlig verfahrene Situation verursacht haben. Ich möchte auch nicht, dass von den Deutschen die Rede ist, wenn es um die Politik von Frau Merkel geht.
Weiterhin gebe ich zu bedenken, dass nicht die jetzige linke Regierung mit rechtem Anhängsel das Desaster zu verantworten hat, sondern die Vorgängerregierungen, die von artverwandten Parteien unserer eigenen gegenwärtigen Regierung gestellt wurden.
Weiterhin gebe ich zu bedenken, dass die zerstörerischen Massnahmen zur angeblichen Konsolidierung von diesen Vorgängern akzeptiert und durchgesetzt wurden, ohne auch nur ansatzweise Strukturen zu verändern. Erst als das Desaster immer größer wurde, rief die Mehrheit der Griechen nach anderen Parteien, die die Regierung übernehmen sollten.
Die verantwortlichen Parteien der Vorgängerregierungen sitzen im EU Parlament in den selben Fraktionen wie unsere Regierungsparteien, beklagen den Zustand Griechenlands und stimmen für die gleichen EU-Sanierungsvorschläge wie die unsrigen.
Und Keiner aus unseren Parteien CDU/CSU und SPD thematisiert das, geht in kritische Distanz zu den Partei- und Fraktionskollegen und -innen, sondern alle hacken willfährlich auf den Linken in Griechenland herum, denen man misstrauen muss. Sie hätten schon viel früher ihren Parteischwestern und -brüdern misstrauen sollen. Aber alles, was links von SPD und Pasok steht wird kritisch beäugt, ob sie nicht doch die proletarische Revolution einschleppen in die heilige Familie EU. Es geht anscheinend nicht um die falschen Bewältigungsstrategien der hilflosen jetzigen Regierung, sondern um die klammheimliche Beseitigung dieser Regierung, indem man Bedingungen schafft, die aussichtslos sind und der jetzigen Regierung jegliche Perspektive nehmen. Und das kotzt mich an!
# 44, Peter Scheuermann, Sie sprechen mehrere Wahrheiten aus, die nicht deutlicher erklärt werden können; ich habe bereits mehrere Leserbriefe zum Thema in der gedruckten Ausgabe der FR geschreiben, die dasselbe aussagen.
Besonders schlimm finde ich, wie Sie im vorletzten Satz erwähnen, dass versucht wird, eine Regierung, die endlich ihr Volk vertritt und nicht die neoliberalen Forderungen der Troika, zu stürzen. Bereits vor dem 25. Januar hatten Merkel & Co. versucht, die Wahl zu beeinflussen, „nur ja richtig zu wählen“.
Zu dem erpresserischen Diktat der Eurokraten finde ich den Artikel von Arno Widmann in der FR vom 11.07.2015 über das Londoner Schuldenabkommen von 1953 sehr lesenswert, wonach der deutsche Bankier Abs, gewiss kein Linker, darauf hinwies: „Nicht durch Einschränkung des Handels, der Produktion, des Verbrauchs und nicht durch eine Austerity-Politik kann das Problem unserer Transferverpflichtungen gelöst werden.“ Aber Schäuble hat sich lieber an Brüning orientiert als an einen erfahrenen Ökonom.
Von der kläglichen Rolle der SPD-Führung in dieser Frage ganz zu schweigen, als Noch-SPD-Mitglied habe ich jedenfalls an den entsprechenden Stellen meinen Unmut hierzu geäußert.
Bruxellaise
Que veut cette horde d’esclaves,
De traîtres, de politiciens conjurés?
Pour qui ces ignobles entraves,
Ces fers dès longtemps préparés?
Grecs, pour nous, ah! quel outrage
Quels transports il doit exciter!
C’est nous qu’on ose méditer
De rendre à l’antique esclavage!
Quoi! des cohortes étrangères
Feraient la loi dans nos foyers!
Quoi! ces phalanges mercenaires
Terrasseraient nos fiers guerriers.
Grand Dieu! par des mains enchaînées
Nos fronts sous le joug se ploieraient.
Les dirigeants de l’ Europe de Bruxelles deviendraient
Les maîtres de nos destinées!
@xiane #42
Ja gerne übersetze ich, aber warum nur, ich kann doch kein Latein… :-))
________________
Cum spes lente castra
lepus ignarus cantere supra campus:
Subter pons Ligara
patronem pacem
se bidens in gloria,
puriter signare subter aedes.
Et saper optimus Bronski
se properate lectus
quam autem, per qua acervus
sic est is
repondere sui custodia cui noctu,
paucus ebrius.
_______________
Albern!
@ BvG
Pardon, ich habe ganz vergessen anzumerken, daß ich mir eine Übersetzung ins Volapük gewünscht hätte.
Lieber Peter Boettel,
wenn ich Ihre Vorrede und Ihren Leserbrief, der am 14. Juli in der FR abgedruckt wurde, richtig deute, dann stellen Sie sich die Frage, ob Sie als „Noch-SPD-Mitglied“ in dieser Partei weiter ausharren oder besser austreten sollten.
Ich selbst gehöre keiner Partei an, kann also nicht beurteilen, was es bedeutet, wenn eine mir unbekannte Anzahl Ihrer Genossen murrt und mit ihrem Vorsitzenden und dessen Umkreis unzufrieden ist, was aktuell deren Haltung gegenüber der griechischen Regierung und den Griechen, die man darüber ganz vergißt, betrifft.
Ich möchte jetzt nicht die AfD als leuchtendes Beispiel für gelebte Demokratie anführen; aber im Moment fällt mir kein besseres ein. Hier hat sich die Parteibasis von einer bis dato dominanten Figur der Parteispitze getrennt.
Was läge also näher, wenn nicht die sozialdemokratischen Genossen, die in ihrem Bewußtsein verankert haben, daß sie für das arbeitende Volk, auch das griechische, stehen, die Partei verließen, sondern deren korrumpierte Spitze.
Nagelt den dicken, schwärzlich-gelben Wackelpudding samt seiner erbärmlichen Entourage an die Wand!
ich dachte, dass wäre hier ein politischer Dialog und nicht eine Vorführstunde für Sprachgebildete.
Gibt es zu diesem Thema nichts mehr zu sagen oder kann man schon wieder zu alltäglichen Albernheiten übergehen?
@Scheuermann
Recht haben Sie.
Eine Bekannte von mir steht nach 25 Jahren harter Arbeit vor dem Aus, muss ihre gesamte Existenz in GR aufgeben und kommt an ihr eigenes Geld nicht dran, weil es irgendwelche Clowns verspekuliert haben.
Die hohen Herren und Damen interessiert es einen Dreck, ob man seine Miete bezahlen kann oder noch bis zum nächsten Wochenende was zu beissen hat, sie schalten einfach die Automaten ab und blenden einen Lauftext ein „Kleine Störung im Finanzgeschäft, wir bitten um Geduld…“
@ 50, Peter Scheuermann
„Der Verständige findet fast alles lächerlich, der Vernünftige fast nichts.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
Lieber Manfred Petersmark,
ich mache mir die Geschichte nicht einfach. Denn die Mitgliedschaft in der genannten Partei hängt bei mir nicht von bestimmten Personen wie dem dicken Wackelpudding, sondern von deren Grundätzen und der Programmatik ab.
Wenn sich natürlich die Grundsätze und die politische Praxis auf Dauer widersprechen, wird eine gewisse rote Linie überschritten. Dies habe ich auch bereits mehrmals intern deutlich gemacht, insbesondere wenn sich eine offizielle Zustimmung zu TTIP und ähnlichem Unsinn ergeben sollte.
Zum Glück höre ich zurzeit noch Stimmen, die sich gegen diese Linie wehren und hoffe, dass diese trotzdem noch Gehör finden.
Andernfalls sehe ich Parallelen zur Burgfriedenspolitik im 1. Weltkrieg, zur Rolle von Noske und Ebert nach dem Krieg oder zur Unterstützung von Brüning, wie derzeit im Fall Griechenland durch Gabriel und Schulz. Die Entscheidung wird sich in den nächsten Wochen abzeichnen.
Natürlich stehe ich weiter zu den Grundsätzen Freiheit, Gleichheit und Solidarität und bleibe ein Fan der Urväter von Karl Marx über August Bebel bis Willy Brandt und deren Leitideen.
Nun gibt es schon drei Griechenland-Threads, man verliert die Übersicht.
Ich vermute, hier sollte es eher darum gehen, wie Griechenland geholfen werden kann.
Ich erinnere an meinen Beitrag:
http://frblog.de/marenostrum/#comment-35607
Welches sind die größten Probleme, die Europa derzeit zu bewältigen hat?
– Die humanitäre Katastrophe der Flüchtlinge
– Die Finanzkrise der Griechenland-Gläubiger
– Die Erwerbskrise Griechenlands
– Die Glaubwürdigkeitskrise der deutschen Politik
Wenn man das Selbstbild beider Nationen, Griechenlands und Deutschlands, zugrundelegt, sollten humanitäre, demokratische, kulturell-bildende und freiheitsfördernde Maßnahmen Mittel und Ziel sein.
Was läge also näher, als Flüchtlinge aus den Mittelmeeranrainern in Griechenland aufzunehmen, gut unterzubringen, ihnen eine gute Bildung und Ausbildung zu geben und sie mit einem Startkapital zurück in die Ursprungsländer zu bringen, idealerweise sogar mit entsprechender weiterer Hilfe und Schutz vor Repressionen?
Sowas(!) würde ich Entwicklungshilfe nennen!
Man sollte die Flüchtigen sogar abholen, in sicheren Schiffen, und wieder zurückbringen, in sicheren Schiffen.
Schiffe bauen können die Griechen gut, sie haben nur leider ihre Wälder vernichtet:
Also: Holzlieferungen, Wiederaufforstung …
Ja!, Holzboote!