Flüchtlingskatastrophe: Nur Verfolgten soll Asyl gewährt werden?

Die Europäische Union steht am Scheideweg. Was derzeit im Mittelmeer geschieht, wo gerade hunderte Menschen — manche sagen, es seien tausend gewesen — ertranken und täglich weitere ertrinken, ist ein Faustschlag ins Gesicht all jener, die die universelle Gültigkeit von Menschenrechten behaupten. Dazu gehört nämlich das Recht auf die Unverletzlichkeit der menschlichen Würde — ein Grundwert, der jedem Menschen von Geburt an zusteht. Eben dieser Grundwert wird verletzt, wenn europäische Entscheider — wohlwissend, dass unzählige Menschen von Libyen aus alles daran setzen, nach Europa zu gelangen, und dass sie dafür, von Schleppern genötigt, auch in die schiffbrüchigsten Jollen steigen — die Seenotrettungsmaßnahmen beschneiden. „Mare Nostrum“, das Seenotrettungsprogramm der Italiener, war in dieser Hinsicht ein Erfolg, aber die EU hat Italien damit allein gelassen. Zu teuer. Etwa 100 Millionen Euro im Jahr. 140.000 gerettete Menschenleben. Die Nachfolge-Operation der europäischen Grenzschutz-Agentur „Frontex“ kostet ein Drittel. Auch im Rahmen dieses Programms wurden tausende von Menschenleben gerettet; die Rede ist von  bisher 13.000. Der Operationsraum von „Triton“ ist auf die küstennahen Gewässer südlich Italiens im Mittelmeer begrenzt, während „Mare nostrum“ bis fast vor die libysche Küste reichte. Wie viele Menschen mögen seit dem Ende von „Mare nostrum“, also seit dem 1.11.2014, im Mittelmeer ertrunken sein, weil der „Frontex“-Radius zu eng war und keine Seenotrettung kam?

Was sind europäische Werte wert? Was sind westliche Werte wert? Es geht hier nicht um das Asylrecht allein, das allen politisch Verfolgten zusteht, die es nach Europa schaffen. Es geht hier um eine humanitäre Katastrophe, deren Ausmaße von den europäischen Politikern offenbar noch immer nicht begriffen worden sind. Es ist unter anderem europäische Politik, die diese Flüchtlingswellen auslöst. Wenn Agrarprodukte, die in der EU hochsubventioniert wurden, zu Preisen auf afrikanische Märkte exportiert werden, mit denen die regionale Wirtschaft nicht mithalten kann, sind die Folgen in den Empfängerländern dieser Agrarprodukte schlicht katastrophal. Ganze Infrastrukturen brechen zusammen, statt Jobs zu schaffen und Existenzgründungen zu ermöglichen. Was sollen die Menschen machen? Noch schlimmer wird es, wenn religiöser Wahn hinzukommt wie in Nigeria. Und noch einmal schlimmer wird es, wenn sich die Weltgemeinschaft als unfähig erweist, in einen Konflikt wie den in Syrien einzugreifen. Der UN-Sicherheitsrat ist in dieser Frage seit langem blockiert: Russland verhindert jede Resolution — und US-Präsident Barack Obama hat trotz des Überschreitens der „roten Linie“ nicht eingegriffen. Millionen von Menschen aus Syrien sind auf der Flucht. Und die EU? Spielt in der Bewältigung all dieser Konflikte kaum eine Rolle, weil sie nicht mit einer Stimme spricht, und mischt mit ihrer Wirtschaftspolitik — siehe oben — trotzdem mit. In destruktiver Weise.

Die Flüchtlingsströme über das Mittelmeer sind die Quittung für diese Politik. So zynisch muss man es wohl sagen, damit Berlin — und Brüssel — endlich begreift. Man hört ja nun auch die eine oder andere Stimme, die davon redet, dass in den Herkunftsländern der Flüchtlinge Zustände geschaffen werden müssen, unter denen die regionale Wirtschaft florieren, Arbeitsplätze schaffen und Existenzen sichern kann. Das meiste allerdings von dem, was aus Berlin kommt, klingt nach pflichtschuldigem Lippenbekenntnis.

Was sind europäische, was sind westliche Werte wert? Die jüngste Schiffskatastrophe — mit (hoffentlich nicht) bis zu tausend Ertrunkenen eine der schlimmsten seit dem Untergang der mit Flüchtlingen (!) vollgestopften „Wilhelm Gutsloff“ in der Ostsee (geschätzte 9000 Opfer) — setzt diese Frage unausweichlich auf die Agenda. Die EU hat ihre eigenen Werte schon vorher verletzt, indem sie Griechenland ein hartes Sparprogramm aufoktroyiert und dann tatenlos zugesehen hat, welche sozialen Verwüstungen diese Politik zeitigte. Auch dies passte nicht mit den schönen Reden von Menschenwürde und sozialen Standards zusammen. Das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer hält der EU erneut den Spiegel vor: Wie ernst meint Europa es mit seinen Werten? Es gibt bereits einen „Kernstaat“ (nach Samuel P. Huntington) der westlichen Welt, der die Menschenrechte nicht ernst nimmt, der gefoltert hat, immer noch Guantánamo unterhält, der tötet und weiter mit Drohnenattacken „Kollateralschäden“ in Kauf nimmt. Der andere „Kernstaat“ des Westens, Deutschland, ist in der Pflicht, der Welt zu beweisen, dass die Menschenrechte wirklich universell sind. Genau das steht hier und heute auf dem Spiel: die Glaubwürdigkeit des Westens — oder wenigstens eines Teils davon.

Besinne dich auf deine Wurzeln, EU!

Bärbel Neuwirth aus Hanau kommentiert den FR-Artikel „Ums Verrecken„:

„Danke, lieber Stephan Hebel! Ein sehr sehr guter Artikel – ach, hoffentlich lesen ihn Frau Merkel und Co. Es ist wirklich zum Weinen und Schämen. Es wird immer suggeriert „wir haben kein Geld in den Kassen“ – als müssten wir Bürger das aus zusätzlichen Taschen zahlen. Über die Verwendung der Steuergelder dürfen wir nicht abstimmen.“

Roland Winkler aus Aue:

„Deutschland lasse sich in Menschenrechtsfragen von niemanden übertreffen, war mal zu hören. Das unwürdige Verhalten zu massenhaften Tod der aus Not, Elend und Krieg flüchtenden Menschen ist ekelerregend. Banken und Konzerne retten, Rüstung und militärische „Rettung“ geht immer. Menschen aus höchster Not helfen soll zu teuer, unzumutbar sein. Wir können nicht alle aufnehmen. Sie sind zu laut, dreckig, kriminell und trinken Alkohol. Keine Kultur? Wie steht es um die unsere?
Eine moralische Frage soll es auch nicht sein. Die wahren Ursachen will keiner hören. Schlepper seien schuldig, also jene, denen die Grenzsicherung der Festung EU verbrecherische Geschäft mit Menschen auf silbernem Tablett liefert. Nur Verfolgten solle Asyl gewährt werden. Zynismus pur! Es bliebe ein selbst bestimmtes Minimum und alle in Existenz und Leben Bedrohten durch Krieg, Zerstörung, Hunger, Armut und Verzweiflung sollen Wirtschaftsflüchtlinge sein. Betroffen und entsetzt sind Regierende, Rassismus erhält Deckmantel der Freiheit. Journalisten, Menschen, denen Asylsuchende nicht egal sind, erfahren, was Pogromstimmung ist.
Denk ich an Deutschland bei der Nacht, schrieb H.Heine, von brennenden Büchern und Menschen lange davor. Schuldige gab es immer. Wie schlafen unsere Regierenden oder die offen und anonymen Verbreiter von Hass und Hetze?“

Heinrich Mesch aus Attendorn:

„Muslime werfen Christen über Bord. Das ist die Meldung in der FR. Diese Meldung wird folgen haben. Meine erste Reaktion war, man sollte doch die Täter über ihren Heimatländern abwerfen, ohne Fallschirm. Meine zweite Reaktion war Entsetzen über meine erste Reaktion. Menschen in Not tun schlimme Dinge. Meine dritte Reaktion ist eine Frage. Menschen aus dem Irak und aus Syrien flüchten nach Europa. Die Mehrheit dieser Menschen flüchten nach Jordanien und in den Libanon. Das sind die Menschen, die sich eine Flucht nach Europa nicht leisten können. Wie viele Flüchtlinge hat Saudi-Arabien aufgenommen? In Syrien findet ein Religionskrieg statt. Sunniten gegen Schiiten. IS gegen Assad. Saudi Arabien gegen den Irak. Aber ist das wirklich so? Weshalb flüchten dann die Sunniten aus dann nach Westeuropa und nicht nach Saudi Arabien? Oder ist es doch ein Krieg der Armen gegen die Reichen? Weshalb sollte man die reichen Ölprinzen in Saudi Arabien mit Flüchtlingsproblemen belasten? Die kaufen doch unsere Geländewagen und unsere Panzer.“

Thomas Kolb aus Frankfurt:

Wie einst die Bewohner von Weimar von den Alliierten ins KZ Buchenwald gezerrt wurden, um die deutschen Verbrechen zu sehen, so soll man De Mazière, Merkel und Co in die Halle mit den Wasserleichen zerren, auf dass der Anblick der unschuldigen Menschen, an denen sie schuldig geworden sind, sie auf ewig verfolge!“

Susanne Alpers aus Frankfurt

„Vielen Dank für Ihren kraftvollen Kommentar. Es ist mehr als überfällig, dass – jenseits von Betroffenheitsbekundungen, Warnungen vor Überfremdung oder platten „Nie wieder“-Slogans – endlich Standards in der Flüchtlingsfrage formuliert werden, die sowohl der Wirklichkeit als auch den Mindestanforderungen zivilisierter Staaten entsprechen.
Seit die Initiative der italienischen Marine „Mare Nostrum“ aus schändlichen Kostenerwägungen eingestellt wurde, steigt die Zahl der Ertrunkenen im Mittelmeer sprunghaft an. Dahinter steckt System: Es ist kein politischer Wille erkennbar, den Menschen südlich des Mittelmeeres vertretbare Lebensbedingungen zu ermöglichen. Solange Rohstoffe wie Diamanten oder seltene Erden billiger von lokalen Warlords als von stabilen Volksökonomien gekauft werden können und die -deutsche- Waffenlobby ungestört astronomische Gewinne erwirtschaften will, sind Bürgerkriege schlichtweg die lukrativere Alternative. Solange die Meere vor den afrikanischen Küsten von europäischen Trawlern leer gefischt und riesige Agrarflächen von multinationalen Konzernen zur Produktion von Viehfutter zweckentfremdet werden, fehlt den Menschen vor Ort die Lebensgrundlage. In den anvisierten Freihandelszonen werden sie kein ausreichendes Einkommen finden, da dort zugunsten großer Konzerne rechtsfreie Gebiete ausgewiesen werden, die genutzt werden, um auch einfachste Arbeitsstandarts zu unterlaufen. Epidemien und Naturkatastrophen laden auch nicht gerade zum Bleiben ein; wer kann, macht sich auf den Weg ins gelobte Europa.
Dort fürchten sich die braven Bürger vor Wohlstandsverlust und neuen Sitten und formieren sich in rechten Strömungen, die immer stärker werden. Die etablierte Politik will sich es sich mit der Zielgruppe der „Das wird man ja wohl mal sagen dürfen!“-Bürger nicht verderben und schickt Zyniker wie De Mazière ins Rennen, die gegen böse Schleuser wettern und gleichzeitig den Boden für deren florierende Geschäfte schaffen durch Abschottung und umfassende Kontrollen an Europas Grenzen. Am Ende wohnen wir alle in eine gigantischen Gated Area und wundern uns über totalitäre Regierungen, die uns doch nur „beschützen“ wollen.
Die Menschen aus Afrika und dem Nahen Osten werden sich nicht damit zufrieden geben, unterwegs zu ertrinken oder daheim im Bürgerkrieg aufgerieben zu werden. Wer kann, der flieht und hat Recht damit. Die Welt brennt und viele Europäer empfinden das vorrangig als Zumutung oder Hindernis bei der kommenden Urlaubsplanung. Doch an die Probleme von heute werden wir uns in einigen Jahren sehnsüchtig erinnern.“

Jens  Maerdel aus Frankfurt

„Wir bräuchten garantiert kein Programm für 1 000 000 Menschen, die in Ihren Heimatländern nicht mehr leben können, wenn endlich die richtige Politik gemacht werden würde! Nur mal das simpelste Beispiel: Auf der einen Seite mit Geld den einheimischen Hühnerzüchtern helfen und dann deutschen, französischen und holländischen gefrorenen Hühnerabfall subventionieren,der den Markt in Afrika überschwemmt! Von Kriegen und Revolutionen im Namen der Demokratie oder wegen Rohstoffen wollen wir jetzt mal nicht auch noch reden.
Lieber Herr Hebel, Ihr Anliegen ist richtig,aber beleuchten Sie das Thema mal europäisch und global, dann merken Sie, dass die ganze Gesetzgebung in den Ländern, der EU und anderer Staaten und Ihre Politik der letzten Jahre diese Misere verursacht hat!“

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97 Kommentare zu “Flüchtlingskatastrophe: Nur Verfolgten soll Asyl gewährt werden?

  1. endlich… ich habe darauf gewartet, dass das Thema (wieder) in den Mittelpunkt (= im Blog) auftaucht. Die Einleitung und die überzeugenden Kommentare lassen hoffen…
    Und auch Herls heutiger Beitrag passt.

  2. Wie bei der relativen Mehrheit der Themen dieses Blogs wird sich auch das Thema „Flüchtlingskatastrophe“ um die fünf großen G bewegen, nämlich um Geldgier, Geldmangel (Euphemismus für Geiz), Gleichgültigkeit, Gedankenlosigkeit und um den verfehlten Glauben, daß sich an der Situation etwas zum Positiven ändern wird.

    Die Aussage, daß Europa nur genügend dazu beitragen müsse, um die Lebensverhältnisse in den Herkunftsländern zu verbessern, überdeckt doch nur die Tatsache, daß die Flüchtlinge in Europa nicht willkommen sind. Die Flüchtlinge kommen, die Lebensverhältnisse bleiben.

    Am 13. Januar war ein Thread mit einem Zitat von Johannes Rau überschrieben. Ich hatte ein paar Verse dazu gereimt, die immer noch passen:

    „Das beste Mittel gegen den Terrorismus ist eine gerechtere Welt“

    Brüder und Schwestern, es ist nicht schwer:
    Ne gerecht’re Welt muß her!
    Meint Johannes, genannt „Bruder“.
    Und sein Vorschlag ist ein guter!

    Was ist gerecht?
    Das ist die Frage.
    Euch geht’s gut, und uns geht’s schlecht.
    Haben wir nicht Grund zur Klage!

    Übt euch in Bescheidenheit
    im Süden und im Osten!
    Alles andre ist nur Neid
    auf uns im reichen Westen.
    Sind wir nicht die Besten?
    Und ihr tut nur kosten!

    Haben wir euch nicht von Despoten befreit,
    schickten euch Waffen und Drohnen.
    Jetzt kommt ihr einfach hereingeschneit,
    Asylanten, bei uns wollt ihr wohnen!

    Ihr seid Moslems, wir sind die guten Christen.
    Aus Angst zünden wir eure Häuser an.
    Ein Jeder tut halt, was er kann.
    Euer Sein könnt ihr nur fristen.

    Da seid ihr nun, hofft auf ein bess’res Morgen.
    Wärt ihr doch daheim geblieben!
    Wir täten für euch sorgen.
    Und euch so richtig lieben!

  3. Ein überfälliger Thread!
    Denn hier werden doch zwei menschliche Verhaltensweisen thematisiert:

    Die idealisierte:
    (a)“Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“

    Die allzu häufig praktizierte:
    (b)“Homo hominem Lupus.“

    Und jeder Blogschreiber, Kommentator oder ein anderer x-beliebiger Bundesbürger wird sich irgendwo dazwischen bewegen, also zwischen (a) und (b).

    Papier ist aber geduldig, reine Bekundungen sind wohlfeil, aber wieviele Flüchtlinge nimmt eigentlich Herr Hebel oder jeder Blogschreiber, Kommentator oder ein anderer, x-beliebiger Bundesbürger bei sich auf, der genügend Platz und Einkommen dazu hat oder hätte?

    Der zum Beispiel über ein kleines Einfamilienhäuschen verfügt – irgendwo im Grünen, im Rosa-Roten, oder bei einer anderen Partei?

    Karten mal auf den Tisch legen und die Hosen herunterlassen, nur gedanklich und metaphorisch und virtuell, versteht sich …..

    Ich lasse aber als ein höflicher Mensch und Mann immer den anderen – und vor allem den Damen – den Vortritt, wie es sich gehört ……

  4. Noch macht die Wissenschaft zuweilen Hoffnung, daß sich die Evolution in Richtung (a) entwickelt.
    Siehe:
    http://www.profil.at/home/das-moral-gen-ist-gute-menschen-wissenschafter-169043
    Die Politik und mit ihr viele Menschen hängen noch dem Wachstums-Glauben als ihre Zukunfts-Hoffnung an.
    Doch wenn die natürlichen Ressourcen dieses Planeten in absehbarer Zeit zu Ende gehen werden, wohin wird dann die Evolution sich entwickeln?
    Diese Frage hatte (sich) doch auch der Kommentator BvG in ähnlicher Form im Thread „Jeder hat das Recht, sein Leben so zu leben, wie es ihm gefällt“ gestellt gehabt.
    (Die Kapelle auf der Titanic wird aber auch hier noch weiter spielen.)

  5. Günter Rudolphis Appell rüttelt mich auf! Daß ich nicht früher darauf kam: In meinem Weinkeller wäre derzeit Platz für drei Flüchtlinge.

    In meinem fortgeschrittenen Alter bin ich bestrebt, außer einem guten Nachruf, so doch nichts materiell Brauchbares zurückzulassen. Ein hohes Weinregal ist schon leergetrunken und könnte mit etwas handwerklichem Geschick der prospektiven Schläfer in ein Dreier-Etagenbett umgebaut werden.

    Der Raum wäre etwas eingeschränkt durch die zwei Fässer mit schwach aktivem Atommüll, die ich, als meiner Verantwortung bewußter Bürger, einem anderen Appell folgend, eingelagert habe. Aber die Flüchtlinge wissen: Es gibt Schlimmeres.

  6. @ 4 + 5
    Ach ja, nehmen wir das Problem von der lockeren Seite! Nun gut, das kann ich nicht.
    Es ist sehr bedrückend, was da geschiet und ich wünsche mir dafür eine menschliche Lösung.

  7. In Hessen, lieber Herr Petersmark, haben wir schon genug hochgiftigen Giftmüll aus der ganzen Bundesrepublik in Herfa-Neurode unterirdisch eingelagert und unser Soll an Gift-Beseitigung mit der HIM in Biebesheim zusammen erfüllt, Sie können also Ihre zwei Fässer mit schwach aktivem Atommüll ruhigen Gewissens wieder hochtragen und die den anderen Bundesländern zur Einlagerung oder Endlagerung überlassen oder vielleicht auch einer europäischen oder globalen Einlagerung oder Endlagerung zuführen. Eines Tages kann man das Zeugs vielleicht auch wiederverwerten = recyclen oder in die Sonne mit Space-Transportern verfrachten. Außerdem macht auch die Transmutation Fortschritte.
    Aber das Atommüll-Thema ist doch nicht das eigentliche Thema dieses Threads und wir sollten uns jetzt wieder darauf konzentrieren.

  8. Dieses Problem hat so viele Facetten, dass es nicht damit getan ist, jetzt möglichst viele Flüchtlinge aufzunehmen und damit zu meinen, niemand werde sich in Zukunft auf unsichere Boote und damit in Lebensgefahr begeben.
    Natürlich ist klar, dass sowohl Deutschland als auch die restlichen europäischen Länder mehr gefährdete Menschen aufnehmen können und müssen als bisher und denjenigen, die als politisch Verfolgte oder Kriegsflüchtling eine Chance auf Bleiberecht in Deutschland/Europa haben, eine gefahrlose Einreise ermöglichen müssen. Dabei könnte wahrscheinlich die Einrichtung von Zentren in den Transitländern am Mittelmeer helfen, in denen Ausreisewillige beraten werden und bereits einen Asylantrag stellen können. Damit ist aber denjenigen, die aus blanker materieller Not nach Europa wollen und keinen Asylgrund vorzuweisen haben, nicht geholfen. Und auch wenn in Deutschland endlich ein Einwanderungsgesetz erlassen würde, würden immer noch genügend Menschen übrigbleiben, die auf legalem Weg keine Möglichkeit der Einreise haben und doch wieder aus purer Verzweiflung derart lebensgefährliche Transportwege wählen würden. Deshalb kommen wir nicht darum herum, als gesamte Völkergemeinschaft (nicht nur als EU) die Krisenländer so weit wie möglich bei ihrer wirtschaftlichen Entwicklung, bei der Bekämpfung von Korruption und inneren Streitigkeiten und bei der Beendigung von Kriegen zu unterstützen. Alle, die nach Europa wollen, werden wir nicht aufnehmen können und im Interesse eines Fortschritts in den Heimatländern gar nicht aufnehmen wollen. Denn jede gut ausgebildete und kreative Arbeitskraft, die nach Europa oder in die USA auswandert, fehlt beim Aufbau einer funktionierenden Wirtschaft und einer gerechten Gesellschaft im Heimatland. Das darf bei aller Bereitschaft, Immigranten aufzunehmen, nicht vergessen werden.

  9. Von allen Seiten „prasselt es“. Dennoch möchte ich auf einen Beitrag hinweisen, der mir besonders unter die Haut ging, denn es ist dem Filmemacher gelungen, anhand von wenigen Beispielen (die für Millionen von Flüchtlingen stehen)- ohne Einflussnahme – Betroffenheit und Verständnis zu wecken. Trotzdem bleibt am Schluss Hilflosigkeit und Hoffnung. In den heutigen Arte-Nachrichten wurde er interviewt. Der Beitrag ist im Internet abrufbar unter:

    http://info.arte.tv/de/europa-inschallah-so-gott-will

  10. @ 6, I. Werner

    Wie sieht Ihr Wunschzettel für eine „menschlische Lösung“ aus?

  11. Ein typischer Stephan Hebel-Artikel (FR Titel vom 20. April) ! Wie bringe ich die furchtbaren Umstände des mediterranen Fluchtdramas in die Form einer Anklageschrift gegen Europa oder vielmehr gegen das „System“ Europa ? Man behaupte erstens, mit der bloßen Aufnahme von Flüchtlingen auf Schiffe seien die Kostenfolgen der Flüchtlingsproblematik für Europa erledigt – mit 9 Millionen EUR pro Monat für die Rettung auf See nämlich ( Hebel´s finanzielle “Mare-Nostrum-Einheit”), und zweitens mache man den „Vorschlag“, die Aufnahme von 1 Million Flüchtlingen in Europa zuzulassen, denn sie müsse doch möglich sein. Es sollen ja, wie regierungsamtlich verlautet wird, ca. 1 Million potentieller Flüchtlinge in Libyen auf ihre Chance warten !?

    Herr Hebel schweigt sich indes aus, was passieren soll, wenn die 2., 3. oder x-te Million sich an der nordafrikanischen Küste versammelt hat. Afrika hat viele Millionen an potentiellen Flüchtlingen aufzubieten, sehr viele. Aber Herr Hebel schweigt sich noch weit, weit mehr aus. Das Analogon zum Rettungsboot auf dem Mare Nostrum heißt auf Land gepanzerter Transporter, Schutztruppe, Verteidungswall, militärischer Schutz aller Art gegen das Abschlachten der zahllosen Unschuldigen, sei es durch die Terrormilizen des IS, durch Assad´s Mördertruppe oder die Boko-Bekloppten in Nigeria, bevor sie die Gestade des Mare Nostrum erreichen. Ruft Herr Hebel nun etwa dazu auf, auch für die potentiellen Opfer an Land ein “Rettungsboot” zu entsenden, um sich nicht in ihrer Verzweiflung dem tobenden Meer anvertrauen zu müssen ? Nein, das tut Herr Hebel nicht. Vielleicht ist es ihm ja zu teuer, kostet zu viele “Mare-Nostrum-Einheiten”. Hätte auch etwas mit der Entsendung von Militär, dem Gebrauch von Waffen und mit der Bundeswehr zu tun (wieviele Jahre Mare Nostrum kostet die Bundeswehr, Herr Hebel, wenn die HRE schon 185 Jahre bringt ?), was dem Antibellizisten bekanntlich nicht schmecken darf, Opfer hin oder her.

    “Hört endlich damit auf, wenn Humanität irgendetwas gilt”. Herr Hebel meint, hört auf, den Ertrinkenden das Rettungsboot vorzuenthalten. Die “Ertrinkenden” an Land sind Herrn Hebel demgegenüber keinen derartigen Aufruf wert. Das “Rettungsboot” für diese hat er vergessen. Herr Hebel stellt gern seine moralische “Überlegenheit” zur Schau, in den Dienst seiner Anklage gegen das viel gescholtene“System”, obwohl es gar nicht so weit her ist mit seiner Überlegenheit. Denn auch Herr Hebel ist Teil eines “Systems” der moralischen Unzulänglichkeiten und Brüche. Als ob es nicht eine lange Ereigniskette gäbe, Station um Station, wo der Tod an jedem Punkt des Weges reiche Ernte hält, ohne daß die Humanität bemüht würde, um die Freigabe des “Rettungsbootes” an allen Stationen einzufordern, möglichst aber schon an der oder den ersten, um die Flüchtlingslawine gar nicht erst entstehen zu lassen.

    Die Humanität wird entlang einer langen Wegstrecke mit Füßen getreten, zwischen Konflikten und Konfliktparteien zerrieben, und die Weltgemeinschaft sieht passiv zu, von einem Massenauflauf an selbsternannten Moralisten mit zahlreichen fragwürdigen Argumenten gestützt. Leider hat Herr Hebel, dem ich eine ehrliche Betroffenheit über die Vorgänge im Mittelmeer hier nicht im mindesten abspreche, genauso wenig eine Gesamtlösung parat wie die Weltgemeinschaft, die sich ziert, den Gewaltexzessen mehr als nur gelegentliche Luftangriffe von fraglicher Wirksamkeit entgegenzusetzen. Herr Hebel schweigt hierzu. Was, so frage ich zurück, gilt Humanität denn für ihn selber ? Darf er sich angesichts seines eigenen moralischen Versagens hier als Ankläger in Sachen Moral aufspielen ? Will er mitverantwortlich sein für ein Anschwellen des Ertrinkungstodes im Mittelmeer, weil sich Flüchtlinge verleitet sehen könnten, die kreuzenden Rettungsschiffe mit noch seeuntauglicheren Booten unter noch gefahrvolleren Umständen zu erreichen ? Will er das Geschäftsmodell der Schlepper befördern, die mit dem Verweis auf die vergrößerte Rettungsflotte noch mehr Verzweifelten das Geld aus der Tasche ziehen, um sie anschließend in den möglichen Tod auf See zu schicken ?

    Es ist leider auch die Stunde der Heuchler, der Pharisäer. Wieder einmal. Es war ja zu erwarten. Die Attitüde will gelebt sein, die Selbstentrüstung öffentlich gepflegt werden. Nur der selektive Blick macht moralisch überlegen. Am Gesamtproblem hat sich indes nichts verändert. Die Anklage fällt auf die Ankläger zurück, und sie merken es nicht. Verdrängt, vergessen, aber anklagen wie besessen.

    Solche Ratgeber braucht die Welt nicht.

  12. V. Grebe, pauschalisieren Sie nicht mit Ihrer Feststellung „ein typischer Hebel-Artikel“? Sie unterstellen ihm „eigenes moralisches Versagen“. Woher nehmen Sie diese Behauptung. Ich empfinde Ihre Arroganz völlig Fehl am Platz.
    „Solche Ratgeber braucht die Welt nicht“, folgern Sie. Wenn Sie alles besser wissen, dann erkehren Sie sich doch zum glaubwürdigen Ratgeber aus! Unterbreiten Sie bessere praktikable Vorschläge!
    Der „Hebel-Beitrag“ in der heutigen FR „Abschottung, sonst nichts“ trifft meiner Meinung nach ebenso zu. Und auch Johannes Dieterichs Beitrag „Zwei Kontinente, ein Schicksal“ sollte gerade den Lesern auf die Sprünge helfen, denen Differenzierung zuwider ist und die nur die grosse Menschenmasse sehen, in der Einzelschicksale nicht vorkommen.

  13. @ manfred petersmark (24. April 2015 1:31)
    Herr Petersmark, da brauche ich mich momentan nur selber zu zitieren (20. April 2015 12:28 „Jeder hat das Recht, sein Leben so zu leben, wie es ihm gefällt“):
    „Frau Ernst, gestern bei Frank Plasberg wurde es auch wieder deutlich, wer Einwanderung will (Einwanderung ist aber nicht Asyl), der hat auch für ein Einwanderungsgesetz zu sorgen, und das wollen doch inzwischen m.E. eine Mehrheit der Abgeordneten im Bundestag. Bei einer Einwanderung bestimmt allerdings der Gesetzgeber die Regeln, und der ist jetzt dran.“

    Auch damit, wie im Kommentar oben (vom 22. April 2015 8:39) ist doch jedem von uns Bundesbürgern und jetzt den Abgeordneten der Spiegel vorgehalten, wer aber beim „Barras“ war, der kennt doch die alte Regel:
    Wenn es heißt „Freiwillige vor“, dann tritt der erfahrene Soldat etwas zur Seite, damit die Freiwilligen auch vortreten können …. 😉

    Haben das etwa auch die „Ungedienten“ hier im Blog und die im Parlament bereits verinnerlicht?

  14. Es ist beschämend, daß gerade die Nation, die das größte Flüchtlingselend der jüngeren Geschichte, nicht nur „fremder“ Völker, sondern auch des eigenen Volkes verursacht hat, derart kleinlich mit diesem Thema umgeht.
    Nicht nur, daß wir die eigenen Landsleute, die damals Flüchtlinge waren, wie Abschaum behandelt haben, nicht nur, daß wir die rechtzeitig Geflüchteten noch immer als zweitrangig betrachten, nein, wir bringen es nicht einmal fertig, diejenigen als Menschenrechtsverletzer zu kennzeichnen, die dieses Elend damals verursacht haben, geschweige denn, diejenigen als Menschenrechtsverletzer zu kennzeichnen, die sich in deren Tradition setzen.

    Asyl ist kein Menschenrecht, es ist Menschenpflicht.

  15. Die Leute absaufen zu lassen geht nicht. Da muss unbedingt etwas unternommen werden um so etwas zu verhindern. Genau so ist es unsinnig die Leute deshalb hier aufzunehmen weil sie es auf das Meer geschafft haben und gerettet wurden. Das kann doch keine Qualifikation für eine Aufnahme sein? Also für mich ist klar zuerst einmal retten und dann alle zurückbringen und damit den Schleppern die Geschäftsgrundlage entziehen. Bei den Menschen die sich auf den Weg nach Europa machen handelt es sich ja um welche die vergleichbar gut ausgebildet und leistungsfähig sind sonst könnten sie die tausende von Euro die sie an die Schlepper bezahlen nicht haben. Diese Menschen werden in ihren Herkunftsländern dringend gebraucht. Es liegt jetzt an Europa eine Entwicklungs und Wirtschaftspolitik zu machen die es diesen Herkunftsländern erlaubt den Menschen eine Perspektive zu geben.

  16. Wieder ein typischer Stephan Hebel-Artikel (Kommentar “Abschottung, sonst nichts”, FR vom 24.4.2015).
    Wer daran denke, so Herr Hebel, wieviele Menschen am “Zynismus der “Wertegemeinschaft” Europa” gestorben seien, dem bleibe die Freude über die von der EU beschlossenen verbesserten Rettungsmaßnahmen im Halse stecken. Da die Beschlüsse jedoch “kläglich unzureichend” seien, lasse dies nur den Schluß zu, daß Europa auf nichts als “Abschottung und Verweigerung” setze. Die Absicht der Union, den Schleppern das Handwerk zu legen, bezeichnet Herr Hebel schließlich als “Abschottung um jeden Preis”.

    Wieviele Ertrinkungstote kommen eigentlich auf einen Geretteten, Herr Hebel ? Ach, Sie wissen es nicht ? Sie sprechen von einer Dunkelziffer, einer unbekannten Zahl von Opfern der Massenflucht ? Bleibt da bei Ihnen nicht ein ungutes Gefühl, ein bitterer Geschmack im Munde zurück, der die Freude um den einzelnen Geretteten mit der bangen Frage nach und Sorge und Bedrückheit um die unbekannten Opfer verbinden muß ? Wäre es dann nicht geradezu eine moralische Pflicht, nicht nur die Verwegenen und Verzweifelten zu retten, sondern vor allem die an den Küsten Nordafrikas in Wartestellung befindlichen Fluchtbereiten von dem lebensgefährlichen Abenteuer der Mittelmeerüberquerung abzuhalten ? Und damit genau das zu tun, was Sie als eine “Abschottung um jeden Preis” anprangern ?

    Herr Hebel intendiert etwas anderes. Er will anklagen, er will den Werteverrat der EU anprangern, Er tut dies indes dadurch, daß er diese Werte selbst verletzt. Nein, Herr Hebel, das Mittelmeerbecken ist natürlich entstanden und kein von Fremdenfeindlichkeit ausgehobener Wohlstandsgraben, der Europa von Afrika abschotten soll. Potentielle Selbstmörder hält man vom Versuch ab. Dies ist nicht nur moralisch geboten, sondern sogar Teil unserer Rechtsordnung. Andernfalls kann Otto Normalbürger wegen unterlassener Hilfeleistung belangt werden.

    Nein, Herr Hebel, die Menschen an Nordafrika´s Küsten von der Überquerung abzuhalten, ist unsere moralische Pflicht und kein Ausdruck von Abschottung und Verweigerung, wie Sie in offenkundig absichtsvoller Verkennung der Umstände auszuführen belieben. Es ist unmenschlich, dies nicht zu tun, den Schleppern nicht das Handwerk zu legen, den abenteuerlichen Weg der Flucht über das Wasser nicht zu blockieren.

    Nein, Herr Hebel, der moralische Rigorist paßt nicht zu Ihnen, ist um Nummern zu groß. Ihre Moral ist löchrig wie ein Schweizer Käse, der Boden zu dünn und brüchig, als daß er Ihre Argumentation tragen könnte. Rüsten Sie einmal ab und bekennen Sie, daß Ihre “Vorschläge” ein moralisches Gütesiegel auch nicht verdienen, wenn Sie es den Regierenden schon absprechen. Sie sind ein Systemkritiker oder sogar Systemüberwinder, dem leider auch das zynisch-argumentative Mittel recht ist, wenn Sie den Regierungen Europa´s nur etwas ankreiden können. Ihnen und den Mitstreitern im Geiste genügt es, mit Verdikten zu schießen, um zu diskreditieren. Dabei macht es Ihnen und Genossen nichts aus, wenn man sich dabei moralisch selbstdiskreditiert. Sie haben als Erster geschossen und beanspruchen daher den Titel des moralischen “Schützenkönigs”. Auf die bloße Optik kommt es Ihnen an, nicht auf die Integrität der Argumentation. Mit der Selbsteinsetzung als Ankläger in Sachen Moral geben sie nur den perfekten Pharisäer ab. Und wie perfekt. Perfide perfekt.

    Ich befürchte, Herr Hebel, meine Beiträge werden Sie nicht davon abhalten, die bundesweite Empörungsindustrie mit Ihren einpeitschenden Artikeln zu füttern. Die Moralschickeria will genährt sein, anstatt sich auf Ernüchterungsdiät setzen zu lassen. Auch zur Abrüstung in Sachen moralischer Entrüstungsrhetorik muß sozialisiert, muß erzogen werden. Und daran fehlt es. Allenthalben.

  17. @ 16, Hans:
    Ja, (nicht nur) Europa muss seine „Entwicklungs“- und Wirtschaftspolitik den wirklichen Bedürfnissen und Bedingungen in den afrikanischen Ländern anpassen, der dortigen Korruption auf hoher Ebene adäquat begegnen ebenso wie der „Vetterleswirtschaft“ hierzulande. Aber es sind eben nicht nur vorwiegend gut ausgebildete und nicht bettelarme Migranten! Wer z.B. die Situation in Eritrea kennt, weiss, dass es im wahrsten Sinn für die meisten Menschen die Hölle auf Erden ist. Über Syrien muss man wohl kein Wort mehr verlieren. Für mich gibt es bei diesen Beispielen kein Wenn oder Aber!

    @17, V. Grebe,
    warum nur lassen Sie Ihren Dampf an Herrn Hebel so ungefiltert ab?

  18. Tut mit leid, Herr V.Grebe, Empörung eines anderen mit eigener Empörung zu bekämpfen (oder zu geißeln), ist m.E. nicht wirklich zielführend.

    Die ironische Subversion (Wenn`s der Wahrheitsfindung dient ….) halte ich da für effektiver, aber verraten Sie es bitte niemanden …..

  19. zu @ 18 maiillimi
    Bedeutet ohne Wenn und Aber dann alle Menschen aus den beiden Ländern und glaube sie das Menschen aus Eritrea Rabatt bei den Schleusern bekommen?

  20. Ich habe lange überlegt, ob ich zu diesem so unlösbaren Thema auch meinen Senf dazu geben soll.
    Sich moralisch zu überheben, ist ja auch furchtbar leicht. Jedoch Sachargumente zu sammeln und ins Feld zu führen, recht schwer.

    Den Anstoß gab ein Bekannter, mit einer etwas, sagen wir, unkonventionellen Bemerkung: „Alle aufnehmen, geht nicht. Die rammeln doch wie die Märzhasen, und für einen, den wir aufnehmen, folgen morgen fünfe nach.“ Zuerst hatte ich furchtbaren Zorn, sprach von Rassismus und Faschismus, und dann habe ich nachgedacht. Jenseit dieser flapsigen Bemerkung, was ist dran?

    Geht es auf der einen Seite nur um die durchaus zutreffenden Realitäten, das wir uns auf Kosten der Schwellen- und Entwicklungsländer bereichern. Warum unterscheiden wir zwischen „guten“ und „bösen“ Diktatoren und Ländern, bevor wir bombadieren? Was unterscheidet die religiösen Fundis in Saudi-Arabien vom IS und von Boko Haram? Haben wir nicht erst die Nordsee leergefischt, bevor wir uns an die Gewässer vor Westafrika aufmachten? Wie ist es um unser religiöses – christliches? – Verständnis bestellt, bei unserem rücksichtslosem Gewinnstreben nach mehr, mehr, mehr? Und wer ist „wir“ und wer profitiert wirklich von der rücksichtlosen Vernichtung unserer Lebensgrundlagen?

    Die andere Seite der Medaille scheinen mir all die kulturell-religiösen Überkommenheiten zu sein, einschl. der vorwiegend männlichen Dominanz, z.B. bei der Frage von Familienplanung und Empfängnisverhütung, einschl. der Einstellung der finanziellen Mittel in den Ländern, die bevölkerungsmäßig explodieren und so, jenseits aller kriegerischen Konflikte, den Menschen dort (vermeintlich?) keine andere Chance bieten, als abzuhauen? Wir können zwar in einen Staat Gelder hinein geben, um dort Infrastruktur aufzubauen, und Not zu lindern, aber die überkommenen archaischen Konventionen abzubauen, braucht es Zeit, Zeit, die es nicht gibt. Wenn ein Mann mit einer großen Familie angesehen ist, und, wie früher auch in Europa, Kinder die einzige Überlebensversicherung und Altersversorgung für Eltern sind, werden sie eben gezeugt. Hätten Frauen die Mittel und die Möglichkeit, wie bei uns, über die Familienplanung zu bestimmen, sähe es sicherlich anders aus.

    Wir hatten 1959 rund 3 Milliarden Weltbevölkerung, 1999 Verdoppelung auf 6 Milliarden, haben jetzt in 2015 die 7,5 Milliarden überschritten und können hochrechnen, wann wir die 15 Milliarden erreicht haben und GAIA dann den Löffel abgibt. Alle Rechenmodelle aus Computern basieren auf Laborergebnissen und sind für den Ofen. Es sei denn, wir fahren unseren Konsum und unsere Lebensgewohnheiten zurück, und das heißt, auf die Hälfte und weniger. Und das schließt dann den Verzicht auf Gewinne aus Rüstung, aus Agrar- und menschlicher Ausbeutung mit ein. Und wenn wir wirklich helfen wollen, müssen wir dort anfangen, wo die Verzweiflung beginnt.

    Abgesehen davon, frage ich auch, warum wir in Villenvierteln keine Flüchtlingsheime haben. Warum haben wir nicht die Infrastruktur, bei Personal, bei Wohmmöglichkeiten, bei den Geldern, die zwar vom Bund bereit gestellt werden, dann aber in den Landeshaushalten versickern? Warum wird das positive von Einwanderung nicht mehr in den Vordergrund gestellt, die Jungen von dort gut auszubilden und dann in unsere überalterte Gesellschaft integrieren? Wir sind doch, soweit mich meine Geschichtskenntnisse nicht trügen, seit der Steinzeit Einwanderungsland, siehe all die vielen Blonden, Rothaarigen und Schwarzhaarigen. Wir haben nach dem WKII Millionen von Ostflüchtlingen aufgenommen und 1989/90 entsprechend viele Ex-DDR-Bürger. Ganz ohne die Millionen „Gastarbeiter“ aus den Südländern Europas einschl der Türkei. Und, hat es uns geschadet, oder nicht etwa sogar unsere Kultur und unsere Lebenswelt bereichert?

    Danke übrigens, V. Grebe, auch wenn wir sonst nicht einer Meinung sind, aber Sie haben zumindest einmal „gegen den Stachel gelöckt“.

  21. @ maiillimi (25. April 2015 13:36)

    Zu Ihrem Zitat:
    „Wer z.B. die Situation in Eritrea kennt, weiss, dass es im wahrsten Sinn für die meisten Menschen die Hölle auf Erden ist.“
    Daran sind bei mir inzwischen einige Zweifel entstanden.
    Diese Filme waren die Ursache, sie sind auch leicht aufzufinden:
    ARD-Mediathek: Weltspiegel vom So, 29.03. | 19:20 Uhr Themen:
    „Eritrea/Europa: Exil-Eritreer zahlen Zwangssteuern“
    „Eritrea: Spurensuche in einem verschlossenen Land“

  22. @ 14, Günter Rudolphi

    Ich drücke mich gern als gemeiner Deutscher, der sich so gern drückt wie der Europäer, der sich so gern drückt wie die ganze Menschheit, die sich gern drückt. Nichts ist menschlicher als sich drücken.

  23. # 24, M. Petersmark: Ihre Aussage erinnert an einen alten Sponti-Spruch: „Es gibt keine Chance, aber nutze sie.“

    Oder anders: Wenn die Hütte brennt, nützt es nichts, die Feuerwehr aus dem nächsten Ort zu rufen, weil dann die Hütte schon abgebrannt ist. Aber es nützt vielleicht, die nächste Hütte vor dem Funkenflug zu schützen. Das ist ja das Lustige am Menschsein, daß es mehr Probleme als Lösungen gibt. Vor allem auch, weil Probleme meistens erst dann als solche erkannt werden, wenn die Lösungen, die bei vorherigem Erkannt-Werden noch angewandt werden könnten, aufgrund der Massierung der Probleme nicht mehr greifen.

    Oder auf gut hessisch: Wenn Du schon in die Hose geschissen hast, nutzt Dir das beste Klopapier nichts mehr.

  24. @ 25, Wolfgang Fladung

    Zu jedem Problem gäbe es eine Lösung. Das Unlustige am Menschsein besteht darin, daß wir uns um die Lösung von Problemen, die jucken, so lange drücken, bis sie irgendwann anfangen zu schmerzen. Es geht da gar nicht um das Erkennen von Problemen.

  25. „Wenn Du schon in die Hose geschissen hast, nutzt Dir das beste Klopapier nichts mehr.“

    Kein Problem aber für den, der immer vorausschauend eine zweite Hose dabei hat und außerdem stets eine Windel mit Würde, Eleganz und Noblesse trägt …. 🙂

    Probleme sind dazu da, gelöst zu werden.
    Geht nicht, gibt es nicht ….. oder so ähnlich …..

  26. Und die Probleme, die aus systemischen Gründen schlicht und einfach unlösbar sind, die müssen auch erkannt werden. Dazwischen gibt es dann die berühmt-berüchtigte „Grauzone“.
    Ohne einen „common sense“ aber geht es nicht, das kurzfristige Denken in Legislaturperioden und Wahlkämpfen stößt im wahrsten Sinne des Wortes hier an seine nationalen und europäischen Grenzen.
    Also werden weiter nur die schlimmsten Symptome kuriert, die gesamte Menschheit aber hat ja leider noch keinen echten „common sense“.

  27. Ich empfehle (nicht nur) Günter Rudolphi den Beitrag von Regina Kerner in der Wochenendausgabe der FR „Lebend über das Mittelmeer“.
    Sie mögen Ihre Zweifel haben, dennoch gibt es genug (seriöse) Beiträge in diversen Medien, die die Extrembedingungen gerade der Eritreer zum Inhalt haben.
    Ich war selbst in Eritrea, als noch eine vielversprechende Aufbruchstimmung nach dem jahrzehntelangen Krieg herrschte. Davon ist leider nichts mehr übrig geblieben. Ich habe gute Freunde dort, die selbst jahrelang im Untergrund waren und voller Elan und Hoffnung beim Aufbau des unabhängigen Landes mitgeholfen haben. Nach anfänglicher persönlicher Korrespondenz, wurden die Mails zwar offensichtlich zensiert, aber noch durchgelassen. Inzwischen wurde unser Kontakt gekappt. Und ich mag mir nicht vorstellen, was mit ihnen und ihren Kindern geschehen ist.

    Natürlich sind die, die kuschen und sich nicht aufbäumen, nicht so gefährdet und folglich keine Bedrohung für das volle Boot Europa…
    Es ist wohl unbequem, sich in die Lage eines jeden Einzelnen zu versetzen, wenn man das Privileg hat, behütet, unbedroht und satt hier im „Boot“ zu leben.
    Aber der Versuch ist ’s Wert. „Anschauungsmaterial“ gibt ’s genug.

  28. Wenn ich die letzten Beiträge so lese scheint die Erkenntniss das alle aufgenommen werden falsch ist sich zumindest ein bisschen breit zu machen. Wenn das so ist stellt sich die Frage was man tun kann um zu helfen. Wenn ich in der FR lese das z.B. über 55 Jahre alte Menschen auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr gefragt sind, dann wäre das doch eine oft gut ausgebildete Gruppe die man auf freiwilliger Basis in die Entwicklungshilfe schicken könnte. Mit der Arbeitsagentur hat man sogar eine Behörde die so etwas mit organisieren könnte. Der Einsatz von Solarenergie in Nordafrika in der Entwicklungshilfe könnte zu einem sehr preiswerten Aufbau einer Energieversorgung in diesen Ländern führen. Da wird Strom meist mit Dieselmotoren erzeugt sehr viel teurer als hier. Solche Maßnahmen würden zumindest in der Breite wirken und wahrscheinlich nicht mehr Kosten als eine allinklusiv Versorgung von ein paar Flüchtlingen in D.

  29. „Ich empfehle […] den Beitrag von Regina Kerner in der Wochenendausgabe der FR “Lebend über das Mittelmeer”.
    Werte(r) maiillimi, die großen deutschen Tages- und Wochenzeitungen, neben einigen internationalen Zeitungen, in der Printausgabe alle zu überfliegen bzw. intensiver zu lesen, kann ich mir leider nicht leisten, außer beim nächsten Besuch in der Bibliothek. Online – Hinweise wären für mich effektiver.

  30. Meine Beiträge #12 und #17 scheinen hier und da auf ein gewißes Verständnis gestoßen zu sein. Allerdings ist Herrn Rudolphi der Sinn meiner Ausführungen anscheinend derart rätselhaft geblieben, daß ich noch etwas mehr zum Thema sagen sollte.

    Ich hole die Moralisten von ihrem hohen Roß, Herr Rudolphi. Es ist sehr einfach zu zeigen, daß die von ihnen (den Moralisten) propagierten Rezepte gar keine wirklichen sind, sondern die Dinge sogar noch schlimmer machen können. In menschlicher Hinsicht und in moralischer Hinsicht. Würde beispielsweise eine verstärkte Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge implementiert, ohne gleichzeitig Maßnahmen zur Unterbindung der Fluchtaktivitäten über das Mittelmeer einzuleiten, könnte die Rettung als perverse Siegprämie eines noch perverseren Spiels aufgefaßt werden. Die einen dürfen ertrinken, während die Glücklichen mit dem Überleben prämiert werden. Pervers, weil die Armen und Entrechteten noch dazu verleitet werden, an dem Spiel über Leben und Tod teilzunehmen, dazu noch mit der ganzen Welt als Zuschauer. Eine schlimmere Ausbeutung von Hoffnungslosigkeit und purer Not kann es kaum geben. Dies ist unmoralisch, inhuman, ja abscheulich.

    Hilfe muß zum Bleiben ermuntern und zum Bleiben verhelfen, nicht zur Massenflucht.

    Es ist genauso verlogen und himmelschreiend, den wenigen Fluchtgewinnern ein Asyl in Europa zu verheißen und zur gleichen Zeit den vielen in ihren Heimatregionen Verfolgten, Drangsalierten und von Mordbrennern Bedrohten den lebensnotwendigen militärischen Schutz zu versagen. Dabei sind es abermals die Moralisten zu hohem Roß, die den waffengestützten Schutz von Menschen und ihres existentiellen Umfelds mit den fadenscheinigsten Begründungen für obsolet erklären. Hier sind Gewissensflüchtlinge am Werk, die sich der Einsicht verweigern, daß auch sie mit der Moral in Konflikt kommen können. Stets präsentieren sie einen Schuldigen, der nie mit ihnen selbst identisch ist. Das ist das eiserne Mantra der Moralisten zu hohem Roß.

    Interessiert es einen von diesen Leuten, wie es den Ärmsten der Armen Afrikas gelingen kann, Geld für die Überfahrt aufzutreiben ? Ist das Geld ehrlich erworben, oder aus welchen dunklen Quellen stammt es ? Was oder wer wird hier eigentlich gestützt ?

    Kann ein in den Ländern Nordafrikas implementiertes Recht auf Abgabe eines Asylantrags mehr sein als ein Tropfen auf den heißen Stein ? Wer will uns weiß machen, daß mit diesem Instrument mehr als einigen Einzelschicksalen abgeholfen werden kann ?

    Die Moralisten zu hohem Roß lügen und betrügen, daß sich die Balken biegen. Gleichzeitig unternehmen sie alles, um Schutz und Hilfe vor Ort zu diskreditieren und zu sabotieren, wenn er mit Schutz gegen Waffen durch Waffen zu tun hat. Dabei ist dies die Grundvoraussetzung zu einer Lösung der Probleme, solange es Terror gegen Unschuldige und eine dadurch bewirkte Vertreibung und Massenflucht gibt. Wenn es überhaupt einen Schlüssel dazu gibt. Dazu muß sich die Menschheit allerdings aufraffen und nicht von verqueren Moralswächtern zum bequemen Wegschauen ermuntern lassen.

  31. Ich habe gerade die Petition ‚Europa darf nicht wegschauen, wenn Flüchtlinge an seinen Außengrenzen ertrinken‘ unterzeichnet und würde mich sehr freuen, wenn auch Sie Ihren Namen hinzufügen.

    Je mehr Menschen die Kampagne unterstützen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Erfolg hat. Bitte unterzeichnen Sie hier:

    https://weact.campact.de/petitions/europa-darf-nicht-wegschauen-wenn-fluchtlinge-an-seinen-aussengrenzen-ertrinken

    Vielen Dank!

    Manfred Petersmark

    P.S. Mir ist die Sache sehr wichtig. Können Sie mir helfen und noch weitere Freund/innen und Bekannte ansprechen?

  32. Diese dramatischen Bilder der übervollen Flüchtlingsbote auf dem Mittelmeer, Herr V.Grebe, sind aber nicht nur für die Moralisten eine Voraussetzung für deren Empörung, sondern auch für die an Quote orientierten Medien ganz allgemein, denn für die gilt doch immer noch: „bad news are good news“.

  33. Statt mir die Fingerspitzen fusselig zu tippen, um V. Grebe auf dessen Philippiken im gleich unnötigen Umfang zu antworten, denke ich lieber erst mal über die Ursachen der Flüchtlingswelle und -katastrophe nach.

    Durch die Kolonisierung ganz Afrikas und großer Teile Asiens, wo heute die Flüchtlinge herkommen, wurden intakte Gemeinwesen zerschlagen und sogenannte Naturvölker ihrer territorialen Integrität und kulturellen Identität beraubt. Die Kolonisten kamen aus Europa und dem Osmanischen Reich. Die USA profitierten durch die billige Arbeitskraft schwarzer Sklaven.

    Nachdem sich die europäischen Kolonialmächte im 20. Jahrhundert mehr oder weniger freiwillig aus ihren Kolonien zurückgezogen hatten, bildeten sich in den willkürlich gezogenen Grenzen zwar Staaten aber keine Nationen aus. Zwischen den verschiedenen Ethnien und religiösen Gruppierungen werden blutige Konflikte ausgetragen. Im früheren belgischen Mandatsgebiet Ruanda kam es 1994 zu einem Völkermord der Volksgruppe der Hutu an den Tutsi mit bis zu 1 Million Toten.

    In der Regel herrschen in diesen Staaten vom Militär gestützte Regimes, die, wenn sie stark genug sind, eine gewisse regionale Stabilität garantieren. Auch die Europäische Union weiß diese Stabilität zu schätzen. Seit 2003 kooperierte sie mit dem libyschen Regime unter Gaddafi, um afrikanische Flüchtlinge von ihren Außengrenzen fernzuhalten. Die EU finanzierte libysche Internierungslager, in denen menschenunwürdige Zustände herrschten und gefoltert wurde. Wirklich schade, daß es den Gaddafi nicht mehr gibt! Wie einfach ließen sich die Internierungslager nach dem Willen unseres Innenministers de Maizière in „Aufnahmezentren“ oder gar „Willkommenszentren“ umbenennen, damit jeder Flüchtling gleich weiß, was ihn erwartet.

    Und wenn dann immer noch ein paar Unbelehrbare unter den Ärmsten der Armen meinen, sie müßten ihr – wie V. Grebe glaubt – aus „dunklen Quellen“ stammendes Geld für eine Seereise ausgeben, so würde es sicher helfen, mit bewegenden Bildern von Wasserleichen oder noch Ertrinkenden und gekenterten Booten im Fernsehen der Herkunftsländer diese Individuen von ihrem schändlichen Vorhaben abzubringen. Da sich die US-Amerikaner gern für humanitäre Zwecke einspannen lassen, könnten sie mit ihren Aufklärungsdrohnen die perfekten Luftaufnahmen liefern. Die flächendeckende TV-Versorgung würden europäische Firmen übernehmen, die dann noch Restbestände veralteter Technik loswerden könnten. Und das Ganze käme billiger als die Wiederauflage von Mare Nostrum.

  34. @Herr Petersmark #33,

    mir wäre diese Petition einfach zu wenig, denn sie klammert vor allem aus. Sie drückt sich vor der Beantwortung der Frage, was man gegen die Bereitschaft der Menschen tun kann, sich dem tödlichen Wagnis der Mittelmeerüberquerung überhaupt auszusetzen !

    Wenn es um den Kampf gegen den Ertinkungstod geht, muß die Senkung der Dunkelziffer anvisiert werden. Darüber sagt die Petition nichts. Ich halte dies für völlig unakzeptabel. Wir sollten uns nicht vor den Karren von Betroffenheitsaposteln spannen lassen, die keine Antwort auf das Grundproblem des Flüchtlingsdramas haben oder sich vor der Beantwortung sogar bewußt drücken.

    Die Rettung der Verwegenen und Verzweifelten muß zwingend ergänzt werden durch Maßnahmen, die die Flucht über das Mittelmeer selbst eindämmen. Sonst könnte es sein, daß sich die Spirale aus Flucht und begleitendem Ertinkungstod nur höher und höher schraubt.

    Wer den Tod auf dem Mittelmeer reduzieren will, muß die Schleuseraktivitäten bekämpfen. Australien´s Antwort auf das Problem der Flucht mit dem Boot könnte wenigstens zum Teil in die Agenda aufgenommen werden. Australien ignoriert das Einzelschicksal und hat mit seiner strikten Politik einer Rückführungsgerechtigkeit, die keine Ausnahme zuläßt, in Europa keine Chance auf Komplettnachahmung. Eine Rückleitung von Booten, die noch in den Küstengewässern Nordafrika´s sind, ist jedoch sehr gut denkbar. Dazu bedarf es jedoch einer weitgehend lückenlosen Überwachung der nordafrikanischen Küsten.

    Zum Bleiben ermuntern und zum Bleiben verhelfen. Diese Hauptziele können nur mit einer konsequenten und konsequenteren (!) Bekämpfung der Fluchtursachen vor Ort erreicht werden. Alle Hilfe, was immer die internationale Gemeinschaft tut, wird dennoch Stückwerk bleiben, ist unvollkommen. Niemand sollte daher mit dem Zeigefinger auf andere zeigen.

  35. manfred petersmark:
    @ 33 Ich unterschreibe alle s i n n v o l l e n Petitionen und habe einen grossen Mitunterschreiberkreis „kreiert“. Es sind zwar nur kleine Schritte, aber keine Rückschritte! Dass es sich lohnt nicht nachzulassen, zeigt sich auch bei einigen Beispielen von Amnesty International. Mit „es macht eh keinen Sinn“-Statements macht mensch es sich zu bequem.

    @35: Bravo! Genau so ist es.

  36. @Herr Petersmark #35,

    ist Ihnen klar, daß Sie im letzten Absatz Hohn und Spott ausgießen über jeden Versuch, die Flüchtlinge von ihrem lebensgefährlichen und selbstmörderischen Tun abzuhalten ? Abzuhalten davon, die Hochsee-untüchtigen Schlepperboote zu besteigen ? Wollen Sie sich wirklich darüber belustigen ? Habe ich Sie da richtig verstanden ?

    Ich empfehle Ihnen, über diesen Punkt noch einmal nachzudenken und mit einem klarstellenden Dementi aufzuwarten. Was ich übrigens Herrn @maiillimi (#38) mit seinem „Bravo“ auf Ihre Einlassung auch empfehle.

    Abgesehen von dieser Entgleisung, die sie allerdings noch richtigstellen können, muß ich Ihnen leider sagen, daß Sie das Thema komplett verfehlt haben. Geschichte lese ich besser in Geschichtsbüchern nach. Da haben Sie Fingerspitzenkraft verschwendet.

    Die Flüchtlingsströme heutiger Zeit sind durch ebenso heutige Ursachen ausgelöst worden und müssen mit heutigen Mitteln bekämpft werden. Die Flüchtlingsproblematik beschränkt sich nicht auf das Mittelmeer ! Bei weitem nicht ! Und all das wollen Sie aus ihrem Denken ausklammern ?

    Das wäre dann wirklich billiger, als entlang der gesamten Gestehungskette des Füchtlingsstroms mit Hilfen aufzuwarten, Herr Petersmark. Die Billigheimer der Rettungspolitik sind leider identisch mit der Moralschickeria, mit niemand sonst.

  37. @ Alle
    Zur Versachlichung der Debatte vielleicht mal etwas Statistik?
    ……………………..
    Hauptherkunftsländer von Asylbewerbern in Deutschland im Jahr 2015*

    Die Statistik zeigt die Hauptherkunftsländer von Asylbewerbern in Deutschland im Jahr 2015*. Im Jahr 2015 (Stand bis März) haben 21.105 Personen aus dem Kosovo Asyl in Deutschland beantragt.
    …………………….
    http://de.statista.com/statistik/daten/studie/154287/umfrage/hauptherkunftslaender-von-asylbewerbern/

    In meiner Erinnerung habe ich auch noch das Stichwort:

    Konzertierte Aktion

    Man kann doch auch das Eine (die Rettung von Menschen aus Seenot) tun, und das Andere (Verfolgung krimineller Schlepper und Menschenhändler) nicht lassen.
    Ein neuer „
    Doppelbeschluß„.
    Außerdem muß Italien im Falle der Bootsflüchtlinge aus Afrika von der EU unterstützt werden.
    Aber wer nicht Asyl-berechtigt ist, der kann nicht dauernd bleiben, Zu- / Einwanderung braucht ein Einwanderungsgesetz.
    Der nächste „Doppelbeschluß“ …..

  38. @ 39

    Sie haben mich falsch verstanden, V. Grebe. Jedoch werde ich Sie künftig nicht warnen: „Vorsicht, Satire!“ Haben Sie meine Verslein unter Punkt 2 dieses Threads etwa kapiert? Da hätten Sie doch schon die erste Gelegenheit gehabt aufzujaulen.

    Die Auslöser der heutigen Flüchtlingsströme haben ihre Ursache in der Kolonialgeschichte Afrikas. Selbstverständlich darf dabei nicht verkannt werden, daß der ruinöse Wettbewerb zwischen einheimischen und Importgütern, die Ausplünderung der Bodenschätze ohne Rücksicht auf die Umwelt, die Verseuchung ganzer Landstriche durch importierten Giftmüll und die Landnahme durch nichtafrikanische Agrarfabriken eine Fortsetzung der Kolonialpolitik mit moderneren Mitteln sind.

    In den aus den aus den Kolonien und Mandatsgebieten hervorgegangenen Staaten Nordafrikas und Vorderasiens mit mehrheitlich arabischer Bevölkerung hat der Arabische Frühling seit 2010 zur fortschreitenden Instabilität geführt. In Libyen streiten sich seit der Beseitigung des Gaddafi-Regimes mit Hilfe der NATO 2011 verschiedene Bürgerkriegsmilizen, zwei Regierungen und der IS um die Macht. In Syrien droht Ähnliches. Und im Irak haben die Amerikaner schon 2003 mit der Beseitigung Saddam Husseins für ein politisches und humanitäres Chaos gesorgt. Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus!

    Ich klammere nicht aus meinem Denken aus, daß sich die Flüchtlingsproblematik nicht auf das Mittelmeer beschränkt. Ich denke auch an die vielen lateinamerikanischen Flüchtlinge, die beim Versuch, die US-amerikanischen Befestigungen an der Grenze zu Mexico zu überwinden oder zu umgehen, im Angesicht des Gelobten Landes scheitern und verrecken. Aber das wäre das Thema eines anderen Threads.

  39. Zu den „dunklen Quellen“, aus denen die Flüchtlinge das Geld zur Bezahlung der Schlepper beziehen:
    Verschiedenen Medienberichten zufolge wird die Reise der „Armutsflüchtlinge“ oft vom Ersparten eines ganzen Familienverbandes finanziert, der einen oder mehrere junge Erwachsene oder gar Jugendliche nach Europa schickt, damit diese wie auch immer für den Unterhalt der Familie sorgen. Diese jungen Menschen fühlen sich dann für ihre Familie verantwortlich und verrichten oft die niedersten Arbeiten für Hungenlöhne, nur um ihrer Verpflichtung nachzukommen. Mädchen werden auf diese Weise zum Teil sogar in die Prostitution gedrängt.
    Mein Mitleid mit solchen Familien mischt sich mit dem Zorn auf ihren Egoismus und ihre Verantwortungslosigkeit ihren Kindern gegenüber.

  40. @Herr Petersmark (#41),

    ob man den Rat an einen Menschen, sich nicht in Lebensgefahr zu begeben, satirisch kommentieren sollte, das machen Sie jetzt mal mit sich selbst aus. Ich würde es jedenfalls nicht tun. Für mich ist das daneben. Die Petition, die Sie unterstützen, ist doch auch nicht als Satire gedacht und möchte so aufgefaßt werden, nicht wahr ?

    Ihr Gedicht, das ich jetzt nochmal überflogen habe, ist eine Art Gebet ohne Amen. Ich will dazu nicht mehr sagen.

    Sie können auf die Geschichte verweisen und meinetwegen bis zum Urknall zurückgehen, der für alles verantwortlich ist. Es hilft nur nicht. Es spielt keine Rolle, woher die IS stammt. Für die Bedrohten ist erstmal nur entscheidend, daß sie da ist und ihr Leben bedroht.

    Sie unterstützen eine Petition, die auf extreme Weise ausblendet. Das muß ich nochmals sagen. Die Autoren dieser Petition haben sich mit ihrer einseitigen Fokussierung auf die Flüchtlingsrettung aus Seenot nun wirklich unglaubwürdig gemacht. Ich habe sehr etwas dagegen, daß sich jemand selbst die Nadel des barmherigen Samariters ans Revers heftet und die meisten der sich in Not befindlichen Menschen entlang des gesamten Fluchtwegs ignoriert bzw. vergißt. Wollen Sie so etwas wirklich unterstützen ?

  41. Leider drücken sich sowohl die Blogger hier als auch die Verantwortlichen in Europa um eine Zahl bzw. Entwicklung herum, nämlich um die, das die Bevölkerung in Afrika von jetzt rund 1 Milliarde binnen 30 Jahren, also einer Generation, auf 2 Milliarden, womöglich noch mehr, ansteigen wird. Das sind pro Jahr mehr als 30 Millionen. Im letzten Presseclub wurde diese Tatsache einmal erwähnt, und dann haben sich alle um diese Zahlen herumgedrückt. Was bedeutete das für Europa?
    Nehmen wir einmal als Relation die Zahl der Flüchtlinge, die vorwiegend aus Syrien und dem Irak sich in den Libanon gerettet haben. Der Libanon hat rund 4 Millionen Einwohner, und hat mehr als 1 Mio. Flüchtlinge aufgenommen. Auf deutsche Verhältnisse übertragen, wären dies rund 20 Millionen. Vorstellbar? Wohl nicht. Das wäre dann wohl eine NPD an oder in der Regierung, und kostenlose Partei-T-Shirts mit der 88 als Logo.

    Selbst wenn sich nur 10% des Bevölkerungsanstiegs in Afrika in den nächsten Jahren auf den Weg machen würden, ergäbe das schon die stolze Zahl von 100 Millionen bis 2045. Auch aufgeteilt auf alle europäischen Staaten wäre dies eine harte Sache. Wie würde bei uns mit den Kosten umgegangen? Höhere Spitzensteuersätze, Vermögenssteuer, höhere Erbschaftssteuern? Wohl nicht, dafür aber kräftige Kürzungen bei Renten, Hartz IV und anderen Sozialleistungen – schließlich darf man die „Leistungsträger“ nicht zu stark belasten, sonst verduften sie samt Geld auf „griechisch“. Und da Heime (oder Lager) eben nicht in Villenvierteln errichtet werden, wird sich der Volkszorn – mal wieder – an den Falschen austoben.

    Selbst die immer wieder ins Feld geführten Änderungen in den Strukturen, wie Überweidung, Fischfang, Zerstörung der heimischen Märkte, Stop von Waffen-Exporten, Ankurbelung heimischer Produktion und Erschließen neuer Rohstoffquellen in Landeseigentum etc. pp. dürften nicht ausreichen, um zumindest einen geringfügig höheren Lebensstandard zu erreichen. Allen Frauen dort kostenlose Verhütungsmittel zur Verfügung stellen, Geldprämien für Sterilisationen, kostenlose Abtreibungskliniken würden Besserung schaffen, aber nicht das Grundübel von Armut, Hoffnungslosigkeit und vor allem männlich dominierten Kultur beseitigen. Zumal Kinder immer noch die beliebteste und einzig funktionierende Altersversorgung waren und weiterhin sind.

    Da wir noch nicht einmal eine einigermaßen stabil funktionierende und strukturierte Vorsorge schaffen, bleiben wir auch bei allem, was unter „Nachsorge“ zu verstehen wäre, hilflos und hinken hinterher. Da können wir lange debattieren und diskutieren über Grenzen, Status Asyl ja/nein, Zuwanderungsquoten usw.
    Bleibt nur die bittere Erkenntnis, das wir viele Länder, nicht nur in Afrika, so behandeln wie eine Weißwurst: das Innere auslutschen, und die häßliche Haut dann wegwerfen.

  42. Die Bremer Stadtmusikkannten sagten:
    Etwas Besseres als den Tod findest du überall.
    Man kann diesen Spruch auch auf die armen Flüchtlinge übertragen. Sie wollen sich nur ein Stückchen vom gestohlenen Kuchen zurückholen. Kolonialismus mit anderen Mitteln
    kann man die Ausplünderung Afrikas auch nennen.
    Die Politik sollte aufhören, das Vertrauen einfacher Menschen zu missbrauchen, die ihr Leben nicht mit Existenzangst, sondern Liebe und Dankbarkeit geführt haben. Ich war 1945
    Flüchtling aus Danzig, wie hat man uns beschimpft. Polacken waren wir für die Einheimischen, wir wollten uns nur ein gutes Leben machen. Für den Krieg haben die Deutschen aus den Ostgebieten bezahlt, nicht nur Hab und Gut, sondern auch noch die Heimat haben wir verloren. Die Deutschen sitzen auf dem hohen Ross im Schlaraffenland und das soll auch so bleiben. Ich ende mit Berthold Brecht:
    Reicher Mann und armer Mann standen da und sahn sich an, und der Arme sagte bleich: wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.

  43. @ 43

    V. Grebe, wenn ich dringend Nothilfe leisten muß, denke ich nicht stattdessen darüber nach, wie der Notfall hätte verhindert werden können. Wenn es in meiner Macht stünde, künftige Notfälle zu verhindern, würde ich das Erforderliche dafür tun.

  44. Herr Petersmark,
    die Kolonialmächte haben natürlich ihre Kolonien in vergangenen Jahrhunderten nicht nur mit Entwicklungshilfen gepäppelt. Aber Sie haben teilweise auch effiziente Strukturen der Verwaltung, des Verkehrs, moderne Schulen und auch Krankenhäuser nach Afrika gebracht und allgemein die Infrastruktur in Afrika oft der Neuzeit angepaßt. Nicht immer zum Segen der alten Gesellschaften, zugegeben.
    Als sie abzogen, hätten doch Einheimische auch darauf aufbauen können, den ausufernden Nepotismus, das Clanunwesen, die pharaonische Beschneidung = Genitalverstümmelung der Mädchen und Frauen und einheimische schwarz-afrikanische Despoten wie einen Robert Mugabe und viele andere werden Sie doch nicht auch noch ausschließlich den alten Kolonialmächten und den USA in die Schuhe schieben wollen?
    Ihr Zitat:
    „In den aus den aus den Kolonien und Mandatsgebieten hervorgegangenen Staaten Nordafrikas und Vorderasiens mit mehrheitlich arabischer Bevölkerung hat der Arabische Frühling seit 2010 zur fortschreitenden Instabilität geführt. In Libyen streiten sich seit der Beseitigung des Gaddafi-Regimes mit Hilfe der NATO 2011 verschiedene Bürgerkriegsmilizen, zwei Regierungen und der IS um die Macht. In Syrien droht Ähnliches. Und im Irak haben die Amerikaner schon 2003 mit der Beseitigung Saddam Husseins für ein politisches und humanitäres Chaos gesorgt.“

    Diese Region ist die Region der islamischen Araber, kommt Ihnen das nicht merkwürdig oder bekannt vor? Die Steinzeit-Islamisten des IS wollen doch keine säkularen Demokratien mit Gewaltenteilung in dieser Region und darüber hinaus haben, weil das nicht ihrem Religionsverständnis entspricht, das den Gottesstaat und die Scharia vorgibt, auch Israel ist ein Stachel im Fleisch der islamischen Araber, auch Israel ist immer noch demokratisch mit Gewaltenteilung, wenn auch mit einigen kleinen Sonderheiten, was das Säkulare angeht. Die Hamas zum Beispiel will alle Moslems der Welt gegen Israel mobilisieren.
    Zur Zeit Mohammeds gab es ja vieles Moderne nicht, gegen das diese Islamisten kämpfen, aber Köpfen, Versklaven, Schänden, Genozide und andere IS-Greuel schon.

  45. zu @ 44 Wolfgang Fladung
    Ich bin fast dankbar das jemand einmal versucht über die einfachen Zahlen aufzuzeigen das die Situation aussichtslos ist. Ihrem Beitrag könnte man zustimmen wenn es nicht die Möglichkeiten gäbe die ich im Beitrag 30 aufgezeigt habe. dazu stelle ich unten einen Link ein wie es in etwa funktionieren könnte wenn man mehr Geld in die Hand nehmen würde. In Afrika kann man mit Solarenergie für sehr wenig Geld unbegrenzte Mengen von Energie bereit stellen. Damit kann man eine wesentliche Voraussetzung schaffen die Lebensverhältnisse deutlich zu verbessern. Ich habe hier keinen besseren Vorschlag bisher gelesen.

    http://www.solarworld.de/konzern/der-konzern/standorte-weltweit/

  46. Bei dem oben eingestellten Link unten rechts zuerst das Wort Nachhaltigkeit und da Engagement anklicken

  47. @ 44, Wolfgang Fladung

    In den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts machte sich jemand, der sich um die Zukunft der Menschheit sorgte, daran auszurechnen, wie groß der Würfel würde, wenn man alle Menschen der Erde zu einem solchen stapeln wollte. Er legte die Zahl der Weltbevölkerung mit 3,5 Milliarden zugrunde und billigte jedem Individuum einen Platzbedarf von 0,5 x 0,33 x 1,75 Meter zu. Die Berechnung ergab eine Kantenlänge des Würfels von 1 Kilometer. Bei einer angenommenen künftigen Weltbevölkerung von 10 Mrd. müßte man diese Zahl durch die ursprünglichen 3,5 Mrd. teilen, daraus die dritte Wurzel ziehen und käme auf eine Kantenlänge von 1,4 km, wodurch das Problem der Überbevölkerung schon wesentlich weniger bedrohlich wirkt.Diese Berechnung beruht auf konkreten Annahmen und ist mathematisch nicht zu widerlegen

    Dennoch ist sie genauso unsinnig wie das, was Sie uns vorzurechnen versuchen, Herr Fladung, nämlich, daß die Flüchtlingsströme aus Afrika proportional mit dem dortigen Bevölkerungsanstieg zunehmen würden. Denn selbst Bäume wachsen nicht in den Himmel. „Der Schwarze schnackselt gerne“, hat mal eine deutsche Fürstin gesagt. Trotzdem brauchen wir uns wohl nicht davor zu fürchten, daß künftig an jedem deutschen Küchentisch ein Negerlein unser kärglich Mahl mit uns teilt.

  48. @ 48, hans

    … und die Energie über eine breite Stromtrasse via Bayern in der BRD verteilen. Der Seehofer wird toben!

  49. @ 47

    Richtig, Günter Rudolphi, nicht alles war schlecht, und vieles war schon immer schlecht.

  50. @ M. Petersmark, # 51:

    Mein Beitrag basierte auf diesen Zahlen: http://www.prb.org/pdf14/2014-world-population-data-sheet_eng.pdf. Bereits 2012 wurde in dem betreffenden Report Folgendes angeführt:
    http://menschliche-entwicklung-staerken.dgvn.de/meldung/bevoelkerungswachstum-verschaerft-die-armut/. Darin heißt es: „In Afrika südlich der Sahara wird sich bis zur Mitte des Jahrhunderts die Bevölkerung von heute etwa 900 Millionen auf voraussichtlich rund 2,1
    Milliarden Menschen mehr als verdoppeln. Vielen Jugendlichen fehlt in Afrika das Wissen um wirksame Verhütungsmittel oder sie haben keinen Zugang dazu. Das hohe Bevölkerungswachstum verschärft die Armut in Afrika.“

    Ihr Rechenbeispiel mag theoretisch gut sein, als Wirklichkeitsmodell ist es für den Ofen. Mir geht es nicht darum, Befürchtungen zu wecken, sondern nur die Realität und die sich hieraus – wahrscheinlich – ergebenden künftigen Entwicklungen aufzuzeigen. Letztendlich würde es allen helfen, mehr bezüglich Familienplanung zu tun. Aber wenn Ihnen mein Beitrag nicht satirisch genug erschien, ist das Ihr gutes Recht.

  51. Sie Alle kennen sicher diese Frage: „Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner?“
    Vorgestanzte „Lösungen“ den Afrikanern von einem Schloß überm Rhein aus überzustülpen, zur eigenen Gewinnmaximierung natürlich, davon halte ich gar nichts.
    Dazu ein Link: http://www.spiegel.de/panorama/leute/luxus-immobilie-am-rhein-solarworld-chef-kauft-gottschalks-schloss-a-879828.html
    Auf dem Bild von Solarworld sieht man außerdem auch eine armselige Hütte, innen ein helles Licht, bewölkter Himmel, Dämmerung, ein kleines Solarpanel daneben.
    Wenn es dann noch ganz dunkel wird, was dann?
    Das noch zu Frank Asbeck.
    Direkte Graswurzelprojekte vor Ort unterstützen, das wäre m.E. die positive Alternative , besonders die Frauen sind da doch beste Adressaten.
    Ein Beispiel nur von vielen: http://www.spiegel.de/wirtschaft/mikrokredite-in-afrika-frau-adbenas-kleines-wirtschaftswunder-a-574570.html

    Frau Brigitte Ernst, übernehmen Sie …….

  52. zu 50 @ Günter Rudolphi
    Das sollte nur ein Beispiel sein was gehen würde wenn man wollte. Ob das über diese Firma abgewickelt werden sollte ist doch völlig egal. Es hat nur den Vorteil das es a funktioniert weil PV dezentral ist und besonders im Sonnengürtel der Erde kein Netz braucht und b. bisher niemand auch nur annähernd einen vergleichbaren Vorschlag gemacht hat. Sich gegenseitig vorzuwerfen wer der Moralapostel ist und wer nicht hilft nicht wirklich viel.

  53. es geht nicht nur um statistiken, zahlen, spekulationen, um moralapostel, solarenergie und bevölkerungszuwachsratenhochrechnungen. es geht um andere menschen… nicht nur um uns, die ach so neunmalklugen.
    da klafft die wahrnehmung auseinander.

  54. zu @ 59 xiane
    Na denn dann bringen sie mal ihre eigenen Ideen ein wie Hilfe für die Menschen aussehen kann. Ich denke mal speziell an die die sich kein Ticket auf einem Schiff leisten können. Das sollte die klare Mehrheit sein.

  55. Ich weiß nicht, was die Userin Xiane als Hilfe für die Menschen in Afrika empfiehlt, ich aber empfehle den Lesern sich z.B. über den „dew collector“ und den „Solarkocher“ (aus Altötting in Bayern) schlau zu machen.
    Ein Tausammler:
    http://www.naturmedi-aufkurs.com/2015/04/01/roots-up-dew-collector-gewachshaus-lasst-gemuse-wachsen-und-sammelt-wasser-in-athiopien/
    Eine Kooperation mit der Universität von Gondar in Äthiopien:
    http://www.roots-up.org/
    Ein Solarkocher:
    http://www.eg-solar.de/d_home.htm
    Die praktischen Bayern haben halt auch außerhalb ihrer Schlösser noch gute Ideen, ohne sich selbst damit zu mästen …… 🙂

  56. Solche Meldungen allerdings sind kompletter Unfug und reines Wunschdenken:
    „Vancouver – Stromversorgung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien…“
    Denn es gibt keine „zu 100 Prozent erneuerbare Energien“
    Das ist rein physikalisch schon mal grober Unfug, außerdem werden bei der technischen und somit praktischen Umsetzung jeder Energieumwandlung immer auch noch endliche Rohstoffe verbraucht, deren Recycling-Fähigkeit ebenfalls immer unter 100 Prozent liegt. Die häufig behauptete „Nachhaltigkeit“ ist ebenfalls reines Wunschdenken.
    Die Probleme bei einer Energieumwandlung liegen außerdem bei der Entropie, Enthalpie usw. und dem Wirkungsgrad, siehe auch die Hauptsätze der Thermodynamik.
    Das sind die Fakten!

  57. #56 Günter Rudolphi
    Nett, dass Sie mich ansprechen, Herr Rudolphi.
    Dass in den Händen der Frauen die Zukunft Afrikas liegt, wissen die deutschen Entwicklungshelfer schon lange. Schon vor 25 Jahren waren sie die Partnerinnen für den Aufbau von Kooperativen, auf die afrikanischen Männern kann man sich beim Aufbau der Lebensgrundlage für ihre Familien anscheinend kaum verlassen. Die sind wohl eher für Gewalt und Zerstörung zuständig.

    Auf dem Gebiet der Solarenergie kenne ich mich nicht aus, da halte ich lieber meinen Mund :).

  58. Ich bin seit jahrzehnten überzeugt von den solarkochern und kenne einige afrikanische projekte. Eine sehr sinnvolle massnahme – wie auch viele andere „kleinprojekte“. Aber noch sind es tropfen auf die heissen steine und lösen das grundproblem nicht, ebenso wenig wie eine vorgeschlagene geburtenkontrolle von „oben“.
    es sind nicht nur die armen und/oder unwissenden, auch nicht nur die polygamen familien, die viele kinder kriegen, sondern auch intellektuelle… mit denen man anregend über das thema diskutieren kann. Ein guter freund in niger, hochschulabschluss, jahrelang lehrer fuer landeskunde und afrikanische sprachen fuer europäische entwicklungshelfer, dort selbst, hat vor 15 jahren geheiratet und ist seinem vorsatz nur 1 frau zu haben, treu geblieben. a b e r er hat von dieser (auch gebildeten) frau inzwischen 10 kinder. „nous, les africains, c’est comme cela“…keine befriedigende, aber häufige antwort, die ich auf viele fragen bekommen habe, eben auch von gebildeten, „aufgeklärten“ menschen…
    @ hans, ich habe auch nicht die grosse lösung parat. Aber es gibt in diesem blog einige anregungen, z,b, die von manfred petersmark und heiner flassbecks beitrag (link von wolfgang fladung), denen ich beipflichte.

  59. # 65, Xiane (aber nicht nur): Ich hatte an meinem ehemaligen Wohnort in Südhessen über Jahre hinweg Kontakte zu schwarzafrikanischen, auch hochgebildeten Herren, und kenne von daher auch den – vermeintlichen – Widerspruch zwischen Wissen und Handeln. Darunter war auch ein Herr, der 7 oder 8 Kinder von 3 verschiedenen Frauen hatte, und dieses Handeln nie in Frage gestellt, eher „kulturell“ begründet hat.

    Meine Frage, auf die es wohl auch nur eine unbefriedigende Antwort geben kann, streift auch meinen Kommentar unter zuletzt # 44. Warum lassen die Frauen in Afrika dies alles mit sich machen, obwohl sie letztendlich die Leidtragenden sind? Und was könnten wir in Europa dafür und oder dagegen tun, das all dies nicht zur Endlosschleife und zum nie endenden Trauma wird?

    Nur, damit ich nicht nur als Theoretiker eingestuft werde, meine Frau und ich engagieren sich hier im Ort, meine Frau bei der Hausaufgabenbetreuung und ich im Familienzentrum hinsichtlich einer Art „Pate“ bei der Begleitung von Flüchtlingen und Hilfe bei Behörden.

    Nur haben wir beide den Eindruck, das sich hier Bund und Länder einen schlanken Fuß machen. Der Bund starrt, allen voran Herr Schäuble, besessen auf seine „schwarze Null“, macht zuwenig Geld locker für die Flüchtlingshilfe (wogegen genug für Bundeswehr-Irrsinn und Prestige-Projekte da ist), spart allgemein bei der Infrastruktur, und bekommt dafür Beifall. Und die Länder lassen das Geld vom Bund in ihren Schuldenhaushalt einfließen und bei den Kreisen und Kommunen kommen die bitter benötigten Mittel für Personal, Unterkunft, Soziales etc. nur tröpfchenweise an. Wir hier in Hessen rechnen pro Flüchtling/Asylbewerber mit stolzen 2 Euro am Tag – lachhaft!!!

    Und daher fühlen sich mehr und mehr Freiwillige, die Geld und Freizeit opfern, von den Verantwortlichen verarscht, weil sie mit ihrem Ehrenamt natürlich die Arbeit, die Bund und Länder leisten müßten, für lau machen.

    Was meint die Blog-Gemeinde dazu? Warum wird das nicht thematisiert? Warum marschieren wir nicht gegen diesen Wahnsinn, so wie gegen TTIP, EZB, BND und wie der sonst heißen mag???

    Oder ist dies im Grunde genommen eine gigantische Flüchtlings-Abschreckungsmaßnahme – erst die Heimat der Flüchtlinge helfen, kaputt zu machen, und dann den Stinkefinger zeigen, wenn ihre Verzweiflung sie in unser Land treibt?

  60. Hans, und womit kochen die Familien ihr Essen am Mittag? Strom allein für 5 Cent pro kWh reicht da doch nicht aus. Die Anlagen im reichen Emirat Dubai, wo alles um Dubai-Stadt sich konzentriert, waren wie groß und was war mit dem dazu notwendigen Stromnetz, das die einzelnen Verbraucher dann am Mittag beliefert? Ein karges und stellenweise trockenes Flächenland wie Äthiopien hat eine Einwohnerdichte von 88 Einwohner pro km² im Durchschnitt, in Dubai-Stadt dagegen leben ca. 85 % der Einwohner des Emirats (2.213.845 Einwohner im Jahr 2013), Fläche 1.114 km², das sind dann rund 1.600 Einwohner pro km². (Zahlen aus WP)
    Der Solarkocher dagegen braucht kein Stromnetz und keine elektrische Herdplatte und funktioniert noch vor der abgelegensten Hütte im Busch.

    Hans, diese Strom-Debatte führen wir besser nicht in diesem Thread. 🙂

  61. Günter Rudolphi, ihrem letzten Satz in Beitrag 68 möchte ich mich anschließen, aber zum Rest noch 2-3 Sätze. Die dezentral PV einsetzbar ist kann man in D. denke ich inzwischen in fast jeder Straße bewundern. Warum man um z.B. eine Pumpe mit PV zu betreiben ein Stromnetz braucht erschließt sich mir nicht. Gerade das man dafür kein Netz braucht ist die Möglichkeit damit vor Ort Verbesserungen zu erreichen. Den Preis von Dubai habe ich nur angeführt um zu zeigen wie billig es heute möglich ist Energie bereit zu stellen. Warum sollte das in einem Entwicklungshilfeprojekt so sehr viel teurer sein. preiswerte Energie vor Ort wird auf jeden Fall die Lebensverhältnisse verbessern. Wie ich schon weiter oben geschrieben habe bin ich auf bessere Vorschläge gespannt. Die Sache mit den Mikrokrediten finde ich übrigens auch gut. Sie wird ja auch schon seit vielen Jahren eingesetzt und ist auch etwas was stärker angeboten werden sollte.

  62. Hans, zu Ihren Zitaten:
    Zitat vom 26. April 2015 11:05:
    „Der Einsatz von Solarenergie in Nordafrika in der Entwicklungshilfe könnte zu einem sehr preiswerten Aufbau einer Energieversorgung in diesen Ländern führen. Da wird Strom meist mit Dieselmotoren erzeugt sehr viel teurer als hier.“
    Zitat vom 1. Mai 2015 5:18:
    „Warum man um z.B. eine Pumpe mit PV zu betreiben ein Stromnetz braucht erschließt sich mir nicht.“
    Ich nehme mal als praktisches Beispiel her: Eine Pumpe von 10 KW Pump-Leistung zur Entwässerung einer Baugrube wird gebraucht.
    Die muß während der Bauarbeiten an 30 Tagen 24 Stunden lang ständig, also rund um die Uhr laufen.
    Und Sie rechnen mir bitte genau vor, mit welcher PV-Anlage Sie das ohne ein Strom-Netz machen können und was diese gesamte Anlage mit der elektrisch betriebenen Pumpe in der Anschaffung, im Betrieb und in der Wartung und auch der Amortisation kostet.
    Ich mache das dann für eine 10 KW Pumpe mit Diesel-Direktantrieb.
    Denn dazu braucht man in Afrika doch keinen Strom, und die Afrikaner können ja auch noch rechnen..

  63. Selbstverständlich soll Verfolgten Asyl gewährt werden. Das ist das einzige Mittel, Menschen vor Verfolgung zu retten.

    Gleichzeitig soll aber Verfolgern Verfolgung gewährt werden, das ist das einzige Mittel, Menschen vor Verfolgung zu bewahren.

  64. zu @ Günter Rudolphi
    Lassen sie doch nicht als mich irgendwas mit rechnen oder mit Link belegen. Wie z.B. die Kosten für PV Strom. Belegen sie doch mal was ein Liter Diesel so im Busch kostet um ihn an einen bestimmten Ort zu schaffen. Wenn sie meinen Link im Beitrag 70 gelesen haben ist ihnen bestimmt aufgefallen das da nie von der Entwässerung von Baugruben die rede ist wenn es um den Einsatz von Solarpumpen geht. mir fällt da aus eigener Anschauung eher der Bauer am Nil ein. Da stehen tausende von Dieselpumpen rum um Wasser aus den Bewässerungsgräben auf die Felder zu pumpen. Die laufen dann ein paar Stunden am Tag, das gilt wohl auch für Brunnen im Busch deren Pumpe wohl ganz locker Nachts aus sein kann. Es kann natürlich auch die ein oder andere Baugrube geben in der eine Pumpe 30 Tage durchlaufen muss. Das gibt es aber auch in D. nur ganz selten. Sie haben immer wieder ganz komische Beispiele aber ich bin gespannt was ein Liter Diesel ein paar 100 km von der nächsten befestigten Straße so kostet.

  65. Zum Zitat von hans vom 1. Mai 2015 10:36:
    „Ich habe da gerade was gefunden was es wert ist verlinkt zu werden. Das offensichtlich sinnvolle passiert wohl schon müsste aber wohl mit viel mehr Geld ausgestattet werden.“
    Die Wirtschafts Woche schreibt am 17. September 2013 über einige inzwischen geplatzte Illusionen (vor dem Hintergrund einer diesmal „elektrischen Energie-Kolonialisierung“?!), auch das ist es doch wert, einmal verlinkt zu werden:
    http://www.wiwo.de/unternehmen/energie/solarenergie-vision-desertec-mit-neuer-strahlkraft/8802904.html
    Hans, mein Vorschlag: „Nebenkriegsschauplätze“ in diesem Thread nun wieder gemeinsam verlassen.
    Im übrigen schließe ich mich hier den Worten von BvG vom 2. Mai 2015 22:51 an.

  66. Einige sind schon beim Thema Solarkocher versus sonst was. Die eigentlichen Fragen sind anscheinend schnell vergessen.

    Im Mittelmeer wurden in den letzten Stunden ca. 3400 Bootsflüchtlinge von Schiffen aufgenommen, und zwar nahe der libyschen Küste, wie es heißt. Von der libyschen Küste nach Lampedusa sind es gerade einmal 113 km. Je näher die Schiffe der EU an der libyschen Küste operieren, um so leichter dürfte es den Flucht- bzw. Migrationsbereiten fallen, eines dieser Schiffe für die Weiterreise nach Europa zu ergattern. Vielleicht sogar durch einfaches Schwimmen, wenn sie nur nahe genug sind.

    Das bringt mich zu der Frage, was sind das eigentlich für Schiffe ? Sind sie der Anfang einer europäischen Rettungskette, an deren Ende die Anerkennung als Asylberechtigter in einem EU-Land steht ?

    Oder sind diese Schiffe das letzte Glied in einer Kette von Schleuseraktivitäten, die im Tschad einen Hauptangelpunkt der Schleuserringe besitzt und von aus dort die vielfach tödlichen „Landpartien“ über die nördlichen Wüsten bishin zu den Küsten Libyens organisiert ? Ein mafiöses Treiben mit einem laut BBC geschätzten Umfang von ca. 800 Millionen EUR ?

    Ist die EU also das letzte helfershelfende Glied eines human trafficking bzw. Menschenhandels mit dem einen Unterschied, daß die EU nichts von dem Blutgeld abbekommt, daß die Todesmutigen für die Schleusung zu zahlen haben ?

    Wie halten wir es denn nun mit Flucht und Vertreibung aus durchaus bekämpfbaren Ursachen, wenn wir nicht die Ursachen bekämpfen wollen und dafür mannigfache Gründe (er)finden, aber auch nicht die Doppelnatur der Flüchtlingshilfe aus der Welt schaffen können, wo sich Hilfe aus Erbarmen untrennbar vermischt mit Begünstigung des Elends, daß aus dem Menschenhandel kommt ?

    Mir schwindelt, wenn ich an die Janusköpfigkeit der Diskussion über die richtige Art der Rettung denke. Und an ihre Verlogenheit.

  67. Sie irren aber, Hr. V.Grebe, es ist ja nichts „vergessen“ bei mir, aber auch zutiefst menschlich, solche „Janusköpfigkeit“ und schwierige, oft widerstreitende Werte-Fragen, die ja individuell manchmal schwer zu ertragen sind, über andere Themenfelder vorübergehend zu verdrängen. Da ich das aber seit langer Zeit kenne und auch als Mechanismus verstehe, sollte nun ja auch wieder das Kernthema in den Vordergrund gerückt werden in dieser Zeit vieler Jährungen und historischer Reminiszenzen.

  68. zu Günter Rudolphi
    Über Desertec sollte wir hier wirklich nicht diskutieren sondern vielleicht demnächst an anderer Stelle. Dem Artikel in der Wirtschaftswoche möchte ich auch gar nicht widersprechen und er stellt das was ich im Beitrag 70 verlinkt habe auch nicht einmal im Ansatz in Frage. Aber ok vertagen wir eine Energiediskusion. Es stellt sich aber trotzdem die Frage wie lässt sich eine Perspektive für die Menschen in Afrika schaffen, das sie sich nicht gezwungen sehen diesen unsinnigen und gefährlichen Weg nach Europa zu versuchen.

  69. zu @ V. Grebe
    Hier verdrängt keiner etwas. Nur Fragen zu stellen ohne auch nur im Ansatz Antworten aufzuzeigen hilft niemanden.

  70. Schade, das womöglich in meinem Beitrag # 70 das „Xiane, a b e r n i c h t n u r“ überlesen wurde.

    Machen sich unsere Verantwortlichen nicht wirklich einen schlanken Fuß, indem sie die Lösung des Flüchtlings-Problems hilfsbereiten Menschen und Orgas überlassen, aber selbst nichts machen (wollen), aufgrund der „schwarzen Null“ im Hirn? Man könnte auch sagen: paßt doch zum Neoliberalismus, oder Kapitalismus, oder Feudalismus – absahnen und abgreifen, solange und wo und wie es nur geht, aber wenn dann Probleme auftreten, diese negieren – auf schlankem Fuße. Kommt keiner auf die Idee, all die, welche jahrzehntelang mitgeholfen haben, die Herkunftsländer der Flüchtlinge auszubeuten, bzw. als Acker für die Finanzerträge zu benützen, auch endlich einmal zur Kasse zu bitten? Ich kenne das Argument: Sollen die sich doch endlich einmal um die Ordnung im eigenen Haus kümmern, und sich mehr bemühen.

    Was aber ist, wenn dies „eigene Haus“ baufällig und abbruchreif ist, oder schon längst zusammengefallen, und die Probleme durch von den Industriestaaten mit geförderte Despoten und Bevorzugung einzelner Gruppen, incl. fragwürdiger Proliferationen von Waffen etc., gar nicht so und nicht in diesem Ausmaß entstanden wären?

    Wer verläßt schon gerne und freiwillig seine Heimat, na? Ich nicht.

  71. Doch, meine Herren, hier wird verdrängt. Ich hatte auf die Doppelbödigkeit der Hilfe in mehreren Beiträgen explizit hingewiesen, aber statt Resonanz kam dann der Solarkocher. Aber macht ja nix. Die Diskussion hier ist so wenig repräsentativ und kongruent mit der Bandbreite des Flüchtlings- und Flucht-/Vertreibungsproblems wie die Diskussion, die draußen in der Gesellschaft läuft (nach meinem Eindruck jedenfalls). Fragen sollten im übrigen beantwortet und nicht mit Ausflüchten quittiert werden. Fragen sollten zumindest Nachdenken auslösen. Wer eine Frage nur stellen darf, wenn er die Antwort auch gleich mitbringt, trifft kaum auf ernsthafte Diskussionsbereitschaft.

    Dennoch hätte ich eine Antwort parat. Wenn die Flüchtlingshilfe nicht nur Hilfe ist, sondern immer auch Beihilfe zum Menschenhandel über das Meer (die Janusköpigkeit der Hilfe also), dann muß die Rettung auf See mit der Rückführung der Geretteten an die Küsten Nordafrikas kombiniert werden. Nur so verbindet sich Rettung einerseits mit Vereitelung des Menschenhandels andererseits. Will man moralisch sauber bleiben, gibt es keine andere Möglichkeit. Hilfe muß also anders aussehen, ganz anders. Oder soll ich das jetzt auch gleich wieder selbst beantworten ? Können doch mal auch andere sich was überlegen !

  72. Ganz anders denken:

    Man könnte den Schleusern das Geschäft aus der Hand nehmen, und alle Fluchtwilligen sicher von Afrika nach Europa bringen, sie mit einer guten Ausbildung versehen, auch mit einer guten politischen Bildung, und mit einem Startkapital in ihre Ursprungsländer zurückbringen, damit sie sich dort eine Existenz aufbauen können.

  73. @BVG (#81),

    darf ich das, was Sie sagen, ein ausgemachtes Wolkenkuckucksheim nennen ? Sie sind mir hoffentlich nicht böse ?

  74. Nein, da bin ich gar nicht böse.
    Ich habe mittlerweile keine Probleme mehr, zu akzeptieren, daß das, was ich vorschlage, zunächst verlacht wird. In ein paar Monaten bis Jahren wird es dann durchgeführt und als großer Fortschritt gefeiert.

    Die Realisten von heute sind die Gestrigen von Morgen.

  75. @BVG (#83),

    wer heute schon Realist ist, ist es auch morgen.

    Die Schleuser würden Sie für Ihren Vorschlag sogar krönen ! Ehrenmitgliedschaft auf Lebenszeit ! Vielleicht kriegen Sie von denen noch eine Ehrenrente.

  76. zu @ V. Grebe
    Ihr Vorschlag in Beitrag 80 ist gut, den habe ich in Beitrag 16 auch schon gemacht. Wenn er realisiert wird muss es dann aber weiter gehen und dann sind wir wieder bei den Solarkochern oder ähnlichem. Sie sehen hier verdrängt keiner sondern denkt einen Schritt weiter. Oder sollen die Leute hin und her pendeln?

  77. Herr V.Grebe, auch wenn Sie Ihre Abneigung gegen Solarkocher für Afrika inzwischen doppelt bekräftigten, so kann man in einer Region nur dann vernünftig leben, wenn man die Vorzüge einer Region nützt und die Nachteile nach Möglichkeit umgeht oder abmildert. Um auch Ihnen das nahezubringen, würden Sie denn Ananas in Alaska oder Grönland anbauen wollen, Pinguine im Kongo züchten oder Wärmeflaschen dort verkaufen? Ebenso hätten Sie heute in der Sahara doch relativ wenig Chancen als Holzfäller oder Skilehrer oder mit Loriots Jodeldiplom als einziger Qualifikation.

  78. @VGrebe
    Inwiefern unterscheidet sich mein Vorschlag von Ihrem?
    Nachtes „Retten und Rückführen“ spielt den Schleusern doch wohl eher in die Hände, sie schmeißen einfach mehr Leute in’s Meer und bald immer wieder dieselben. Genau dies zeigt sich in den steigenden Zahlen der Flüchtlinge.

    Die bessere Lösung, die auch mit einer Rückführung verbunden ist, ist die, das Potential der Flüchtlinge zu erhöhen und sie in die Lage zu versetzen, sich gegen Not und Ausbeutung zu wehren.

  79. Teilen wir mal die Welt der Themen ein in solche, die wie Schmierstoff eine latent vorhandene Empörungsmechanik bedienen, damit sie reibungslos laufen kann, und in solche Themen, bei der die Empörungsmechanik ins Stottern geraten muß, weil die verdeckten und/oder ignorierten, um nicht zu sagen aktiv übersehenen Widersprüche wie Sand im Getriebe wirken.

    Mit dem Thema Bootsflüchtlinge scheint es genau so zu sein. Es ist nur ein (allerdings unter die Haut fahrender) Teilaspekt eines weit, weit größeren Geschehens, und die Gebärde des Anklägers weicht schnell einer Betroffen- und Beklommenheit, richtet man den Blick nur ein wenig über den Rand des Teilaspektes hinaus. Wenigstens aber macht es stumm, und die Fahnen und Transparente werden eingerollt, als ob sie nie da gewesen wären.

    Die Gewährung von Asyl in Europa kann dem Problem der weltweiten Flüchtlingsströme nicht beikommen. Sie kann allenfalls lindern, jedoch keine systematische Antwort auf Verfolgung und Vertreibung sein. Will Europa (und die Welt) nicht einen Flüchtlingsstrom unbekannten Ausmaßes anheizen, indem es Signale einer Migrationsaufnahmebereitschaft aussendet, die es im Inneren nicht wird leisten können, ohne an Konflikten zu ersticken, muß der Ursachenbekämpfung von Vertreibung und Flucht vor Ort endlich und wirksam begegnet werden. Denn dabei sind sich offenbar doch alle einig, die mit den Transparenten und die von den Transparentträgern gescholtenen Regierungen. Die einen sind „kriegsmüde“, die anderen mangelhaft gerüstet, und die Dritten finden Waffen sowieso abscheulich. Selbst dann, wenn man damit Verfolgung, massenhaftes Töten und Flucht wirksam verhindernb könnte.

    Es wird der Welt nichts anderes übrig bleiben, als Schutzzonen in den Ländern und Weltregionen einzurichten, in denen es besonders schlimm um Menschen und ihre Unversehrtheit steht. Dies ist deutlich mehr als Entwicklungshilfe. Es geht daran jedoch kein Weg vorbei.

    Zum Bleiben ermuntern, zum Bleiben verhelfen. Das ist das einzige auf Dauer tragfähige Motto jeder Flüchtlingspolitik.

  80. Herr V.Grebe, mit dem Kommentar vom 5. Mai 2015 7:51 versuchen Sie ja doch noch die Kurve zu schaffen und zwischen „Gewährung von Asyl“ und „Flüchtlingspolitik“ zu unterscheiden, also zu differenzieren:
    Dazu das Zitat:
    „Die Gewährung von Asyl in Europa kann dem Problem der weltweiten Flüchtlingsströme nicht beikommen. Sie kann allenfalls lindern, jedoch keine systematische Antwort auf Verfolgung und Vertreibung sein.[…] Zum Bleiben ermuntern, zum Bleiben verhelfen. Das ist das einzige auf Dauer tragfähige Motto jeder Flüchtlingspolitik.“

    Aber vorher (3. Mai 2015 11:56) las es sich noch so:
    „Wie halten wir es denn nun mit Flucht und Vertreibung aus durchaus bekämpfbaren Ursachen …..“
    danach (3. Mai 2015 19:45) dann so:
    „Wenn die Flüchtlingshilfe nicht nur Hilfe ist, sondern immer auch Beihilfe zum Menschenhandel über das Meer (die Janusköpigkeit der Hilfe also), dann muß die Rettung auf See mit der Rückführung der Geretteten an die Küsten Nordafrikas kombiniert werden.“
    Da ging es doch noch pauschal um die „Rückführung der Geretteten“, ohne jedoch nach echten Asyl-Berechtigten zu fragen.

    Schön aber, daß Sie nun diese Unterscheidung auch hinbekommen haben, die „Rettung auf See“ kann eben nicht so pauschal „mit der Rückführung der Geretteten an die Küsten Nordafrikas kombiniert werden“, weil auch eine Asylberechtigung individuell geprüft werden muß nach der Stellung eines Asylantrags, ein Asylantrag / Asylverfahren braucht aber auch immer einige Zeit zur Bearbeitung in einem Rechtsstaat, denn Standgerichte sind eigentlich Kriegszeiten vorbehalten.

  81. @Herr Rudolphi (#89),

    von pauschaler Rückführung Geretteter an die Küste Norafrikas habe ich nicht gesprochen, wie Sie in meinen ersten 3 Beiträgen nachlesen können, sondern die Nähe der Küste als Voraussetzung genannt. Welche Umstände genau einen Anspruch auf Asylverfahren im europäischen Rechtsraum auslösen, ist eine sehr berechtigte Frage. Muß dazu ein Schiff mit EU-Mitgliedsland-Beflaggung betreten worden sein ? Dann könnte man ja Schiffe unter nicht-europäischer Beflaggung zum Patroullieren an die Küste Nordafrikas beordern. Und reicht das Betreten eines Schiffs unter EU-Hoheit aus, um zu einem Asylverfahren zu berechtigen ? Ist bereits die mit Vorsatz betriebene Nötigung zur Rettung auf See ein ausreichender Grund dafür, Asyl beantragen zu dürfen ?

    Australien wird wohl niemand die Qualität als Rechtsstat absprechen können, auch wenn die rigide Rückführungspolitik dem Ruf nach Implementierung sehr weitreichender Asylrechtsstandards widerspricht. Wenn wir Australien nicht als „lupenrein“ betrachten wollen, welcher Staat auf der Erde wäre dann eigentlich als „lupenrein“ anzusehen in Sachen Asyl ? Kennen Sie einen ?

    Es ist ja sehr schön, Herr Rudolphi, daß Sie mir einige meiner Ausagen zur Flüchtlingsproblematik ins Gedächtnis rufen. Allein, ich weiß sehr genau, was ich gesagt habe. Besser fände ich es, Sie würden selbst einmal Stellung beziehen zu den schwierigen Fragen. Wie würden Sie sich entscheiden im Spannungsfeld von Rettung Schiffsbrüchiger und der Tatsache, daß Europa dabei gleichzeitig das Geschäft der Schlepper (englisch people-smuggler) betreibt ? Wie wollen Sie denn diesem Dilemma entkommen, Herr Rudolphi ? Meinen Vorschlag dazu haben Sie ja gelesen, nicht wahr ? Und warum sollen sich die Menschen eigentlich dem Risiko der Mittelmeerquerung aussetzen, wenn die EU beschließen könnte, allein das Erreichen eines Auffanglagers in Nordafrika zur Voraussetzung eines Anspruchs auf Asylverfahren zu machen ? Und wo soll es dann durchgeführt werden ? Und was passiert, wenn die Abgelehnten sich wieder in Hochsee-untüchtige Boote setzen ? Beginnt der Kreislauf nun wieder von vorn, oder wie wollen Sie ihn durchbrechen ?

    Ich bin auf Ihre Lösung der Probleme gespannt, sehr geehrter Herr Rudolphi. Bitte jetzt mal Butter bei die Fische !

    Haben Sie also Mut, Herr Rudolphi. Ich sage Ihnen dazu noch folgendes. Man kommt bei der Lösung nicht mit sauberer Weste heraus. Das geht einfach nicht. Was immer wir entscheiden, es führt immer auch zu Ungerechtigkeiten, zu Härten. Und weil das so ist, ist nach der ersten Empörungswelle die Diskussion so schnell abgeebbt. Praxis ist nicht jedermanns Sache, denn da kommen schnell die Illusionen unter die Räder. Und dann rollt man eben die Transparente ein und verdrückt sich, so gut man kann. Aber Sie und ich doch nicht, Herr Rudolphi, nicht wahr ?

  82. Hr. V.Grebe, bitte weiter oben nachlesen, da stehen doch bereits meine Vorschläge.
    Auch hier an meinem Wohnort beteilige ich mich übrigens und verdrücke mich nicht, aber das werde ich hier nicht an die große Glocke hängen.
    Außerdem könnten Sie auch in anderen Threads mal nachlesen, z.B. im Thread: „Rhön-Konzern: Nicht nur den Griechen bringen “Reformen” unfrohe Einsichten“
    Da steht auch noch etwas extra für Sie oder andere.
    Chemiker brauchen oft Katalysatoren, andere Menschen halt Therapeuten ….. 😉

  83. Bei allem, was recht ist, Herr Rudolphi, von Vorschlägen kann ich in Ihren Beiträgen so gut wie nichts entdecken. Sie wollen die Flüchtlingsprobleme 1. mit einem Solarkocher lösen und 2. mit dem Hinweis, daß neben der Rettung aus Seenot doch auch eine Verfolgung der Schlepper möglich sein müsse. Das war es dann mit Ihren „Vorschlägen“. Eine dünne Suppe, die Sie da servieren, nicht wahr ? Sehr dünn. Wissen Sie, was „Butter bei die Fische“ bedeutet, worum ich Sie gebeten hatte ?

    Nun kommt Bronski mit einer neuen und auf rührselig getrimmten Variation des Themas „Flüchtlinge“ auf, und der nach praktischen Antworten suchende Zeitgenosse kratzt sich ungläubig und verzweifelt am Hinterkopf. Mit Rührseligkeit läßt sich den Flüchtlingsströmen kaum beikommen. Purer Idealismus hat noch nie funktioniert. Aber das muß ich doch hoffentlich Ihnen nicht sagen, lieber Herr Rudolphi ?

  84. Herr V.Grebe! Hier steht doch u.a. auch noch etwas (27. April 2015 20:48):
    ………………..

    “Konzertierte Aktion”

    Man kann doch auch das Eine (die Rettung von Menschen aus Seenot) tun, und das Andere (Verfolgung krimineller Schlepper und Menschenhändler) nicht lassen.
    Ein neuer “Doppelbeschluß“.
    Außerdem muß Italien im Falle der Bootsflüchtlinge aus Afrika von der EU unterstützt werden.
    Aber wer nicht Asyl-berechtigt ist, der kann nicht dauernd bleiben, Zu- / Einwanderung braucht ein Einwanderungsgesetz.
    Der nächste “Doppelbeschluß” …..
    ……………
    Neben den bereits von mir genannten Solarkochern und den Mikrokrediten und eigener Aktivität an meinem Wohnort muß außerdem jede Hilfe für Afrika in Afrika sich auf die hilfsbedürftigen Afrikaner fokussieren, deren Bedürfnisse sind mit ihnen zusammen genau zu analysieren und zu besprechen und möglichst effektiv und kostengünstig unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten und der vorhandenen Infrastrukturen umzusetzen, um die Lage dort, also vor Ort zu verbessern. Das gilt auch für alle Verbesserungen der afrikanischen Infrastruktur, wie auch der Energieversorgung, eine bloße Kopie europäischer Infrastrukturen ist nicht zweckmäßig für Afrika.
    Das eigene Interesse der Europäer hat da in Afrika dann die zweite Priorität, damit können auch viele in Afrika bleiben, aber wir können nicht ganz Afrika aufnehmen und das müssen Afrikaner auch begreifen. Auch steht es einem souveränen Land wie Deutschland frei, seine wohlverstanden eigenen Interessen in jeder Hinsicht zu wahren.
    Bei der Einwanderung nach Europa bzw. Deutschland aber sind die Interessen der Europäer bzw. die Interessen Deutschlands erste Priorität, denn neben Afrikanern wollen ja auch noch bspw. Asiaten (nach Europa) bzw. andere Europäer (nach Deutschland) einwandern. Auch das müssen Afrikaner begreifen.
    Die Afrikaner haben einen Kontinent, den müssen sie selber mit unserer Hilfe entwickeln, um dort leben zu können, wir geben Hilfe zur Selbsthilfe für die Afrikaner, wenn andere Personen, wie vermutlich Frank Asbeck, oder Staaten wie vermutlich China, Hilfe in erster Linie zur eigenen Selbsthilfe geben, dann ist das eine Form der KOLONIALISIERUNG, auch das sollten Afrikaner begreifen.
    Da ist der Begriff der „win-win“ Situation auch genau noch zu differenzieren nach:

    win-win win-win win-win

    Außerdem könnten auch beide in ein „loose-loose“ Situation kommen (auch noch zu differenzieren), von der doch niemand etwas hat.

    Damit, Herr V.Grebe, habe Sie MEINE Antwort erhalten und können nun selber IHRE Vorschläge hier detailliert darlegen, denn darauf warten sicher alle Leser, nicht nur ich alleine.
    Von IHNEN dagegen kam doch bisher sehr wenig dazu, außer dem passenden Zitat:

    „Eine dünne Suppe, die Sie da servieren, nicht wahr ? Sehr dünn.“

    Auf los geht´s also nun los, Herr V. Grebe!

  85. Dieser Thread wird mutmaßlich auch bereits am 18. Mai – nach 4 Wochen – geschlossen, Hr. V.Grebe, deshalb „Carpe diem!“ oder vielleicht „Si tacuisses?“ 😉

    Nach Ihren eigenen Vorschlägen kommen dann sicher auch noch weitere andere ……

  86. Nun aber mit Retourkutsche, verehrter Herr Rudolphi ?

    Eine Blaupause für die europäischen Regierungen haben Sie da nicht gerade abgeliefert. Was Sie „Vorschläge“ nennen, ist bereits Realität. Hilfe zur Selbsthilfe in Afrika ? Wie einfallsreich. Schlepper verfolgen ? Die werden jetzt schon dingfest gemacht, wenn sich Verdächtige in den Rettungsbooten befinden. Seenotrettung ? Ähem, mein Lieber, das nennen Sie Vorschläge ? Ach, den Solarkocher im Rettungsboot habe ich ja noch vergessen !

    Meine Leitgedanken, das nehme ich einfach jetzt mal für mich in Anspruch, waren da schon wesentlich präziser. Ich habe mich sozusagen aus der Deckung gewagt, hinter der hier die Antikapitalisten, Friedens- und Menschenrechtsbewegten so schnell abgetaucht sind. Und dann verschwand das Thema ja auch schnell von der Sichtliste.

    Mir fehlt auch bei Ihnen, Herr Rudolphi, noch eine Aussage darüber, wie sie es denn halten mit der Doppelnatur der Rettung ohne wenigstens teilweise Rückführung, was ich als Janusköpfigkeit bezeichnet habe. Wie man es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, Seenotretter und gleichzeitig letztes Glied in der langen Kette des Schlepperunwesens zu sein ?

    Na, dann mal Butter bei die Fische. Oder halt auch nicht, ich exkulpiere Sie. Denn dem Thema mangelt es ja erkennbar am Interesse der Foristen.

  87. Außerdem waren doch auch schon kleinere Tausammler – aus einer sinnvollen Kooperation heraus entstanden – von mir bereits benannt worden, auch mein Hinweis auf die Pumpentechnik sollte ebenfalls die notwendige Effizienz, die Wirtschaftlichkeit und die Kompatibilität aller Hilfen hervorheben. Nach Möglichkeit sollte die ganze Wertschöpfungskette beim Empfänger in Afrika bleiben bzw. sich dort neu bilden können, also Konstruktion, Entwicklung, Erprobung, Fertigung, Montage, Wartung, Entsorgung. Sind Rohstoffe ebenfalls vorhanden, oder einheimische Vorprodukte, einheimische Arbeitskräfte, Ausbildungsstätten usw. All das ist relevant für – oder schafft – zukunftssichere Arbeitsplätze. Außerdem ist die hohe Gefährdungslage aller Anlagen in Afrika durch Bürgerkriege, Stammesfehden, Terrorismus usw. ebenfalls noch zu berücksichtigen. Dazu müssen unsere Fachleute, wie z.B. Ingenieure mit den dortigen Stellen intensiv vor Ort zusammenarbeiten, Reißbrett-Entwürfe aus dem fernen Europa sind da nicht zielführend. Ältere, auch pensionierte Fachleute können dafür kostengünstig gewonnen werden, das / der „Senioren Experten Programm / Service“ ist ein ganz hervorragendes Beispiel dafür. Deutsche PV-Anlagen können in Afrika doch kaum mit den billigeren chinesischen konkurrieren, ganz alleine deswegen konnte doch Frank Asbeck die unwirtschaftlich gewordenen Kapazitäten in Thüringen – trotz sehr hoher vorheriger Subventionen – für einen symbolischen Euro übernehmen, weil Bosch / Siemens die inzwischen loswerden wollte.

    Natürlich versucht der gute Frank Asbeck seine Produkte jetzt wieder – wie Sauerbier – der Welt anzudrehen. Ihr lieben PV-Anhänger in Deutschland, das grün-rote Marburg mit seiner Solarsatzung ist noch nicht in Afrika, bitte langsam wieder aus den Solar-Träumen aufwachen! Hier in Deutschland können PV-Solarfelder vielleicht noch ständig unbewacht in unserer Kultur-Landschaft wichtige Ackerflächen verbrauchen, in Afrika sieht das teilweise schon wieder etwas anders aus. Auch großflächiger Mais-Anbau dort in Afrika für Gas oder Sprit bei uns in Europa, werch ein Illtum, würde Ernst Jandl vermutlich dazu sagen. Denn das sind doch „loose-win“ Situationen und bedeuten ebenfalls KOLONIALISIERUNG. Das gilt auch für andere industrielle Monokulturen, wie die Palmöl-Plantagen (http://www.sueddeutsche.de/wissen/palmoelboom-erreicht-afrika-todbringende-oelpalmen-1.2039993). Selbst bei uns in Europa sind das langsam KONZEPTE von GESTERN. Erst kommt das Essen, dann der Sprit oder das Biogas, oder wie meinte es noch Bert Brecht mit der Moral? Außerdem sind beim Biogas durch undichte Anlagen und daraus resultierenden Methan-Austritt positive Treibhauseffekte reduziert. Siehe „7.5 Empfehlungen“ im [PDF]Ökobilanzielle Bewertung von Biogasanlagen unter Berücksichtigung der niedersächsischen Verhältnisse (www.ml.niedersachsen.de/download/67480). Methan CH4 ist um den Faktor 25 mal wirksamer als CO2. (https://www.energie-lexikon.info/methanschlupf.html)

    Als konkretes Beispiel für Afrika-spezifische Hilfe komme ich später noch einmal auf das Bewässern von Fluß-nahen Feldern zurück.

    Noch können nun auch andere User sich ebenfalls hier vor der Schließung einbringen, so geht m.E. ein echter Diskurs …….

  88. Zum Abschluß einige der möglichen Alternativen der Bewässerung von Fluß-nahen Feldern einer kleinen (Dorf-) Gemeinschaft:

    a) Wasserpumpe mit Direktantrieb über einen Dieselmotor, evtl. abkuppelbar oder über eine Zapfwelle durch einen Traktor o.ä.
    b) Wasserpumpe mit Direktantrieb über ein Windrad
    c) Wasserpumpe mit Direktantrieb über einen Elektromotor und als Stromquelle ein einzelner (transportabler) Stromgenerator mit Dieselantrieb
    d) Wasserpumpe mit Direktantrieb über einen Elektromotor und als Stromquelle ein (zentraler) größerer Stromgenerator (stationär) mit Dieselantrieb für mehrere Pumpen (siehe auch BHKW, also mit Abwärme-Kopplung, aber nur bei vorhandenem Wärmebedarf günstig, erfordert dann auch ein zusätzliches Wärmeverteilungsnetz, aber Afrika ist schon wärmer als Europa)
    e) Wasserpumpe mit Direktantrieb über einen Elektromotor und als Stromquelle ein einzelnes PV-Solarfeld mit den dafür notwendigen Nebenanlagen
    f) Wasserpumpe mit Direktantrieb über einen Elektromotor und als Stromquelle ein (zentrales) größeres PV-Solarfeld mit den dafür notwendigen Nebenanlagen für mehrere bis viele Pumpen
    g) Wasserpumpe mit Direktantrieb über einen Elektromotor und als Stromquelle ein einzelnes Windrad mit Strom-Generator und mit den dafür notwendigen Nebenanlagen
    h) Wasserpumpe mit Direktantrieb über einen Elektromotor und als Stromquelle ein (zentrales) größeres Windrad mit Strom-Generator und mit den dafür notwendigen Nebenanlagen für mehrere Pumpen
    i) Wasserpumpe mit Direktantrieb über einen Elektromotor und als Stromquelle ein Feld von Windrädern mit Strom-Generatoren und mit den dafür notwendigen Nebenanlagen für viele Pumpen
    j) Kombinationen von dafür geeigneten Varianten zur besseren Ausnützung aller Anlagen (incl. Maschinen, Generatoren, Nebenanlagen), alle Anlagen laufen wirtschaftlich am besten rund um die Uhr und binden auch immer Investitions-Kapital
    k) Schöpfräder (wie heute noch an der Regnitz, Mfr.) oder auch ähnliche (modernere) Konstruktionen – wie archimedische Schrauben – usw. oder Pumpenantriebe direkt über Wasserräder, indirekt über Laufwasserkraftwerke etc. …….
    l) noch einige bisher ungenannte oder ungeahnte Möglichkeiten, auch über den dörflichen Rahmen hinausgehend, evtl. bis an die regionalen oder landesweiten oder kontinentalen Grenzen ……

    Alles hat doch immer seine Vor- und Nachteile im Lichte der jeweils vorhandenen örtlichen Gegebenheiten und der Ressourcen, siehe weiter oben. Kann sich jeder Leser ja auch einmal selbst überlegen, denn hier und jetzt muß ich aus Platz- und auch aus thematischen Gründen damit aufhören. Aber in der Praxis muß immer hart kalkuliert und intensiv gerechnet werden, auch – oder besonders – in Afrika.
    Das all-inclusive Wohlfühl-Paket aus einem europäischen, industriellen „Versand-Katalog“ mag da höchstens gut gemeint sein, aber das ist ja auch oft das Gegenteil von gut gemacht, oder eben viel zu teuer für den Abnehmer, denn andere in Europa verdienen ja auch noch (kräftig) mit, wenn das deren eigenes Geschäftsmodell ist. Nicht fern von Afrika entwickelte, bereits fertige Konzepte eines einzelnen Anbieters aus seiner Schublade von Europa nach Afrika exportieren, sondern die Konzepte vor Ort in Afrika gemeinsam mit Afrikanern – also zusammen – entwickeln, das wäre meine Devise. Das bringt den Empfänger-Ländern auch wesentlich mehr als fertig hingestellte Anlagen europäischer Konzeption, die in der Vergangenheit oft rasch unbrauchbar wurden (Investitions-Ruinen), aus welchen Gründen auch immer.
    Haben wir in der BRD da nicht auch etliche unserer negativen Nach-Wende-Zeit Erfahrungen gemacht? Mit so vielen in den Sand gesetzter „Zukunfts-Investitionen“ in den 5 „Neuen Ländern“?

    Metaphorisch: Das Rad muß man ja nicht immer völlig neu erfinden, aber die Bereifung, den Rahmen, die Naben und die Speichen und Felgen sollte man schon etwas der jeweiligen Belastung, den Wünschen und dem Geldbeutel anpassen, die Beleuchtung, die Bremsen, die Gangschaltung, die Lackierung und die Klingel sind – last, but not least – auch nicht zu vergessen …….. 🙂
    Die Spannweite beim Fahr-Rad geht ja auch vom Lastenfahrrad – oder „Holland“-Rad – bis zum Downhill-Renner oder einem Carbon-Rennrad der Tour-de-France.

    Danke allen Lesern m/w für die Geduld und Aufmerksamkeit bis zum letzten Satz hier und „Auf Wiederluege“ (Schweizerdeutsch) ……. 🙂

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