Zu Lasten der Schwächsten

Der „Grexit“, Griechenlands Ausstieg aus dem Euro, scheint unmittelbar bevorzustehen. Ungebremst steuert die Europäische Union auf eine Weltpremiere zu: auf den Staatsbankrott eines Euro-Mitgliedslandes. Ein Staatsbankrott an sich wäre dabei keineswegs neu und muss auch nicht unbedingt eine Katastrophe sein. Argentinien hat dieses Desaster durchgemacht. Das Leben ging danach weiter. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras war vor einer Weile in Argentinien — vielleicht um sich ein Bild davon zu machen, wie Staatsbankrott geht?

Pokerface Tsipras und sein Finanzminister, der Professor für Wirtschaftswissenschaften Yannis Varoufakis, scheinen genau zu wissen, was sie wollen. Sie geben keinen Zentimeter ihrer Positionen preis: Weitere soziale Einschnitte wird es mit ihnen in Griechenland nicht geben. Und die Griechen stehen hinter ihnen. Genau das aber fordern die Geldgeber: Einschnitte ins Rentensystem. Es gilt im europäischen Durchschnitt als teuer. Nach einem Bericht des Handelsblatts und Zahlen des griechischen Arbeits- und Sozialministeriums liegt die ausgezahlte Durchschnittsrente in Griechenland bei 956,83 Euro — und damit 220 Euro über der tatsächlich ausgezahlten Durchschnittsrente in den alten Bundesländern der BRD. „Nach Angaben der EU leistet sich Griechenland das teuerste Rentensystem in Europa“, schreibt das Handelsblatt. „Laut Eurostat wendete das Krisenland im Jahr 2012 rund 17,5 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) für die Renten auf. Im EU-Durchschnitt waren es 13,2 Prozent.“

Diese Zahlen sollen signalisieren: Es gibt noch Luft nach unten in Griechenland. Beide Seiten haben sich daran festgebissen. Ein absolut sinnvoller Kompromissvorschlag des Präsidenten der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, die Militärausgaben Griechenlands in die Rechnung einzubeziehen, stieß auf den Widerstand des IWF. Es scheint der erklärte Wille zu sein, bei den einfachen Bürgern zu sparen — und nirgendwo sonst. Als habe man geradezu vor, in Griechenland ein breites Prekariat zu schaffen. Diese Position der Geldgeber ist natürlich kritikwürdig, denn sie setzt die europäische Idee aufs Spiel.

Was wird passieren? Ich weiß es nicht, aber ich hoffe auf eine Lösung in letzter Sekunde, die den Staatsbankrott vermeidet. Diese Lösung muss beinhalten, dass die Griechen endlich eine funktionierende Steuer-Infrastruktur schaffen und dass sie gegen Korruption und Vetternwirtschaft im Land vorgehen. Sie muss aber auch eine Art Marshall-Plan beinhalten, der Impulse an die griechische Wirtschaft sendet. Mit den Rentenkürzungen muss Schluss sein; die Kaufkraft im Land ist ohnehin schon am Boden. Und nicht zuletzt muss endlich über einen Schuldenschnitt geredet werden. Geht Griechenland in den Staatsbankrott, kommt dieser Schuldenschnitt sowieso. Es muss wieder miteinander geredet werden. Es muss Schluss sein mit diesem Europa, in dem jeder sich selbst der nächste ist.

Marie Daubenbuechel aus Travemünde meint:

„Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Griechenland auf die übelste Weise vorgeführt wird. Dabei ist es die EU, die mit ihrem Wahnsinnssparkurs verhindert, dass dieses Land wieder auf die Beine kommt. Ich denke, Griechenland schafft dies aber ohne die Spardiktatur von Schäuble, Merkel und Juncker mit Sicherheit besser aus eigener Kraft. Das verhalten der Deutschen ist beschämend.“

Rasmus Ph. Helt aus Hamburg:

„Der Leitartikel von Stephan Hebel schenkt bei aller Richtigkeit einem Aspekt immer noch eine zu geringe Aufmerksamkeit. Denn das eigentlich Traurige beim Umgang mit der neuen griechischen Regierung besteht vor allem im fehlenden Mut sowohl der deutschen als auch der europäischen Sozialdemokratie, die eigene Position im Zuge der Euro-Krise interlektuell zu hinterfragen. Da man hier weiterhin den verheerenden Kurs von Angela Merkel nahezu bedingungslos unterstützt, der in sämtlichen mediterranen Staaten durch Sparprogramme insbesondere zu Lasten der Schwächsten den gesellschaftlichen Zusammenhalt nachhaltig zerstört, anstatt sich endlich zumindest im Kleinen für einen auf mehr Fairness basierenden Neuanfang einzusetzen. Was nicht nur bei der Glaubwürdigkeit gerade eines Akteurs wie dem des Präsidenten des Europäischen Parlamentes, Martin Schulz, eine riesige verpasste Chance bleibt, da man kein Prophet sein muss, um zu erkennen, dass so der Sinkflug der alten sozialdemokratischen Parteien in so gut wie allen EU-Mitgliedern sogar noch beschleunigt wird. Da immer mehr das Vertrauen bei den einfachen Menschen entschwindet, dass jene überhaupt noch ihre eigenen solidarischen Grundwerte von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit kennen!“

Helene Scondo aus Flörsheim:

„Sehr geehrter Herr Hebel, vielen Dank für Ihren  Leitartikel „Gut genervt, Tsipras“. Er ist nicht nur ungeheuer informativ, sondern fast ein bisschen warmherzig. Und dass Sie sich über die Bemerkung von Martin Schulz genau so geärgert haben wie ich mich, freut mich auch sehr. Es ist teilweise fast zum verzweifeln, was aus einigen Sozialdemokraten geworden ist, seitdem sie der GroKo angehören. Deshalb ist guter Journalismus sehr, sehr wichtig. Bitte, lieber Herr Hebel, weiter mit Ihren hervorragenden, kritischen Artikeln.“

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59 Kommentare zu “Zu Lasten der Schwächsten

  1. Deutschland als Hegemon wäre nicht so wild , hätten die Deutschen nicht diese offenbar tief sitzende Unart , sofort zum Machtmißbrauch zu neigen , wenn sie mal ein Fitzelchen Macht in der Hand halten.
    Die Europäer täuschen sich , die ja ganz stark auch von außen an Deutschland herangetragene Führungsstellung wird Deutschland nicht erfüllen können , dazu fehlt zu vielen Deutschen das , was zu einer „Großmacht“ eben auch dazugehört , ein wenig Großmut , ein wenig Großherzigkeit.

    Die Rechtspopulisten in Europa speisen sich nicht nur durch Ressentiments , das ist etwas kurz gesprungen in Stephan Hebels gutem Artikel , die füllen vor allem die Lücken , die von anderen Kräften offen gelassen werden , Herr Hebel kritisiert dabei zurecht die europäischen Sozialdemokraten , die in schöner Regelmäßigkeit umkippen , wenns darauf ankommt .
    Der Front National etwa ist klarer Gegner der Austerität , aktuell in Dänemark gelten die Rechtspopulisten als stärkster Verfechter des Wohlfahrtsstaats und nicht die frisch abgewählten Sozialdemokraten.
    Ungarns Fidesz hingegen ist falsch eingeschätzt als rechtspopulistisch , das sind eher mittelstandsorientierte Faschisten , die eine rigide Politik gegen sozial Schwächere betreiben , ständig getrieben von Jobbik , einer 20%-Partei , die so weit rechts steht , daß selbst Marine LePen nichts mit ihr zu tun haben will.

  2. Wie immer, niedlich bis zum Erbrechen:
    Menschen geben Politikern, die sie nicht brauchen, einen Teil ihres Einkommens, das sie dringend brauchen, für öffentliche Aufgaben, die nicht erfüllt werden, um von ihrem Geld Almosen zu empfangen, damit sie die wieder wählen, die ihnen das Blaue vom Himmel versprechen und ein blaues Auge versetzt haben.

    Oh, Du Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit, du Vielbeschworener: Bleib fern, Politiker sind dazu da, allen Unsinn wirkungslos zu vollziehen, der vom Volk vollzogen grausig wäre.

    Gott erhalte uns die Politikkasperle, bis daß das Volk Einsicht gewinnt.

    Also bis zur Freitagsdemo.

  3. Griechenland zum soundsovielsten!

    Seit das Thema anhängig ist, weiß jeder, der hier mitdiskutiert, daß sein Diskussionsbeitrag an der aktuellen Politik nichts ändern wird. Also mag ein Jeder für sich entscheiden, weshalb er sich, wofür auch immer, in die Bresche wirft: L’art pour l’art, vermute ich für die Mehrzahl der Fälle. Regt sich Widerspruch? Gewiß, Politiker äußern sich, die Presse äußert sich, ein Kommentator der FR äußert sich. An der Sachlage ändert das nichts. Oder vielleicht doch: Self-Fulfilling Prophecy? Bei früherer Gelegenheit habe ich einen Ouzo auf den Grexit gehoben; heute genehmige ich mir noch einen. Und in der Flasche harrt der Rest.

  4. Es sollte schon beachtet werden, dass IWF und EU zwei sehr unterschiedliche Organisationen sind. Der griechischen Regierung bleibt es unbenommen, den Europartnern entgegenkommen zu signalisieren und beim IWF hart zu bleiben. Dass das Rentensystem mit 17,5% des BIP ungewöhnlich teuer ist, sollten auch die Griechen nicht bestreiten. Einsparungen müssen ja nicht bei den niedrigen sondern den hohen Renten vorgenommen werden. Ein höhere Durchschnittsrente als im Westen Deutschlands ist nicht nachvollziehbar und nicht begründbar. Meine BfA-Rente liegt unter dem griechischen Durchschnitt.

  5. Sowohl Stephan Hebels Kommentar wie auch die Meinungen von Marie Daubenbuechel, Rasmus Ph. Helt und Helene Scondo hierzu finden meine volle Zustimmung.
    Besonders schlimm in dieser Geschichte sind jedoch die auf Bild-Niveau gesunkenen Ergüsse von Kauder und Gabriel zu diesem Thema. Sie sollten sich bei dem von Deutschland geschundenen Volk entschuldigen!

  6. Worum geht es bei der ganzen Geschichte? Natürlich um das typisch deutsche Rechthaben-Wollen, für welches wir schon einmal Weltkriege geführt haben und nicht nur Millionen auf dem Gewissen haben, sondern durch die Folgen und Nebenwirkungen auch noch weitere Generationen ins Unglück gestürzt haben. Zitiere ich WIKIPEDIA, betragen die geschätzten Kosten für die deutsche Wiedervereinigung bis 2014:“ Einschließlich der Sozialtransfers liegen die Schätzungen zwischen 1,3 und 2,00 Billionen Euro, jährlich um etwa 100 Milliarden Euro steigend. Ein großer Teil davon sind Sozialleistungen, die über Transfers in der Renten- und Arbeitslosenversicherung finanziert werden. Die reinen Aufbauhilfen aus spezifischen Programmen zur Verbesserung der Infrastruktur und zur Förderung von Unternehmen im Bereich der neuen Länder, der Aufbau Ost, summieren sich auf etwa 250 (bis 2004) bis 300 Milliarden Euro.

    Natürlich wurden diese Kosten vorwiegend aus den Säckeln der Unter- und Mittelschicht, z.B. per Zwangs-Soli, finanziert – die „oben“ waren und sind immer noch fein raus, was sich an den rapide wachsenden Vermögen ablesen läßt – und den stagnierenden Einkommen all derer darunter.

    Aber das sind ja „fleißige“ Deutsche, die nix dafür können, für das System, was ihnen nach ’45 aufs Auge gedrückt wurde. Im Gegensatz zu den faulen, korrupten Griechen (wer hat eigentlich in den Jahren nach ’89 so abgesahnt bei uns, die Arbeiter?), welche selbstverständlich seit Jahrzehnten bis Januar 2015 fleißig versuchten, ihren byzantinisch geprägten Klientel- und Korruptionsstaat fleißig zu reformieren, bis ihnen diese unfähige Syriza einen Strich durch die Rechnung machte. Oder war es anders herum? Aber egal. Rechne ich einmal kaufmännisch, haben sich alle exportabhängigen Unternehmen bei uns riesig gefreut, weil sie
    a) von den prassenden Südländern profitierten, durch einen Euro, der sich der Parität zum Dollar näherte
    b) von den hierdurch befeuerten Export-Erfolgen, welche die Taschen der Besitzenden, weniger allerdings die der die Waren herstellenden erfreuten.

    Ich habe es inzwischen aufgegeben, zu hoffen, daß diese Schizophrenie irgendwann aufhört. Billig produzieren, die Leute nix verdienen lassen, an der Infrastruktur sparen und dann erwarten, daß die Menschen im Süden ihre letzten Euros einschl. der Restrenten von Eltern und Großeltern zusammenkratzen, um unsere prima Produkte zu kaufen.

    Wir können doch jeden Tag zu Gott oder einem anderen höheren Wesen beten, daß er uns den Euro beschert hat. Hätten wir noch die DM, hätte diese schon längst aufgewertet und stände wahrscheinlich so bei 1,30 – 1,35 zum Dollar, oder noch höher. Und nix wäre mit den Handelsbilanzen und dem schönen ausgeglichenen Bundeshaushalt – da bekämen wir „griechische“ Probleme.

    Gut, diese Strophe der Nationalhymne wird nie gesungen: Wir wollen sein ein einig Volk von Heuchlern und Ignoranten, uns nicht von Schäuble und Merkel (Gabriel nicht zu vergessen) in Gefahr.

    Jetzt noch ein paar Fakten: Natürlich ist der Anteil von Staatsausgaben in Gr. von 11,7% des BIP auf mehr als 16,2% gestiegen. Wer aber einfache Dreisatzrechnungen beherrscht, weiß, das bei einem um 30 – 40% eingebrochenem BIP aufgrund er geschrumpften Wirtschaftsleistung es leicht ist, vermeintlich höhere Renten herbei zu schwafeln bzw. zu konstruieren. Und die tolle Frühverrentung? Da Griechenland die Auflage erhielt, und auch erfüllte, die überdimensionierte Zahl der Staatsdiener radikal zu beschneiden, führte dies in die Früh-Verrentung (kennen wir alles) und dadurch natürlich zu einem statistisch niedrigerem Renten- und Pensionsalter.

    Griechenland kennt weder Hartz IV noch irgendeine Form von Sozialhilfe. Nach 12 Monaten ist Feierabend, wenn Mensch arbeitslos wird. Da leben dann von Opas oder Omas Rente ganze Familien, sowohl der arbeitslos gewordene Papa als auch der Sohn, der nach einem Praktikum nie einen Job gefunden hat – bei Jugendarbeitslosigkeitsraten von 50% und mehr.

    Da begreife ich mal wieder, was unsere „Christ- und „Sozial“-Demokraten unter christlich und sozial verstehen, dem Opa und der Oma die Rente kürzen, und dann das in Kauf nehmen, wovon ein griechischer Arzt berichtet: „Griechenland muß sparen, und das sieht so aus: Krebskranke bleiben ohne Hilfe, Polio kehrt zurück, Diabetiker erblinden, Krankenhäusern gehen Medikamente etc. zur Neige usw. usf.

    Es soll ja Deutsche geben, die all dies gut finden. HALLELUHJAH!!!

  7. Es ist mir schon zur ungeliebten Gewohnheit geworden, einen Stefan-Hebel-Artikel (vom Samstag, den 20. Juni) zu zerreißen. Mein Gott, da lese ich und kann einfach nicht anders. Die ideologische Brille dieses Herren verzerrt so ziemlich alle Realität, mit der er sich zu beschäftigen sucht. Einverstanden bin ich lediglich mit der Reihenfolge der Zahlen 1 bis 9. Und dann hat es sich damit schon weitestgehend. Kein Wunder, daß sich auch im deutschen Leserpublikum Reflexe breitmachen, als hätte sie der gottgleiche Tsipras vom Olymp verschleudert.

    Und ohnmächtig muß man zusehen, wie Tsipras und Varoufakis den Ruf eines ganzen Volkes ruinieren. Sind die Griechen doch Volksverführeren und Größenwahnsinnigen auf den Leim gegangen, um gleichzeitig voller Schläue und realistischer Vorahnungen die EZB-Milliarden nur so aus den Bankautomaten zu ziehen. Gleichzeitig aber wird die gesamte übrige Euro-Zone übler Machenschaften gegen das griechische Volk bezichtigt. Speiübel kann es einem bei dieser hinterlistigen und bösartig-verschlagenen Spiel werden.

    Greichenland, so ist dringend zu hoffen, hat in der Euro-Zone nichts mehr zu suchen sollte noch heute die rote Karte sehen. Mit dem Tandem Tsipras-Varoufakis ist kein Staat mehr zu machen. Sie haben das Vertrauen einer großen Mehrheit von Bürgern bei uns wie in den Euro-Staaten in Griechenland restlos zerstört. Die Griechen sind auf bestem Wege, den Euro zum Scheitern zu bringen, und dazu darf es nicht kommen, wenn wir noch alle Tassen im Schrank haben.

  8. Ich habe nochmal meine Beiträge nachgelesen, die ich zum Thema Griechenland in diesem Blog verfaßt habe. Meine Einschätzungen von vor Monaten haben sich sämtlichst (!!!) bewahrheitet bzw. sind im Laufe der Zeit in negativer Hinsicht sogar noch überboten worden. Dabei sind meine Beiträge regelmäßig angefeindet und sogar geschmäht worden. Außenseiter in einem Blog zu sein, in dem sich gern bestimmte Weltanschauungen mit vorgefertigten Feindbildern tummeln, macht durchaus Spaß, wenn man denn Härten ertragen kann. Ich schlage mit den Härten und Zumutungen zurück, die sich die Griechen und ihre beiden Oberarrroganzler im Verkehr mit den Euroländern haben einfallen lassen.

    Niemand kann es leugnen. Die wirtschaftliche Talfahrt Griechenlands nach einem halben der Regierung Tsipras-Varoufakisist hat sich auf beängistgende Weise beschleinigt. Sie ist direkt der Verantwortungslosigkeit und dem himmelschreienden Dilettantismus des griechischen Katastrophenduos anzulasten. Ein Wirtschaftsprofessor mit einer solchen Bilanz seines Wirkens wäre darufhin zu überprüfen, ob er seine Qualifikationen mit redlichen Mitteln erworben haben kann. Varoufakis hat sich eines Scharlatans als ebenbürtig erwiesen, und sein Chef als Ritter der traurigen Getalt. Es tut wirklich weh. Allemal Grund genug, die Regierung Tsipras zum Teufel zu jagen. So schnell wie nur irgend möglich. Aber das müssen die Griechen endlich einmal selber tun. Wenigstens das !

    Wenn sie doch sonst alles den Partnerländern und deren Bürgern überlassen !

  9. Der letzte Satz von Wolfgang Fladung (7) eignet sich in seiner unverschnörkelten Formulierung gut als Kommentar zu V. Grebes Beitrag (7).

  10. Wie aus #8 ersichtlich wird , hat also auch dieser Blog seinen Märtyrer , der sich todesverachtend ins Haifischbecken wirft , um sich für die gute Sache aufzuopfern.

  11. signomi, mir bleibt allmählich die spucke weg angesichts solcher geballten hochmut, menschenverachtung und besserwisserei, V.Grebe.
    DH , ich finde es zu verniedlichend, den herrn als märtyrer zu bezeichnen. allerdings widme ich mich, was blogs betrifft, nur der FR. arroganz mag ich nicht, aber diese hetztiraden empfinde ich als niveaulos …auf vermeintlich hohem niveau.

  12. Also Haifische sehe ich hier nicht am Werke. Zu zahnlos, was ich da lesen muß bei meinen werten Kontrahenten.

    Nun behauptete Herr Tsipras gestern wieder einmal, daß er die Griechen und ihre Belange vor der Eurogruppe beschütze. Das stellt die Tatsachen ja nun vollends auf den Kopf. Die Euroländer schützen die Griechen vor sich selber, vor allem aber vor ihrer irrlichternden Regierung, die der Selbstbeschädigungsmentalität der Griechen noch die Krone aufzusetzen beliebt hat.

    Die Griechen haben sich selbst, und dies mit größtem Fleiß und in unerschütterlicher Verblendung, auf den Abgrund hinzubewegt, der die Mutter aller Austerität ist, nämlich die Staatspleite. Die Hilfe der Geberländer dient dem Schutz der Griechen vor dem Absturz in diese schlimmste denkbare Geldknappheit und ist damit wahrhaft anti-austeritär. Nicht Tsipras bewahrt die Griechen vor dem entscheidenden Absturz, sondern die Völker des Euroraums schützen Griechenland vor Tsipras. Seit Januar sind wir Gebervölker verzweifelt darum bemüht, der Griechenlandzerstörung durch die Chaostruppe aus Tsipras, Varoufakis und Syriza Einhalt zu gebieten. Und nun haben wir es satt, soooo satt.

    Da weigert sich doch die Tsiprastruppe, Steuern für die Reichen zu erlassen. Das Zugeständnis dafür mußte ihm nun von der Eurogruppe aus der Nase gepuhlt werden. Soll das etwas „links“ oder „antikapitalistisch“ sein ? Die Logik ist bei den linken oder schein-linken Griechlandverstehern auf eine Weise auf der Strecke geblieben, daß man nur noch weinen kann. Von den zahlreichen getürkten Einlassungen und absurden Vorwürfen aus Griechenland mal zu schweigen. So eine jämmerliche Begleitmusik, und das nun schon über Monate.

  13. Zu Lasten der Schwächsten ?

    Selbstverständlich zu Lasten unserer Schwächsten, denn auch in den Geberländern gibt es Schwache zuhauf. Oh heilige Denkfalle ! Als ob es beim Thema Griechenland nur um die sozial Schwachen dort, aber nienals um die sozial Schwachen in den Geberländern gehen darf.

    Beispiel EZB-Milliarden, die in hoher Zahl direkt und vermittels der Bankautomaten in den Taschen der schlauen Griechen verschwinden. Haften dafür tun auch die sozial Schwachen in den Geberländern. Nun gibt es den Vorschlag, daß die Eurostaaten der EZB und dem ESF diese Milliarden abkaufen, um anschließend den Schuldenschnitt für Griechenland zu beschließen (damit Griechenland die Verschuldungsspirale wieder von neuem starten kann, selbstredend). Denn EZB und ESF dürfen einen Schuldenschnitt gemäß ihrer Regeln nicht durchführen. Aber die Staaten dürfen es mit der Folge, daß die vielen Milliarden unwiederbringlich futsch sind. Dies wiederum würd Sparhaushalte in den Geberländern zur Folge haben, und die sozial Schwachen bei uns werden ihren Teil der Bürde zu tragen haben. Wie man es dreht und wendet. Die Griechen haben sich extrem daran gewöhnt, auf Kosten anderer Völker zu leben. Und nun droht dieses Einkommens-Modell zu scheitern, und es gibt immer noch Leute, die nicht begriffen haben, daß sie mit zu jenen gehören, die von Griechenland ausgenommen werden.

    Schuldenschnitt ? Wäre ja das Allerletzte !

  14. Die Nachrichten zur Griechenland-Krise, die man am Morgen liest oder hört, könnten bereits am frühen Nachmittag überholt sein oder sich gar am Abend als Enten erweisen. Und bei Jauch und Plasberg werden die wenigen Experten von populistischen Vereinfacherern niedergeredet (bei Plasberg unterstützt von der unsäglichen Brigitte Büscher, der Vertreterin des gesunden Volksempfindens). Dennoch möchte ich Öl ins Feuer gießen und mit dazu beitragen, dass aus Stephan Hebels Leuchtfeuer ein weltweit zu sehender Vulkanausbruch wird.

    Wenn wir über Griechenland streiten, dann geht das nur, wenn wir dabei die Tatsachen berücksichtigen. Beispielsweise, dass die Einführung des Euros ein geduldeter, möglicherweise gar ein von der EU gewünschter Betrug war (z.B. um für Deutschlands Industrie neue Märkte zu erschließen). Konkret eine Bilanzfälschung, die von mindestens zwei Großbanken, nämlich J.P. Morgan Chase und Goldman Sachs, professionell und gegen Millionenhonorare unterstützt wurde.
    Erst 2010, nach zehn Jahren des Verschleierns, hatte die griechische Staatspleite so unleugbar katastrophale Ausmaße angenommen, dass man gezwungen war, gegenzusteuern. Allerdings ohne dabei die Verantwortlichen zur Verantwortung zu ziehen. Sondern in dem man die Unbeteiligten, also die Ärmeren, die Normalverdiener und Teile der Mittelschicht an die Kasse zwang, über den Tisch zog und sie der Verelendung auslieferte.

    Die Antwort auf diese Bestrafung der Opfer war vor fünf Monaten Tsipras‘ Wahlsieg. Der bleibt nur eine Möglichkeit, sein Land zu retten. Er muss es von dem ihm aufgebürdeten Schulden weitestgehend befreien, benötigt eine großzügige Finanzspritze, um die Infrastruktur einschließlich der Sozialsysteme zu stabilisieren und einen normalen wirtschaftlichen Prozess in Gang zu setzen. Vermutlich müssen EU, EZB und IWF, die vor 15 Jahren die Zockerei der Regierungen Simitis und Karamanlis lächelnd billigten, noch einmal in die Tasche greifen. Also erneut der EU-Steuerzahler. Aber es steht nirgendwo geschrieben, dass diese sich die Milliarden nicht zurückholen dürfen: Nämlich von den beteiligten Banken und den griechischen Oligarchen. Man muss es nur wollen.

  15. # 14, Klaus-Peter Mertens: Danke für die Klarstellung. (Bin mal gespannt, was V. Grebe daraus macht!) Dieser scheint sich zu wünschen, daß nach einem Scheitern von Syriza, einem vielleicht allzu buntem Parteien- und Richtungsbündnis, wieder die alten „in-die-Scheiße-reiten-Erfahrenen“ von Pasok und Nea Demokratia die Führung übernehmen. Wenn er sich da mal nicht täuscht, wir kennen das von ’33, da erhält dann vielleicht die „Goldene Morgenröte“ ihre Chance, die Scheiße mit Beton zu verfestigen.

  16. Herr Mertens (#14),

    wenn Sie schon von Opfern sprechen, dann sollten Sie allein von den hausgemachten Opfern griechischen Politikversagens vieler Jahrzehnte sprechen. Und an diesem Politikversagen tragen die griechischen Wähler ein hohes Maß an Mitschuld. Das Versagen in Griechenland ist kollektiv.

    Syriza ist gewählt worden, weil Tsipras einen Teil der Wählerschaft in die Irre zu führen vermochte. Das nennt man bei uns einen großangelegten Wählerbetrug. Der Mann überzeugt durch nichts als seine offenkundig immer noch ungebrochene Skrupellosigkeit. Und fügt sich für mich damit ein in die Reihe der Politiker Griechenlands, die das Land, gestützt auf ihr Wahlmandat, zum gescheiterten Staat gemacht haben. Und nun sitzt Tsipras zwischen den Stühlen, weil seine Parlamentsanhänger darauf beharren, daß er seine von vornherein unerfüllbaren Versprechungen einhält. Das war doch alles absehbar, Herr Mertens !

    Ein Schuldenschnitt wäre das Verhängnis schlechthin, denn es erneuerte und beförderte das Verhalten, das Griechenland in die Katastrophe geführt hat. Die Rückzahlung der Schulden ist mathematisch immer möglich, und wenn sie auf 100 Jahre angelegt wäre. Entscheidend ist, daß die Rückzahlungen für den griechischen Staat verkraftbar wären. Verkraftbar aber sind sie nur, wenn Griechenland einen ausgeglichenen Haushalt erlangt. Und da weigern sich die Griechen beharrlich, diese Fähigkeit zu erlangen. Lieber holen Sie das Geld von Ihnen und von mir und EU-Bürgern anderer Länder ! Und bislang ist es eben so, daß sich die Griechen und zuvörderst ihr Regierungschef Tsipras und der bekannte Riesenökonom mit dem Victory-Zeichen im Namen genau weigern, das Erforderliche zu tun, um, wie Sie schreiben, die Sozialsysteme zu stabilisieren und den Wirtschaftsprozeß in Gang zu setzen. Das ganze Gegenteil haben diese beiden „Koryphäen“ zustande gebracht. Und wir Geberländer haben nun unsere liebe Mühe und Not mit diesen Phantasten.

    Zu Stefan Hebel´s Artikel komme ich später.

  17. Ein Staat, an dem man sich kollektiv bedient, kann bei der Beschaffung seiner finanziellen Mittel nicht auf Freiwilligkeit seiner Bürger beim Geben gegründet sein. Griechenland hat stattdessen den Weg gewählt, den europäischen Partnerländern die Pflichten aufzubürden, die es seinen eigenen Bürgern nicht aufzugeben gewillt ist. Statt der eigenen Bürger werden die Partnerländer angezapft, und Tsipras hat versprochen, dieses sogar noch auszuweiten. Schluß mit dem Spardiktat nennt er das. Die Geberländer sind die bequemen Lückenbüßer der griechischen Verweigerungshaltung gegenüber dem eigenen Staat. Und Tsipras versucht, dieses Prinzip nun mit aller Macht zu verteidigen. Und alles, was der griechische Politikbetrieb an Blüten hervorgebracht hat, läßt sich sofort und vollkommen zwanglos erklären. Alles !!!

    Nur eben das Verhalten der Partnerländer nicht. Die Analyse ist also denkbar einfach, nur will sie leider nicht jedem gelingen. Vor allem auch Herrn Hebel nicht.

    Europa existiert, Herr Hebel. Wäre es anders, gäbe es nicht die Angst davor, daß der griechische Super-Egoismus und die zunehmende Verschuldung des Landes die Währungsunion sprengen und Europa auseinandertreiben könnten. Leider haben sich die Geberländer zu lange von Tsipras und Herrn Riesenökonom V an der Nase herumführen lassen. Das ist es, was die Bürger Europa´s der Politik vorwerfen.

    Deutschland ein Hegemon ? Welch blühender Unsinn. Deutschland lebe auf Kosten anderer Länder ? Niemand muß in Deutschland einkaufen, Herr Hebel. Deutschland´s Erfolg beruht auf der Freiwilligkeit von Menschen in Europa und darüberhinaus, seine Produkte zu kaufen. Die Linke nicht solidarisch ? Natürlich nicht ! Schauen Sie doch Herrn Tsipras an, der das Solidaritätsprinzip zu Tode reitet. Rechtsextreme gestärkt ? Das machen Sie doch auch schon mit diesem Artikel, Herr Hebel. Sie und andere „Linke“ sind nicht nur unsolidarisch, weil Sie der Vereinahmung der Solidarität durch den griechischen Egoismus nicht entgegentreten, und Sie geben den Rechten Auftrieb, weil Sie dazu beitragen, daß die Falschen beschuldigt werden.

    Daß die Lernfähigkeit von Ökonomen bescheiden ist, zeigt doch Herr Varoufakis am besten, werter Herr Hebel.

    Der Einfluß der Bild-Zeitung ist ungebrochen ? Sagen Sie das, weil der Versuch einer Gegen-Bild nicht so recht vom Fleck kommen will ? Auch nicht mit Ihrem vertrackten Artikel „Jeder ist sich selbst der Nächste“ vom 20./21. Juni 2015 ?

  18. Naja,Herr Grebe, wenn einer Geld verleiht, dann tut er das auch nicht ohne eigene Interessen und Gewinnerwartungen, und wenn er sich verkalkuliert hat, trägt das Risiko selbst, es sei denn, er ist geschickt genug, das Risiko wiederum an andere zu verleihen etc ad libitum.

    In dem Geschäft zählen schon lange nicht mehr Treue,Glauben und Wahrheit.

    Was wollen Sie Griechenland also vorwerfen?

  19. Bezüglich Griechenland seien die Geldgeber über Gebühr pingelig, räsoniert Tsipras heute. Der Mann irrt gewaltig. Wären die Geldgeber je pingelig gewesen, könnte sich Griechenland schon längst mit einem Staatsbankrott abplagen. Austeritas totalis könnte der Lateiner auch sagen, wobei die Griechen für sich selbst die Form der Austerität erwählt hätten, die alle sonstigen Austeritäten zum lauen Lüftchen macht.

    Die Austerität sei Schuld an allem, so die Märchenonkel- und Tanten aus der linken oder auch anderweitig ungereimten Szene. Dabei ist Austerität nichts als der Zustand der Verbrühung, wenn man sich kochendes Wasser über die Pfoten geschüttet hat. Nicht die Verbrühung ist Schuld daran, das man unvosichtig mit dem kochenden Wasser umgegangen ist. Genausowenig ist die Verknappung an Geld daran Schuld, daß man über seine Verhältnisse gelebt und keinen Geldgeber mehr findet, der das unsolide Verhalten weiter finanziert.

    Aber behaupten kann man es ja, weil in der heutigen Zeit Sprachgenauigkeit, Redlichkeit, Nüchternheit, Begriffskorrektheit und Logik beliebig auf der Strecke bleiben dürfen. Weil es eben kein Schwein mehr interessiert. Die Anderen kümmern sich nicht drum, warum ich denn. Und das hat Herr Tsipras wie mit der Muttermilch in sich eingesogen. Und nun rumort die Ideo-kratie in seinem Kopf herum und macht Blah-blah-blah, sobald er nur den Mund aufmacht.

    Und die deutsche Griechenlandversteherlandschaft und Hurra-wir-zahlen-für-die-Griechen-Fanatik gibt sich als schmerzfrei, wenn die Griechen ihre Partnergeldbeutel plündern, aber meckern, wenn unsere Banken für einen Kredit auch noch Zinsen verlangen. Oh weh, wir kriegen ja gar keine Zinsen meh für unsere Ersparnisse, ihr übles Bankengesochs, kommt sofort danach. Logik auf Strecke, Stil sowieso, Wahrheit ist ja immer so relativ !

    In solchen Zeiten ist es wirklich kaum noch möglich, nicht den Glauben zu verlieren.

  20. „Und der Haifisch , der hat Zähne…“ , oder auch nicht , je nach Sichtweise , allerdings ist es dann auch nicht heldenhaft , ihm entgegenzutreten.

    @xiane

    So ganz ernst gemeint war das jetzt nicht mit dem Märtyrer…

  21. Ein Thread unter dem Motto „Hellas, die Zeit danach“ ist vorhersehbar, weil unvermeidbar. Ich freue mich schon darauf, besonders aber auf die Kommentare von Veronika Grebe, die uns seit über vier Monaten mit ihren seherischen Fähigkeiten, gestützt auf ihre tiefgreifenden Analysen, begeistert.

  22. @Grebe

    So einfach ist es wohl nicht.

    Wenn jemand Geld verleiht, so hat er sich von der wirtschaftlichen Verlässlichkeit des Kreditnehmers selbst zu überzeugen und selbst für entsprechende Sicherheiten zu sorgen oder diese zu verlangen.

    Das bedeutet im Klartext, daß er im Falle des Verlustes(also dem Ausfall der Rückzahlungen) die eigenen Kapitalaufwendungen gegenfinanziert hat, den Totalausfall also kompensieren kann. Wenn er dies nicht kann, ist er auch nur ein Zitronenhändler.

    Wer einem Kreditunwürdigen Kredite gibt, ist schlicht und einfach selber schuld und schuldet sich den Verlust selbst.

    Kredite sind keine moralischen Aufwendungen.
    Anders sieht es mit Hilfen aus. Für Hilfen darf man Gegenleistungen zwar erwarten, sie aber nicht verlangen.

    Nicht nur Griechenland (bzw dessen Führung) erwartet, daß andere für Fehlkalkulation einstehen, auch die Kreditgeber verlangen dies.

    Kreditnehmer versprechen, daß sie das Geld später wieder haben werden, Kreditgeber versprechen, daß sie das Geld bereits haben.

    Beides war offensichtlich nicht der Fall.

  23. Herr Petersmark (#22),

    vielleicht ja auch Vera, Viviane, Volker oder Veit ? Lassen Sie die Damen einmal aus dem Spiel. Ich argumentiere übrigens im Tagebau, lasse also das Tageslicht auf meine Argumente fallen und verliere mich nicht wie viele andere in einem finsteren unteririschen Höhlengeflecht, in dem die Orientierung abhanden kommt. Der argumentative Stollenbau der Tsipras-Gläubigen ist doch schon längst in sich zusammengebrochen. Zu tief geschürft und dadurch den Überblick verloren, und nun bricht das Wasser der Ägäis in das Stollensystem ein. Tsipras hätte mal besser Zola lesen sollen und seine Roman „Germinal“, dann wüßte er, was passiert, wenn ein vorsätzlich gefertigtes Lügengebäude zusammenbricht wie dasjenige in Zola´s Roman, in welchem das Grubenstützwerk durch Sabotageakt zum Einsturz gebracht wird. Nein, man muß nur hinschauen, aber dabei die AUGEN AUFMACHEN, und zwar im Zustand der Nüchternheit. Un das scheint hier im Blog den wenigsten Teilnehmern zu gelingen. Und nicht nur hier im Blog nicht.

    BvG (#23), ich bemühe mich wirklich, Sie zu verstehen, es fällt mir aber nicht leicht. Es gibt Kredite, die besser nicht vergeben worden wären. Griechenland hat Kredite aus politischen Gründen erhalten, die aus ökonomischen Gründen nicht hätten gewährt werden dürfen. Und nun will Tsipras dem noch einen Gipfel politisch motivierter Kreditvergabe darufsetzen und läßt seinen Riesenökonomen mit dem V im Namen gleichzeitig darüber schwadronieren, die Griechen hätten bereits ZUVIEL Geld erhalten ? Wenn zuviel, warum wollen sie dann noch mehr ? Erklären Sie einmal diese Logik, Herr BvG. Oder geben Sie einfach zu, daß es sich um Blödelei handelt, um nicht von Verarsche zu spechen. Und Sie billigen das noch, Herr BvG, wenn die Griechen nach Lust und Laune die internationale Völkergemeinschaft veralbern ?

  24. Im Moment bricht Tsipras´ Luftschloß aus Wählertäuschung mithilfe unhaltbarer Verprechungen vollständig in sich zusammen. Es mußte so kommen. Seinen Griechen etwas zu versprechen, was die EUROländer niemals akzeptieren würden und durften, entlarvt den Mann als Wahlbetrüger der besonderen Art. Der Offenbarungseid steht unmittelbar bevor.

    Dannach kann es mit Europa nur noch aufwärts gehen.

  25. „…Denn zurzeit ist noch die Frage der Gegenleistungen offen, die Athen für seine Reformvorschläge erhalten will. Ein Schuldenschnitt würde Tsipras schon sehr gefallen: Schulden machen, die später einfach ausgebucht werden, um über dann niedrigere Schuldenstände, d.h. bessere Bonität neue Kredite zu erhalten. So etwas nennt man einen Zirkelbezug. Und er wünscht sich, dass der Europäische Rettungsschirm über 20 Mrd. Euro an griechischen Staatsanleihen kauft. Damit ist die Bedingung erfüllt, dass die EZB im Rahmen ihres Anleiheaufkaufprogramms auch griechische Staatspapiere aufkaufen darf. So würde es Athen über die EZB und insofern günstige Kreditzinsen ermöglicht, ansonsten unerschwingliche, griechische Wohltaten zu finanzieren. Und siehe da, auf einmal bekommt seine treuherzige Reformliste einen faden Beigeschmack…“

    Zitat aus dem Artikel von Robert Halver „Kampf um Griechenland – And the Winner is: Alexis Tsipras“ auf onvista von heute.

  26. Es steht weit mehr auf dem Spiel als nur Griechenland. Die Kanzlerin darf sich keinen Millimeter mehr auf die Tsipras´schen Zumutungen zubewegen, sonst riskiert sie ihre Kanzlerschaft. Dies wäre schon dann der Fall, wenn die Mehrheit der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag ein Nein zur Billigung der Griechenlandrettung zu den irrsinnigen Konditionen von Syriza-Tsipras erklärte. Dann wäre es an Schäuble, als neuer Kanzler den griechischen Karren aus dem Dreck zu ziehen. Aber die Kanzlerin weiß, daß sie sich in Hut nehmen muß.

    Syriza, Tsipras und der bekannte Riesenökonom führen das schöne Griechenland vollends in den Abgrund, und was dann passiert, läßt einen denken an das, was früher schon einmal passierte. Ein Militärputsch „von Feinsten“ etwa könnte das Ende des griechischen Traums vom bedingungslosen Grundeinkommen sein, für das die europäischen Nachbarländer aufzukommen hätten. Wir sind schon viel zu weit auf diesem verhängnisvollen Weg vorangekommen. Umkehr ist jetzt angesagt. Und keine diplomatisch kaschierten Lügen mehr.

  27. Nur eine Frage: Wird V. Grebe von der Troika bezahlt? Die Zeit, seine neoliberalen Weisheiten zu lesen, ist mir einfach zu kostbar, da ziehe ich andere Beiträge, so z.B. die Kommentare von Stephan Hebel, vor.

  28. @BvG

    „Für Hilfen darf man Gegenleistungen zwar erwarten , aber nicht verlangen“

    Das trifft den Kern des neoliberalen Machtmißbrauchs, Hilfen mit rigiden Zwängen sind machttechnisch viel effektiver als gar keine Hilfen.

  29. Herr Boettel (#28),

    meine Ansichten sind so neoliberal wie der Klimawandel neoliberal ist oder das Einmaleins neoliberal ist. Sie kleben ein Etikett auf und pflegen sodann Ihre Denkfaulheit ?

    Ist auch ´ne Methode. Die ist dann auch vom Inhalt her NEOLIBERAL !

    Der Besuch der Queen ist für Sie auch neoliberal ? Auch das Zähneputzen ? Oder Biertrinken ? Und das morgendliche Ankleiden natürlich !

  30. @Grebe

    Nur noch kurz:
    Wenn Geld Politik macht, was ist Politik dann mehr als Blödelei?

    Ich glaube, Sie haben die Geldmaschine Griechenland noch nicht verstanden.

  31. Herr BvG (#31),

    was heißt denn „nur noch“ ?

    Da Sie auf meine Beiträge nicht substantiell antworten, von isolierten und aus der Luft gegriffenen Einzelbemerkungen einmal abgesehen, müssen Sie auch nicht so tun, als würden Sie etwas ergänzen. Da war vorher nichts, also haben Sie auch nichts „ergänzt“ !

    Sie kneifen doch genauso, wie es Herr Boettel oben so beredt wie erbarmungswürdig getan hat (ist das einer der Antikapitalisten, die ihre Einsichten aus dem Ignorieren von Tatsachen gewinnen ?). Sie scheinen alle doch in erheblicher Erklärungsnot zu sein, wenn es um die Verteidigung Ihrer Griechenlandschönfärberei geht. Soviel beredtes Schweigen ! Ich höre gar nicht auf, mich hier zu wundern.

    Dann man tau, Kabeljau !

  32. Noch eine kurze Bemerkung. Ist der Kanzlerin eigentlich bewußt, daß sie mit Bemerkungen wie, sie glaube, daß es bis morgen, Samstag, eine Einigung mit Griechenland gebe werde, weil alle Beteiligten die Einigung wollten, die Axt an ihre künftigen Chancen legt, noch einmal zur Kanzlerin gewählt zu werden ? Daß die überwiegende Mehrheit der Bundesbürger von soviel diplomatisch verklausuliertem Geschwätz und systematischer Griechenlandheuchelei nur noch angewidert ist ? Daß sie es Tsipras durchgehen läßt, daß er mit der Gesamtheit der Regierungschefs und Finanzminister der Eurogruppe umgeht, als wären sie Lakaien oder Botenjungen, die man nach Belieben herbeizitiert, wann immer Herr Tsipras will ? Daß es sich das Land wünscht, daß die Forderung endlich lauten möge, „friß oder stirb“ ? Entweder Du sagst ja, oder Du entscheidest dich für die Staatspleite ?

  33. Noch eine Bemerkung zu dem Interview von Do-abend (gestern), das Martin Schulz Frau Illner gegeben hat. Herr Schulz spricht davon, daß „Ideologen auf beiden Seiten“ die Verhandlung um die Griechenlandrettung zum Scheitern bringen wollten. Ich hoffe nicht, daß Herr Schulz, den ich übrigens außerordentlich schätze, von sich selber gesprochen hat. Will er Tsipras zuliebe den Kurs der Retter soweit aufweichen, daß Griechenland die nächsten zig Milliarden aus den Partnerländern verschleuderrn darf, um am Ende wieder ohne echte Reform und bar jeder Fähigkeit dazustehen, einen sich selbst tragenden Wirtschaftskreislauf in Griechenland zustande gebracht zu haben ? Und das ganze Spiel darf wieder von vorne beginnen, weil es am Ende IMMER die POLITIK WAR und IST, die die von ihr selbst verabschiedeten Regeln mit Füßen tritt ? Das Griechenlandproblem ist zum Dauerproblem und zur Gefahr für die Eurozone nur deshalb geworden, weil es auf Seiten der Euroländer zuwenig „Ideologie“ gegeben hat, den Griechen die Tricksereien und das Unterlaufen der Reformen nicht durchgehen zu lassen. Was die Politiker gemacht haben auch auf Kosten unseres Staates, unserer inneren Verhältnisse, die von unzureichender Finanzausstattung gerade im Sozial, Bildungs- und Infrastrukturbereich dominiert waren, und das über viele Jahre hinweg.

    Die Griechenlandromantiker legen somit Hand an das, was sie zu beschützen vorgeben. Sie helfen nicht nur den Griechen nicht, sondern sie verschlechtern die Bedingungen der abhängig Beschäftigten, kleinen Leute und sozial Bedürftigen im eigenen Land ! Das sollte auch mal Herr Schulz als Sozialdemokrat endlich berücksichtigen. Die Jusovorsitzende im Illnerkreis bot im Vergleich dazu eine höchst traurige Vorstellung. Jusos scheinen heutzutage sowas von indiskutabel zu sein.

  34. @Grebe
    Ich wüßtw nicht, wo ich was schöngefärbt hätte.

    Tatsache ist und bleibt, daß es keine Schuldenkrise gäbe,wenn nicht an einem Punkt der Schuldenkette jemand mehr versprochen hätte, als er halten kann. Ansonsten gäbe s den befürchteten Dominoeffekt nicht, den dann würde einfach jemand an der richtigen Stelle die Verantwortung übernehmen, seine Fehlkalkulation zugeben und das Risiko aus den eigenen Rücklagen abfangen.

    Mag ja sein, daß für Sie in dem Thema viel Emotionen entstanden sind und Sie ständig versuchen, die Moral von der Geschicht‘ zu finden.

    Da muß ich Ihnen leider sagen, daß es in dem Spiel keinerlei Moral gibt. Die kommt immer erst dann in’s Spiel, wenn der breiten Öffentlichkeit der Schuldenberg aufgebuckelt werden soll.

  35. zu V. Grebe
    Wenn sie die ganze Zeit wie wild über die derzeitige Regierung in G. herfallen sollte es vielleicht eine Erwähnung wert sein das es die Vorgänger Regierungen waren die die Schulden ohne Konzept aufgehäuft haben. Außerdem hat BvG recht das es auch konzeptlose Kreditgeber gegeben haben muss die da mitgespielt haben und auch in der Verantwortung stehen.

  36. Es tut sich doch etwas in Griechenland. Man hat die Subventionen für Fotovoltaik-Anlagen abgeschafft. So ein teures Hobby kann Griechenland sich nicht mehr leisten. Stattdessen wird ein 660 MW-Block für einheimische Braunkohle gebaut. 1.3 Mrd Euro werden dafür gebraucht. Knapp 400 Mio Euro kommen von der staatseigenen, deutschen KfW. Wie üblich kommt das Geld gar nicht in Griechenland an, denn der Hauptauftragnehmer hat zwar einen japanischen Namen, aber seinen Sitz in Deutschland. Deutsche Arbeitsplätze werden gesichert und die Griechen erhalten billigen Strom. Dass der Auftrag nach Deutschland geht, hat mit der deutschen Kreditvergabe natürlich nichts zu tun. Die Griechen müssen leider in Kauf nehmen, dass Ihnen A. Merkel bei nächster Gelegenheit Sabotage an der europäischen Klimaschutzpolitik vorwirft.

  37. Nun reicht es. Es ist sehr zu wünschen, daß die Euro-Finanzminister nun über die Sperrung der Ela-Kredite am kommenden Montag beraten, die sofort dann zu erfolgen hat, wenn die Begleichung der IWF-Rate ausgeblieben ist. Wahrscheinlich macht Draghi das schon von sich aus.

    Den Rundumbeleidigungen der extremistischen griechischen Regierung darf nicht mittels weiterem Nachgeben der Euroländer das Eingeständnis der Geber folgen, sich nun vollends ehrlos zu machen. Zuviel ist zuviel, und Griechenland wird sein Glück nun auf eigenen Beinen versuchen müssen. Die berechnende Tafelgängerei der Griechen verhindert die politische Emanzipation eines ganzen Volkes, zumal der ihrer unrühmlichen Führungs- bzw. Geldeliten.

    Griechenland ist strukturell unterentwickelt, weil das Staatsverständnis der Griechen unterentwickelt ist. Und umgekehrt. Insofern ein 3. Weltland, das in der Eurozone nie etwas zu suchen hatte. Dieser historische Fehler wird nun korrigiert, und zwar letztlich durch die Maßlosigkeit der Griechen im Anspruchsdenken selbst. Insofern haben sich die Griechen mit ihrer Wahl der verantwortungslosen Syriza-Partei selbst ein Bein gestellt.

  38. Die Regierungen der Euroländer entscheiden auch darüber, ob es in Zukunft zu einem Rechtsruck in Euroeuropa kommt. Ein Rechtsruck ist umso wahrscheinlicher, umso beängstigender, je stärker sie ihre Verhandlungslinie durch die Tsipras´schen Finten aufweichen lassen. Tsipras Vorschlag eines Referendums in Griechenland Anfang Juli dient dem Ziel, die von den Euroländern vorgegebene Frist aufzuheben. Es geht doch, würde Tsipras anschließend triumphierend höhnen. Natürlich muß dieser Vorchlag zurückgewiesen werden. Er kann nämlich ein Ja zum Verhandlungspaket sagen und es ANSCHLIESSEND in Griechenland zur Abstimmung bringen.

    Die Euroregierungen seien wirklich gewarnt. Ein Ja zu Tsipras Vorschlag könnte Europa in seinen Grundfesten erschüttern.

    Daß die Griechenlandversteherei den Rechten in Deutschland in die Hände spielt, ist ein unglaublicher Treppenwitz der Griechenlandgeschichte.

  39. Tsipras kann das Problem auch dadurch lösen, daß seine Regierung den sofortigen Rücktritt erklärt. Was ich schon im Februar gefordert habe, weil schon damals ein derartiges Szenario wahrscheinlich war.

    Nur ein vom Joch der Tsipras-Regierung befreites Griechenland kann ein zureichender Grund für die Geberländer sein, die Zeit bis zur Neuwahl zu überbrücken zu helfen.

  40. Herr Flessner (37),

    kann es sein, daß Sie sich im Geflecht von untergeordneter Detailfragen verheddert und dadurch den Überblick verloren haben ? Genauso kommt es mir vor. Sie wären da nicht der einzige.

  41. zu @ Henning Flessner
    Ich habe ihnen bei der letzten Diskussion hier
    über Energie alles was sie im Beitrag 37 geschrieben haben widerlegt. Bei der nächsten Runde zu diesem Thema müssen wir also gerade wieder von vorne anfangen.

  42. zu V. Grebe
    Sollen nach einer Neuwahl wieder die regieren die die ganzen Schulden gemacht haben?

  43. zu @ Henning Flessner
    in einem Punkt bin ich übrigens mit ihnen einer Meinung. Es ist gut das die Förderung von PV in G. eingestellt worden ist. Die Erzeugungsform die am preiswertestem von allen zu Vollkosten Energie bereitstellt brauch keine Förderung mehr. Allerdings sollte man auch nicht dasselbe wie in Spanien machen, das man kleine PV Anlagen für Einfamilienhäuser einfach verbietet um die großen Versorger zu schützen. Da ist PV halt auch einfach zu billig

  44. hans (#43),

    darüber werden die Griechen zu befinden haben. Ich kann da keine Prognose liefern.

  45. Wenn alle Europäer so viel politisches Geschick hätten wie Sie, V.Grebe, wäre die Europäische Union nie gegründet worden.

  46. Jetzt aus dem Nichts eine Volksabstimmung anzusetzen sehe ich als extreme Dummheit an. Das macht es den Eurofinanzministern sehr einfach die Hilfskredite nicht zu zahlen. Aber wie soll es weiter gehen?

  47. Psychologisch würde ich anmerken, daß es im wesentlichen darum gehen sollte, dem griechischen Volk sein Selbstbewußtsein zurückzugeben und es aus der Rolle des Bittstellers herauszubringen. Wirtschaftliche Leistung entsteht nicht aus der Armutsposition heraus.

    Insofern glaube ich, daß die griechische Regierung genau richtig agiert.

    Wirtschaftliche Leistungen (=reale Werte) entstehen nicht aus Krediten und Zinsen, nicht aus Schuldenabgleichen und moralischen Zwangsjacken.

    Das ist vielleicht das stärkste Argument gegen die neoliberalen Geldjongleure. Von nichts kommt nichts.

    Man sollte Griechenland aus der Rolle des Spekulationsobjektes entlassen. Dies betrifft die internationalen und nationalen Spekulanten gleichermassen.

    Es wäre an der Zeit, festzustellen, wer wirklich über seine Verhältnisse lebt. Es wäre auch an der Zeit, festzustellen, wer vor dieser Feststellung mehr Angst hat.

    Die Geduld der Kreditgeber ist schon verdächtig.

  48. Ich verstehe diese gesamten sonderbaren Finanzaktionen überhaupt nicht. Ich bin ja auch keine Ökonomin. Aber ich stimme mit BvG überein, „dem griechischen Volk sein Selbstbewusstsein zurückzugeben und es aus der Rolle des Bittstellers herauszubringen“. „Es verhärtet sich der Eindruck: An Griechenland wird ein Exempel statuiert. Alle müssen sich den Regeln beugen, auch wenn das in die Katastrophe führt. Das Spiel heißt Unterwerfung.“ schreibt Stephan Kaufmann in der Fr (http://www.fr-online.de/aktuelle-kommentare/griechenland-ein-moerderisches-programm,30085308,31057514.html )

    Eigentlich wissen doch alle, so weit ich den wirtschaftlichen Abläufen folgen kann, dass Griechenland von den „Rettungspaketen“ nicht gerettet werden kann. Aber es ist eine ekelhafte Stimmung im deutschen Land (und anderswo) erzeugt worden, von faulen Griechen, die auf Kosten anderer (auch viel ärmerer Länder) ihren Wohlstand erhalten wollen. So wird Europa auf traurige Weise auseinander dividiert. (Irland hat es doch geschafft, Spanien erholt sich. Aber stimmt das überhaupt?) Solidarität sieht anders aus. Europa muss sich neu gestalten, andere Wege finden, wie wir hier friedlich leben können. Katastrophen und mörderische Kriege hatten wir genug. Europa hätte nach all diesen Leiderfahrungen die Aufgabe, auch auf die Globalisierung und die brutale Ausbeutung von Arbeitskräften in anderen Ländern zu reagieren. Europa könnte Vorreiter sein für eine humanere Welt. Die Erkenntnisse dazu sind da, aber wir nutzen sie nicht.

  49. Griechenland hat sich sein nationales „Selbstbewußtsein“ (Selbstachtung wäre treffender) selbst genommen und kann es sich auch nur selbst wieder zurückholen, selbst wieder erarbeiten. Niemand hat den Griechen die Selbstachtung gestohlen. Mit der Wahl der Syriza-Regierung haben die Griechen ihrem Ruf das Schlimmstmögliche angetan, und ob sie nun Anstalten machen, ihren Weg in das Desaster zu korrigieren, werden die nächsten Tage, Wochen und Monate zeigen.

    Tsipras hatte das Mandat, dem Deal mit der Eurogruppe zuzustimmen. Um anschließend !!! den Weg zur Neuwahl des griechischen Parlamentes zu eröffnen, und zwar durch seinen sofortigen Rücktritt zusammen mit dem seiner gesamten Regierung. So hätte das griechische Volk eine echte Wahl gehabt, dem Deal mit den Europartnern entweder zuzustimmen oder ihn abzulehnen. Dies war auch die einzige Möglichkeit für Tsipras, am Schluß einer erbarmungswürdigen Pokerpartie mit Gesicht aus der verfahrenen Situation hervorzugehen.

    Tsipras hat sich entschieden, seinem Volk diese Wahl vorzuenthalten, indem er den Bruch mit den Ländern der Eurogruppe vorzog !!!

    Es ist schrecklich zu sehen, daß Tsipras von einem derart irrsinnigen Machthunger besessen ist, der es ihm noch nicht einmal erlaubte, zumnal Schluß als echter Demokrat dazustehen. Politisch war er am Ende vollkommen gescheitert und hätte die Annahme des für ihn persönlich unakzeptablen Deals mit dem Argument vertreten können, daß er sein Griechenland nun vor dem denkbar größtmöglichen Schaden hätte bewahren müssen.

    Er hat es nicht getan, weil er an seinem Amte klebt wie sonst es nur noch die Blatters auf der Welt es vermögen, zerfressen von seiner Ichsucht, seinem Sendungsbewußtsein und krankhaften Ehrgeiz. Nun führt er Griechenland in die Pleite, weil seine Selbstliebe ihn vergessen macht, was er seinem Volk für einen Schaden antut. Tsipras bestraft sein Volk für die Kränkung, die er aus seiner Niederlage für sich ableitet.

    Das Referendum hat Tsipras damit höchstselbst sinnlos gemacht, komplett entwertet. Da ist nichts mehr, worüber im Referndum noch abgestimmt werden könnte. Die Würfel sind gefallen, und morgen ist mit Montag der Tag gekommen, an dem die griechischen Banken schließen müssen und der Zahlungsverkehr nur noch noch über eine Notwährung aufrechterhalten werden kann.

    Bevor es zum Referendum kommt, ist die Syriza-Regierung längst gestürzt.

  50. Guten Abend !

    Was mich vor allem verbittert und enttäuscht ist, dass sich viele Politiker jetzt vor die Fernsehkameras stellen (eben noch Herr Steinmeier im Bericht aus Berlin) und irgendetwas davon erzählen, wie weit man den Griechen doch entgegengekommen sei und wie großzügig die Angebote der Eurozone und anderer doch gewesen seien.

    Dabei hat man an der griechischen Regierung von Anfang an ein exempel statuieren wollen (dass diese zugegebenermaßen durch ungeschicktes Agieren grade in den Anfangswochen natürlich auch noch befeuert hat). Man wollte von Anfang an klar machen, dass für „linke“ Ideen, wie man mit einer Krise umgehen sollte, kein Platz in der EU ist. Das ein oder andere Land hat diese neoliberale Politik, die von sehr vielen Weltökonomen aufs heftigste kritisiert wird, aus Überzeugung mitgemacht (dazu würde ich das Merkel- und vor allem Schäublelager zählen), andere Länder wiederum haben mitgemacht aus Angst davor vom eigenen Wähler nachher noch dafür bestraft zu werden, dass sie weniger Mut als die Griechen vor dem Königinnenthron gezeigt haben.

    Das Endergebnis war ein Diktat an Griechenland, das dem Diktat über das vor ein paar Monaten schon Samaras gestolpert war, verdammt ähnlich sah. Immerhin hat sich bei den „Leak“ der ganzen Papiere gezeigt, dass die Mär davon, dass die „Troika“ den Griechen keine Vorgaben macht, wo genau die Griechen zu sparen und welche Steuern man nicht erhöhen sollte, eben genau das ist, ein Märchen. Die Zusatzsteuer für Unternehmen die einen Gewinn von über 500.000 Euro ausweisen wurde als „wachstumsfeindlich“ abgelehnt, eine Rentenkürzung und eine Mehrwertsteuererhöhung versucht man jedoch durchzudrücken, dabei sollte sich auch bis zur Troika herumgesprochen haben, dass durch solche Maßnahmen weitere Nachfrage aus dem Markt genommen wird- aber das passt nicht ins neoliberale Weltbild der EU.

    Nun geht den Protagonisten in den europäischen Hauptstädten doch etwas der ….. auf Grundeis, weil man sich doch nicht ganz so sicher ist, dass eine Staatspleite Griechenlands die Märkte nicht wieder ähnlich stark erschüttert wie seinerzeit die Lehmanpleite.

    Wenn sich der Pulverdampf verzogen hat, wird man Frau Merkel und Herrn Schäuble jedenfalls dazu gratulieren dürfen, dass sie an ganz wesentlicher Stelle dafür gesorgt haben, dass Deutschland seine Finanzhilfen an Griechenland endgültig abschreiben muss (denn das heißt Staatspleite), dass Griechenland in den nächsten Jahren deutlich mehr Hilfen braucht als man bisher eingeplant hatte (wer die wohl zahlen soll?) und dass man ein bisher noch nie dagewesenes Experiment in einer Währungszone macht, bei dem keineswegs feststeht, ob der Patient diesen Eingriff überlebt.

    Und was sagen wir da? Dankeschön!

    Einen angenehmen Abend noch.

  51. Ganz interessant wäre auch, zu erfahren, inwiefern die Kredite nur virtuelle Werte betreffen, zum Beispiel Spekulationsgewinne, Zinsgeschäfte etc. und wo sie wirkliche Werte betreffen, also wirtschaftliche Leistungen oder Rohstoffe.

    Die virtuellen Gewinne fielen durch einen Schuldenschnitt ganz folgenlos weg, ein materieller Verlust fände nicht statt, da für diese Gewinne keine materielle Leistung erbracht worden ist.

  52. Nun geht es darum, die Griechen freundlich, aber bestimmt dazu zu bringen, den Euroraum zu verlassen. Mit dem Euro haben die Griechen keine Chancen, wieder auf die Beine zu kommen, sondern werden Kostgänger am europäischen Tisch bleiben.
    Die Beteuerungen der Euroländer, Griechenland im Euro halten zu wollen, sind formal korrekt, jedoch ein diplomatisch begründete Unwahrheit.

    Es sei denn, die Griechen entledigen sich schnellstmöglich ihrer jetzigen Regierung, um ein Zeichen echter Einsicht auszusenden. Die Einsicht könnte kommen, weil Tsipras´ Kampf gegen die griechische Wirtschaft und die damit bewirkte Verschlechterung der Lebensverhältnisse einer Mehrheit von Griechen die Augen öffnet. Der Tourismus dürfte jetzt akut einbrechen. Di Leute werden also sehen, was Tsipras über sie bringt.

  53. #53
    „Der Tourismus dürfte jetzt akut einbrechen.“
    Warum sollte das passieren?
    Auch wenn Griechenland formal den Euroraum verlässt, wird der Euro in Griechenland bleiben. Man muss nicht im Euroraum sein, um den Euro zu benutzen. Man schaue sich als Beispiel die Schweiz an. Grosse Schweizer Firmen rechnen intern schon seit Jahren mit Euro. Schweizer Unterlieferanten müssen ihre Angebote in Euro machen und werden in Euro bezahlt. Am Geldautomaten werden sie gefragt, ob sie Euro oder Franken haben wollen. Sie können sogar ein Bankkonto in Euro haben. Im Supermarkt können sie mit Euro bezahlen. Nur ihr Gehalt und die Steuern werden in Franken gerechnet.
    Jeder Tourist kann in Griechenland weiterhin mit Euro bezahlen.

  54. Schon dieser Montag hat es gezeigt. Die Griechen haben nur noch eine Chance, im Euroraum zu bleiben. Sie müssen die Regierung Tsipras stürzen. Sie würden damit gleichzeitig das Signal an die Europartnerländer senden, daß sie den Weg der Reform gehen wollen, unter Beachtung und Respektierung der Regeln, die für alle Länder des Euroraums gelten. Sie müssen die Wahl der Regierung Tsipras selbstkritisch als Betriebsunfall der griechischen Geschichte brandmarken und aufhören, den Partnerländern die Schuld an einer auschließlich hausgemachten Misere zuzuschieben.

    Auf Seiten der Euroländer kann es eine weitere Zusammenarbeit mit der Tsipras-Regierung nicht mehr geben, das unvermeidliche Minimum einmal ausgeklammert. Sie ist einfach nicht zumutbar. Tsipras ist der Garant dafür, daß Griechenland keine Vereinbarungen, Verträge oder Regeln einzuhalten bereit ist. Die „Denke“ der Tsiprasleute ist nicht kompatibel mit der gemeinsamen Währung. Mit Tsipras wäre auch eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik nicht zu machen.

    All diese Entwicklungen zeichneten sich bereits im Januar und Februar ab. Wer sehen wollte, konnte es sehen, Herr BvG. Der nüchteren, unbestechliche Blick war gefragt. Mehr nicht.

  55. Wie so oft, wird ganz nebulös meine Beteiligung am Schulden- und Kreditdesaster postuliert, aber nirgends wird deutlich gemacht, wann, wo und mit wieviel Geld ich beteiligt bin, wieviele Griechen mir wieviel Geld schulden und wo und wann ich es verliehen habe.

    Nach Durchsicht meiner Post hat weder Merkel, noch die EU, noch ein Grieche bei mir nachgefragt oder mich um irgendetwas gebeten.

    Wenn ein Grieche, und ich kenne ein paar, mich um Hilfe bittet, werde ich tun was ich kann, ggf erlasse ich ihm seine Schulden bei mir, oder treffe mit ihm eine Vereinbarung, das kommt darauf an, wie die Lage ist.

    Ich habe auch schon was überwiesen und die griechische Wirtschaft gestützt, aber ich werde einen Deibel tun, mein Geld in Spekulantenrachen zu werfen.

    Wie so oft, werden Fehlentscheidungen vergesellschaftet. Ich bleibe dabei: Wer Geld verleiht, das er nicht hat, ist ein Spekulant, der sein Risiko auf andere abwälzt.

    Man sollte wiedermal „Das Kapital“ von vorn bis hinten durchlesen.

    Geld ist schlechterdings kein Wert.

  56. @Grebe

    Nun ja, Herr Grebe, der Sinn, Kredite zu geben, um Kredite beim Kreditgeber zu bedienen, erschließt sich mir nicht.

    Das ist mindestens wirtschaftlicher Unsinn, letztlich ist es aber ein Teufelskreis.

    Meine Oma sagte schon, einem Nackten könne man nicht in die Tasche greifen.

    Es sind eine Menge virtueller Werte im Umlauf, die nunmal keine realen Werte sind. Ich bleibe bei meiner Auffassung, daß diejenigen, die nur virtuelle Werte „erwirtschaften“, auf diese verzichten sollten. Anders ist Konsolidierung undenkbar.

    Ein paar Milliardäre wird es schon geben, denen nicht das tägliche Brot ausbleibt, wenn Griechenland
    nicht mehr zahlt.

    Konkret bleibt die Frage unbeantwortet: Bei wem hat der einzelne Grieche Schulden?

    Wenn er sie bei mir hat, mit meinen paar Euro, dann komme ich ihm entgegen. Ich kann vielleicht ein paar hundert Euro entgegenkommen, andere ein paar Millionen, ohne daß das tägliche Brot ausbleibt.

    Die Kernfrage ist: Für wen ist die Schuldenkrise (Kreditkrise) existenzbedrohend?

    Diejenigen, für die sie nicht existenzbedrohend ist, sollten sie lösen. Für Reiche ist Verzichten halt leichter als für Arme.

    Eine Jacht weniger ist nicht so gravierend wie ein Brot weniger..

  57. Herr BvG (#58),

    für die Schulden eines Staates haften die Bürger. Wie hoch die Pro-Kopf-Verschuldung Griechenlands ist, weiß ich momentan nicht. Bei uns liegt sie so um die 27.000 EUR.

    Wir haben doch eine immer noch ungelöste Staatsschuldenkrise, die alle EU-Staaten betrifft. Das ist die Krise, die der Griechenlandkrise unterlegen ist. Und sie ist der Grund, warum es nur mit Austerität und nicht mit Ausgabenprogrammen geht. Niemand hat das Geld für Ausgabenprogramme, auch die BRD nicht.

    Die Griechen mögen sich in diesen Fragen zwar schlitzohrig geben, aber blöd sind die Geberländer auch nicht. Wenn Tsipras jetzt von seinem Rücktritt spricht, wenn die Griechen im Referendum mit Ja stimmen, dann wäre das ein Glück für die Griechen.

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