Vertrauensbildung statt Abschreckung

Die Welt entwickelt sich in eine Richtung, die eigentlich niemandem gefallen kann, ausgenommen die Rüstungsindustrie. Die gefährlichsten Waffen, die bisher von Menschen entwickelt wurden, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Die Rede ist von nuklearen Waffen. Derzeit aktualisieren praktisch alle Staaten, die über so etwas verfügen, ihr bisher vorhandenes Arsenal. Zur Abschreckung, wie es heißt. Nach dem Motto: Willst du einen Krieg vermeiden, dann sei bis an die Zähne bewaffnet.

Die Milliarden, die ins Militär fließen, fehlen gleichwohl überall sonst. Und dies in einer Welt, die wahrlich fast unvorstellbare Probleme hat. Man nennt es „Klimawandel“. Eine Menschheitsaufgabe. Aber viele Staaten, allen voran die USA und China mit ihrer maßlosen Aufrüstung, scheinen weiterhin vor allem in nationalistischen Bahnen zu denken. „Wir driften in eine der gefährlichsten Perioden der Menschheitsgeschichte“, schrieb der FR am 13. Juni.


Der Verrat der Menschheit an sich selbst

Wenn wir so weitermachen,werden wir bald das Ende der Geschichte erreichen und das endgültige Verlöschen der letzten Generation des Menschengeschlechts erleben.
Die Menschheit hatte ihre große Chance im Jahre 1945, als sie mit klappernden Zähnen, das Entsetzen des Zweiten Weltkrieges noch im Nacken, ihr großes, feierliches „Nie-wieder-Gelübde“ in der Präambel der Charta der Vereinten Nationen niederlegte mit den Worten: „Wir, die Völker der Vereinten Nationen, fest entschlossen, künftige Generationen vor der Geißel des Krieges zu bewahren, wollen zu diesem Zweck zusammenarbeiten!“
Alles vergessen. Auf das großartige Gelübde folgten der Indochina-Krieg, der Vietnam-Krieg, zwei Afghanistan-Kriege und zwei Irak-Kriege! So ernst nehmen die Politiker ihre Verträge zum Schaden von uns Weltbürgern!
Nun stehen wir schon wieder am Anfang einer Vernichtungsorgie wie 1939. 12 000 Atomsprengköpfe reichen, um den Planeten Erde in eine Staubwolke zu verwandeln.Alle rüsten auf bis zum militärischen Orgasmus des ganz ganz großen Kriegs. Der De–Eskalator, der die kurz vor dem Überkochen befindliche Milch von der Herdplatte nimmt, ist nicht in Sicht. Der Zug mit der Menschheit an Bord rast mit versagenden Bremsen und immer größerer Geschwindigkeit dem Abgrund der Vernichtung entgegen. Da die Waffen, über welche die Menschheit im Jahre 2023 verfügt, eine viel höhere Vernichtungskraft haben als die des Jahres 1939, wird auch das Kriegsergebnis noch viel katastrophaler sein. Die Menschheit hat einen gemeinsamen Feind, der sie vernichten wird: den Hass!
Die letzte Chance wäre ein jugendlicher, energischer, mit großem politischen Verstand, großem Gerechtigkeitsgefühl und großem Durchsetzungsvermögen ausgestatteter Generalsekretär der Vereinten Nationen, der die Mächtigen der Welt mit einem Paukenschlag zusammentrommelt, jedem einen Eimer Wasser zur Abkühlung über den Kopf gießt und sie anschließend fragt: „Wollen Sie, dass die Menschheit überlebt? Wenn ja, sollten wir uns schleunigst zusammensetzen, unseren Hass begraben und uns mit der Frage befassen, wie wir unsere Zusammenarbeit gestalten müssen, um sicherzustellen, dass unser schöner blauer Planet und das Leben auf ihm erhalten bleiben!“
Es ist eine Minute vor zwölf. Wir sollten schleunigst den Beschluss fassen,den Begriff „Abschreckung“ durch den Begriff „Vertrauensbildung“ zu ersetzen! Damit werden wir weiterkommen, wenn es nicht ohnehin schon zu spät ist!

Otfried Schrot, Hannover

Und doch feiern sie wieder, Mensch sei Dank!

Standortbestimmung: Wohin führt uns noch die Entwicklung des Menschen, der Menschheit in Deutschland, in Europa und in der ganzen Welt? Offenbart sich hier der Ur-Charakter des homo sapiens? Egoismus und Zerstörungswut! Schon läuten wieder die Glocken der Toten als Opfer der Naturkatastrophen all around the world, der russischen Kriegsmaschine, des religiösen Glaubens, des menschlichen Versagens und des reinen Zufalls. Pech? Und doch feiern sie wieder, Mensch sei Dank! Den Geburtstag der freiheitlichen Demokratie, den Kirchentag, den Hessentag, aber wie lange noch? Quo vadis, Zeitenwende. So long.

Uwe Thoms, Frankfurt

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