Die Geheimniskrämerei der Bilderberger

Geheime Weltregierung oder konspirativer Kaffeeklatsch? Was ist das Bilderberger-Treffen? Oder besser: Was will es sein? Und was nicht? Nichts Genaues weiß man leider nicht, da die Treffen dieses elitären Zirkels von Managern global agierender Konzerne, politischen Vordenkern und Führern und weiteren namhaften Leuten bis hin zu einflussreichen Journalisten von einem Ruch begleitet wird, der solchen mehr oder weniger geheimen Angelegenheiten wohl quasi naturgesetzlich anhaftet: Je geheimnisvoller getan wird, desto kraftvoller schießen die Gerüchte ins Kraut. Immerhin wurde der Ort des diesjährigen Treffens offiziell angekündigt: Dresden. Das Tagungshotel hingegen wurde nicht benannt, aber das kam dann heraus. Die Pressearbeit haben „die Bilderberger“ jedenfalls nicht erfunden. Zumindest nicht jene, die der Information der Öffentlichkeit dienen soll. Dass sie aber die Presse, die Medien in ihrem Sinne zu beeinflussen versuchen, also durchaus eine gewisse Form von Pressearbeit leisten, dieser Verdacht steht seit längerem im Raum und konnte bisher weder bewiesen noch widerlegt werden. Mir hat jedenfalls noch keiner gesagt, was ich zu schreiben habe und was nicht, aber vielleicht liegt das ja nur daran, dass ich nicht bedeutend genug bin.

Es gibt eine ganze Reihe solcher Treffen wirkungsmächtiger Personen, über die kaum berichtet wird, von der „Trilateralen Kommission“ über die „Group of Thirty“ und die „Atlantikbrücke“, über die wir hier im FR-Blog auch schon diskutiert haben, bis hin zu eben den Bilderbergern. Die Eliten scheinen recht rührig zu sein, wenn es ums Diskutieren geht, denn zu diesem Zweck treffen sie sich, wie sie selbst sagen. Ob es ihnen um die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu tun ist oder die Stabilität und Festigung der Beziehungen innerhalb der Nato — eines ist vielen dieser Runden gemeinsam: Sie sind intransparent. Es dringt wenig bis gar nichts von dem nach außen, was dort diskutiert wird, ja häufig wird nicht einmal bekannt, dass es überhaupt Treffen gegeben hat. Es liegt in der Natur der Sache, dass solche Treffen Misstrauen hervorrufen: Immerhin bemüht sich kaum jemand in diesen Zirkeln darum, die Menschen zu informieren und mitzunehmen. Es scheint ähnlich zu laufen wie bei den TTIP-Verhandlungen zwischen USA und EU; und am Ende sind wir es, die einfachen Menschen, die den Brocken zu schlucken und die Suppe auszulöffeln haben. Mit anderen Worten: Es steht der Verdacht im Raum, dass der Begriff von der „gelenkten Demokratie“ nicht nur auf Russland anzuwenden sei.

Doch es hat sich etwas verändert, etwas, mit dem die Eliten offenbar nicht ohne Weiteres klarkommen: 1954, zur Zeit des ersten Bilderberg-Treffens im namensgebenden Hotel „Bilderberg“ im niederländischen Oosterbeek, gab es noch kein Internet. Dieses Internet aber entwickelt mittlerweile eine informationelle Dynamik, die diese Eliten vor das Problem stellt, wie sie ihre Treffen weiter geheimhalten können. Andernfalls sehen sie sich nämlich vor unbequeme Fragen gestellt. Etwa der, warum sie ihre Treffen überhaupt geheimhalten. Die Angst vor Whistleblowern muss groß sein in diesen Kreisen, die Angst, das irgendetwas herauskommt, was den Menschen begründeten Anlass zu dem Verdacht gibt, dass bei diesen Treffen weniger Menschen Dinge über die Köpfe der gesamten Menschheit hinweg beschlossen werden. Aber: Nichts Genaues weiß man nicht.

In diesem Zusammenhang empfiehlt FR-Redakteur Viktor Funk das Buch „Wie Eliten Macht organisieren„.

Bernd Bremen aus Aachen:

„Ihnen gehört ein dickes Lob und herzlichen Dank für den kleinen, erhellenden Einblick in die Strukturen einer „privaten Veranstaltung“, die „für die Öffentlichkeit nicht von Interesse“ zu sein hat!! Wäre ja noch schöner, wenn der Pöbel, der doch nur rund 90 Prozent der Menschheit ausmacht, sich auch noch erdreistet, mitdiskutieren zu wollen, beim „internen Meinungsaustausch“.
Für den interessierteren und zufällig nicht mit dem eigenen Überlebenskampf beschäftigten Teil dieser Menschleins sind eher gewisse Theoriepapiere gedacht, die, z. B. in einem Kapitel der bundesdeutschen Version, den sogenannten Abgeordneten eines gewissen Bundestages die Funktion zuschreibt, „Vertreter des ganzen Volkes“ und bei der Erfüllung ihrer Aufgaben „an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen“ zu sein. Wie das real dann beispielsweise aussieht, beschrieb die FR zwei Tage zuvor in dem Bericht „Das Karussell der Plünderer“ (7.6.16): Das milliardenschwere Abmelken öffentlicher Gelder durch Banken, Konzerne und Großinvestoren funktionierte jahrelang und im Wissen aller Beteiligten  durch ein von der Bankenlobby durchgedrücktes Gesetz, in dessen Bestimmungen sich „fast wortgleich der Vorschlag findet, der vom Bundesverband deutscher Banken in Kooperation mit der Deutschen Bank und anderen Geldhäusern entwickelt“ wurde.
Wer nun noch glaubt, die mehr oder minder geheimen Treffen der wirtschaftlichen und politischen Elite seien ein nettes, folgenloses Plauderründchen mit Schampus und Kaviar, der glaubt auch noch an den Weihnachtsmann, wenn die Welt ringsum in Schutt und Asche liegt.“

Frank Schmidt-Hullmann aus Hoyerhagen:

„Die Polizei in Sachsen hat eigentlich Wichtigeres zu tun, als diesen Zirkel zu schützen. Getreu dem heimlichen Motto der Bilderberger „Staatliche Leistungen streichen, Steuern runter, alles privatisieren“ sollte er selbst für seine Sicherheit sorgen müssen. Die Geheimniskrämerei der Bilderberger hat einen guten. Grund. Vor allem dieser Klub hat die forcierte Globalisierung, die neoliberale Wende und die Entfesselung der Finanzmärkte vorgedacht und politisch verabredet. Für sie ein schöner Traum, der für Millionen anderer Menschen zum Albtraum wurde. Demokratische Kontrollen wurden dabei umgangen und ausgeschaltet. Zirkeln wie diesen sollten demokratische Politiker fernbleiben.“

Diskussion: frblog.de/bilderberger

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14 Kommentare zu “Die Geheimniskrämerei der Bilderberger

  1. Moin lieber Herr Büge/“Bronski,

    erfreulicherweise widmen Sie dem Bilderberg-Treffen die Seiten 2 und 3 der Frankfurter Rundschau vom 9.6.16 ein. Haben wir noch eine Demokratie, oder entscheidet diktatorisch das Geld, wie wir zu leben und zu sterben haben?

    Völlig abstruse Entscheidungen werden getroffen: Atomkraftwerke setzen krebserzeugende Radioaktivität frei. Sie gefährdet alles Leben, und das noch Millionen Jahre nach unserer Generation. Fossile Kraftwerke und Autos verschmutzen unsere Atemluft mit Giften. Und sie verbrennen buchstäblich unsere Atmosphäre. Dürre, Überschwemmung, Armut, Krankheit, Hunger drohen, vielleicht sogar das Ende der Biosphäre. Regenerativ erzeugte Energie macht dies nicht. Sie ist sauber. Sie ist leise. Sie schafft Arbeitsplätze. Sie läßt Geld in Milliarden Taschen fließen, statt Milliarden in ganz wenige Portemonnaies. Zucker macht dick und Karies. Tabak verursacht Lungenkrebs und Herzinfarkte. Die Reichen werden immer reicher. Und die Armen immer ärmer. Waffen werden aus Profit verkauft. Flüchtlinge ersaufen im Mittelmeer. Eine lange und bei weitem nicht vollständige Liste menschenverachtender Politik sogenannter westlicher Demokratien. (Ich bin 52-jähriger Ostfriese, also in Westdeutschland aufgewachsen, und überzeugter Anhänger einer echten (!) westlichen Demokratie.)

    Die Mehrheit der Menschen möchte leben. Und sie möchte gut leben. Und sie möchte, daß alle anderen auch gut leben können. Deshalb will eine überwältigende Mehrheit, daß Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Ebenso die fossilen Kraftwerke. Sie möchte ein eigenes Dach über dem Kopf,
    vielleicht mit selbst photovoltaisch erzeugtem Strom. Sie möchte keinen Karies, keine Herzinfarkte und keinen Lungenkrebs. Und sie möchte nicht, daß Menschen ertrinken oder verhungern oder erschossen werden.

    Diese Mehrheit könnte Politiker wählen, die sich diese menschen- und lebensfreundlichen Ziele auf ihre politische Agenda schreiben und konsequent umsetzen.

    Doch was passiert, wenn die gewählten Politiker im Parlament sitzen, ob sie sich nun christlich nennen, sozialdemokratisch, grün oder was auch immer? Eine absolute Katastrophe spielt sich dann immer wieder von neuem ab: Menschen mit sehr viel Geld organisieren professionelle Manipulateure, die skrupellos Politiker aller Parteien umdrehen und für
    ihre egoistischen Ziele des Nochmehrgeldverdienens einsetzen. Ich als Arzt kenne das Problem persönlich. Ich wundere mich, welchen gefährlichen und teuren Schrott Kolleginnen und Kollegen verschreiben, nur weil vorher Pharmavertreter ihnen die Türen eingerannt haben.

    Ich habe immer gedacht, daß man für eine menschenfreundliche Welt den Neoliberalismus bekämpfen müßte und die SPD wieder resozialdemokratisieren. Doch das eigentliche Problem ist wahrscheinlich die Lobbykratie (wie im gleichnamigen Buch von Markus Balser und Uwe
    Ritzer anschaulich beschrieben). Lobbyismus und Korruption machen aus den fähigsten und engagiertesten Leuten willfährige Handlanger der Konzerne. Die zentrale Schraube, an der man drehen muß, um Politik für die Menschen zu machen, ist deshalb wohl: Dafür sorgen, daß Politik
    demokratisch entschieden wird und nicht durch manipulative Lobbyisten, die hinter verschlossenen Türen Politiker kaufen. Eine schöne Aufgabe für die Frankfurter Rundschau!

    Diesen Punkt (Lobbykratie) werde ich nächste Woche in einem Gespräch mit
    einem SPD-Landtagsabgeordneten anreißen dürfen. 🙂 Ich bin dann
    Lobbyist für Demokratie! 😉

  2. Bereits im Jahre 1977 ist ein Roman von Bernt Engelmann mit dem Titel „Hotel Bilderberg“ erschienen, der die dubiosen Machenschaften dieses Zirkels beleuchtet hat.
    Wie Frank Schmidt-Hullmann schreibt, hätte die sächsische Polizei Wichtigeres zu tun als diese „Konferenz“ zu schützen, aber es ist ja leider durch viele Beispiele bekannt, wen die sächsische Polizei und Justiz schützt, und wen sie belastet.

  3. Frau von der Leyen, deutsche Ersatz-Königin, soll sich ja angesagt haben und auch der Herr der inneren Unsicherheit Thomas de Maizière sowie die schwarze Null Wolfgang Schäuble. Sind wohl von Königin Mutti geschickt, um aufzupassen, was da ohne sie so alles verhackstückt wird, da sie ja nicht dabei sein darf, da sonst ja die Überraschung für sie weg ist, welchen Schweinereien, die dort von den sogenannten Eliten gegen die Bevölkerung beschlossen werden, sie im Nachhinein ohne zu wissen, worum es sich handelt oder ohne es geprüft zu haben, ihre Zustimmung gibt. Sonst ist ja der Spass für sie ganz weg! Apropos „Eliten“. Habe gelesen, dass es dabei um Menschen handeln soll, die sich durch höhere Moral und besonderer persönlicher Integrität gegenüber der Masse der Bevölkerung als Elite darstellen……… Bekomme jetzt nach einem halbstündigen sehr schweren Lachanfall endlich wieder Luft zum Weiterschreiben. Machtgeile Menschen, Lügner, Betrüger, Sozialkrüppel, die auf Kosten der Bevölkerung leben und sich bereichern sowie Politiker und Ministerialbeamte, die das möglich machen, können keine Elite sein, da Integrität lt. Duden Makellosigkeit, Unbescholtenheit und Unbestechlichkeit bedeuten, Im Übrigen verstehe ich überhaupt nicht, wieso die paar Hanseln um ihr bisschen Leben derart Angst haben, dass man sie mit ca. 400 Polizisten schützen muss – wovor eigentlich? Vielleicht dass ein Hartz 4 Bezieher an das Buffet kommt und drei Filet Mignon weg futtert? 400 Polizisten je 5 Tage Einsatz sind 2.000 Personentage, die bezahlt werden müssen. Dämliches Volk, bezahlst auch noch für die sogenannten Eliten, die dir das Fell über die Ohren ziehen.

  4. Nanu?
    Keinerlei Informationen, nur Verdächtigungen?

    Fakt ist, daß man nicht weiß, was die Bilderberger verhandeln. Genügt dies Nichtwissen schon zum Verdacht und zur Verurteilung?

    Als gäbe es nicht zur Genüge linke und rechte Zirkel, die sich in Klausur zusammenfinden, um Strategien zu entwickeln und abzusprechen.

    Es gilt die Versammlungsfreiheit.

    Weshalb ein Schutz dieser Versammlungen notwendig ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Allenfalls wäre eine Gleichheit einzufordern.

    Was bitte gibt Anlass zu der Vermutung, das Bildeberger-Treffen wäre verwerflich, wenn es keinerlei Informationen über dessen Beschlüsse gibt?

    Verschwörungstheorie, -theora, -theordumm…

    Vielleicht, bun, sind es ja tatsächlich Menschen, die sich durch höhere Moral und Integrität auszeichnen?

    Sie wissen es nicht, aber Sie und viele andere gehen vom Negativen aus…

    Selbstverständlich ist im demokratischen Sinne dem Bilderbergerkreis mangelnde Transparenz anzulasten, aber ist es nicht sehr kindisch, sich darüber zu beklagen, daß man dort nicht mitreden und hören darf?

    Die Bilderberger dürfen auch in vielen anderen Zirkeln nicht mitreden und mithören, die sich andererwärts zusammenfinden und diese sind in gleichem Maße geschlossen und intransparent.

    Versammlungsfreiheit eben…

  5. Ui ui ui, habe ich da Herrn Flessner als Betroffenen um den Schlaf gebracht, dass er um diese Uhrzeit glaubt, noch einen schlauen Spruch loswerden zu müssen? Nein, Herr Flessner, ich hatte in meinem Leben noch niemals einen Sündenbock benötigt oder benutzt (vielleicht war mein Leben deshalb so lehrreich, da ich deswegen einige Male an die Wand gelaufen bin, weil ich zu meinem Tun stand und stehe). Was mich so ankotzt ist, dass gerade diese Klientel alles auf Kosten anderer haben will! Bestes anderes Beispiel ist Herr Buffier mit seiner jährlichen Jagdveranstaltung für die armen Wohlhabenden, die der Bürger bezahlen darf. Was hindert diese Menschen eigentlich daran, für ihr eigenes Wohl und ihre Sicherheit zu sorgen? Muss ich doch auch, wenn ich ein angefeindetes Arschloch bin, mich mit meinen Freunden und Bekannten treffe und für deren Sicherheit zu sorgen habe – oder? Könnte ja mal versuchen, die Security-Kosten für meine Privatparty von der Schwarzen Null bezahlen zu lassen. Im Übrigen zielte meine Kritik nicht speziell auf Politiker, sondern auf alle, die auch nur irgendwie auf Kosten anderer leben (vor allem die, die es von den nach Ihrer Meinung Beschimpften, noch hinten rein geschoben bekommen.

  6. zu: BvG sagt: 19. Juni 2016 um 0:11
    „Nanu? Keinerlei Informationen, nur Verdächtigungen?“
    Möglicherweise.
    „Fakt ist, daß man nicht weiß, was die Bilderberger verhandeln.“
    Richtig.
    „Genügt dies Nichtwissen schon zum Verdacht und zur Verurteilung?“
    Nennen Sie bitte Verdacht und Verurteilung.
    „Als gäbe es nicht zur Genüge linke und rechte Zirkel, die sich in Klausur zusammenfinden, um Strategien zu entwickeln und abzusprechen.“
    Richtig; die gibt es zur Genüge.
    „Es gilt die Versammlungsfreiheit.“
    Ja; gottseidank !
    „Weshalb ein Schutz dieser Versammlungen notwendig ist, entzieht sich meiner Kenntnis.“
    Wozu benötigt man dazu dann 2.000 Personentage? Ist doch eine Privatveranstaltung – oder?
    „Allenfalls wäre eine Gleichheit einzufordern.“
    Gleichheit womit bitte?
    „Was bitte gibt Anlass zu der Vermutung, das Bildeberger-Treffen wäre verwerflich, wenn es keinerlei Informationen über dessen Beschlüsse gibt?“
    Sagen Sie bitte, wo etwas Verwerfliches steht; ich weiss noch nicht einmal, ob da Beschlüsse am Ende stehen.
    „Verschwörungstheorie, -theora, -theordumm…“
    Totschlagargument; ich bin nicht dumm!
    „Vielleicht, bun, sind es ja tatsächlich Menschen, die sich durch höhere Moral und Integrität auszeichnen?“
    Hier könnten Sie ein klein wenig recht haben, da die aktuelle Liste noch nicht veröffentlicht ist. Was aber die Liste der „wesentlichen Teilnehmer“ seit Beginn an angeht, ist es mir sehr schwer gefallen, einen zu finden, den ich spontan mit höherer Moral hätte auszeichnen können.
    „Sie wissen es nicht, aber Sie und viele andere gehen vom Negativen aus… „
    Erfahrung aus der Vergangenheit. Immer dort, wo geheim verhandelt wurde, ist am Ende für den zahlenden Bürger bzw. den abhängig Beschäftigten nur Negatives herausgekommen, weil diese Beschlüsse nicht nachvollziehbar bzw. transparent sind. Bestes Beispiel derzeit: CETA / TTIP. Geheim, intransparent, zum Vorteil für Unternehmer, zum Nachteil für Bürger, die zahlen müssen, wenn es in die Hose geht.
    „Selbstverständlich ist im demokratischen Sinne dem Bilderbergerkreis mangelnde Transparenz anzulasten, aber ist es nicht sehr kindisch, sich darüber zu beklagen, daß man dort nicht mitreden und hören darf?“
    Schon wieder eine Beleidigung. Wie schon erwähnt, bin ich weder dumm noch kindisch. Und weder bin ich neidisch, noch will ich mitreden, weil ich solche Veranstaltungen zur Genüge kenne. War lange Jahre selbst Entrepreneur in meinem Job und glauben Sie mir, dass die einzigen Strategien in solchen Zusammenkünften die sind, die Politiker über den Leisten zu ziehen, dass die Vorhaben in Gesetze umgewandelt werden, dass Geld in die Kassen fliesst und der Bürger das Nachsehen hat und die Kosten trägt.
    „Die Bilderberger dürfen auch in vielen anderen Zirkeln nicht mitreden und mithören, die sich andererwärts zusammenfinden und diese sind in gleichem Maße geschlossen und intransparent.“
    Ja, hier gebe ich Ihnen vollkommen recht. Die meisten Lobbyisten treffen sich ja auch privat, um zu verabschieden, was sie den Politikern dann im Nachgang als Gesetze diktieren und diese verabschieden lassen. Hier riecht es m. E. ein klein wenig danach, dass durch Beteiligung von Politikern die ganze Sache so ein bisschen „offiziell“ und transparent gestaltet werden soll nach dem Motto: ….dann sind die Dinge ja eh vermeintlich offengelegt und wenn Politiker teilnehmen, muss die Polizei uns ja schützen… clever gemacht; aber leider gibt es Menschen, die mitdenken.
    „Versammlungsfreiheit eben“
    Ja. Zustimmung.

  7. @bun

    Sie waren nur in dem einen Satz persönlich angesprochen. „„Vielleicht, bun,…Sie wissen es nicht…“

  8. Politische Entscheidungen müssen von gewählten, unabhängigen Volksvertretern im Interesse der gesamten Gesellschaft getroffen werden und von sonst keinem. Es ist nur leider zu fürchten, dass es diese unabhängigen Politiker, die sich nur dem eigenen Gewissen verpflichtet fühlen, kaum gibt.
    Und da erhebt sich die Frage, wem das anzulasten ist. Den Lobbyisten oder den Politikern selbst? Es ist doch traurig, dass offenbar so gut wie jeder sich kaufen lässt, wenn der Preis nur hoch genug ist und die persönlichen Bedürfnisse befriedigt. Er muss nicht einmal materiell messbar sein, er kann sich auch in Karrierevorteilen manifestieren.
    Das ist eben genau das Problem: Verführer können nur erfolgreich sein, wenn die zu Verführenden mitmachen. Warum lassen sich denn Politiker, meistens denkende und eigentlich verantwortungsbewusste Menschen, von professionellen Manipulatoren umdrehen? Und warum, Ralf-Michael Lübbers, schaffen es so viele Menschen nicht, sich ihrer Gesundheit zuträglich zu ernähren und einen gesunden Lebensstil zu pflegen, was zu Verfettung, Diabetes und Herzinfarkten führt? Kann man das alles allein den Verführern anlasten, oder trägt nicht der Einzelne selbst die Verantwortung für sein Tun und Lassen?
    Offenbar sind der Egoismus, die Habsucht und die Bequemlichkeit – leider – fest in den Genen der Menschheit verankert. Ausnahmen, die dann als herausragende Wohltäter gepriesen werden, bestätigen die Regel.

  9. Ergänzung, gerichtet an Ralf-Michael Lübbers

    Sicher möchte die Mehrheit unserer Bevölkerung saubere Luft einatmen. Wie ist dann aber die stetige Zunahme von SUVs auf unseren Straßen zu erklären? Der Einzelne ist eben selten bereit, im Interesse einer sauberen Umwelt seine persönlichen Konsumwünsche zurückzustellen.

  10. Moin zusammen,

    stand etwas unter positivem Stress, da unser Sohn seine Abi gemacht hat 🙂

    Zu Brigitte Ernst,

    warum lassen sich Menschen verführen? Sind die Verführer Schuld, oder die Verführten?

    Ich möchte den Kernsatz voranstellen, da der Text etwas lang geworden ist (tut mir leid, Herr Büge/Bronski“:-)

    Es kommt darauf an, die Bedingungen (Regeln) zu schaffen, damit sich das Gute im Menschen entfalten kann und wir (die Gesellschaft) geschützt werden.

    Ich denke, sowohl als auch (Verführer und Verführte sind beide Schuld). Das Wichtigste ist glaube ich, daß man sich selbst darüber im Klaren sein muß, daß es Manipulation gibt. Das schützt vielleicht ein bißchen.

    Ich habe als junger Mensch hoch interessiert eine TV-Serie über Manipulationen verfolgt, die mich für das Thema sensibilisierte. Und mein 10 Jahre älterer Bruder hatte die Zeitschrift „test“ abonniert, die bei meinen Eltern ankam und ich mit 14 oder so mitlas. Ich gewann den Eindruck, es ist nicht alles Gold, was glänzt. Und: Ich als Laie kann nur eingeschränkt beurteilen, ob ein Produkt oder eine Dienstleistung nützlich und preiswert ist oder nicht. Und Immanuel Kant hat mich beeindruckt (80er Jahre „stern“-Buch „Deutschland deine Denker“). „Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, würden sie urteilen müssen, die Dinge, welche sie dadurch erblicken, seien grün. Und niemals würden sie entscheiden können, ob das Auge ihnen die Dinge zeigt, wie sie sind, oder ob es ihnen (den Dingen) nicht etwas hinzufügt, was nicht den Dingen, sondern den Augen gehört. Genauso verhält es sich mit dem Verstande: Wir wissen nicht, ob das, was wir Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit ist, oder ob es nur so scheint.“ Das finde ich so gut, daß ich es auswendig gelernt habe.

    Es ist wichtig, schon Kinder auf das Problem Manipulation aufmerksam zu machen. Man läßt sich eher verführen, wenn man nicht weiß, daß es Verführung gibt.

    Das Wissen um diesen Umstand schützt aber nicht ausreichend. Es gibt Studien, die zeigen, daß Ärzte wissen, daß die Pharmaindustrie sie verführen will. Die meisten Ärzte halten alle Kolleginnen und Kollegen für verführbar, nur nicht sich selbst. Weil sie ja um die Problematik wissen. Jeder ist ein guter Autofahrer. Nur alle anderen fahren wie die Idioten. Usw et cetera pp…

    Wir Menschen sind alle manipulierbar. Wir haben die Gene dafür. Wir haben alle gute und böse Anteile in wechselnder Ausprägung (sehr schön beschrieben im Buch „Anatomie der menschlichen Destruktivität“ von meinem Lieblingsautor Erich Fromm). Es geht nicht darum, böse Menschen „abzuschaffen“ (das wäre selbst böse) oder das Böse im Menschen abzuschaffen (das ist illusorisch). Sondern, und jetzt kommt mein Kernsatz zum Thema: Es kömmt darauf an, die Bedingungen (Regeln) zu schaffen, damit sich das Gute im Menschen entfalten kann und wir (die Gesellschaft) vor dem Bösen im Menschen geschützt werden. (Das ist jetzt etwas pastoral geworden, was gar nicht mein Beruf ist.)

    Was ist gut, was ist böse? Ich denke, was dem Leben und der Lebendigkeit (auch der belebten Natur) nutzt, ist „gut“. Und was ihm schadet, ist „böse“ (oder schlecht). Daran orientiere ich mich persönlich.

    Wie kann die Gesellschaft entscheiden, was gut ist und was böse?

    Es muß Grundrechte geben, die für jeden gelten und durchgesetzt werden müssen, ob eine Mehrheit dafür oder dagegen ist. Dazu gehört nach meiner Auffassung zwingend das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Eine Mehrheit von Idioten kann nicht einfach entscheiden, Gladiatorenkämpfe wieder einzuführen. Außerdem ist das Recht auf Wahrheit(ssuche) und freie Meinung essentiell.

    Lobbyisten zerstören die Wahrheitssuche. Sie, und natürlich die Korrupteure, gehören eingehegt. Sie dürfen ihre Meinung vertreten. Aber dies transparent für alle Beteiligten („ich weiß, was du mit dem Politiker besprochen hast“) und mit Waffengleichheit („one man one vote“, nicht „one dollar one vote“).

    Das dies nicht passiert, ist nach Gewaltausübung das Schlimmste für die Demokratie!!

    Wenn eine Gruppe von Menschen zu viel besitzt, kann sie Macht ausüben. Geld ist Macht. Zu viel Geld ist zu viel Macht. Sie kann Menschen zu absurden Entscheidungen manipulieren, wie zm Beispiel, sich selbst umzubringen.

    Wenn die Tabakindustrie nicht so wahnsinnig viel Geld in Manipulation stecken würde (von Zusatzstoffen in Zigaretten, die die Sucht befördern, über Werbung für ihr Produkt bis hin zu besagtem Lobbyismus und Korruption), gäbe es weniger Raucher. (Zum Thema sei das Buch „Das Geschäft mit dem Tod“ von Hamburger Wirtschaftsprofessor Michael Adams empfohlen, Verlag zweitausendeins, und nur über diesen Verlag erhältlich, komisch…)

    Verführung zu unsinnigen Entscheidungen läuft auch in kleinen Gruppen. Mein Sohn war (wie sein Vater:-) überzeugter Fahrradhelm-Träger. Er hat mal einen am Kopf schwer verletzten Radler gesehen. Irgendwann kam mein sozial sehr kompetenter Sohn weinend an, weil er als Helmträger gemobbt würde. Seitdem trägt er das Ding nicht mehr. Da hilft auch kein 1,3 Abitur. Druck.

    Witzig ist das „Sandalen-Problem“. Sandalen (wie ich sie trage, weil sie bequem und luftig sind) geht für Auricher Schüler gar nicht. Selbst wenn man extremst eingewachsene Zehennägel hat, muß man bei Todesstrafe? unbedingt schwitzige Turnschuhe tragen, die von ausgebeuteten Asiaten hergestellt wurden. Letzte Literaturempfehlung: „No Logo“ von Naomi Klein. No Logo war in 13 Jahren kein Thema in der Schule von unserem Sohn.

    Ich sehe gerade noch das Wort „Konsumwünsche“ in Ihrem Kommentar, liebe Frau Ernst. Ich brauche keinen SUV. Ich fahre kurze Strecken lieber mit dem Rad als mit dem Auto. Bis zu meiner Arbeitsstelle sind es 20 km. 18 davon sitze ich in einem Bus und lese die Frankfurter Rundschau. Oder unterhalte mich mit Leuten im Bus, wovon manche auch die FR lesen (obwohl der Regionalteil echt uninteressant ist, die Ostfriesischen Nachrichten bieten da sehr viel mehr;-). Wenn ich beruflich ein Auto brauche, ist es ein bequemer VW Polo mit Sportsitzen. Da brauche ich keine Piepser, wenn ich irgendwo einparke. „Haben oder sein“, Erich Fromm. Bin mehr für letzteres. Die Gier ist unersättlich. Manche Menschen kaufen sich Dinge, die sie nicht brauchen, von Geld, das sie nicht haben, um damit Leuten zu imponieren, die sie nicht mögen. Sollen sie:-)

  11. Noch kurz etwas zur „Kompetenz“ von Lobbyisten. Manche behaupten, Politiker müßten von Industrievertretern „beraten“ werden, damit sie gute Entscheidungen treffen können. Ich habe mal bei einem niedergelassenen Facharzt für Innere Medizin gearbeitet, der war auch Facharzt für Pharmakologie. Der hat für eine große Firma Medikamente entwickelt. Einmal berichtete eine attraktive Pharmavertreterin eloquent von irgendwelchen Rezeptoren, die mir völlig unbekannt waren, und das ihr Medikament so wahnsinnig gut auf diese Rezeptoren einwirken würden, und das auch die Harnsäure als Zugabe gesenkt wird. Ich fühlte mich klein und dumm. Mein Chef sagte mir, Michael, du kannst im anderen Sprechzimmer Patienten weiter behandeln. Das tat ich. Dann kam ich zurück. Was sah ich? Mein Chef saß auf einem Stuhl, über seinen Schultern war ein Handtcu ausgebreitet, und die eloquente Pillenverkäuferin schnitt ihm die Haare. Die war nämlich ursprünglich Friseuse von Beruf. Eine Friseuse erklärte einem Pharmakologen, warum er am besten Medikamente ihrer Firma aufschreiben könne. Nämlich weil er dann anschließend schönere Haare hatte. Für umsonst.

  12. @Michael Lübbers
    Wie stellen Sie sich das konkret vor mit den Lobbyisten? Was heisst „einhegen“ in diesem Zusammenhang? Gilt dies für alle Lobbyisten, also auch für die Gewerkschaften, die Kirchen, Greenpeace oder unterscheiden Sie da auch nach guten und bösen Lobbbyisten?

  13. Moin Herr Flessner,

    es ist nicht leicht, gut und böse zu definieren. Da gibt es immer das Risiko der Diktatur des Guten im Sinne von andere zum Glück zwingen wollen (alle sollten Nichtraucher und schlank werden…). Deshalb sollten die Regeln für alle Lobbyisten gelten. Vielleicht mit der von mir oben erwähnten Einschränkung, daß wichtige Grundrechte zu beachten sind und z.B. die Gladiatorenkämpfervereinigung überhaupt keine Stimme bekommt. Ansonsten sind die Regeln: Transparenz (wer redet mit wem worüber); gleiches Recht (z.B. Redezeit) für alle im Sinne von Redezeit nach Stimmenzahl und nicht nach Geld; keine Übervorteilung von Politikern z.B. durch Spenden; kompetente Interessenvertreter (Ärzte reden für Ärzte und Schornsteinfeger für Schornsteinfeger und nicht Juristen für alle Interessengruppen);

    Grundsätzlich bin ich persönlich der Meinung, daß man keine Lobbyisten braucht. Lobbyisten sind Egoisten. Als Arzt kann ich mich z.B. über nicht interessengebundene Quellen zu Gesundheitsthemen informieren wie das arznei-telegramm und DER ARZNEIMITTELBRIEF, ich brauche keine Pharmavertreter; und als Verbraucher z.B. über die Zeitschrift test. Und in der Politik wäre es gut, wenn der wissenschaftliche Dienst (heißt glaube ich so) die Politiker umfassend und neutral zu Themen informiert. Dafür müßte der wissenschaftliche Dienst natürlich finanziell angemessen ausgestattet und interessenungebunden sein.

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