Heldenstatus für Snowden

Prism, Tempora und jetzt XKeyscore – die NSA nutzt die Möglichkeiten, die das Internet ihr bietet, wirklich sehr effizient und gründlich. Der „Guardian“ wartet mit neuen Veröffentlichungen aus dem Snowden-Material auf, und Spiegel Online hat einen umfangreichen Artikel dazu, den ich allen Interessierten ans Herz lege. XKeyscore sei ein „System zur Ausnutzung von Digital Network Intelligence / Analysestruktur“, schreibt SpOn. (Hier eine Zusammenfassung auf FR-online.)

„Es ermöglicht es, Inhalte digitaler Kommunikation nach sogenannten starken Suchkriterien zu durchsuchen (zum Beispiel einer konkreten E-Mail-Adresse), aber auch nach ‚weichen Kriterien‘ (etwa der benutzten Sprache oder einem bestimmten Such-String).  Das System erlaubt zudem die Erfassung von ‚Ziel-Aktivität in Echtzeit‘ und bietet einen ‚durchlaufenden Pufferspeicher‘, der, Zitat, ‚ALLE ungefilterten Daten‘ umfasst, die das System erreichen. Am Ort der Datenerfassung werden demzufolge alle Internetinhalte erfasst und auf Basis ihrer Metadaten indexiert – so dass sie anschließend bequem mit entsprechenden Suchanfragen durchforstet werden können.“ Das heißt: Die NSA besorgt sich eine Komplettkopie des gesamten Traffics in einem ausgespähten Land.

SpOn gibt auch Beispiele dafür, wer bei dieser Technik, gegen die die gute alte und bekanntlich ebenfalls effiziente Rasterfahndung ein archaisches Kinderspielzeug, ins Fadenkreuz der Verdächtigung kommen kann: Praktisch jeder. Beispielsweise jeder, der jetzt – u.a. wegen des Ausspähskandals – Verschlüsselungstechniken benutzt. Jeder, der im Netz nach Inhalten sucht, die die NSA für verdächtig hält. Ob mir wohl gerade – metaphorisch gesprochen – über die Schulter geschaut wird, während ich dies schreibe? Denn ich habe für diesen Text den Suchbegriff „Snowden“ benutzt, um mir von meiner Suchmaschine mal einen Überblick über die Nachrichtenlage zu verschaffen. Allerdings benutze ich nicht mehr Google, sondern die niederländische Suchmaschine ixquick.com, die keine Daten über ihre Nutzer sammelt. Sie sei hiermit Ihnen allen empfohlen.

Auch deutsche Geheimdienste setzen XKeyscore ein. Der Verfassungsschutz etwa testet das System, hat aber angeblich keinen Zugriff auf die Datenbanken. Man darf sich fragen, wie realistisch das wohl ist, denn bei allem, was ich oben geschrieben habe, geht es um den Status Quo von 2008! Wenn das Bundesamt für Verfassungsschutz tatsächlich fünf Jahre für einen solchen Test braucht, dann darf man sich wegen des NSU nicht mehr wundern.

Und was wusste bzw. weiß die Bundesregierung? Pofalla, der Kanzleramtsminister, zuständig für die Überwachung der Geheimdienste? Diese Zusammenarbeit der deutschen Geheimdienste mit der NSA dürfte ihm nicht entgangen sein. Und was wusste demnach die Kanzlerin?

Jürgen Hempel aus Lüneburg meint:

„Menschen neigen dazu Gewesenes schnell zu vergessen. Mit den Kampfeinsätzen gegen die Taliban geriet auch Deutschland in das Fadenkreuz der Terrorgruppe Al Kaida. Persönlich bin ich Herrn Frank- Walter Steinmeier ( SPD ) dankbar, dass er als damaliger Kanzleramtsminister massiv dafür einsetzte, dass es in Deutschland keine politischen Anschläge gab. Auch Thomas Oppermann ( SPD ) ist vergesslich, macht stattdessen Wahlkampf mit den Ereignissen. Dabei hat die SPD eine nachrichtendienstliche Vergangenheit. Nach dem 11. September 2001 sicherte Kanzler Gerhard Schröder den Amerikanern uneingeschränkte Solidarität zu. Und der damalige Innenminister Otto Schily ( SPD ) erweiterte die Befugnisse des Geheimdienstes. Das am 01. Januar 2002 in Kraft getretene Terrorismusgesetz sieht u.a. vor, dass BND, MAD und Verfassungsschutz Daten von Telekommunikation anfordern dürfen. Selbst Flugdaten von Passagieren werden den Amerikanern übermittelt. Auch Andrea Nahles, die seit 2003 dem SPD- Präsidium angehört will von diesen Dingen nichts wissen. Und Hans- Christian Schröbele ( Grüne )seit 1998 in politischer Verantwortung hat keinen blassen Schimmer von diesem Gesetz Auch sollte Jedermann wissen, dass jeglicher Telefon- und Internetverkehr, der deutsches Hoheitsgebiet verlassen hat ausgespäht werden darf. Für soziale Netzwerke, wie Facebook, die mit ihren Firmensitz in den USA ansässig sind, gelten die dortigen Gesetze. Und nach amerikanischen Recht ist der Zugriff zulässig.“

Dr. Albrecht Thöne aus Schwalmstadt:

„Wenn uns unsere Kanzlerin in diesen Tagen geradezu beschwörend einzureden versucht, es sei „der kalte Krieg längst zuende“, so ist das Gegenteil richtig. Wir befinden uns schon seit langem in einem neuen kalten Weltkrieg besonderer, vor allem wirtschaftlicher Art, der leider auch die westliche Welt spaltet. Die Methoden dabei gehen offensichtlich über die von ehrbaren Kaufleuten weit hinaus. Anders ist es gar nicht zu verstehen, dass wir amerkanischen Geheimdienstkreisen als „Verbündete dritter Klasse“ oder gar als auszuspähende Feindnation gelten. Anders ist es gar nicht zu verstehen, dass sich z.B. irische Banker über unsere großzügigen Rettunsschirme nass lachten. Und andersist es auch gar nicht zu verstehen, dass die USA mehreren unserer letzten Verteidigungsminister eine millionenteure aber untaugliche Drohne aufschwatzen konnten. Nein, „ein Berliner“ ist jener Barack Obama nun weiß Gott nicht – könnte er sich doch mit seinen Leuten jede x-beliebige SMS-Turtelei jedes x-beliebigen deutschen Liebespaares zu Gemüte führen.
Deshalb wird auch eine zukünftige aufgeklärtere Geschichtsschreibung selbstverständlich Edward Snowden und Julian Assange Heldenstatus zubilligen: Wer denn, wenn nicht solche Persönlichkeiten soll den für blöd gehaltenen Massen einen Hauch von Wahrheit vermitteln? Leider spielt in diesem Spiel die Person an der Spitze unseres Staates, die angeblich „mächtigste Frau der Welt“, eine recht dubiose, geradezu gartenzwerghafte Rolle.“

Roland Klose aus Bad Fredeburg:

„Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Ausspäh-Schland.
NSA darf nicht anstreben
Macht im Netz und im Verstand.
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Freundes Unterpfand.
Blüh im Glanze dieses Stückes,
Blühe, deutsches Vaterland!“

Diskussion: frblog.de/snowden-2

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17 Kommentare zu “Heldenstatus für Snowden

  1. Was mich in diesen Tagen zunehmend fassungslos macht ist die Tatsache, wie die so genannte einzig verbliebene Supermacht, durch die Snowden-Enthüllungen regelrecht außer Rand und Band gerät. Ein junger Mann von 30 Jahren hat es tatsächlich geschafft, die großen USA zum Wackeln zu bringen. Es ist u.a. schlicht peinlich, wie die USA von dem lupenreinen Demokraten, Putin, wie ein kleiner, dummer Junge vorgeführt werden, und sich zunehmend lächerlich machen. Außerdem offenbaren die USA, durch mehr als nur fragwürdige Äußerungen hoher Regierungsmitglieder, eine demokratische und rechtsstaatliche Gesinnung, die ich für erschreckend halte. Doch zu alle dem ist in Deutschland, von der Politik und weiten Teilen der Medien, nicht viel zu hören. Der große Bruder darf nicht kritisiert werden. Die politische und mediale Szene besteht weitgehend aus Verständnis, Rücksichtsnahmen, Relativierungen und belanglosem Geschnattere.

    Wenn z.B. der US-Justizminister seinem russischen Amtskollegen in einem offenen Brief verspricht, dass Snowden in den USA weder die Todesstrafe noch Folter zu erwarten habe, und man ihn doch bitte an die USA ausliefern möge, hätte ich erwartet, dass ein politischer und medialer Aufschrei in diesem Lande erfolgen würde. Doch nix ist passiert. Scheint alles normal zu sein. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ausgerechnet den Russen, die ja nun nicht gerade die Erfinder der Menschen- und Bürgerrechte sind, versprechen die USA, sozusagen hoch und heilig, den Snowden nicht zu foltern, und auch nicht zum Tode zu verurteilen. Das ist einfach unglaublich. Daraus schließe ich, zumal es die barbarische, mittelalterliche Todesstrafe in den USA ja tatsächlich immer noch gibt, dass dort auch gefoltert wird, denn warum sollte der Justizminister etwas versprechen, was es nicht gibt. Die USA foltern also, und nicht nur in Guantanamo, Abu Graib usw.. Aber so richtig wirklich wird das in Deutschland gar nicht thematisiert bzw. nachgefragt. Wäre ja auch alles Antiamerikanismus. Noch so ein dolles Dingen aus den letzten Tagen: US-Außenminister John Kerry hat den Sturz des durch demokatische Wahlen an die Macht gekommenen ehemaligen ägyptischen Präsidenten Mursi mit den Worten verteidigt: „Letztlich wurde dadurch in Ägypten die Demokratie wiederhergestellt“. Eine solche Aussage schlägt doch allen demokratischen Fässern dieser Welt den Boden aus. Aber dem großen Bruder darf natürlich nicht widersprochen werden, auch nicht vom kleinen Guido oder überhaupt. Merke: Wenn in arabischen oder islamisch geprägten Ländern demokratische Wahlen nicht so ausgehen, wie „wir“ uns das vorstellen, wird die Demokratie eben außer Kraft gesetzt. Punkt. Der helle Wahnsinn, aber alles natürlich völlig normal.

    Was da z.Z. bei den so genannten westlichen Wertegemeinschaftlern, unter Führung des Oberwertegemeinschaftlers, USA, stattfindet, hat immer weniger mit Demokratie und Rechtsstaat zu tun. Und das bezieht sich nicht nur auf die offensichtlich demokratiefeindlichen Nachrichten- und Geheimdienste. Der Finanzterrorismus wütet weiter, und die mittlerweile in allen Lebensbereichen eingesickerte neoliberale Seuche ist offenbar nicht mehr zu bremsen oder gar zurückzudrehen. Die Politik schaut bei allem hilflos zu, verharmlost, wiegelt ab, und erschöpft sich in dümmlichen Worthülsen und Phrasen. Apropos Terrorismus. Aktuell hat der große Bruder, zeitlich und situativ passend, weltweit vor Anschlägen der Al Kaida gewarnt. Damit sind natürlich nicht die täglichen Anschläge in den von den USA und ihren Willigen „befreiten“ Ländern gemeint. Terror ist immer das, was die Anderen machen, denn das sind die Bösen. Wer weiß, vielleicht wird in den nächsten Tagen verbreitet, dass der Bin Laden auferstanden sei, denn dann stimmt der „Terrorkurs“ bzw. das Feindbild wieder. …

  2. Es ist nicht gerade neu , daß sie in der Union zu einem unkritischen Pro-Amerikanismus neigen , die oben zitierte „gartenzwergartige“ Servilität aber überrascht schon ein wenig , selbst von Kohl hatten wir die so nicht gekannt.

    Lieber Schnauze halten aufgrund langjähriger Mitwisserschaft? Oder einfach nur der schon früher zur Schau getragene Hang Merkels , den Amis vielleicht ein bißchen zu tief zu Füßen zu liegen?
    Das Ergebnis ist auf jeden Fall die angesprochene Mißachtung europäischer und deutscher Belange , und in dem Zusammenhang darf sich auch die Bevölkerung mal fragen lassen , ob es Sinn macht , einen Präsidenten oder einen Kandidaten immer gleich zum Messias hochzujubeln und in ihm den Welterlöser zu sehen , sowas führt im besseren Fall zu einer großen Enttäuschung und hat den Nebeneffekt , daß man selber eher als Jubelperser gesehen und demzufolge nicht ernst genommen wird.

  3. Welche Veranlassung hat man eigentlich, Snowdon zu glauben?
    Ich bleibe bei meiner Verschwörungsvariante, daß Snowdon ein gelenkter Informant der Regierungen ist.
    Welche Überwachungsmethode könnte wirkungsvoller sein, als eine bekanntgemachte?
    So setzt man Filter in die Köpfe.

    Den Terror wird man so nicht treffen, der ist so klug wie der Geheimdienst und nutzt dieselben Methoden.
    Terror und Sicherheit waren schon immer Brüder. Was nutzt ein großer Bruder, wenn die Menschen gar nicht wissen, daß er sie bewacht? Was nutzt der Terror, wenn er nicht bekanntgemacht wird?

    Die Verschlüsselungsdiskussion ist auch ein albernes Spektakel. Was sich verschlüsseln läßt, lässt sich auch entschlüsseln.

    Das einzige Ziel der Geheimdienste und der Terroristen oder auch bloss der Wichtigtuer ist eine Unkultur der Verheimlichung, eine Verhaltenstörung auf beiden Seiten.

    Wir sollten uns nicht verheimlichen lassen! Nicht wir sind gestört.

  4. @ BvG
    „Die Verschlüsselungsdiskussion ist auch ein albernes Spektakel. Was sich verschlüsseln läßt, lässt sich auch entschlüsseln.“ (BvG #3)

    Nein.
    Es gibt nachweislich sichere Verfahren, deren Sicherheit nicht nur in der Endlichkeit der Rechenzeit für Dekodierer liegt. Ein kryptographisch sehr einfaches und auch für Laien direkt verständliches Verfahren ist der sogenannte One-Time-Pad, in dem die zu verschlüsselnde Nachricht mit einem zufällig erzeugten, mindestens ebenso langen Schlüssel über XOR verknüpft wird. Hier ist noch nicht einmal ein theoretischer Ansatzpunkt für eine Entschlüsselung ohne Kenntnis des Schlüssels greifbar.

  5. @wohlgemuth

    Es gibt nachweisleich aber auch ein Recht auf Meinungsfreiheit und die Unschuldsvermutung, Hier ist auch kein, nicht einmal ein theoretischer Ansatz erkennbar, warum sich ehrliche Menschen verbergen müssen, um den Unehrlichen zu entgehen.

    Ebenso könnte man eine Ausgangsperre verhängen und verkünden, daß diese montags nicht für Verbrecher gilt, dienstags nicht für die Ehrlichen.

  6. Zu Stephan Hebel
    http://www.fr-online.de/meinung/leitartikel-zu-terrorwarnungen-mit-sicherheit-frei,1472602,23911536.html

    Lieber Herr Hebel,
    wer wäre denn originär zur Anzeige krimineller oder terroristischer Verdachtsmomente aufgerufen, als der freie Bürger selbst?
    Ist nicht jeder Bürger verpflichtet, geplante Straftaten, so er Kenntnis davon erlangt, anzuzeigen?
    Wo wäre die Grenze zur Denunziation zu ziehen?
    Sicherlich, die unpersönliche Überwachung, die gewissen, wenn auch unkontrollierten Standards entspricht, ist der willkürlichen Denunziation vorzuziehen, Sie vermeidet zumindest das Blockwartdenken. Trotzdem ist der aufmerksame Bürger der totalen Überwachung vorzuziehen. Es fehlen ihm nur die Kriterien.
    Aufklärung statt Überwachung wäre vonnöten. Was ist denn überhaupt ein Verdachtsmoment? Wer legt dies fest? Wie ist mit einem Verdacht umzugehen? Der bloße Verdacht schickt sich derzeit an, den Beweis abzulösen. Dies ist der direkte Weg in die Denunziation.

    Die frühere soziale Kontrolle wird durch eine virtuelle Totalkontrolle ersetzt und ganz „en passant“ wird Freiheit mit Anonymität gleichgesetzt. Freiheit ist aber ein persönliches Gut, das nicht anonym sein darf. Dies ist vielleicht derzeit die größte Aufgabe der freiheitlichen Denker: Meinung darf sich nicht zur Anonymität verdammen lassen!

    Es gilt, einen Verdacht ggf rechtstaatlich zu erhärten, aber die Menschen vor Verdächtigungen zu schützen.

  7. @ BvG
    „Es gibt nachweisleich aber auch ein Recht auf Meinungsfreiheit und die Unschuldsvermutung, Hier ist auch kein, nicht einmal ein theoretischer Ansatz erkennbar, warum sich ehrliche Menschen verbergen müssen, um den Unehrlichen zu entgehen.“ (BvG #5)
    Ja, das ist wahr. Aus diesem Grund sollten wir auch auf das Briefgeheimnis, das Bankgeheimnis, Gardinen und Ähnliches verzichten. Im selben Zuge sollte man unser Recht um Aufklärungshindernisse wie Beweisverbote, Anachronismen wie den Kernbereich privater Lebensführung und Lappalien wie Artikel 1 und 2 GG entrümpeln.

    Schließlich haben wir ja nichts zu verbergen.

  8. @wohlgemuth

    Auch Sie fallen auf das Wortspiel herein. Privatheit wird platt mit bösem Willen gleichgesetzt. Auch wenn man nichts zu „verbergen“ hat,

    „(mit etwas [nicht] hinter dem Berg halten (etwas Wesentliches [nicht] verschweigen; ursprünglich milit.; von Truppen oder Geschützen, die hinter einem Berg dem Blick des Gegners entzogen waren))“
    (http://www.duden.de/rechtschreibung/Berg_Gelaendeerhebung_Gebirge)

    kann man doch all die Dinge für sich behalten, die man für sich behalten will. Und selbst wenn jemand zufällig mal hinter die Gardine schaut, so gebietet der Anstand, das für sich zu behalten und so zu tun, als habe man nichts gesehen.

    Die sogenannten Geheimnisse, die sie anführen, sind noch leichter zu umgehen als es das Datengeheimnis ist, und sie wurden und werden auch umgangen. Wir brauchen nicht mehr Anonymität, sondern wir brauchen Sicherheit gegen die Neugierigen. Es ist immer noch ein Unterschied, ob Passanten einen zufälligen Blick in ein unvergittertes Fenster werfen oder ob sich einer direkt davorstellt und alles filmt und mitschreibt, was drinnen geschieht, mit der Absicht, es ggf als Waffe einzusetzen.

    Im Bild zu bleiben heißt das: Nicht der ohne Gardine, der Reinglotzer ist der (böse) Wicht.

  9. Die amerikanischen Sicherheitsbehörden haben von al-Kaida Kommunikationen abgehört und danach höchste Terrorgefahr gemeldet. Und unsere gesamte Opposition lehnt die vorbeugende Terrorabwehr mit allen verfügbaren Mitteln ab. Sie machen es sogar zum Wahlkampthema. Die Überwachungen unserer Kommunikationen unter uns Otto Normalverbraucher interessiert kaum jemand. Nur heiße Luft im Wahlkampf der SPD.

  10. Ich nehme an, das Al-KaidaMitglieder auch Zeitungen lesen und mit dieser initiierten Aktion die Geheimdienste verrückt und lächerlich machen wollen, weil das Abhören funktioniert nur bei Unwissentheit. Die ganze Welt wird jetzt abgehört, und die Terroristen benutzen jetzt andere Kontakmethoden. Es ist wie bei der Unterwelt, die dauernd neue Methoden erfindet, und die Polizei rennt dauernd hinterher.

  11. Die Mitglieder der Bundesregierung haben bei ihrer Amtseinführung geschworen, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden und die Verfassung zu achten und zu schützen. Was sich aber in den letzten Tagen und Wochen leider immer deutlicher abzeichnet ist ein Supergau der informationellen Selbstbestimmung der Bürger, wie sie das Bundesverfassungsgericht, in Auslegung des § 2 in Verbindung mit § 1 Grundgesetz, vorgegeben hat.
    Frau Merkel weiß nichts genaues und will sich auch nicht mit Details befassen und Herr Friedrich schwadroniert von einem Supergrundrecht auf Sicherheit. Die Rolle der deutschen Nachrichtendienste dabei ist ebenfalls mehr als dubios. Nebenbei kommt dann noch heraus, dass die Amerikaner gerade ein neues riesiges Überwachungszentrum bei Frankfurt bauen und von den internationalen Unternehmen die Generalschlüssel für deren interne Kommunikation fordern. Überwachung total!
    Ich fordere die Bundesregierung auf sofort die verfassungsmäßigen Rechte der Bürger besser zu schützen. Mögliche Maßnahmen dazu: sofortiger Baustop des geplanten Überwachungszentrums, Beendigung der grundgesetzwidrigen Zusammenarbeit der deutschen Geheimdienste mit der NSA, Schaffung klarerer gesetzlicher Grenzen für die Geheimdienste und vor allem deren bessere ( parlamentarische ) Kontrolle.
    Frau Merkel & Co. machen Sie endlich ihren Job. Dafür werden sie bezahlt, dafür wurden sie gewählt. Oder räumen sie ihren Schreibtisch.
    Was weiter verstört ist die lahme Resonanz bzw. weitgehende Gleichgültigkeit der deutschen Öffentlichkeit. Gerade wird ein wichtiger Teil unserer Grundrechte zu Grabe getragen und das Volk hält still. Nehmen wir uns ein Beispiel an dem Teil der todesmutigen Demonstranten in der Türkei oder in Ägypten, die ihr Leben für ihre demokratischen Grundrechte aufs Spiel setzen.
    Wehren wir uns. Bombadieren wir die Bundesregierung mit Protestmails, bis die Server rauchen. Arsch hoch, protestieren, demonstrieren. Unsere Verfassung ist es wert verteidigt zu werden.

  12. So viel Kluges, Einleutendes, Weises, Infragestellendes, Verunsicherndes ist schon zu diesem Thema geschrieben, gesagt, kommentiert…
    Mir ist es dennoch ein Rätsel, warum all dies nicht „das breite Volk“ bzw. „die Massen“ überzeugt… vermutlich weil es sie nicht erreicht. Denn die paar Menschen, die sich (glücklicherweise) in so einem Blog engagieren, gehören schon zu den „Exoten“… so die Stimme des Volkes (die hierzulande sowieso die FR nicht mal kennt) , die manchmal an mich heranreicht…Ich habe die Lösung nicht parat… wie keiner von den Mitdenkern. Nur mit Protestmails und Unterschriftenkampagnen (an denen ich mich seit langem beteilige) verändert sich nicht viel. Aber ich finde dieses (Feigenblatt-)Mittel wichtig, wichtiger als einfach nur resigniert den Kopf in den Sand zu stecken. Und auch ich bin immer wieder ermutigt, wenn ich sehe, wie „das Volk“ in Spanien, in Griechenland, in Portugal, in Fankreich auf die Straße geht… Und dann die wiederkehrenden Fragen: Warum passiert hier nichts? Geht ’s uns hier wirklich zu gut? Haben wir keine Mum?
    Und wenn ich dann sehe, wie die Farce von Wahlpropaganda voller Plattitüden die Meinung „des Volks“ beeinflusst, neige ich manchmal auch zum Verzweifeln am gesunden Menschenverstand… Wieviel Ungerechtigkeit muss sich anstauen, dass Menschen sich wehren… wie in unseren Nachbarländern? Mich graust’s…

  13. # 12, Christiane Kimmler-Sohr
    Ich will Sie ja in Ihrer verständlichen Neigung zum Verzweifeln nicht noch mehr frustrieren. Doch hier ein möglicher Hinweis: Es ist Ferienzeit.
    Ich war Mai 68 in Paris. 5 Wochen Erregung und Demonstrationen wie nie zuvor. Dann kam der Pfingstsamstag. Es gab wieder Benzin. Man fuhr ins verlängerte Wochenende und alles war vorbei.
    Ein weiterer Hinweis: Ob sich vielleicht etwas bewegen würde, wenn Snowden (Gruß an Obamas Horchdienst! – In der DDR hieß das früher „VEB Horch und Greif“) tatsächlich der Friedensnobelpreis zuerkannt und derselbe Obama aberkannt würde (was wahrscheinlich nach den Statuten nicht geht)?

    Hinweis an Bronski und alle Blogger: Meine Statements kommen künftig aus Frankreich statt aus Luxemburg.

  14. Wie recht hat Stephan Hebel, wenn er sich Gedanken macht, wie die globale Sicherheit zu fördern ist, z.B. indem politisch streng darauf geachtet wird, nicht unnötig Hass zu erzeugen! Doch kann solche Vermeidung von Dummheit ausreichen, um die Entstehung einer Art Orwell’schen Massengefängnisses zu verhindern?
    Wo technische Möglichkeiten, vor allem der Kontrolle und Machtausübung, entstehen, da werden sie auch genutzt! Die Frage muss lauten: Wie ist es möglich, unsere Kommunikation vor Einblicken (Wissen ist Macht!) ohne elektronisches Wettrüsten zu schützen? Mit ein paar Denkansätzen wie diesen ist es sicherlich nicht getan. Jeder ist aufgefordert, mit Kritik und eigenen Ideen hierzu beizutragen:
    1. In Zukunft sollten wir uns wehren, wenn „alte“, nicht elektronische Kommunikationswege (z.B. Briefe, handgeschriebene Adressen) eingeschränkt bzw. abgeschafft werden sollen. Sie müssen uns unbedingt erhalten bleiben!
    2. Wir sollten öfter online-frei schreiben. Schreibmaschinen sind nicht nur gut für den russischen Geheimdienst.
    3. Bei unumgänglicher elektronischer Kommunikation ist es besser, im Bewusstsein der Tatsache zu handeln, dass z.B. E-Mails wie Postkarten offen zu lesen sind für jedermann mit ein paar Kenntnissen. Zumindest bei Betreffzeilen ist darauf zu achten, dass sie nicht „interessant“ wirken, etc.
    4.Unsere ABC-Schützen sollten nicht vom Erlernen einer Schreibschrift verschont werden! Ich weiß, wie altmodisch das klingt. Trotzdem: Diese Kinder erleben hoffentlich nicht in 20 oder 30 Jahren, nach der soundsovielten Finanzkrise mit Aufständen oder/und kriegerischen Verwicklungen, wie sie von Gewalt und Kontrollwahn umgeben sind!
    Auszuschließen ist das keineswegs. Was ist, wenn sie dann beim Versuch, sich zur Wehr zu setzen, der Möglichkeiten ihrer Smartphones beraubt, stumm und ohnmächtig dastehen?

  15. @wohlgemuth #4

    Wie sich ja aus aktuellen Meldungen ergibt, ist alles entschlüsselbar, zur Not werden die Firmen einfach verpflichtet, den Geheimdiensten die Schlüssel und Verschlüsselungstechniken zur Verfügung zu stellen, was ja schon ein alter Hut ist, oder die Firmen werden einfach kriminalisiert und zur Geschäftsaufgabe gezwungen.

    Dem Verräter ist alles Verrat. Er schafft sich die Welt so, wie er sie versteht. Es liegt an uns, den Gesunden, den Verblendeten den Ausweg zu zeigen.
    Man könnte sagen:“Ihr habt von mir nichts Böses zu erwarten!“
    Man sage es als Imperativ!

  16. Uns geht es ja so gut, hört man immer von den potentiellen Schwarzwählern.
    Im Abhörskandal, wir haben nichts zu verbergen. Ja wo leben wir denn?
    Immer noch werden doch ehemalige DDR-Bürger bestraft, eben wegen der gleichen
    Verbrechen, sie haben die Bürger ausspioniert, ebenso wie unser Geheimdienst
    mit den amerikanischen Freunden. Wie ist das, wenn zwei das Gleiche tun ….?
    Nun will die Bundesregierung ein Abkommen mit den Amerikanern beschließen,
    dass wir nicht mehr betroffen sind. Man will mit einen Dieb verhandeln, na ja,
    wer einmal lügt dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.
    Ich glaube nur noch was ich sehe.

  17. Auch der deutsche Auslandsgeheimdienst BND und das im Inland operierende Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) setzen XKeyscore ein . Das geht aus geheimen Unterlagen des US-Militärgeheimdienstes hervor, die der SPIEGEL einsehen konnte. Das BfV soll damit den Dokumenten aus dem Fundus von Edward Snowden zufolge die NSA bei der gemeinsamen Terrorbekämpfung unterstützen. Die deutschen Dienste erklärten, sie testeten das System lediglich.

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