Wir alle freuen uns schon auf das Unwort des Jahres. Anfang Januar ist es wieder so weit. 2006 war es die „freiwillige Ausreise“, 2005 „Entlassungsproduktivität“. Für 2007 wird „Herdprämie“ hoch gehandelt, aber auch „Bundestrojaner“ ist ein heißer Kandidat. Oder was haltet Ihr von „klimaneutralen Flügen“ und „grundrechtsschonender Überwachungspraxis“?
FR-Leser Heinz Joachim Nagel aus Langgöns ist der jährliche Rhythmus, in dem das Unwort gesucht wird, offenbar zu kurzatmig, denn er ist auf der Suche nach dem „Unwort unserer Zeit“, wie er mir schreibt. Sein Vorschlag:
„Nicht wenige Bürger werden am Mittwoch, dem Buß- und Bettag, einen wenig feierlichen Bußgeldbescheid erhalten und sich gefragt haben, was das mit Buße zu tun hat. Buße ist ein hoher moralischer Anspruch an sich selbst, der impliziert, dass man sich seiner Schuld bewusst wird, sein Handeln ehrlich bedauert und sich vornimmt, es nicht wieder zu tun. Ob dieser tiefere Sinn für alle Bußgeldbescheide zutrifft, mag jeder selbst entscheiden. Für die Sprachforschung wäre es interessant herauszufinden, wann und wo dieses (Un-)Wort erfunden wurde.“
Ich schlage als Unwort des Jahres:
„deutlich handlicher“ vor…
Wie wär’s mit „Autobahn“?
Entschuldigung.
Meine persönlichen Favoriten sind:
„korrekt und ausgewogen“
Die Frage:“Für die Sprachforschung wäre es interessant herauszufinden, wann und wo dieses (Un-)Wort erfunden wurde.“ lässt sich einfach beantworten. Es sind die Ablasszahlungen, die die Päpste einforderten, um ihr Budget aufzustocken. Nur hatten die Zahler anschließend die vom Klerus versicherte Gewissheit, dem Fegefeuer so allmählich zu entweichen und dem Paradies einen Schritt näher gekommen zu sein.
Der heutige Bußgeldzahler geraten dagegen immer tiefer in den Focus der “strafrechtlichen Beobachtungen“ und gelangen anstatt dessen bei mehrmaliger Zahlung in die Justizhölle. Es sei denn man hätte einen großen Namen (Ackermann, Kohl, Kanther etc.), dann kann man allem irdischen Unbill entgehen und sich aufs Jenseits freuen, es sei denn man erinnert sich an den Spruch: “Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr…“ usw.
PS.:Mein “Unwort des Jahres“ wäre Strompreis.
Grüße.
uups, da fehlt ja einer meiner Beiträge… wie kommst?