Eine menschliche Tragödie

Es herrscht Hunger in Ostafrika, auch wenn die Islamisten, die in Somalia derzeit überwiegend das Sagen haben, etwas anderes behaupten. Zehntausende Menschen sind bereits gestorben. Hunderttausende von Hungerflüchtlingen haben sich Richtung Kenia aufgemacht in der Hoffnung, im größten Flüchtlingslager der Welt, Dadaab, wenigstens so viel zu bekommen, dass sie überleben. Dadaab wurde für 90000 Flüchtlinge angelegt; 350000 suchen dort zurzeit Schutz. Die Vereinten Nationen sprechen inzwischen von einer Hungersnot – erstmals seit einem Vierteljahrhundert, als Äthiopien besonders betroffen war. Auch jetzt gehört Äthiopien neben Somalia, Uganda und Kenia wieder zu den leidenden Ländern.

In fünf der vergangenen sieben Jahren hat es in der Region am Horn von Afrika, die ohnehin trocken ist, nicht mehr richtig geregnet. Hoffentlich haben die Helfer Recht, die jetzt auf die nächste Regenzeit hoffen, die für September erwartet wird. Dann muss Saatgut vorhanden sein, und es muss sichergestellt sein, dass die Bewässerung funktioniert. Wie realistisch ist das in einem Land wie Somalia, wo die Machthaber sich für derlei nicht zu interessieren scheinen? Da mag die EU gern ihre Hilfen auf jetzt 160 Millionen Euro aufstocken – die Gründe, warum es gerade Somalia jetzt so hart trifft, haben nicht nur mit dem Wetter zu tun.

Und wir? Nehmen solche Katastrophen einfach hin? Stehen sie vielleicht im Zusammenhang mit uns und unserer Lebensart? Sicher werden uns die Experten bald über diese Zusammenhänge informieren. Als sicher gilt jetzt schon, dass der Klimawandel eine Mitschuld trägt, ebenso wie La Niña, die tückische Schwester von El Niño. „Die Menschen am Horn von Afrika brauchen langfristige Perspektiven“, schreibt die Welthungerhilfe auf ihrer Website. Ja, die brauchen sie. Sie werden sie aber nicht bekommen, das wage ich schon mal zu prognostizieren. Die Welt schaut kaum nach Ostafrika, sondern ist mit Nabelschau, Schuldenkrisen und Weintrinken beschäftigt.

Christiane Kimmler-Sohr aus Ratzeburg meint:

„Mit den Beiträgen von Johannes Dieterich ‚Auszug aus dem verfluchten Land‚, ‚Lieber Hunger‘ von Mely Kiyak und ‚Niebels graue Armee‚ von Felix Helbig nebst seinem entsprechenden (wenn auch zu sanften) Kommentar haben Sie mir aus der Seele geschrieben und manche frühere Kritik an aus meiner Sicht ärgerlichen Themenschwerpunkten ‚wiedergutgemacht‘. Die ungeheuerliche Verschwendung von Geldern für Prestigeprojekte, Waffengeschäfte und dubiose Bankdeals, die nicht angetasteten Machtmissbräuche einiger Politiker und Manager machen mich (und nicht nur mich) angesichts der längst bekannten, von uns mit verantworteten und dennoch negierten Katastrophen, von denen vor allem Menschen in den armen Ländern betroffen sind, entsetzt, hilflos und wütend.
Wäre es nicht logisch, Hand in Hand mit der Abschaffung der Wehrpflicht die Waffenproduktion und den entsprechend unethischen Waffenhandel drastisch zu dezimieren und die somit freiwerdenden Milliarden statt der Vernichtung der Rettung von Menschen und der Verwirklichung würdiger Lebensbedingungen zukommen zu lassen?
Und noch ein Hinweis zum Geldtransfer in die richtige Richtung: Statt aus Steuergeldern Gehälter für weitere Mitarbeiter eines aufgeblähten Verwaltungsapparates im öffentlichen Dienst zu verschwenden, könnte man auch hier sinnvoll abspecken und geringere und freiwerdenden Gehälter direkt dahin fließen lassen, wo sie hingehören: in die Entwicklungsländer.“

Achim Wolf aus Mannheim:

„Die Hungersnot in Ostafrika ist eine menschliche Tragödie, an der aber – so hart es klingen mag – wir Menschen selbst schuld sind. Die Menschheit vermehrt sich einfach zu rasant und unkontrolliert und muss die schmerzlichen Folgen ihrer Unvernunft tragen, weil insgesamt zu viele Nachkommen gezeugt werden, die die Erde nicht mehr ernähren kann. Die Erdenmenschheit muss sich endlich als eine Einheit verstehen, die füreinander und für die gesamte Natur verantwortlich ist. Allein durch einen weltweiten Geburtenstopp und nachfolgende strenge Geburtenkontrollen könnte unsere Erde sich langsam von den Zerstörungen erholen, die wir Menschen ihr zufügen. Alle reinen Symptombekämpfungen sind – wie auch bezüglich des Klimawandels – letztendlich sinnlos und nicht nachhaltig, weil die horrende Überbevölkerung die Wurzel des Übels ist, die alles im Handumdrehen wieder zunichtemacht.“

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3 Kommentare zu “Eine menschliche Tragödie

  1. Es liegt nahe, das hier zugunsten politischer Einflussnahme Fakten ignoriert werden.

    Dummerweise läßt sich aber über die üblichen Fernerkundungsmethoden doch einiges zum hydrologischen Kreislauf und den Ernteerträgen feststellen. Bei den Bevölkerungszahlen wirds dann leider schwieriger.

    Ohne gründliche Entfernung der bisherigen Machtstrukturen wird sich dort auch nichts ändern.

    MfG Karl Müller

  2. Unumstößlich existieren, weil seit jeher universal, nach wie vor auch aktuell am Horn von Afrika längstens Aussichten auf eine erfolgreiche Gegenwart und Zukunft. Dass die Welthungerhilfe anderes kolportiert und deformiertem Handeln angesichts dessen offenkundig auch noch höchst umstürzlerisch Macht einräumt, dokumentiert lediglich deren an den Tag gelegten politischen Dilettantismus; zum allgemeinen Überdruss zudem mit Unsummen an Fördergeldern der weltweiten Gemeinschaft um den Preis hunderttausendfach erlöschenden körperlichen Lebens von Menschen.

  3. Die übervölkerten Länder am Horn von Afrika sind doch nicht die Verursacher der Klimakatastrophe und ihrer Hungerproblematik, hier sind die Industriestaaten die Hauptverursacher. Die Ernährung der Weltbevölkerung ist grundsätzlich ohne Probleme möglich, selbst wenn es noch ein paar Milliarden mehr Menschen wären. Dass es in der Region seit 5 Jahren nicht mehr geregnet hat, ist eine Folge des Klimawandels, vorher hielten die Dürreperioden nicht so lange an. Dass die Menschen dort hungern, ist auch eine Folge der extrem gestiegenen Preise für die Grundnahrungsmittel, ausgelöst von Spekulanten.

    Wenn ich hier lese, die Menschen seien selbst schuld, dann wird mir ehrlich gesagt,übel. Derzeit wird ja die Hauptverantwortung auf die politische Situation vor Ort geschoben, das ist schön einfach, da muss man die Verantwortung der wohlhabenden Länder und des herrschenden Raubtierkapitalismus nicht in den Blick nehmen, und wenn die Menschen selbst schuld sind, muss man ihnen ja auch nicht unbedingt Nothilfe leisten. Wegschauen und die Schuld auf die Opfer schieben hat ja Hochkonjunktur in Zeiten einer neoliberalen Ellenbogengesellschaft, wo sich fast jeder nur noch um sein eigenes Wohlergehen und seinen eigenen Geldbeutel sorgt. Da werden notleidende Banken mit Unsummen gerettet, obwohl sie ihre Probleme selbst verursacht haben, für die Entwicklungshilfe, die Hilfe zur Selbsthilfe und den Ausgleich der von den Industriestaaten verursachten Schäden bleiben allenfalls Mini-Peanuts übrig.

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