Am 11. 10 erhielt die FR folgenden Leserbrief von Werner Neumann, dem energiepolitischen Sprecher des BUND:
„Wenn Energiewende – dann richtig !
Im Wirtschafts-Interview (Fr 7.10.2005) von Herrn Neidlein mit dem Solarpionier Lokurlu heißt es in der Überschrift: „Unternehmer warnt vor Energie-Wende in Deutschland“. Ich dachte ich lese nicht richtig. Schließlich wurde der Begriff der Energiewende durch die Umweltbewegung schon vor 20 Jahren geprägt. Die Bedeutung war, weg von Kohle-Öl-Atomenergie, hin zu Energieeffizienz, erneuerbaren Energien und mehr dezentrale Energieerzeugung in demokratischeren Strukturen. Und nun warnt ein Solarunternehmer vor der Energie-Wende?
Offensichtlich ist die FR hier der Umdefinition des Begriffes durch die CDU und Angela Merkel auf den Leim gegangen. Denn diese forderte in exzellentem „Neu-Sprech“ die Energie-Wende – und meinte genau das Gegenteil der ursprünglichen Begriffsdefinition.
Ich empfehle daher der FR, den Begriff wieder und weiterhin so zu verwenden, wie er geprägt wurde. Denn der Anteil erneuerbarer Energien in Deutschland beträgt insgesamt erst 4% und für die restlichen 96% ist daher noch viel „Energie-Wende“ erforderlich.“
Darauf habe ich für die FR geantwortet:
„Sehr geehrter Herr Neumann,
ich möchte Ihnen leidenschaftlich widersprechen: Wir sind der Wahlkampf-Rhethorik der Konservativen nicht aufgesessen. Die derzeitige Energiepolitik hat errreicht, dass der Anteil der erneuerbaren Energien in Deutschland auf fast 10 Prozent gestiegen ist (s. hier mehr). Eine Abkehr von dieser umweltfreundlichen, zukunftsorientierten Politik wäre durchaus eine Wende in der Energiepolitik – aber eine Wende zurück. Darauf haben wir in der begleitenden Kommentierung auch immer wieder hingewiesen. Der Begriff „Energiewende“ ist in diesem Zusammenhang nicht positiv zu verstehen.“
Ich füge hinzu: Der Versuch von Angela Merkel im Wahlkampf, einen im grün-alternativen Sinn positiv besetzten Begriff für sich zu vereinnahmen, war durchsichtig und ist bereits gescheitert. Die FR hat im Wahlkampf über die energiepolitischen Programme der Parteien berichtet – siehe hier.
Lieber Herr Bronski,
tja Energiewende, ist das Glas schon fast voll oder erst leicht gefüllt. Sie können ja leidenschaftlich widersprechen, aber die Fakten müssen schon stimmen.
Ich stimme Ihnen ja zu, dass die bisherige Politik für erneuerbare Energien weitergeführt werden muss, es ist toll, dass wir hier 10 % beim STROM erreicht haben, hier sind wir uns inder politischen Richtung ja einige,
aber insgesamt sind es aber nur/erst 3-4% bezogen auf den Primärenergieverbrauch (siehe auch Broschüre des BMU „Erneuerbare Energien – Innovationen für die Zukunft“, Berlin Mai 2004, S. 102) Schauen Sie doch noch mal nach, ob Sie nicht hier Strom und Primärenergie verwechselt haben. (siehe auch Anhang)
Ohne also die Euphorie beim Stromanteil von 10% und steigend dämpfen zu wollen, sind also noch ca. 96% der Strecke zu gehen, und DAS ist weiterhin Energiewende gegen die noch bestehenden 96% fossile und atomare Energie, nicht zu schweigen von der Energiewende, die hinsichtlich der demokratischen Verfügung und Bestimmung über den Energiebezug gegenüber EON RWE & Co. erforderlich in Richtung auf eine dezentrale und demokratischere Energieerzeugung und -verteilung.
Bis Angela Merkel im Juni den Begriff Energiewende „rumdrehte“, war dieser klar definiert, wie in meinem Leserbrief. Es war ja auch durchschaubar, dass und warum sie dies so tat, denn der Begriff Energiewende ist ja durch die Unmweltbewegung POSITIV besetzt, und dies nutzte Frau Merkel, um Energiewende hin zu Atom umzudefinieren.
Außerdem ist es nicht logisch, weil wenn die alte Bundesregierung, die Energiewende in Richtung Solarenergie usw. betrieb war und ist ja zum Zeitpunkt des Interviews noch im Amt gewesen.
Ich erwarte auch von dem bekannten kritischen Journalismus der FR, dass man dieses durchschaut und auch den Lesern aufzeigt.
Zumal im dem besagten Interview der Solarunternehmer dies gar nicht so sagte, sondern die Formulierung „Solarunternehmer GEGEN Energiewende“ wurde ja durch die FR in den Unter-Überschrift eingefügt.
Umso mehr ist bedauerlich, dass Sie hier einen Fehler nicht zugeben können, sondern diesen noch verteidigen.
Insofern sollte die FR, auch wenn die Urspünge aus dem Jahr 1985 nicht so bekannt sein sollten, weiter oder – nach der Vereinbarung zur Großen Koalition – wieder den Begriff Energiewende in der ursprünglichen Bedeutung verwenden.
Ich freue mich auf interessante weitere Diskussion und hoffe auf Veröffentlichung meines Leserbriefs.
Gruß Dr. Werner Neumann
Auszug aus Ihrer Quelle im Internet:
Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch ist im Jahr 2004 um fast ein Fünftel auf 9,3 Prozent gegenüber 7,9 Prozent im Vorjahr angewachsen. Bezogen auf den gesamten Energieverbrauch ist der Anteil der Erneuerbaren von 3,1 auf 3,6 Prozent gestiegen.
@ BUND:
Wenn wir schon beim Haarespalten sind, dann aber richtig: warum spricht hier eigentlich keiner von der wirklichen Energiewende? Energie Cottbus wäre am Ende der vergangenen Saison fast abgestiegen, und jetzt sind sie auf einem Aufstiegsplatz. Das ist nach Adam Riese eine Wende von Platz 14 auf 2, also um ungefähr 700,0% bei gleichzeitiger Absenkung der Lausitzer Braunkohleförderung in derselben Größenordnung. Ich fühle mich als Ossi da schon ein Stück weit ignoriert, wenn das so systematisch verschwiegen wird. Wo haben die die Kohle her? Das sollte man echt mal sauber recherchieren.
Spreewaldgurke, Sie haben sowas von meinen Tag gerettet!
Daher wende ich mich jetzt ab und widme mich mit voller Energie der Arbeit zu. Nur, um auch mal was zum Thema zu sagen.
What´s with
Ölsand ???
– Frageregierung?