Alle Briefe von Leserinnen und Lesern dieser Woche im Überblick nach ihren Erscheinungstagen und: Offene Diskussion! Lesen Sie in Ruhe oder suchen Sie Ihre Zuschrift gezielt mit der Tastenkombination STRG und F sowie dem Namen als Suchbegriff. Sie finden hier:
- eine Liste der Erscheinungstage einer Woche;
- pdf-Dokumente von den Forum-Zeitungsseiten (klicken Sie dazu bitte auf das „eins“ bzw. „zwei“ von „Seite eins“);
- alle Zuschriften des jeweiligen Erscheinungstags, die keiner hier im Blog laufenden Diskussion zugeordnet werden können;
- Links zu jenen Zuschriften, die einer hier im Blog laufenden Diskussion zugeordnet wurden;
- ganz unten das Kommentarfeld, über das Sie mitdiskutieren können.
Bitte stellen Sie ein Stichwort an den Anfang Ihres Kommentars, um anzuzeigen, welches Thema Sie ansprechen. Es gelten die Blog-Regeln – mit einer Ausnahme: Für die offenen Diskussionen ist der Teil der Regel Nr. 4 ausgesetzt, der sagt: Bleiben Sie beim Thema. Hier kann bunt diskutiert werden. Es ist keine Registrierung o.Ä. notwendig.
Im FR-Blog werden normalerweise die ungekürzten Originalversionen Ihrer Zuschriften veröffentlicht. Aktuell konnte dieser Service wegen Krankheit leider nicht geboten werden. Bronski bittet um Verständnis und Nachsicht!
Forum vom 16. November
Seite eins
Zuschriften von Diana Tetzner zum Thema Maskentragen (veröffentlicht hier), außerdem von Bernhard Trautvetter, Otfried Schrot und Günter Heuer zur Frage, was der neue US-Präsident für die Nato bringt, Robert Maxeiner zu Dumpinglöhnen im Schlachthof sowie Thomas Lehmann und Emil Jacob zum Preisvergleich zwischen E-Mobil und Diesel (diese sechs Zuschriften gleich hier, siehe unten).
Seite zwei
Zuschriften zu regionalen Themen von Beate Ulrich-Graf, Rudi Brenzinger, Klaus Holl und Peter Dressler zu einem Interwiev mit dem Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts (veröffentlicht hier), Hildegard Weidmann mit Vorschlägen für die Kinder der Frankfurter Mühlbergschule, Günter Tatara zu den Einschränkungen für den Breitensport in Coronazeiten (veröffentlicht hier), außerdem von Dietrich Klingmüller zum Sterben des Waldes (gleich hier, siehe unten)
Anlass für höchste Wachsamkeit
Joe Biden und die Nato: „Der Präsident im Wartestand“ und „Allianz der Vernunft“, FR-Politik v. 12.11. und -Meinung v. 10.11.
Wenn Joe Biden die Nato als das effektivste militärisch-politische Bündnis der Geschichte nennt, wirft das Fragen auf: Woran misst sich die Effektivität? Und: Welches Verhältnis von Aufwand und Zielerreichung legen wir dem hier zugrunde? Einfach gesagt: Um welche Ziele geht es?
Zur Frage der Kriterien für Effektivität: Biden nennt Russland als die größte Gefahr für die USA. Die Nato gibt aktuell circa 15 Mal mehr für den Militärsektor aus, als das Russland tut. Das aber reicht den Militärs nicht, deshalb die unsäglichen Versuche, bei der Bevölkerung die Zustimmung dafür zu gewinnen, dass jedes Nato-Land zwei Prozent seiner Wirtschaftsleistung für die Armeen bereitstellt. Was haben wir für effektive Rüstungstechniker und Militärstrategen, dass die bisherige drückende Überlegenheit nicht ausreichen soll? Oder – anders gefragt: Was haben die Militärs wirklich vor, wenn sie noch mehr Mittel verlangen?
Damit sind wir bei der Frage der Ziele: Geht es um Frieden oder um globalstrategische Kontrolle der Ressourcen, Handelswege und Märkte?
Die Nato hat sich seit den nicht UNO-mandatierten Angriffen auf Jugoslawien, den Irak, Libyen, seit den Kriegen in Syrien, Mali, Afghanistan, … sowie dem Drohnenkrieg als dasjenige Staatenbündnis erwiesen, von dessen Gebiet aus die meisten und massivsten Völkerrechtsverletzungen stattgefunden haben und stattfinden. Und mit der Osterweiterung hat sie die Vereinbarungen gebrochen, die zum 2+4-Vertrag über den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik führten. Der damalige US- Außenminister James Baker erklärte Anfang 1990, unter Bezug auf die Tutzinger Rede des Bundeaußenministers Hans Dietrich Genscher, die „militärische Präsenz der Nato in östlicher Richtung“ werde „um keinen einzigen Zoll ausgedehnt“. Die Nato-Osterweiterung hat seither die Spannungen in Europa gefährlich gesteigert. Man hat sie dennoch durchgezogen. Die weltweit systematisch um Russland und China herum gereihten US-Basen sind keine Friedensinstrumente. Die Nukleare Teilhabe und die Weigerung, den UNO-Atomwaffenverbotsvertrag, der Völkerrecht ist, zu beachten, sind Anlass für höchste Wachsamkeit der Friedenskräfte in unserem Land und weltweit.
Bernhard Trautvetter, Essen
Wie ängstliche Kleinkinder an der Schürze der Mama
Was haben Sie denn da für eine „Flöte“ an der Spitze des nordatlantischen Bündnisses geduldet? Einen Mann, der unfähig ist, Wahrheit und Wirklichkeit zu erkennen!Einen Mann, der zu einer klaren, objektiven Lagebeurteilung völlig unfähig ist. Sie hätten wenigstens die Mitgliedschaft der europäischen NATO – Staaten für die Dauer der Amtszeit dieses Mannes einfrieren können.Welch ein Glück, dass es nicht zum Kriege gekommen ist! Bei einer solchen dilettantischen Führung verhelfen auch die höchsten Rüstungsausgaben im Kriege nicht zum Siege! Ein Tipp für die Zukunft : fangen Sie doch einmal an, meine Damen und Herren Regierungschefs der europäischen NATO – Staaten,darüber nachzudenken, ob man nicht in Zusammenarbeit mit dem „neuen Mann“ im Weißen Haus ein neues Netz spannungsfreier internationaler außenpolitischer Beziehungen schaffen kann, welches eine Verringerung der Rüstungsausgaben ermöglicht, anstatt auch weiterhin eine sorgfältige Pflege internationaler Spannungen zu betreiben und damit stets aufs Neue die Voraussetzungen für eine beständige Füllung der Auftragsbücher der Rüstungsindustrie zu schaffen. Putin zeigt deutlich genug durch sein Festhalten an „Nordstream 2“, dass er mit Europa gute Geschäfte machen will und an einer militärischen Auseinandersetzung mit der NATO kein Interesse hat. Es ist daher im Interesse der Steuerzahler unanständig, zum Wohle der Aktionäre der Kriegsindustrie an einer Steigerung der Rüstungsausgaben festzuhalten.Der „Bund der europäischen Steuerzahler“ wird es Ihnen danken! Eine Mahnung zum Schluss: werden und seien Sie endlich erwachsen! Hören Sie auf, sich wie ängstliche Kleinkinder an der Schürze von „Mama Amerika“ festzuhalten! Setzen Sie den Forderungen der Amerikaner auch einmal europäische Forderungen entgegen! Haben Sie endlich den Mut, sich als souveräne Europäer – ohne ständig nach Amerika zu schielen – den kalten Wind der Weltpolitik um die Nase wehen zu lassen! Fragen Sie sich endlich, ob wir mit unserer Dauermitgliedschaft in der NATO nicht viel eher und vielmehr die Interessen der USA statt der Interessen Europas befördert haben! Versuchen Sie endlich einmal, eine befriedigende und vor allem ehrliche Antwort auf die Frage zu finden, welchen Nutzen für Europa der zwanzigjährige Kriegseinsatz europäischer Truppen in Afghanistan gebracht hat und wie lange wir noch europäische Steuergelder – und europäische Soldaten – im afghanischen Wüstensand verschleißen wollen!
Otfried Schrot, Hannover
Militärische Konfliktlösungsstrategien
In ihrem Kommentar setzt Frau Quadbeck im Zusammenhang mit einer „transatlantischen Allianz der Vernunft“ die aggressive ( siehe u.a. den völkerrechtswidrigen Bombenkrieg gegen Rest-Jugoslawien 1999 ) Militärallianz NATO mit globalen Institutionen wie Welthandelsorganisation, Weltgesundheitsorganisation und nicht zuletzt die UNO ( man beachte die Reihenfolge ) gleich.
Auch wenn die NATO bzw. ihre Mitgliedsstaaten ihre Tätigkeitsbereiche speziell in Afrika und Asien weiter ausdehnen, ist die NATO nicht mit den globalen Organisationen auf eine Stufe zu stellen. Die UNO, die WHO, die WTO und andere globale Organisationen sind in der Lage, internationale Konflikte und andere Herausforderungen friedlich zu lösen und einer weiteren Militarisierung internationaler Konfliktlösungsstrategien entgegenzuwirken.
Günter Heuer, Ratekau
Die Missstände sind seit Jahren bekannt
Zu: „Dumping im Schlachthof“, FR-Wirtschaft vom 5 November
Der erste Skandal besteht darin, dass arbeitende Menschen in dieser unverschämten Weise ausgebeutet werden. Der zweite, dass dies in unserem Land geschieht, einer wohlhabenden Industrienation, in der es zum Glück noch funktionierende Gewerkschaften gibt. Ein weiterer, dass die Missstände in deutschen Schlachthöfen seit Jahren bekannt sind und von politisch Verantwortlichen nichts unternommen wurde. Erst die Corona-Krise und Schließungen wegen zig-fach überhöhter Infektionen brachten den Skandal wieder in den Fokus der Öffentlichkeit und der Politik. Ein weiterer Skandal besteht darin, dass ein solches Unternehmertum wie in der Fleischbranche nicht nur geduldet, sondern stillschweigend gefördert wurde, sonst wäre es niemals zu solchen Verhältnissen gekommen. Ausserdem bedarf es eines neuen Gesetzes, eines Arbeitsschutzkontrollgesetzes – ebenfalls ein Skandal – um diese Art Werkverträge, die diese Dumpinglöhne möglich machen, zu unterbinden und solchen Unternehmen das Handwerk zu legen. Und nun soll Corona dafür herhalten, dass die Verabschiedung dieses Gesetzes von der Tagesordnung des Bundestages genommen wurde. Und die CDU-Fraktion legt es offenbar darauf an, dieses Arbeitsschutzkontrollgesetz zu beschließen. Und wenn es denn beschlossen wird: Werden genug Kontrolleur*innen angestellt, um flächendeckend zu kontrollieren? Bedenken seien erlaubt, denn zum Bespiel in Krankenhäusern fehlt es nach wie vor an Personal, um akute Corona-Patienten zu behandeln, obwohl doch Zeit war, die Situation zu verbessern, statt zu weiterhin dabei zu bleiben, Löhne nach Möglichkeit zu drücken.
Robert Maxeiner, Frankfurt
Meine Rechnung sieht ein bisschen anders aus
Zu: „Billiger als ein Diesel-Auto“, FR-Wirtschaft vom 6. November
Bei mir sieht die Rechnung ein wenig anders aus: Ich zahle zu Hause 33 Cent je kWh. Kann sein, dass manche Verbraucher nur 30 Cent bezahlen, dafür kann es an öffentlichen Ladesäulen auch schon mal etwas mehr sein. Macht also 6,60 Euro je 100 Kilometer. Mein Diesel PKW braucht 6 Liter je 100 Kilometer, Bei momentan 0,98 Euro pro Liter sind das nur 5,88 Euro.
Thomas Lehmann, Metten
Es fallen weitere nicht unerhebliche Euro an
Und wieder fehlen die Angaben über die nicht billige Batteriemiete. Die gehört in den kw-Verbrauch eingerechnet“ Was sind das denn für „Experten“ bei Verifox? Selbst wenn die Batterie rafinierterweise im Verkaufspreis eingerechnet wird, so fallen später für den Ersatz ein par nicht unerhebliche Euro an. Auch die gehören eingerechnet. Ich frage mich immer, welcher Wirtschaftszweig an dieser Veröffentlichung kein Interesse hat.
Emil Jacob, Poppenhausen
Absehbares Waldsterben
Zu: „Der Wald ist krank wie nie“, FR-Regional vom 7. November
Der Waldzustandsbericht Hessen 2019 gibt ein gutes Bild der dramatischen Situation. Als Maß für die Vitalität der Bäume wird dort die mittlere Kronenverlichtung angegeben. Sie betrug für alle Baumarten „nur“ 28 Prozent. Im Gegensatz dazu wird im Zustandbericht 2019 von Nordrhein-Westfalen zwischen deutlicher und schwacher Kronenverlichtung differenziert, und dies ergibt eine noch verheerendere Situation: In NRW waren 81 Prozent aller Bäume geschädigt, von den Eichen 86 und den Buchen 82 Prozent. Das Waldsterben ist ein kontinuierlicher Prozess, wie die Aufzeichnungen seit 1984 zeigen. Es kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern ließ sich absehen.
Dietrich Klingmüller, Bonn
Forum vom 17. November
Seite eins
Zuschriften von Dieter Brandt, Joachim Bohndorf und Heinz A. Hetschold zur US-Wahl (veröffentlicht ab hier), Wolf Göhring, Dieter Merz und Claus Metz zhu verschiedenen Beiträgen aus der FR-Mut-Serie (veröffentlicht nachträglich hier; der Thread ist allerdings abgelaufen), außerdem von Gerd Himmelreich zur Finanzierung von Regionalflughäfen (gleich hier, siehe unten).
Konzepte aus dem vergangenen Jahrhundert
Zu: „Kein Geld für Flughäfen“, FR-Wirtschaft vom 7. November
Verkehrsminister Scheuer scheitert erneut mit einem seiner verantwortungslosen Pläne. Diesmal geht es um die finanzielle Unterstützung der Regionalflughäfen in Deutschland. Scheuer sieht die Notwendigkeit dieser überflüssigen und kostspieligen Flug-Verkehrsinfrastruktur als „Chance und für das Erlebnis der Mobilität für alle Schichten“. In einer Rundfunksendung wird Scheuers Rechtfertigung dieser Regionalflughäfen zitiert mit dem Argument, dass „dem Arbeiter auf dem Land wegen der berechtigten Chancengleichheit “ auch die Möglichkeit gegeben werden müsse, bequem in Urlaub reisen zu können. Dies erinnert mich an das angedachte Autobahnkonzept in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, als der ADAC die Forderung verkündete, dass in Deutschland keine Ortschaft weiter als 25 Kilometer von einer Autobahnauffahrt sein dürfte. Herr Minister Andreas Scheuer, eine verantwortungsvolle und dem vernünftigen Menschenverstand angepasste Verkehrspolitik sieht anders aus, zumal wieder mit ihrem Plan ein Einschreiten der Europäischen Union droht!
Gerd Himmelreich, Glashütten
Forum vom 18. November
Seite eins
Zuschriften von Elke Schneider, Alexander Metternich, Stephan Reuß, Martin Schäfer und Wolfgang Albrecht zu den „Querdenken“-Demonstrationen von Kritiker:innen der Corona-Politik (veröffentlicht ab hier und hier), Karl-Heinz Waltinger mit einer Erwiderung auf Leserbriefe zum Paritätsgesetz (veröffentlicht hier), außerdem von Tina Kühne zu sprachlicher Korrektheit, Peter Steinberg zu Diskriminierung von „diversgeschlechtlichen“ Menschen und von Ute Wittich zu einem Vorschlag für das ARD-Vor-Tagesschau-Programm (diese drei gleich hier, siehe unten).
Geflüchtete? Fliehende?
Zu: „Zwei Flüchtlingsboote vor Libyen gesunken“, FR-Politik vom 13.11
Die FR will sich hat sich sprachliche Korrektheit auf die Fahnen geschrieben. Dann dürfte bei dem furchtbaren Vorgang im Mittelmeer nicht von Geflüchteten gesprochen werden. Diese grammatikalische Form beschreibt einen abgeschlossenen Vorgang. Hier hat es sich um Fliehende gehandelt, die sich trotz Todesgefahr weiter auf die Flucht begeben hatten und nun weitere Opfer einer menschenverachtenden Flüchtlingspolitik geworden sind. Nachfolgende Generationen werden mit demselben klaren Blick auf uns schauen, wie wir das heute bei unsrer Großelterngeneration tun.
Tina Kühne, Dexheim
Etikett wird angehängt
Diverse: „Wir wünschen uns ein freies Leben für unsere Tochter“, FR v. 30.10.
Ein großer Teil der Qualen, die Paula – und alle LGBTs – zu ertragen haben, beruht darauf, dass jedem Menschen von Geburt an ein Merkmal „Geschlecht“ zugeordnet werden muss. Die Einführung eines „dritten Geschlechts“ ändert daran wenig. Schon die dafür vorgesehene Bezeichnung „divers“ ist diskriminierend.
Ich sehe keinerlei berechtigtes Interesse des Staates, Menschen ein solches Etikett anzuhängen. Unterließe man dies, so entfiele zunächst einmal die unsinnige Vorschrift, dass aus dem Vornamen das Geschlecht erkennbar sein muss. (Nicht nur durch „Kai“ und „Kim“, sondern durch zahllose aus anderen Sprachen stammende Namen hat sich dies ja inzwischen als unpraktikabel erwiesen.) Auch solche Wortungetüme wie „Homosexuellenehe“ wären überflüssig, denn es wäre ohne weiteres klar, dass zwei Menschen, die sich lieben, auch heiraten können.
Dem Bundesverfassungsgericht, das ja kürzlich schon festgestellt hat, dass ein selbstbestimmter Tod zur Würde des Menschen gehört, traue ich zu zu erkennen, dass die amtliche Festlegung auf „m“ oder „f“ (oder auch „d“) dieser auch widerspricht. Ehe es dazu kommt, wird noch viel gesellschaftliche Debatte nötig sein.
Derer bedarf es sowieso, denn die Schranken in den Köpfen wären mit einer Änderung der standesamtlichen Vorschriften natürlich nicht beseitigt.
Peter Steinberg, Frankfurt
Toller Hinweis
Statt „Börse vor acht“: „Primetime fürs Klima“, FR-Wirtschaft vom 31.10.
Die Idee von Friederike Mayer finde ich genial: Statt im ARD vor den Abendnachrichten „Die Börse im Ersten“ zu bringen, lieber den Klimawandel aufnehmen, eventuell auch im Wechsel „Klima vor acht“. Toll, dass die FR den Hinweis gab!
Ute Wittich, Frankfurt
Forum vom 19. November
Seite eins
Zuschriften von Silke Göbel, Marion Reinhardt, Bernhardt Feldhaar, René Heinemann und Gert Gätke (veröffentlicht hier und hier), Willi Hausmann zum „BAMF-Skandal“ (veröffentlicht hier), außerdem Manfred Kirsch sowie Anita und F.W. Osterloh zu Franziska Giffey (beide gleich hier, siehe unten)
Seite zwei
Zuschriften von Ralf-Michael Lübbers zu ertrunkenen Geflüchteten und Hermann Roth zu Smartphones und Smombies (beide gleich hier, siehe unten). Anlässlich der Zuschrift von Herrn Lübbers möchte ich auch noch einmal auf den Blogtalk zum Thema Seenotrettung aufmerksam machen, den ich vor drei Jahren mit ihm hatte. An der Lage scheint sich grundsätzlich nichts geändert zu haben . Herr Lübbers war damals als Arzt auf der „Seawatch“ für Flüchtlingsrettung und -betreuung.
Eine weitere Sonntagsrede?
Politische Bildung: „Kinder gegen Hass immun machen“, FR-Politik vom 12.11.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey möchte ich nicht die gute Absicht absprechen, wenn sie erklärt, dass es Ziel und Zweck des sechzehnten Kinder- und Jugendberichts ist, „politische Teilhabe, politische Beteiligung, politische Bildung“ sicherzustellen. Doch Bascha Mika ist gewiss zuzustimmen, wenn sie darauf hinweist, dass an den Schulen wenig Beistand festzustellen ist, wenn es darum geht, bei diesen Lernzielen mit Mitteln aus dem Bundeshaushalt zu helfen. Und die Realität in dieser Republik ist, dass es gerade in den nicht weiterführenden Schulen ein großes Defizit an politischer Bildung gibt. Tatsache ist doch, dass in den Familien so gut wie keine politischen Werte vermittelt werden und sich in vielen Schulen hierzulande, hauptsächlich in den Hauptschulen und berufsbildenden Schulen, autoritäres Denken und antidemokratische Verhaltensweisen regelrecht eingenistet haben. Gerade angesichts zunehmendem Rechtsextremismus gerade auch bei jungen Menschen müssten die Bildungspolitiker erkennen, dass eine demokratiefördernde Herangehensweise mit deutlich demokratischen und emanzipatorischen und antirassistischen Lerninhalten dringender denn je notwendig ist. Demokratievermittlung müsste daher gerade jetzt absoluten Vorrang in den Schulen haben. In der Tat, es geht darum, das Förderprogramm „Demokratie leben“ gerade den Schulen zugute kommen zu lassen. Das Ganze wäre ein dringend notwendiger Schritt zur Bekämpfung des rechten Extremismus bei uns. Es wird also darauf ankommen, die theoretisch positiv zu bewertende Absichtserklärung von Franziska Giffey in der Praxis auch durchzuführen. Deklaratorische Bekundungen und Sonntagsreden gegen rechts haben wir schon oft gehört, ohne dass diesen Absichtserklärungen auch Taten gefolgt wären.
Manfred Kirsch, Neuwied
Ablenkung von schlechter Leistung der C-Minister
Entweder will die Prüfungskommissionder der Freien Universität Berlin Frau Giffey madig machen oder sie betreiben eine Art Beschäftigungstherapie.. Nachdem bei der Arbeit, die im Übrigen mit der höchsten Benotung abgeschlossen wurde, die erteilte minderschwere Rüge aufgehoben wurde, nehmen die Damen und Herren des Prüfungsgremiums dies zum Anlass, die Dissertation erneut zu prüfen. Unserer Meinung nach hat entweder die Prüfungskommission bei der ersten Prüfung furchtbar „geschludert“ oder eine erneute Prüfung ist pure Schikane, um einer der besten Mitglieder des Kabinetts „Merkel“ zu dessavouieren. Hoffentlich ist die ganze Aktion nicht parteipolitisch motiviert, um vor der grottenschlechten Leistung mancher C-Minister abzulenken.
Anita + F.W. Osterloh, Frankfurt
Europas Menschlichkeit
Zu: “ Zwei Flüchtlingsboote vor Libyen gesunken“ , FR-Politik vom 13.11
Erneut erfahren wir, dass Menschen auf dem Mittelmeer ihr Leben ließen. fünf von ihnen erreichten gar nicht erst das Rettungsschiff „Open Arms“. Sie starben auf einem kleinen Boot, vermutlich vollgestopft mit anderen Flüchtlingen. Mütter, Väter, Kinder, Männer, Frauen, die es nicht mehr aushielten in ihrer Heimat. Die ihr Leben riskierten und das ihrer Liebsten, die ihre Familien und Freunde zurückließen, weil in ihrem Zuhause die Hölle los ist. Jeder von ihnen hat eine eigene Geschichte. Krieg, Vergewaltigung, beim Vergewaltigen der eigenen Frau zugucken müssen (wie mir ein Paar von der Elfenbeinküste schilderte). Bitterste Armut und Hunger. Alle auf einem kleinen Boot vereint mitten im Meer, bei herbstlich rauem Wetter. fünf Tote an Bord. Die anderen um ihr Überleben kämpfend. Gerettet von der „Open Arms“. Doch der Säugling stirbt trotzdem. Weil die dringend angeforderte Evakuierung der Schiffbrüchigen vom Rettungsschiff viel zu langsam anläuft.
Mich erinnert das an meinen Einsatz für die „Seawatch 3“. Seawatch ist eine Hilfsorganisation wie Open Arms. Damals retteten wir mehr als 100 Menschen. Eine Frau hatte kurz zuvor noch im Schlauchboot entbunden. Ihr Sohn war wohlauf. Sie selbst erkrankte schwer an einer nachgeburtlichen Infektion. Die junge Mutter zog umständlich einen Plastikbeutel hervor, den sie an ihrem Körper befestigt hatte. Darunter waren mehrere andere Plastikbeutel verknotet, die sie mühevoll öffnete. Schließlich zog sie einen zusammengeknäuelten Zettel aus dem innersten Beutel. Darauf standen ihre Daten, wie ihr Kind heißen sollte. Die Telefonnummer eines Arztes, der ihr in Libyen geholfen hatte. Sie hatte befürchtet, dieser so mühevoll vor Wasser geschütze Zettel wäre vielleicht das Einzige, was von ihr und ihrem Kind übriggeblieben wäre, wäre sie auf dem Mittelmeer verreckt. Damals konnten wir alle retten. Alle haben überlebt.
Vor einigen Tagen erfuhr ich via Mail, dass das neue Schiff „Seawatch 4“ seit mehr als 50 Tagen in einem Hafen festgehalten wird. Man muss sich das mal vorstellen: Eigentlich ist es Aufgabe aller Menschen, die das können, zu verhindern, dass Menschen so in Not geraten, dass sie sich gezwungen sehen, ihre Heimat zu verlassen. Wo das offensichtlich nicht möglich ist, muss verhindert werden, dass Menschen auf ihrer Flucht sterben. Und in den Zufluchtsorten müssen sie menschenwürdig behandelt werden. Stattdessen werden Retter am Retten gehindert. Und Gerettete lässt man in Flüchtlingslagern verrecken.
Europa, wo bleibt deine Menschlichkeit? Wo sind sie hin, die westlichen Werte?
Ralf-Michael Lübbers, Marienhafe
Sie könnten was verpassen!
Zu: „Wolkenguck-Time,“ FR7 vom 31. Oktober
Sie fragen sich, warum Menschen, die sich ständig mit Tablet oder Smartphone beschäftigen, so „sorgenvoll beäugt“ werden. Ich will jetzt gar nicht über Internetsucht, über den ständigen Wunsch nach Resonanz, über „fear of missing out“, permanente Reizüberflutung, über die Unfähigkeit zu warten und ähnliches mehr reden und Ihnen die Freude an Ihrem Smartphone bestimmt nicht nehmen. Es ist ja völlig in Ordnung, dass Sie Ihr Smartphone für mindestens 14 Stunden permanent eingeschaltet haben, allerdings wären 24 Stunden noch besser, da Sie in den restlichen 10 Stunden möglicherweise wesentliche Dinge versäumen könnten. Sie freuen sich, dass Dank Corona, „jetzt endlich fast alle verstehen, was gemeint ist“. Zum Glück gäbe es jetzt nicht mehr viele Menschen, die „hier Freundschaft, Arbeit, Lernen, da irgendwelche störenden Blinkedinge“ praktizieren würden. Ich gehöre übrigens noch zu den wenigen Menschen, die immer noch nicht verstanden haben, warum sie permanent in ein elektronisches Gerät glotzen sollen und warum das wirkliche analoge Leben so langweilig und öde sein soll. Ich lese übrigens immer noch Bücher, treffe mich gerne in physischer Präsenz mit FreundInnen und schaue auch mal gerne lange in die Wolken. Ich versichere Ihnen, dass das durchaus Freude machen kann. Solange wir noch keine Smartphone-Pflicht für alle haben, möchte ich Computer und Tablets zwar gerne als Arbeitsgeräte und auch gelegentlich für Kommunikation nutzen, aber eben zeitlich sehr eingeschränkt. Ihren Artikel habe ich übrigens in der Printausgabe der FR ganz analog gelesen – das geht zum Glück auch noch.
Hermann Roth, Frankfurt
Forum vom 20. November
Seite eins
Zuschriften von Manfred Stibaner, Bertram Münzer und Sylvia Heger zum Wirrwarr in der deutschen Coronapolitik (veröffentlich ab hier), Reinhard Schemionek mit der Frage, wann es einen Kunstgipfel gibt (veröffentlicht hier), Ingeborg Gerlach zum Dannenröder Forst bzw. zur A49 (veröffentlicht hier), außerdem von Rüdiger Erdmann zur Frage, wie viele Kliniken in Deutschland geschlossen werden sollten (gleich hier, siehe unten).
Ein bisschen Gesundheit gibt es nicht
Dr. Hontschiks Diagnose: „Es gibt nur noch ein Thema“, FR-Panorama vom 14. November
Zu Beginn eine kleine Reminiszenz. In der Nachkriegszeit, als die Parteien noch verboten waren, wurde die „SPD“ wiedergegründet als eingetragener Verein mit dem Signum S.P.D., was aus besagten Gründen damals Selbständig Politisch Denken bedeutete. Ich werde später darauf zurückkommen. Herr Hontschik bemerkt, dass er geglaubt habe, dass die Menschen im Rahmen der Pandemie begriffen hätten, wie gut und wichtig unser Gesundheitssystem (im Vergleich zu dem anderer Länder) sei. Er zeigt sich verwundert, dass trotzdem die Schließung von 800 Krankenhäusern gefordert würde. Im besonderen beeindruckt ihn im negativen Sinne die Argumentation der AOK. Er kommt zu dem Schluss, dass das Krankenhaussystem gefördert und dass die Fallpauschalen abgeschafft werden müssten. Das Hauptziel sei Gesundheit und nicht die Gewinnerzielung. Sehr geehrter Herr Hontschik, ich kann Ihnen wiederum nur beipflichten. Nur würde diese „Kehrtwende“ bedeuten, dass man selbständig politisch denkt. Genau dies geschieht aber eher nicht. Warum ist das so? Vor vielen Jahren wurde von Seiten der akad. Betriebswirtschaftslehre Gewinnmaximierung und Privatisierung zum Allheilmittel erklärt, dem hat sich letztlich auch die Politik verschworen. Privatgeführte Unternehmen seien effizienter als gemeinnützig geführte, so war die Argumentation. Viele Firmen wurden entsprechend in einzelne Profitcenter aufgeteilt, d. h. in der Konsequenz herrscht das Motto „jeder gegen jeden“. Es gibt aber Abteilungen/ Einrichtungen etc., die keine Gewinne erzielen können, weil sie z. B. mit Grundlagenforschung oder Entwicklung beschäftigt sind oder weil sich auf sie marktwirtschaftlichen Ansätze nicht anwenden lassen, weil sie, wie im Gesundheitsbereich, letztlich nicht marktkompatibel sind (ein bisschen Gesundheit gibt es nicht). Der Ansatz, Gewinnmaximierung auf Betriebssysteme wie Krankenhäuser zu übertragen, ist mithin realitätsfremd. Die Abschaffung der Kameralistik im öffentlichen Bereich, einfacher gesagt: das Wirtschaften nach dem Motto „alle für einen, einer für alle“, verschärft die Situation noch. Hauptanliegen wäre für nicht zwingend gewinnorientierte Unternehmungen, dass am Ende des Geschäftsjahres eine schwarze Null steht. Was aber, wenn alle dem Credo entsprechend, gewinnorientiert arbeiten müssen? Die Krankenhäuser, die Kommunen oder die Krankenkassen (war da nicht ein Prüfverfahren bei der EU anhängig, ob die deutsche Krankenkassen nicht als Wirtschaftsunternehmen zu betrachten seien (was Mehrwertsteuerpflicht bedeuten würde und eine Kostenexplosion), da sie wie solche auftreten und agieren würden)? Hintergründig dafür ist, wie gesagt, dass das Gewinnmaximierungsprinzip die herrschende betriebswirtschaftliche Lehre darstellt. Wenn dem so ist, ist es nur logisch, dass alle sich daran halten, denn damit steht man auf der richtigen, akad. legitimierten Seite. Sollte man aufgrund selbständigen Denkens zu einem anderen Ergebnis kommen, stellt man sich gegen die herrschende Lehre, wäre ein Abweichler, wäre weniger legitimiert, also schon im Ansatz argumentativ geschwächt. Was macht man also? Das, was alle machen. Dann ist man argumentativ fein raus, im besonderen, wenn das Ganze auch noch die eigene Tasche füllt. Die Konsequenz kann nur sein, dass eine breite Diskussion darüber geführt wird, ob betriebswirtschaftliche Ansätze im oben skizzierten Sinne überall zu gelten haben.
Rüdiger Erdmann, Pattensen
Forum vom 21. November
Seite eins
Zuschriften von Isolde Zimmer, Christa Kreß, Arne Walter Seegelken und Gerhard Kleinlützum zur zweiten Corona-Welle (veröffentlicht ab hier), außerdem von Frederike Frei zu FR7, Dieter Möss zur katholischen Kirche und Diskriminierung von Frauen und von Rainer Wild zur Klimapolitik (alle drei gleich hier, siehe unten).
Seite zwei
Zuschriften von Klaus Philippp Mertens zu einem Start-Up-Unternehmen, das älteren Menschen den Zugang zum Internet vereinfachen will, und von Konrad Mohrmann zur Religionsfreihei (beide gleich hier, siehe unten).
Täglich muss ich neu lachen
Zu einem Foto auf der zweiten Seite des FR7vom 31. Oktober
„Mund-Nase-Schutz, leichtüber-trieben“ – steht unter dem Coverfoto. Herrlich.Täglich muss ich neu drüber lachen. Dies niederziehende, total bedeckende Gewand aus schwerem Tuch, ein Arm ist schon ganz verschwunden, Triefaugenhöhlen dahinter, eines tiefer betroffen als das an-dere, das heulende Schlosshundelend. Der in Knöchel höhe baumelnde Kürbiskopf, der sich über den Boden schleppt oder geschleppt wird, aber grinst, weil er Höhenluft schnuppert, und dazu die coronabrav stillgehaltenen Füße in robusten Sportschuhen – gut gewappnet mit umgeschlagenen Hosenbeinrändern gegen alles kommende Unheil. Danke.
Frederike Frei, Berlin
Katholische Gedankenwelt
Zu denSeiten 26 und 27 der FR vom 18. November
Der großformatige Nachruf für den Militärdekan a.D. Prälat Walter Theis, verfasst von Militärgeneralvikar Msgr. Reinhold Bartmann, öffnet einen ungeschminkten Einblick in die Gedankenwelt der katholischen Kirchenobersten. Kurz und klar heißt es da: Er war Fürsprecher und Gesprächspartner für die Soldaten und Soldatenfamilien. Überschrift auf der gegenüberliegenden Seite 27 (Forum, Anm.d. Red.) unten links: „Frauen werden nach wie vor diskriminiert“.
Dieter Möss,Baden-Bade
Deutlich spürbare Warmphase
Methan: „Was in der Erde schlummert“, FR-Wissen vom 14. November
Millionen Bäumchen pflanzen, um das auszugleichen, was wir die letzten Jahrzehnte verbockt haben und immer noch verbocken – das wird nicht funktionieren. Einerseits sahen und sehen wir zu, wie Regenwald abgefackelt wird, und andererseits führten die CO2-Emissionen der Industrienationen bereits zu Kipppunktüberschreitungen, was z.B. die zunehmende Verselbständigung der Methanfreisetzung beim auftauenden Permafrost verursacht, unterstützt noch durch den immensen Methanausstoß der US-Frackinggasindustrie (LNG). Methan ist noch 25-mal klimaschädlicher als CO2.
Nach Prof. David Archer, Universität Chicago, dauert der natürliche CO2-Abbau mehr als 10 000 Jahre, was zu einer Warmphase von mehr als 100 000 Jahren führen könnte. Der menschgemachte CO2-Eintrag verdoppelt in Kürze die natürliche, vorindustrielle CO2-Konzentration. Das „fossile CO2“ ist dabei durch Isotopenbestimmung eindeutig nachweisbar.
Gerd Müller (CSU), Bundesentwicklungsminister, sprach bereits letztes Jahr von aktuell 20 Millionen Klimaflüchtlingen und bevorstehend von einer „Hitze-Apokalypse.“ Uns stehen eine Vervielfachung dieser Zahl und zunehmend Landverluste durch den steigenden Meeresspiegel bevor. Die einst paradiesische Erde beuten wir Menschen maß- und rücksichtslos zur Wohlstands- und Wirtschaftsmehrung aus, pflastern sie zu und verschmutzen sie nach dem Motto: „Macht euch die Erde untertan.“ Die schlimmen Folgen scheinen jetzt schon unausweichlich und wir werden sie noch in diesem Jahrzehnt deutlich zu spüren bekommen.
Rainer Wild, Wunsiedel
Von Amazon bis Zalando
Zu: „Ganz einfach ins Netz“, FR-Wirtschaft vom 17. November
Die FR möchte, dass „Zukunft eine Stimme“ hat. Das klingt gut. Doch nach der Lektüre des Artikels „Ganz einfach ins Netz“ habe ich Zweifel an den Kriterien, die von der zuständigen Redaktion für die Aufnahme in den Kreis der Innovativen erstellt werden. Denn das vorgestellte Geschäftsmodell von „Lylu“ erweckt den Eindruck, dass Älteren Nachhilfeunterricht vorrangig beim Online-Shoppen gegeben werden soll. Mutmaßlich mit dem Ziel, durch die Vereinheitlichung von Internetelementen den typischen Anbietern, von Amazon bis Zalando, weitere Märkte zu erschließen.
Die Initiatoren von „Lylu“ scheinen bei der Entwicklung ihrer Geschäftsidee kein professionelles Marketing betrieben zu haben. Denn anscheinend ist ihnen nicht klar gewesen, dass die heute 65- bis 85-Jährigen, soweit sie anspruchsvollere berufliche Tätigkeiten ausübten, auf 40 bis 20 Jahre Fachpraxis im Umgang mit elektronischen/digitalen Rechnern und Kommunikationsmedien verweisen können. Ihre Arbeit sensibilisierte sie für weitere Entwicklungen, die schließlich auch in den privaten Bereich Einzug hielten.
Es gibt sicherlich auch so genannte Senioren, die früher selten bis nie Kontakte zu elektronischen Rechnern und zur digitalen Kommunikation hatten. Aber für diese Gruppe scheint mir eine systematische Einführung in Theorie und Praxis des Internets wichtiger zu sein als die oberflächliche Beschäftigung mit Icons, Links und Apps. Denn sonst erleben wir bald den digitalen „Enkel-Trick“ mit kaum überschaubaren, aber vor allem finanziellen Folgen.
Ich persönlich machte 1970 die erste Bekanntschaft mit Großrechnern, welche die technische Basis für Datenbanken waren. Um 1979/80 wurden die ersten ATARI-Computer angeboten, die auch für die Büroarbeit (Textverarbeitung) nutzbar waren. Per Akustikkoppler plus Telefon konnte man sogar Daten senden und empfangen. Ab 1982/83 gab es den Commodore 64, der noch mehr Möglichkeiten bot und dessen Anwendung erheblich komfortabler war. Im letzten Drittel der 1980er Jahre waren vernetzte Personalcomputer angesagt. Und bevor das Internet in den 1990ern seinen Siegeszug antrat, gab es als Zwischenstufe den Bildschirmtext (BTX), ein Medium, das von der Öffentlichkeitsarbeit von Verbänden, aber vor allem vom Versandhandel genutzt wurde. Kurzum: Auch wer heute nicht mehr im Berufsleben steht, hat an der technischen (digitalen) Revolution seinen je eigenen aktiven Anteil gehabt – und hat in den meisten Fällen an der Nutzung dieser vielseitigen Rechner festgehalten.
Ja, manche haben nach dem Abschied vom Beruf einen Gang zurückgeschaltet. Vor allem, weil sie längst ein Gespür für die Gefahren der Online-Kommunikation entwickelt hatten. Über kommerzielle Netze wie Facebook, Instagram und Whatsapp, die eine unheilige Allianz mit Google und dessen Smartphone-Betriebssystemen Android eingegangen sind (Apple und iOS sind auch nicht besser), lassen sie sich kein X für ein U vormachen. Sie nutzen das Internet auch für Bestellungen, vorzugsweise für Artikel, die im stationären Handel nicht (mehr) angeboten werden. Immer häufiger reflektieren sie am PC ihr Leben; schreiben Erinnerungen über das Vergangene, stellen digitale Fotoalben zusammen, ordnen Scans von persönlichen und zeitgeschichtlichen Dokumenten oder erfassen die Bände ihrer Bibliothek. Diese kleinpublizistischen Aktivitäten stellen für viele Neuland dar. Hier wären professionelle Tipps sicherlich willkommen.
Klaus Philipp Mertens, Frankfurt
Im Sinne des Grundgesetzes
Bewerbungen: „Konfession unerheblich“, FR-Wirtschaft vom 16.11.
Es ist wohl schon lange in Vergessenheit geraten, daß das Grundgesetz einige Artikel der Weimarer Verfassung übernommen hat, so im Art 140 GG: Selbst einem Gericht in Deutschland war das anscheinend nicht mehr geläufig. Artikel 140 Die Bestimmungen der Artikel 136, 137, 138, 139 und 141 der deutschen Verfassung vom 11. August 1919 sind Bestandteil dieses Grundgesetzes.
Artikel 136 (Weimarer Verfassung): Die bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten werden durch die Ausübung der Religionsfreiheit weder bedingt noch beschränkt. Der Genuß bürgerlicher und staatsbürgerlicher Rechte sowie die Zulassung zu öffentlichen Ämtern sind unabhängig von dem religiösen Bekenntnis. Niemand ist verpflichtet, seine religiöse Überzeugung zu offenbaren. Die Behörden haben nur soweit das Recht, nach der Zugehörigkeit zu einer Religionsgesellschaft zu fragen, als davon Rechte und Pflichten abhängen oder eine gesetzlich angeordnete statistische Erhebung dies erfordert. Niemand darf zu einer kirchlichen Handlung oder Feierlichkeit oder zur Teilnahme an religiösen Übungen oder zur Benutzung einer religiösen Eidesform gezwungen werden.
Wenn ich also bei der Lohnsteuerkarte keine Religion, also „vd“ angebe, handele ich im Sinne des Grundgesetzes, auch bei der Anmeldung bei einer Meldebehörde.
Zu: Dr. Hontschiks Diagnose, Leserbrief „Ein bisschen Gesundheit gibt es nicht“, s.o.
Leider kann ich unserer Herrschaftsklasse der Politiker der oberen Etage keinen vierwöchigen Krankenpflegedienst auf einer Corona-Krankenstation mit Notversorgung verordnen, damit die Totengräber unseres einst guten Gesundheitswesens einen Eindruck bekommen, was sie mit den Krankenhausschließungen angestellt haben. Mit ihren hohen „Diäten“ schweben sie offenbar in einem Wolkenkuckucksheim. Die Klinikvernichter erscheinen mir als Trumpisten, als blind und verantwortungslos gegenüber der Covid-Seuche und der viel höheren Krankenzahl mit anderen schweren Krankheiten. Da diese „Herren“ anscheinend auf ihren Gewinn fixiert sind, sehen sie nicht den Gesundheitsschaden, den sie anrichten. Mein Anliegen: Fort mit den Totengräbern der Kliniken! Wir brauchen Fachleute mit Mitmenschlichkeit um der Gesundheit willen, ein Hinsehen auf den Mensch, wenn er Krankenhaushilfe braucht.
„Bamf-Skandal“
Dieser Skandal ist niemals einer gewesen, weshalb die Frankfurter Rundschau gut daran tut, ihn bei ihrer Berichterstattung in Anführungszeichen zu setzen. Aber von Anfang an skandalös und beschämend für einen Rechtsstaat ist es, angefangen bei unserem Innen- und Heimatminister Seehofer, die Bamf-Präsidentin Jutta Cordt derart zu verdächtigen, massenhaft zu Unrecht Asylanträge bewilligt zu haben und sie deshalb aus dem Amt zu entbinden. Das Gegenteil ist immer wieder der Fall: Asylanträge werden massenhaft zu Unrecht abgelehnt. Gibt es deshalb einen Skandal? Werden Leute aus diesem Grund entlassen? Muss der Innenminister gehen? Wird er sich wenigstens für diesen Skandal entschuldigen? Die Beschädigung des Rechtsstaats besteht darin, Anträge tendenziell ablehnen zu wollen und dafür die schmalen Grundrechte, die flüchtende Menschen noch haben, zu drücken. Und nun noch ein weiteres Kapitel im bundesweiten Polizeiskandal: Die eingesetzte Polizeiermittlungsgruppe hat offenbar entlastendes Beweismaterial zurückgehalten, um anschließend Taten zu suchen, die sie im Vorfeld ausgemachten Tätern anhängen wollten. Das sagt Einer aus den eigenen Reihen aus. Auf der nächsten Seite derselben Ausgabe der FR ist zu lesen, wie die Polizei schwarze Menschen in Deutschland diskriminiert und allzu häufig mit Gewalt gegen sie vorgeht. Bei der Demonstration gegen Corono-Auflagen in Leipzig hat sie weitgehendst die Arbeit verweigert. Und das Ausmass der Unterwanderung der Polizei durch Nazis in Hessen, Nordrhein-Westphalen, Berlin und anderen Bundesländern betreffend, warten wir weiterhin auf umfassende Aufklärung. Wen wundert es da noch, wenn die Polizei ein Autoritäts- und Respektproblem hat? Wem dies zu pauschal und nicht differenziert genug ist: Wenn ich mich mit den zu Unrecht beschuldigten und diffamierten Menschen solidarisiere – und die Solidaritätsappelle gelten doch auch in Coronazeiten Mit-Menschen – dann fühle ich mich als Bürger dieses Landes von der Polizei weder ausreichend geschützt, noch respektiert.
@ Ute Wittich, Prime time vor acht.
Sehr gute Idee, aber in der ARD wohl kaum zu machen.Beispiel heute Abend in Fakt. Gegendarstellung eines Sprechers von Bayer in Sachen Glyphosat. Es ging um ein Gutachten des Umweltinstitutes München, das besagt, dass Glyphosat und eine ganze Reihe anderer Gifte weitab von Äckern, auch Naturschutzgebieten, in der Luft gefunden wurde. Die gefundenen Mengen seien so klein, dass sie weit unter dem zulässigen Grenzwert gelegen hätten. Es kam dann zwar ein Experte, der sagte, dass sei so nicht richtig, aber das wars dann auch. Es ging immer nur um den Menschen, nie um die Umwelt an sich. Hier sterben diverse Pflanzenarten einfach aus, sie sind einfach weg, entlang der Wege und Straßen, Pflanzen die früher wie die Margerite, auch Wucherblume genannt, überall vorkamen, aber das interessiert kaum jemand.Übrigens, wie man der Presse entnehmen konnte, die Programmdirektorin der ARD stammt direkt aus der CDU Riege, da wird aus dem Klima zur Prime time wohl nichts werden, das Stimmvolk soll schließlich nicht verunsichert werden.
Dem Leserbrief von Klaus Philipp Mertens zu „Ganz einfach ins Netz“ kann ich voll zustimmen. Ein Nachhilfeunterricht für Ältere zum Shoppen geht am Thema nützlicher Hilfe weit vorbei. Eine, wie Herr Mertens beschreibt, systematische Einführung ins Internet und die damit zwangsläufig verbundenen Gefahren wäre deutlich nützlicher für solche Personen, die damit bisher wenig oder nichts zu tun haben. Ich gehöre zu denjenigen mit viel Erfahrung auf diesem Gebiet und nutze genau deshalb ganz bewußt „Soziale Medien“ nicht. Und dies sicher nicht aus Angst vor Neuem.
Meine Erfahrung mit vernetzten Computern geht zurück auf die Zeit um 1975; ich war als Entwicklungsingenieur beteiligt an einem System aus etwa drei Dutzend miteinander vernetzter Computer. Zu dieser Zeit wurde gerade der Internet-Vorläufer Arpanet in den USA aufgebaut; wir in Frankfurt mußten eigene Techniken ganz anderer Art zum Austausch von Daten selbst entwickeln. Später dann kamen PCs auf, und ich arbeitete im Lauf der Zeit mit vielen verschiedenen Betriebs- und Netzwerksystemen.
Wenn ich heute Texte, Bilder oder andere Daten austausche, dann genügt mit immer noch die E-Mail, die mit etwas Vorsicht recht sicher ist.
Genau für den Umgang damit sollte man Ungeübte schulen und zur Vorsicht anhalten mit den unendlichen und veführerischen Möglichkeiten des Netzes, statt ihnen mit Clicks und Apps das Shoppen zu erleichtern. Es gibt in der Tages- und Fachpresse genügend Warnungen vor betrügerischen Fallen, die reichlich ungewünschte Kosten verursachen können, „Hohle der Lowen“ läßt grüßen. Und es gibt Warnungen, wie die „Sozialen Medien“ unsre sehr persönlichen Daten abgreifen und zu umfangreichen Profilen über viele Aspekte unserer Persönlichkeit zusammensetzen. Erst kürzlich hat die Deutsche Post sich erdreistet, meine Postanschrift an Werbeträger zu verkaufen, mit denen ich nichts zu tun haben will.
In diesem Zusammenhang stört es mich auch sehr, dass ich keine Artikel mehr in der Rundschau nachlesen kann ohne Google Analytics, Amazon CloudFront und anderen Datenkraken mein Innerstes weit zu öffnen. Da denk ich nicht im Traum dran.
Wenn man wenig Geübte im Umgang mit dem Netz schult, dann sollte dabei auch ein deutlicher Hinweis darauf enthalten sein, daß unsre Umwelt durch zusätzlichen stark erhöhtem Co2-Ausstoß beim derzeit ausufernden Streamen von Filmen belastet wird.