Balance zwischen den Geschlechtern

Immer noch herrscht in Deutschland eine enorme Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Der Internationale Frauentag, der kürzlich mal wieder begangen wurde, war eine gute Gelegenheit, diese Ungleichheit zum Thema zu machen. Dafür reicht es ganz gewiss nicht, den Frauentag zu einem gesetzlichen Feiertag zu machen, wie im Bundesland Berlin geschehen – auch wenn dies zweifellos eine nette Geste ist. Es muss mehr passieren. Seit Jahren ein Dauerbrenner in der Debatte: die Quotierung. Bisher setzt die Politik auf freiwillige Besserung etwa der Wirtschaft. Tatsächlich ist der Frauenanteil in Führungsetagen der mittelständischen Wirtschaft im Jahr 2018 um ein Prozent gestiegen: Etwa ein Sechstel der Führungsposten, 17,1 Prozent, wird von Frauen besetzt. Bei den DAX-Konzernen sind es nur 15 Prozent. Besserung allenfalls mittelfristig in Sicht.

Anderes Beispiel: der Deutsche Bundestag. Im aktuellen 19. Bundestag sind 30,7 Prozent der Mandate in Händen von Frauen. Das bedeutet einen Rückfall auf die Verhältnisse vor dem 14. Bundestag (1998 bis 2002), in dem der Anteil 30,9 Prozent betrug. Im 15. bis 18. Bundestag lag er immer darüber mit einem Spitzenwert von 36,5 Prozent im 18. Bundestag. Immerhin, möchte man seufzen, ein knappes Drittel. Doch damit sind Frauen offenkundig unterrepräsentiert. Im Jahr 2017 gab es in Deutschland rund 41.949.000 Frauen, aber nur etwa 40.844.000 Männer. Frauen müssten also im Parlament die Mehrheit stellen, wenn dessen Zusammensetzung repräsentativ für die Zusammensetzung der Bevölkerung (in diesem Punkt) sein sollte.

Es gibt Strukturen, die dem Vorankommen von Frauen entgegenstehen – Männerbünde etwa, Seilschaften -, aber das allein kann die Ungleichheit gewiss nicht erklären. Das ist auch der Grund dafür, warum mir Frauenquoten nicht als Heilmittel einleuchten: Sie ändern nichts an den eigentlichen Gründen für die Ungleichheit. „Es hängt auch entscheidend an uns Frauen, ob sich die Verhältnisse endlich ändern“, schreibt FR-Chefredakteurin Bascha Mika in ihrem Leitartikel und Frauentag: „Das Böse im System“ (online: „Komplizenschaft mit dem männlichen System aufkündigen“) ist der Gender-Care-Gap. Während der Gender-Pay-Gap den Unterschied in der Bezahlung von Frauen und Männern bezeichnet, geht es beim Gender-Care-Gap darum, wie die Geschlechter sich unterschiedlich ins Familienleben und ins Soziale einbringen, um die Unterschiede in der Sorge- und Kümmerarbeit. Mütter kümmern sich immer noch deutlich mehr um die eigenen Kinder als deren Väter, die häufiger eigenen Zielen nachgehen als Frauen. Das fällt natürlich leichter, wenn die Frau ihm zu Hause „den Rücken freihält“, wie das so schön heißt. Das macht die Frauen zu Komplizinnen des Systems.

Doch das muss nicht so sein. „Die letzte Entscheidung wird zu Hause am Küchentisch getroffen“, schreibt Bascha Mika und fragt: „Wer lässt denn dem Liebsten sein Paschaverhalten zu Hause durchgehen? Wer zwingt uns denn, einen Mann zu nehmen, der uns zur Kittelschürze degradiert? Wer pflegt denn sein weibliches Kümmersyndrom, statt den Konflikt zu riskieren und Partnerschaft auf Augenhöhe zu fordern?“ Das „eklatante männliche Leistungsdefizit“ sei nicht Gott gegeben.

Die Familie sei die Keimzelle des Staates, lautete einmal ein Leitspruch der Konservativen. Vielleicht sollten die Frauen ihn kapern. Wie wäre es damit: Die Familie ist die Keimzelle der Gleichberechtigung. Und da diese Entscheidungen am Küchentisch getroffen werden, sind Männer davon eingeschlossen. Wäre das nicht eine gute Nachricht?

Balken 4Leserbriefe

Paul Pfeffer aus Kelkheim:

„Ihr Leitartikel zum Weltfrauentag 2019 gipfelt in drei Schlussfolgerungen: Es hängt entscheidend von den Frauen selbst ab, ob sich die Verhältnisse ändern. Dazu muss (u. a.) die Komplizenschaft mit dem „männlichen System“ aufgekündigt werden. Es gibt so etwas wie eine „ideale Gesellschaft“ (nach Plato), die wir anstreben müssen.
Der ersten Feststellung stimme ich uneingeschänkt zu. Die zweite ist meiner Meinung nach typisch für einen ideologisch verengten Mainstream-Feminismus. Die dritte ist geradezu gefährlich, denn das Anstreben idealer Gesellschaften führt im besten Fall zu Erziehungsdiktaturen, wie historische Beispiele zur Genüge zeigen .
Ich sehe zurzeit mit einiger Sorge, wie sich die Bewegung, die sich „Feminismus“ nennt, einerseits in Universitäten, Schulen, Ministerien, Behörden etabliert, andererseits aber in viele unterschiedliche Feminismen zerfasert, die sich teilweise erbittert bekämpfen. Ich stelle bei der einen Richtung eine ideologische Erstarrung und Verbohrtheit fest, bei der anderen eine Neigung zur Nabelschau.
Als ein Mann, der kein Feminist ist, aber die Frauen liebt und achtet, warte ich nach wie vor auf einen humanen Feminismus, der
– die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Geschlechtern möglichst auf wissenschaftlicher Grundlage klar herausarbeitet und dabei die Anteile von Natur (Körperlichkeit, Biologie) und Kultur (Geschlechterrollen, soziale Konstrukte) im Blick hat;
– die (unterschiedlichen!) Potenziale der Geschlechter für die Weiterentwicklung des Verhältnisses zwischen Männern und Frauen (zusammen mit den Männern als Partnern!) erschließt;
– auf patriarchalische Verschwörungstheorien verzichtet und nicht alle Männer für die „jahrtausendelange Unterdrückung der Frau“ in Haftung nimmt;
– aufhört, „den Mann“ als Feindbild aufzubauen und „die Frauen“ als Opfer zu stilisieren, sondern sie ermutigt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen;
– den Frauen nicht ein Rollenmodell überstülpt, sondern für die Frauenrolle eine große Varianzbreite an Entscheidungen akzeptiert, ebenso für die Männerrolle;
– ein positives Verhältnis zur eigenen (weiblichen) Sexualität entwickelt und die männliche nicht pauschal abwertet;
– die technischen und geistigen (Vor-)Leistungen von Männern für die Frauenemanzipation anerkennt oder wenigsten erwähnt;
– anerkennt, dass auch Männer im Haus unbezahlte Arbeit leisten (Arbeiten, die größere Körperkraft erfordern, Garten, Reparaturen, Bauten …);
– Kritik an den unterschiedlichen Erscheinungsformen des Feminismus nicht reflexhaft als „Frauenfeindlichkeit“ diffamiert und in der Lage ist, auch Selbstkritik zu üben (z. B. an den Auswüchsen des Genderismus);
– vom hohen moralischen Ross heruntersteigt und nicht glaubt, Frauen seien die besseren Menschen
Wenn der Mainstream-Feminismus aufhört, eine Ersatzreligion für arrivierte Mittelschichtsfrauen zu sein, wenn er aufhört, es sich in der Opferrolle bequem zu machen, wenn er aufhört, sich gegen Kritik und Selbstkritik abzuschotten, wenn er dagegen die Lebenswelten aller Frauen (z. B. In Deutschland) unvoreingenommen in den Blick nimmt, wenn er Männer als Partner und nicht als Feinde sieht, wenn er Frauen ermutigt, sich etwas zuzutrauen, statt sich auf Quoten zu verlassen, dann kann sich zwischen den Geschlechtern eine neue Balance entwickeln, die alte und obsolet gewordene Strukturen überwindet.“

Hans-Jürgen Schroeder aus Minden:

„Ihre Platon-Begeisterung wird wahrscheinlich viele Leser veranlassen, Sie direkt mit eigenen Erkenntnissen zu beglücken oder Ihnen Literatur zur Vertiefung Ihrer Platonstudien zu empfehlen. Dabei wollten Sie doch gar keine Platon-Diskussion vom Zaun brechen, nicht wahr? Eher darf man davon ausgehen, dass Sie die reaktionären Elit(är)en darauf hinweisen wollten, dass schon Platon weiter war in seinen politischen Ansichten über die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Zu Recht. Allerdings gab es auch bei Platon „das Böse im System“. Das war schlicht die Tatsache, dass weder Mann noch Frau die freie Wahl hatte: beide hatten die Aufgabe, die Rolle in der Gesellschaft zu spielen, die dem Gemeinwohl den größten Nutzen versprach. Gleichheit zwischen den Geschlechtern: ja, Freiheit des Individuums: nein. Selbstverwirklichung für beide Geschlechter also nur im Sinne des Staates. Wie schreiben Sie so schön: ‚Her mit Platons Vision der idealen Gesellschaft!'“

Ich klinke an dieser Stelle einen Leserinbrief von Gudrun Nositschka aus Mechernich aus dem Januar an, etwas zum Thema Platon und Frauenrechte, aber zu einem anderen Artikel: „Utopie einer idealen Gesellschaft„, FR-Feuilleton vom 19. Januar.

„Der Artikel zu Platon als Vertreter der Frauenrechte in der gr. Antike – was mir nicht bekannt war –  machte mich sehr neugierig.
Alles klingt so plausibel, so beeindruckend, wie alles, was ich bisher von dem Autor Harald Haarmann gelesen habe. Dennoch frage ich mich, ab wann Platon die Ideen entwickelt hatte, dass zu „einer ganzheitlichen Gesellschaftsordnung gleichgestellte Frauen und Männer gehören“. Hatte er diese Ideen vor seinen Werken Politeia, Gesetze und Phaidros verfasst oder danach? In diesen Werken kommen nämlich Frauen gar nicht gut weg. Platons Aussagen sind abwertend bis misogyn. Ich zitiere einige seiner Aussagen aus dem Buch von Gerda Weiler „Der enteignete Mythos“ (Ulrike Helmer Verlag, Frankfurt): „Je reiner sich der Mann der Anschauung der reinen Idee hingäbe, um so vollkommener werde er sich in einem kommenden Leben verkörpern. Diejenigen Männer, die sich im gegenwärtigen Leben nicht zu beherrschen wüßten, würden zur Strafe im nächsten Leben als Weiber wiedergeboren. Denn Frauen stünden an Tugend den Männern weit nach. Sie seien hinterhältig, verschlagen, oberflächlich und leicht erregbar. Sie neigten dazu, Schimpfreden zu führen, seien zaghaft und abergläubisch. Es müsse ein Fluch der Götter sein, als Frau geboren zu werden.“ Das weibliche Geschlecht, klagt Platon, sei „von Natur aus versteckter und verschlagener wegen seiner Schwäche“. Es füge sich der Gesetzesordnung nur schwer (Platon, Gesetze VI, 781 a).
Wenn Platon davon überzeugt war, verschiebt er seine Utopie einer ganzheitlichen Gesellschaft mit gleichgestellten Frauen und Männern auf einen Sankt Nimmermehrleinstag, was evtl. seine Absicht war. Insofern denke ich nicht, dass er heutzutage als ein Vertreter der Frauenrechte gelten kann.“

Zurück zum Frauentag. Hildegard Weidemann aus Rodgau meint:

„Erst wenn Frauen in ihrer Partnerschaft dafür sorgen, dass Kinderversorgung und -erziehung, Haushaltsarbeit und Pflege von Angehörigen gemeinsam bewältigt werden und beide die Verantwortung dafür übernehmen, wird sich die gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Benachteiligung von Frauen verändern.
Die Bedingungen für eine grundlegende Wende sind günstig. Noch nie waren so viele Frauen hoch qualifiziert, gut ausgebildet und finanziell unabhängig. Damit ist die Voraussetzung gegeben, dass sie die gleichen Arbeiten übernehmen und Posten bekleiden können wie Männer. Frauen müssten nur selbstbewusst die Männer zur gleichen verteilten Arbeitsleistung im familiären Bereich verpflichten. Dann haben Frauen genügend Zeit und Kraft, genauso wie die Männer auch an Abendveranstaltungen teilzunehmen, auf Dienstreisen zu gehen, sich fortzubilden und Termine am Wochenende wahrzunehmen. Sie müssten sich in diesen Fällen nicht mehr fragen: Was mache ich mit den Kindern, dem pflegebedürftigen Angehören und der Hausarbeit. Diese Fragen besprechen sie mit ihrem Partner und fordern eine für beide befriedigende Lösung ein. Dadurch wird sich das gesamte System verändern.
Wir brauchen keine Frauenquote und „Pseudo-extra-Frauenrechte“, denn Frauen haben dann ausreichend Ressourcen in Führungspositionen zu agieren, politische Mandate zu übernehmen und in alle gesellschaftliche Bereiche hinein zu wirken. Männliche „Seilschaften“ würden mit der Zeit verschwinden. Die „weibliche Sicht“ auf die Dinge würde endlich, entsprechend dem Anteil der Bevölkerung, Berücksichtigung finden.
Zwei Artikel aus der FR zum Frauentag weisen ebenfalls auf diesen Weg der Veränderung hin. Zum einen der Bericht über die Norwegerin Line Hestvik, Managerin und Strategiechefin bei der Allianz und Mutter zweier Kinder. Man muss sich den Ehemann gut aussuchen, sagt sie. Dieser hatte seine eigene Arbeitskraft reduziert, als die Kinder noch klein waren.
Bascha Mika vermerkt im Leitartikel, das Politische ist auch privat, die letzte Entscheidung wird zu Hause am Küchentisch getroffen. „Wer lässt denn dem Liebsten sein Paschaverhalten zu Hause durchgehen? Wer zwingt uns denn, einen Mann zu nehmen, der uns zur Kittelschürze degradiert ? Wer pflegt denn sein weibliches Kümmersyndrom, statt den Konflikt zu riskieren und Partnerschaft auf Augenhöhe zu fordern? Genau ! Es hängt auch entscheidend an uns Frauen, ob sich die Verhältnisse endlich ändern.“
Abschließend ein Zitat von Simone de Beauvoir: ‚Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen nichts‘.“

Wilma Fischer aus Eschborn:

„Hurra ein Frauentag! Aber was kommt dann und wo bleibt die Gleichberechtigung? Mit dem Gleichberechtigungsgesetz von 1957 durften Frauen arbeiten, jedoch nur, so weit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar war. Erst 1958 wurde das Gesetz geändert. Dieses Gesetz wurde immer wieder ergänzt und erst 1977 beseitigte eine neue Reform des Ehe- und Familienrechts im BGB die Regelung, dass Frauen nur arbeiten dürfen, solange sie die Familie nicht vernachlässigen. Bis 1962 durften Frauen kein eigenes Bankkonto eröffnen. Frauen waren immer, wenn es ein Mann darauf anlegte, abhängig von Männern und deren Untertan.
Solange ist das alles noch nicht her. Jedoch: Was haben wir Frauen denn wirklich erreicht? Ja, wir können selbstbestimmt arbeiten und auch ein eigenes Bankkonto eröffnen, aber was ist mit der Bezahlung im Beruf? Noch immer verdienen Frauen, welche die gleiche Arbeit verrichten wie Männer, in Deutschland 20 Prozent weniger. Auch in den Führungspositionen sind Frauen weniger vertreten, obwohl bekannt ist, dass Frauen keine schlechteren Chefs  sind. Hier muss sich endlich etwas ändern. Männer würden sich diese Ungleichbehandlung nicht bieten lassen.
Ein anderes Beispiel ist der Deutsche Bundestag. Wenn ich lese, dass im Bundestag der Frauenanteil nur noch bei 30,9 Prozent liegt, dann ist dies erschreckend, denn es waren mal 37 Prozent. Wir Frauen machen aber 50 Prozent der Wahlberechtigten aus. Hier müssen sich endlich mehr Frauen einbringen, nur so kann auch hier schon einiges für die Frauen entschieden werden. Die Männergesellschaft hat zum größten Teil kein Verständnis für Frauen. Wir Frauen müssen besser zusammenhalten und uns vernetzen, denn die Männer tun es, nur so sind sie stark und effizient.
Ich weiß, es ist nicht so einfach, Familie, Beruf und Politik in Einklang zu bringen. Hierzu benötigt man eine Familie, welche einem zu Seite steht. Ansonsten ist das nicht zu schaffen. Aber bei den Männern ist dies nicht anders, denn ohne die starke Frau zuhause, die ihnen den Rücken freihält, würden diese Männer nichts auf die Reihe bekommen und stark sein.
Ich bin auch der Überzeugung, wenn die Parteien es wollten, könnten sie sich Regeln setzen, die zu entsprechenden Veränderungen beim Frauenanteil führen würden. Dies sagt auch Katarina Barley (SPD).
Im Grundgesetz ist ein besonderer Gleichheitsgrundsatz verankert. Dieser besagt, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Zusätzlich gibt es ein Fördergebot: Und zwar muss der Staat aktiv auf den Abbau von Benachteiligungen der Frauen hinwirken. Ich hoffe, dass dies auch getan wird, denn von allein wird hier nichts geschehen.
Rechtlich sind wir Frauen gleichgestellt, aber für die vollständige Gleichberechtigung, ist dies glaube ich noch ein langer Weg.
Ich erinnere mich noch gut wie ich ab 1970 als Mutter von zwei kleinen Kindern wieder in meinen Beruf zurückkehrte. Ich wurde als Rabenmutter verschrien. Interessant: das Wort „Rabenmutter“ gibt es nur im deutschen Sprachgebrauch. Ja selbst in Zeitschriften und Magazinen konnte man diese Zuschreibung lesen. Damals mussten berufstätige Frauen schon stark sein, um kein schlechtes Gewissen zu bekommen. Dies ist heute nicht mehr vorstellbar. Meine Kinder sind als sehr selbständige und aktive Menschen herangewachsen und mit Liebe und Respekt groß geworden.
Wenn ich dann in den Medien sehe, dass weltweit tausende Frauen auf die Straße gehen und um ihre Gleichberechtigung und Gleichbehandlung kämpfen und einfordern, dann frage ich mich doch, was haben bisher erreicht. Wenig!!
Wie sagt Katarina Barley so schön: Die Frauen müssen sich beieinander unterhaken und gegenseitig stärken, dann kriegen wir das schon hin. Dem kann ich voll zustimmen, denn nur wenn wir zusammenhalten erreichen wir auch etwas.“

Matthias Reinke aus Böblingen:

„Jeder hat die Hauptinhalte mitbekommen. Mir fehlten die Aufrufe gegen festgefahrene Lebenseinstellungen oder Lebensdogmen wie erzwungene Ehen mit weiblichen Kindern, gegen Genitalverstümmelungen,  Zwangsprostitution, Bigamie, Bildungsaussperrung, aufgezwungene Religionsströmungen, Brüderherrschaft über Schwestern und Morddrohungen um z.B. liberale Muslimas oder Hindufrauen einzuschüchtern.
Das sind alles Gewaltformen die keine humane Wertegemeinschaft dulden muss. Egal ob die Gewaltüberzeugten den Krieg (Vergewaltigung als Waffe) oder einen religiösen Jenseitsbezug als Menschen verachtende Begründung hernehmen. Wer hier leben will und wessen Leben hier durch viel staatlichen Aufwand gegen jegliche Gewalttat geschützt wird, der hat sich hundertprozentig an Menschenrechte und damit verwandte Rechte zu halten.
Ich konnte zu diesen Gewaltformen keine Stimmen aus den klassischen Bereichen der Frauenbewegung und der sonstigen Frauenrechtlerinnen hören, wie Linke, SPD, Grüne usw. Die Medien schwiegen dazu genauso. Selbst die neueste Ausgabe der Emma thematisierte das nicht. Auch nicht die darin interviewte AKK ( CDU-Vorsitzende). Bisher kannte und schätzte man die Proteste von den Frauenverteidigerinnen gern beim geringsten Machoverhalten. Nun, Frauenrechte sollten immer vollständig propagiert werden. Insbesondere dann, wenn verteidigungsschwache Minderheiten, wie auch in der BRD, betroffen sind.“

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42 Kommentare zu “Balance zwischen den Geschlechtern

  1. Frau Fischer, Sie behaupten wie viele andere „Noch immer verdienen Frauen, welche die gleiche Arbeit verrichten wie Männer, in Deutschland 20 Prozent weniger.“

    Diese Aussage wurde schon so oft widerlegt und hält sich genauso wie der Irrglaube, dass es einen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus gäbe.

    Es gibt keine „pay gap“ von 20% bei „gleicher Arbeit“. Die Studie, aus der die 20% stammen, hat Teilzeit, Vollzeit und alle Berufe in einen Topf geworfen und einen Durchschnitt gebildet.

    Der bereinigte „pay gap“, also der Vergleich zwischen Männern und Frauen, die in etwa dasselbe arbeiten, liegt irgendwo zwischen 2 und 5%, und das ist eigentlich die übliche Schwankungsbreite in Betrieben, weil es eben so gut wie nirgends zwei Menschen gibt, die exakt dieselbe Arbeit verrichten und vergleichbar sind.

    Was aber tatsächlich stimmt und was man aus den 20% ablesen kann: es gibt offenbar einen systemischen Unterschied bei dem, was Männer und Frauen als Beruf wählen, und bedauerlicherweise gibt es viel weniger Frauen in naturwissenschaftlichen Berufen, genau wie es viel zu wenig Männer in sozialen Berufen gibt. Hier muss sich viel an der Gesellschaft ändern, damit alle Geschlechter gleiche Bildungs- und Berufschancen haben. Nur dann wird sich das Mißverhältnis ändern, wer welchen Beruf wählt.

  2. @ths:
    überwiegend stimme ich Ihnen zu. Lediglich was die Bildungs- und Berufschancen anbetrifft kann ich keine Unterschiede erkennen.
    Diejenigen Frauen, die in technischen oder naturwissenschaftlichen Berufen arbeiten und dort erfolgreich sind, haben überwiegend ganz „normale“ Ausbildungen genossen.

  3. @Paul Pfeffer
    Etwas anfangen kann ich nur mit dem letzten Drittel Ihres Briefes ab:“die Lebenswelten aller Frauen (z.B. in Deutschland) unvoreingenommen in den Blick nimmt …“
    Es fällt mir schwer einen Mann als Partner zu betrachten, der mir, da er eher die körperlichen Arbeiten übernimmt um bei Ihren Ausführungen zu bleiben, als Ausgleich das Kümmern, den Haushalt, die Kinder und pflegebedürftige Angehörige überlässt. Was ist, wenn es weder Haus noch Garten gibt, wo kommt dann der körperliche Einsatz des Mannes zum Einsatz? Das klingt mir zu sehr nach einer Zementierung der immer noch vorhandenen Rollenverteilung.

    Sie wünschen sich, dass zumindest erwähnt wird, was Mann zur Emanzipation der Frau beigetragen hat, möchten aber nicht über den unrühmlichen Part des Mannes in Vergangenheit und Gegenwart sprechen.
    Fein, welch wunderbare Voraussetzung für eine Veränderung.
    Mich schmerzt es sehr wenn ich wieder Mal einen Dokumentarfilm über das Leben und die Geschichte der Frauen aus der Vergangenheit sehe.
    Ich weine über das Leid, das Frauen erleiden mussten, nur wegen der Tatsache, dass sie weiblich waren. Glauben Sie im Ernst, dass sich die Geschichte der Frauen ausblenden lässt?
    Wie viele Nationen gibt es denn auf dieser Welt die heute noch den Wert einer Frau geringschätzen? Wo die Rechte der Frau kein Thema sind?
    Um die Gegenwart zu verstehen, brauchen wir ein Bewusstsein der Vergangenheit.

    Jahrhundertelang hat der Mann gedacht, er wäre die Krone der Schöpfung, das Maß aller Dinge und Sie werfen Frau vor, dass diese glaubt die besseren Menschen zu sein?
    Sie beklagen die Unfähigkeit zur Annahme von Kritik und vermissen Selbstkritik bei den Feministinnen und versuchen etwaige Kritik am Mann als überholt darzustellen, bzw schieben gleich den Riegel vor. Ist ja alles vergangen.
    Ja, die Art und Weise ist nicht die gleiche. Heute läuft es subtiler.

    Ich habe mich nie als Feministinn gesehen, komme mit dem männlichen Teil der Gesellschaft ganz gut zurecht, aber blind bin ich nicht.

  4. @ ths

    Sie haben recht, in weiten Bereichen, z.B. im öffentlichen Dienst, werden Männer und Frauen für die gleiche Arbeit gleich bezahlt.
    Dass in der freien Wirtschaft in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen so viel verdient wird, bezweifle ich. Nicht der Ingenieur oder Physiker, der das Produkt entwickelt, verdient am meisten, sondern der Manager, der für die Verkaufsstrategien zuständig ist.
    Bei den sozialen Berufen merkt man die unterschiedliche Bewertung von traditioneller Männer- und Frauenarbeit am ehesten. „Typische“ Frauenberufe wie Erzieherin, Krankenschwester oder Altenpflegerin werden besonders schlecht bezahlt. Anstatt aber den Frauen zu raten, dann stattdessen eher traditionell „männliche“ Berufe zu wählen, muss man endlich bei der Bewertung und Bezahlung bestimmter Tätigkeiten umdenken. Wer schreibt denn vor, dass eine Kindergärtnerin weniger verdienen muss als ein Techniker? Das sind doch willkürliche gesellschaftliche Wertungen ohne rationale Begründung. Gerade die Pflegeberufe werden in unserer alternden Gesellschaft immer wichtiger und müssen deshalb als Anreiz viel besser bezahlt werden.

  5. Bronski weist darauf hin, dass die Frauenquote im Bundestag mi 30,7 % deutlich unter der des letzten Bundestags gefallen ist. Schlimmer noch: Sie liegt sogar noch unter der Quote von 1998 (30,9 %).
    Das ist zwar richtig. Was aber sagt das über die Ursachen aus? – Sehr wenig bis gar nichts.

    Um dieser Frage nachzugehen, muss man schon nach Parteien differenzieren und deren Entwicklung beobachten.
    Hier die Ergebnisse von 2017 im Vergleich zu 2013 sowie zu 1998 und 1994 (in Klammern).
    Grüne: 58,2 %,…..(55,6 / 57,4 – 59,2)
    Linke: 53,6 %, (56,3 / 58,3 – 43,3)
    SPD: 41,8 %,…..(42,2 / 35,2 – 33.7)
    FDP: 22.5 %, ( – / 20,9 – 17,0)
    CDU/CSU: 19,9 %, (24,8 / 18,4 – 13,9)
    AfD: 10,8 %,….( – / – – )

    Die Aufstellung zeigt, dass es keine allgemeine Abwärtsentwicklung gibt, sondern im Gegenteil einen konstant sehr hohen Wert bei den Grünen, deutlich positive Entwicklung bei der Linken und der SPD, leicht positive Entwicklung bei FDP und CDU/CSU, katastrophale Verhältnisse bei der AfD.
    Der Eindruck einer Regression ist also falsch. Es handelt sich vielmehr deutliche Auseinanderentwicklung zwischen „linkem“ und „bürgerlich-rechtem“ Lager.
    Die feministische Reduktion auf eine „Geschlechterfrage“ ist also nicht nur unvertretbar pauschalisierend und kontraproduktiv, sie ist auch nachweislich falsch.
    Es handelt sich eindeutig um ein weltanschaulich- ideologisches Problem, dem mit entsprechenden realen strukturbildenden Maßnahmen statt mit sprachlichen Manipulationen („Genderisierung“) zu begegnen sind, welche erkennbar die Schere noch erweitern und das Problem verschärfen.

    Eine solche wirkungsvolle Maßnahme ist die Frauenquote.
    Der Aufschwung bei den Grünen begann bereits 1987 (56,8 %). Dies ist völlig eindeutig mit der Einführung der Frauenquote verbunden, der sehr hohe Wert hat sich dabei seit 30 Jahren stabilisiert.

    Nach dieser Analyse stellt die Frauenquote eindeutig ein sehr hilfreiches Instrument zur Herstellung von Chancengleichheit dar.
    Die Behauptung von Bronski ist daher deutlich widerlegt, Frauenquoten „änderten nichts an den eigentlichen Gründen für die Ungleichheit“. Es ist mir auch nichts bekannt, was diese Behauptung bestätigen würde.
    Im Gegenteil: Das Gerede von der „Quotenfrau“ wird immer wieder von Erzkonservativen bemüht, um politischen Einfluss von Frauen prinzipiell zu verhindern. Besonders unglaubwürdig wird es, wenn z.B. Frau Bär Verhöhnung von Frauen in der CSU-Fraktion (mehr noch im bayrischen Landtag) beklagt, zugleich aber dem Machotum das Wort redet.
    Natürlich sind Frauenquoten kein „Allheilmittel“ und nicht für die Ewigkeit gedacht. Das gibt es gar nicht.

  6. Bascha Mika hat recht, die Gendergerechtigkeit muss in den Partnerschaften, in den Familien anfangen, und das bedeutet ein Umdenken in den Köpfen sowohl der Männer als auch der Frauen. Und ohne gerechte Aufteilung der Kümmerarbeit zu Hause
    und ohne gleichen Stellenwert für die Berufsausübung von Mann und Frau geht das nicht.

    Der Staat ist in Vorleistungen getreten und hat das Babyjahr eingeführt. Er hat sogar noch zwei Monate draufgesetzt, um den Männern einen Anreiz zu geben, sich eine Auszeit zur Betreuung des Kindes zu nehmen. Und was geschieht in den meisten Fällen? Die Väter nehmen gerade mal die vorgeschriebenen zwei Monate wahr und verschwinden dann wieder zum Vollzeitjob, während Mama zu Hause zusieht, wie sie mit der Berufsunterbrechung, der Teilzeitarbeit und der Kinderbetreuung klarkommt.
    Und jemand wie der Leserbriefschreiber Paul Pfeffer redet sich dann wahrscheinlich noch mit den „Anteile(n) von Natur (Körperlichkeit, Biologie)“ heraus.

    Doch in einigen Familien tut sich durchaus schon was, man fragt sich nur, warum es noch nicht die Regel ist.

    Während der Vater meiner beiden Söhne sich zwar durchaus an der Familienarbeit beteiligte, aber seine Karriere, die tagelange Abwesenheiten auch an den Wochenenden einschloss,
    dennoch immer an erste Stelle setzte, leben meine beiden Söhne heute in
    wirklich gleichberechtigten Partnerschaften. Mann und Frau arbeiten in Berufen auf dem gleichen akademischen Level mit etwa gleicher Bezahlung, und so sprach nichts dagegen, dass mein älterer Sohn, der in Deutschland lebt, bei beiden Kindern die Hälfte der Erziehungszeit übernahm. Erstaunlicherweise war er damit an seinem Arbeitsplatz ein Exot und wurde von seinen Kolleginnen als Ausnahmepapa gelobt. Warum sind heute immer noch so wenige Väter dazu bereit?

    Mein Sohn und seine Frau haben danach ihre Arbeitszeit auf je 80 Prozent reduziert, so dass sie die Kinder schon zwischen 14 und 15 Uhr aus der Kita abholen können und noch genug Freizeit mit ihnen genießen können.
    Der Vater meiner Söhne konnte vor 35-40 Jahren Teilzeit noch nicht „mit seinem männlichen Selbstverständnis vereibaren“, obwohl er als Beamter dazu berechtigt war und es mir zu einem bestimmten Zeitpunkt bei meiner eigenen Karriere geholfen hätte. Bei uns war die Aufteilung 100 Prozent für ihn und 66 Prozent für mich, was zusammen etwa die gleiche Arbeitszeit ergab wie bei meinem Sohn und seiner Frau, nur ungerechter verteilt.
    In meiner Familie geht es also voran.

    Mein jüngerer Sohn lebt in den USA, wo es keine Elternzeit gibt, aber auch er teilt sich die Betreuung der beiden Kinder gerecht mit seiner Frau, wobei ich natürlich anmerken muss, dass beide im universitäten Bereich beschäftigt sind und sich ihre Arbeitszeit besser einteilen können als manche andere Arbeitnehmer.
    Auch dieser jüngere Sohn erntet in seiner amerikanischen Familie viel Lob für sein Familienengagement, weil auch jenseits des großen Teichs gleichberechtigte Partnerschaften nicht die Regel sind.
    Mir sagte er, es sei für ihn selbstverständlich, dass seine Frau das gleiche Recht auf eine Karriere habe wie er und dass er sich die Familienarbeit mit ihr teile.

    In den Gesprächen mit meinen Söhnen stelle ich fest, dass sie motiviert werden einerseits durch die Liebe zur Partnerin und den Respekt vor ihr als Mensch mit gleichen Rechten und Bedürfnissen, zum anderen aber auch durch ein gewisses Eigeninteresse. Wenn Partnerin und Partner gleichermaßen zufrieden mit ihrem Beruf und ihrer Familiensituation sind, erspart man sich doch auch viele Auseinandersetzungen, wie ich sie – zum Teil vergeblich – mit dem Vater meiner Söhne geführt habe. Diese Ehe ist letztendlich an solchen Problemen gescheitert, und Entsprechendes wollen sich meine Söhne vielleicht ersparen.

  7. @eine Quote – egal welche – kann immer nur im besten Fall (also nicht dem wahrscheinlichsten) auch zum besten Ergebnis führen.
    Auf Männer und Frauen runtergebrochen: die Frauenquote könnte (muss nicht) dazu führen,dass künftig weniger geeignete Abgeordnete im Bundestag sitzen.
    Ich halte die Geschlechterquotie sowieso für Quatsch.
    Mir wären weninge gut qualifizierte Frauen im Grundsatz lieber als mehrere unqualifizierte.
    Das gleiche gälte übrigens für Männer.

  8. Als Beispiel:
    Ich habe vor langer Zeit einmal eine Bundestags-Debatte zum Thema Endlagerung verfolgt.
    Aus meiner Sicht hat den besten Beitrag eine FDP-Abgeordnete (leider habe ich ihren Namen vergessen) geliefert, die bestimmt nicht durch Quote ihr Abgeordnetenmandat inne hatte.

  9. Ich hoffe sehr, dass heutzutage junge Paare auf dem Weg zur Familiengründung rechtzeitig gemeinschaftlich planen, wie die Verantwortung für Einkommen und Familie aufgeteilt werden soll. Nur dann wird sich in diesem Bereich auf Dauer etwas ändern.

    Was die schlechte Bezahlung in den sozialen Berufen angeht, muss natürlich dringend etwas geschehen. Aber die Bereitschaft – zumindest der öffentlichen Hand – scheint da sehr übersichtlich zu sein. Leider. Ist das nicht aber der Grund. warum in sozialen Berufen so wenig Männer anzutreffen sind? Wir reden hier in erster Linie über Geld, es geht aber mindestens genauso um die gesellschaftliche Anerkennung.

    Ich habe mich bereits bei der Einführung der Elternzeit gefragt, warum man nicht von vornherein die Aufteilung auf beide Elternteile zwingend vorgegeben hat, also jeder sieben Monate. Für Alleinerziehende geht das natürlich nicht, aber ich hoffe doch noch immer, dass dies nicht der Regelfall ist und wird. Der Mitnahmeeffekt von Vätern bei den berühmten zwei Monaten ist schon auffällig. Eine zwangsweise Aufteilung müsste ganz nebenbei auch eine Aufteilung des „Einstellungsrisikos“ ergeben. Ich bin mir sicher, dass es noch etliche, insbesondere mittelständische Unternehmen gibt, die das „Ausfallrisiko“ bei Personalentscheidungen berücksichtigen. Und das ist derzeit in Summe bei Frauen höher.

  10. @Napez:
    Ich nehme an, dass es nicht wenige Mütter gibt, die ihr Kind 1 Jahr stillen möchten, und das ist bei gleichzeitiger Berufstätigkeit in vielen Fällen schwer möglich (Ausnahme: Homeoffice).
    Der sich immer deutlicher abzeichnende Fachkräftemangel wird dieses „Einstellrisiko“ auch bald unter den Tisch fallen lassen.

  11. @ Deutscher Michel

    Selbstverständlich muss jede Mutter selbst entscheiden, wie lange sie stillen möchte.
    Untersuchungen haben ergeben, dass die durchschnittliche Stilldauer in Deutschland bei knapp 7 Monaten liegt, dass etwa 21% der Frauen ihre Babys noch nach 9 Monaten stillen und nur 8-9% der Kinder noch nach einem Jahr gestillt werden.

    In dieser Debatte geht es doch nur um die Frauen, die Wert auf einen früheren Wiedereinstieg in den Beruf legen. Keine Frau wird gezwungen, überhaupt berufstätig zu sein, wenn sie einen Mann hat, der für ihren Unterhalt aufkommt, oder wenn sie sich anderweitig finanzieren kann.
    Wenn sie sich jahrelang ganz ihren Kindern widmet, hat sie aber Nachteile im Falle einer Scheidung, sowohl beim Wiedereinstieg in den Beruf als auch bei der Rente.
    Deshalb würde ich jeder Frau von einer solchen Lebensplanung abraten.

  12. @Brigitte Ernst:
    Ich hatte mich da nur auf den Beitrag von Napez bezogen. Es ging mir darum, dass es den Paaren selbst überlassen sein sollte, wie sie die 14 möglichen Monate Elternzeit aufteilen.

  13. @ Deutscher Michel

    Noch eine Ergänzung zum Stillen:
    Spätestens ab dem Alter von 6 Monaten muss ein Kind so genannte Beikost bekommen (Obst, Gemüse, Brei etc.), weil es sonst Mangelerscheinungen entwickelt. Wozu würde die Natur es sonst mit Zähnen ausstatten?
    Je mehr Beikost es bekommt, umso weniger Milch braucht es noch. Das heißt, morgens und abends Stillen reicht ab einem bestimmten Alter, so dass einer Übernahme der Elternzeit durch den Vater nichts mehr im Wege steht.

  14. @ Brigitte Ernst:
    Das ist keines Erachtens auch nicht der Punkt. Mütter und Väter sollen aus meiner aber die Wahl haben, wie sie sich der Erziehung aufteilen. Der Staat muss nicht überall mitbestimmen. Übrigens hat ein Kollege von mir 12 Monate Erziehungsurlaub genommen, ohne dass das irgendwie ein Problem dargestellt hätte.

  15. Tut mir leid – die automatische Rechtschreib-Verschlimmerung bringt zum Teil seltsame Ergebnisse hervor.

  16. @ Deutscher Michel

    Der Staat sollte da keine Vorschriften machen, aber bei der Erziehung versuchen, eine breitere Akzeptanz modernerer Role Models zu erreichen, sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen, so dass es für Jungen und Männer nicht mehr als ehrenrührig angesehen wird, wenn sich ein Mann um sein Baby kümmert.
    Auch bei manchen Chefs hapert es noch am Verständnis für Väter, die einen längeren Erziehungsurlaub nehmen wollen. Aber je häufiger das praktiziert wird, umso eher gewöhnt sich die Gesellschaft daran.

    Im Grunde hat das Gemeinwesen aber ein berechtigtes Interesse an Frauen, die finanziell auf eigenen Füßen stehen können, sonst besteht die Gefahr, dass die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler finanziell einspringen müssen, wenn der Ernährer abhanden kommt.

  17. @Brigitte Ernst:
    Ich stimme Ihnen überwiegend zu. In meinem Freundeskreis kenne ich aber sowieso keine Väter, die sich nicht liebevoll um ihre Kinder kümmern.
    Die Frage muss aber schon erlaubt sein, ob es für die Gesellschaft ein Gewinn wäre, wenn mehr Männer finanziell von ihren Frauen abhängen. Ich finde beide Abhängigkeiten gleich gut/schlecht.

  18. @ Anna Hartl, 13. März 2019 um 22:29

    Hallo, Frau Hartl!

    Zum Leserbrief von Paul Pfeffer:
    Ich halte daran für problematisch, detailliert eine Erwartungshaltung als Voraussetzung für einen Dialog vorzugeben, die sich eigentlich erst im Dialog herausschälen könnte. Ich würde mich nach einem solchen Verfahren überrumpelt fühlen. So kommt natürlich kein Dialog zustande.
    Aber in der Sache hat er natürlich überwiegend Recht – vorausgesetzt (was klarer zu betonen wäre), dass sich seine Kritik nicht gegen Feminismus generell richtet, sondern gegen bestimmte Formen, bei denen ein Rückfall in Geschlechterkampf-Rhetorik zu beobachten ist.

    Für die beiden Artikel in der FR zum Frauentag, von Sonja Thomaser und Anetta Kahane trifft das jedenfalls zu.
    Sie strotzen vor Allgemeinplätzen, nehmen vordergründig patriarchalische Verhaltensmuster aufs Korn (die sie damit erst aufwerten), um zumindest unterschwellig verallgemeinernd auf „die Männer“ einzudreschen. Als Vehikel dazu dient (unter dem Stichwort „Gender-Wahn“) die Vermengung mit apodiktischen Aussagen zu Sprachverhalten, wobei subjektivistische Befindlichkeit zu angeblich unumstößlicher „Wahrheit“ umgedichtet wird (Thomaser: „Frauen werden in unserem gängigen Sprachgebrauch ausgeschlossen.“)
    Bei so viel aufgesetzter Selbstgewissheit als „Wahrheits“-Verkünder(innen) hätte ich schon gerne Antwort auf eine simple Frage: Warum z.B. die Türkei, wo die Sprache „keinen Artikel und kein grammatisches Geschlecht“ kennt (vgl. Wikipedia), als alles andere denn ein Paradies weiblicher Emanzipation zu bezeichnen ist.
    Es bedarf keiner Prophetie, dass von dieser Seite keine Antwort erfolgen wird.

    Der Shitstorm gegen Dunja Hayali, die auch wegen ihrer Umsicht Anerkennung verdient, zeigt exemplarisch, dass nicht nur aggressive Tendenzen mit rückwärtsgewandtem patriarchalem Weltbild diese Gesellschaft spalten und rationalen Diskurs verhindern, sondern auch intolerante „feministische“ Tendenzen der Selbstüberhebung mit Geschlechterkampf-Rhetorik.
    (https://www.fr.de/politik/dunja-hayali-zdf-moderatorin-bringt-frauen-gegen-sich-auf-meisten-maenner-wollen-zr-11832840.html)

    Zu Ihrem Beitrag:

    (1) „Um die Gegenwart zu verstehen, brauchen wir ein Bewusstsein der Vergangenheit.“
    (2) „Jahrhundertelang hat der Mann gedacht, er wäre die Krone der Schöpfung, das Maß aller Dinge und Sie werfen Frau vor, dass diese glaubt die besseren Menschen zu sein?“

    Um es rundheraus zu sagen:
    Zu (1): Ja, das ist sehr notwendig.
    Zu (2): Nein, dafür habe ich kein Verständnis.

    Zu (1):
    Geschichte ist dazu da, um daraus zu lernen.
    Unser Leben ist begrenzt. Jeder hat nur einen bestimmten, sehr beschränkten Erfahrungshorizont. Um sich zu selbst historisch zu situieren, ein Ziel setzen zu können, bedarf es einer breiteren historischen Perspektive, einer KONKRETEN Auseinandersetzung mit früheren gesellschaftlichen Zuständen. Vor allem, um Regressionen, Rückfall in schlimme gesellschaftliche Zustände zu vermeiden. Paradigmatisch ist dafür die Auseinandersetzung mit Faschismus als dauernde und bleibende Aufgabe.
    Auch feministische Formen der Auseinandersetzung, etwa mit „Matriarchat“ und „Patriarchat“, die der Selbstvergewisserung dienen und ehrlich sind, respektiere ich voll und ganz, selbst, wenn sie weit übers Ziel hinausschießen.
    Dazu als Beispiel ein extrem kontrovers diskutierter Beitrag hier im Blog vom 8.März 2011, der mir u.a. von einem (hier längst entschwundenen) User die höhnisch gemeinte Bezeichnung „Frauenversteher“ einbrachte:
    http://frblog.de/sind-wir-frauen-noch-zu-retten/
    (Zusammenfassung der wichtigsten Thesen in meinem Beitrag 9.)

    Zu (2):
    (a) Dieses Männerbild ist ein Klischee, das nicht einmal in historischer Hinsicht richtig ist. Besonders im Bereich Literatur und Kunst sind zahlreiche Gegenbeispiele bekannt. Z.B. Bettina von Arnim – Wilhelm und Jakob Grimm, Robert Schumann, George Sand – Frédéric Chopin usw.
    (b) Das hier proklamierte Topos von Frauen als „besseren Menschen“ weist patriarchale Denkmuster mit umgekehrtem Vorzeichen auf, dient vorrangig dazu, sich selbst (ohne eigene Verdienste, qua Geschlecht) über andere zu erheben. So täuschen sich auch Thomaser und Kahane über willkürliches Verständnis und Schwammigkeit hinweg, rechtfertigen vor sich selbst ihr missionarisches Bewusstsein.
    (c) Das ist politisch kontraproduktiv und in wörtlichem Sinn auch re-aktionär: Es reißt falsche Fronten auf, spaltet die Gesellschaft, verschüttet wirkliche Ursachen von Missständen und verhindert gerade das, was es vermeintlich bezweckt: Gleichberechtigung und gegenseitigen Respekt.

    (d) Eigene Erfahrungen:
    Natürlich leugne ich nicht, dass es (noch oder wieder) Männer gibt, die ich als „unemanzipiert“ bezeichnen würde. Aus meinem Freundeskreis jedenfalls kenne ich das nicht.
    So beklagt Frau Fischer in ihrem Leserbrief, wie in den 70er Jahren bei berufstätigen Frauen „schlechtes Gewissen“ erzeugt wurde. Das ist aber keine spezifisch weibliche Erfahrung und auch nicht das Schlimmste. Als ich 1977 einen Antrag auf Teilzeitarbeit für Kindererziehung stellte, war dies der Beginn jahrelanger Schikanen mit Versuchen gezielter öffentlicher Demütigung durch meinen Rektor.
    Obwohl ich an 8 verschiedenen Schulen bzw. Institutionen in 4 verschiedenen Ländern bzw. Schulsystemen gearbeitet habe, habe ich bei keiner seitens von Kollegen solches Machotum erfahren. Als oben besagter Rektor an meiner ersten Schule in einer Gesamtkonferenz eine Kollegin in unfairer Weise beschuldigte, stand die gesamte GEW-Fraktion zum Protest geschlossen auf und verließ den Raum. Das war vor 40 Jahren!
    In meinem Freundeskreis (der seit bald 50 Jahren anhält) war das ähnlich. In unserer politischen Gruppierung Anfang der 70er Jahre (als Trimmverein „feuchte Socke“ deklariert, schon vor der Frauenbewegung!) war es selbstverständlich, dass Frauen und Männer (nicht nur) zusammen Fußball spielten.
    Es braucht kaum erwähnt zu werden, dass ich von unseren beiden erwachsenen Töchtern niemals einen Spruch der genannten Art gehört habe und dass mir die Fürsorge, gar Aufopferung unseres Sohns für seine krebskranke Frau geradezu vorbildlich erscheint.

    Emanzipation und Respekt erweisen sich immer konkret in gemeinsamer AKTION im eigenen Umfeld und Erfahrungsbereich, für die man (mit) verantwortlich zeichnet. Nicht durch Gerede über „den Mann“ als „Krone der Schöpfung“ oder durch – weitgehend lächerliche – Sprachexperimente und Versuche, sie mit administrativen Mitteln durchzusetzen.

  19. @ Deutscher Michel

    Die Übernahme der Hälfte der Erziehungszeit bedeutet doch nicht Abhängigkeit vom Partner oder der Partnerin, und die Aufteilung einer moderaten Reduktion der Arbeitszeit auf beiden Partner ebenso wenig. Das ist ja der Vorteil dieses Modells, dass dadurch beide gleichermaßen finanziell auf eigenen Füßen stehen.

  20. @Werner Engelmann
    Hallo Herr Engelmann,
    Habe ich mich falsch oder missverständlich ausgedrückt?
    Ich halte Frauen nicht für die besseren Menschen.
    Es gibt an beiden Geschlechtern Eigenschaften, die ich sehr schätze.

    Ob diese Eigenschaften von Haus aus im Menschen verankert sind, weiß ich nicht. Meine Erfahrung ist, dass eine große Vielfalt existiert.
    Die sog. männlichen Anteile in mir z.B. sind unzweifelhaft vorhanden. Das „Kümmergen“ ist auch gut entwickelt. Obwohl, wenn ich darüber nachdenke, sich kümmern ist eine allgemeine menschliche Eigenschaft. Sich berühren lassen von der Not anderer.
    Wozu ich den Haushalt alleine schmeissen, die Kinder zu umsorgen und womöglich noch die Versorgung kranker Angehöriger nicht zähle.

    Die Rechnung „militante“ Feministinnen gegen tradierte Wunschvorstellungen wie Frau zu sein hat, die immer noch oder wieder in diversen Männerköpfen spukt, möchte ich nicht aufmachen.
    Die Bandbreite ist groß.

    Ich kann mich über die Aussagen der ein oder anderen Feministin genauso aufregen, wie über die Denkensweise so manchen Mannes. Bringt es was?

    Vielen Dank für die Links. Das Durchlesen des frblogs muss ich verschieben, habe nur kurz reingelesen, bin im Kümmermodus. Kollegenfreund in Notlage.

  21. @Brigitte Ernst
    Das behaupte ich auch gar nicht. Ausgangspunkt war der Beitrag von Napez, die sich eine gesetzliche Gleichaufteilung der Elternzeit gewünscht hätte. Einigermaßen auf eigenen Füßen stehen aus meiner Sicht beide Elternteile, egal, wie sie sich die Elternzeit aufteilen. Voraussetzung: das Einkommen war vorher schon hoch genug.
    Unabhängig davon finde ich, dass sich Paare, die sich zum Kinderkriegen entscheiden, soweit aufeinander verlassen können sollten, dass nicht alles auf den worst case hin geplant wird.

  22. @ Deutscher Michel

    Angesichts einer Scheidungrate von 39,2% im Jahr 2017, bei der die unverheirateten Paare mit Kindern, die sich trennen, noch nicht einmal mitgezählt werden, muss man immer mit dem worst case rechnen. Und wenn beide Elternteile auch mit Kindern finanziell unabhängig bleiben, spart man sich bei aller Trauer um die gescheiterte Ehe wenigstens die Sorge ums finanzielle Überleben.

    Ein wichtiger Aspekt ist ja auch, wie ich oben schon erwähnte, die Zufriedenheit beider Eheleute. In meiner Generation und bei den etwas Älteren konnte ich beobachten, dass viele der Mütter, die sich noch für das herkömmliche Aufteilungsmodell (er Ernährer, sie Hausfrau) entschieden hatten, sich früher oder später unausgelastet und wenig anerkannt fühlten und mit ihrer Unzufriedenheit die Ehe stark belasteten.

    Ein Vorteil der finanziellen Unabhängigkeit für Frauen ist auch, dass sie nicht mehr, wie früher häufig, gezwungen sind, in einer unglückichen Ehe zu verharren und Demütigungen oder gar Misshandlungen ertragen zu müssen aus Angst, ins finanzielle Abseits zu geraten oder um Unterhalt betteln oder kämpfen zu müssen.

  23. @Brigitte Ernst:
    Ich gebe Ihnen bei Ihrem letzten Statement uneingeschränkt Recht.
    Aber es ist doch etwas anderes ob sich jemand kurzzeitig (12 Monate) oder über Jahre hinweg aus dem Beruf rauszieht.
    Vielleicht kommt es aber wirklich darauf an, was man für den Normalfall hält. Die von Ihnen geschilderte Unzufriedenheit früherer Nur-Ehefrauen kenne ich nur noch aus alten Filmen. Einer davon war allerdings der besonders krasse Film Martha von Fassbinder, der mich sehr beeindruckt hatte.

  24. @ Deutscher Michel

    Natürlich empfindet das jede Frau und jeder Mann unterschiedlich, aber für mich war die erste Erfahrung mit meiner Mutterrolle schon ein riesiger Schock. Nach Studium, zwei Jahren Referendarzeit und drei Jahren voller Berufstätigkeit war ich plötzlich nur noch ein Muttertier, das, zumindest tagsüber, sich mit diesem unbekannten Wesen allein gelassen fühlte, das auf Gedeih und Verderb auf mich angewiesen war und dessentwegen ich mich nicht mehr frei aus dem Haus bewegen konnte. Ich als Person mit meinen Bedürfnissen trat erst einmal völlig in den Hintergrund, Tag und Nacht drehte sich mein Leben nur um das Kind. Eine riesige Umstellung!
    Bald hatte ich das Gefühl der totalen Isolation vom echten Leben. Gewohnt, meine Tage im Kreis vieler Menschen zuzubringen, drehte sich nun alles nur noch um das eine Kind (ein sehr pflegeintensives Frühchen), das meine volle Aufmerksamkeit forderte.

    Damals gab es noch kein Babyjahr, und so war ich durchaus nicht böse darum, als ich nach ca. 4 Monaten wieder mit halber Stundenzahl an meine Schule zurückkehren konnte. Die Betreuung des Babys teilte ich mir mit einer Tagesmutter, und am Abend und am Wochenende beteiligte sich auch mein Mann.
    Insofern kann ich mir gut vorstellen, dass Mütter nach 7 Monaten ganz gern die Alleinzuständigkeit an den Vater angeben und mal wieder etwas anderes als Kind umd Küche um die Ohren haben.

  25. @Brigitte Ernst:
    Da meine Ehe ungewollt kinderlos geblieben ist, fehlen mir da gewisse Einblicke ins Elterndasein. Deshalb überlasse ich an diesem Punkt den Eltern das Feld.

  26. Zu den Frauen in der Politik:

    Wenn sich jemand für ein politisches Amt berufen fühlt, muss er/sie ganz bestimmte menschliche Eigenschaften mitbringen. Dazu gehören Durchsetzungsfähigkeit („Ellbogen“), ein dickes Fell und eine gewisse Neigung zur Selbstdarstellung.
    Ich weiß es nicht, aber vielleicht sind diese Eigenschaften unter Frauen weniger stark verbreitet(?).
    Zudem bedeutet ein Mandat, das über die kommunale oder Kreisebene hinausgeht, eine besondere Belastung, weil Abgeordnete zwischen ihrem Wahlkreis, meist auch Wohnort der Familie, und dem Ort des Parlaments hin und her pendeln müssen. Das bedeutet verstärkte Abwesenheiten von der Familie, was Frauen mit Kindern vielleicht weniger anstreben als Männer.
    Für mich wäre aus diesen Gründen ein solches Amt nicht in Frage gekommen.

    Andererseits ist es natürlich wichtig, dass in den Parlamenten Fraueninteressen gut vertreten werden. Sowohl Ursula von der Leyen als auch Manuela Schwesig haben da einen guten Job gemacht.

    Was die übrigen Bereiche der Politik anbetrifft, frage ich mich, ob Frauen da tatsächlich, wie es Claudia Roth meint, einen anderen Blickwinkel und Ansatz haben als Männer (und ob dieser Ansatz besser ist). Wenn man sich Margaret Thatcher und Theresa May so ansieht, kann man ins Zweifeln geraten. Genau der gleiche Machthunger und die gleiche Sturheit, wie sie bei männlichen Politikern zu beobachten sind.
    Ich persönlich wähle nicht nach dem Geschlecht und würde auch eine Frauenquote im Bundestag nicht befürworten. Unter den Spitzenpolitikerinnen habe ich meine Favoritinnen ebenso wie meine „Hassobjekte“, genauso wie bei den männlichen Politikern – leider bei beiden Gruppen derzeit mehr Personen, die mir auf die Nerven gehen, als solche, die mir sympathisch sind.

  27. @ Brigitte Ernst

    „Wenn man sich Margaret Thatcher und Theresa May so ansieht, kann man ins Zweifeln geraten.“

    Das ist wohl richtig.
    Nun sollte man freilich bei Frauen ebenso wenig pauschalisieren wie bei Männern, ihnen also zugestehen, dass es auch hier Beispiele gibt, die ganz und gar nicht das repräsentieren, was man gewöhnlich unter „Fraulichkeit“ versteht.
    Die Krux für Frauen ist also die, dass, um im gegenwärtigen Politikbetrieb bestehen zu können, man gerade in hohem Maß solche „atypischen“ – sprich: „männlichen“ – Merkmale aufweisen muss.
    Union, FDP und in extremem Maß AfD beweisen dies ja ständig, wenn sie heuchlerisch „Leistungsgerechtigkeit“ fordern und im Lindner-Stil dafür den Maßstab des Macho-Typs bereits vorgegeben haben.
    Welche Eigenschaft, die man als typisch „fraulich“, als Bereicherung des Diskurses ansehen könnte, wären denn einer Alice Weidel zuzuschreiben? Ist schlimmeres Macho-Verhalten überhaupt noch vorstellbar?

    In dem von mir verlinkten Beitrag von Dr. Kirsten Armbruster zum Frauentag am 8.März 2011 heißt es:
    „Wann werden wir erkennen, dass das Muttersein eine viel größere Dimension hat, eine Dimension der Lebensweisheit, die sich vor allem auch in einem politischen Mütterbewusstsein, einem wirtschaftlichen Mütterbewusstsein und in einem spirituellen Mütterbewusstsein ausdrückt?“

    Nun ist mir zwar aus bestimmten Gründen die Erfahrung des „Mütterbewusstseins“ versagt. Was aber nicht heißt, dass ich deshalb die darin liegende Möglichkeit einer anderen „Dimension der Lebensweisheit“ ausschließen müsste.
    Das erfordert freilich auch, hinter der etwas mystisch erscheinende Definition ihren rationalen Kern im Sinne von „Lebensnähe“ zu erkennen, wie es sich auch z.B. in „Naturverbundenheit“ etwa indianischer Weisheiten ausdrückt.
    Lebensnähe, die patriarchalisches Denken in Frage stellt. Sodass dieses, zumindest unterschwellig, von panischer Angst bestimmt ist, nicht nur seine Machtbasis, sondern das gesamte Selbstverständnis könnte ins Wanken geraten, wenn sie solchen Erfahrungen Raum geben würden. Daher wohl die aggressive Abwehrhaltung (auf die eine bestimmte Fraktion von „Feministen“ leider voll und ganz einsteigt).
    Diese Abwehrhaltung wird pseudodemokratisch verschleiert mit einem „Leistungs“-Begriff, der ausschließlich (spät)kapitalistischen Macht- und Verwertungsinteressen entspricht.

    So gesehen ist angemessene frauliche Beteiligung keine Angelegenheit, die nur Frauen beträfe. Es ist in gesamtgesellschaftlichem Überlebens-Interesse: in einer Situation, in der – dem Zauberlehrling gleich – kapitalistisches Verwertungsinteresse außer Rand und Band geraten ist, die Lebensgrundlagen selbst zu zerstören im Begriff ist.
    In einer solchen Situation sind individualistische Beschwörungsformeln im Sinne von „selbst ist die Frau“ nicht nur unangebracht. Sie nützen ausschließlich denen, die prinzipielle Veränderungen zu verhindern suchen.
    Gefragt sind Qualitäten, die in prinzipieller Opposition zum selbstzerstörerischen spätkapitalistischen Prinzip stehen, Verhaltensweisen, die geeignet sind, gemeinsame Kräfte zu mobilisieren und zu einer Gegenmacht zu bündeln (und die Pseudokonflikte wie die des Geschlechterkampfs in die Rumpelkammer der Geschichte verweisen).
    Es ist wohl kein Zufall, dass ausgerechnet ein minderjähriges, angeblich krankes Mädchen Ansätze zu solchem Verhalten zeigt und in der Lage ist, die Herrschenden und ihre opportunistischen Claqueure in Rage zu bringen. Und das finde ich großartig.

    In ähnlicher Weise hat sich verschiedentlich die Frauenquote als notwendiger Tabubruch mit herrschenden Machtpraktiken erwiesen, der in der Lage ist, einen entsprechenden qualitativen Umschlag zu initiieren. Und der Widerstand dagegen bestätigt dies nur.

    Aus den genannten Gründen halte ich Ihre Argumentation für ziemlich widersprüchlich.

  28. @Werner Engelmann:
    Den Hinweis auf Indios finde ich spannend. Ich würde gerne mal Indianer über Europa fliegen und dann entscheiden lassen, welche Länder aus ihrer Sicht naturverbunden sind.

  29. @ Werner Engelmann

    „Aus diesem Gründen halte ich Ihre Argumentation für ziemlich widersprüchlich.“

    Da haben Sie völlig recht, ich befinde mich hier im Zwiespalt. Einerseits würde ich es begrüßen, wenn Frauen dazu beitragen könnten, das, was man als „toxische Männlichkeit“ bezeichnet, nämlich die Phänomene, die einer humanen Gesellschaft im Wege stehen wie Gewalt, Konkurrenz, Ausbeutung (auch des eigenen Körpers,) Machtstreben etc. zu beseitigen und mehr Mitmenschlichkeit und Empathie sowie einen achtsameren Umgang mit sich selbst, den Mitmenschen und der Natur durchzusetzen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob Frauen das tatsächlich leisten können, ob sie dem Idealbild von „Mütterbewusstsein“, das Frau Armbruster zeichnet, tatsächlich entsprechen (können). Bisher ist eher zu beobachten, dass diejenigen Frauen, die sich nach oben durchboxen, dies vorwiegend dadurch schaffen, dass sie sich den bisher von Männern aufgestellten Regeln anpassen und diese damit verfestigen.

    Armbrusters Überlegungen zu so etwas wie einem mütterlichen Prinzip, das zum Heil der Menschheit durchgesetzt werden sollte, kann ich nur zum Teil nachvollziehen. Zumindest mit dem Begriff „spirituelles Mütterbewusstsein“ kann ich überhaupt nichts anfangen. Das klingt mir zu esoterisch, um nicht zu sagen verschwurbelt. Mir wäre für die Werte und Kräfte, die sie durchsetzen
    möchte, eine andere, weniger geschlechtsbezogene Begrifflichkeit lieber, die Verherrlichung der Mutter erinnert mich zu sehr an Mütterkreuz oder auch Fruchtarkeitskult.

    Auch die Vorstellung von dem, was man so „indianische Weisheiten“ nennt, halte ich für ziemlich romantisiert. Unter allen indigenen Völkern gibt es friedliche und höchst kriegerische, und gerade in vielen Initiationsriten zeigt sich ein hohes Maß an „toxischer Männlichkeit“.

  30. @ Brigitte Ernst:

    „Bisher ist eher zu beobachten, dass diejenigen Frauen, die sich nach oben durchboxen, dies vorwiegend dadurch schaffen, dass sie sich den bisher von Männern aufgestellten Regeln anpassen und diese damit verfestigen.“

    Eben darum geht es. Und das kann auch nicht anders sein, solange sie sich als Einzelkämpferinnen „durchboxen“, also dem vorgegebenen „Leistungs“-Begriff entsprechen müssen.
    Der beinhaltet nämlich mindestens vier vorab implizierte Voraussetzungen:
    (1) Natur als Ausbeutungsobjekt für den Menschen unter weitgehender Abstraktion von ihren Gesetzen zur Reproduktion bzw. Selbsterhaltung,
    (2) Funktionieren im Sinne von Akkumulation,
    (3) Ausbeutung von gesellschaftlichen Arbeitskräften,
    (4) Verschleierung dieser Bedingungen durch eine Ideologie individueller „Leistungsträger“.

    Ich möchte hier nur auf zwei Punkte eingehen:
    Zu (4): Diese Verschleierungsfunktion lässt sich prima an den Sprüchen eines Lindner oder Merz festmachen. Letzterer hat ja, wie er immer wieder betonte, seine Millionen nur deshalb gescheffelt, weil er so „hart gearbeitet“ hat. Und wenn wir das nicht schaffen, dann kann das im Umkehrschluss nur den Grund haben, dass wir (um mit Schröder zu sprechen) „faule Säcke“ sind.
    Eine solche Ideologie lässt sich noch individuell durchschauen und ad absurdum führen.

    Anders ist das bei Punkt (1):
    Um hier eine Veränderung herbeizuführen, bedarf es eines grundsätzlichen Paradigmenwechsels, der nur kollektiv durchsetzbar ist.
    Dazu das Beispiel des Bewusstseins von „Naturvölkern“ wie den indianischen (nicht ihrer Geschichte!), dass der Mensch selbst Teil der Natur ist und nur MIT ihr überleben kann.
    Das mag in Zeiten ökologischer Katastrophen vielleicht trivial erscheinen. Umso erschreckender, dass – wider besseres Wissen – Multis (vor allem Ölmultis) und herrschende Politiker wie Trump auf totale Leugnung setzen und selbst für solchen Wahnsinn noch Beifall finden.
    Das ist natürlich ein Beleg der Marxschen These: „Die herrschenden Gedanken sind die Gedanken der Herrschenden.“
    Das ist also eine Machtfrage und nicht individuell lösbar. Es bedarf somit einer kollektiven Gegen-Gewalt: „Die Idee wird zur materiellen Gewalt, wenn sie die Massen ergreift.“ (Marx: „Zr Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“)
    „Materielle Gewalt“ ist natürlich nicht im Sinne konkreter Gewaltausübung gegen Personen zu verstehen, sondern im Sinne eines breiten kollektiven Bewusstseins, das in der Lage ist, die „Gedanken der Herrschenden“ zu durchbrechen.
    Dabei kommt es auf den Grundgedanken (Widerstand gegen Naturzerstörung) an. In welcher Form dies von einzelnen Menschen verinnerlicht ist (ob historisch-materialistisch, mythisch-religiös oder „feministisch“), ist dabei zunächst unerheblich. In dem Sinne ist auch eine Portion „Esoterik“ zu ertragen, wenn sie sich dem Hauptziel, etwa Verhinderung von Naturzerstörung, unterordnet.
    Dazu die Romantik als Beispiel:
    So weit entfernt romantisches Denken auch von rationaler Welterfassung auch erscheint, so hat sie doch (insbesondere E.T.A.Hoffmann, „Der Sandmann“ – von Freud interpretiert) die Grundlagen für eine wissenschaftlich orientierte Psychologie gelegt.

    Zu Frau Armbruster:
    Auch ich erkenne in ihrer Terminologie einige Romantik und Esoterik, was hier aber nichts zur Sache tut. Um sie nicht ein eine völlig falsche Ecke zu schieben: Sie ist (wie aus dem Diskussionsverlauf hervorgeht, beileibe keine „Rechte“, sondern eine engagierte Grüne, die sich viel mit philosophischen und psychologischen Ansätzen beschäftigt hat.

  31. @Werner Engelmann
    Gestatten Sie mir als Einschub eine Korrektur Ihres Kommentars von heute um 13:40 Uhr: Im Original schreibt Karl Marx in der Einleitung zur Kritik der Hegel’schen Rechtsphilosophie: „… allein auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift“. Adorno weist dabei im Jahr 1957 auf den Umstand hin, dass „nicht nur die Theorie, sondern ebenso deren Absenz … zur materiellen Gewalt (wird), sobald sie die Massen ergreift“. Von einem „durchbrechen“, wie in Ihrer Deutung, kann somit keine Rede sein. Vielmehr kommt es bloß auf den Erkenntnisgewinn an, im Zuge von ansonsten unerbittlich zurückschlagenden Verhältnissen immense Verluste an Mensch und Material in Kauf nehmen zu müssen, falls eine Abwendung anstatt eine Zuwendung von der dadurch in doppelter Hinsicht offenen Frage erfolgt. Es bedarf insofern nicht des Anspruchs einer „ausformulierten Theorie“, wie vor allem Hans-Jürgen Krahl in „Konstitution und Klassenkampf“ für sich reklamiert hat. Will man die Schriften von Karl Marx nicht ad absurdum führen, genügt bereits eine textimmanente Lesart, wie sie Adorno seinerzeit vorexerzierte. Nicht von ungefähr sah sich Krahl dessen Kritik ausgesetzt, dass in ihm gleichsam „die Wölfe hausen“.

  32. @ Werner Engelmann

    Ich bin weit davon entfernt, Frau Armbruster eine „Rechte“ zu nennen. denn ich neige grundsätzlich nicht dazu, Menschen, auch wenn sie sich nicht im Mainstream bewegen, in irgendwelche Schubladen zu stecken, so wie es heute Mode ist.

    Ich widerspreche auch nicht der Notwendigkeit eines gemeinsamen Umdenkens, so wie Sie es postulieren. Dafür muss man allerdings einen neuen Menschen erfinden, denn solange sowohl Männer als auch Frauen ihre Lebensziele im Besitz möglichst großer Autos und möglichst dicker Bankkonten sehen, wird das wohl nichts.
    Wir, Sie und ich, haben unser Leben damit zugebracht, jungen Menschen andere Werte nahezubringen. Offenbar mit ziemlich bescheidenem Erfolg, wenn ich mir die gesellschaftliche Entwicklung so ansehe.

    Vielleicht schafft die übernächste Generation, Greta Thunberg und ihre GesinnungsgenossInnen, den Durchbruch. Dazu würde dann allerdings ein bisschen mehr gehören als sich mit Transparenten auf die Straße zu stellen. Dafür braucht es breite Überzeugungsarbeit und einen ganz neuen Lebensstil. Greta scheint das verstanden zu haben, aber eine erkleckliche Anzahl ihrer MitdemonstrantInnen werden sich, so fürchte ich, verkrümeln, wenn der Hype vorüber ist.

  33. @Werner Engelmann:
    Dass der Mensch Teil der Natur ist nur „mit ihr Leben kann“, sollte klar sein. „Mit ihr Leben“ bedeutet aber aus meiner Sicht, ihre Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, die sich nicht abändern lassen. Und da habe ich bei vielen „ökologisch“/grün angehauchten den Verdacht, dass das nicht der Fall ist.

  34. Erst mal ganz banal: ich kann 100% eines Landes mit Wohnungsbau, Ackerbau für Lebensmittel, Ackerbau für Biomasse, Windrädern, Sonnenpaneelen, Kohlekraftwerken, Gaskraftwerken, Kernkraftwerken, Straßen, anderen industriellen Anlagen o.a. bebauen, es als Weideland nutzen oder sich selbst überlassen.
    Wie soll also der (definitiv) endliche Boden aufgeteilt werden?
    In einem anderen Blog schrieb ich schon, dass sich Deutschland zur Zeit schon nicht mehr selbst ernähren kann. Also liegt nach meiner Ansicht auf der Hand, dass Kraftwerkstypen, die die wenigsten Fläche verbrauchen, die einzig sinnvoll vertretbaren sind.
    Und das sind nunmal am ehesten Kernkraftwerke.

    Eine weitere Tatsache ist, dass das Pflanzenwachstum bei höherem CO2-Gehalt in der Luft erdgeschichtlich immer üppiger war (also auch mehr Ertrag für eine explodierende Weltbevölkerung bringen könnte). Demgegenüber stehen die Befürchtungen, die mit einem CO2-Anstieg einhergehen.

    Ein massives Ansteigen des Meeresspiegels wäre durch einen CO2-Anstieg nicht zu befürchten. Es gibt Messungen, die eine zuverlässige Korrelation zwischen Meeresspiegel und Sonnenaktivität nachweisen. Darauf hat der Mensch sowieso keinen Einfluss.

  35. Anzumerken ist noch, dass im Winter bei Windstille Solar- und Windstrom nicht zur Verfügung stehen und für den Ersatz zwangsläufig weitere Kraftwerkstypen vorhanden sein müssen. Da stellt sich zumindest die Frage, ob es nicht sinnvoll ist, die beiden großen Flächenverbraucher gleich zu reduzieren.

  36. @ deutscher Michel

    „Es gibt Messungen, die eine zuverlässige Korrelation zwischen Meeresspiegel und Sonnenaktivität nachweisen. Darauf hat der Mensch sowieso keinen Einfluss.“

    Das hat nun mit dem Thema nichts zu tun. Doch eine solche wilde Behauptung kann hier nicht unwidersprochen stehen bleiben.
    Nun gehen die Leugner des Klimawandels permanent mit der Behauptung hausieren, dass es dafür ja angeblich „keine Beweise“ gebe.
    Und Sie meinen nun, im Unterschied zu unzähligen Klimaforschern, das Gegenteil „nachweisen“ zu können!
    Na, bei einem solch verdienstvollen Unterfangen, die Menschheit vor einem schrecklichen Irrtum zu bewahren, wäre doch wohl etwas Konkretion angebracht, wenn man nicht in die Kiste wilder Verschwörungstheoretiker gepackt werden will.

  37. @ Brigitte Ernst @ Werner Engelmann
    Ich finde das „mütterliche Prinzip“ einer Vertiefung wert, auch wenn ich nie bewusst darüber nachgedacht habe.
    Ich möchte nicht verallgemeinern, doch dieses Prinzip steht für schützen und bewahren. In einem besonderen Sinn für das Wissen um die Kostbarkeit des Lebens, die Zerbrechlichkeit und Verwundbarkeit des Menschen.

    Das Frauen sich den Regeln eher anpassen und diese dadurch verfestigen ist nicht zu übersehen.

    Dies resultiert für mich zum Teil auch aus dem Konkurrenzkampf den beide Geschlechter einander liefern, da Frau immer noch das Gefühl hat, an gleicher Position wie ein Mann, mehr leisten zu müssen.

    War es der Psychologe bei „hart aber fair“ der sagte, das „Männer“ die Arbeitswelt immer noch als ihre Domäne ansehen, in der sie als Männer unter Männern agieren können und frei vom Einfluss des weiblichen sind?

    Ein Gedanke den zu vertiefen ich sehr spannend finde. Wenn dies auf einen Teil der Männer zutrifft, das Bedürfnis lieber unter sich zu sein, wäre es vielleicht Nachdenkens Wert, dieses Bedürfnis auf einen anderen Teil des Lebens zu verlagern bzw. sich andere Bereiche dafür zu schaffen, denn Frau wird aus der Geschäftswelt nicht mehr verschwinden.

    Sie wird auch nicht mehr weiterhin die doppelte Last des berufstätig sein und den größten Teil der sog. unbezahlten Arbeit in der Familie leisten tragen.
    Dafür müssen Lösungen gefunden werden.
    Ich bin auch nicht der Meinung, dass das Themen sind, die jede Frau alleine mit ihrem Partner auszuhandeln hat. Es ist zermürbend und man kann daran verzweifeln, wenn man sich damit alleine fühlt.

  38. Es gibt da einen Aspekt, der in der Diskussion mit Ausnahme von Herrn Engelmann zu wenig Aufmerksamkeit erhält. Die Geschichte des Menschen und seine evolutionäre Entwicklung. Als Menschen sind wir doch meilenweit entfernt von vernünftigem wohl durchdachtem Handeln. Wenn es anders wäre, wäre dieser Planet zwar langweilig, aber wohl geordnet und durchdacht. Man gehe auf einen Fußballplatz und betrachte nicht das Spiel, sondern die Zuschauer.Ich will das gar nicht kommentieren. Das Zusammenleben von Menschen hängt von so vielen Umständen ab, dass es schier unmöglich erscheint, auf alles passende Lösungen zu finden. Insgesamt, finde ich, sind wir in diesem Land doch ganz gut aufgestellt und bis auf weiteres werden auch hier die Frauen weiterhin die Kinder bekommen und dass wird auch in Zukunft einer der Unterschiede zwischen Mann und Frau sein.

  39. @ Jürgen H. Winter“

    „…und bis auf weiteres werden auch hier die Frauen weitwerhin die Kinder bekommen…“

    Da haben Sie recht, diese tolle Erfahrung wird Männern bis auf Weiteres vorenthalten bleiben.
    Was aber nicht bedeutet, dass diejenigen, die die Kinder zur Welt bringen, für den Rest ihres Lebens auch allein oder vorwiegend für diese zuständig sein müssen. Oder was wollten Sie mit dieser Bemerkung aus Urgroßvaters Mottenkiste ausdrücken?

  40. Hallo Frau Ernst, ich wollte nur auf diesen kleinen aber sicher entscheidenden Unterschied zwischen Mann und Frau hinweisen, manchmal erscheint mir dies zu wenig Beachtung zu finden. Frauen wie Männer habe doch eine unterschiedliche evolutionäre Entwicklung genommen, ja, sie stecken noch mittendrin und , wie bereits gesagt, der Mensch ist ein Wesen, das sehr unvollkommen ist in seinem/ihren Tun.

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