Der neue bayrische Ministerpräsident Markus Söder instrumentalisiert das christliche Symbol des Kreuzes für seinen Wahlkampf: Künftig sollen in allen bayerischen Landesbehörden Kreuze im Eingangsbereich hängen. Diese Kreuze, so Söder, sollen angeblich kein religiöses Symbol des Christentums sein, sondern ein „Bekenntnis zur Identität“ und zur „kulturellen Prägung“ Bayerns. „Das Kreuz ist nicht ein Zeichen einer Religion“, betonte er. Es aufzuhängen, sei daher auch kein Verstoß gegen das Neutralitätsgebot. Da hat er sich ganz schön was zurechtgeschwurbelt, dieser Söder, den FR-Kommentator Markus Decker den „schamlosesten Politiker Deutschlands“ nennt. Ob das Söders Wahlkampf Schwung verleiht? In Bayern wird in nicht einmal sechs Monaten ein neuer Landtag gewählt. Eine aktuelle Insa-Umfrage sieht die CSU konstant bei 42 Prozent, gemessen vor der Kreuz-Offensive. Ihr gegenüber befindet sich ein zersplittertes Spektrum von fünf Parteien, unter denen SPD und AfD gleichauf bei 13 Prozent liegen.Die Linke liegt derzeit bei drei Prozent und hat wohl keine Chance, in den Landtag einzuziehen.
Bisher, so darf man festhalten, haben die vielen Ausflüge der CSU auf das Terrain des rechten Populismus der AfD jedenfalls nicht geschadet. Trotzdem legte Söder noch einmal eine Schippe drauf. Die Aufregung ist groß, nicht nur bei den Kirchen. Petitionen wurden gestartet, erste Positionierungen zeigen, dass andere Zeitgenossen die Frage, ob die weltanschauliche Neutralität des Staates tatsächlich gesichert sei, nicht so leichtfertig vom Tisch wischen wie der bayrische Ministerpräsident.
Erneut ist dies eine Debatte, in der es um Selbstvergewisserung geht. Hinter dem Kreuz können sich die Bayern dank Söder nun zusammenscharen. Ist schon klar, gegen wen, oder? Ist auch klar, dass die Wirkung eine spaltende ist, keine integrierende oder zusammenführende. Söders Kreuz ist eine Waffe in einem Kulturkampf, der schärfer wird. Wohin solll das führen? In einen neuen Religionskrieg?
Am Mittwoch sah ich in einem der dritten Programme einen Film über den Naturpark Berchtesgadener Land. Ich habe den Eindruck, dass die Murmeltiere und Gemsen, die dort leben, mehr Ahnung von bayrischer Identität haben als der Zündler Söder. Schamlos ist noch untertrieben als Attribut für das, was Söder da tut.
Leserbriefe
Joachim Kretschmann aus Villingen-Schwenningen meint:
„In einem kürzlich geführten Interview gab Markus Söder sein persönliches Statement in Bezug auf andere Religionen ab: „Jesus macht den Unterschied!“ Diesen Weg setzt er konsequent fort. Nicht nur dass er sich einen Gebetsraum einrichten ließ oder selber immer wieder auf der Kanzel steht, nein, er fordert auch, dass die „Kirchen weniger politisieren und dafür lieber mehr missionieren sollen“. Bei den Kreuzen geht es also keineswegs um eine schleichende Einflussnahme der Kirche auf die Politik, sondern um das Jahrtausende alte Bekenntnis, dass wir als Deutsche nur sind was wir sind, weil das Evangelium bei uns Wurzel schlagen konnte! Wir haben Gott viel zu verdanken, oder wie schon Psalm 14, 1 fest stellt: „Nur der Dummkopf behauptet, dass Gott nicht existiert.“ Söder hat sein tägliches Rendezvouz mit Jesus, und dazu steht er wie Hundertausende mit ihm in unserem – und das sage ich ganz bewusst – christlich geprägten Abendland. Nehmt das Kreuz aus eurem Leben – das Ergebnis ist die Welt in der wir leben. Markus Söder hängt es wieder auf, denn er möchte das beste für Bayern und hoffentlich auch für ganz Deutschland: Den Segen Gottes! Was ist, bitte schön, daran verwerflich?“
Christian Fuchs aus Gutenstetten:
„Ich begrüße die Anordnung des neuen Ministerpräsidenten, dem ich sonst politisch fernstehe, Kreuze in den Ämtern der bayerischen Staatsverwaltung aufzuhängen. Allerdings ist das Kreuz ein klar christliches Symbol, und das sollten wir auch eindeutig sagen. Ohnehin sollten wir gerade heute unseren Christenglauben offensiv bekennen, wo Fanatiker aller Art unsere Jugendlichen verhetzen wollen. Das Kreuz weist aber auch darauf hin, wie sehr der Staat seine Macht missbrauchen kann, denn Jesus starb ja als Opfer eines Justizmordes. So ist das Kreuz in staatlichen Ämtern eine bleibende Mahnung für die dort Beschäftigten, auch ein Appell an ihr Mitgefühl.“
Friedrich Gehring aus Backnang:
„Sowohl Markus Söder als auch die meisten seiner Kritiker übersehen, dass das Kreuz kein urchristliches Symbol ist. Für das Christentum stand symbolisch ursprünglich der Fisch oder das Boot. Das Kreuz wird im Christentum erst populär einige Zeit nach der konstantinischen Wende, als das Christentum staatstragend geworden war im römischen Reich. Es ist tatsächlich zunächst als grausame Todesfolter mit öffentlicher Abschreckung eine Waffe bei der Unterdrückung von Widerstand gegen die kaiserliche Macht. Historisch-kritisch betrachtet ist es tragisch und paradox, dass es der Opfertheologie gelungen ist, diese brutale Waffe als Heilstat Gottes für alle Welt zu interpretieren. Die Folge war, dass im Abendland brutale Machtausübung hoffähig wurde ganz im Gegensatz zu dem, was der Religionsgründer Jesus von seinen Nachfolgern forderte (Mk 10,42-44). In einem solchen unchristlichen Abendland darf es nicht wundern, dass Söder dieses Kreuz wieder als Waffe einsetzt in Konkurrenz zur ebenso unchristlichen AfD.
Alle, die sich jetzt als Christen über Söder aufregen, wären gut beraten, zunächst Kritik am Kreuz als christliches Symbol zu üben und das Boot in Erinnerung zu bringen, in dem wir alle sitzen und das uns an weltweite christliche Solidarität gemahnt, nicht erst, wenn die Flüchtlinge an Bayerns Grenze stehen, sondern schon wenn eine unchristliche Politik Fluchtursachen schafft. Da geht es zunächst um die Waffenexporte und die Machtpolitik angeblich christlicher Länder, die Stellvertreterkriege schürt oder selbst andere Länder überfällt, destabilisiert und ausbeutet, aber genauso um eine aggressive Handels- und Wirtschaftspolitik dieser Länder, die tötet. Wenn die unchristliche westliche Welt die Balken aus dem eigenen Auge entfernt haben wird, mag sie sich um die Splitter in den Augen der muslimischen Länder kümmern (Mt 7, 1-5). Dann könnte Markus Söder Boote als christliche Symbole gegen muslimischen Terrorismus aufhängen lassen und sich mit den Muslimen verbünden, die an einen barmherzigen Allah glauben wollen.“
Hans-Jürgen Schroeder aus Minden:
„Laut FR hat Söder in der Eingangshalle der Münchner Staatskanzlei das Kreuz aufgehängt, das „bis 2008 im Kabinettssaal des früheren Münchner Kardinals Friedrich Wetter gehangen hatte“ und das nach Söders Worten sogar höchstselbst vom Kardinal geweiht worden war. Söder dazu laut FR: „Das Kreuz ist nicht ein Zeichen einer Religion.“ Es „sei daher auch kein Verstoß gegen das Neutralitätsgebot“.
Was nun? Entweder stimmt die Sache mit Kardinal Wetter nicht oder Söder hat das Kreuz heimlich entweiht bzw. entweihen lassen oder – es ist immer noch geweiht! Ich fürchte, das Letztere ist richtig! Aber Söder ist ja Franke und evangelisch, allerdings CSU.“
Frage: kann Herr Söder mit einer derart plumpen Argumentation das Neutralitätsgebot ausser Kraft setzen?
Es ist ja bekannt, dass in Bayern die Uhren anders ticken, aber heißt das auch, dass diese Provinzfürsten gegen, in diesem Falle das Neutralitätsgebot verstossen dürfen?
Mir gehen die Querschläger aus diesem Bundesland
gewaltig auf den Geist. Eine Partei die ich weder wählen noch abwählen kann gibt hier kontinuierlich den Breiten!
Aber vielleicht besinnt sich Herr Söder ja noch und hängt, dem Gedanken von Herrn Gehring folgend, Boote auf, obwohl, ich glaube eher nicht, zu doppeldeutig, könnte von den Menschen, die über das Mittelmeer in eben diesen flüchtenden, missverstanden werden.
Bleibt nur der Fisch als Symbol der Speisung der Armen.
Nochmal zurück zu Katja Thorwarths Forderung: „Trennung von Staat und Kirche – jetzt!“
Ich bin, wie bereits vermerkt, kein Freund plakativer Forderungen.
Frau Thorwarth scheint aber vorausgeahnt haben, was sich da in bayrischen Gefilden nicht nur an Kreuzzugsrhetorik, sondern an wahrem Kulturkampf zusammenbraut und von da aus die Republik überschwemmt.
Die aggressive Gaulandsche Rhetorik „Wir holen uns unser Land zurück“ klingt geradezu bescheiden angesichts des Sturmangriffs des Kreuzzugsmatadors Söder und seiner devoten CSU-Herolde im Landtag:
„Das Kreuz ist nicht ein Zeichen einer Religion“, behauptet der bigotte Kreuzritter, sondern „Bekenntnis zur Identität“ und zur „kulturellen Prägung“ Bayerns. Und hängt zum Beleg höchst persönlich in der Staatskanzlei ein von Kardinal Wetter geweihtes Kreuz auf – der ja bekanntlich mit Religion so gar nichts am Hut hat.
(http://www.fr.de/politik/bayern-viele-sind-ueber-kreuz-mit-markus-soeder-a-1493979)
Doch damit der Heuchelei und Schamlosigkeit nicht genug:
„Das christliche Kreuz (…) sei in Wahrheit doch Symbol der Offenheit für alle Religionen.“
(http://www.fr.de/politik/meinung/kolumnen/kreuz-pflicht-markus-soeder-der-oberpopulist-a-1494902)
Klar: Die Tür zur beglückenden bajuwarisch bekreuzigten CSU-„Identität“ steht jedem offen. Nur dass, wer sich darin befindet, keine Türklinke mehr findet, um ihr wieder zu entfliehen.
Was die Provokation des „schamlosesten Politikers dieser Republik“ (Markus Decker) für den interreligiösen Dialog und den inneren Frieden dieses Landes bedeutet, liegt auf der Hand.
(http://www.fr.de/politik/meinung/kommentare/markus-soeder-das-kreuz-mit-dem-kreuz-a-1494101)
Katja Thorwarth hat Recht. Es gibt nur eine konsequente Antwort auf die bajuwarischen Kreuzzügler: „Trennung von Staat und Kirche – jetzt!“
Ich komme jetzt erst zu der Lektüre der Leserbriefe zu den göttlichen Erleuchtungen eines Markus Söder. Zum Haare raufen, was da an Ignoranz und religiös verbrämtem Dogmatismus von einem Herrn Kretschmann beispielsweise öffentlich präsentiert wird.
Vielleicht wäre wenigstens ein Elementarkurs angebracht, bevor man aus alttestamentarischen Psalmen „das Jahrtausende alte Bekenntnis“ deutscher Geschichte herausliest, das „wir als Deutsche nur sind was wir sind, weil das Evangelium bei uns Wurzel schlagen konnte“? Über den „Segen“ der Kreuzzüge etwa oder des 30jährigen Kriegs für unser Land?
Ich habe als Kind die 50er Jahre in Bayern erlebt, die in den pseudoreligiösen Anwandlungen eines Markus Söder fröhliche Urstände feiern.
„Den Segen Gottes“, den Herr Kretschmann beschwört, holten sich die Machos im Wirtshaus neben der Kirche ab – zumindest bis nach der Predigt. Und nach der Messe wurde der „Heilige Geist“ in mehr als einer kräftigen Mass wieder einverleibt.
Nur einmal habe ich die Kirche schon zu Beginn der Messe gerammelt voll erlebt. Das war eine Woche nach dem Sonntag, als der Pfarrer auf der Kanzel einen Tobsuchtsanfall bekommen hatte.
Wenn sonntags ein Gewitter drohte, pilgerte man erst zum Pfarrhaus für eine Genehmigung, das Heu einzuholen, damit die eigenen Felder und Fluren nicht ewigem Fluch geweiht wären.
Dass man der Wahlpflicht unmittelbar nach dem Gottesdienst getreu der eindringlichen Mahnung von der Kanzel nachkam, einer „christlichen“ Partei das Vertrauen zu schenken, verstand sich von selbst. Da es nur eine Partei mit einem solchen Namen gab (und gibt), brauchte man, um sein „christliches Gewissen“ zu entlasten, nicht einmal bis drei zählen zu können. Zu dieser „christlichen Pflicht“ gehörte dann auch, nach der Wahl nach den zwei Gottlosen zu fahnden, die es gewagt hatten, der SPD die Stimme zu geben.
Und noch eine Story kann ich Herrn Kretschmann nicht ersparen, wie man dafür sorgt, dass der „Segen Gottes“ auch über die kleinen Kinderlein komme, und die sich in meinem Gedächtnis eigegraben hat:
Die diente der Vorbereitung der Neunjährigen auf die „Heilige Kommunion“, die nur nach vollständiger Beichte, im „Stand der Unschuld“ empfangen werden dürfe. Er erzählte von einem Mädchen, das „ausprobieren“ wollte, ob das auch möglich sei, ohne „im Stand der Unschuld“ zu sein. Die daraufhin zur Strafe auf den Stufen des Altars tot umfiel.
Man möge mir verzeihen, dass ich von ähnlichen Versuchen später, und bis heute, Abstand nahm.
Um mit Herrn Kretschmann zu kommentieren: „Was ist, bitte schön, daran verwerflich?“ –
Nun denn, Herr Kretschmann: Mit Söders Hilfe erflehtem Segen – und „mit Gott für Kaiser und Vaterland“ – zurück also in eine herrliche christliche Zukunft!
Es verwundert mich immer wieder, dass Christen das kleine ABC ihres Glaubens offensichtlich nicht beherrschen. Beispielweise, wenn es um die Abgrenzung von Sinnbildern ihrer Konfession gegenüber den Symbolen anderer Religionen und Weltanschauungen geht. Als ich von Markus Söders Kreuzzug in Bayern hörte, musste ich an die Zehn Gebote des Alten Testaments denken, denen auch im Christentum ein zentraler Rang zukommt. Konkret meine ich das dritte und vierte Gebot:
„Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist:
Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!….“
(2. Mose, Kapitel 20, Verse 4 und 5; zitiert nach der Luther-Textrevision von 1964).
Mit anderen Worten: Juden und Christen sollen auf Zeichen verzichten, in denen ihre Gottesvorstellung auf Darstellungen reduziert wird, die sowohl menschen- als auch götzenähnlich sind und zu einer Vergötterung des Nichtgöttlichen führen.
Vor allem das Kreuz, mit oder ohne Leichnam, erscheint als völlig ungeeignet, die Religion der Nächstenliebe und Barmherzigkeit zu symbolisieren. Friedrich Gehring hat bereits darauf hingewiesen, dass die Urgemeinde solche Praxis auch nicht kannte. Denn das Kreuz war in der spätrömischen Antike als Hinrichtungsinstrument bekannt. Es ist dem Galgen, dem Schwert des Henkers und der Guillotine verwandt. Da ich evangelisch-reformiert erzogen wurde, ist mir die Kreuz- und Blut-Theologie der Lutheraner und Katholiken immer fremd geblieben.
Der Inhalt des richtig verstandenen Christentums lässt sich beispielsweise durch eine offene, zur Freundschaft und Versöhnung gereichte Hand viel besser andeuten. Oder durch einen Handschlag, der Einheit und Solidarität symbolisiert. So wie das Parteiemblem der SED, das leider von seinen Trägern nicht verinnerlicht wurde. Auch das Uranliegen des jüdischen Predigers Jesus fand bei seinen selbsternannten Nachfolgern bekanntlich zu häufig zu wenig Resonanz.
Die Todesbotschaft des Kreuzes findet seine Fortsetzung in der Verschleierung katholischer Nonnen samt deren sonstigen Entsagungen und weist Parallelen auf zur Verschleierung von Frauen im Islam, denen die Gleichberechtigung versagt wird. Beide Religionen begreifen die Welt als ein Jammertal, das erst in einer jenseitigen Welt beendet werden kann. Die Erlöser tragen unterschiedliche Namen. Mal sind es Priester und Päpste, mal Mullahs und Muftis und allzu häufig sind es weltliche Diktatoren, die sich auf Gott und seine Leute berufen.
@ Werner Engelmann
Schon vor Jahren sind mir Leserbriefe von Joachim Kretschmann aufgefallen, und ich habe ihn gegoogelt. Er gehört einer evangelikalen Gemeinde an. Das sagt für mich alles, weshalb es sich auch nicht lohnt, auf seine verqueren Zuschriften einzugehen.
@ Brigitte Ernst, 29. April 2018 um 18:05
„Er (Joachim Kretschmann) gehört einer evangelikalen Gemeinde an.“
Das mag ja richtig sein, ist in diesem Zusammenhang aber irrelevant.
Das erklärt bestenfalls den Duktus, der für Evangelikale typisch ist, die bei Wikipedia u.a. wie folgt charakterisiert werden:
„Absolutheitsanspruch: Mit Ausnahme des Judentums, das bei manchen Evangelikalen einen Sonderstatus genießt, werden andere Religionen als Irrwege abgelehnt. Ein Dialog der Religionen findet meist nur unter missionarischem Gesichtspunkt statt.“
Meinetwegen könnte Herr Kretschmann auch zu den Teufelsanbetern gehören, wenn er seine Bedürfnisse nur privat auslebt.
Hier aber geht es um öffentliche Stellungnahmen, und dazu noch im politischen Zusammenhang. Solche sind aber – nicht anders als meine literarischen Veröffentlichungen – nicht mehr privater „Besitz“, sondern dem freien öffentlichen Diskurs überantwortet. Dabei ist es belanglos, von wem dies stammt, sondern nur noch von Bedeutung, WAS geäußert wird, welche Wirkung damit im gesellschaftlichen Bereich verbunden ist.
Die – allein rhetorische – Ansprache des Urhebers in der Gegenrede bedeutet mitnichten die Erwartung, dass dieser „überzeugt“ werden könne. Denn um den geht es gar nicht mehr.
Die pseudo“christliche“ Rechtfertigung der Agitation von Markus Söder („Den Segen Gottes … für Bayern und hoffentlich auch für ganz Deutschland“) ist im Grunde eine Verhöhnung aller Menschen mit ehrlichen religiösen Überzeugungen.
So wie sich ein Markus Söder mit seiner Agitation als skrupelloser Politiker entlarvt, der in ähnlicher Weise religiöse Überzeugungen politisch instrumentalisiert. Nach religiösen Kategorien nichts anderes als Blasphemie, was auch aus der Reaktion von Kardinal Marx hervorgeht. (http://www.fr.de/politik/kreuz-erlass-kardinal-marx-kritisiert-soeders-kruzifix-vorstoss-a-1496923)
Wichtiger ist freilich die politische Einschätzung, nach der sich die Agitation eines Markus Söder (und großer Teile der CSU) vom Umgang von Islamisten mit „dem Islam“ bestenfalls graduell unterscheidet.
Was nichts anderes bedeutet als:
Jeder vernünftige interkonfessionelle Dialog wird von skrupellosen pseudo“christlichen“ Hardlinern vom Stil eines Markus Söder im Wechselspiel mit islamistischen Geistesverwandten von vornherein torpediert, Kreuzzugsmentalität und Kulturkampf gefördert.
Dies erfordert klare Antworten in jeder nur erdenklichen Weise.
@ Werner Engelmann
Was Markus Söder anbetrifft, stimme ich Ihnen voll zu. Er bekommt ja auch zu Recht von unterschiedlichster politischer und religiöser Seite Kritik.
Für mich ist das ganze Kaspertheater, das er veranstaltet, einfach nur ein Witz, mit dem er sich eigentlich nur selbst blamiert. Zu behaupten, er verletze mit seiner Kreuz-Aktion das Neutralitätsgebot nicht, während er sich gleichzeitig massiv gegen kopftuchtragende Lehrerinnen wendet, zeigt doch eigentlich nur seine Dämlichkeit. Für einen Juristen einfach nur blamabel.
Ich möchte mich nicht weiter über das „Kreuz-Symbol“ auslassen. Es steht für eine der barbarischten staatlichen Mordmethoden.
Doch mit seiner lächerlichen Aktion hat Söder eines erreicht:
Dass Bayern unter seinem Regime immer mehr zum Polizeistaat wird, Stichwort unbegrenzte Inhaftierung von „Gefährdern“, ohne jeden Beweis, Korruption beim Verkauf staatlicher Wohnungen, Einrichtung von Deportationslagern usw. usw.
Ich finde, darüber sollten wir diskutieren und nicht über CSU-Nebelkerzen
Ich habe nichts gegen das Kreuzzeichen, weil es viele Bedeutungen birgt, die über die Plattitüden und Spinnereien eines Söder weit hinausgehen. Wäre er Katholik, wäre er wahrscheinlich entspannter. Der fränkische Protestant ist es nicht. Er tut nur so.
Die Kolumne von Volke Heise, „Konfirmandenunterricht für Schröder“, ist eine Möglichkeit zur Entspannung.
Da ist mir aber wirklich eine Freud’sche Fehlleistung passiert:
„Konfirmandenunterricht für Söder“ muss es heißen.
Der altböse Feind („mit Ernst er’s jetzt meint“), der Schröder, der hat mich heimgesucht.
Wenn es doch nur lächerlich wäre, das Södersche Kreuz! Es ist aber tatsächlich ein Manifest der Aus- und Abgrenzung nach außen und innen. Einfach gegen Andersdenkende aller Couleur. Abscheulich. Wenn diese Leute doch endlich aus der Koalition geworfen würden! Aber Nachbeter gibt es ja genug auch bei der CDU. Durch die ewige RegierugNsbeteiligung erhalten diese Populisten soviel Macht wie sie als die bloße lautsprecherische Regionalmacht, die sie sind, niemals hätten. Dann wären sie auch deutlich kleinlauter.