Ein jämmerliches Zeichen der Unkultur

Der Hessische Rundfunk steckt in den roten Zahlen. Für 2018 betrug das Defizit 76,5 Millionen Euro. Die Reaktion darauf: Eine Arbeitsgruppe hat eineinhalb Jahre lang die Köpfe zusammengesteckt und eine „Digital-first“-Strategie ersonnen, die sich künftig mehr an den Bedürfnissen der jüngeren Mediennutzer orientieren soll. „Wenn ich die Älteren im Blick habe, sammle ich in aller Regel die Jüngeren nicht ein, umgekehrt geht das dagegen schon“ – mit diesen Worten erläuterte Fernsehdirektorin Gabriele Holzner das Konzept (zitiert nach DWDL.de). Die Jüngeren scheinen „On-demand“-Angebote zu lieben. Sie stellen sich ihr eigenes Programm zusammen, statt Ausstrahlung von Filmen und Sendungen abzuwarten. HR-Intendant Manfred Krupp: „Wir richten uns auf jüngere Zielgruppen aus, selbst wenn wir dabei riskieren, Ältere weniger zu erreichen.“

Die Auswirkungen dieser Reform sind weitreichend. Für das HR-Fernsehen bedeutet sie, dass, wenn die Sache denn dereinst mal läuft, nicht mehr für das Fernsehen produziert wird, sondern für Streaming. Fernsehen könnte dann selbst bei Eigenproduktionen zum Zweitverwerter werden. Die Reform hat auch Folgen für das Hörfunkprogramm, insbesondere für HR2-Kultur, ein auch bei FR-Leserinnen und -Lesern beliebtes Programm, das bisher eine breite kulturelle Mischung bringt, künftig aber nur noch Klassik ohne Wortbeiträge. Die kulturelle Berichterstattung soll zu HR-Info wandern, wo ihr allerdings kaum breiter Raum gegeben werden wird, und sie soll in hessenschau.de integriert werden. Das missfällt vielen, wie eine große Zahl von Zuschriften belegt, die nun folgen.

Update: Diese Diskussion wurde am 27. Juli eröffnet und endet daher regulär fünf Wochen später am 31. August. Ich habe sie wegen neuer Leserbriefe und einem FR-Interview mit dem HR-Hörfunkdirektor Sommer, das am 14.8. in der FR erschien, zurück auf die Startseite des FR-Blogs geholt.

Balken 4

Ein jämmerliches Zeichen der Unkultur

Kolumne zum HR: „Vielfältige Einfalt“, FR-Meinung vom 23. Juli

HRSollen wir als Stammhörer von HR 2 wirklich zu einem Einheitsbrei vermengt werden? Die bisherige ausgezeichnete Mischung aus Klassik und einmaligen Hörbeiträgen soll entfallen oder auf andere Formate gelenkt werden?!
Es ist ein jämmerliches Zeichen der Unkultur, in dem mal wieder Geld eine Hauptrolle spielt und die Kultur in eine Nebenrolle gequetscht wird. Pfui! Ich bedauere auch heftig die Mitarbeiter des HR 2.

Ute Wittich, Frankfurt

 

Das HR-Funkhaus in Frankfurt.
Foto: dontworry

Nicht auf Kosten der bisherigen Hörerschaft

Der HR möchte ca. 100.000 kulturinteressierte Radio-Hörer (Gebührenzahler) gegenüber einer unbekannten Zahl von 35Jährigen (und darunter) ausspielen. Das ist schon ein Skandal ! Es ist doch bekannt, dass diese Altersgruppe längst und überwiegend ihre Kulturbedürfnisse und Informationen aus anderen Medien und Quellen bezieht. Radio, Fernseher sowie die Printmedien gehören in der Regel nicht dazu.
Dass dieses ‚Umbau-Vorhaben‘ nicht vom Sparschwein angetrieben sein soll, ist wenig glaubwürdig. Eine geplante Musik-Dauerberieselung mit den Klassik- und BigBand-Orchestern des HR ohne Wort- bzw. Informationsbeiträgen ist abzulehnen. U.a. sei Ziel ‚alle Menschen in Hessen‘ zu erreichen. Schon immer wurde auf Veranstaltungen in ganz Hessen hingewiesen, egal ob Menschen/Hörer in Kassel, Darmstadt, Wiesbaden, Ffm. und ebenso im ländlichen Hessen zu Hause sind. Buch-, Kino- und weitere Veranstaltungs-Tips und auch Hörspiele gehören zu wichtigen Kultur-Hinweisen, die von einem öffentlich-rechtlichen Sender erwartet werden. Denjenigen, denen es möglich ist und auch in Verantwortung beim HR stehen, sollten den ‚Umbauern‘ ganz genau auf die Finger schauen um das Interesse der aktuellen HörerInnen und somit Gebührenzahler zu wahren. Anstrengungen und Ideen um zusätzlich 35Jährige und noch jüngere HörerInnen für den HR 2 zu interessieren, sollte ausdrücklich erlaubt sein. – Allerdings nicht auf Kosten der bisherigen Hörerschaft mit ihrem berechtigten Bedürfnis nach möglichst umfangreichen und breit gefächerten Kultur-Informationen im Bundesland Hessen und darüber hinaus.

Norbert Müller, Frankfurt

HR2 muss als Programm geschützt werden

Seit Jahren begleitet mich HR 2 durch den Tag: Zuspruch, Kulturfrühstück, Kulturcafé, Doppelkopf, der Tag, Klassikzeit, Hörbar, Lesungen, Features, Hörspiele, Literaturbesprechungen, Frühkritik, Kinotipps, Orte in Hessen usw.
Mit der geplanten Umstrukturierung oder Verflachung verschenkt der HR sein Tafelsilber.   Ich finde dieses Programm so wichtig und wertvoll, dass es als Kulturgut und kulturelles Erbe geschützt werden und weiterbestehen muss!
Auf der HR-Webseite wird für mehr digitale, zeitungebundene Angebote plädiert. Aber gerade die zeitliche Gebundenheit und auch die problemlose Verfügbarkeit üer UKW haben auch ihren Wert!

Elisabeth Marx, Frankfurt

Für reine Musiksendungen gibt es genug Kanäle

Als regelmäßige und begeisterte Hörerin von HR 2 möchte ich die Macher noch mal bitten zu bedenken, dass die Gesamtzahl der Hörenden nicht größer wird, wenn Mensch gezwungen wird, sich Kulturinfo anderswo zu holen. Die Mischung zwischen Wort und Musik bei HR 2 mit Doppelkopf und Der Tag ist bisher absolut gelungen. Für reine Musiksendungen gibt es genügend andere Kanäle.

Iris Welker-Sturm, Darmstadt

Öffentlich-rechtliche Sender haben einen Auftrag

Wir hören seit Jahren ausschließlich HR 2, und das nicht Hintergrundprogramm. Gerade die jetzt in Rede stehenden Wortbeiträge und Features machen ein nicht wegzudenkendes Schwergewicht im Programm aus  und sind geradezu wohltuend gegenüber den Programmen anderer Sender. Ein öffentlich-rechtlicher Sender hat einen Auftrag und kann und sollte sich eine „Mischkalkulation“ von HR 1 bis HR Info leisten können. Nicht um „digital first“, sondern um Qualität geht es. Immerhin definiert sich Frankfurt als „Literaturstadt“ und somit auch HR-2-Kultur. „Frankfurt liest ein Buch“ oder Beiträge zur Buchmesse wären ohne HR-2-Kultur nicht möglich. Die Kunst- und Literaturszene braucht einen starken Partner.

Ingeborg und Lothar von Schwichow, Frankfurt

Was bleibt übrig von der bisherigen Qualität?

Der Hessische Rundfunk hat einen öffentlich-rechtlichen Auftrag. Er darf und muss sich also nicht nach der Hörerquote richten! Anders als beispielsweise in der Schweiz akzeptieren die Hörerinnen und Hörer den zu zahlenden Pflichtbeitrag, und das, weil Sender wie hr2-Kultur ein qualitativ hochwertiges und anspruchsvolles Kulturprogramm bieten. Wenn hr2-Kultur, wie jetzt geplant, ausschließlich zum Musiksender wird, wird er unattraktiv. Dafür stehen ja genügend andere Möglichkeiten und Radiosender zur Verfügung. Attraktiv für die Hörerinnen und Hörer ist er vor allem, weil – neben der Musik – in den Wortbeiträgen kulturelle Veranstaltungen, Musik und Literatur vorgestellt sowie Hintergründe und Analysen von Politik und aktuellem Zeitgeschehen geboten werden.
Hr2-kultur ohne Sendungen wie aktuelle Frühkritik, Pressespiegel, Lesung, Doppelkopf und Der Tag? Ohne die Stimmen und Beiträge der engagierten und ‚vertrauten‘ Moderatorinnen und Moderatoren? Was bleibt da übrig von der bisherigen Qualität des Senders? Der Sender wird dann mit Sicherheit weitere ‚treue‘ Hörerinnen und Hörer verlieren!

Ursula Bös, Frankfurt

Geld zurück an uns Rundfunkteilnehmer!

Leider war ich sehr betroffen, als ich vom „Einstampfen“ des Senders HR 2 las, und stimme Michael Herl voll zu. Schon vor Jahren wurde stark gekürzt an guten Beiträgen, das tat auch schon weh – aber jetzt ist es vollends zu viel Die Sprachbeiträge sind sowieso schon wenig, verglichen mit dem Sender SWR2, auf den ich oft ausweiche. Also, wie Michael Herl sagt, Geld zurück an uns Rundfunkteilnehmer.

Irmgard Knopf, Wiesbaden

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32 Kommentare zu “Ein jämmerliches Zeichen der Unkultur

  1. @ Vielfältige Einfalt

    Dem ambitionierten Sender hr2-kultur droht das Auseinanderreißen seiner zentralen Angebote. Wortbeiträge wie die Lesungen aus neuen und wiederentdeckten Romanen, das Vortragen von Gedichten aus verschiedenen Literaturepochen, die Kulturpresseschau oder Magazine wie „Doppelkopf“ und „Kulturcafé“ könnten bald nur noch im Internet verfügbar sein; im schlimmsten Fall inmitten von Plebs-News (Facebook & Co.). Allenfalls würden so genannte Appetizer über HR-Info ausgestrahlt.

    Über den Verbleib der erfolgreichen Sendung „Der Tag“, wo dringende gesellschaftliche Fragen thematisiert werden, ist dem Vernehmen nach noch nicht entschieden worden.

    An die Stelle eines angesehenen Programms aus Wort und Musik soll Klassik treten. Nichts gegen klassische Musik, im Gegenteil. Doch damit sind sicherlich nicht Kompositionen gemeint, die der ausführlichen fachkundigen Einführung bedürfen. Eher populäre Musikkonserven á la »André Rieux spielt die schönsten Operettenmelodien« oder »Helmut Zacharias‘ Himmel hängt voller Geigen«. Das Angekündigte steht unter der Devise „Durchhörbarkeit“, eine Sprachschöpfung, die sowohl Berieselung als auch Überhören meint. Wer die permanente Berieselung dann irgendwann weder durch- noch überhören kann, schaltet ab (und nicht etwa um auf andere HR-Sender). Und schafft dadurch die Argumente für das endgültige Aus des Programms.

    Wie nicht anders zu erwarten, werden die anvisierten elementaren Veränderungen mit einer vermeintlich notwendigen Orientierung am Nutzerverhalten begründet. Also konkret am vielfach ungeschulten Geschmack des Durchschnittspublikums. Dessen Defizite sollten jedoch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk keine Maßstäbe sein. Denn der hat sowohl einen Informations- als auch einen Allgemeinbildungsauftrag (siehe die entsprechenden Staatsverträge). Und er steht ohne jeden Zweifel in der Pflicht, alles daran zu setzen, dass das Bildungsniveau der Bürger nachhaltig verbessert werden kann. Exakt für diesen Auftrag werden die Sender durch eine Umlage bei allen potentiellen Zuhörern und Zuschauern finanziert (dem Rundfunkbeitrag). Und eben nicht analog einer Quote, die sich am tiefsten Punkt mäßiger Ansprüche bemisst.

    Doch ist das Publikum tatsächlich so bildungsfern, wie der HR-Sprecher es indirekt darstellte? Jedenfalls sind Zweifel an den Ergebnissen der „Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse“ angebracht, die starke Einbußen in der Hörerschaft nachweisen wollen und aktuell 80.000 regelmäßige Nutzer ausweisen – was aber immerhin der täglich verkauften Auflage einer mittelgroßen Tageszeitung entspräche.

    Ich habe in meinen zahlreichen Gesprächen am Rande von Veranstaltungen der Frankfurter Stadtbücherei und des Frankfurter Schauspiels völlig entgegengesetzte Erfahrungen gemacht. Wenn ich dort nach den präferierten Kultursendern frage, werden zu 90 Prozent HR 2-Kultur und Deutschlandradio Kultur genannt.

    Möglicherweise ist die intellektuelle Abrüstung beim Hessischen Rundfunk politisch initiiert. Aus dem einst von der CDU als „Rotfunk“ gescholtenen Sender ist seit der von Roland Koch 1999 eingeleiteten Wende einer geworden, dessen Programm allzu häufig provinziell anmutet; vor allem dessen Fernsehprogramm. Während beispielsweise bei HR-Info und HR 2-Kultur (noch) relevante politische und gesellschaftliche Ereignisse im Vordergrund stehen, werden die Fernsehzuschauer in der Hessenschau überwiegend mit Vernachlässigbarem abgefüttert. Und unübersehbar sind die Links zu Facebook und Instagram platziert. Nehmen Intendanz und Geschäftsleitung des HR ihren je eigenen ungeschulten Geschmack als Maßstab für alles? Und haben die Damen und Herren überhaupt realisiert, dass lediglich die dialogbereiten Gebührenzahler weisungsberechtigt sind?

    Ohnehin liegt der Verdacht nahe, dass die angekündigte Umstrukturierung zum einen im Zusammenhang mit dem Finanzdefizit steht, zum andern ihren Grund hat in ideologischen Anweisungen der schwarz-grünen Landesregierung (Desinformation statt Information). Und dass die Pläne eine deutliche Kampfansage an den ursprünglichen Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks darstellen.

    .

    Dieser Kommentar wurde hierher verschoben. Er stand vorher hier.
    Gruß, Bronski

  2. Es ist unfassbar- HR 2, seit Jahren auf Abruf, soll nun allmählich verschwinden. Was sind die Gründe? Fehlende Durchhörbarkeit, belanglos wie bei ffh? Ich lach‘ mich tot. Wie viele hören HR2 Kultur täglich zu? Hinreichend würde ich meinen. Kein Kulturfrühstück, kein Doppelkopf, keine Lesung, kein Hörspiel, kein Kulturcafè, kein Der Tag und kein Kabarett am Samstagabend mehr? Das ist ziemlich traurig und viel Inspiration geht verloren.
    Ich bin im Übrigen schon öfter zu br2 abgewandert, eine ideale Mischung aus Musik und Wort, die ein Vorbild sein könnte, wunderbar. Und trotzdem betrübt. Und warum eigentlich müssen Radiogenies wie Klaus Walter und Volker Rebell, die nicht nur musikalisch etwas zu sagen haben, aus dem hr vertrieben werden? Beliebigkeit kann es jedenfalls nicht sein. An 76 Millionen Euro Defizit ist auch nicht HR 2 schuld.
    Ich kann Michael Herl daher nur zustimmen und appelliere an diejenigen, die diese Entscheidung korrigieren können.

  3. Die geplante Umwandlung von hr2-Kultur in einen – wenn auch gehobenen – Musiksender „Klassik“ kann die damit angestoßene intellektuelle Verflachung der Sendelandschaft nicht kaschieren. Dass „Klassik“ und Kultur gegeneinander ausgespielt werden, kann einen echten Klassikfreund nur betrüben – oder empören. Musik, klassische zumal, bedeutet z.B. Entspannung, Gleitenlassen in eine Welt der Klänge, Empfindungen, Emotionen. Wortbeiträge wollen helfen, die Welt besser zu verstehen, über sie nachzudenken, zu reflektieren, sie evtl. anders zu gestalten… Wo ist da – bei einem ganzheitlichen Daseinsverständnis – der Gegensatz? Das Argument, die Vorbereitung auf die digitale Welt mache Derartiges erforderlich, zieht nicht. Offenkundig handelt es sich um eine Art der vorauseilenden Anpassung an eine vermutete Entwicklung: weniger nachdenken, erklären, mehr hinnehmen was ist und wie es ist… Und das sei der Hinwendung zu jüngeren Zielgruppen geschuldet?

  4. im Grunde kann ich nur alles unterstützen und bestätigen was von Herrn Herl über die vielen empörten Leserbriefe bis zum Interview mit Herrn Ruske zu der geplanten Umstellung bei HR2 gesagt wurde. Wo die Umstellung auf einen reinen (Klassik) Musikkanal endet, kann man an vielen sogenannten „light classics“ Sendern sehen (oder hören), deren Gedudel allenfalls als dezent übertönende Hintergrundmusik in Toilettenanlagen geeignet ist. Mit die teuersten Produktionen und Quotenbringer der öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten sind die – gerade im HR oft sehr blutrünstigen – Krimiserien, vielleicht sollte besser hier gespart werden. Es kann nicht sein, das Sendungen wie „Doppelkopf“, „der Tag“ oder „Frankfurt liest ein Buch“ und nicht zu vergessen die wunderschönen „Kaisers Klänge“ der Banalität einer Quote geopfert werden. Nach dem Auftrag der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten ist hier nicht nur ein dringender Appell an Programmdirektor und Intendant zu richten, sondern auch und gerade der Rundfunkbeirat darf nicht zulassen, dass solche Feuilleton journalistische Perlen gestrichen werden!

  5. HR 2 wird „umstrukturiert“, die Wortbeiträge werden gekürzt oder irgendwohin verschoben. Der HR beraubt sich seines einzigen erträglichen Kanals. Fundierte Kommentare, die aktuelle Frühkritik, die Kultur-Presseschau, der Doppelkopf, das Kulturcafé,…. – alles das soll die „Durchhörbarkeit“ stören? Nie und nimmer! Gerade die bisherige Mischung aus Wort und Musik – und nicht nur Klassik, sondern auch Musik aus anderen Bereichen wie Chanson, Jazz, Folk usw. – haben mich und viele andere zu treuen Hörern gemacht. HR-Info in Ehren, aber nur Texte, die sich auch noch häufig wiederholen, sind nicht das Gelbe vom Ei. Kein Schlagergedudel wie in HR 4, keine Hit-Abspielerei wie in HR 3, keine Oldie-Versessenheit wie in HR 1 – HR 2 hat sich davon deutlich konturiert abgehoben. HR 2 zeichnet aus, dass es ModeratorInnen gibt, die angenehm unaufgeregt und sachlich die Dinge beim Namen nennen und nicht aus wahlweise Hitze oder Schneefall Dramen inszenieren oder mit Hörerbelästigungen wie „Heute schon Schnee geschippt? – Rufen Sie uns an!“ daherkommen. Und: HR 1 wird auch nicht besser, wenn ich innerhalb einer Stunde – und das in Zeiten des Displays – über 20 x darauf hingewiesen werde, dass ich HR 1 höre und es „meins“ ist und der Sender permanent als Werbeagentur für mitveranstaltete Events fungiert. Ich fürchte Übles. Nachdem sich das HR-Fernsehen bereits (Ausnahme Hessenschau) mit ewig wiederholten Wander- und Kochtopfgucksendungen in erbärmlichen Gefilden gelandet ist, scheint es der letzten Bastion zivilisierter Unterhaltung im Radio an den Kragen zu gehen. Armes Hessen!

  6. Ich bin eine ausgesprochen leidenschaftliche HR2-Hörerin. Dieser anspruchsvolle sender mit vielfältigem Angebot ist wichtig als aktuelle Information und klassischer Musik und wunderbaren Moderatoren. Es ist doch der Auftrag der öffentliche rechtlichen Rundfunkanstalten fundierte Informationen und kulturelles Angebot zu senden. Reine Musiksender gibt es doch genug.

  7. Ich kann den hier bereits hinterlegten Ausführungen nur vollumfänglich zustimmen. HR2 als reinen „Klassiksender“ braucht die Welt nicht, sondern in der Form wie der Sender zum Glück heute noch läuft: Abwechslungsreich, Musik eben nicht nur Klassik sondern mit wunderbaren Perlen unterschiedlichster Genres, natürlich Jazz (der Sender aus Frankfurt hat hier eine Tradition zu pflegen – und eben nicht nur mittels der großartigen BigBand) und selbstverständlich dem wichtigen Anteil zur Literatur. Frankfurt liest ein Buch ohne den HR ? Kaum vorstellbar. Was fällt dem Rotstift als nächstes zum Opfer ? Die wunderbaren Matinees am Sonntag ? Kultur muss man sich nicht nur leisten können, sondern vorallem leisten wollen !

  8. In den 90er Jahren war hr 1 der Sender, den ich täglich bei jeder Gelegenheit gehört habe. Es wurde ein angenehmer Mix aus Textbeiträgen aus den unterschiedlichsten Themenkreisen und ein gutes Musikprogramm geboten, sogar französische und italienische Lieder wurden gespielt. Es gab Reportagen (ich erinnere mich bis heute an ein Meisterwerk von Rainer Witt aus dem Balkankrieg), es gab täglich den „Tag“, oft mit der hervorragenden Claudia Sauter, und alle 2 Wochen durfte Matthias Beltz selig ein zweistündiges Programm gestalten. Gründe genug, das Radio einzuschalten, auch wenn ich hier nur drei von viel mehr Radiomachern erwähnt habe, die mir aus dieser Zeit in Erinnerung blieben. Da wurde kritisch hinterfragt, da wurden nicht nur Schlagzeilen vorgelesen, sondern Hintergründe aufgezeigt. Dann kam die Wende: 2003 wurde ein neuer Intendant von Kochs Gnaden gekürt; dem war dieses Programm wohl zu „rot“, und so wurde aus dem Sender, der ca. 60 % Textanteil (und das in hervorragender Qualität!) hatte, ein weiterer dieser x – beliebigen quotenorientierten Durchhör – Dudelsender, in dem mich morgens bemüht gut gelaunte Moderatorenteams mit flauen Sprüchen und oft vollkommen uninteressanten Themen begrüßen, und das in einem Deutsch, das oft an einer Kenntnis der Regeln des Satzbaus und der Grammatik zweifeln lässt, also hr 3 oder FFH für Leute ab 50, Hauptsache Hörer berieseln. Soll hr 2 das „klassische Pendant“ werden? Die Klassik – Hits der 1750er bis 1920er, aber bitte nicht länger als drei Minuten pro Stück? Nur zu. Warum sollte man auch Rücksicht nehmen auf die paar Hanseln, denen Literatur und Kultur generell etwas wert sind? Bildungsauftrag? Nebbich!

  9. Wie es mit HR2 weitergehen wird, entscheidet letztendlich sowieso Intendanz und Hörfunkdirektion des Hessischen Rundfunks. Die Sichtweise von Herrn Ruske, was das hr-Sinfonieorchester betrifft, ist nicht richtig. Und zwar insofern, als dass bei einem Vergleich des sendereigenen Orchesters mit internatinalen Spitzenorchestern Herrn Ruske nur das Urteil „ein wenig dünn“ für das hr-Sinfonieorchester einfällt. Wenn er direkt eine aktuelle Aufnahme des Orchesters und dann das gleiche Werk gespielt z.B. vom New York Philharmonic Orchestra vergleichen würde, mag es zwar sein, dass der eine oder andere Abschnitt des Stückes vom amerikanischen Orchester ein wenig präziser gespielt wird, dass aber, wer ein bißchen etwas von der Materie versteht, feststellen wird, dass man die Interpretation des in der Internationalen Szene als sehr gut anerkannten hrSinfonieorchesters auf keinen Fall als „ein wenig dünn“ abtun kann.
    Außerdem nennt Herr Ruske bei den als zu erhaltenden Literatursendungen ausschließlich hessische Sendungen. Wo bleibt denn da bitteschön die Internationalität?

  10. Immer wieder muß ich über die Verdrängungsfähigkeit des Menschen schmunzeln. Jahrelang, ja Jahrzehntelang, werden Entwicklungen negiert, ausgeblendet etc. Dann erscheint eine Meldung in den Medien und alle plärren, sind entsetzt, enttäuscht und was nicht alles. So geschehen bei Ihren Artikeln über die zu erwartenden Änderungen bei HR2.
    Ich bin Radiohörer seit meinen Kindertagen (ich bin jetzt 64), damals auch auf Kurzwelle und Mittelwelle, lange auch auf Langwelle. Alles gibt es so nicht mehr. Ich komme aus München, habe in verschiedenen Bundesländern gelebt und war glücklich, als es die Möglichkeit gab den gesamten öffentlich rechtlichen Rundfunk über Satellit zu empfangen. Dabei war auch das Programm von HR 2 mit seinen ganz speziellen Musiksendungen, z.b. an einem Wochentag ( ich glaube Mittwoch) nach dem Hörspieltermin.
    Ich weiß nicht mehr wie die Sendung hieß. Es war vielleicht vor 15 Jahren. Eines Tages war die Sendung weg.
    Ein ganz großer Name und etwas Einmaliges in der BRD war Robert Lug mit seinem Voyager am Sonntag um 23:05. Hier konnte ich über Jahre verfolgen, wie seine Moderationen immer weniger wurden, die verschiedenen Themensonntage langsam aufhörten. Irgendwann gab es nur noch seine An- und Absage. Ich war mir im Klaren darüber, daß hier etwas zurück geht, verflacht, eingespart wird. Schließlich hörte Herr Lug aus Altersgründen auf und der HR war nicht in der Lage etwas Eigenes Vergleichbares auf die Beine zu stellen. Eine Sendung in Zusammenarbeit mit YOU FM war anscheinend das Einzige was den Verantwortlichen einfiel. Der bisherigen Zielgruppe blieb nur noch das sprichwörtliche Ofenrohr.
    Wer also die letzten 20-15 Jahre das Programm aufmerksam verfolgt hat, konnte einige anspruchsvolle Sendungen mit Moderation und viel Hintergrundwissen verschwinden sehen, wenn er gewollt hätte. Wenn also demnächst HR2 mit Klassik Radio gleichzieht, meinetwegen.
    Ich für meinen Teil bin kein Lokalpatriot und halte auch von Föderalismus nichts, suche mir also aus allen öffentlich rechtlichen Programmen das Beste heraus. Hin und wieder schwelge ich in Erinnerungen vermittels einer Tonkonserve!

  11. Wie viele andere Briefeschreiber*innen bin ich sehr betroffen über die Pläne, das Programm von HR2-Kultur zugunsten eines weiteren (fast) reinen Musiksenders aufzugeben. Auch die gehaltvollste Musik kann da nichts ausrichten. Ich stimme Michael Herl völlig zu. Seit ich in Hessen lebe, seit über 30 Jahren, höre ich fast täglich HR2 und lobe und preise das Konzept des Senders seitdem überall. Gerade die Mischung aus gut recherchierten Sprachbeiträgen und Musik unterschiedlichster(!) Stilrichtungen macht den Sender attraktiv! Ich schalte aus, wenn ich nur noch Sinfoniekonzerte höre. Klar, manchmal fällt es beim Aussteigen aus dem Auto schwer, sich von einem Beitrag/einer Sendung zu trennen, man könnte/wollte die Sendung gern nachhören, was ich dann doch meist nicht tue. Dennoch nehme ich täglich bereichernde Denkanstöße und Anregungen zu Literatur, Kunst, Musik, Film, Gesellschaftlich-Politischem u. a. auf. Unzählige Pendel-Stunden im Auto habe ich zudem so als sinnvoll genutzte bildende Zeit erlebt, wobei mir die nicht nur kompetenten, sondern meist auch menschlich besonders freundlich zugewandten Moderator*innen sämtlich ans Herz gewachsen sind. Außerdem denke ich an die zahlreichen Kooperationspartner vor allem in den Bereichen Literatur und Musik, die ihre Kultur-Inhalte in einem „Dudelsender“ nicht mehr zusammen mit den Radioleuten präsentieren könnten. Die Idee von Herrn Ruske, viele Livesendungen zu machen, kann ich nur unterstützen. Weitere qualitätvolle Neuerungen sind natürlich denkbar. Aber nur am Computer will ich bestimmt kein Radio hören!
    Ich kann mir ein Leben ohne HR2 in seiner jetzigen Mischform ehrlich gesagt kaum vorstellen. Kultur in Hessen gibt es dann für mich nur noch sehr eingeschränkt. Deshalb bitte ich mit vielen Gleichgesinnten die Verantwortlichen, ihre Pläne nochmal gründlich zu überdenken.

  12. Im Interview mit der FR (14.08.19) lässt HR-Hörfunkdirektor Heinz-Dieter Sommer erkennen, warum es wirklich geht: Die Leitungsebene des Senders versteht entweder den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Mitspieler auf einem Medienmarkt, dessen Regeln sie nicht durchschaut. Oder sie verfolgt politische Absichten, indem sie sich auf die Vorstellungen der schwarz-grünen Landesregierung einlässt, die den staatlichen (aber nicht staatstragenden) Rundfunk mit einem Verlautbarungsorgan verwechselt.

    Die Begründungen für die geplanten weitreichenden Eingriffe in die Senderstruktur und deren Programminhalte werden mit einem angeblich veränderten Nutzerverhalten begründet. Bezeichnenderweise wird dieses vor allem an der Empfangstechnik festgemacht. Beispielsweise an Smartphones mit Radio-Apps (die für diverse Sender verfügbar sind). Oder der Sprachassistentin „Alexa“ aus dem Hause Amazon, die kein Geheimnis für sich behalten soll. Und selbstverständlich darf der Hinweis auf das Internet, speziell auf Facebook, Google & Co., nicht fehlen. Sollen etwa deren schlichte Angebote kopiert werden? Bei den Internetpiraten dient die niedrigschwellige Unterhaltung dazu, die Konsumgewohnheiten der Nutzer auszukundschaften, um die Daten dann wirtschaftlich verwerten zu können. Was haben die HR-Kulturrevolutionäre mit ihrem Publikum vor? Wem wollen sie es ausliefern?

    Das vorgeschobene Interesse jüngerer Menschen, das gegen die Neigungen älterer ausgespielt wird, ist eine Farce. Wer „hr2-kultur“ einschaltet, muss keinen Rauswurf befürchten. Schließlich wird kein Altersnachweis gefordert. Nicht vom klassischen Radiogerät, nicht vom Internetradio, nicht vom Smartphone. Hier spielen die Verantwortlichen mit falschen Karten und bedienen sich interessengeleiteter Umfragen. Denn lägen ihnen Rückmeldungen aus jenem Teil der Hörerschaft vor, auf welchen sie sich ständig berufen, wären diese Stimmen längst in die Kampagne eingeflossen. Tatsache ist hingegen, dass einer Online-Aktion wie „openPetition – Für den Erhalt von HR2-Kultur“ keine entsprechende der jungen Zielgruppen gegenübersteht, also jener, die angeblich diskriminiert werden. Anscheinend ist das Kulturjoch, unter welches die Alten die Jungen zwingen, leicht zu (er)tragen. Oder letztere haben beim ständigen „Durchhören“ von HR1 und HR 3 längst das Hören, das Lesen und das Schreiben verlernt. Durchhören könnte zum intellektuellen Durchdrehen führen.

    Bevor Heinz-Dieter Sommer und seine Hintermänner/Hinterfrauen ihre Manipulationen fortsetzen, sollten sie sich die gesetzlichen Grundlagen ihres Metiers vor Augen führen:

    „Der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ergibt sich aus dem Grundgesetz (Artikel 5, Absatz 1, Satz 2), er ist darüber hinaus unter anderem im Rundfunkstaatsvertrag gesetzlich festgeschrieben. Danach soll der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seinen Programmangeboten »zur Information, Bildung, Beratung, Kultur und Unterhaltung einen Beitrag zur Sicherung der Meinungsvielfalt und somit zur öffentlichen Meinungsbildung« leisten.“ So heißt es auf einer Informationsseite der ARD im Internet (Frage und Antworten, eingestellt am 19.10.2015).
    Der erwähnte Verfassungsgrundsatz lautet: „Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet.“

    Warum also die Feindschaft gegen „hr2-kultur“? Kein Jüngerer wird vom Zuhören ausgeschlossen, ebenso wie kein Älterer vom Durchhören von „hr3“. Eine Verschiebung einzelner Programmteile in andere Sender und damit in einen anderen Kontext und in andere Erwartungshaltungen der jeweiligen Stammhörer würde weder der Akzeptanz der Beiträge noch dem Selbstverständnis des jeweiligen Spartenprogramms nützen. Da liegt die Vermutung nahe, dass man völlig andere Absichten verfolgt. Nämlich: Man will der kritischen Intelligenz ein wichtiges Forum nehmen. Man will den endgültigen Anschluss an den Mainstream, also an die Beliebigkeit. Man will in letzter Konsequenz die Zerschlagung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als einem Garanten des demokratischen Diskurses.

  13. Lieber Herr Mertens, Deutschlandfunk Kultur wäre vielleicht auch eine Alternative.
    Oder Klassik Radio, einen Link spare ich mir.

  14. Lieber Heinz-Dieter Sommer, bitte verkaufen Sie die Hörer von HR2 nicht für dumm. Wenn Sie sparen müssen, dann sagen Sie es auch so und stammeln nichts von Umbauphase. HR2 ist toll, genau so wie der Sender aktuell ist und hat damit ein Alleinstellungsmerkmal. Verliert der Sender das, wird er auch seine bisherigen Hörer verlieren. Basta. Ich will Radio hören, wenn ich HR2 anschalte. Alternative Kultursendungen und Reportagen gibt es im Netz in Fülle, mit solchen Angeboten wird HR2 kein neues Publikum finden. Das bisherige aber bricht weg. Das neue Konzept, das Herr Sommer im FR Interview vorgestellt hat, ist unausgegorener Mist. Kommt es so, werde ich zu anderen Sendern abwandern. Viel Spaß beim Untergang auf Raten. Schade für den HR2. Schade, dass sich dies ausgerechnet ein ‚älterer‘ Herr ausgedacht hat, der es doch besser wissen müsste. Oder?

  15. Das Interview mit Hörfunkdirektor Heinz-Dieter Sommer zeigt einmal mehr, dass jeder Intendantenwechsel, jeder „Umbau“ von Sendeformaten seit Jahren auf Kosten der Qualität des Sendeangebots geht. Immer dann, wenn anspruchsvolle Wortbeiträge reduziert werden sollen, bedeutet es, man kann dann ungehindert Konserve über den Äther schicken, benötigt keine Sachrecherche mehr und keine profunden Moderatoren. Nichts anderes verbirgt sich hinter dem Umbau von hr2 zu einem Klassiksender.
    Auch das weitere Umbau-Argument, man möchte in Zukunft deutlich jüngere Hörer erreichen, zieht überhaupt nicht. Die jüngeren Hörergenerationen hören nicht „Radio“, sondern tummeln sich im Internet bei irgendwelchen streaming-Diensten, die ihre Bedürfnisse per smartphone oder PC vollständig befriedigen. Wenn man also Jüngere erreichen will, dann soll man etwas von Jüngeren gemachtes im Internet anbieten. Oder, man baut endlich den unsäglichen hr3 um, im Volksmund Dudelfunk genannt. Dass man es nicht tut, zeigt einmal mehr, dass man gar nicht wirklich an anderen Hörerschichten interessiert ist und schon gar nicht, diese mit Sendungen von Qualität zu bedienen.
    Dass Herr Sommer nicht sagen kann, was mit Sendungen passiert, derentwegen die Mehrheit überhaupt hr2 hört, („Doppelkopf“, „Der Tag“, Features, Literatursendungen, von Experten moderierte Musiksparten, etc.) heißt nicht, dass er es nicht wüsste. Es bedeutet schlicht, dass es ihm egal ist oder noch schlimmer, dass längst klar ist, dass sie nicht weiter produziert werden sollen.
    Was das mit Sparen zu tun hat? Laut Herrn Sommer nichts. Wahrscheinlich ist es aber der einzige Grund. Aus anderen Gründen versenkt niemand seine bewährtesten Formate. Oder versteht er wirklich nicht, woran er da die Sense setzt? Vielleicht wäre es ja auch an der Zeit Herrn Sommer in den wohlverdienten Ruhestand zu schicken, eventuell die sinnvollste Umbaulösung.

  16. So eine gute Arbeit – so eine gute Zusammenstellung – infrage zu stellen, warum? Man kann es echt kaum noch ertragen, diese Ausschliesslichkeit des kommerziellen Interesses.
    Dass Argument, junge Menschen erreichen zu wollen finde ich fadenscheinig, Sie argumentieren z.B., man solle zukünftig über Smartphone Radio hören können – ja das tue ich schon die ganze Zeit! Man kann doch schon jetzt die Sendungen zum Teil per Podcast hören. Ihr Argument, dass z.B. das früher auf HR2 gesendete Freitagabend Konzert: Sinfonieorchester auf YouTube von mehr Menschen gehört wird, als vorher, das ist sicherlich so – aber warum geht nicht beides? Warum beabsichtigen Sie ein Gesamt-“Kunstwerk“ zu zerstückeln ?
    Die Mischung macht für mich den HR2 aus. Und zwar aller Bereiche vom Kinderfunk bis zu jeder (!) Art der Musik und alle (!) redaktionellen Beiträge. Gerade weil es immer auch mal über meinen alten Tellerrand hinausgeht bereichert es immer. Und auch wenn mich ein Thema redaktionell oder musikalisch im ersten Moment nicht sonderlich interessierte, konnte ich mich immer darauf verlassen, dass es sich doch lohnt, weiter zuzuhören. Das ist genau das, was der enge Blickwinkel der meisten anderen Sender oder gar Streaming -Dienste so langweilig macht.
    Bieten Sie die Beiträge den jungen interessierten Menschen parallel an – auf YouTube, per Podcast oder sonst wie – dafür muß das perfekte „Mosaik HR 2“ nicht zerstört werden.
    Ich habe jedenfalls keine Lust, auf verschiedenen Kanälen mir dann „mein“ Programm zusammensuchen zu müssen. Dazu habt ihr mich bisher zu schön verwöhnt.

  17. Auch ich bin sehr traurig, dass der Kultursender HR2, den ich jeden Tag viele Stunden höre, teilweise reduziert werden soll. Ich bin 67 und bin seit vielen Jahren Fan dieses Senders. Es geht mir ähnlich wie der Schreiberin Julia Dreyer, die Sie am 14.8. zitieren. Auch ich kann mir ein Leben ohne diese tollen, unterschiedlichen, interessanten, informativen, inspirierenden Sendungen von früh bis spät nicht vorstellen.
    Ja, die sympathischen Moderatoren wie Alf Menzer, Alf Haubitz, Martin Maria Schwarz, Daniella Baumeister, Sylvia Schwab, Anja Engel, Doris Renk, Imke Turner und viele mehr sind mir so ans Herz gewachsen, dass ich mich immer wieder sehr freue, sie am Morgen, am Nachmittag und am Abend zu hören – im Auto oder zu Hause. Nicht nur die herrlichen Sendungen wie Doppelkopf oder der Tag – auch die vielen anderen Kultursendungen, die über so viel Themen mich informieren und mein Leben bereichern.
    Dass man jetzt aber die jungen Hörer heranzieht, die doch sowieso viel in den sozialen Medien unterwegs sind, und deshalb vieles im Programm umstellen will, will mir aber gar nicht in den Kopf hinein? Ich hoffe sehr, dass vieles beim „Alten“ bleibt. Aber alt muss ja nicht schlecht sein, nein , die Sendungen sind innovativ, sehr modern und zeitgemäß, spritzig und mega aktuell, da weht doch immer ein frischer Wind, Warum soll das denn weichen?? Ich verstehs nicht.

  18. Es geht um die Definition von Zielgruppen: Der Hessische Rundfunk versorgt mit hr1, hr3, hr4, hr-info und YouFM mehr als 2,5 Millionen Hessen. Mit hr2kultur nur 100.000. Wenn er das Programm wie geplant umstellt, verliert er diese zum größten Teil und hinterlässt sie alternativlos. Die heutigen Themen von hr2 sind nicht geeignet, die jüngeren Zielgruppen, die man mit YouFM nicht erreicht, zu binden. Die hören anders. Und die 50+ Hörer von hr2 haben morgens bei der Frühkritik und der Buchbesprechung nicht alle das Mobilphone zur Hand, um sich einen Podcast anzuhören.
    Dramatisch wird es, wenn der HR damit die treuesten Befürworter des Rundfunkbeitrages vor den Kopf stösst, das kann sich rächen.
    Bernd Biehl

  19. Offensichtlich ist man bei hr2 der festen Überzeugung, dass die Hörer nur an klassischer Musik interessiert sind. Dazu eine kleine Anekdote am Rande: Jüngst gab es auf Facebook einen Post von hr2, in dem nach der ersten selbst gekauften Vinylplatte gefragt wurde. Schon interessant, dass bei rund 50 Antworten grade mal 4 Klassikplatten dabei sind. Natürlich darf man von der ersten selbst gekauften Platte nicht auf den heutigen Musikgeschmack eines Menschen schließen, und 50 Antworten auf eine Post sind natürlich keine repräsentative Marktforschung, aber es deutet zumindest ein bisschen darauf hin, dass es doch weit mehr „jüngere“ Zielgruppe mit einem breitgefächerten Musikgeschmack gibt, als man im Sender vielleicht annimmt. Aber auch zu den Inhalten, die im Internet angeboten werden sollen, habe ich eine Anmerkung. Eine ganz wichtige Frage ist ja: Wie finden die jungen Menschen die Inhalte im Netz, wenn Sie nicht über den Sender getriggert werden? Von alleine sucht eine 25jährige sicher nicht nach Beiträgen von hr2. Da braucht es ordentlich Hirnschmalz und Marketingbudget, um diese Zielgruppe zuzuführen. Nicht falsch verstehen, ich bin kein Online-Gegner: Ich bin Anfang 40 und höre seit 15 Jahre hr2, ich nutze auch gerne das dazugehörige Netzangebot, höre Sachen nach und informiere mich, aber eben nur, weil ich den Sender kenne und vorher beim Hören aufmerksam gemacht wurde. Stellt man auf Klassikwelle um, verschwinden viele Hörer, die das Online-Angebot nutzen würden. Abgesehen davon ist es schon ein Unterschied, ob ich die Inhalte direkt aus dem Äther geliefert bekomme, oder aktiv im Netz danach suchen muss. Die vermeintlich wenigen 100.000 Hörer sind meiner Meinung nach eine ganz andere Gruppe als beispielsweise hr3- oder youfm-Hörer. Es sind aktive Zuhörer, die das Radio eben nicht nur zur Nebenbeibeschallung nutzen, sondern darüber auch Handlungen in Ihrem Alltag ableiten. Als Musikerin habe ich selbst erlebt, das Menschen in meinem Konzert waren, die morgens einen Kulturtipp auf hr2 gehört haben. Ich selbst gehe in Konzerte, von denen ich über den Sender erfahre, kaufe Bücher und CDs (ja, ich kaufe noch CDs…), zu denen ich Rezensionen auf hr2 gehört habe. Wenn ein Sender freiwillig 100.000 aktive kulturinteressierte Hörer so vor den Kopf stößt, kann man den selbigen nur schütteln.

  20. Zu Herrn Franz Fuchs – ja Deutschlandradio Kultur ist auch eine gute Adresse, stimmt. Aber deren Mischung ist eine andere. Ich mag sie bei weitem nicht so gern hören wie den HR 2. Er ist nicht so breit gefächert. Auch nicht lokal orientiert.

  21. Ich beziehe mich auf die Leserbriefe vom 31. 07. 2019, die ich inhaltlich aus vollem Herzen teile, sowie auf die Kolumne von Michael Herl zu diesem Thema. HR 2 soll eingestampft werden, der Quote geopfert werden. Welch ein Verlust für viele Hörerinnen und Hörer!! Ich bin empört über diesen Abbau kultureller Vielfalt. Ursula Arnold

  22. Zuerst las ich mit Entsetzen die Kurzmeldung in der FR, dass der HR2-Kultursender „umgebaut“ wird. Wortbeiträge sollen entfallen; den ganzen Tag dann klassische Musik. – Die Angebote für kritische Geister werden immer kleiner; dafür die Niveauverluste immer größer. Als HR 1 „durchhörbar“ gemacht wurde, entfielen dort sämtliche Spartenmusikangebote. Die hervorragende Sendung „Der Tag“ wurde dem Sender HR 2 zugeschlagen. Sondermusikangebote wurden gestrichen. – Jetzt geht es HR 2 an den Kragen, den angeblich täglich nur 100.000 hören. Jetzt werde ich auf die Radiowelle HR-Info verwiesen, der in einem gewissen Takt „Informationen“ abnudelt. Die Kombination aus Wort- und Musikbeiträgen im Sender HR 2 – gerne auch sperrig – haben mich immer angeregt. Meine Rundfunkbeiträge sah ich gut angelegt.
    Ich gehe sehr konform mit Michael Herl, wenn er zum Schluss seiner Kolumne die Rundfunkbeiträge in Frage stellt. Ich kann aus diesem System nicht aussteigen und muss für „öffentlich-rechtlichen Mist“ auch noch zwangsweise Geld bezahlen. Ich hoffe sehr, dass die Kulturinteressierten auf die Barrikaden gehen und die Macherinnen von HR 2 nicht kampflos aufgeben. Die Zunahme von Krisenerscheinungen etc. darf die Menschen nicht in die Resignation und Gleichgültigkeit treiben – das ist zumindest meine Hoffnung für den Erhalt von HR 2 in seiner jetzigen Form.

  23. Im Unruhestand gehe ich Aktivitäten nach, die mich veranlassen, viel Fachliteratur zu lesen. Daher höre ich nur noch selten Radio. Aber wenn ich das Radio einschalte, höre ich HR2. Die Kritik an den geplanten Änderungen des HR2-Programms zeigt mir, dass viele Hörer/innen die gleichen Merkmale der Wortbeiträge von HR2 schätzen, die mir seinerzeit wichtig waren und mir auch heute noch wichtig sind. Das betrifft vor allem eine Berichterstattung, die nicht auf Schnelligkeit angelegt ist, sondern darauf, ein aktuelles Thema ausführlich zu besprechen. Dabei werden nicht nur unterschiedliche Meinungen diskutiert, sondern auch verschiedene Aspekte eines Themas beleuchtet: wirtschaftliche, naturwissenschaftliche, technische, ethische, moralische, gesellschaftliche, politische … Solche Beiträge sind heute wichtiger denn je, in einer Zeit, in der von politisch interessierter Seite immer wieder Falschmeldungen verbreitet werden. Die Stammhörer/innen von HR2 sind nur eine Minderheit von ca. 100.000 Personen. Aber man sollte bedenken, dass es sich dabei zu einem großen Teil um Multiplikator/innen im positiven Sinne handelt: um gut informierte Menschen mit einer besonderen Bereitschaft, sich an gesellschaftlich und politisch wichtigen Diskussionen zu beteiligen.

  24. Ich muss vorweg schicken, dass ich kein hr2-Hörer bin, ungeachtet dessen verfolge ich die Diskussionen über die geplante Änderung und die Aussagen von Herrn Sommer, kann ich nur als Augenwischerei empfinden. Eine Aussage wie “…wir erreichen jüngere Menschen nicht über hr2…“ liegt hier doch nicht am Medium, mit dem das Programm verbreitet wird (hr2 kann man jetzt schon über das Internet/Smartphone/Alexa etc. erreichen), sondern an den Inhalten. Kein „jüngerer Mensch“ (wer ist das nach Herrn Sommers Definition?) wird sich „Doppelkopf“, „Der Tag“ oder ein Konzert des hr-Sinfonieorchesters anhören, wenn es ihn nicht interessiert – nicht per Smartphone und auch nicht über YouTube.
    Mit dem Programmangebot, das m.W.n. hr2 derzeit anbietet, erreicht man nun mal tendenziell eher Menschen im Alter über 40. Und die Nutzungsgewohnheiten dieser Hörerschicht hat sich bestenfalls minimal verändert. Sie haben ggf. ein DAB+ Radio oder hören Radio über das Internet (mit z.B. Alexa oder WLAN-Modulen), aber ich glaube nicht, dass sich allzu viele davon vor ihren Laptop/PC setzen, um ein Konzert des hr-Sinfonieorchesters auf YouTube hören. Zudem kann man ein solches Konzert sowohl über den Radiosender, als auch auf dem YouTube-Kanal verbreiten.
    Für mich lassen auch die Auskünfte von Herrn Sommer keinen anderen Schluss zu, als dass man einen sicherlich kostenintensiveren Sendebetrieb, mit redaktionellen Beiträgen, in ein billigeres (finanziell und leider auch inhaltlich) Format ändern möchte – nichts anders. Leider eine Tendenz, die in der Radiolandschaft immer mehr um sich greift. Von einem öffentlich-rechtlichen Sender, der in nicht unerheblichem Maß von den Rundfunkbeiträgen seiner Hörer finanziert wird, eigentlich ein Unding! Andererseits ein Spiegelbild der heutigen Zeit, denn die Politik macht es nicht anders: man lässt sich wählen und macht dann nicht selten eine Politik, die die Wählerschaft weder möchte, geschweige denn versteht oder nachvollziehen kann. Als Wähler hat man zumindest Möglichkeiten seinen Unmut zu zeigen, spätestens bei der nächsten Wahl – durch den Beitragszwang hat das die Hörerschaft leider nicht: sie kann nur abschalten. Schade!

  25. Das Interview mit Hörfunkdirektor Heinz-Dieter Sommer ist entlarvend. Seine Aussage „Gegenwärtig werden eher die jüngeren Zielgruppen diskriminiert“ ist falsch. Dazu genügt ein Blick in den HR-Jahresbericht 2018. hr2 und YOU FM zusammen erreichen ca. 1250000 Hörer bzw. einen Anteil von 44 % des HR – Gesamtvolumens an der HR Hörerschaft. Dazu kommen die bereits existierenden Angebote für das Internet wie Audiothek und Radio-Apps deren Nutzung für die jüngeren Generationen Selbstverständlichkeit sind. Es spricht nichts dagegen, für den Hörfunk produzierte Beiträge im Internet verfügbar zu machen. Diskriminierend ist die Entscheidung für die älteren Generationen, die am klassischen Radio und einem hochwertigen Programmformat festhalten wollen.
    Das Interview macht deutlich, die Kosteneinsparung steht im Vordergrund. hr2 hat die „kleinste“ Hörerschaft. Da wird der Widerstand nicht so groß werden, so vermutlich das Kalkül der Führungsebene. Wie einer Notiz in der FR zu entnehmen war, wurden die Personalräte bzw. die MitarbeiterInnen bisher nicht einbezogen oder informiert. Change Management geht anders. Hier wird die Kostenreduzierung knallhart durchgezogen. Damit wird ein erfolgreiches und beliebtes Kulturprogramm, dessen erfolgreiche Mixtur aus Musik- und Wortbeiträgen die außerordentliche Qualität ausgemacht hat, geschreddert. Das ist nicht im Sinne des Rundfunkstaatsvertrags der in der Präambel festschreibt: „Öffentlich-rechtlicher Rundfunk und privater Rundfunk sind der freien individuellen und öffentlichen Meinungsbildung sowie der Meinungsvielfalt verpflichtet“ und weiter “…sollen Informationsgehalt und kulturelles Angebot im deutschsprachigen Raum verstärkt werden“. Das genau plant der HR nicht. Aber für die Erfüllung der im Rundfunkstaatsvertrag formulierten Ziele erhält der HR seinen Anteil aus den monatlichen Rundfunkbeiträgen. Aber nicht für die Reduzierung der kulturellen Vielfalt. In einer Zeit, in der der politische Druck auf genau diese kulturelle Vielfalt immer stärker wird, halte ich die Entscheidung des HR „Sparen ohne Konzept“ für unverantwortlich.

  26. Gut festgestellt Herr Sommer, …Sie erreichen die jüngeren Menschen nicht über HR2, nein diese Personengruppe nutzt Streamingdienste, PC, Smartphone usw.
    Warum dann so ein abwechslungsreiches, gehaltvolles Programm infragestellen? Es geht nicht nur um „Doppelkopf und der Tag“, nein um die ganze Vielfalt von HR2, beginnend mit Kulturfrühstück, Kulturtipps, Presseschau, Kinderfunk, Lesungen, Interviews, Filmbesprechungen, Hörspiele, Literatur, Camino, Neues aus Museen bis zur Kulturszene Hessen u. vieles mehr.
    Ältere Menschen sind viel interessierter und offener, können noch einem Textbeitrag folgen, der länger ist.
    Zynisch finde ich die Äußerung, Moderatoren von HR2 als Transformationsprojekt zu bezeichnen. Es sind ausnahmslos alle gebildete, gut informierte, sympathische Moderatoren.
    Ich verkenne nicht, das gesellschaftliche Problem der Überalterung in unserer Kulturlandschaft (bestes Beispiel HR- Sinfoniekonzert in der AO). Dieses und auch die finanzielle Seite ist sicherlich zu berücksichtigen, nicht zu vergessen ist aber, dass der HR ein öffentlich-rechtlicher Sender ist. Ich möchte nicht vorgeschrieben bekommen, wann und was ich mir im Netz anzuhören habe.

  27. Ich muss vorweg schicken, dass ich kein hr2-Hörer bin, ungeachtet dessen verfolge ich die Diskussionen über die geplante Änderung und die Aussagen von Herrn Sommer, kann ich nur als Augenwischerei empfinden. Eine Aussage wie „…wir erreichen jüngere Menschen nicht über hr2…“ liegt hier doch nicht am Medium, mit dem das Programm verbreitet wird (hr2 kann man jetzt schon über das Internet/Smartphone/Alexa etc. erreichen), sondern an den Inhalten. Kein „jüngerer Mensch“ (wer ist das nach Herrn Sommers Definition?) wird sich „Doppelkopf“, „Der Tag“ oder ein Konzert des hr-Sinfonieorchesters anhören, wenn es ihn nicht interessiert – nicht per Smartphone und auch nicht über YouTube.
    Mit dem Programmangebot, das m.W.n. hr2 derzeit anbietet, erreicht man nun mal tendenziell eher Menschen im Alter über 40. Und die Nutzungsgewohnheiten dieser Hörerschicht hat sich bestenfalls minimal verändert. Sie haben ggf. ein DAB+ Radio oder hören Radio über das Internet (mit z.B. Alexa oder WLAN-Modulen), aber ich glaube nicht, dass sich allzu viele davon vor ihren Laptop/PC setzen, um ein Konzert des hr-Sinfonieorchesters auf YouTube hören. Zudem kann man ein solches Konzert sowohl über den Radiosender, als auch auf dem YouTube-Kanal verbreiten.
    Für mich lassen auch die Auskünfte von Herrn Sommer keinen anderen Schluss zu, als dass man einen sicherlich kostenintensiveren Sendebetrieb, mit redaktionellen Beiträgen, in ein billigeres (finanziell und leider auch inhaltlich) Format ändern möchte – nichts anders. Leider eine Tendenz, die in der Radiolandschaft immer mehr um sich greift. Von einem öffentlich-rechtlichen Sender, der in nicht unerheblichem Maß von den Rundfunkbeiträgen seiner Hörer finanziert wird, eigentlich ein Unding! Andererseits ein Spiegelbild der heutigen Zeit, denn die Politik macht es nicht anders: man lässt sich wählen und macht dann nicht selten eine Politik, die die Wählerschaft weder möchte, geschweige denn versteht oder nachvollziehen kann. Als Wähler hat man zumindest Möglichkeiten seinen Unmut zu zeigen, spätestens bei der nächsten Wahl – durch den Beitragszwang hat das die Hörerschaft leider nicht: sie kann nur abschalten. Schade!

  28. Das Interview mit Hörfunkdirektor Heinz-Dieter Sommer ist entlarvend. Seine Aussage „Gegenwärtig werden eher die jüngeren Zielgruppen diskriminiert“ ist falsch. Dazu genügt ein Blick in den HR-Jahresbericht 2018. hr2 und YOU FM zusammen erreichen ca. 1250000 Hörer bzw. einen Anteil von 44 % des HR – Gesamtvolumens an der HR Hörerschaft. Dazu kommen die bereits existierenden Angebote für das Internet wie Audiothek und Radio-Apps deren Nutzung für die jüngeren Generationen Selbstverständlichkeit sind. Es spricht nichts dagegen, für den Hörfunk produzierte Beiträge im Internet verfügbar zu machen. Diskriminierend ist die Entscheidung für die älteren Generationen, die am klassischen Radio und einem hochwertigen Programmformat festhalten wollen.
    Das Interview macht deutlich, die Kosteneinsparung steht im Vordergrund. hr2 hat die „kleinste“ Hörerschaft. Da wird der Widerstand nicht so groß werden, so vermutlich das Kalkül der Führungsebene. Wie einer Notiz in der FR zu entnehmen war, wurden die Personalräte bzw. die MitarbeiterInnen bisher nicht einbezogen oder informiert. Change Management geht anders. Hier wird die Kostenreduzierung knallhart durchgezogen. Damit wird ein erfolgreiches und beliebtes Kulturprogramm, dessen erfolgreiche Mixtur aus Musik- und Wortbeiträgen die außerordentliche Qualität ausgemacht hat, geschreddert. Das ist nicht im Sinne des Rundfunkstaatsvertrags der in der Präambel festschreibt: „Öffentlich-rechtlicher Rundfunk und privater Rundfunk sind der freien individuellen und öffentlichen Meinungsbildung sowie der Meinungsvielfalt verpflichtet“ und weiter „…sollen Informationsgehalt und kulturelles Angebot im deutschsprachigen Raum verstärkt werden“. Das genau plant der HR nicht. Aber für die Erfüllung der im Rundfunkstaatsvertrag formulierten Ziele erhält der HR seinen Anteil aus den monatlichen Rundfunkbeiträgen. Aber nicht für die Reduzierung der kulturellen Vielfalt. In einer Zeit, in der der politische Druck auf genau diese kulturelle Vielfalt immer stärker wird, halte ich die Entscheidung des HR „Sparen ohne Konzept“ für unverantwortlich.

  29. Gut festgestellt Herr Sommer, …Sie erreichen die jüngeren Menschen nicht über HR2, nein diese Personengruppe nutzt Streamingdienste, PC, Smartphone usw.
    Warum dann so ein abwechslungsreiches, gehaltvolles Programm infrage stellen ? Es geht nicht nur um „Doppelkopf und der Tag“, nein um die ganze Vielfalt von HR2., beginnend mit Kulturfrühstück, Kulturtipps, Presseschau, Kinderfunk, Lesungen, Interviews, Filmbesprechungen, Hörspiele, Literatur, Camino, Neues aus Museen bis zur Kulturszene Hessen u. vieles mehr.
    Ältere Menschen sind viel interessierter und offener, können noch einem Textbeitrag folgen, der länger ist…..
    Zynisch finde ich die Äußerung, Moderatoren von HR2 als Transformationsprojekt zu bezeichnen. Es sind ausnahmslos alle gebildete, gut informierte, sympathische Moderatoren.
    Ich verkenne nicht, das gesellschaftliche Problem der Überalterung in unserer Kulturlandschaft (bestes Beispiel HR- Sinfoniekonzert in der AO).
    Dieses und auch die finanzielle Seite ist sicherlich zu berücksichtigen, nicht zu vergessen ist aber, dass der HR ein öffentl. rechtl. Sender ist. Ich möchte nicht vorgeschrieben bekommen, wann und was ich mir im Netz anzuhören habe.
    P.S. Noch etwas zum Nachhören für Sie, Herr Sommer: am 11.8. Kulturfrühstück ein von
    R. Menzer geführtes Gespräch mit Frau Bublitz vom S.-Fischer Verlag. Sehr aufschlussreich bezüglich auflagestarke Bücher vs. gute Bücher für eine kleine Leserschaft.

  30. Wie ahnungslos zeitweise Politiker sind, zeigt sich in der Würdigung der Reformvorhaben zu HR2 Kultur. Insbesondere der Vergleich mit dem Bayerischen Rundfunk hinkt hier erheblich: So ist BR 1 durchaus mit dem heutigen HR 4; BR3 mit HR3 und BR5 mit HR-Info vergleichbar. Das Abspielen klassischer Musik obliegt i.d.R. dem BR 4; ein adäquates Produkt hat der HR nicht anzubieten. Demzufolge entspricht der vorgenommene Vergleich täglicher Hörer zwischen HR 2 und BR 2 unzulässig, weil es bewusst BR4 außen vor lässt. Würde man beim HR eine ähnliche Trennung wie bei BR2 und BR4Klassik vornehmen, wären Hörerzahlen Einerseits vergleichbar, andererseits würde dem Reformgedanken, als auch dem Bedarf an kulturellen Informationen (Gesprächsrunden, Features, Lesungen u.v.a.m. entsprochen. Die vorgenommene plakative Bewertung des kulturpolitischen Sprechers der CDU bedarf folglich einer Revision.

  31. „Der Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks (HR) heißt den Kurs der Geschäftsleitung des Senders gut, digitale Angebote auch in der Kulturberichterstattung auszubauen.“

    So konnte man es am 24. August in der Presse lesen. Und weiter wurde berichtet, dass es eine Debatte über die geplanten Änderungen bei der Radiowelle hr2-kultur gegeben habe. Diese sei nach Selbsteinschätzung des Senders „leidenschaftlich, aber fair und ernsthaft“ verlaufen. Die Mitglieder hätten aber schließlich „mit deutlicher Mehrheit die Initiative der Geschäftsleitung“ unterstützt.

    Es ist nicht überliefert, wer Einwände erhoben hat. Ebenso fehlen Informationen, ob ausführlich über den Staatsvertrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk diskutiert wurde. Denn dieser gestattet keine Relativierung der verbindlich definierten Programmangebote zu Gunsten der Unterhaltung und zu Lasten der Bildung.

    Von den insgesamt 32 Mitgliedern des Rundfunkrats vertreten 14 die Kirchen, die Wohlfahrtspflege, die Gewerkschaften, die Ausländerbeiräte, die SPD sowie die Bildungs- und Kultureinrichtungen. Deren Anliegen müsste bereits aus Eigeninteresse der Fortbestand von hr2-kultur mit seinem bisherigen Angebot innerhalb der gewohnten Sendezeiten und Sendefrequenzen sein. Ohne ein reflektierendes Kulturprogramm fehlte ihnen sowohl ein wichtiges Forum im öffentlich-rechtlichen Rundfunk als auch in der internen Meinungsbildung.

    Zwar sind sie in diesem Gremium, das von Beauftragten der Landesregierung, von Wirtschaftslobbyisten dominiert wird und zu denen die AfD hinzugestoßen ist, nur eine Minderheit, aber eben eine qualifizierte. Darum könnten und sollten sie ihr Wächteramt dazu nutzen, um öffentlich Alarm zu schlagen. Aber anscheinend haben sie nicht verstanden, worum es geht. Haben das irreführende Argument „Digitalisierung“ nicht durchschaut. Haben offensichtlich sogar die Interviews mit Intendant und Hörfunkdirektor nicht als unfreiwillige Selbstentlarvung empfunden. Und ihr Informationsstand über hr2-Kultur scheint gering bis nicht vorhanden zu sein; möglicherweise konsumieren sie in exzessiver Weise überwiegend seichte Angebote.

    Denn hr2-kultur ist längst digital unterwegs: Es gibt eine übersichtlich gestaltete und sehr informative Homepage. Das Programm kann im Internet (per PC, Notebook, Tablet und Smartphone) gehört werden, viele Beiträge sind als Podcasts verfügbar. Die Hörer können tagesaktuelle E-Mail-Newsletter zur Sendung „Der Tag“ anfordern oder den allgemeinen Newsletter mit der 14-Tage-Vorschau. Dass Jüngere dieses ambitionierte Programm nur in geringem Maße nutzen, spricht nicht gegen dieses, sondern gegen die Qualität der schulischen Ausbildung. Es ist auch nicht auszuschließen, dass das „Durchhören“ von Dudelfunk-Angeboten in hr1 und hr3 die intellektuellen Ressourcen blockiert. Man verfolge mal aufmerksam die Artikulation mancher Jugendlicher und junger Erwachsener in U- und S-Bahnen, die permanent einen der angesagten Sender am Ohr haben und parallel Facebook & Co verfolgen. Das ist kein moderner Jugendsprech mehr, das ist Digitalisierung im Sinn von Einübung eines Untertanen- und Konsumsklavenbewusstseins.

    Eine weitere Ausweitung der HR-Senderfrequenzen auf Facebook, Instagram und YouTube würde lediglich der oberflächlichen Statistik dienen. Tatsächlich aber zu einem giftigen Gebräu aus Bildungsferne, Rechtsradikalismus, Gewaltverherrlichung und Pornografie führen – schließlich sind letztere die typischen Merkmale der asozialen Netze.

    In diesem Zusammenhang ist mir die Position der Evangelischen Kirche völlig unbegreiflich (Ähnliches gilt für die der anderen Konfessionen). Sie wird von Kirchenrat Jörn Dulige im Rundfunkrat vertreten, dessen stellvertretender Vorsitzender er ist (von 2009 bis 2017 war er Vorsitzender). Hauptamtlich leitet er das evangelische Kirchenbüro am Sitz der Landesregierung. Seine Kirche leidet zunehmend unter Austritten, fehlenden Eintritten und der Mortalitätsquote. Aus den Studien, welche die evangelische Kirche 1986 („Christsein gestalten“) und beide Kirchen 2019 („Projektion 2060“) veröffentlichten, wird er wissen, dass in der Altersgruppe der 25- bis 40-Jährigen die Austritte am höchsten sind. Diese ist weitgehend mit einer Elterngeneration identisch, die ihre Kinder nicht taufen und auch später nicht konfirmieren lässt.
    Gleichzeitig wächst in dieser Altersstufe das berufsübersteigende Interesse an Kultur, auch wenn es nicht schichtenübergreifend ist. Man könnte auch sagen: Hier wächst die hr2-Kultur-Stammhörerschaft heran bzw. nach. Es gehört ein Höchstmaß an Ignoranz dazu, all dieses zu wissen, aber gegen die Demontage eines Kultursenders nicht öffentlich aufzuschreien.

    Intellektuelle Inkompetenz scheint das Merkmal der Mehrheit im Rundfunkrat zu sein. Das passt zu den Phrasen, welche die HR-Geschäftsleitung von sich gibt. Diese erschöpft sich in Unsäglichem wie „Wir müssen jünger, digitaler und diverser werden“. Damit diskriminiert sie einerseits einen großen Teil der hr2-kultur-Stammhörer wegen deren Alter. Und zeigt andererseits, dass es ihr an kultureller Kompetenz und demokratischer Zuverlässigkeit mangelt.

  32. Es freut mich sehr, dass das Grummeln über die neue Ausrichtung des HR2 anhält. Wenn ich Auto fahre und durch die Programme zappe, bleibe ich unweigerlich bei HR2 hängen. Es gibt immer interessante Beiträge und die Aufmerksamkeit wird wachgehalten und man wird nicht mit Musik eingeschläfert. Das Interview mit dem Programmdirektor hat mich sehr enttäuscht, denn er ist keiner, sondern ein Manager.
    Die Idee, Worte oder Sprache in das Internet oder in Podcasts zu verlagern, ist absurd. Anscheinend ist der HR2 die Bastion älterer Hörer – die braucht man nicht. Nicht das ganze Volk ist volkstümlich, es gibt noch welche, die denken und zuhören. Der HR ist ein Meister der Dritt- und Mehrfachverwertung, im Tresor der Konserven findet man immer wieder etwas, das zum x-ten Mal verwendet werden kann. Beispielsweise in Gartensendungen, wo immer Teile alter Sendungen neu gemixt werden und man hofft, dass die Zuschauer mit Tendenz zu Alzheimer es nicht mehr merken. Natürlich kosten Hörfunkjournalisten und Filmemacher Geld, das man zur Bezahlung von Managern dringend anderweitig benötigt.

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