Eine Insektenoase in der Innenstadtwüste (11)

Was tun für Insekten? FR-Blogger Bronski baut seinen Garten um und berichtet darüber hier im FR-Blog. Kräuter, heimische Blühpflanzen, Totholz – man braucht nicht viel Platz. Heute Teil 10 der Serie: Wann blüht’s denn endlich?

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Es ist weiterhin zu kühl für die Jahreszeit. Man merkt’s auch am Pflanzenwachstum im Garten. Ich schätze, dass wir hier in Offenbach dem zu dieser Jahreszeit normalen Zustand um eine gute Woche bis zu zwei Wochen hinterherhinken. Aber was heißt schon „normal“ in Zeiten des Klimawandels? Viele Menschen glauben ja, es werde lediglich etwas wärmer durch den Klimawandel, und finden das nicht weiter schlimm. Sie sind im Irrtum. Höhere Temperaturen – so wie in den vergangenen heißen und trockenen Sommern – sind nur eine von vielen Facetten des Klimawandels. Auf der anderen Seite kann es sehr viel kälter werden als im Jahresmittel der Wetterforscher. Klimawandel bedeutet vor allem, dass Extremwetter häufiger werden. Heiße, trockene Sommer auf der einen Seite, ungewöhnlich kalte Winter auf der anderen – klingt widersprüchlich, ist es aber nicht. Starkregen und Dürre sind zwei Erscheinungsbilder desselben Phänomens. Darum wollen wir nicht über die aktuellen Temperaturen meckern. Sie sind zu niedrig, aber es wird schon noch Sommer. Also:

Wann blüht’s denn endlich?

Hier blüht ein bisschen was, aber nur im Hintergrund: weiß die Schleifenblume, dunkelrot die Sandnelke, zu Füßen von Auguste Viktoria, unserem Menhir. (Menhir? Wie bitte? Was hat es damit auf sich? Hier kommt die Geschichte.)

Im Vordergrund hingegen blüht noch nichts. Da sind Pflanzen zu sehen, die man Mann und ich ausgesät haben und die einjährig sind. Sie fallen auf diesem Bild durch ihre hellgrüne Färbung auf. Im Vordergrund haben wir Kornblumen (die mit den länglichen, lanzettförmigen Blättern). In der freien Natur habe ich auf einer Radtour kürzlich bereits blühende Kornblumen gesehen, an einem geschützten Standort. Unsere hingegen brauchen noch zwei, drei Wochen, schätze ich.

Rechts daneben im Mittelgrund findet sich eine Gruppe relativ kleiner Pflanzen. Das ist der wilde Rittersporn, auch Acker- oder Feldrittersporn geheißen, den mir FR-Leserin Christina Strube aus Frankfurt geschickt hat. Genauer: Sie hat mir die Samen geschickt. Ein paar davon habe ich ausgesät. Im Saattopf blieb das Wachstum der kleinen Rittersporne begrenzt, aber jetzt, da sie ausgepflanzt sind, legen sie los. Wilder Rittersporn ist eine ideale Nährpflanze für viele Insekten. Und wie die Kornblume ist er eine heimische Pflanze!

Im Hintergrund, am Rand des Beets direkt vor den Wegplatten, haben wir eine Gruppe Ringelblumen, die sich ebenfalls zu entwickeln beginnen. Die Ringelblume blüht nicht nur schön, sie hat auch eine lange Tradition als Heilpflanze. Dazu bei Gelegenheit mehr. Ich bin sehr gespannt, wie die Blüten schmecken. Sie sind nämlich essbar.

Nun werden Sie sich vielleicht fragen, warum ich ausgerechnet dieses Bild ausgewählt habe, obwohl darauf eigentlich nichts Spektakuläres zu sehen ist? Nun, es geht eben nicht immer ums Spektakel. Aber Sie werden dieser Szene wiederbegegnen. Vielleicht schon in zwei Wochen. Ich möchte nämlich die Entwicklung dokumentieren, die das alles nimmt, bis hin zur Blüte der Pflanzen und der Entwicklung ihrer Samen. Das Bild oben ist vom 22. Mai. Schon bald, hoffe ich, wird man hier den Boden kaum noch sehen können. Außerdem bereiten natürlich auch die kleinen Fortschritte Freude, etwa wenn man beobachten darf, dass sich eine Pflanze gut entwickelt. Dann hat man wohl als Gärtner:in nicht allzu viel falsch gemacht. Und wenn man noch einen weiteren Schritt zurücktritt, dann kann man sogar darüber staunen, dass ein solches Lebewesen wie z.B. die Kornblume aus derart winzigen Samenkörnern hervorgehen kann. Das ist ein Merkmal von Leben generell und gilt auch für uns Menschen: Aus winzig klein kann ziemlich groß werden. Das bleibt dennoch ein Wunder.

Heute habe ich als Panoramabild am Schluss meines Textes ein Bild von einer Akelei gemacht (vermutlich Aquilegia einseleana), einer robusten, einheimischen Pflanze, die aus meinem Garten nicht wegzudenken ist. Sie ist mehrjährig und bildet umfangreiche Wurzelnetzwerke, sät sich aber auch selbst aus. Ich lasse ihr den Willen. Nach den Frühblühern und vor den Frühsommerblühern füllt sie eine Blühlücke im Garten. Überall stehen kleine Wölkchen von blauen, violetten und dunkelroten Blüten, die sich an langen Stengeln ungefähr 40 Zentimeter hoch erheben. Die Akelei scheint auf den ersten Blick einen komplizierten Blütenbau zu haben, aber das hat vor allem damit zu tun, dass sie hängende Blüten bildet. Bei der Blüte in der Mitte sieht man immerhin die Staubblätter. Auch hier gilt wieder: Klicken Sie auf das Bild und vergrößern Sie es dann nach Belieben, indem Sie die STRG-Taste festhalten und zugleich am Mausrad drehen.

Weiter geht’s in einer Woche an dieser Stelle.

Naoned!

Ihr Bronski

Teil 10 / Teil 12

Rechte an allen Bildern: Lutz „Bronski“ Büge
Startseite des Gartenprojekts

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