Was wird nicht alles über die Bedeutung von Blogs gefachsimpelt. Eine neue Form der Öffentlichkeit? Konkurrenz gar zum klassischen Journalismus? Wie viele Menschen lesen überhaupt Blogs, und welche Wirkung entfalten Blogs? Welche Rückkopplungen gibt es evtl. zu den herkömmlichen Medien? Warum überhaupt Bloggen? Der Bamberger Medienforscher Jan Schmidt hat sich diese Fragen gestellt und kommt in seinen Untersuchungen zu einigen interessanten Ergebnissen.
Diese Ergebnisse wurden bei uns in der FR leider zum Teil falsch wiedergegeben. In der Blogosphäre hagelt es deswegen Kritik (am deftigsten wohl hier bei Stefan Niggemeier).
Aber auch hier und hier kriegen wir unser Fett weg. In dem Artikel „Neue Medienöffentlichkeit“ (da fehlerhaft ist er natürlich nicht mehr online) haben wir Tage und Monate verwechselt. Unser Autor gibt die Zugriffszahlen auf prominente Weblogs falsch wieder. So habe www.bildblog.de nur 33.500 Zugriffe im Monat. Was natürlich absurd ist. Ich kann nicht überprüfen, ob das Bildblog tatsächlich 2 Mio Zugriffe monatlich hat, wie Stefan Niggemeier (s.o.) behauptet, aber ich halte diese Zahl zumindest für deutlich realistischer als die, die bei uns in der FR publiziert wurde. Die fehlerhafte Zahl stammt aus einer Grafik von Jan Schmidt, die eigentlich eindeutig ist.
Das ist ein bedauerlicher Vorfall, für den wir uns auch schon entschuldigt und den wir berichtigt haben. Insofern kann ich die Aufregung in Teilen der Blogosphäre nicht ganz verstehen. Was ich allerdings verstehen kann, ist die Enttäuschung darüber, dass die FR auf kritische Zuschriften nicht reagiert hat. Das ist einer Verkettung von Umständen zuzuschreiben; so war der Autor einige Tage nicht im Haus. Und mich direkt anzusprechen, darauf ist in der Blogosphäre niemand gekommen. Ich hätte mich schon drum gekümmert.
Der Vorgang berührt das journalistische Selbstverständnis. Zwar ist bekanntlich nichts so alt wie die Zeitung von gestern, und der Fehler wäre wahrscheinlich bereits vergessen – doch nun gibt es Blogs, die solche Fehler dokumentieren und damit konservieren. Die alten Binsenweisheiten gelten nicht mehr. Plötzlich stehen wir Journalisten mit unserer Arbeit und unseren Namen selbst im Rampenlicht. Wir reportieren nicht mehr nur, es wird über uns reportiert. Der Einfluss von Medien wird damit auf völlig neue Weise hinterfragt. Das Internet macht es möglich.
Auf diese neue Situation haben sich manche möglicherweise noch nicht eingestellt. Auch bei uns in der FR nicht, das will ich ganz selbstkritisch zugeben. Aber wir arbeiten dran. Leider ist nie auszuschließen, dass Fehler wie der oben erwähnte wieder passieren. Auch Journalisten – wie Blogger – sind nur Menschen. Aber auch unter Zeit- und Arbeitsdruck sollten wir unsere Sorgfaltspflicht nicht vergessen.
Ich kann meine „Aufregung“, die Sie nicht verstehen, vielleicht erklären. Derselbe Autor hat vor vier Wochen schon einmal exakt denselben Fehler gemacht. Solche Fehler können passieren, und ich habe damals nicht öffentlich aufgeschrieen, sondern direkt Kontakt mit der FR aufgenommen (was erstaunlich schwierig war). Die FR hat daraufhin eine kurze Korrektur gedruckt, und ich war zufrieden. Hey, uns allen passieren solche Fehler, ich würde deshalb nicht groß rumkrakeelen.
Nicht fassen konnte ich es allerdings, dass derselbe Autor vier Wochen später dieselben falschen Zahlen noch einmal in einem neuen Artikel wiederholte. Das heißt erstens: Niemand hat ihn von meiner Beschwerde informiert. Er hat die Korrektur seines Artikels in seiner eigenen Zeitung nicht gelesen. Und der zuständige Redakteur, der den Text redigiert hat, hat die Korrektur nicht gelesen.
Und zweitens: Offenbar hat sich der Kollege nicht einmal vertan, was die Größe von Blogs angeht, sondern hält diese falschen Zahlen wirklich für realistisch.
Entschuldigung: Wenn ich als Fernsehkritiker einmal schreibe, „Wetten dass“ hätte nicht mal eine Million Zuschauer, ist das ein peinlicher Fehler. Wenn ich es mehrmals schreibe und größere Theorien daraus ableite und nicht merke, dass die Zahl nicht einmal annähernd stimmen kann, sollte ich vielleicht nicht übers Fernsehen schreiben.
natürlich können sie das überprüfen ob das bildblog 2 mio. zugriffe monatlich hat. oder ist ihr internet, ihr telefon und ihre email kaputt?
und warum sollte jemand aus der „blogosphäre“ darauf kommen sie anzusprechen? habe ich da ihre profilierung als tausendsassa verpasst? sie können nicht recherchieren (pardon, überprüfen) aber auf allen ebenen der fr kommunizieren? beeindruckend.
Und wo ich gerade dabei bin, mich schon wieder aufzuregen: Auch in der Korrektur hat die FR immer noch nicht verstanden, dass der Kollege ZWEI Fehler gemacht hat. Er hat nicht nur Tage und Monate verwechselt, sondern auch Zugriffe und Visits. Und wer das für spitzfindig hält, kann sich ja mal die Zahlen für FR online ansehen: Die hatte im September 1,1 Millionen Visits, aber 5,3 Millionen Zugriffe (PageImpressions).
Auch in der Korrektur rechnet die FR die Blogs noch klein und macht aus Visits Zugriffe. Einfacher gesagt: Die Korrektur ist falsch. Können Sie sie korrigieren?
nein, kann er nicht. was man nicht überprüfen kann, kann man auch nicht korrigieren. oder?
Ich kann Ihren Zorn gut verstehen und will den Fehler natürlich auch nicht verteidigen. Wenn er einmal passiert, ist er ärgerlich, wenn auch durch Korrektur bzw. Berichtigung entschärft. (Ich sage bewusst nicht: wieder gutgemacht.) Passiert er ein zweites Mal, ist das mehr als peinlich. Da haben einige Leute gepennt.
Sie sehen vielleicht immerhin, dass wir mit unseren Fehlern transparent umzugehen versuchen? Darum will ich noch hinzufügen, dass mir schleierhaft ist, wie der Autor die Zahl 33.500 glauben konnte. Diese Zahl ist dermaßen unrealistisch, dass sie hätte überprüft werden müssen.
Oben schreiben Sie, Sie könnten die Aufregung „nicht ganz verstehen“, nun verstehen Sie sie „gut“. Wie auch immer. Dass auch die Korrektur nicht korrekt ist, darauf sind Sie jetzt gar nicht eingegangen. Und welches der Weg ist, um mit der FR in Kontakt zu treten: per Mail-Formular auf der FR-Seite klappte das nämlich ebenso wenig wie über die angegebene E-Mail-Adresse der Redaktion.
Ich gebe zu, dass ich mir nicht klargemacht hatte, dass der gleiche Fehler zweimal passiert war. Sorry! Im Nachhinein den Thread zu ändern passt mir nicht; so steht das nun also widersprüchlich hier.
Wenn Sie über die Leserbrief-Funktion unter den Artikeln der Online-Ausgabe gehen, landen diese Mails bei unserer Leserbrief-Redaktion. Von dort werden sie zur Kenntnis bzw. zur Reaktion an die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und an die Ressorts weitergeleitet. Das ist mit Sicherheit auch in diesem Fall geschehen.
Ich biete Ihnen an: Suchen Sie in solchen Fällen den Kontakt über mich. Einfach an bronski@fr-online.de.
Und nun ist auch geklärt, wieso der gleiche Fehler über einen großen Zeitabstand zweimal auftrat und warum die Redaktion auf entsprechende Zuschriften, abgesehen von einer Mail von Jan Schmidt, die eine Berichtigung nach sich zog, nicht reagiert hat: Der Autor hat seine Texte kurz nacheinander geschrieben, bevor er in den Urlaub ging. Sie erschienen dann mit ca. vier Wochen Abstand voneinander. Die zwischendurch eingehenden kritischen Mails erreichten den Autor schlicht nicht. Er ist also nicht beratungsresistent. Das schafft zwar den Fehler nicht aus der Welt, erklärt aber, wie es zu dieser Doppelung kam.
Ich habe die Medienredaktion und den betroffenen Kollegen über Ihre weitere Kritik (Verwechslung Visits/Zugriffe) informiert. Die Entscheidung darüber, ob es eine weitere Berichtigung geben wird, wird in der Medienredaktion getroffen.