Die Ursprünge der Sprache liegen im Dunkeln, aber wann der Mensch das Briefeschreiben angefangen hat, ist gut dokumentiert: als die Postboten es Leid wurden, ihre Trommeln vor jeder Tür neu aufzubauen, um minutenlang Botschaften zu übermitteln. Das muss auf die Arme gegangen sein. Würde mich nicht wundern, wenn damals der Tennisarm erfunden worden wäre.

Das Ende der Brief-Ära hingegen fällt in unsere Tage. Schuld ist das Internet. Jetzt schreiben sich die Menschen per E-Mail. Auf diesem Weg erreichte mich ein Hilferuf aus Magdeburg. Dort saßen zwei junge Damen in einem Café und guckten sich zwei junge Herren an. Die guckten zurück, mit dem Ergebnis, dass sich die jungen Damen verliebten. Leider verließen die Herren daraufhin das Lokal, und die Damen blieben mit ihrer Liebe zurück. „Wir waren sooooo sauer auf uns, dass wir sie nicht angesprochen haben“, schreiben sie mir. Nun entdeckten sie die Herren im Fernsehen wieder – als Tom und Bill von der Band Tokio Hotel. „Jetzt ist es natürlich schwer, sie so persönlich zu treffen. Könntet Ihr uns vielleicht helfen?“ – Ja, Bronski weiß Rat auch in extremen Lebenssituationen. Meine Damen, ganz einfach: Wartet ein halbes Jahr. Das wird Eure Liebe doch überleben? Dann redet niemand mehr von Tokio Hotel, und Ihr habt Tom und Bill für Euch.

Holger Bruns schickt uns Grüße. Er verfolgt einen Kindheitstraum: Er will politischer Beobachter werden. Das sind jene Leute, „deren Fachkompetenz und Weisheit jeden Rahmen sprengt“. Schreibt jedenfalls Herr Bruns. Glücklicherweise bin ich in der Lage, ihm zur Bewerbung die Website des Bundesverbandes der politischen Beobachter zu benennen. Zum Glück ist die Trommel als Kommunikationsmittel aus der Mode gekommen, denn eine sooooo lange Internetadresse hätte ich nie getrommelt hinbekommen. Die ist ja sogar länger als die von Tokio Hotel“. Leider ist nun kein Platz mehr da. Herr Bruns – vielleicht in einem halben Jahr?

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7 Kommentare zu “Trommeln

  1. Lieber Bronski,

    in einem halben Jahr bin ich leider zur Tür raus, in der Konferenz und außerdem zu Tisch, denn es ist ja Tischzeit, da bin ich immer zu Tisch.

    Sie könnten an diesem Tag einen Tag Urlaub nehmen. Der steht Ihnen ja auch mal zu.

    Aber im Prinzip haben Sie Recht. Die Trommel ist für das Internet einfach nicht geeignet. Auch den Apparat des seligen Samuel Morse würde ich lieber nicht benutzen.

    Inzwischen habe ich übrigens die Website für politische Beobachter gefunden: http://www.google.com, ein echter Hammer. Hier erfährt man, daß der Bürgermeister von Las Vergas jugendlichen Grafitti-Sprayern gerne die Daumen amputieren lassen würde, weil sie ungezogenerweise die Lärmschutzwände seiner schicken Autobahn bunt anmalen. Ich lerne, daß es freie Meinungsäußerung ist, wenn man die Fotos seiner zerstückelten Ehefrau an … (Link gelöscht, d. Red.) schickt. Ich lerne, daß Gott groß ist, wenn jemand im Iran gesteinigt wird und sehe, wie die Blutlache aus dem Kopf des Delinquenten herausquillt. Kann es sein, daß politische Beobachter einen stabilen Magen und Nerven wie Drahtseile haben müssen?

  2. @ Holger Bruns:

    Ich finde es ja höchst erstaunlich, dass Sie heute schon wissen, was Sie in einem halben Jahr machen. Wenn ich meine Wünsche artikulieren dürfte, würde ich sagen, ich schlafe mal richtig aus, aber ich würde es nicht wagen, das mit dieser Sicherheit schon jetzt zu verkünden. Kann ja immer was dazwischen kommen, nicht wahr? Deswegen ist es aus meiner meiner Sicht auch keineswegs gewährleistet, dass Sie während der Tischzeit zu Tisch sein dürften. Zumal Sie in der Essenszeit ja auch nicht unbedingt zu essen sein werden, oder? Es sei denn, Sie haben ihn tatsächlich bereits, den stabilen Magen der politischen Beobachter.

    Darf ich daraus schließen, dass Sie Ihre Ausbildung bereits ein gutes Stück vorangetrieben haben? Ihre Voraussetzungen scheinen jedenfalls optimal zu sein!!

  3. Nun, Bronski, es gibt einen Bereich, wo sich das Briefe- oder email-Schreiben gegenüber dem Trommeln überhaupt kein bisschen durchgesetzt hat. Ich denke da an Manolo, der mit seiner Trommel Fußballern im Stadion den Marsch bläst, ähm trommelt. Briefeschreiben ist da echt unpraktisch.

    Es scheint da allerdings eine geheime Trommelsprache des Erfolges zu geben, derer die Trommler im Stadion der Freundschaft vorgestern nicht mächtig waren, weil Energie Cottbus dann doch nur 0:0 gegen den Vorletzten gespielt hat. Ich bin untröstlich. Was haben die falsch gemacht?

  4. Ja, ja, sie wollen trommeln im Chor
    SPD und Union stehen trommelnd davor

    Wir hörens trommeln jetzt überall
    40 Milliarden sonst gibts nen Knall

    Es trommelt in der CDU lautstark der Koch
    Er trommelte früher schon ich hör es noch

    Er trommelt bis er endlich dort steht
    Wenn Angela dereinst wie Stoiber geht

    Dann trommelt Koch nur noch in Berlin
    Denn danach steht ihm schon lang der Sinn

  5. wenn politische beobachter einen stabilen magen brauchen, stehe ich auch zur verfügung. als niedersachse habe ich schon mehrfach grünkohl mit pinkel gegessen und gut vertragen.
    geben sich politische beobachter eigentlich als solche zu erkennen?
    wie lang dauert die ausbildung?
    welche institutionen bieten ausbildungsplätze an?
    wie sind die verdienstmöglichkeiten?
    ich schaue häufig tagesschau, tagesthemen, lese mehrererere zeitungen und zeitschriften, versuche in ganzen sätzen zu sprechen und mache mir häufig gedanken.
    habe ich mit derlei qualifikationen chancen, als politischer beobachter viel geld zu verdienen und charmante frauen kennen zu lernen?
    werden politische beobachter auch zu buffets und andere veranstaltungen eingeladen, auf denen es lecker zu essen gibt?
    muss ich herrn koch, gildo föhnwelle und frau merkel mit handschlag begrüßen oder nur beobachten?
    ääääh…… oooh……. mh

  6. @ Jürgen:

    Ich fürchte, das wird Ihnen nicht erspart bleiben, es sei denn Sie wollen die Sache wie die Masse der politischen Beobachter (sprich: das Wahlvolk) von der heimischen Couch aus angehen. Nebenbei bemerkt: Auch ein Händedruck ist ein Eindruck, wenn auch ein taktiler, und kann einen wichtigen Teil zum Gesamteindruck beitragen. Wenn Roland Koch etwa feuchte Hände hätte ….

    @ Spreewaldgurke:

    Es mag Beispiele dafür geben, dass die Trommel als Kommunikationsmittel in hoch spezialisierten Nischen überlebt hat. Im Tierreich gibt es viele Fälle, die analog dazu zu sehen wären. Im Umkreis der Magmaschlote des mittelatlantischen Rückens etwa haben in der Tiefsee Bakterien bis heute überlebt, die ihre Energie aus dem Abbau schwefliger Stoffe beziehen – archaische Organismen, die in Urzeiten, als es noch keine Sauerstoffatmosphäre auf Erden gab, viel weiter verbreitet gewesen sein müssen. Die trommeln allerdings nicht, sondern leben da nur so und gehen insofern niemandem auf die Nerven so wie die Radauschwestern und -brüder in den Fußballstadien. Vielleicht sollte Energie Cottbus mal über die Anschaffung eines Magmaschlots im Stadion nachdenken.

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