Wie mit einem Bild aus einem Swinger-Club

Am vergangenen Freitag hatte die FR ein Bild von drei „bösen Jungs“ auf ihrer Seite „Thema des Tages“. Böse sind die Jungs insofern, als sie auf provozierende Weise für ihre schwule Sexualität demonstrieren, und zwar in Klamotten, die man allenfalls an Karneval in der Öffentlichkeit trägt. Das Bild ist denn auch bei der Parade  zum Christopher Street Day in  New York entstanden. Die Protagonisten spielen mit den Klischees in den Köpfen der Zuschauer: Ja, so sind sie, diese Schwulen. Hier ist das Bild:

So weit, so klischeehaft. Und damit also bebildert die Bildredaktion von FR und Berliner Zeitung, in der das Bild ebenfalls erschien, unsere Berichterstattung zur Diskussion über die „Homo-Ehe“ in den USA, die von US-Präsident Barack Obama auf ein neues Niveau gehoben worden war: Als erster US-Präsident hat er die „Homo-Ehe“ befürwortet. Er entfacht damit eine Wertedebatte im US-Wahlkampf. Aber sehen die bösen Jungs auf dem Foto etwa so aus, als wollten sie morgen heiraten? Was hat so ein Bild im Umfeld einer solchen Berichterstattung zu suchen? Warum fragen die Bildredakteure nicht die Expertise der offen lebenden Schwulen und Lesben in der FR-Redaktion ab, sondern machen ihr eigenes Ding? Das sieht dann so aus:

Das Bild ist redaktionsintern scharf kritisiert worden. Vorhin hatte ich ein Gespräch mit Stefan Kuhn von der Regional-Redaktion, der mir von solchen Diskussionen berichtete. Es gibt anscheinend immer noch Unsicherheiten im Umgang mit unsereinem: Was, wenn die Bezeichnung „Schwule und Lesben“ nicht in eine Artikel-Unterzeile passt? Der Platz ist ja immer knapp. Soll man dann „Homos“ schreiben? Nee, bitte nicht! „Homos“ ist seinem Charakter als Schimpfwort nicht so nachhaltig entkleidet wie „schwul“. Deswegen mag ich auch den Begriff „Homo-Ehe“ nicht und benutze ihn nur, weil er inzwischen eingeführt ist. Klar ist aber dennoch: Homosexuelle, das sind nicht nur die Schwulen, sondern das sind auch die Lesben, die ja immer mal gern vergessen werden, wenn es um solche Themen geht. Man darf also auch nicht einfach „Schwule“ schreiben. Ich antwortete Stefan Kuhn daher: Nein, schreibt dann nicht Homos, sondern schreibt Gays. Das ist der in der Community eingeführte Begriff, der auch nicht den geringsten Hauch von Diskriminierung transportiert. In englischsprachigen Ländern ist er auch außerhalb der Community üblich, in Deutschland nicht. Aber das kann man ja ändern.

Zurück zur Bildauswahl. Wieder so ein Patzer, so wie neulich erst mit dem Breivik-Bild auf der Titelseite der FR. Damals wurde bereits deutlich, dass viele FR-Leserinnen und -Lesern unsere Bildauswahl gelegentlich kritisch sehen. So ist das auch diesmal. Beginnen wir mit der Zuschrift von Prof. Dieter Daub aus Karlsruhe:

„Was hat sich die Redaktion dabei gedacht, zu dem sehr ernsten und rechtlich hoch brisanten Thema der gleichgeschlechtlichen Ehe das überdimensionierte Bild von drei Homosexuellen in aufreizenden Posen zu platzieren? Hoffentlich nichts, denn sonst müsste ich die Redaktion der FR in die Gruppe der ewig Gestrigen, der christlichen Fundamentalisten oder der Verweigerer der Emanzipierung einordnen.
Die gezeigten Männer sind nicht typische Repräsentanten einer bedeutenden Minderheit unserer Bevölkerung, die, in Wahrnehmung ihrer Menschenrechte, sich sexuell anders orientiert hat als die Mehrheit. Unsere homosexuellen Mitbürgerinnen und Mitbürger unterscheiden sich, ihre sexuelle Orientierung ausgenommen, in keiner Weise vom Rest der Gesellschaft, und deshalb ist es in Wirklichkeit eine neue Form der Diskriminierung, wenn als Sinnbild ihrer Gruppe das Foto einer Extremvarianten ausgewählt wird. Promiskuität ist beileibe kein Alleinstellungsmerkmal der Schwulen und Lesben. Diese wird, auch wenn ich das Bild unvoreingenommen betrachte, von den drei Männern propagiert.
Sie stellen die Homosexuellen in die Schmuddelecke, die es sicherlich auch in der homosexuellen Szene gibt, aber nicht nur dort. Stellen Sie sich einmal vor, die Redaktion hätte einen sachlichen Artikel über die konventionelle Ehe mit einem Bild aus einem Swinger-Club geschmückt!“

Diemut Daub, ebenfalls Karlsruhe:

„Als Mutter eines schwulen Sohnes, der in San Francisco lebt und darauf wartet, dass er seinen langjährigen Partner ehelichen darf, habe ich mich natürlich sehr gefreut über die (von Joe Biden angestoßene) öffentliche positive Stellungnahme Obamas zur Homo-Ehe. Daher war ich auch erfreut zu sehen, dass „meine“ FR (der ich seit Studienzeiten treu geblieben bin, aus Überzeugung) dieses Thema zum Titel macht und ihm gleich die erste Doppelseite widmet. Gar nicht gefreut hat mich jedoch die Auswahl des – riesigen – Fotos zu diesem Thema: Natürlich sind die Christopher Street Paraden so bunt und laut, dass sie dem Thema Homosexualität große Aufmerksamkeit verschaffen, aber solche exhibitionistischen und provokanten Posen zur Repräsentation der Gruppe auszuwählen, ist meines Erachtens völlig verfehlt und damit tendenziös. Wollen Sie behaupten, dass diese drei Männer diejenigen repräsentieren, die auf eine generelle Akzeptanz der gleichgeschlechtlichen Ehe warten? Wollen Sie unterstellen, dass eine namhafte Anzahl homosexuell orientierter Mitbürger sich mit solchen Aktionen identifiziert? Im Gegenteil: Das Foto stellt einen nicht unerheblichen Prozentsatz der Bürger in eine extreme Ecke, obwohl die Forderung nach Zulassung einer gleichgeschlechtlichen Ehe zeigt, dass sie die gleichen bürgerlichen Rechte und Lebensgestaltungsmöglichkeiten beanspruchen wie Heterosexuelle und dass sie ein historisch begründetes Vorurteil und die daraus erwachsene Diskriminierung überwinden wollen.“

Dagmar Hofmann schreibt mir:

Als ich die FR aus dem Briefkasten fische, freue ich mich: Auf der Titelseite ein Bild des strahlenden Obama, daneben der Slogan „Yes they can“. Als ich umblättere, bin ich schockiert: Berichte zur Situation von Homosexuellen treten in den Hintergrund. Im Zentrum der Doppelseite steht das überdimensionierte Bild von drei Männern in absurden Kostümen und lasziven Posen. Das ist kontraproduktiv und verfehlt das Thema. Stellen Sie sich vor, Sie flankierten Berichte zu Neuerungen im Unterhaltsrecht mit pornografisch anmutenden Fotos heterosexueller Herren, die bei Sex-Liveshows in St. Pauli barbusigen Damen an ihre Silikonbrüste greifen.
Obama nahm ausdrücklich Bezug auf gleichgeschlechtliche Eltern der Freundinnen seiner Töchter. Sicher wäre es leicht gewesen, ein Mama-Mama-Kind-Bild zu finden. Stattdessen zeigen Sie Männer, die sich in der Öffentlichkeit an den Schritt fassen und deren Auftreten nichts, aber auch gar nichts mit den beiden grauhaarigen Herren im Anzug zu tun hat, deren Trauungsfeier ich vor einer Woche besuchen durfte. Das aber ist die Realität, die hier verhandelt wird.
Fast hätte ich die FR mit spitzen Fingern in den Müll geworfen, damit meine Tochter das Bild nicht zu sehen bekommt. Was soll sie denken? Das also sind Homosexuelle? Was sollen all jene denken, die in ihrer Nachbarschaft, im Büro, auf der Hundewiese oder in der Familie noch nicht all jenen Normalos begegnet sind, die sich als Eltern, Kollegen, Söhne oder Töchter in nichts von der Mehrheit unterscheiden, außer in einem: dass sie gleichgeschlechtlich lieben?“

Iris Sauter aus Frankfurt:

„Ich unterstütze Ihre erkennbare Befürwortung der rechtlichen Gleichstellung von Schwulen und Lesben. Was ich gerade deshalb überhaupt nicht nachvollziehbar finde, ist Ihre Bildwahl. Wie soll ich meiner elfjährigen Tochter, die schon die FR liest, oder meinen (teils schwulenfeindlichen) Schülern und Schülerinnen erklären, dass wir uns für die Rechte dieser Menschen einsetzen sollten?
(Glücklicherweise lesen meine Schülerinnen und Schüler nicht ihre komplette Zeitung … sondern nur die Ausschnitte, die ich auswähle! Dieses Bild wäre absolut kontraproduktiv! Ich befürchte diese Wirkung auch bei einigen Ihrer Leser.)
Das Bild zeigt drei Männer, die schrill verkleidet sind und sich mitten auf der Straße auf ordinärste Weise in den Schritt fassen. Für manche meiner Schüler und Schülerinnen wäre dieses Bild das beste Argument, um für eine Politik einzutreten, wie sie in St. Petersburg praktiziert wird. Das Bild macht es unnötig schwer, für Toleranz und Gleichberechtigung zu werben!“

Monika Fetz aus Friedrichsdorf:

„Da nimmt die FR die Äußerungen von Obama zur“Homo-Ehe“ zum Anlass, um daraus zwei Seiten „Thema des Tages“ zu machen. Die Artikel dazu sind auch gut und informativ, aber dann passiert es (wieder einmal): Mittenrein wird ein schrilles Foto von der Schwulenparade in New York plaziert. Abgesehen davon, dass es kaum die Lebenswirklichkeit der meisten Lesben und Schwulen wiederspiegeln dürfte, bedient es genau die Vorurteile und Klischees, die auch in vielen Köpfen bei uns noch rumspucken. Warum macht die FR dies? Ist es Nachlässigkeit, Dummheit oder vielleicht sogar eine tief sitzende Homophobie des verantwortlichen Redakteurs. Mich macht eine (eigentlich gute) Berichterstattung mit einer solchen Bebilderung einfach nur wütend.“

Heinz Kapp aus Neu-Isenburg:

„Ich empfand es gut, wie Sie über das Thema berichteten, aber das Bild (und nur das!) auf Seite 2-3 wird weder Ihrem politischen Anliegen noch anspruchsvoller Berichterstattung gerecht. Es konterkariert ihre qualifizierte Hintergrundbeleuchtung die Sie auf den Seiten 2-3 seit geraumer Zeit bieten, die für mich, Leser der FR seit über 40 Jahren, ein Markenzeichen für die FR seit ihrer Umgestaltung geworden war.
Das Bild zeigt nicht DIE Schwulen. Es ist eine sexistische Darstellung von provozierenden schrill-bunten Papageien. Solches über Frauen abgebildet entspräche doch auch einer demütigenden Verallgemeinerung auf BILD-Zeitungs-Niveau.
Mich schockieren solche Bilder nicht, aber sie sind der Sache der Toleranz und der Verständnisses nicht förderlich, sie werden die meisten Menschen abstoßen und machen es ihnen zu leicht jede vernünftige Veränderung der sozialen Akzeptanz und der rechtlichen Gleichstellung zu behindern. Mögen andere glauben, dass in New York, in den prüden USA, solche Darstellungen nötig waren, um das Thema anzustoßen, in die Öffentlichkeit zu tragen. Jetzt ist es an der Zeit sachlich und menschenwürdig zu berichten.
Die Masse der Homosexuellen sind keine schrillen Typen, keine Tunten; es sind Menschen wie alle anderen, lediglich mit anderer genetisch-sexueller Orientierung, die wie heterosexuelle auch, leben und lieben wollen.“

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18 Kommentare zu “Wie mit einem Bild aus einem Swinger-Club

  1. Jetzt fehlt nur noch die Stellungnahme von LOBSTAR e.V. („Lobbyisten des Organisierten BerufsSchwulenTums für Anstand und Rechtschaffenheit“):

    „Die abgebildeten Personen sind so etwas wie die Salafisten der Schwulenbewegung. Ihr provokantes Verhalten ist unschwul. Sie spielen nicht mit den Klischees in den Köpfen der Zuschauer, sondern sie bestätigen, verstärken oder gar erzeugen diese. Wir distanzieren uns davon. Das wahre Schwulsein heisst doch: ein genauso bekloppter Kleinbürger zu sein wie alle anderen. Schwulsein ist Anstand! Schwulsein ist Frieden!“

  2. @ schnippsel

    Wie alle anderen vergessen Sie die Lesben. Das ist wirklich unverzeihlich.

  3. Was für ein öffentliches Ärgernis der Erregung!

    Seit Josephine Baker, seit Kuhlenkampff, seit Rudi Carell müssen sich Tänzer und Tänzerinnen in schrille Kostüme zwängen, animalische Anspielungen (Federschmuck etc) tragen, Körperteile recken und sich lasziv bewegen. Für wen? Für den biederen Bürger auf dem Sofa, der hier und da den Mut findet, sich und seine Mama in einen billigen Fummel von Beate Use zu zwängen, damit das immergleiche Sextun ein bißchen mehr Spaß macht. Ach je, und nun zeigen es ein paar Jungs und Mädels gar öffentlich!

    Wir empören uns, verdammen es und probieren es bei Gelegenheit aus und, wenn es Spass macht, dann kann man es bald bei Aldi auf dem Ramschtisch finden.

    „Sex sells“ und billiger geht immer.

  4. @ Bronski

    Ich sehe auf dem Bild nur Männer (ggf. Transsexuelle). Jedenfalls nicht das, was ich als Lesben bezeichnen würde. Diejenigen, die ich kenne, sehen zumindest nicht so aus – selbst mit schriller Verkleidung nicht.

  5. Genau, Schwule (jaja, von mir aus auch Lesben) darf man nur zeigen, wenn sie der Normalbürger-Norm entsprechen. Solche Bilder sollte man verstecken, damit „man es anderen nicht unnötig schwer macht“. Und dann malen wir die Schwarzen weiß an und drücken den Muslimen eine Bibel in die Hand, damit wir es leichter haben.
    Lieber Prof. Daub,
    wer sind denn bitte die „typischen Repräsentanten eine bedeutenden Minderheit“? Haben Sie dazu vielleicht eine repräsentative Untersuchung greifbar? Diskrimierend ist nicht das Foto, sondern Ihr Kommentar, der leider sich anmaßt festzulegen, wie ein guter, gesellschaftskonformer Schwuler sich zu verhalten und zu kleiden hat. Sie sind es, der die Menschen auf dem Foto in eine Schmuddelecke stellt, die Sie anscheinend zur Kategorisierung anderer Menschen brauchen, die nicht in Ihr kleinbürgerliches Weltbild passen.
    Liebe Frau Hofmann, liebe Frau Sauter,
    ich kann Ihnen gerne sagen, was Ihre Töchtern denken sollen: Ja, auch das sind Homosexuelle. Die haben Spaß, kleiden sich bestimmt nicht unangemessener als die Damen beim Karneval von Rio, und ich bin froh in einer Gesellschaft zu leben, die damit positiv umgeht. Ich werde meinen Söhnen (7 und 9) solche Bilder gewiss nicht vorenthalten, weil ich weiß, dass Kinder damit sehr gut umgehen können – vorausgesetzt auchg Ihre Eltern sind dazu in der Lage. Das wünschen ich natürlich auch Ihnen.
    Schlimm, wenn sich Leute als emanzipatorisch, aufgeklärt und liberal darstellen wollen, und dabei doch wieder in kleinkarierte Klischees und christlich-bornierte Normalitäts-Kodizes verfallen.

  6. Aber Gaudino, es geht doch nicht um das Bild an sich, sondern um den Zusammenhang, in dem es stand. Natürlich kann man solche Bilder zeigen und drucken. Das wird doch immer wieder gemacht, so auch hier. Es geht um was völlig anderes, nämlich darum, dass hier Zeitungsmachern bei einem sensiblen Thema nichts besseres eingefallen ist, als ganz tief in die Klischeekiste zu greifen und sich dann für ein Bild zu entscheiden, dass von dem behandelten Thema inhaltlich weiter nicht entfernt sein könnte. Das ist es, worum es geht. Die haben sich für den schrillen Hingucker entschieden. Das kann man fast schon reißerisch nennen. Das bildet eben die Lebenswirklichkeit nicht ab, wie Frau Hofmann sie in ihrem Leserbrief beschrieben hat. Und deswegen hat Herr Daub auch völlig recht.

  7. am interessantesten fand ich das stichwort „kleinbürger“ in der diskussion und am blödesten die frage, wie man nach so einem bild „seinen schwulenfeindlichen schülern“ erklären soll, wieso man sich für „die rechte dieser menschen einsetzen“ soll. das wäre ja genau die spannende frage und, wenn man als lehrer „die rechte dieser menschen“ verteidigen will, sollte man das auch mit so enem foto tun können, denn sonst hat man überhauptr nicht begriffen worum es geht.

    aber ansonsten: konventionen über konventionen auf allen seiten, an allen fronten, wenn sie so wollen.

    nur mal quer (mit einem „e“) gedacht. vielleicht sind zwei der abgebildetren herrn verheiratete, bundesdeutsche „gays“ aus berlin, die sich zum christopher street day ein schoenes wochenende in new york machen. unmöglich, sagen sie? konventionelles denken kann ich da nur sagen.

    und, was habe ich denn von einem verheirateten gay-aussenminister, der kriegseinsätze der bundeswehr befürwortet.
    das wäre ja mal ne sache gewesen, wenn der herr aussenminister so zum amtseid aufgetreten wäre.

    also, über dem menschenrecht des heiratens, bzw. der sexuellen orientierung steht das menschenrecht auf unversehrtes leben, insofern kann ich es nicht verstehen, dass es als erfolg gefeiert wird, wenn sich gays in der us-armee outen dürfen, dann aber ihr gegenüber in afghanistan über den haufen schiessen dürfen.
    sieht so liebe aus?
    als kriegsdienstverweigerer fühle ich mich da mächtig verarscht – offensichtlich gibt es einen unterschied zwischen liebe und sex. insofern hätte die FR ja auch zwei gay-soldaten abbilden können, die verheiratet sind, wenn´s darum geht! das wäre wahrscheinlich auch ein konventionsbruch gewesen. hätten sich halt nur andere leute beschwert.

    hierzu fällt mir nur ein zenwitz ein:
    Ein Schüler trat vor Tao-hsin „Bitte erklär mir das Wesen der Liebe.“
    Tao-hsin antwortet „Keine Lust.“

    in dem sinne kann ich nur sagen, und sorry bronksi und alle anderen, finde ich das foto klasse, weil es eigentlich so schoen absurd quer (mit einem „e“) schiesst und auch das kleinbürgerliche und durch und durch konzeptionelle denken der klassischen FR leserschaft (stichwort „meine FR“) entblöst.

    ps @ bronski, lasse mich gerne eines besseren belehren, mein english ist wirklich miserabel, aber ich habe noch nie gehört, dass gay auch für lesben verwendet wird. aber gut, warum nicht.

  8. @I.Werner #6
    „bei einem sensiblen Thema“

    Das ist für mich schon ganz lange kein sensibles Thema mehr.
    Wie sich einer kleidet, wen und wie er diesen liebt, ob er verheiratet oder promiskur ist, das ist völlig unerheblich, solange es nicht in Gewalt und Unterdrückung stattfindet.

    Gewalt und Unterdrückung sind die Themen der Zeit, und verwerflich sind die Verhaltensweisen, die Gewalt und Unterdrückung vollziehen.

    Nicht die Heterosexuellen sind das Problem, sondern die heterosexuellen Menschenverachter, nicht die Homosexuellen sind das Problem, sondern die homosexuellen Menschenverachter, nicht die Liebenden, sondern die Liebesunfähigen sind das Problem.

    Nicht wen oder wie ein Mensch liebt, sondern ob einer überhaupt lieben kann ist zu diskutieren.

    Das menschliche Sein hat viele Facetten, das einzige „Abnorme“ ist die Lieblosigkeit.

    Wenn sie krankheitsbedingt ist, so gehört sie behandelt, wenn sie es nicht ist, so gehört sie verfolgt.

  9. @ all

    Ich möchte klarstellen, dass ich persönlich gegen das Foto an sich nicht das geringste habe. Gleichwohl weiß ich, dass solche Aufnahmen in der schwulen Community immer wieder Kontroversen auslösen, weil sich nicht alle darin wiederfinden. Geschenkt. Es geht diesen Demonstranten gewiss nicht darum, ein konsensuales Lebensgefühl einer Community zu behaupten, sie stehen nur für sich – und genau das ist das Provozierende. Gaudino hat in # 5 beschrieben, warum er das Bild mag, und ich stimme ihm inhaltlich zu. Trotzdem hat meines Erachtens Werner in # 6 recht, der das Bild offenbar in seiner Wirkung aus der gedruckten Zeitung kennt. Darum habe ich in meinen Einleitungstext als Update einen Screenshot von der Zeitungsseite eingefügt.

    @ neu

    In der Tat, „gay“ bezeichnet Lesben und Schwule gleichermaßen.

  10. @ Standort

    Der Beitrag von @Werner #6 ist nicht von mir. Aber er hat ja Recht: die Kritik enzündet sich an der Zusammenwirkung von Text und Bild. Mir ist das Foto allerdings überhaupt nicht ins Auge gefallen, ich habe es kaum registriert.

    Ihre letzten beiden Sätze verstehe ich nicht. Was meinen Sie mit „Lieblosigkeit“? Menschen, die nicht lieben können? Die sind arm dean, aber wieso gehören sie verfolgt?

  11. Ich freue mich schon auf das erste Auftreten des Wortes, das die deutsche Sprache ungemein bereichern wird: „gayophob“. Um all die zu bezeichnen, die sich kritisch zur Geh-Bewegung [1] äußern. Möglicherweise wird die Rechtschreibprüfung bei der FR dies dann den LeserInnen als „geophob“ präsentieren.

    Wenn man denn überhaupt auf die jeweilige sexuelle Orientierung eines Menschen abstellen will, sollte man vielleicht von „sedimenal“ sprechen (sexuell diversifizierte Menschen aller Art).[2]

    Oder vielleicht sollte man den Begriff „severde“ (sexuell verschieden determiniert) einführen, im Volksmund „Seepferdchen“ genannt.

    Wer sich nicht scheut, das pöse, pöse G-Wort („Genetik“, pfui!) zu verwenden: „genseveder“ – genetisch sexuell verschieden determiniert. Es lebe die Gänsefeder, das Symbol dieser Bewegung!

    [1] Der eingedeutsche Begriff. „Geh! statt Lies!“. Im amerikanischen Original „Gay – no lies!“

    [2] Das umfasst dann Lesben und Schwule, Polygame und Mono-, Gruppen- oder Mechano-Masturbanten, Inter- und Transsexuelle ebenso wie A-, Bi- und Antisexuelle und Fetischisten jeglicher Couleur. Orientierung, Neigungen und Praktiken – alles begrifflich kräftig durcheinandergewirbelt.

    Allerdings bei aller Liebe: Sodomiten und Sodomisten sind sowas von extrem, da will man dann doch nix mit zu tun haben. Mit Pädo- oder Nekrophilen natürlich schon gar nicht.

    P.S.: Ggf. bitte darauf achten, dass die Batterien des Ironiedetektors aufgeladen werden sollten.

  12. @ schnippsel

    Vielleicht sollten Sie doch, wie Sie es nach der Wutbürger-Debatte angekündigt, dann aber nicht umgesetzt haben, Ihren Abschied vom FR-Blog nehmen. Sie dürfen das! Es steht Ihnen sowas von frei, dass es Sie kaum Mühe kosten dürfte, Ihre sinnstiftenden Einordnungen in andere Himmelsrichtungen zu verschieben. Es gibt einen Haufen von Online-Publikationen, die nach gehaltvollen Irritationen wie in Ihrem vorigen Kommentar nur so lechzen – es muss also wirklich nicht gerade hier sein. Vielen Dank.

    Tschüss, schnippsel.

  13. @ bronksi

    „weil sich nicht alle wiederfinden“ in dem foto.

    das ist ja das eigentlich schoene an der sache, in welchem foto über eine (grössere) gruppe finden sich schon alle wieder, es gibt z.b. sicherlich auch auf einem grünenparteitag anhänger, die sich nicht darin wiederfinden, wenn „ihr“ parteivorstand“ mit blümchen in der hand auf dem podium herumwirbelt und das also foto z.b. die FR ziert.

    aber das ästhetische bewusstsein und die einsicht in die notwendigkeit dieses zu schulen ist offenbar der gay-community und den unmiitelbar betroffen, also hier in dem fall z.b. eltern, vorbehalten. ansonsten habe ich den eindruck wird jeder sch**+ mehr oer weniger kommentarlos hingenommen.

    das ist eigentlich sehr schade, denn wie würde die gesellschaft aussehen, wenn wir öfters und in allen lebensbereichen solche als selbstverstänndlich und doch klischeehaft hergenommenen bilder in den medien hinterfragen würden. ich glaube die gesellschaft hätte sich dann sehr zum postiven verändert.

    warum hat sich denn niemand aufgeregt, dass christian wulff in der bussiness-hose und im gebügelten hemd den garten giesst. es glaubt doch wohl kein mensch ernsthaft, dass er so seinen garten giesst, wenn keine fotografen dabei sind. wahrscheinlich macht´s somst sowieso eher der gärtnerIN. hier gab´s jedenfalls keine beschwerden und man ist den medienberatern anscheindend voll auf den leim gegangen.

    vielleicht sollten wir also diese foto hernehmen und grundsätzlich über unsere ästhetisches bewusstsein nachdenken, leser wie redakeure und unsere bestehenden konzepte im kopf unsere denkmuster hinterfragen.

  14. Der Islam gehört zu Deutschland –
    Die islamistische Schwulenfeindlichkeit auch.

    Ich finde das provokante Bild, das die schwulen Lebensgemeinschaften verhöhnt,
    passt voll und ganz zur politischen FR-Linie.
    Wer A sagt muß auch B sagen. Wer meint, daß der Islam zu Deutschland gehört, der
    muß auch sagen, daß die islamische Schwulenfeindlichkeit zu Deutschland gehört.
    Diese ist keinesfalls eine exotische Sumpfblüte ala Salafisten – die übrigens schon in Talkshows herumgereicht werden – sondern gehört zum ganz normalen Korangläubigen Normaloislam, WIE ÜBRIGENS AUCH GEWALT GEGEN FRAUEN; ZWANGSEHEN, VERWEIGERUNG DES SEXUELLEN SELBSTBESTIMMUNGSRECHTES VON JUGENDLICHEN (natürlich Mädchen) (Machos dürfen f… wen sie wollen)(der „bewaffnete Prophet“ erlaubt Kufas als Mätressen und Sklavinnen)
    Es ist schon Interessant wie unsere – geistig überdurchschnittlich begabten Eliten – die Wertvorstellung unserer Kulturbereicherer übernehmen.
    Zwar machen da einige – inbesonders schwule und lesbische Redakteure einen ziemlichen Spagat. Aber wenn man sich dabei immer noch gesund fühlt, ist doch alles ok.
    (So lange man nicht zufällig mal samt Partner in die Hände einer schwulenfeindlichen Gang von „Südländern“ gerät.. z.B. beim verlassen einer Schwulendisko.

  15. @ Bronski #12

    Ich bin immer wieder erstaunt über Ihre relexhafte Reaktion auf meine Beiträge, zumal sie oft unterschwellig, aber deutlich wahrnehmbar mit einer völlig unnötigen Aggressivität daherkommt.

    Den Blog-TeilnehmerInnen traue ich, anscheinend im Gegensatz zu Ihnen, durchaus zu, Inhalte zu erkennen, auch wenn sie in eher feuilletonistischer Form daherkommen. Der Einfachheit halber und aus praktischer, persönlicher Erfahrung heraus beziehe ich mich im folgenden vornehmlich auf die Schwulenbewegten, die ich seit gut 30-35 Jahren kenne. Diese verfolgten ehedem eine herrschafts- und ideologiekritische, emanzipatorische, antiklerikale, phantasievolle, kreative, experimentierfreudige Linie. Je „normaler“ gerade auch gelebte Homosexualität hierzulande geworden ist, desto zickiger werden anscheinend die Diskussionen. Naja, es ist vielleicht nur allzu menschlich, nichts anderes mehr zu wollen, als auch in den Genuss des Ehegattensplittings und der Witwenrente zu kommen,

    1. Pars-pro-toto oder der Abgrenzungswahn

    Was soll man von einer Bewegung halten, die sich gegen Diskriminierung wendet aber in ihren eigenen Reihen selber diskriminiert? Die ewige Diskussion über Tunten und Ledertypen ist Ihnen evtl. besser vertraut als mir. Ähnlich wie in der Islam-Debatte lautet die Frage: Wer ist der wahre, echte, richtige Schwule?

    2. Verbandsschwulentum und Berufsschwule

    Es geht bei der eben gestellten Frage neben der Deutungshoheit vor allem um Macht, Einfluss und – wen wundert’s – Geld. So, wie es eine zigmillionenschwere Integrationsindustrie gibt, gibt es ja auch eine zigmillionenschwere Schwulenindustrie (Vereine, Verbände, Verlage, Vermittlungen (Partner, Versicherungen, Mitfahr- und Mitwohngelegenheiten), Clubs, Läden, – es gibt eigentlich nichts, was sich unter dem Label „schwul“ nicht vermarkten ließe).

    Bei etwas vorurteilsloserem Lesen meiner beiden obigen Beiträge hätten Sie auch noch folgende Fragestellungen entdecken können, die ich nicht weiter ausführen möchte:

    3. „Genetisches“ oder „gefühltes“ Geschlecht?

    4. Sexuelle „Orientierung“ = sexuelle „Neigungen“?

    5. Ist bei „schwul“ und „lesbisch“ Schluss?

    6. „Gay ist geil“ oder die Wortlosigkeit der Selbstbeschreibung

    7. Willkommen im Kleinbürgertum oder Gegen welche Windmühlen kämpft die Schwulenbewegung heute?

  16. siehste bronski, die FR schreibt: „20 Prozent mehr Menschen sind im Vergleich zum letzten Jahr zugezogen, ein Großteil aus den krisengeschüttelten Ländern Griechenland und Spanien.“

    ein grossteil aus den krisengeschüttelten ländern griechenland und spanien – und was bringt ihr für ein foto? eines mit den händen einer farbigen neben dem bundesadler.

    das ist zum k**** – ihr schürt mit seinem unbedachten vorgehen den fremdenhass.

    und @ klaus lelek was willst du denn?? hass mit hass begleichen, so klingt dein geschreibsel, na dann wünsche ich dir viel spass dabei!

  17. @schnippsel

    Ich fand Ihren Beitrag #11 auch befremdlich, kann aber jetzt ein paar Dinge besser verstehen.

    Der Drang (und das Recht) der (im neutralen Sinne) besonderen Menschen zu gesellschaftlicher Akzeptanz und zu bürgerlichen Attributen (Ehe etc) führt natürlich dazu, daß sie sich Normen und Traditionen unterwerfen, die zu beinahe grotesken Kontrasten führen (bsp: Absegnung der homosexuellen Ehe durch die katholische Kirche). Eine Entwicklung zur Normalität ist immer auch ein Kompromiß, mit dem Durchschnittlichen und mit dem erklärten Gegner, und führt gelegentlich zu schmerzhafter Selbstverleugnung, manchmal zu geglückter Akzeptanz, manchmal zur Revidierung jahrhundertealter Irrtümer, meistens aber zu täglich quälenden zwischenmenschlichen Szenen.

    Es geht derzeit leider noch nicht überein, gleichzeitig für die Normalität der Homosexualität und für die Besonderheit der Homosexualität einzutreten. Dies zeigt sich deutlich in der Diskussion um das Bild. Man sucht noch immer nach „Repräsentanten“ und „Bildern“ für „die Schwulen“.

    Einen einheitlichen Repräsentanten für die Heterosexualität hat man jedoch auch nach vielem Bemühen nicht gefunden.

  18. *seufzt* jaja, die Sprache der Bilder…

    Vor ganz vielen Monden gab es in der FR einen Artikel, zu einer Einladung mit Bild, die auch die Welt in „Auffuhr“ versetzte (Denkmal für die Ermordeten Gays aus der Nazizeit). Das Bild zeigte zwei sich küssende Männer – kein hei-tei-tei. Das war ein richtig schönes, romantisches Bild und dennoch sorgte es für Schluckauf.

    Daß die Weltfremden mit Kreuz dagegen „Amok“ liefen, war ja zu erwarten. Aber auch intern gab es heftige Diskussionen, weil eben ein Bild nicht alle erfassen kann. In diesem Falle schimpfte „Emma“, weil die Mädels völlig außen vor waren.

    Man kann sich natürlich fragen, was die Homoehe mit dem FR/BZ-Aufreißer (Bild) zu tun hat. Einfache Erklärung: Das ist die Bedienung von Klischees, die die Gay-Community selbst forciert. Insofern ist das die Ernte. Muß sich niemand aufregen. Wenn ich bei der Aids-Hilfe die „GAB“ aufschlage (Szenemagazin für Städte)- Jugenwahn und hei-tei-tei (eine Überschrift vor ebenfalls vielen Monden in der FR, habe ich gemopst).
    Ich treffe jede Wochen einen älteren Herrn, dessen Lebenspartner schwer krank ist (aber wieder besser geworden), der pflegt ihn und macht und tut, aber diese Bilder will niemand sehen, nicht mal die eigene Community. Wenn ich mich mit den Leuten bei der Aids-Hilfe unterhalte, bekommt man eine Horror-Story nach der anderen zu hören und man ist dann froh, gesunden Fußes unterwegs zu sein. Aber davon will auch niemand was hören.

    „Eins zwei drei vier Eckstein, muß ich noch versteckt sein…“ der Slogan des diesjährigen CSD in Frankfurt (kann sich noch ändern).
    http://www.iwwit.de/node/666

    „Die Frankfurter habbe was an der Erbs“ so mein Kommentar vor Ort, als mir das erzählt, die Ordnerbinde als Lockangebot dazugereicht wurde. Mir persönlich sträuben sich die Nackenhaare – dieses Thema und hei-tei-trei. Normalerweise müßte von Start an „Enne Besuch im Zoo…“ (Kölner Exportschlager von Lotti und Willy)) über alle Lautsprecher gespielt werden – ununterbrochen, für alle Frankfurter die da gugge komme. Aber warum gehen sie hin? Weil es schön schrill und bunt ist, ihr grauer Alltag ein paar Farbtupfer bekommt. Der CSD prägt auch das Gay-Bild in der Gesellschaft. In zivil würde man bestimmt 90% der Aktivisten nicht wahrnehmen. Den einen, den ich kenne, hat extra dafür sich ein Kleid genäht. Will man ihn mit polierter Fresse sehen (geschminkt, themenbezogen)? Natürlich nicht.

    Die andere Geschichte, nur mit einem Fummel (sinnbildlich) kannst du die Akzeptanz der Gays im Sport fördern.

    Die einzige Werbung aus meinem Blog: http://www.imagebanana.com/view/uxco0wk5/Zwischenablage1.jpg

    Aufgedonnert am Spielfeldrand des örtlichen Fußballvereins stehen, die Mannen bejubeln/beschimpfen, und den Schirm Richtung „Stadionsprecher“ heben, wenn der wieder vom schwulen Kick erzählt (schwul = ganz mies, wie Petra, die keine dicken Männerbäuche sehen will (Küchenschabe der FR). Das positive: Die Leut‘ gewöhne sich daran. Bei ersten Mal tut’s noch weh… und gestern habe ich sogar Beistand erfahren, weil der Stadionsprecher wieder meinte, er müßte… ich mein Veto einlegte (Schirm gehoben/Ort: FT Oberrad).

    Das Trauerlied vom einsamen Schwulen am Spielfeldrand ist irgendwann nicht mehr (frei nach Freddy).

    Euch allen schöne Feiertage. rü

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