Altersstarrsinn? Selbstverliebtheit?

In Stuttgart herrscht also Krieg? Totaler Krieg gar? Man fasst sich an den Kopf. Einmal ganz abgesehen davon, dass das Wort vom „totalen Krieg“ historisch verbrannt ist – siehe NS-Reichspropagandaminister Joseph Goebbels und seine berüchtigte Rede, mit der er die Deutschen zum Durchhalten zu manipulieren versuchte -, ist in einer demokratischen Auseinandersetzung jegliche Kriegsmetaphorik fehl am Platz. Und auch wenn es bei den Auseinandersetzungen in Stuttgart Verletzte gegeben hat: Es herrscht dort kein Krieg. Albern!

Schlichter Heiner Geißler hat das natürlich ganz anders gemeint, er wollte die Gegner in der Auseinandersetzung um Stuttgart 21 aufrütteln und dazu bringen, vielleicht einen Kompromiss zu akzeptieren, jedenfalls von ihrer strikten Haltung abzulassen. Dafür hat er ein drastisches Wort gewählt, für dass er sich hätte entschuldigen müssen. Hat er aber nicht gemacht, der Heiner Geißler. Er gab dem Deutschlandfunk ein Telefon-Interview (2. Hälfte), auf die Feststellung des Interviewers „Aber die Frage „Wollt ihr den totalen Krieg“ stammt von Joseph Goebbels“ antwortet Geißler: „So? Da wissen Sie mehr als ich.“

Ist er wieder da, der scharfe Hund Heiner Geißler, den Willy Brandt einmal als schlimmsten Hetzer seit Joseph Goebbels bezeichnet hat? Zuletzt hatte sich ein anderes Bild von ihm im Bewusstsein der Öffentlichkeit durchgesetzt, das Bild des moderaten Schlichters und alten Fuchses, der heillos zerstrittene Gruppen an einen Tisch gebracht und die Diskussion durchaus gewieft moderiert hat. Zuletzt legte er sogar einen eigenen Kompromiss für den Bau des Bahnhofs vor. Zumindest für eine Weile ist dieser Schlichter-Stern nun verblasst.

Kritik müssen sich allerdings auch die Medien gefallen lassen, auch die FR: Es bedurfte erst dieses Interviews des Deutschlandfunks, um auf das Thema anzuspringen. Ich für mein Teil bin ja gleich zusammengezuckt, als ich das in der Tagesschau sah …

Roland Klose aus Bad Fredeburg meint:

„Heiner Geißler schlüpft in die Rolle des NS-Reichspropagandaministers Joseph Goebbels und fragt die Gegner und Befürworter des unterirdischen Bahnhofs in Stuttgart, ob sie den totalen Krieg wollen. Diese Wortwahl Geißlers ist absolut unangebracht und diffamierend, weil Goebbels damit den Zweiten Weltkrieg bis zum deutschen Endsieg forderte und heraufbeschwor.
In diesem Zusammenhang ist es einfach eine Unverschämtheit von Geißler, die friedlichen Demonstranten und S21-Gegner mit den Angriffskriegern der Wehrmacht und dem schwarzen Orden der SS gleichzusetzen. Aber das kennen wir ja von Geißler. Mit ‚Freiheit statt Sozialismus‘ diffamierte er auch jahrelang die Ostpolitik von Willy Brandt und Helmut Schmidt.“

Jutta Rydzewski aus Bochum:

„Vier Tage herrschte eisiges Schweigen. Es schien mir sogar so, als ob es die Verwendung dieses unsäglichen Goebbels-Zitat durch Herrn Geißler gar nicht gegeben hätte.
Dieses Land hat keine öffentlichen Vorbilder mehr. Obwohl erheblich jünger, im Teenageralter war Geißler als Generalsekretär der CDU nun wahrlich auch nicht mehr. Und was er damals so alles vom Stapel gelassen hat, veranlasste Willy Brandt 1985 mit Fug und Recht, Geißler einen Hetzer zu nennen. Mittlerweile fallen Hetzer und Spalter offenkundig schon gar nicht mehr auf, denn ich kenne einige Herren als ständige Talkgäste bei den Öffentlich-Rechtlichen, die unter diese Rubrik fallen.
Also bitte, liebe JournalistenInnen, die Geißler-Äußerung vom „totalen Krieg“ kleinzureden und zu verharmlosen, dafür besteht keinerlei Anlass. Ganz im Gegenteil, es wird mal wieder allerhöchste Zeit, die Menschen an ihren Worten zu messen, denn mit Worten begannen sie immer, die schlimmsten Menschheitsverbrechen. Der Verderb der Sprache ist der Verderb des Menschen.
Geißler weiß, was er sagt, und wenn er es nicht mehr weiß, dann muss er sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Seine widersprüchlichen, rechtfertigenden, relativierenden, teilweise einfach haarsträubenden Aussagen zu diesem Vorgang möchte ich weitgehend seinem Altersstarrsinn und auch seiner Selbstverliebtheit zuschreiben. Es ist immer wieder zu beobachten: Je älter die Herren sind, umso eitler. Jetzt sollte Herr Geißler aber gehen, seine Zeit ist vorbei.
Ich möchte noch an die Sport-Moderatorin Müller-Hohenstein erinnern, die vor gut einem Jahr anlässlich eines Fußballspiels vom ‚inneren Reichsparteitag‘ schwadronierte und damit bundesweit große Empörung ausgelöst hatte. Vorgeblich stand Frau Müller-Hohenstein sogar kurz vor ihrer Entlassung. Unter anderem titelte focus-online dazu am 14.06.2010: Gefährlich entgleist. Die Entgleisung Geißlers halte ich für erheblich gravierender als die von Müller-Hohenstein.“

Edi Schubert aus Darmstadt:

„Man hat den Eindruck, die Medien freuen sich über Herrn Geißler Wortwahl fast noch mehr als der Vorstand der Deutschen Bahn. Da die DB ja nicht kompromissbereit zu sein scheint – oder? –, ist sie vielleicht froh, dass jetzt Geißler den Schwarzen Peter zugeschoben bekommt?! Jedenfalls verhalten sich die Medien nicht neutral und spielen dem Vorstand der DB geradezu in die Hände, ist mein Eindruck.“

Bodo Giertz aus Köln:

Ich glaube nicht, dass sich Herr Geißler hier in Rage geredet hat. Seine Argumentation, er habe diesen Vergleich benutzt, ‚um die Situation klarzumachen‘, finde ich absolut angemessen. Absolut unangemessen ist das Theater, das jetzt darum gemacht wird!“

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7 Kommentare zu “Altersstarrsinn? Selbstverliebtheit?

  1. Geißler = Goebbels? Nein, nicht einmal ansatzweise. Mit dem Goebbels-Zitat „Wollt ihr den totalen Krieg?“ charakterisierte Geißler die unversöhnlichen Haltungen der Kontrahenten um „Stuttgart 21“ – mehr nicht. Die Bahn demonstriert sie, indem sie neue Aufträge vergibt, die Gegnerseite, indem sie signalisiert, sie werde alles verhindern.
    Wie der Krieg, der dumpf brüllend vom sogenannten Volk bejaht wurde, ausging, weiß ganz Europa. Ähnlich desaströs könnten sich Konfrontationssituationen entwickeln, wenn der Wille zum Kompromiss so gänzlich fehl, wie es anlässlich der Präsentation des „Stresstests“ aufschien. Der geißlersche Vorschlag einre abgespeckten Kombination aus Kopf- und Tunnelbahnhof könnte eine reale Lösung sein; in Frankfurt haben wir sie schon eine Weile.
    Jemanden eines unverzeihlichen Fehltritts zu beschuldigen, ohne den Kontext einer Äußerung genauer zu betrachten, ist unredlich. Das zeigt die empörte Auslassung einer Briefschreiberin, auch Geißler, zu dessen „Fans“ ich nicht gehöre, habe mit zunehmendem Alter Wandlungen vollzogen. Mit jenen Hetzreden, auf die sich die Schreiberin bezieht, hat der heutige Geißler wenig zu tun. Ich halte es im Gegenteil für falsch, jedes Zitat aus der zu recht verpönten Zeit des Nazismus in dieser aufgeregten Weise anzugehen. Im Gegenteil, es ist richtig, solche Zitate im Bewusstsein und damit erkennbar zu halten.
    Der Fall Müller-Hohenstein beweist, dass Nazi-Sprüche in analogen Situationen unbewusst verwendet werden; gerade der vom „inneren Reichsparteitag“. Und genau dies ist tatsächlich gefährlich, wie die unterschwellige Infiltration „ewig-gestrigen“ Gedanken- und Sprachguts im Internet ausweist. Darüber sollte man sich heftig aufregen, denn das zielt auf unsere Kinder und Enkelkinder. „Der Schoß, der dies gebar, ist fruchtbar noch.

  2. Die Empörung ist auch für mich kaum nach zu vollziehen, und ich schließe mich dem Vorredner an. Mit Geißlers Ausspruch war nichts gemeint, was auch nur im Entferntesten mit einer Verharmlosung der NS-Diktatur oder des Goebbels zu tun hätte, er wollte beide Parteien zur Kompromissbereitschaft auffordern und hat dafür etwas drastische Worte gewählt. Mir kommt das so vor, als wolle man ihn absichtlich missverstehen. Geißler war mal ein Hetzer, für meine Begriffe hat er durchaus eine Wandlung durchlaufen, die ich ihm auch abnehme. Ich finde, es kommt auf die Absicht an, die mit diesen gewiss unbedachten Worten verbunden war, und ich nehme dem Herrn Geißler ab, was er dazu gesagt hat, obwohl ich keineswegs ein Geißler-Fan bin. Aber ich finde, man sollte die Kirche auch im Dorf lassen und den Herrn Geißler, der mit diesen Worten an die Kompromissbereitschaft beider Parteien appellieren wollte, nicht an den Pranger stellen. Ich halte das für eine Art von Prinzipienreiterei im negativen Sinne.

  3. Dass seit elend langen Wochen und Monaten in Stuttgart Dritte selbst noch den anstehenden Umbau des Bahnhofs von vornherein verbotswidrig heranziehen und die auch dort ausnahmslos manifeste Absolutheit von Arbeit zutiefst relativieren, gilt gemeinhin ohne weiteres Federlesen als einer der unzähligen Ausdrücke eines totalitär geführten Kriegs. Schlichter Geißler vergriff sich insofern keineswegs anlässlich der Präsentation des so genannten „Stresstests“ im Ton, als er die ohnehin von keiner Wirklichkeit erlaubte Goebbel’sche Rede einst im Sportpalast zu Berlin jüngst paraphrasierte.

  4. @2 marie

    Natürlich können Sie sich dem Vorredner anschließen, aber woher Sie und Ihr Vorredner so genau wissen wollen was Herr Geißler gemeint, oder auch nicht gemeint hat, ist für mich nicht nachvollziehbar, zumal ich nicht glaube, dass Sie und Ihr Vorredner über übersinnliche Kräfte verfügen. Was Herr Geißler wirklich gemeint hat oder nicht, weiß nur einer, er selbst. Ob mein Leserbrief auf Empörung schließen lässt, oder mal wieder „Prinzipienreiterei im negativen Sinne ist“, will ich jetzt mal außen vorlassen. Ich stelle Herrn Geißler auch an keinen Pranger, wie Sie das auszudrücken beliebten. Für mich ist ausschließlich von Bedeutung, WAS er gesagt hat, und ganz besonders WIE er im Nachhinein auf berechtigte Kritik reagiert hat. In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen empfehlen, das Telefon-Interview (ein Link findet sich dazu im Eingangtext) ggf. noch einmal aufmerksam zu lesen. Übrigens, der Interviewer, Tobias Armbrüster, ist offenbar ein Journalist der diesen Namen noch verdient. Die Reaktionen Geißlers waren schlicht und ergreifend haarsträubend. Anstatt sich zu entschuldigen, oder zumindest die Äußerung zu bedauern, schließlich dürfte Geißler lebens- und auch politikerfahren genug sein, um zu wissen was sein „totaler Krieg“ bedeutet, bestreitet er sogar anfänglich den Ursprung des Zitats zu kennen. Sehr, sehr peinlich für Herrn Geißler. Ich vermute, wohlgemerkt ich weiß es nicht sondern vermute es lediglich, dass der zum neuen „Messias“ hochgeschriebene und -berichtete „Schlichter“ schlicht durchdrehte, die Beherrschung und die Übersicht verlor, als die S21-Gegner doch tatsächlich Anstalten machten die Sitzung, seine Veranstaltung, seine große Bühne zu verlassen. Und dann auch noch ohne seinen so genannten Kompromissvorschlag gehört zu haben, der im Übrigen schon lange bekannt und auch schon lange verworfen war. Das war wohl zu viel für Herrn Geißler, diese „Ungezogenheit“ verletzte seine Eitelkeit zutiefst, und deshalb war ihm vermutlich auch gar nicht so richtig bewusst, was da aus ihm herausplumpste. Ein kurzes Bedauern hätte ausgereicht, und die Sache wäre vergessen gewesen, zumal die Medien, was seltsam genug ist, ohnehin vier Tage eisern über den Vorgang geschwiegen haben. Es tat offenbar zu weh, dass nach „Gutti“ wieder ein neuer „Hoffnungsträger“ über sich selbst stolperte. Mein Kommentar in einer großen Zeitung aus dem „Frankfurter“ Raum, in dem ich auf die Äußerung und den Zusammenhang, einschließlich des Vorwurfs von Willy Brandt aus dem Jahre 1985 hinwies, wurde z.B. mehrfach, still und heimlich entfernt. Erst als das Deutschlandradio berichtete, und das Telefoninterview veröffentlichte, bequemte sich die Presse den Fall aufzunehmen; sogar mein Kommentar erschien plötzlich doch noch. 😉 Herr Geißler war für mich auch kein guter „Schlichter“, dazu war er viel zu parteiisch. Ganz deutlich ist das bei der letzten Sitzung geworden. Dabei hat er es u.a. eklatant an Neutralität und Souveränität fehlen lassen. In Stuttgart findet auch kein Krieg statt, das ist schlicht und ergreifend Unfug. Herr Geißler sollte nunmehr in den verdienten Ruhestand gehen, zumal es so ein „Messias“, der sich selbst zwischen „totalen Krieg“ und „Frieden in Stuttgart“ eingeklemmt hat, auf Dauer auch nicht einfach hat. Das Experiment der öffentlichen Sitzungen hatte seinen Reiz, könnte auch eventuell wiederholt werden. Woran es sicherlich in diesen Zeiten sehr mangelt, geeignete Mediatoren zu finden, denen es um die Sache, und nicht in erster Linie um die Wirkung der eigenen Person geht. Respektable öffentliche Personen, die einen solchen Job objektiv, neutral und nicht interessengesteuert machen könnten, gibt es leider nicht mehr, zumindest kann ich mir niemanden vorstellen. Eitle Selbstdarsteller, bei denen immer wieder die Parteilichkeit und andere Interessen durchschimmern, sind dagegen fehl am Platze. Vermutlich werden wir auch bei diesem Thema auf keinen gemeinsamen Nenner kommen, was aber sicherlich kein Beinbruch ist. 🙂

    mfg
    Jutta Rydzewski

  5. Hallo, Frau Rydzewski,
    das Interview hatte ich bereits gelesen und mit dem Pranger hatte ich auch nicht Sie gemeint, sondern die allgemeine Aufregung, die ich für völlig übertrieben halte.Ihren Ausführungen über die Beweggründe Geißlers (Ungezogenheit, Herausplumpste etc.) stimme ich zu, trotzdem finde ich es übertrieben, Herrn Geißler zu unterstellen, er habe Goebbels verharmlosen wollen. Ob Herr Geißler ein guter Schlichter war oder nicht, möchte ich nicht beurteilen und sicher findet in Stuttgart kein Krieg im eigentlichen Sinne statt, ich denke, er hat das Wort Krieg als Metapher verwendet. Ich glaube auch, dass das alles vermutlich auf verletzter Eitelkeit beruhte, und sicherlich ist er, wie Sie schreiben, über sich selbst und seine selbstdarstellerische Eitelkeit gestolpert.

    Ich bin gewiss kein Geißler-Fan, trotzdem finde ich es vollkommen übertrieben, ihm eine Nähe zu Goebbels zu unterstellen und im Übrigen lassen es auch andere Schlichter an Souveränität und Neutralität fehlen. Kritik an seiner Rolle als Schlichter ist m.E. angebracht bzw. erlaubt, ihn in eine Nähe zu Goebbels zu stellen, halte ich für völlig übertrieben.

  6. Heiner Geisslers Vergleich mag unangemessen sein, weil er den Streit um die Zukunft des Stuttgarter Hauptbahnhofs mit einer bestimmten, klar definierten politisch-militärischen Strategie gleichsetzte. Damit hat er der Sache nicht gedient. Es wäre sinnvoller gewesen, von einem Kampf der Systeme zu sprechen: Versteht sich die Deutsche Bahn als Instrument einer internationalen Kapitalverflechtung oder als logistisches (Staats-) Unternehmen, das den Kriterien einer rationalen und auf ökologische Effizienz ausgerichteten Volkswirtschaft unterliegt?

    Der Begriff des „totalen Krieges“ ist ursächlich nicht auf den NS-Propagandaminister zurückzuführen. Bereits Clausewitz hat das, was sich unter dem Schlagwort verbirgt, in seinem Buch „Vom Kriege“ detailliert beschrieben. Seiter wurde es von vielen Militärs und militärisch denkenden Politikern rezipiert, in Deutschland und anderswo. Kennzeichnend für den totalen Krieg ist, dass er vorsätzlich opfert, was eigentlich verteidigt werden soll: das Territorium, die Menschen, die Infrastruktur, die Kultur, die Zukunft.
    Ob die Zukunft des Schienenverkehrs mit dem Konzept von Stuttgart 21 kongruent ist, darf aus guten Gründen bezweifelt werden. Vielmehr kann man den Eindruck gewinnen, dass das Unternehmen Deutsche Bahn eine Strategie der „verbrannten Erde“ verfolgt. Während in der Provinz der Nah- und Schnellverkehr immer mehr zur Karikatur eines öffentlichen Verkehrskonzepts verkommt, werden in ausgewählten Großstädten synthetische Mega-Bahnhöfe installiert, in denen die Menschen eigentlich Fremdkörper sind. Und die Züge selbst sind für den komfortablen Transport von Menschen immer weniger eingerichtet, siehe die Klimakatastrophen des Jahres 2010. Die nicht abreißenden Verspätungen machen Fahrpläne eigentlich überflüssig. Für den Transfer von Kapital beötigt man auch keine funktionieren und pünktlich fahrenden Züge. Potemkinsche Dörfer wie „Stuttgart 21“ sind die Kulisse einer Entfremdung, die von immer noch zu vielen Menschen hingenommen wird.

    Und noch eine Anmerkung zur Sprache: Für noch bedenklicher als das Schlagwort „totaler Krieg“ halte ich das, was sich aus der totalitären und diskriminierenden Sprache der NS-Zeit in unsere Umgangssprache hinübergerettet hat. Beispielsweise der „innere Reichsparteitag“ als Synonym für eine besondere Genugtuung, der Ausdruck „Doppelverdiener“, mit dem Goebbels berufstätige Ehepaare diskriminierte, das unsägliche „Bis zur Vergasung“, das im Nachkriegsdeutschland aufkam und den Massenmord der Nazis verharmloste oder der militärische Begriff „Einsatz“, mit dem fast jede engagierte Tätigkeit in Beruf und Ehrenamt beschrieben wird – genauso wie Goebbels das einst empfohlen hatte.

  7. Geissler hat recht, als er auf die Replik des Journalisten: „Ihr Satz stammt von Goebbels“ sagte: „So? Dann wissen Sie ja mehr als ich“.

    Es wird sicher irgendwann einen Historiker geben, der nachweisen kann, dass Goebbels seinen Satz vom „Totalen Krieg“ von jemandem anderen geklaut hat. Bis jetzt steht natürlich in allen Schulbüchern, dass die Nazis alles von alleine erfunden haben…

    Aber Leute wie Geissler haben leider recht… Nichts wurde von den Nazis allein erfunden…

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