Ich mache jetzt etwas, was ich lange nicht mehr gemacht habe, und veröffentliche Leserbriefe zu verschiedenen Themen en bloc. Für diese Methode, Leserbriefe zu bringen, hatten die Blog-User vor Jahren nach einem Kategorie-Namen gesucht. Dem Finder des Namens, fiasco, ist eine Belohnung versprochen; leider ist das Buch aber immer noch nicht fertig. Das Ergebnis der Aktion: Schlagseite. Unter dieser Kategorie sind im FR-Blog alle Diskussionen eingeordnet, die von mehreren (möglichst) kontroversen Leserbriefen angestoßen werden. Jetzt interpretiere ich „Schlagseite“ ausnahmsweise wieder im ursprünglichen Sinn. Dieses Vorgehen ist gewissermaßen aus der Not geboren, denn ich erhielt in jüngster Vergangenheit viele sehr gute Leserbriefe, für die der Platz auf der Print-Leserbriefseite einfach nicht gereicht hat. Trotzdem möchte ich sie der geneigten Öffentlichkeit nicht vorenthalten. Gegebenenfalls werde ich das auch künftig wieder so machen. Für die Diskussion heißt das, dass zu allen Themen gestritten werden kann, die in diesen Leserbriefen angesprochen werden. Und los geht’s!
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Erhebliches Alarmsignal
Rolf-Alexander Thieke, Pfarrer im Ruhestand, aus Berlin in einem verspätet eingetroffenen Leserbrief zum FR-Interview „Homosexualität ist nicht bibelwidrig“ mit dem früheren EKD-Ratsvorsitzenden Manfred Kock
„Diese Art von öffentlicher Äußerung eines ehemaligen Ratsvorsitzenden gegenüber acht engagierten und zum Teil theologisch-wissenschaftlich brillant ausgewiesenen Bischöfen darf als unwürdig und als ein für die EKD erhebliches Alarmsignal bezeichnet werden. Hierzu nur einige erste Hinweise:
Schon in seinen ersten beiden Antworten zu den Fragen der FR, aber auch im Schlussteil – so muss man es sagen -„wimmelt“ es nur so von Problematiken:
– da ist die pauschale Akzeptanz des idealisierenden Konstrukts „hs. Partnerschaften“;
– da ist sein Anpassungsvotum in Richtung auf „Normativität des Faktischen“;
– da ist die – gerade im Blick auf diese acht Bischöfe theologisch verfehlte – Unterstellung, es handle sich bei ihnen um schlicht „aneinandergereihte“ Bibelzitate;
– da ist Manfred Kocks eigener salopper (selektiv-willkürlicher) Umgang mit „der Bibel“;
– da ist dank seines ehemaligen Amtes der schlimme Versuch, dem Leser literar-historische Hinweise – wie selbstverständlich – als theologisch-kirchliche Urteile zu verkaufen;
– da ist die Gegenüberstellung und verfehlte Trennung von „geschlechtlicher Orientierung“ einerseits und – davon isolierbar – Qualität „persönlicher Beziehung“ andererseits;
– da ist die Minimalisierung des ethischen Anspruchs an christliches Verhalten von Pfarrern und damit leitenden Amtsträgern durch seine Betonung von bloßen Teil-Tugenden;
– da ist seine abgehobene und pauschale Redefigur vom „Zentrum“ der Bibel – eine Aussage und Sprachfloskel (geradezu Leer-Formel), die alles und nichts bedeuten kann;
– da ist seine willkürliche Behauptung der angeblichen „ZEIT“-Bedingtheit (!) des biblisch- ethischen Urteils zur HS o h n e jede hermeneutische Bezugnahme auf das zugehörige Menschenbild nach Gen 1ff und dessen kultur-bildende Bedeutung! Und Und Und …
Ferner ist da sein oberflächliches und defizitäres Urteil zur Lage in der Kath. Kirche, die seit vielen Jahren unter den Folgen von langjährigen Oberflächlichkeiten gerade in Sachen HS zu leiden hat (bis hin zum Bankrott ganzer Diözesen, die mit Schadensersatz¬klagen überschüttet wurden – siehe das bekannteste Beispiel Boston).
Zum Peinlichsten und Übelsten (unter biblisch-theologisch verpflichteten Kollegen!) gehören die Aussagen am Schluss des Interviews. Altpräses Kock gibt damit Einblick in sein eigenes Herz und: er demonstriert seinen – N.B. öffentlichen – Umgang mit den Kollegen. Sollte er sie nicht als Mitbrüder in Verantwortung coram deo achten und dann gerade besonders als Theologen ernst nehmen? Es graust einen bei seinem politisierenden Diskreditierungsversuch per „Alterskonservativismus“, N.B. auf dieser Verantwortungs-Etage …!
Ich meine: Die langjährigen Versäumnisse und Verdrängungen der theologisch-ethischen Hausaufgaben der EKD zu wichtigen Sachfragen müssen jetzt – um der EKD selbst und d.h. um der evangelischen Christenheit in Deutschland willen – entschieden und unter Einbeziehung der besten Instrumentarien, die wir noch haben, besonders zügig überwunden werden. In jeder Hinsicht sollte Altpräses Kock sich und der breiten Öffentlichkeit (!) noch gründlich Rechenschaft geben, was er sich mit seinen Aussagen geleistet hat. Zur Profilierung seines Kenntnisstandes sollte er sich mit den Literatur-Hinweisen vertraut machen, die im Flyer des „Initiativkreises Evangelisches Kirchenprofil“ genannt sind. Es wäre eine Fortsetzung des bisherigen Selbstbetrugs, wenn man in der EKD meinen würde, die kontroversen Fragen seien bisher in der EKD überzeugend geklärt. Dieses Interview illustriert das genaue Gegenteil.“
Im Gegensatz dazu der – veröffentlichte Leserbrief von einem anderen Pfarrer i.R., Ulrich Finckh aus Bremen:
„Der offene Brief der pensionierten Bischöfe zur Homosexualität ist offensichtlich ein Kotau vor fundamentalistischen Leuten. Dabei ist er unbiblisch. Wenn man von einer biblischen Ehe reden will, dann muss man von den Erzvätern und Königen im Alten Testament reden und kommt zum Ergebnis, dass offensichtlich die Mehrehe eines Mannes mit vielen Frauen biblisch ist. Im Neuen Testament wird lediglich von den Bischöfen (nach unseren Begriffen den Pfarrern) verlangt, dass sie nur einmal heiraten sollen (Brief an Titus 1, Vers 6). Die heute übliche Einehe ist das Ergebnis einer langen Geschichte über die Großfamilie mit Familienbetrieben als Normalfall zur Trennung von Beruf und Privatleben in der Industriegesellschaft und der sich daraus ergebenden neuen Ehe- und Familienstruktur. Immer haben sich die Kirchen erst nach einiger Zeit der jeweiligen Entwicklung angepasst. Als die Zivilehe eingeführt wurde, haben die Kirchen protestiert, inzwischen machen sie die staatliche Trauung zur Pflicht. Wenn heute lediglich alte, zeitbedingte Feindbilder fundamentalistisch herausgegriffen werden, ist das jedenfalls nicht biblisch. Wer Jesus ernsthaft nachfolgen will, muss sich daran orientieren, wie er hilfsbereite Mitmenschlichkeit zum eigentlichen Kriterium des rechten Lebens gemacht hat. Und dann kann man an modernen Erkenntnissen über die Veranlagung homosexueller Menschen nicht lieblos vorbeigehen. So ein Verhalten, wie es die theologischen Pensionäre vorschlagen, wird auch nicht besser, wenn man es mit Rücksicht auf den Papst, orthodoxe Patriarchen oder afrikanische Kirchen, die gerade gegen traditionelle Mehrehe auf westliches Verhalten eingeschworen wurden, begründet. Die alten Herren hätten gut daran getan, auf den Hinweis des Paulus zu achten, dass der Buchstabe tötet, aber der Geist lebendig macht (2. Brief an die Korinther 3, Vers 6).“
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Und da soll keine Wut aufkommen?
Gerd Wientzek aus Frankfurt zum Start der Frankfurter CDU in den Kommunalwahlkampf
„Es muss schon deprimierend sein, wenn man die Menschen nicht mehr mit erfolgreich gestalteter Politik überzeugen kann. Da wird sogar die heile Kuschelwelt der Heidi-Romantik des 19.Jhts bemüht. Angeblich entdeckt man plötzlich, dass der Bürger/Wähler doch politisch interessiert ist, und wenn er dann auch noch schön brav ist und kritiklos alle Kröten schluckt, dann passt das alles zusammen.Gerade die alten Parteien haben sich seit Jahrzehnten vehement gegen Volksabstimmungen zur Wehr gesetzt.
Natürlich wird eine florierende Wirtschaft benötigt, aber nicht zum Selbstzweck sondern zu einem würdevollen Leben für die Gesellschaft. Ohne diesen unsäglichen Kahlschlag bei den Löhnen, die ja inzwischen der Dritte Welt Konkurrenz machen, bräuchte man keine ständig steigenden Sicherheitsstufen der Überwachung. Aber die ständig weiter verarmende Masse, die am Staatstropf hängt, sieht doch wie „oben“ gehandelt und wie damit umgegangen wird. Da kommt der Gedanke sich auch mal zu bedienen. Leider trifft es im Normalfall eher die kaum besser Gestellten. An sich müsste in einem Land mit dieser Arbeitsproduktivität der Wohlstand auch bei den unteren 40 Prozent ankommen, denn wir haben ein ständig steigendes Volksvermögen.
In der Schulpolitik stehen Statistiken statt inhaltlicher und struktureller Reformen im Vordergrund. Es wir getestet, geprüft und verglichen und die Ergebnisse sagen rein gar nichts über den Schulerfolg aus. Die gerade laufende Schulwahl macht doch deutlich, wie unüberlegt in der Schulpolitik gehandelt wird. Man beklagt Fachkräftemangel, aber bildet jahrelang nicht richtig aus (Lehrstellenmangel). Statt dessen werden Beratungsstellen produziert und vor allen Untersuchungen in Auftrag gegeben.
Unser stolz verkündetes Jobwunder ist ein prekäres!! Und da soll keine Wut aufkommen? Unser Gesellschaftssystem muss dringend neu erfunden werden oder wenigstens grundlegend erneuert.“
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Gerade mal eine kleine einspaltige Notiz
Sigi Busch aus Würzburg zur Meldung über den Spagat der Justizministerin bei der Vorratsdatenspeicherung
„Da haben wir endlich wieder eine Justizministerin, die im Gegensatz zu ihren VorgängerInnen mit Rückrat und Kompetenz für demokratischen Grundrechte eintritt, und die auch bei der Vorratsdatenspeicherung streitbar und erfindungsreich bleibt, und Ihrer Redaktion ist das in Ihrer Printausgabe gerade mal eine kleine einspaltige Notiz von 12 Zeilen wert. Zwar bin ich kein FDP-Wähler, aber wie viel Minister haben wir schon, die auf großes TamTam verzichten und dafür ernsthaft und glaubwürdig Bürgerinteressen vertreten? Und diese Wenigen brauchen unseren Rückhalt, auch durch öffentliche Bestätigung. Das zeigt sich am Beispiel USA, wo ein fähiger Präsident allein im Regen steht, weil seine Wähler es vorziehen, enttäuscht zu schweigen, anstatt gemeinsam mit ihm und demonstrativ öffentlich gegen die Widerstände von Lobbyisten und Ewiggestrigen für soziale Reformen zu streiten.“
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Blindheit für Rechts
Das LKA Baden-Württemberg spähte Studenten aus. Karola Schramm aus Wetter meint:
„Vorbeugen ist besser als heilen, heißt es in der Medizin. Auf’s Politsche übertragen kann derartiges Verhalten leicht paranoide Züge annehmen, erst recht, wenn es dezidiert gegen linke Gruppen geht. Dabei ist nämlich nicht ausgeschlossen, auf dem rechten Auge blind zu werden. Eigentlich sehr schön, dass der Zufall diese Blindheit für rechts ans Licht brachte. Da wird mal gerade so auf andere Gruppen das projiziert, was die eigenen Gedanken und Erfahrungen so ausbrüten, bzw. wie jemand selber ist. Bleibt zu hoffen, dass die Grünen nicht locker lassen. Aber wo bleibt die SPD in BW bei diesem antidemokratischen Verhalten vorsichtshalber sog. anarchistische Gruppen bespitzeln zu lassen?“
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Altertümliches Afrika-Bild
Mortimer Berger aus Leipzig zur Kolumne „Kontinent der Stämme“ von Avi Primor:
Mit großem Erstaunen nahm ich Avi Primors Afrika-Kolumne zur Kenntnis. Mit großem Erstaunen deshalb, weil sich Primor eines Ethnizitätsverständnisses bedient, das nicht mehr zeitgemäß ist und in der Afrikaforschung längst zu den Akten gelgt wurde. Zu Recht, wie ich finde.
Frappierend ist zuallererst Primors Terminologie: Von „Stämmen“ spricht heute niemand mehr, wurde dieser Begriff doch sowohl von afrikanischer als auch von europäischer Seite als diskriminiernd verworfen. Nun gut, in einen moderneren Duktus transformiert, ist Primors These, dass die ethnische Heterogenität der meisten afrikanischen Staaten ein hohes Konfliktpotenzial birge und verantwortlich für die jüngsten gewaltsamen Konflikte in Sudan und der Elfenbeinküste sei.
Es mag richtig sein, dass ethnisches Bewusstsein in afrikanischen Ländern stärker ausgeprägt ist als in anderen Teilen der Welt. Die These vom „Kontinent der Stämme“ versagt aber auf ganzer Linie, belegt
doch schon ein Blick auf die vorkoloniale Geschichte Afrikas, dass die inter-ethnischen Grenzen fließend waren und die (Über)Betonung der ethnischen Zugehörigkeit der kolonialen Invasion zu verdanken ist. Mehr noch: Ethnische homogene Staaten waren im vorkolonialen Afrika die Ausnahme.
Kann es nicht sein, Herr Primor, dass in den zahlreichen Konflikten auf afrikanischem Boden Ethnizität und Religiösität instrumentalisiert werden und dass die eigentliche Konfliktursache meist wirtschaftlicher, politischer, sozialer oder klimatischer Natur ist?
Spannend erscheint mir außerdem die Frage, was Ihr Afrika-Korrespondent Johannes Dieterich davon hält, dass in der FR ein solch altertümliches Afrika-Bild gezeichnet wird.“
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Zweifel und Selbstbeschuldigungen
Judith Schlächter, Angela Wagner und Gudrun Wörsdörfer von der Beratungsstelle Frauennotruf Frankfurt zum FR-Artikel „Es ist eine Tortur“ über vergewaltigte Frauen vor Gericht:
„In dem Bericht von Ingrid Müller-Münch werden sich leider viele Frauen und Mädchen mit ihren Erfahrungen wiederfinden. Insbesondere die Selbstzweifel, ob eine Vergewaltigung vom Beziehungspartner oder Ehemann
überhaupt eine Vergewaltigung sein kann, werden in unserer Beratungsstelle immer wieder thematisiert und hindern Betroffene oft nicht nur an einem konsequenten strafrechtlichen Vorgehen sondern auch an selbstschützenden Verhaltensweisen. Die im Artikel sehr gut dargestellten Vergewaltigungsmythen tragen mit dazu bei, dass sich die Frauen mit Fragen Ihrer Verantwortung, Ihrer Schuld und Ihrem Versagen quälen und die Verantwortlichkeit des Täters buchstäblich aus dem Blick verlieren. In einem solchen Dilemma ist eine Anzeige aus verständlichen Gründen schwer vorstellbar. Die eigenen Zweifel und Selbstbeschuldigungen werden auch im privaten und institutionellen Gegenüber vermutet. Diese Annahme verhindert, dass sich die Frauen an Freundinnen und Freunde, die Ärzteschaft, Polizei und Beratungsstellen wenden. Hier ist noch sehr viel Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, schön dass die FR das Thema aufgreift.“
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Die Abfliege
„Die Abfliege Nach der Hauptversammlung der Eichborn AG fragen wir den Aktionär Ludwig Fresenius: Macht Eichborn die Fliege? Yes. Ich G nach B. Und der Verlag? Sie sprechen mit 75 Prozent der Aktien. Ich bin der Verlag. Dessen Sprecher immerhin sagt, dass keiner in der Frankfurter Kaiserstraße 66 nach B. will. Nicht e i n Mitarbeiter. Doch, ich. Sie sind auch Mitarbeiter? Ja. Ich hab mir den neuen Verlagsnamen ausgedacht: Fresenius Mental Care. Im übrigen wollen wir die Hälfte des Personals loswerden. Ein Umzug nach B. ist dafür das sichere Mittel. Auch viele Autoren sind gegen das B.-Projekt … Die Autoren wollen wir auch loswerden. Sind Sie sicher? Die Besten sind schon weg. Ein Sven Regner brachte zirka 50 Prozent des Eichborn-Humors auf die Waage. Übrigens ist er d e r Berlinspezialist … Herr Regner stammt aus einem B., das wir 1989 abgeschafft haben. Das heutige B. kommt ohne ihn aus. Ein Walter Moers mit seinem „kleinen Arschloch“ gab dem Verlag quasi sein Gesicht. Es gibt andere. „Das kleine Arschloch“ ist zu toppen. Wo ich durch will, ist kein Platz für einen Walter Moers neben mir. Sehen Sie es so: Unser Humor erreicht mittlerweile ein Niveau beinahe von Dieter Hallervorden. Den Kampf nehmen wir an. Bolle, wir kommen! (Flüstert:) Und die Hauptsache bleibt doch in Frankfurt, unsere Börsennotierung! Wissen Sie eigentlich, was Ihre Aktie im Vergleich zum Ausgabekurs wert ist? Nein. Fragen wir anders, wie viel ist sechzig durch zwölfhundert? Ein Zwanzigstel. Bingo. Sind Sie an der Börse richtig – als einziger Verlag? Ist doch mein Geld. Gehen Sie doch mit Ihrem Geld nacktbaden! Die Frankfurter Rundschau zitiert Sie dahin gehend, Sie hätten den Verlag für Ihre Frau gekauft. Die mag Bücher, Sie mögen Wein. Sie besitzen einen Weinberg, die Frau soll auch nicht leben wie ein Hund. Lassen Sie mich raten: Ihre Frau mag B. Richtig. Sie ist halt noch jung. Führt das nicht irgendwann zur räumlichen Trennung von Ihnen? Hab ich bedacht. Mein Weingut zieht nach der Spätlese ebenfalls nach B., Südhang Kreuzberg. Alles wird gut. Vielen Dank Herr F. und viel Spaß weiter bei der Arbeit.“
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Ein eher seltenes Erlebnis
Jürgen Malyssek aus Wiesbaden meint zum Interview mit Catherine Camus:
„Respekt Frankfurter Rundschau! Respekt, daß Sie Albert Camus auf die Titelseite Ihrer Samstag-Ausgabe gebracht haben! Das ist eher ein seltenes Erlebnis. Vielen Dank auch für das Interview (danke Martina Meister!) mit der Tochter von Camus, Catherine Camus, die einen sehr schönen Bildband über das Leben dieses für mich bedeutsamen Schriftstellers und Zeitkritikers herausgebracht hat.Die französische Ausgabe trägt übrigens den Untertitel: SOLITAIRE et SOLIDAIRE. Zwei wichtige immer wiederkehrende Begriffe in den Werken Camus‘. Wer sich heute Gedanken macht über den Zustand der Welt, über Fragen der Ethik, Moral, Existenz, der Freiheit und des Widerstands, dem sei weiterhin die Lektüre von Camus empfohlen. Im Interview geht Catherine Camus unter anderem auch auf das Buch „Der Fall“ ein. Dieses Buch gibt die Widersprüche unserer Existenz am besten wider, sagt sie. So ist es. Auf Tuchfühlung mit dem Leben. Und es ist humorvoll dazu: ‚Meine großartige Idee aber ist die folgende: man muß dem Papst vergeben. Denn erstens hat er es nötiger als alle anderen, und zweitens ist es die einzige Möglichkeit, über ihm zu stehen.'“
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Deutliche Kapitalismuskritik
Herbert G. Just aus Wiesbaden:
„Sehr spannend war heute die Seite 6 der FR zu lesen. In der linken Spalte „Attacke gegen die Linke“ nölten zum wiederholten Male die Generalsekretäre der C-Parteien von der flächendeckenden Beobachtung der Partei Die Linke durch den Verfassungsschutz. In dem Artikel „Eine Rote beim Daimler“ wird Frau Verfassungsrichterin Hohmann-Dennhart zitiert, die vor einer Welt warnte, in der sich das Kapital unbegrenzt floatend allein die Maximierung seiner Rendite zum Ziel setzt, der Wettbewerb die Welt umspannt und den zum Sieger erklärt, der die Preise (und Löhne) am besten drückt. In meiner Lesart eine deutliche Kapitalismuskritik, die Frau Hohmann-Denhart mit mehr als 80 % der Bevölkerung teilt. Somit wird es höchste Zeit, das die Verfassungsrichterin flächendeckend vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Herr Gröhe und Herr Dobrindt, worauf warten Sie noch?“
Die Schwierigkeiten des Eichborn-Verlages sind klassisches Beispiel dafür, was geschieht, wenn man – gegen den Rat der Mitarbeiter – einen Verlag dazu zwingen will, permanentes cross-dressing zu betreiben und ihn damit seiner eigenen Identität, die zugleich ein höchst wertvolles Alleinstellungsmerkmal war, beraubt. Ein von seiner Führung zwangs-entfrechten Eichborn, der gezwungen wird sich mühsam im Areal zu behaupten, wo bereits die anderen, hysterischen Verlagselefanten sich gegenseitig zu Tode hampeln, strampeln und trampeln: Das überlebt keine Fliege. Dass die Stadt Frankfurt achselzuckend zuschaut ist vielleicht kein Wunder – Eichborn hatte doch den Hautgout des Bahnhofsviertels. Statt darin eine Qualität zu erkennen, war die Fliege wohl eher lästig. Dass die „Kooperation“ mit Aufbau zur Flienfrikassierung führt ist ja seitens der Aufbau-Führung mehr als deutlich gesagt worden. Die Fliege verkommt also zur Sättigungsbeilage. Traurig.
Rolf Silber Gewesener Autor des Eichborn-Verlages
Eine Bemerkung zu „Kein Gift für Todesspritzen in den USA“
Das ist eine wirklich gute Nachricht. Aber warum ich schreibe: Grosses Kompliment an Daniel Baumann zu dem Satz:“Das Narkosemittel wird dort zur ERMORDUNG von Straftätern….
Genau das ist es: Ein Mensch mordet andere und wird vom Staat ermordet. Es gibt keinen Unterschied. Die Todesstrafe ist keine Strafe sondern ein staatliches Gewaltverbrechen.
zu 1. Die Stadt Frankfurt hat an ihrer etwas queren Kultur kein wirkliches Interesse (s. Forsythe), den Wechsel zum Mainstream hat sie womöglich noch nicht mitgekriegt. Aber da wohl die Frau von Herrn Fresenius nach Berlin will, hätte auch Frau Roth keine Chance.