38 Kommentare zu “Satire

  1. Ja, Bronski,
    Satire, die nicht gut ist, ist keine, dem ist durchaus beizupflichten, aber darüber ist die satirische Dichtung jenes besagten oder unsäglichen Herrn Schulz im Stile des Kleinstadtmetzgers ja durchaus erhaben.
    Nun treibt er in dem entsprechenden Blog sein Wesen auch noch mit „Politsatire“, die mir im Gegensatz zu seinen Gedichten ganz und gar ungereimt erscheint und erfüllt damit eine weitere Bedingung, die an Satire zu stellen ist und die Sie unterschlagen haben. Karl Kraus nämlich, der große Satiriker, sagt: „Satiren, die der Zensor versteht, werden mit Recht verboten.“
    Nun haben wir zwar keine Zensoren mehr, aber da solcherart Satire vermutlich überhaupt niemand versteht, verstünde sie eben auch der Zensor nicht.
    Und da Herrn Schulz auch der Humor nicht abgeht, denn eines solchen bedarf es zweifellos in hohem Maße für die Veröffentlichung seiner gereimten und ungereimten Satiren, gehört er auch nicht verboten.
    Oder doch?

    Fröhliche Grüße
    Heinrich Ebbers

  2. lieber herr ebbers

    jetzt sind sie drauf reingefallen, auf den bronski, denn was er doch eigentlich anzetteln wollte ist doch eine diskussion über die chaostheorie. geschickt verpackt in einen langen standpunkt, sind sie auf eine aussage hineingefallen, dass der strom mit der steckdose zusammenhängt, z.b. was man so natürlich nicht ohne weiteres einfach stehen lassen kann (oh ich sehe gerade noch 1600 zeichen zur verfügung, ist das neu @bronski? *g). und was machen wirt jetzt mit herrn lutz buege, der ja auf bronski bezug genommen hat, ein blog weiter vorne, und damit uns mal wieder herr offermann vorwerfen ja wir würden hier eine privatdiskussion führen, gell bronski, ich habe einen interessanten lebenslauf (steht weiter vorne im blog @l.buege 😉 ).
    aber spass bei seite, herr bronski, im buddhismus nennt man das die lehre vom abhängigen entstehen, insofern ist es ja wohl das mindeste, dass die schmetterlinge daran beteiligt sind.
    insofern herr ebbers hätte herr bronski auch anders fragen können, z.b. so: wenn in einem wald ein baum umfällt und kein lebewesen ist da um das dabei entstehende geräusch zu hören, existiert der ton dann in wirklichkeit oder nicht?
    besten gruss
    ihr
    karsten neumann

  3. @ka_neu

    o je, noch ’ne ungereimte Satire, die der Zensor und ich nicht verstehen. Veilleich hilft uns ja der Herr Offermann und schafft hier mal Ordnung.

    Grüße
    Heinrich Ebbers

  4. Damit sind wir wohl in den Gefilden der Erkenntnisphilosophie angekommen, nicht wahr? 🙁

    Ka_neu, können Sie mir sagen, wohin Ihr Beitrag uns führen soll? Sie hätten mich gern wörtlich nehmen dürfen: Mir gehts um das Thema Satire, denn ich mache im Kontakt mit Leserinnen und Lesern immer wieder die Erfahrung, dass Satire nicht immer als das verstanden wird, was sie sein will. Das mag durchaus an den Texten liegen, aber auch die Wahrnehmung der Leserinnen und Leser steht hier in Frage.

    Die These von Martin Schmidt lautete: Satire müsse gut sein, sonst sei sie keine. Dem würde ich gern widersprechen, denn es gibt natürlich auch schlechte Satire, die deswegen aber trotzdem Satire ist. Sie entfaltet lediglich nicht die beabsichtigte Wirkung. Im schlimmsten Fall berührt sie peinlich. Das fällt dann meistens auf den Autor zurück.

  5. lieber herr bronski

    als erstes bedanke ich mich mal für den unterstrich, ich für meine wenigkeit bin da ja manchmal etwas tippfaul, wie sie aus dem blog über das ergbut, oder war es doch eine sie?, wissen, hinzukommen die üblichen leichtsinnsfehler, die jemand macht, wenn er das tippen nie gelernt hat, ob daraus systzem wird liegt nicht in meiner hand!
    was das hässlich gelbe smiley (harte kritik am CI des internetauftrittes der FR) mit dem enttäuschten grinsen in bezug auf die erkenntnisphilosophie (die liebe zur wahrheit) soll, weiss ich nicht, sie wissen das wahrscheinlich besser, aber bitte, wenn sie unbedingt schmetterling spielen wollen, mir soll es recht sein.

  6. Nun, Bronski,
    was an den Gefilden der Erkenntnisphilosophie so traurig sein soll, wie das Mondgesicht anzeigt, ist mir unklar. Noch unklarer ist mir aber, wieso Sie dann noch in die Gefilde der Ontologie sich begeben.
    Ist denn das Gutsein, so die ontologische Frage, eine akzidenzielle oder eine substanzielle Eigenschaft der Satire? Gehört also das Gutsein wesenhaft zur Satire oder ist diese Eigenschaft ihr äußerlich und könnte auch fehlen?
    Diese Frage ist in der Tat schwerer zu beantworten als die andere, wer denn entscheide, ob eine Satire gut oder schlecht sei, worauf die klare Antwort lautet: Das entscheide ich, der kritische Kritiker, der das schließlich beurteilen kann.
    Komplizierter, wie gesagt, ist die Frage nach Substanz oder Akzidenz, sind doch da die Antworten im Bezug auf den Menschen bereits kontrovers. So bestimmt Aristoteles den Menschen wesenhaft als das Vernunft, zugleich aber auch als das Politik habende Lebewesen, was ja schon ein deutlicher Widerspruch ist, und die Konfusion wird noch größer, wenn Tucholsky den Menschen als das Wesen definiert, das Lärm macht und seinen Hund bellen lässt.
    Bei der Satire wird es wohl so aussehen, dass es einen vulgären und einen emphatischen Begriff davon gibt, ähnlich wie beim Gedicht. Hier steht ja schon seit langem im Widerstreit der Meinungen, ob alles, was sich reimt, ein Gedicht sei, so wie alles, was zwei Backen hat, ein Gesicht sei, welche beiden Auffassungen jeweils ihre Verfechter und Gegner finden, je nach Engstirnig- oder Kurzsichtigkeit.
    So gibt es eben auch kunstsinnige Vertreter eines emphatischen Satire-Begriffs, wie der Herr Schmidt, dem Qualität noch etwas gilt, und der sagt: Satire muss gut sein. Will man es ihm ernsthaft verübeln, wo andere widerspruchslos behaupten können, der Opel sei kein Auto?
    Dem steht der Bronski gegenüber, dem gute und schlechte Satire einerlei sind und der damit dem Qualitätsverfall in seinem Blog Tor und Tür öffnet.

  7. Also, lieber Karsten Neumann,

    Ihr Kommentar zum gelben Smiley erschien ja irgendwie, während ich mit Unterbrechungen an meinem bastelte oder wurde zunächst von mir nicht wahrgenommen, und die Ähnlichkeit in unser beider Formulierungen deutet ja vielleicht doch auf eine Art von geistiger Verwandschaft hin, die Sie an anderer Stelle bereits gemutmaßt haben und die mir individualistischem Original, für das ich mich halte, doch eher suspekt ist.

    Ich werde also in Zukunft Ihre Beiträge noch aufmerksamer studieren, um zu sehen, wie ich mich deutlicher davon abgrenzen kann.

    Fröhliche Grüße
    Heinrich Ebbers

  8. @ Heinrich Ebbers, Sie sind ein Schelm, ein flunkernder. Tun so, als hätten Sie noch nicht erfahren, was passiert, wenn man hier vom Hundertsten ins Tausendste kommt!

    „wenn in einem wald ein baum umfällt und kein lebewesen ist da um das dabei entstehende geräusch zu hören, existiert der ton dann in wirklichkeit oder nicht?“, hatte ka_neu oben gefragt. Wollen wir das ausdiskutieren? Dann lassen Sie uns beim Begriff der Wirklichkeit beginnen, um dann vorzudringen in die Gefilde der Wahrheit, der Wahrhaftigkeit, letztlich des Seienden und des Seins an sich und in seinen Erscheinungsformen, wobei wir die verschiedenen Aspekte der Erscheinungen bitte nicht außer acht lassen wollen. Oder aber wir einigen uns darauf, dass der Baum beim Umfallen ein Geräusch machen KÖNNTE, egal ob jemand in der Nähe ist oder nicht. Denn das werden wir nicht entscheiden. Ich finde, das ist schon ein Mondgesicht wert.

    Ein Schelm sind Sie auch deswegen, weil Sie natürlich wissen, dass eine gute Satire eine treffende Satire íst. Treffend in ihren Zuspitzungen, in ihrem Ton, in dem Punkt, auf den sie die Dinge bringt. Das Treffendsein ist eine Eigenschaft, die Satire zur Satire macht. Eine nicht treffende Satire trifft nicht und ist daher im besten Falle nur noch Comedy.

    Aber in der Tat: Ob eine Satire gut ist, entscheiden Sie als Leser. Wobei Ihr Geschmackt eine gewichtige Rolle spielt, so dass sie dies letztlich nur für sich selbst entscheiden können. Aber das genügt ja.

  9. Guten Abend, die Herren Bronski, Ebbers und Neumann,

    auch wenn der vorerst vorletzte Beitrag Züge eines versöhnlichen Schlussworts trägt, möchte ich noch einmal zum Ursprung der Diskussion zurückkehren. Klaus Werle gestattet sich in seinem Artikel vom 28.9. launige Bemerkungen über Wowereits Spruch vom offenen Sektglas, ohne den Erfinder dieses hübschen Faux-Pas, Edmund Stoiber, einer Silbe zu würdigen. Das kann nur einen der folgenden drei Gründe haben:

    1. Werle war der Zitat-Charakter des Wowereit-Spruchs unbekannt. Dürfte ausscheiden, wenn er nicht gerade frisch aus einem dreijährigen Erholungsurlaub vom Meer der Ruhe zurückgekehrt ist.

    2. Werle suchte nach einem Anlass für „Journalistenhäme“. Diese Lesart von Martin Schmidt ist nur auf den ersten Blick unfein, rettet sie Werle doch vor Variante 1.

    3. Werle schlug Wowereit, aber er meinte Stoiber – ein Witz mit respektabler Treppenlänge.

    Egal, ob Sie sich für Tor 1, 2 oder 3 entscheiden: Hinter jedem lauert der Zonk. Wenn der dann auch noch ein Leibchen mit der Aufschrift „Satire“ trägt, sollte das doch eigentlich den Widerstand der Satiriker hervorrufen. Der guten jedenfalls.

    Auf das Sekt-zu-Null der Eintracht erhebt sein offenes Glas

    Jan Schmidt

  10. @ bronski
    abgrenzen ist immer gut herr ebbers, nicht, dass si ewegen mir noch ein borderlinesyndrom entwickeln.
    @ bronski
    sie dürfen mit herrn ebbers gerne über die wirklichkeit diskutieren, wegen mir auch allein
    @ herrn schmidt, gestatten sie sind zu kurz zurückgekerht, es begann am 04.10.05 um 07:56 Uhr mit diesem blogbeitrag von mir bei: „Es liegt in der Natur…“
    „@daniel
    masse? *lol, ich dachte wir seien längst schon alle energie?!!!“

    mit freundlichen grüssen
    karsten neumann

  11. @ ka_neu
    Lieber Herr Neumann, sie sind mir ja einer: Erst zetteln Sie die philosophische Diskussion an, und nun wollen Sie kneifen.
    Nun gut, dann also:
    @Bronski
    Lieber Herr Bronski,
    Sie sind ja ein begnadeter Satiriker, denn was Sie schreiben, finde ich im Wesentlichen treffend.
    Ich denke jedoch, die Dinge liegen bei der betreffenden philosophischen Frage etwas komplizierter. Aber ist das wirklich von so allgemeinem Interesse, dass wir es hier ohne den Anstifter Neumann ausdiskutiren sollten?
    Aber meinetwegen: Vom Standpunkt eines radikalen Sensualismus aus würde man wohl sagen: Das Umfallen des Baumes findet jedenfalls statt, wenn es die Bedingung erfüllt, wahrgenommen werden zu können.
    Zur Frage stand aber nicht der umfallende Baum selber, sondern ein erzeugtes Geräusch (oder ein Ton, wie Herr Neumann annimmt), und das findet, auch wenn es in Zusammenhang mit vom stürzenden Baum erzeugten Luftbewegungen auftritt, jedenfalls im Gehirn statt. Meine Auffassung hierzu ist ohnehin materialistisch: Die objektive Wirklichkeit (der umstürzende Baum) existiert unabhängig vom Bewusstsein und also auch von der Wahrnehmung. Das Geräusch ist jedoch kein Phänomen der Wirklichkeit, sondern ist sozusagen der Widerhall des Wirklichkeitsphänomens im wahrnehmenden Subjekt, und wo dieses nicht zugegen ist, findet das Geräusch oder der Ton auch nicht statt.

  12. Lieber Herr Neumann,

    bitte üben Sie Nachsicht mit einem Neuling im Blog-Geschäft. Ich räume ein, Ihren bahnbrechenden Beitrag vom 4.10. erst jetzt zur Kenntnis genommen (und sogar im Original nachgelesen) zu haben. Wenn Sie mir nun noch erklären würden, was dieser mit dem hiesigen Thema zu tun hat und wieso ich bei meiner Rückkehr zum 28.9. (statt zum 4.10.) zu kurz gesprungen bin, wäre das (sicher nicht nur) mir eine große Hilfe.

    Auf einen Unterschied zwischen „alogisch“ und „blogisch“ hofft

    Jan Schmidt

  13. lieber herr schmidt

    bronski hatte ja die erkenntnisphilosophie angesprochen, eine erkenntnis der physiker ist ja, dass amterie zu energie und energie zu materie werden kann.
    wenn sie mir jetzt einen anderen ursprung einer diskussion nennen, naämlich festzulegen, wann was was ist, als diesen, bitte, dann wünsche ich ihnen viel spass beim sektglas aufmachen ;-))))

    ihr
    karsten neumann

  14. Vielen Dank für den Hinweis. Damit haben wir energisch aneinander vorbei geschrieben – bei mir ging es um „Satire“ im Sinne des Eingangsstatements von Bronski, in Nr. 8 etwas unbeholfen als „Ursprung der Diskussion“ bezeichnet. Den späteren erkenntnisphilosophischen Verästelungen wollte ich damit implizit einen „off-topic“-Stempel verpassen. Vielleicht anmaßend, ganz sicher aber aussichtslos.

    Bevor aus dieser Meta- eine Meterdiskussion wird, verschwindet

    Jan Schmidt

  15. @jan schmidt
    irgendwo entschwunden, hoffentlich wieder kommend ;-))), ich hatte bereist unter punkt zwei klargestellt, dass es bei dem von herrn bronski initierten blog wohl nicht um satire geht, sondern um die chaostheorie. desweiteren hatte ich darauf hingewiesen @herrn ebbers, dass es im buddhismus die lehre des abhängigen entstehens gibt. wenn sie den buddhismus als rine philosophie bezeichen wollen, bitte, aber kommen sie mir hinterher nicht wieder, der bronski hätte gesagt es ginge hier ausschliesslich um satire.

    karsten neumann

  16. @ Karsten Neumann

    schwupps, schon wieder da (bei so einer freundlichen Aufforderung…):
    Herr Bronski hat allen Grund, sich bei Ihnen zu bedanken. Denn wo wäre er ohne Ihre Klarstellung, dass er sein eigenes Thema völlig falsch verstanden hat? Mal sehen, wie lange er noch renitent auf dem Thema „Satire“ beharrt (s. den Beitrag Nr. 4). Meilenweit am Thema vorbei:

    Jan Schmidt

  17. @ jan schmidt

    achso ich dachte schon sie seinen womöglich bronski

    ziehmlich na dran ; – ) {so ascii code, habt ihr es jetzt begriffen?!!!, weniger freundliche aufforderung an die ƒ® 😉 @ bronski}
    karsten neumann

    ps das schöne ist ja man kann die ziffern unten (kommentarlänge) ja nicht eintippen, ohne, dass die verfügbaren zeichen weniger werden ; – )

  18. @ ka_neu:

    Herr Neumann, Bronski bin ich! Und ich habe allen Anlass zu der Hoffnung, dass dies auch so bleiben wird. Wobei es durchaus erkenntnisphilosophische Ansätze gäbe, mir dies auszureden; schließlich ist sich ja über die Existenz meines Ichs bzw. Selbsts niemand außer mir im Klaren. Aber dieselbe Ausrede müssten Sie sich dann von mir bezüglich Ihrer Person gefallen lassen.

  19. Lieber Herr Neuman,
    nur mal zur Klarstellung: Die von Herrn Bronski initierte Satire-Debatte fand ihren Ursprung in einem – zugegebenermaßen „schrillen“ – Leserbrief von Martin Schmidt, der sich kritisch mit der Qualität der Glosse vom 28. September unter der Überschrift „Sektlaune“ auseinandersetzte. Vielleicht wäre es ja ganz sinnvoll, wenn diese denkwürdige Glosse noch einmal zur Verfügung gestellt werden könnte, damit tiefgründige Assoziationen mit Chaos-Theorien oder Ähnlichem für themenbezogene Fragestellungen aufgespart werden können. Insofern dürften Sie sich dann entspannt zurücklehnen und sich den Genuß von „Sektlaune“ – noch einmal gönnen.

    Carmen-Clarissa Schmidt

  20. @ Frau Schmidt:

    Diesem Vorschlag komme ich gern nach.

    Sektlaune (von Klaus Werle, FR vom 28.9., Seite 28)

    Seine ausdauernde Präsenz auf allerlei Hauptstadt-Festivitäten hat Klaus Wowereit (SPD) den Spitznamen „Partybürgermeister“ eingebracht. Das klingt schön volksnah, aber einer steilen Polit-Karriere ist das Etikett nicht unbedingt förderlich. Deshalb arbeitet „Wowi“ seit einiger Zeit an seiner Seriosität. Er sagt jetzt öfter mal etwas Inhaltliches, und während des Kommentierungsmarathons am Abend der Bundestagswahl war er immer fleißig zur Stelle, wenn es darum ging, das überraschend gute Abschneiden seiner Partei zu interpretieren.

    Weil die Lage koalitionstechnisch ein wenig verworren war, wich Wowereit auf Handfesteres aus: „Jetzt wird erst mal ein Glas Sekt aufgemacht“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister – und demonstrierte damit, dass er sein altes, flatterhaftes Jet-Set-Leben nicht nur weit hinter sich gelassen, sondern auch bereits wesentliche Feiergrundsätze vergessen hat. Denn wann hätte jemand schon ein Glas Sekt aufgemacht? Gläser sind im Allgemeinen bereits offen. Und das ist auch gut so, sonst könnte man ja nicht den Sekt aus der gerade aufgemachten Flasche hinein gießen. Vielleicht aber ist Herr Wowereit pfiffiger als wir glauben, denn sein Satz analysiert überaus treffend den turbulenten Wahlabend.

    Sekt trinken wollten an jenem Sonntag wohl alle, denn jeder fühlte sich als Sieger. Wo aber so viele Menschen auf ihre Erfolge anstoßen möchten, da wird der Sekt schnell knapp. Rat wusste zum Glück Klaus Wowereit, als Herr der immer klammen Hauptstadt versiert im Umgang mit knappen Ressourcen: Weil nicht jeder eine ganze Flasche kriegen kann, machen halt alle erst mal nur ein Glas Sekt auf. Wie es dann technisch gelöst wurde, ein offenes Glas zu öffnen, das bleibt wohl Herrn Wowereits Geheimnis.

  21. Die teilweise interessante Diskussion veranlaßt mich, hier meinen Stein des Anstoßes zu posten:
    Leserbrief vom 29. September 2005

    zu SPRACHKRITIK „Sektlaune“ am 28. September 2005 von Klaus Werle

    Wie gereizt reagierte doch die Journalistenschar, nachdem Bundeskanzler Schröder in der „Elefantenrunde“ der Wahlnacht von der Häme der Presse gesprochen hatte! Alles nicht wahr, schlechter Verlierer, Pressefreiheit und so weiter.

    Nun schreibt Klaus Werle in Ihrer Zeitung vom 28. September in seiner Glosse „Sektlaune“, Klaus Wowereit habe den Satz gesagt: „Jetzt wird erst mal ein Glas Sekt aufgemacht!“.

    Hieraus schöpft Herr Werle Spott und Häme, er belehrt den Regierenden Bürgermeister dass Gläser im Allgemeinen bereits offen seien, und baut darauf seine von Abneigung gegen den unseriösen „Party-Bürgermeister“ mit „ausdauernder Präsenz auf allerlei Hauptstadt-Festivitäten“ geprägten Ausführungen auf, der ein „flatterhaftes Jet-Set-Leben“ hinter sich habe und deshalb an seiner Seriosität arbeite.

    Wenn es noch eines Beweises für Journalistenhäme bedurft hätte, hier ist er.

    Schlimm: Ein emotional nicht austarierter Journalist, dem es scheinbar endlich gelungen ist, diesem Wowereit eins auszuwischen, ergeht sich haltlos in Schmähungen und kein Redakteur fällt ihm in den Arm, um den Kollegen vor der Lächerlichkeit zu bewahren!

    Oder besteht die Redaktion aus heurigen Hasen, die einen solchen Satz dem Regierenden Bürgermeister Wowereit zutrauen, und die nicht wissen, dass er von Herrn Stoiber stammt, geprägt in der Wahlnacht 2002, als dieser sich schon als Kanzler wähnte, und dass Klaus Wowereit ihn in Hinblick auf Parallelen zum Abschneiden von Angela Merkel ironisch zitierte?

    Und für dieses Meisterwerk einer Glosse brauchte Herr Werle neun Tage! Als Strafarbeit sollte er sich einmal an einer Glosse über schlechte Recherche und Journalisten-Arroganz versuchen.

  22. Nur, um das Dokumentations-Intermezzo perfekt zu machen, liefere ich das Original-Zitat von Stoiber 2002 nach:

    „Ich werde jetzt noch kein (Pause) Glas (Pause) Champagner öffnen. Aber es wird bald sein.“

    Liebe Mitblogger,
    ich habe über den Spott, der sich an dieses Zitat knüpft, noch einmal nachgedacht. Gut, es liegt auf der Hand, Gläser (zumindest solche für Schaumwein; vgl. dagegen Marmelade, Nutella u.ä.) sind schon offen. Aber woher hätte Stoiber das wissen sollen? Stellen Sie sich doch mal seinen Arbeitstag vor. Er kommt ins Büro – die Tür öffnet die Sekretärin. Er setzt sich an den Schreibtisch – die Post liegt natürlich auch schon längst geöffnet da. Soll dann der prickelnde Stimmungsaufheller im offenen Glas kein weiterer Beleg dafür sein, dass sein Stab mitgedacht und vorgearbeitet hat? Wenn er nun am Wahlabend ankündigt, dass er selbst Hand anlegen will, zeigt dies: Stoiber ist sich auch für niedere Arbeiten nicht zu schade. Das macht ihn doch irgendwie sympathisch, oder?

  23. zu Herrn Ebbers

    Vermutlich Herr Ebbers sich als Zensor versteht
    Deshalb verstehe ich nun, dass ihm Humor abgeht

    Er mag den Metzger instrumentalisieren
    Ich will ihn trotzdem nicht bekehren

    Bei Politik da scheiden sich die Geister
    Vielleicht war Ebbers dereinst Metzgermeister

  24. Heute Schulz die „Zweite“ zu Satire

    Hat die Satire Biss
    Ist eines ganz gewiss

    So mancher dann ist sehr erbost
    Worauf`s in seinen Ohren tost

    Ist er dann sogar noch Narziss
    Fängt an zu klappern sein Gebiss

    Die Wut die macht sich langsam breit
    Wird`s dann allmählich höchste Zeit

    Das einsetzt bei ihm nun der Verstand
    Es war nur Satire in forschem Gewand

  25. Und nun nochmal Schulz

    Aus meiner Studentenzeit in Ffm erinnere ich mich eines schönen Zeitvertreibs; er hat Ähnlichkeit mit dem was wir hier machen. Es war 1963 und es gab noch nicht das was heute uns von den 68ern überliefert ist. Aber wie vielen bekannt, man kann nicht immer zielgerichtet studieren. Also, wir spielten theoretisch den Fall durch, was würden wir tun, wenn wir eine Dampflokomotive geschenkt bekämen; dürften diese aber weder verschrotten noch verschenken, hätten aber andererseits auch kein Grundstück zum abstellen!
    Ist das nun Philosophie oder Satire oder ganz einfach Quatsch?

    Jedenfalls war es seinerzeit für uns unterhaltsam, selbst in einer aussichtslosen unproduktiven Situation zu argumentieren und Argumente zu zerpflücken.

  26. Lieber Herr Bronski,
    ich hätt’ da noch eine Anmerkung zu Ihrem Beitrag Nr. 4: Stellen Sie sich mal bitte vor, ich betriebe einen Lebensmittelladen. In meinem Sortiment befänden sich unter anderm verschimmeltes Brot, mit Salmonellen infiziertes Fleisch und vergorenes Gemüse aller Art. Nach Ihrer Definition verkaufte ich zwar schlechte, aber trotzdem noch Lebensmittel. Und genau hier setzt meine Kritik an.
    Per definitionem dienen Lebensmittel in erster Linie dem Leben. Die Vertreibung ungenießbarer oder lebensgefährder Lebensmittel erfüllt dagegen einige Staftatbestände in Tateinheit mit etlichen Ordungdwidrigkeiten. Da ich sicher bin, dass Sie kein Kunde von mir sein würden, ist es doch müßig über die Qualität meiner Waren zu philosophieren. Sie würden sicher sagen, die Schmidt verkauft keine Lebensmittel sondern nur Schrott, oder?
    Analog verhält es sich mit Satire; ist sie schlecht, erfüllt sie zumindest den Tatbestand der intellektuellen Körperverletzung.

  27. @ Frau Schmidt:

    Ihre Analogie hinkt, aber das wissen Sie natürlich. Der Lebensmittelhändler muss Gesetze einhalten, will er sich nicht strafbar machen. Die Kunden regulieren sowas überdies mithilfe des Mechanismus von Angebot und Nachfrage. Satire betreffend gibt es hingegen keine Gesetze, die schlechte Satire als Straftatbestand ausweisen würden. Da existiert lediglich das Marktgesetz in etwas abgewandelter Form: Schlechte Satire tut den Leserinnen und Lesern weh. Also werden sie Autorinnen/Autoren, die sich schlechter Satire verdächtig gemacht haben, mit Nichtachtung strafen. Und nichts ist schlimmer für Autoren, als nicht beachtet zu werden.

    Ihr Mann spricht von Journalistenhäme und -arroganz, davon dass Klaus Werle emotional nicht austariert sei. Dergleichen kann ich im Text selbst nicht erkennen. Das Etikett „Partybürgermeister“ hat Wowereit ja nicht von Klaus Werle angehängt bekommen; so wird „Wowi“ längst quer durch alle Medien bezeichnet, weil er ganz offensichtlich Spaß am Feiern hat. Das muss nicht negativ zu verstehen sein. So schrieb Roland Tichy im Handelsblatt schon 2003:

    „Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit reagiert stilsicher, authentisch und demoskopisch gut beraten auf die latenten Bedürfnisse der Mehrheit seiner Wähler. Als immer fröhlicher Partybürgermeister repräsentiert er aufs Allerbeste den Lebensstil der neuen urbanen Eliten.“

  28. Schulz heute die Fünfte:

    Es erstaunt mich immer wieder, wie satirisch vermeintliche
    Satire-Liebhaber auf Satire reagieren. Die vermeintlichen
    mutmaßlich auch satirisch gemeinten Satire-Beiträge werden
    satirisch suboptimal auf die Goldwaage gelegt; so als ginge
    es um Deutschkunde auf einer Pädagogischen Lehranstalt.
    Und das in Zeiten in der die „gesamte Wissenschaft“ – auch
    Stammtische – sich in unserem Vater-, Mutter-, Onkel-, Tante-,
    oder auch Patchwork-Land um die Rechtschreibreform streitet!
    Hier geht es doch um Satire, alles andere belastet meine Niere!

  29. @ frau schmidt

    wieviel alkohlgehalt hat den ihr vergorenes gemüse ;-)))?
    und wozu dient dann dieses „lebensmittel“?
    mit freundlichen grüssen
    karsten neumann

  30. @ Hans-Jürgen Schulz:

    Da können Sie mal sehen, dass Satire im Kern eine ziemlich ernsthafte Angelegenheit ist. Als sicheres Indiz für diese These mag gelten, dass sich ganz Legionen von Sprachwissenschaftlern schon mit ihr beschäftigt haben. Wir stehen nun vor der schwierigen Aufgabe, etwas mehr oder weniger Spaßiges ernsthaft zu ergründen. Das wurde in diesem Blog an anderer Stelle schon mal gefordert – von Herrn Offermann in Ergbut, bevor er resigniert austrat, weil die Diskussion zerfaserte.

    Nebenbei bemerkt: Der Ergbut-Thread ist bisher der mit den meisten Kommentaren. Mal sehen, ob er getoppt wird.

  31. Lieber Herr Neumann,
    Sie sind wirklich ein Schätzchen! Und wissen Sie auch warum? Wegen der Gänsefüßchen.
    Um auf Ihre Frage zu antworten: Dieses „Lebensmittel“ dient bestimmt nicht dazu, sich die Kante zu geben – eher sich auf die selbe zu setzen – nach einem unangenehmen Reflex.
    Liebe Grüße
    Carmen-Clarissa

  32. @Bronski
    Lieber Bronski,
    was hat es nun mit dem Geräusch des umfallenden Baumes auf sich, wollen wir das nun doch nicht ausdiskutieren oder hat Sie mein Statement überzeugt? Oder wird uns der Morgenstern der FR gar noch ein erkenntnistheoretisches Poem ringelnatzen?

    @Hans-Jürgen Schulz
    Lieber Herr Schulz,
    das Problem mit der Lokomotive ist weder Philosophie, noch Satire, noch einfach nur Quatsch: Es ist eine Groteske.
    Die Lokomotive braucht auch nicht einfach auf dem Grundstück herumzustehen, denn sie gehört in die Garage, auch wenn sie dort der Länge nach nicht ganz hineingeht. Die Höhe ist kein Problem, da ja auch ein Fesselballon hineinpasst. Allerdings wäre ich vorsichtig, wenn ich zusätzlich noch einen Kran angeboten bekäme, denn dann würde es eng. Außerdem: Was wollten Sie auch mit einem Kran?
    Grüße
    Heinrich Ebbers

  33. @ bronski
    also dass ihnen ein „e“ so hinten runterkippt ist schon eine sache, wahrscheinlich ist das die karmische konsequenz dessen, dass sie den blog „es liegt in der natur…“ vom spet.18ten. diesen jahres geschlossen haben, sonst hätter der vielleicht satire und ergbut getoppt, aber wie kann er jetzt *g????
    und
    achja und liebe frau schmidt, ganz besonders gut schmeckt die kante mit der wurst, nur drauf sitzen ist nicht so schön, ein wenig geselliges beisammen sein darf doch sein, oder? schon mal über den hauptmartk von nürnberg gekrochen *lol????!
    und @ herrn ebbers
    ein koan diskutiert man nicht aus. im übrigen, wenn sie weiterso verrätseln, kann sich der ringelnatz das poem sicherlich sparen *GG
    und wussten sie schon, dass im verkehrsmuseum der bahn ag in nürnberg ein kohletransportwagen aus grossbritannien steht, der vor dem „adler“ fuhr.
    und nun nochmal zu frau schmidt, die anführungszeichen sind schön, gell? sind nämlich amerikansiche, weil beide oben. da gibt es viele setzer, die auf deisen kleinen unterscheid sehr wert legen.
    herzlich
    ihr
    ka neu

  34. @Herrn ka-neu
    Sie moderieren hier ja ganz schön rum, indem Sie alle Diskutierenden und Diskutierndenrinnen mit einem Kommentat versehen.
    Wer rätselt denn hier, oder was, bitteschön, soll ein koan sein?
    Mein Rätsel will ich gerne auflösen, aber Herr Schulz wird es wohl verstanden haben, denn etwa zu der Zeit, in der er mit seinen Kommilitonen sich solchen grotesken Überlegungen hingab, entstand die schöne und sehr ähnliche Erzählung „Eine größere Anschaffung“ von Wolfgang Hildesheimer. Da lässt sich der arglose Ich-Erzähler in einem Wirtshaus eine Lokomotive andrehen, und als sie geliefert wird, stellt er sie in seine Garage, in der er vorher schon einmal einen Fesselballon untergebracht hat. Als er aber in der Zeitung liest, dass den französischen Staatsbahnen eine Lokomotive abhanden gekommen ist, wird er misstrauisch und lehnt ab, als der Verkäufer ihm bei nächster Gelegenheit einen Kran anbietet.
    In Nürnberg war ich, ein Liebhaber von Städtereisen, zwei Tage vor dem Brand im Eisenbahnmuseum, das ich leider bei dem schönen Wetter versäumt habe zu besichtigen. Kommen Sie da wech, wie der Sauerländer zu sagen pflegt? Ich habe mich dort lieber capputrinkend auf dem Hauptmarkt aufgehalten, über den ich jedoch aufrechten Ganges mich bewegt habe. „Drei im Weckla“ zwischendurch sind auch nicht zu verachten, ich setz‘ ich mich aber nicht auf deren Kante.

  35. @ Herr Ebbers:

    „Was hat es nun mit dem Geräusch des umfallenden Baumes auf sich, wollen wir das nun doch nicht ausdiskutieren oder hat Sie mein Statement überzeugt?“

    Zuerst sollten wir uns – gerade im Sinne ihres radikalen Sensualismus – wohl darüber verständigen, in welche Richtung der Baum wächst und ob Schwerkraft nebst Atmosphäre vorhanden sind. Dies nur, um die Zahl der Unterstellungen, mit denen wir wohl oder übel arbeiten müssen, nicht ins Uferlose wuchern zu lassen.

  36. Lieber Herr Bronski,

    herzlichen Glückwunsch zum 10.Bronski und für alle nachfolgenden wünsche ich Ihnen geniale Themen.

    Apropos genial – Ihre Vermutung, dass der besagte Fußballspieler mit seinem „Spruch“ genau gewusst haben könnte wovon er sprach- nämlich ein Stück Aufklärungsarbeit leisten zu wollen, ist wirklich lustig. Allerdings erinnert mich die Struktur Ihrer Argumentation an die von unserem Mitblogger Jan Schmidt (Antwort 22), der wirklich ein begabter Schreiberling zu sein scheint.

    Jetzt noch eine Frage im Vertrauen: Die Umstand, dass schon wieder „Wowi“ im neuesten Bronski-Artikel erwähnt wird, in dem von verbalen Übergriffen bezüglich (angeblich) homosexueller Spielerkollegen die Rede ist, war von Ihnen bestimmt nicht beabsichtigt, oder?

  37. @ Carmen-Clarissa Schmidt:

    Meine Antwort, genauso im Vertrauen: Natürlich war das beabsichtigt, und zwar aus einem blogtechnischen Grund: wegen der Verlinkung. Wenige Klicks ermöglichen damit auch neuen Leserinnen und Lesern dieses Blogs, sich rasch einen Überblick über die Vielfalt der Themen zu verschaffen – zu denen nun mal auch Wowereit und sein zu öffnendes Glas gehört.

    Sehen Sie da einen Zusammenhang zwischen Wowereit und dem Eintracht-Rüpel hergestellt? 🙂

  38. Zu Heinrich Ebbers:

    Willkommen im Club; ein herrliches Spiel.

    Erst haben wir uns gegenseitig verhöhnt
    Doch Ihr letzter Beitrag hat mich versöhnt

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