So geschehen in Bad Homburg: „Drei Salafisten standen am Samstag unter einem hellgrauen Pavillondach vor der Hof-Apotheke. Zwei junge Deutsche aus Frankfurt und ein Bad Homburger marokkanischer Herkunft verschenkten Bücher: den Koran in deutscher Übersetzung. Die meisten Passanten liefen uninteressiert vorbei.
Gegen 16 Uhr entdeckte eine Rentnergruppe die Männer mit den langen weißen Hemden. Ein alter Herr nahm das goldgeprägte Buch an sich. Seine Begleiterin protestierte: „Ich lass mich doch nicht missionieren!“ Ein weiterer Rentner dachte nach, zwinkerte dann den jungen Männern zu und sagte: „Ich nehm erst dann ein Buch von Euch, wenn ich in Saudi-Arabien Bibeln verteilen darf.“ Die Koran-Verschenker ließen sich nicht auf ein Streitgespräch ein. „Wir geben nur die Bücher aus. Wer ein Problem damit hat, soll auf die Seite gehen.“
Kurz darauf stoppte ein Mann sein Fahrrad vor dem Stand. „Die werden einfach so verschenkt?“ fragte er überrascht. „Der Koran? Den nehm ich und les ihn auch. Wir haben ja den selben Gott“, sagte der etwa Vierzigjährige und streckte strahlend dem nächststehenden Salafisten die Hand entgegen. Der junge Mann guckte verdutzt, zögerte und schüttelte dem Radler die Hand. Danach standen die Drei wieder verloren in der Fußgängerzone. (nes)“
Eine Beobachtung aus der hessischen Provinz, die mit der Aufregung um die Verteilung des Korans durch Salafisten kaum zur Deckung zu bringen ist. Der Salafismus ist eine ultrakonservative islamische Strömung, der in Deutschland rund 4000 Menschen anhängen. Salafisten akzeptieren nur den Ur-Koran und nehmen für sich in Anspruch, den „ursprünglichen Islam“ zu leben; mit entsprechendem Eifer gehen sie vor. Die Organisation, die die Koran-Exemplare in 40 deutschen Städten verteilte, nennt sich „Die wahre Religion“. Die Scharia ist das einzig gültige Gesetz im Salafismus, und das Schönste, was es für einen Gläubigen geben könne, sei der Märtyrertod. Das predigt Ibrahim Abou-Nagie, ein Kölner Geschäftsmann. Penibel achtet er wie auch andere führende Figuren der deutschen Salafisten-Szene darauf, keine strafrechtlich relevanten Aussagen zu tätigen. Sie streben zwar die Abschaffung des demokratischen Rechtsstaats zu Gunsten der Errichtung eines islamischen Kalifatstaats an. Doch sie äußern sich, wie die Fachleute der Behörden es bezeichnen, zumeist „legalistisch“, also im Rahmen des Erlaubten, was ein juristisches Vorgehen gegen sie erschwert. Sie sagen, die „Koranabwurfaktion“, wie FR-Analyst Joachim Frank das nannte, baue Vorurteile ab und verbessere das allgemeine Verständnis des Islam. Doch der Koran ist eine komplexe Textsammlung, die auch mich schon rat- und orientierungslos hinterlassen hat. Joachim Frank kommt jedenfalls zu dem Schluss, dass die Aktion dem Koran eher schade.
Das Ganze hat natürlich eine politische Dimension: Ein Teil der Salafisten in Deutschland zählt zu den Dschihadisten. Alle Attentäter des 11.9.2001 waren Salafisten. Illegal ist der Salafismus in Deutschland zwar ebenso wenig wie die Zeugen Jehovas, aber seine Vertreter werden – hoffentlich! – von den Sicherheitsbehörden gründlich überwacht.
Die Frage bleibt: Muss man solche religiösen Eiferer ertragen? Ja, muss man wohl. Ebenso wie das Geschrei der christlich-fundamentalistischen Jesus-Prediger, die regelmäßig auf der Frankfurter Zeil stehen, ebenso wie die Bibel in den Schubladen der Hotelzimmer oder den „Wachturm“ der Zeugen Jehovas. Aber man muss darüber aufklären, wer diese Salafisten sind.
Roland Klose aus Bad Fredeburg meint:
„Die Salafisten sind eine konservative Strömung des sunnitischen Islams, vergleichbar mit den Pius-Brüdern im Katholizismus, die sich auf die Rückbesinnung ihrer Vorfahren konzentrieren. Lediglich eine Minderheit der Salafisten fühlt sich einer gewaltbereiten dschihadistischen Ideologie zugehörig – vergleichbar mit den mittelalterlichen Kreuzrittern im Heiligen Krieg gegen den Islam. Diese gewaltbereite terroristische Minderheit muss natürlich auch wie die Neonazi-Szene vom Verfassungsschutz konsequent überwacht und dingfest gemacht werden. Das darf aber nicht so weit führen, dass die im Artikel 4 des Grundgesetzes zugesicherte ungestörte Religionsausübung beeinträchtigt wird. Daher ist die kostenlose Verteilung des Koran durch Salafisten in der Fußgängerzone genauso legitim wie zum Beispiel die Verteilung der Bibel durch Christen und die Verteilung des „Wachtturms“durch die Zeugen Jehovas.“
Erwin Chudaska aus Rödermark:
„Ausgerechnet an Ostern werden uns die Koranausgaben überreicht. Wie reagieren wir Bürger des sogenannten „christlichen Abendlandes“ darauf? Mit Fingerzeigen, Überheblichkeit, Stammtischparolen und heuchlerischem Gehabe werden wir keine geeignete Antwort finden. Ich habe sogar gemäßigte Sympathien mit den Verteilern dieser Schriften. Denn sie nehmen ihren Glauben ernst im Gegensatz zur überwiegenden Bevölkerung unseres sogenannten christlichen Landes. Nein, wir sollten uns baldigst den christlichen Werten wieder zuwenden – denn sonst werden noch einige Neuauflagen des „Grünen Buches“ in den Fußgängerzonen verteilt.“
Reinhard Moysich aus Karlsruhe:
„Die wichtigste Lehre, die man aus der Nazi-Zeit ziehen sollte, ist, dass man jeglichen Absolutheitsanspruch untersagen muss, wenn wir nicht wieder in einer Diktatur enden wollen, wenn ein friedliches Miteinander möglich sein soll. Daher sollten alle religiösen Absolutheitsansprüche speziell in Deutschland verboten werden; und zwar nicht nur die aggressive Art, wie zurzeit die radikalislamischen Salafisten den islamischen Absolutheitsanspruch formulieren.
Die kriegerischen Absolutheitsansprüche der drei monotheistischen Religionen Islam, Christen- und Judentum haben dazu geführt, dass bisher schon unzählige Millionen grausamst umgebracht wurden. Folglich sollten nur solche Religionen in Deutschland erlaubt sein, die sich klar von solchen inhumanen Ansprüchen distanzieren und die Menschenrechte voll akzeptieren, welche alle religiösen und nichtreligiösen Weltanschauungen als gleichberechtigt und gleichwertig bezeichnen – auch wenn wohl viele Hardliner dagegen sein werden und der Papst toben wird. Das Ziel eines friedlichen Zusammenlebens aller Menschen – egal welcher Weltanschauung – sollte es wert sein, diese friedensnotwendigen Verbote durchzusetzen.“
Winfried Jankowski aus Elbtal:
„Die Schenkungsaktion der Salafisten findet gegenwärtig eine breite Aufmerksamkeit in der Presse. Auch ich habe mir einen Koran schenken lassen, um aus Neugierde in ihm zu blättern. Aber erst jetzt ist mir eingefallen, wie brisant dies werden könnte. Würde der mir geschenkte Koran, aus welchen Gründen auch immer, in der Papiertonne landen und ein Muslim fände ihn, wären im Nu Christen in der muslimischen Welt Mord und Totschlag ausgesetzt. Also werde ich demnächst dieses Buch, ein sehr heißes Eisen, schleunigst den Muslimen an dem Stand auf dem Markt, an dem ich ihn erhalten habe, zurückschenken!“
Ein Baum offenbart mehr als alle Bücher.
Wenn Religion zum Wahn wird, sollte die Führung eines modernen, aufgeklärten und offiziell säkularen Staates die Religionsfreiheit zum Schutze seiner Bürger gegebenenfalls einschränken. Das gilt aber auch für christliche Fundamentalisten. Es sei hier auf bekannte „Großfamilien“ hingewiesen, die meinen, im Namen der Bibel ihren Kinder den Zugang zum weltlichen Leben inklusive Schulbesuch verweigern zu müssen.
Die Gratis-Verteilung von Koran-Exemplaren der Salafisten entspricht nicht den Lehren des Islams. Der Koran ist eine der Heiligen Schriften der Weltreligionen und darf nicht wie gewöhnliche Flyer verteilt werden. Dadurch ist der hohe Rang der Heiligen Schrift nicht gegeben. Zudem ist die Gratis-Verteilung gleichzeitig eine Provokation für Deutschland, wo immer noch das Christentum dominiert.
Der Islam verbietet jegliche Provokation sei es in religiöser oder anderer Weise, denn Provokationen führen zu Streitigkeiten und Feindschaften. Der Islam dagegen lehrt, sich friedlich zu verhalten und Frieden zu verbreiten. Zudem distanzieren sich andere islamische Gruppierungen von den Salafisten, da diese die Inhalte des Korans radikalisieren.
… (zu #3)
Zudem geht es ohne helfende erklärende Hand nicht, den Koran oder auch die Bibel wie auch andere Glaubensbücher, zu verstehen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Ausgaben des Korans im Schredder landen.
Ich habe mal eine Schallplatte Hare Krishna auf der Zeil geschenkt bekommen (ganz viele Monde her). War net mein Ding, müßte aber noch im Keller zu finden sein.
Warum sollte die Koranverteilung für mich eine Provokation sein? Wegen dem Christentum? Man vermutet, daß Atheisten hierzulande die heimliche Mehrheit bilden. Der Aufschrei dürfte eher politisch motiviert sein, wegen der deutschen Kultur… Das Christentum wird nur vorgeschoben. Und klopft man weiter, dann heißt es, wir dürfen auch keine Kirchen in „Irgendwo“ bauen…. Ohhhhhmmmmmm…. *auf großen Gong schlägt*
Daß wahrscheinlich diese Gruppierung die den Koran millionenfach verschenkte (Stückpreis 1 Euro ergibt wieviele gute Sachen für die kleinen Kinder Allaha?) was anderes im Sinn hat, hat man mittlerweile erkannt und das Thema dahin gelenkt.
Zum einen. Viele der Forderungen der Salafisten werden auch von sog. gemäßigten Islamisten und Islamverbänden vertreten. Zum Beispiel die Forderung nach Einführung der Sharia mit allem was dazugehört Zwangsehe …
Zum zweiten. Zu diesem Thema habe ich „zensurfrei“ bereits alles gesagt und mir auch schon die ersten Feinde eingehandelt… da kann ich ja das linke Lager auch mit bedienen. Im übrigen unterscheiden sich beide Seiten in sachen Inoleranz kaum voneinander.
also: http://www.ayunion.wordpress.com/2012/04/12/was-wirklich-hinter-der-koranverteilung-steckt/
und: http://www.ayunion.wordpress.com/2012/04/17/koranverteilung-bittere-bilanz/
drittens möchte ich bei Herrn Bronski für meine Beschimpfungen neulich entschuldigen. Meine Frau hat mir schon in den Hintern deswegen getreten.
Danke!
In diesem Zusammenhang halte ich es für wichtig, einige derjenigen unter die Lupe zu nehmen, die ihre Stellungnahmen als Artikel in der FR platzieren konnten.
1. Am 14.04. erteilt die FR dem derzeitigen Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime (KRM), Ali Kizilkaya, das Wort. [1] Also einem Vertreter des keineswegs repräsentativen Verbandsislams. Dieser vertritt nicht nur seine Mitglieder, sondern natürlich auch eigene Interessen. Die bestehen darin, in die Öffentlichkeit zu drängen und das Erregungsniveau ständig hochzupushen, um sich nach innen und aussen als rechtmäßige und aktive Vertreter des Islam profilieren zu können. Dass staatliche Stellen und Medien diesen Leuten überhaupt Gelegenheit zur (Selbst-)Darstellung geben und sie als ernsthafte Gesprächspartner betrachten, halte ich an sich schon für skandalös. All diejenigen, die man vielleicht als säkulare/liberale/moderate Muslime bezeichnen könnte, finden kein oder kaum Gehör: ihr Organisierungsgrad ist dafür zu niedrig, ihr Integrationsgrad dafür oft umso höher.
Der KRM ist das gemeinsame Sprachrohr von vier Verbänden:
a) des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD)
Gründer und jetziger Ehrenvorsitzender ist Nadeem Elyas, ein Wahhabit (soetwas wie die saudische Variante des Salafismus). Neben vielen, autonom und relativ unbeobachtet agierenden, sog. Islamischen Zentren [2] ist ein ausgesprochen problematisches Mitglied des ZMD die Islamische Gemeinschaft in Deutschland (IGD). Ihr wird eine große Nähe zur islamistischen Muslimbruderschaft nachgesagt.
b) der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB)
Sie untersteht der dauerhaften Leitung, Kontrolle und Aufsicht des staatlichen Präsidiums für Religiöse Angelegenheiten der Türkei in Ankara und damit indirekt dem türkischen Ministerpräsidenten. Manche sagen „Fünfte Kolonne Ankaras“ dazu. Erinnert sei hier an Recip Ergogan, der bei seinen Besuchen in Deutschland von (zehn)tausenden türkischer Muslime begeistert gefeiert wird. 2007 äußert er (ein Politiker!) sich bezgl. eines „moderaten Islams“: „Diese Bezeichnungen sind sehr hässlich, es ist anstößig und eine Beleidigung unserer Religion. Es gibt keinen moderaten oder nicht-moderaten Islam. Islam ist Islam und damit hat es sich.“
c) des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland (IR)
Größter Mitgliedsverein des IR ist die türkische Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG), die die Mehrheit der Mitglieder sowie den Vorsitzenden (eben jenen obigen Ali Kizilkaya) stellt. In vielen Staaten und Ländern ist Millî Görüs wegen islamistischer und antisemitischer Tendenzen höchst umstritten. Ihnen wird eine deutliche Gegnerschaft zur demokratischen Grundordnung nachgesagt – Prozesse, die Millî Görüs gegen diese Feststellungen geführt hat, wurden verloren.
d) des Verbands der Islamischen Kulturzentren (VIKZ)
Der Verband gilt unter Experten als tiefreligiös aber unpolitisch.
Seyran Ates sagt dazu völlig richtig: „Die meisten Islamverbände vertreten einen fundamentalistischen, strengen Islam.“ [3]
Laut einer Studie des BAMF von 2008 ist der KRM bei über 90 Prozent der Muslime in Deutschland völlig unbekannt. Von den 9,6 Prozent Muslimen, denen er bekannt ist, fühlen sich wiederum nur 22,7 Prozent durch den KRM vertreten – also gerade einmal 2%.[4] Badr Mohammed, Vorsitzender des Europäischen Integrationszentrums Berlin e.V., meint dazu: „Sowenig wie irgendein Sportverein im Namen des deutschen Volkes auftreten kann, kann dieser Koordinierungsrat im Namen der deutschen Muslime sprechen.“
2. Am 16.04. darf sich Joachim Frank, immerhin „Chefkorrespondent der Frankfurter Rundschau“ [5] zu Wort melden und ein Sammelsurium von Allgemeinplätzen nebst Seitenhieben auf „Gegner des Islams“ als „Analyse zu Salafisten“ absondern, eingeleitet von einem intellektuellen Höhenflug: „Das Buch kann nichts dafür.“ Insgesamt ein sinn-, nutz- und folgenloser Artikel. [6]
Neben Franks Text befindet sich eine Bilderleiste („Neuste Bildergalerien Politik“), wo man auf eine Bildegalerie mit dem Titel „Islamkonferenz verurteilt Salafismus“ weiterschalten kann. Die Bildergalerie umfasst 7 Bilder, von denen ein einziges (Bild 3) den Begriff „Islamkonferenz“ beinhaltet. Die Unterschrift dazu lautet: „Teilnehmer der Deutschen Islamkonferenz sitzen im Umspannwerk im Berliner Bezirk Kreuzberg. Foto: Wolfgang Kumm“. Die reisserische Überschrift läuft damit voll ins Leere.
3. Der dritte Experte im Bunde, der sich am 17.04. äußert [7], ist Christoph Grotepass, Berater der Sekten-Informationsstelle NRW – seines Zeichens „Evangelischer Pastor im Sonderdienst für Sekten und Weltanschauungsfragen der EKiR (Ev. Kirche im Rheinland)“. Er will darlegen, „warum diese Gruppe [die Salafisten] so gefährlich ist“. Was macht nun diese Strömung, insbesondere für Jugendliche, seiner Meinung nach so attraktiv?
„Der Salafismus bietet Orientierung. Man hat hier eine klare Ansage, was gut und was schlecht ist. Der Salafismus stellt sich als ein moralisch hochstehendes System dar, das sogar die Probleme des alltäglichen Lebens lösen kann, wenn man sich nur streng genug an die Vorschriften hält. Und die Dinge, die misslingen, schreibt man der westlichen oder materialistischen Verschwörung zu, die die Muslime bedrängt.“ Ersetzt man den Begriff „Salafismus“ einfach durch „Islam“ bleibt die Aussage nicht minder richtig.
Fazit: hier wurde wieder einmal der Bock zum Gärtner macht. Ein fundamentalistischer Moslem, ein islamophiler Sozialromantiker und ein hilflos ums Überleben der evangelischen Kirche kämpfender Pastor.
Good cop, bad cop
Gäbe es die Salafisten nicht, müssten sie erfunden werden. Denn sie dienen denjenigen, die genauso fundamentalistisch aber ein wenig geschickter sind, in so simpler und durchschaubarer Weise dazu, sich selbst als gut, gemäßigt, vernünftig usw. darzustellen. Wer auf diesen plumpen Trick noch hereinfällt, ist entweder … oder … [@Bronski: hier stand etwas zum löschen. Im vorauseilenden gehorsam habe ich das bereits selbst erledigt]
Es ist das uralte Spiel aller Ideologen, die Verantwortung für den unmittelbar aus der eigenen Gedankenwelt entstandenen Extremismus abzustreiten. Nein, der Stalinismus hat mit dem Kommunismus nichts zu tun! Nein, der islamische Terrorismus hat mit dem Islam nichts zu tun!
Stefan Hebel, politischer Autor der FR und Brillenträger, hat zwar zwei Augen, auf dem einen scheint er aber nicht gut zu sehen. In seinem „Leitartikel zum Rechtsextremismus – Rassismus ist ein Gift aus der Mitte“ [8] zieht er eine direkte Linie zum NSU. So schreibt er „Doch wir finden dieses Unwesen, in etwas zivilerem Gewand, auch in der Mitte des Alltagsbewusstseins und der etablierten Politik. … Doch der Humus, den die Extremisten aus der Mitte von Gesellschaft und Politik beziehen, ist so fruchtbar wie eh und je.“ Wie wäre es, wenn er – dem Minimum an intellektueller Redlichkeit folgend – diese Argumentation in ebensolcher Schärfe auf den Islam anwenden würde?
Wenn angeblich die Mitte für die Produktion von Rechtsextremisten verantwortlich sein soll, warum sollte der „gemäßigte“ Islam nicht seinerseits für die Produktion von salafistischen Dschihadisten verantwortlich sein? Oder – als Spielart der „Henne-oder-Ei-Frage“ – anders herum formuliert: Wenn tatsächlich der Rechtsextremismus die Mitte infiziert, wieso sollten „gemäßigte“ Muslime davor gefeit sein, vom Salafismus infiziert zu werden?
Friede, Freude, Multikulti
Das Problem mit dem Salafismus ist nicht, dass seine Anhänger Extremisten sind – das sind die Anhänger der sunnitischen Orthodoxie ebenso. Jede wortwörtliche Auslegung des Koran ist fundamentalistisch und somit auch jede in Deutschland lebende Muslima, die mit Jilbab, Khimar, Niqab oder Hijab herumläuft. Die Salafisten sprechen nur offener, schroffer, kompromissloser das aus, was (streng) gläubige Moslems ebenso denken, glauben und praktizieren.
Die Salafisten stören die Inszenierung des sozialromantischen Multikulturalismus, weil sie unmissverständlich klar machen, dass es keinen „Dialog“ geben kann, der nicht in der Unterwerfung der Ungläubigen endet. Sie stören, weil sie aller Deutlichkeit zeigen, dass nicht eine irgendwie weichgespülte deutsche „Islamwissenschaft“ das Wesen des Islam definiert, sondern einzig und allein der Koran und die Sunna. Nur sie geben letztendlich die Werte vor, auf denen muslimische Gesellschaften beruhen.
Koran = Bibel
Auf die Unverschämtheit von Ali Kizilkayas Aussage „So ähnlich, als würde man die Bibel verteilen“ werde ich ggf. später separat eingehen.
[1] http://www.fr-online.de/politik/-vorsitzender-des-islamrates-im-interview–so-aehnlich–als-wuerde-man-die-bibel-verteilen-,1472596,14814932.html
[2] So erhielten z.B. die sog. „Sauerlandbomber“ ideelle und logistische Unterstützung durch das „Islamische Informationszentrum Ulm“, das auch als Rekrutierungsbasis für pakistanische Terrorcamps fungiert(e). Aufgrund eines staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahrens beschloss das IIZ 2007 seine Selbstauflösung. Siehe dazu auch: Annette Ramelsberger, Der Deutsche Dschihad, Econ 2008
[3] Seyran Ates: Der Multikulti-Irrtum. Wie wir in Deutschland besser zusammenleben können. Ullstein, Berlin 2007, S. 197
[4] „Muslimisches Leben in Deutschland“, repräsentative Studie des Nürnberger Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Auftrag für die Deutsche Islamkonferenz, Juni 2009
[5] http://www.fr-online.de/wir-ueber-uns/chefredaktion,4353508,4412724.html
[6] http://www.fr-online.de/meinung/analyse-zu-salafisten-zum-schaden-des-koran,1472602,14822384.html
[7] http://www.fr-online.de/politik/sektenberater-zur-koranverteilung–der-salafismus-bietet-orientierung-,1472596,14941214.html
[8] http://www.fr-online.de/meinung/leitartikel-zum-rechtsextremismus-rassismus-ist-ein-gift-aus-der-mitte,1472602,11889660.html
@ Klaus Lelek #5
Natürlich machen Sie sich die Linken zum Feind! Denn sie sind es, die ihre anfänglichen emanzipatorischen Ansätze am gründlichsten entsorgt haben.
Der Ausgangspunkt der Linken, ja sogar des aufgeklärt-säkularen Bürgers allgemein, war einmal das, was Karl Marx so formulierte: “Die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik”. Dieser Ansatz mündete in seine Formulierung: “Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.”
Den Kuschelkurs der Linken gegenüber dem real existierenden Islam und der anti-emanzipatorischen Ideologie des Islam habe ich in einem anderen Thread Zickig gegen die Linke bereits ausführlich kommentiert. Daher möchte ich Sie einfach darauf verweisen Kommentar #11 (Schnippsel am 24. Oktober 2011 um 00:47)
P.S.: Ich bin ab morgen für eine Woche in der Reha und kann mich von dort aus an der weiteren Diskussion nur eingeschränkt beteiligen.
zu 8 : Danke Schnipsel für ihre Zustimmung. Mal schauen, ob ich in ihre Bresche springe.
Zur Zeit führe ich einen ziemlichen Kampf auf Quotenqueen gegen rechte Islamkritiker, die durch Polarisierung und tumbe Stimmungsmache auf PI die „Islamkritik“ auf geistigem „Breivik-niveau“ halten. Habe damals am 12. märz 2012 die größte Demo gegen Christenverfolgung in Frankfurt organisiert und muss mich heute von diesen Schnöseln als „Antifasteinewerfer“ beschimpfen lassen. Ich sitze in der Sache ziemlich zwischen den Stühlen. Kriege also Prügel aus dem Linken und dem rechten Lager. Meine Hoffnung ist, daß vernünftige Leute aus anderen Lagern, etwa Schwulenbewegung, Frauenverbänden, Exilchristen, Frauenhäuser Wildwasser usw. – also Leute, die tagtäglich mit dem Irrsinn einer schleichenden Shariaeinführung konfrontiert werden, sich mal endlich zusammenraufen. Inhaltlich stehe ich etwa in einer Linie mit Giordano, aber auch bei den Armeniern gibt es eher linksorientierte islamkritische Leute, die scheuen natürlich Herres Hetzplattform wie der Teufel das Weihwasser. Ich habe leider so gut wie keinen Einfluss mehr auf die „Szene“. Man hat mich als Exgrünen und Linken dort schon früh ausgebootet, obwohl ich in der Anfangsphase der Bewegung eine Menge Aktionen bewirkt habe. Über meinen Coup eine „Sharia-Werbeveranstaltung“ einer fundamentalistischen islamistischen Organisation in einer Kirche in Dietzenbach zu verhindern, hat sogar die FR berichtet, ebenso über die erste Koptendemo 2006 und notgedrungen auch über die zweite Demo am 12. März. Wobei die Darstellung der Presse, die Freien Wählern, zu Mitveranstaltern zu küren, obwohl sie, wie übrigens auch die SPD nur Unterstützer waren, mich schon sehr enttäuscht hat.
Ich wünsche Ihnen von ganzen Herzen eine erfolgreiche Reha, kommen sie erholt und gesund zurück und halten Sie als unbequeme Mahnerin weiterhin die Stellung.
Klaus Lelek
@ Klaus Lelek
Unter http://www.frblog.de/splitter2012042/#comment-36814 im anderen Thread („Zitat des Tages“) habe ich ausführlich [1] dargelegt, worin der fundamentale Unterschied zwischen dem modernen europäischen, insbesondere deutschen, Religionsverständnis und der aufklärungsfeindlichen totalitätren Herrschaftsideologie des Islam besteht. Bitte lesen Sie dort nach.
Danke für Ihren guten Wünsche, das Programm entfaltet seine positivren Wirkungen zu meiner Zufriedenheit.
[1] Da ich mich dabei eigentlich auf zwei Threads beziehe und nicht kurzfristig auf Einwände reagieren kann, habe ich die Erläuterungen in einem etwas längeren Beitrag zusammengefasst.
@ Klaus Lelek
„Viele der Forderungen der Salafisten werden auch von sog. gemäßigten Islamisten und Islamverbänden vertreten. Zum Beispiel die Forderung nach Einführung der Sharia mit allem was dazugehört Zwangsehe … “
Der „kleine“ Unterschied besteht nur darin, dass die Salafisten die Sharia anders als die Islamverbände in Deutschland verstehen, von denen selbst die Konservativen den Vorrang des staatlichen Rechts anerkennen und keineswegs für die Einführung der Körperstrafen eintreten. Auch in Fragen der Stellung der Frau und des Familienrechts gibt es eine breite Palette von Scharia-Interpretationen, die von Konservativ (etwa der der katholischen Kirche in den 1950ern entsprechend) bis Liberal reicht. Alle Verbände betonen, dass Zwangsehe dem islamischen Racht (also der Scharia) widerspricht, zuletzt hat es dazu eine klare Erklärung der Islamkonferenz gegeben.
Wer die Differenzierung innerhalb des Islams ignoriert, spielt nur in die Hände der Salafisten und der anderen (z.B. der wahabitischen) Fundamentalisten.