Neuer militärischstrategischer Fachbegriff in der Bundeswehr für „Täuschungsmanöver“? – Doktorspiele.

Herr im Himmel, das waren zwei harte Wochen. Nie habe ich zu einem Thema mehr Leserbriefe bekommen als zur Plagiats-Affäre des – inzwischen Ex-Bundesverteidigungsministers – Karl-Theodor zu Guttenberg. Sarrazin – weit abgeschlagen auf Platz 2 der Bronski-Leserbriefcharts. Stuttgart 21 und die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche teilen sich Platz 3. Doch Guttenberg hat so viele Leserbriefe provoziert wie diese alle zusammen. Daher zunächst mal ein Sorry an den Leser, der mir den oben stehenden Doktorspiel-Witz erzählte: Lieber Leser, ich finde Ihre Mail leider ganz einfach nicht mehr in der Masse wieder und kann Sie daher nicht mit Namen nennen.

Zu Guttenberg ist weg, und ich meine: Gut so! Sein Nachfolger ist die Allzweckwaffe der Kanzlerin, ehedem Bundesinnenminister: Thomas de Maizière, ein auch von der Opposition geachteter Politiker, der sich der möglicherweise schwierigsten Baustelle dieser Legislaturperiode widmen soll: dem Umbau der Bundeswehr weg von einer Wehrpflicht- hin zu einer Freiwilligenarmee. Ins Amt des Innenministers rutscht nach … hmmm, vergessen. Irgendwas mit Friedrich. Mein Gedächtnis versagt. Könnte damit zusammenhängen, dass die Personaldecke der Bundesregierung dünner ist als die Kamhaut auf der Wasseroberfläche meines Aquariums. Egal, wir werden noch von ihm hören. CSU-Innenminister waren bisher immer harte Hunde.

Ich habe mich bemüht, aus den eingetroffenen Leserbriefen eine repräsentative Auswahl zu treffen, so wie auch schon in den früheren Threads, als noch über die Rücktrittsoption des Freiherrn diskutiert wurde. Das heißt: Kritiker und Verteidiger des Freiherrn kommen in den folgenden Leserbriefen in dem Ausmaß zu Wort, das der Zahl der Einsendungen aus dem jeweiligen Lager entspricht. Ein kurzer Blick genügt, um festzustellen: Die Verteidiger sind weit in der Unterzahl. Da muss man sich wundern, wenn man gleichzeitig Umfrage-Ergebnisse wahrnimmt, denen zufolge die Popularität des Ex-Verteidigungsminister kein Stück gelitten hat, und ich frage mich wirklich: Woher diese Diskrepanz? Hier die politisch aktiven Bürgerinnen und Bürger – denn Leserbriefe zu schreiben, ist aus meinen Augen nichts anderes als ein Stück politischer Teilnahme -, dort die Tumben, die Bild tatsächlich für ein Volksbildungsorgan halten? „So leidet Guttenberg“, titelte die Bild am Sonntag – und das war noch eine der schwächeren Schlagzeilen.

Doch so weit, dass zwei Drittel bis drei Viertel aller Deutschen deswegen zu Guttenberg-Fans werden, geht die manipulierende Macht von Bild meiner Meinung nach nun auch wieder nicht. Es steckt etwas anderes hinter Guttenbergs Popularität. Nur was? Diese Frage hat auch FR-Leser Klaus Uhl aus Lüneburg bewegt, und er fand eine diskussionswürdige Antwort:

„Ich habe mich in den letzten Jahren immer wieder gewundert, wie die Italiener einen Menschen wie Berlusconi, der seine Macht missbraucht, um sich der Verantwortung zu entziehen, der die Demokratie demontiert usw., immer wieder wählen konnten. Jetzt kann ich dieses Phänomen im Spiegel der Guttenberg-Affäre besser verstehen: In der Psychotherapie könnte man dies eine „narzisstische Kollusion“ nennen, was meint: Da gibt es einen, der groß scheint, zum Teil aufgrund eigener Leistung, mehr aber aufgrund dessen, was er vorgibt zu sein. Dieser Schein wird genährt von den Bewunderern, die in der Identifikation etwas von diesem Schein, dieser Größe für sich selbst in Anspruch nehmen. Da die Bewunderer diese geliehene Größe nicht gern verlieren, sind sie sehr weitgehend bereit, bei der Beurteilung ihres Helden Wirklichkeiten auszublenden, Tatsachen zu bagatellisieren. Umberto Eco meinte in einem Artikel in der FR, frei zitiert, Berlusconi verkörpere das Ideal jedes Italieners: viele Frauen haben und den Staat um die Steuer besch…
Ich will nun nicht Berlusconis Taten mit zu Guttenbergs gleichsetzen, sondern sehe Ähnlichkeiten im Verhalten einer erstaunlichen Zahl von Bürgern hier wie dort. So glaube ich, die wenigsten gründen bei zu Guttenberg ihre Solidarität, ihr Festhalten auf seinen realen Leistungen, eher verkörpert er für sie solche Eigenschaften wie Macht, Reichtum, Adel, Eleganz, Größe, weckt vielleicht im Unbewussten der Deutschen noch die Erinnerung an die gute alte Kaiserzeit. All dies möchte man in Zeiten allgemeiner Verunsicherung nicht gleich wieder verlieren.
So sehr es mich im Moment beunruhigt, wenn zu Guttenberg ein inzwischen immer weniger zu leugnendes Vergehen als Fehler abtun will, beunruhigt mich noch mehr die Tatsache, dass 70 Prozent der Deutschen, meines Volkes, allen voran Frau Merkel, bereit sind, die oben beschriebene Realitätsverbiegung hinzunehmen, um ihren Helden nicht opfern zu müssen.“

Folgende Leserbriefe zeigen, dass neben Guttenberg selbst, der jetzt ausgezählt ist, die Kanzlerin und die Uni Bayreuth in der Kritik stehen. Beginnen möchte ich mit der Zuschrift von Konstantin Josuttis aus Freiburg:

„Fassunglos lausche ich den Worten der Kanzlerin, die am Tage des Rücktritts zu Guttenbergs von ‚Scheinheiligkeit‘ derjenigen spricht, die ihren Verteidigungsminister zum Rücktritt getrieben haben. Es ist sehr erstaunlich, mit welcher Dreistigkeit hier der Täter zum Opfer gemacht und mit welcher Leichtigkeit aus einem persönlich motivierten Betrug eine Lappalie gemacht wird.  Dies ist – trotz des Rücktritts des Ministers – das falsche Signal an eine Gesellschaft, die angesichts einer werteverzerrenden Medienlandschaft einem Abgrund an egozentrischem Spaßdenken entgegentaumelt. Aufgeweichte Wertevorstellungen anhand unzähliger Reality-Shows, in denen nur das Weiterkommen zählt, nicht das ‚Wie‘, scheinen zu immer mehr Toleranz gegenüber Dreistigkeit und Ellenbogendenken zu führen, zumindest lassen die anhaltenden Sympathiewerte für den Ex-Doktor und Ex-Minister darauf schließen.
Die Affäre nach wie vor als einen ‚Fehler‘ abzutun und sich nicht in angemessener Art zu entschuldigen, sondern sich zum Opfer einer Meute von Journalisten zu machen, ist unwürdiges politisches Gebahren und passt leider zu Zeiten, in denen Präsidenten ihr Volk belügen oder sogar strafrechtlich belangt werden können und doch wiedergewählt werden. Ich hatte, zugegebenermaßen, immer mit etwas Herablassung auf Staaten wie die USA oder Italien geschaut, deren Wähler markantes Fehlverhalten ihrer Staatsobersten tolerieren.
Nun muss ich erkennen, dass die Kanzlerin persönlich dafür sorgt, Meinungsmache im untersten Geschmacksniveau zu betreiben. Unsere Republik hat in diesen Tagen einen tiefen Schaden genommen angesichts der Tatsache, dass offensichtlich gelogen werden kann, solange es gerade noch tragbar ist. Den Hinweis der Kanzlerin, ‚dass sie ja keinen wissenschaftlichen Assistenten‘ als Verteidigungsminister habe, ist eine öffentliche Legitimierung für Betrug.
Die Lehre und das Motto für den gesellschaftspolitischen Katechismus des 20. Jahrhunderts muss dann wohl lauten: ‚Tu was du willst – lass dich bloß nicht erwischen.‘ Vielen Dank für diese Botschaft, Frau Merkel.“

Die Verteidigungslinie der Bundesregierung war gewesen: Guttenberg mache seine Arbeit als Verteidigungsminister bestens. Klaus-Peter Rug aus Gründau ist der gegenteiligen Meinung: Guttenberg war ein grottenschlechter Verteidigungsminister.

„Felix Krull lässt grüssen: Die CSU – wörtlich – droht mit der Rückkehr eines Lügners und Betrügers,  dessen unrühmlicher Abgang zuvor ‚mit Respekt‘ zur Kenntnis genommen wurde. In welcher Welt leben wir denn eigentlich? Herr Guttenberg will erst nach nochmaliger Lektüre seiner als Doktorarbeit apostrophierten Collage entdeckt haben, dass er wohl wesentliche Teile schlicht abgeschrieben hat. Dies sei aber nicht mit Vorsatz geschehen. Ja Herr des Himmels, kann man denn unbeabsichtigt abschreiben. Herr Guttenberg scheint unter einer massiven Form der  Amnesie zu leiden. Möglicherweise ein notwendiges, aber kein hinreichendes Kriterium, um ministeriabel zu gelten. Nebenbei war der gegelte Strahlemann der Union, trotz adliger Herkunft und hübsch anzusehender  Ehefrau nebst niedlicher Kindlein,  auch noch ein grottenschlechter Verteidigungsminister. In der „Kundus-Affaire“ war der Angriff erst gerechtfertigt. Als es dann Zweifel aufkamen,  wurden ein Staatssekretär und ein hoher Militär gefeuert, um dem Bedrängten Luft zu verschaffen. Im Zusammenhang mit den A400M Militärtransportern dürfte er der  Bundesrepubilk Milliarden gekostet haben – von dem  Recht zum Rücktritt wegen Verzuges machte er keinen Gebrauch; dadurch entgingen dem Staat Schadensersatzansprüche; EADS muss bei gleichem Preis deutlich weniger Maschinen liefern, die Zahlungsbedingungen sind so gestaltet, dass sie einem zinslosen Darlehen nahekommen. Den Kapitän der „Gorch Fock“ nahm er zunächst gegen eine angebliche Vorverurteilung  durch die Presse in Schutz, um ihn dann kurze Zeit später, ohne das Ergebnis der Untersuchungskommission abzuwarten, von seinem Kommando zu entbinden, vulgo: zu feuern. Das mit grossem Trara angekündigte Eckpunktepapier zur Bundeswehrreform ist von Guttenberg offensichtlich so miserabel vorbereitet, dass das Bundeskanzleramt eine völlig Überarbeitung verlangt. Trotz alledem wird die telegene Luftnummer Guttenberg  noch  immer als das grosse politische Talent der Union gehandelt, auf das der Politikbetrieb der Bundesrepublik nicht verzichten können. An einer neuen Dolchstoßlegende wird allem Anschein nach bereits heftig  gebastelt. Man könnte wirklich verzweifeln!“

Bild: dpa. In der FR veröffentlicht am 2.3. auf Seite 4

Fritz Brehm aus Frankfurt:

„Das Foto zeigt Herrn zu Guttenberg in einem AC/DC T-Shirt. Auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick wird klar: Es ist das T-Shirt der AC/DC Coverband Five Volts. Wieder schafft er es nur zur Kopie. Am 1. März haben dann Hells Bells geläutet. Im Original.“

Paul Baumann aus Gelsenkirchen:

„Die Moral, gestärkt durch einige (eher wenige) Presse-Organe und aktuell dreißigtausend Doktoranten, hat sich zu einer Kraft entwickeln können, wo ein von und zu Guttenberg hat weichen, ja hat zurücktreten müssen. Dieser Akt war der notwendige Hgygieneakt einer (noch) funktionierenden Demokratie z.B. im Vergleich zu Italien. Und das ist gut so!“

Heribert Süttmann aus Berlin:

„Guttenbergs Rücktritt ist ‚gutt‘. Merkels Festhalten an KT erinnert an den Fuchs im Hühnerstall. Sie hat die Verantwortung dafür, die Parteien Ihrer Koalition und die Mehrheit der Bevölkerung in die Peinlichkeit ihres Irrtums, einem Betrüger aufgesessen zu sein, zu treiben. Das Volk hält sich nun mit irllichternder Trauer und Verschwörungstheorien dafür schadlos, was fatal ist.
Überhaupt ist Merkels Politik opportunistisch und verantwortungslos. Die Bundeskanlerin ist dafür verantwortlich, das Gemeinwesen systematisch in die Verschuldung zu treiben. Allein im Jahre 2010 über 300 Mrd. Euro, auf nunmehr zwei Billionen Euro. Die schwarzen und gelben Konservativen ruinieren rechtlich und finanziell den Staat.“

Angela Zimmer aus Alsfeld:

„Plagiatsaffaire: Ein Lehrstück für die Deutschen! Ja, ja, ja! Die Welt ist ungerecht! Alle, die sich für Herrn zu Guttenberg jetzt stark machen, würden umgekehrt – ausnahmslos – über einen Minister der Oppositionspartei herfallen, der sich derart unverschämt und unverfroren mit fremden Lorbeeren schmückt. Ja, ja, ja! Die Menschheit ist schlecht. Auch andere schreiben ab! Das ist uns allen bewusst! Die schriftlichen Abschlussarbeiten, die nicht dem eigenen Denken entsprungen sind, sie sind sicherlich unzählbar. Schon in der Grundschule setzen Spicker auf den Eifer des Nachbarn. In der Kindheit noch eher mit geringem Schaden verbunden. Manch einer ist auf die fremden Leistungen auch noch stolz. Und das ist es auch, was das größte Unwohlsein bei der ganzen Angelegenheit verursacht: Die moralische Haltung, die dahinter steckt. „Den Doktortitel, den nehm’ ich mir“. Mag sein, dass Standesdünkel und Erziehungsstil in bestimmten Kreisen ein Selbstbewusstsein formen, dass „sich nimmt“ – gar ein Leben lang von Vorbildern aus der honorigen Ahnengalerie und Verwandtschaft dazu ermutigt. Aber nicht auszudenken, auf welche Ideen so einer noch hätte kommen können, was er sich noch alles hätte nehmen wollen, wenn man ihn gelassen hätte! Wir als Deutsche wissen nur zu gut, wozu ein charismatischer Mensch im Stande ist. Ein Glück, dass er weg ist!“

Jürgen Ristau aus Bremen:

„Es sind nicht immer die Besten, die gehen. Oberhexenjäger Trittin holte zum finalen Schlag aus, auf der Tribunalsbank ein zerschlagener Gutenberg. Herr Trittin, das war würdelos und ohne Anstand. Jeder hat eine zweite Chance verdient. Das Problem ist nicht der Name, sondern die Popularität seines Wirkens und das, was er bewegt hat. Es erinnert mich an den letzten großen Politiker: Altkanzler Schmid.t Leider gibt es keinen in Ihrer Partei und auch nicht in der SPD, der dieses Format hat.“

Theodor C. H. Cole aus Heidelberg:

„Das kann es doch wohl nicht gewesen sein! Dies ist ja nicht wie auf der Schule, mit: abschreiben, setzen, sechs – wo der Schüler wegen Schummelns „fliegen kann“ und der Lehrer sich immer als der „Betrogene“ fühlen darf. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Peter Häberle ist als Professor einer Universität (venia legendi) ermächtigt Doktortitel zu verleihen (und sich mit seinen Absolventen zu „schmücken“). Dabei obliegt ihm die Pflicht Doktorarbeiten zu prüfen, vor allem bevor er sie mit höchster Auszeichnung bewertet (sum cum laude … man höre und staune!). Der Plagiator wird in diesem Fall wohl bald mit einem ebensolchen Ehrendoktor (honoris causa) ausgestattet, wieder aus der Asche emporsteigen.
Ich verstehe nicht, oder vielmehr leider doch, dass die Universität Bayreuth dezidiert ihre Professoren als Opfers des Plagiats betrachtet, um so alle Mitschuld von sich zu weisen, als eindeutige Strategie des Selbstschutzes!  Warum gibt man sich als Pädagoge denn überhaupt noch Mühe, Plagiatsfälle zu verhindern, wenn bei deren Aufdeckung durch Dritte einem sowieso nichts nachteiliges widerfährt? Wenn es dabei bleibt, dann ist das ein fatales Signal an alle, die Ihren Beruf als Lehrer, Dozent oder Professor noch halbwegs ernst nehmen.“

Barbara Brandi aus Frankfurt:

„Ich bin wirklich nicht begeistert von Herrn Guttenbergs wissenschaftlichen Verfehlungen bei der Kompilation seiner Dissertation. Auch vertrete ich durchaus die Ansicht, dass unsere Politiker – gerade die, die die Backen aufblasen für Moral und bürgerliche Werte, Vorbilder sein sollten.
ABER: Können Sie mir im aktuellen politischen Spektrum einen einzigen deutschen Politiker mit Format und Top-Verantwortung  nennen, der eine schneeweiße Weste hätte? Und wie lang ist die Liste der politischen Skandale um Politiker der großen Volksparteien SPD, CDU/CSU und FDP, deren Fehlverhalten für die Bürger von weitaus größerer moralischer und finanzieller Tragweite waren und sind als die des Herrn Guttenberg?
Wir Bürger wurden doch von unseren Politikern daran gewöhnt, moralisches Fehlverhalten ALLER Parteien – allesamt vorgeblich hochmoralisch – zu verdauen wie Magenschonkost. Wie verlogen ist es doch, sich gerade eine einzige Person zur Zielscheibe zu machen, bis sie fällt. Mag diese Person auch eine ganze Reihe von Fehlern gemacht zu haben (u.a. Kundus, Gorch Fock) – sind unsere weichgespülten Nichtstuer in Partei und Regierung nicht mindestens ebenso unverdaulich oder sogar unerträglich?
Die lustvolle Jagd auf Herrn Guttenberg mag ja den einen oder anderen befriedigen, aber mit politischer Aufrichtigkeit hat sie meines Erachtens wenig zu tun.
Nun bekommen wir also wieder einen neuen Minister – für eines der diffizilsten Ressorts. Hoffentlich verschlucken wir uns nicht an diesem neuen Minister, und hoffentlich verschluckt er sich nicht an seiner neuen Mission.“

Heinz Abraham aus Kronberg:

„Die Wiederauferstehung des politischen Heilands wird mit der Begründung vorbereitet, daß ja auch z.B. Strauß nach einer Schonfrist erneut Bundespolitikerr wurde, also kriminelle Taten der resozialisierung unterliegen, insbesondere bei nicht rechtskräftig Verurteilten. Die Volksmeinung, daß manches nicht so schlimm sei, entkriminalisiert Täter und relativiert den Glauben an Anstand, Ehrlichkeit und Sauberkeit, der ja davon ausgeht, daß ein im Privatleben unsauberer Mensch in der Politik das Volk uneiennützig, ohne Hintergedanken und ohne Lügnerei vertreten müsse. – Regenbogenpresse und Blätter wie BILD haben die Moral aufgeweicht. Wozu anständig bleiben, wenn man auch als Schuft Bundeskanzler-Kandidat in spe werden kann!?“

Manfred Schulz aus Herford:

„Dass der Rücktritt dann doch so schnell erfolgte, überraschte sicher. Doch blieb er sich treu und informierte zuerst sein Hofblatt, die Bildzeitung.
Nicht übersehen werden sollte allerdings, dass der Rücktritt für zu  Gutenberg durchaus positive Effekte hat. Die von ihm auf den Weg gebrachte Bundeswehrreform dürfte sich als Rohrkrepierer  (um im Wortfeld zu bleiben) erweisen: Es gibt weniger Freiwillige als erhofft, die Einsparungen, die zu Gutenberg versprach, werden nicht erreicht. Beide Probleme wird der neue Minister lösen müssen, zu Gutenberg wird dieses Debakel nicht zu verantworten haben. Gleiches gilt für die mit der Gorch Fock  verbundenen Skandale. Sollte der Kapitän entlastet werden, worauf einige Zeitungsartikel hindeuten, wird zu Gutenberg nicht die Verantwortung tragen müssen für die Abberufung des Kapitäns. Der Rücktritt  sichert so zu Gutenberg eine spätere Rückkehr in die Politik – für seine „Fehler“ hat er gesühnt, für eine gescheiterte Politik kann er kaum verantwortlich gemacht werden. Auch F. J. Strauß kehrte ja nach der Spiegel – Affäre zurück.
Lehrreich ist die  ganze Affäre G. aber noch aus einem anderen Grund. Unsere Bundesregierung stellt sich immer als bürgerliche Regierung dar, die bürgerliche Werte vertrete. Wer sich bisher gefragt hat, was das denn konkret sein könnte, weiß es jetzt: Belügen und Betrügen gehören zu den allenfalls lässlichen Sünden. Dagegen ist aber eine bürgerliche Öffentlichkeit aufgestanden, verkörpert im akademischen Nachwuchs. Als sich im 18. Jahrhundert das Bürgertum als aufstrebende Schicht etablierte, vertrat es die Werte der Leistung und der Ehrlichkeit – in Abgrenzung zum als korrupt, verlogen und lasterhaft gesehenen Adel. Anscheinend lässt sich diese Sichtweise noch heute vertreten.
Von Konservativen wird oft ein Werteverfall beklagt, das Verhalten zu Gutenbergs und die versuchte Verharmlosung durch die Kanzlerin können nun als Beleg für diesen Verfall gesehen werden.“

Michael Christiansen aus Humptrup:

„Nun ist er endlich weg und doch will sich die Erleichterung nicht so recht einstellen. Denn dieser Abgang war in weiten Teilen auch wieder nur eine selbstgerechte, realitätsferne Selbstdarstellung, in der natürlich der Hinweis auf die toten Soldaten wiederum nicht fehlen durfte. Das ist nicht nur taktlos, sondern ganz und gar abstoßend. In diesen unanständigen Sätzen zeigt der Plagiator sein wahres Gesicht. Wir sehen die häßliche Fratze eines übereitlen Blenders, eines Hochstaplers, der kaum einen Satz sagen kann, ohne nervös mit den Augen zu zwinkern. Der nicht wahrhaben will und wohl auch wirklich nicht wahrhaben kann, daß er aufgeflogen ist.Wahrscheinlich glaubt er inzwischen tatsächlich selbst, daß er nicht vorsätzlich betrogen hat, sondern nur unachtsam und überlastet war. Wahrlich ein Realitätsverlust, der an Uwe Barschel erinnert.
Guttenbergs Popularität beweist erschreckenderweise, wie leicht sich so viele, Bürger, Politiker und Medienschaffende blenden ließen und noch lassen (Herr Di Lorenzo?). Allein diese Popularität hat ihn in den letzten Tagen im Amt gehalten, allein auf sie begründen sich die Aussagen, er sei ein „politisches Ausnahmetalent“ – denn was hat er nüchtern betrachtet wirklich an Sacharbeit geleistet?. Frau Merkel hat sicher sehr viel mehr politisches Talent und wohl auch Anstand, aber sie hat sich an den Verführer geklammert, weil sie so wenig und er so viel mehr von der heutzutage anscheinend allein gültigen Währung besaß: schöner Schein.“

Kurt Skrdlant aus Frankfurt:

„Baron zu Guttenberg ist ein begnadeter Rhetoriker. Diese Fähigkeit benutzt er immer wieder, um Tatsachen zu verschleiern.
Baron zu Guttenberg wurde der Doktortitel von der Universität Bayreuth aberkannt. In seiner Lesart: er hat ihn zurückgegeben, erst vorläufig, dann endgültig.
Baron zu Guttenberg hat planmäßig auf über 200 Seiten fremde Texte übernommen ohne das kenntlich zu machen.  Juristisch ist das Diebstahl geistigen Eigentums, ein Straftatbestand. In seiner Lesart: Es seien ihm Flüchtigkeitsfehler unterlaufen wegen der familiären Belastung. Später dann: Bei einer genauen Durchsicht am Wochenende habe er schwerwiegende Fehler entdeckt, für die er sich entschuldige.
Baron zu Guttenberg hat immer nur das zugegeben, was ohnehin nicht mehr zu leugnen war. Für dieses Verhalten schlage ich einen neuen Begriff vor: „baronisieren“. Dennoch haben einige Politiker Baron zu Guttenberg ihren Respekt für sein Verhalten ausgedrückt. Respekt wofür? Dass er – endlich – zurückgetreten ist? Er war doch ohnehin nicht mehr zu halten, er ist nicht zurückgetreten, er wurde zurückgetreten.
Ich habe den Verdacht, dass man Baron zu Guttenberg als Opfer böswilliger Machenschaften hochstilisieren will, um ihn nach einer Schamfrist erneut im Politikgeschäft zu reanimieren. Dabei war er der Täter, der Plagiator!
Ade, Karl Theodor zu Guttenberg! Ein Shootingstar? Eine Lichtgestalt? Wohl eher eine Blendgranate!“

Jürgen Hempel aus Lüneburg:

„Gibt es einen Unterschied zwischen Abschreiben und Abschreiben. Nein ? – Ich meine ja !  Wenn bei einer Klassenarbeit der Schüler auf das Blatt seines Nebenmannes schielt und das dort Geschriebene auf seinem Zettel übernimmt, dann ist dass etwas anderes als wenn ich eine Ausarbeitung erstelle bei der einzelne Passagen von anderen Personen stammen. Erforderlich ist dann allerdings, dass ich diese Fundstellen als Fußnoten einfüge. Wie allgemein bekannt hat Herr zu Guttenberg an seiner Doktorarbeit sieben Jahre gearbeitet. Nicht weil er faul ist sondern nur in seiner Freizeit tätig war. Auch wird durch die Medien einiges durcheinander gewürfelt. So stellt sich wieder die Frage ob es einen Unterschied macht zwischen dem Verfassen einer Doktorarbeit oder Schreiben einer Doktorarbeit. Dieser dürfte doch gravierend sein : Die Gedankengänge des Verfassers zu Papier zubringen ist nicht das Gleiche wie das Schreiben dieser Sammlung. Dies könnte eine ganz andere Person sein ! Der eigentliche Skandal ist bei der Uni Bayreuth zu suchen. Wenn die Doktorarbeit in so schlechter Form dem Doktorvater vorliegt ,warum lässt sich dieser darauf ein ? Wollte sich die Uni „ Liebkind“ machen mit dem Adelgeschlecht ? Auch sollen gerne alle künftigen Doktorranden  protestieren – nur es ist die falsche Adresse.“

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9 Kommentare zu “Dolchstoßlegende

  1. Armer Plagutti sei nicht traurig. Bams, Bild und Bungabunga-TV-Realitys schaffen es schon noch den teutschen Volks-IQ auf Poebene herunterzunebeln, auf dass du bald wieder wie Silvio aus der Asche strahlend emporsteigst, um uns weiter selig verblödend zu blenden.

  2. (Zunächst eine Vorbemerkung zum verwendeten Begriff „Dolchstoß-Legende“. Diesen habe ich bereits in meinem gestern um 17:53 Uhr an Bronski verfaßten Leserbrief verwendet. Es handelt sich also nicht um ein Plagiat der Zuschrift von Klaus-Peter Rug aus Gründau, sondern um einen Begriff, der mir in Zusammenhang mit der Causa G. und der Reaktion vieler äußerst passend erschien.)

    Wir Deutschen haben ja Erfahrung im Erfinden von und dem Glauben an Dolchstoß-Legenden. Und eine solche scheint sich mir jetzt auch um Herrn Karl-Theodor von Guttenberg und seinen Rücktritt zu ranken. Es war ja überhaupt nicht sein Verschulden, was seinen Rücktritt erzwang, sondern es waren die bösen bösen ihm übelwollenden Medien, die (linke) Opposition und all die Neider, die nicht wie er im Rampenlicht stehen durften. Er hat ja eigentlich nix gemacht – Lichtgestalten begehen keine Fehler, und wenn, dann nur läßliche. Ihn einen Betrüger zu nennen, einen, gegen den jetzt die Staatsanwaltschaft Hof ermittelt, ist unverschämt und unangemessen. Und zuzugeben, das hier einer zum Popanz aufgebaut und aufgeblasen wurde, wäre gleichbedeutend damit, einem Schwindler aufgesessen zu sein, dazu noch einem in echt Blaublütigen. Ja, Herrn von G. war zu vielem fähig, aber zu nichts im Stande. Aus einem echten Heiligen wurde nach der Entfernung des (Schein-)Heiligenscheins ein falscher Fuffziger. Man wollte eben an einen Erlöser glauben, und nicht(s) Genaues von irgendwelchen – sicherlich gefakten – Tatsachen wissen, weil man sich damit selbst entblößt und entwertet hätte.

    Nun gut, sagen viele, na ja, ein bißchen hat er schon geschummelt, aber das machen ja alle, war nix Schlimmes. Auch KT war sich da ja lange – und ist es wahrscheinlich immer noch – Volkes Stimme sicher. Dazu paßt dann auch, das hier einer wie ein ertappter Abschreiber bei einer Klassenarbeit dann beim nachmittäglichen Fußballspiel schmollte, nach dem Motto: Ich spiel’ jetzt nicht mehr mit – ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt. Aus der Wagenburg heraus, welche vornehmlich in der CSU um ihn gebildet wurde, gehen die Beschimpfungen über die “roten” Indianer weiter. Indianer werden sogar im Lager der Schwesterpartei verortet. Solidärität, oder eher Nibelungentreue, wurde eingefordert, und dabei übersehen, daß damit die Forderung verbunden war, den bürgerlichen Wertekanon gleich mit zu entsorgen. Alles Strukturen, welche in der bayerischen “mir san mir”-Politmafia seit Jahrzehnten existieren, weil der höchste Wert in diesem Lager immer noch die Teilhabe an der Macht ist. Die Beine, die jetzt gegenüber Schavan und Lammert ausgestreckt werden, sind schon in Bereitschaft.

    Jetzt kommen alt- und neutestamentarische Werte ins Spiel, nämlich Glaube, Liebe und Hoffnung. Glaube an die Wiederauferstehung des Freiherrn, gespeist aus der Liebe zu ihm, und Hoffnung, daß dies bald geschieht, und er quasi dann, wie Jesus nach 40 Tagen, in den Himmel auffährt, zu richten dort die Gläubigen und Ungläubigen, oder zumindest all die, welche diese Mischung aus neoliberalem Gesülze und rechtspopulistischem Geschwurbel nicht für eine neue Religion halten (wollen).

    Was ich nicht begreife, ist das permanente Beharren aller Jubelperser auf dem „er hat ja – nur – einen Fehler gemacht“ und dem, was meiner Meinung nach viel mehr wiegt: Dem Ausblenden des menschlichen Verhaltens von Herrn G., oder besser gesagt, seiner Inhumanität beim Umgang mit Anderen. Kann einer ein Charakterschwein (beim Bund hiess es früher Kameradensau) sein, und trotzdem reüssieren, oder ist dies sogar die Voraussetzung für eine politische Karriere? Zimmermann, Strauß, Wiesheu, Barschel, Koch, Kohl, Weimar, Huber und andere sind ja allesamt prima „Vorbilder“. Sie alle haben in den Augen ihrer Fans vieles (sich) geleistet. Manchmal graut mir vor diesem Volk und diesen Wählern, welche sich solche Politiker leisten und ihnen weiterhin gnadenlos zujubeln.

  3. Natürlich kann man von einem Dolchstoß sprechen, schließlich wird ja auch Harakiri mit einer dolchähnlichen Waffe ausgeübt. Und nichts anderes liegt hier vor. Alle die Verharmloser, die das Plagiat mit dem Abschreiben in der Schule etc. vergleichen und zugeben „Ja, sie hätten das auch mal praktiziert“, erinnern sich also daran, was ja wohl eine Absicht einschließt. Oder kann man überhaupt unbewusst abschreiben? Kann man in der Schule unbewusst mit dem aufgeschlagenen Buch unter der Bank betrügen? Wurde ein Spickzettel jemals unabsichtlich verfasst? Was ein Unsinn! Aber nicht anderes hatte Guttenberg von sich behauptet und sich damit selbst erdolcht.

  4. Vielleicht ist das alles viel simpler als angenommen.
    Jahrtausendelang hatte der Mensch einen Anführer oder eine kleine Gruppe davon.

    Jetzt haben wir gerade nen Moment lang Demokratie, wie soll es denn da gehen ,daß wir einfach mal so umschalten von Unterwerfung unter das alpha-Tier auf selbstständiges Denken.
    Es ist klar ,daß es da Rückfälle geben muß ,und das wird nicht der letzte sein.

    Allerdings wird jeder Rückfall etwas schwächer sein als der vorherige.

    Schon Guttenberg selber ist nur noch ein Abklatsch früherer Adelsherrlichkeit.

  5. Von einer Reise zurück, stelle ich erstaunt fest, dass die von Bronski beschriebene gewaltige Welle der Erregung plötzlich abgebbt scheint und nur noch ein Donnergrollen von CSU und Guttenberg-Verehrern zu vernehmen ist. Ganz so, als wäre mit dem Abtritt des betrügerischen Barons die Welt wieder in Ordnung. Dabei ist mit dem Rückzug der Person zu Guttenberg erst der kleinste Teil der Affaire zu Guttenberg „gelöst“ und der zurückgebliebene Scherbenhaufen noch lange nicht aufgeräumt.
    Sicher kann mit Genugtuung festgestellt werden, dass via Internet Deutschlands größtem Manipulationsorgan eine mächtige Konkurrenz entstanden ist und selbst im Bündnis mit diesem die Bäume nicht mehr in den Himmel wachsen. (Ich habe bereits in meinen Thesen unter #31, Schlagseite,22.2. darauf verwiesen.)
    Wie aber steht es mit der bitteren Erkenntnis, dass offenbar die Mehrheit der deutschen Bevölkerung jede Scharlatanerie, wenn sie nur auf smarte Weise vorgetragen wird, hinzunehmen bereit ist? Bleibt das wirklich folgenlos? Oder bleibt uns das Gelächter über „italienische Verhältnisse“ nicht doch im Halse stecken?
    Der sehr guten Analyse von Klaus Uhl aus Lüneburg und dem Beitrag von Herrn Fladung (#2) kann ich voll zu stimmen:
    „Da gibt es einen, der groß scheint, zum Teil aufgrund eigener Leistung, mehr aber aufgrund dessen, was er vorgibt zu sein. Dieser Schein wird genährt von den Bewunderern, die in der Identifikation etwas von diesem Schein, dieser Größe für sich selbst in Anspruch nehmen. Da die Bewunderer diese geliehene Größe nicht gern verlieren, sind sie sehr weitgehend bereit, bei der Beurteilung ihres Helden Wirklichkeiten auszublenden, Tatsachen zu bagatellisieren.“
    Solche „Realitätsverbiegung“ (wie Herr Uhl es nennt) – man könnte auch sagen „Wirklichkeitsverdrängung“ oder
    „Wirklichkeitsverlust“ – bei einer breiten Masse bleibt gewiss nicht ohne Folgen. Bekanntlich neigen Menschen gerade in Krisenzeiten dazu, Scharlatanen aufzusitzen. Das mag in seinem psychologischen Mechanismus erklärbar und verständlich sein, für das Funktionieren eines demokratischen Staats ist es verheerend.
    Beispiel CSU:
    Man muss kein Anhänger dieser Partei sein, um sich durch die Selbstentlarvung als reine Wagenburg-Partei, die außer „Mir san mir“ und islamfeindlichen Sprüche nichts mehr zu bieten hat, betroffen zu fühlen. Mehr aber noch durch den (an Treibjagd erinnernden) „christlichen“ Umgang mit Partei„freunden“, die – wie Norbert Lammert oder Annette Schavan – ihre konservativen Grundwerte noch nicht an der Bundestagsgarderobe abgegeben haben. In einer Zeit, die von hemmungsloser Gier und Allmachtswahn bestimmt ist (Bankenkrise und PID seien hier nur als Beispiele genannt) bedarf es einer starken Vertretung von Grundwerten, die sich dem entgegenstellen.
    Doch es geht auch um „christliche Grundwerte“:
    „Selig sind, die nach Gerechtigkeit dürsten. Denn ihrer ist das Himmelreich.“ So heißt es in der „Bergpredigt“.
    „Gerechtigkeit“ hat dabei zwei Aspekte: Es beinhaltet einerseits Gleichbehandlung von Menschen, nicht nur in juristischer, sondern auch in moralischer Hinsicht, verbietet die Stilisierung zu „Übermenschen“, die vermeintlich über jeder Moral stehen.
    Und es bedeutet andererseits, auch „gefallenen“ Menschen eine neue Chance zu geben. Das aber hat zwei Voraussetzungen: Einsicht und Sühne („Reue“ und „Buße“ im christlichen Sinn). In beider Hinsicht kann bei Herrn zu Guttenberg keine Rede sein: Glaubwürdigkeit könnte er beanspruchen, wenn er einerseits sein Vergehen nicht verharmlost und andere mit dafür haftbar gemacht, sondern beim Namen genannt hätte, und wenn er andererseits höchstpersönlich dem grotesken Missverhältnis zwischen der wahren Person zu Guttenberg und dem medial verbreiteten BILD von ihm entgegentreten würde.
    Das Gegenteil aber ist der Fall. Sein schmachvoller Rückzug gerät in Kreisen seiner „Getreuen“ zur wütenden Ankündigung des bereits sicheren „Come back“, die geballte Faust den „Verrätern“ im eigenen Lager entgegengestreckt.
    Und aus dem Heer der Bewunderer tönt es in totaler Verkehrung der Gegebenheiten und selektiver Verwendung christlicher Symbole und Gleichnisse: „Wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein!“
    Zurück bleibt nicht nur eine in ihren grundlegenden Prinzipien und kulturellen Werten erschütterte akademische Welt. Zurück bleiben auch zerstörte christliche Grundwerte – und das von einer Seite, die nicht müde wird, von „christlich-jüdischer Leitkultur“ zu faseln.

  6. Hallo Herr Engelmann, wahrscheinlich wird dies ein Zwiegespräch (wenn Sie überhaupt nochmal in diesen Blog reinschauen). Die Besetzung der Anwesenden-Liste heute abend bei Illner zeigt mir, daß das Thema Guttenberg noch lange nicht gegessen ist, und anscheinend die Deutschen und ihre Medien-Vertreter von dem, was unter „Demokratie“ (und was sie ausmacht), verbunden mit den bürgerlichen Werten, wenig bis gar nix anfangen können, sofern sie überhaupt wollen.

    Da wird eine Flachpfeife, ein Betrüger, zum Heiligen, zum Heilsbringer, zum kommenden Überkanzler stilisiert. Wehe uns, wenn uns solche Personen demnächst regieren. Frau Merkel ist ja auch ein Beispiel für Mediendemokratie, aber bei ihr scheinen zumindest die Sensoren und der Seismograph noch zu funktionieren, was Volkes Stimmung anbelangt. Aber bei Herrn von G. scheint da eher das Prinzip des Sonnenkönigs verinnerlicht zu sein: „L’etat – c’est moi!“

    Manchmal habe ich doch große Lust auf ein MG.

  7. Die Causa Guttenberg verbiegt den Blick womöglich auf ganz andere Schweinereien, nämlich die rund um die Käuflichkeit der Politik, am Beispiel Maschmeyer oder auch Gauselmann, wobei in Bezug auf Schädigung sicherlich Maschmeyer Lichtjahre von Gauselmann entfernt ist. Da machen sich auch die Sozialdemokraten einen schlanken Fuß, nicht nur Ex-Kanzler Schröder, sondern auch Herr Gabriel, welcher, wie berichtet, kräftig Geburtstag feierte mit CM. Na ja, man kennt sich, man schätzt sich, und man hilft sich.

  8. Im Hinblick auf die Fangemeinde des Herrn Baron und ihrem heißen Wunsch nach einer baldigen Rückkehr in die große Politik sollte man Frau Merkel empfehlen, dann für ihn auch das passende Ressort herauszusuchen. Mein Vorschlag: das Bundesministerium für Bildung und Forschung!

  9. Es ist von der CSU doch nur allzu verständlich, dass sie einen Politiker, der diese Sympathiewerte in der deutschen Öffentlichkeit besitzt (mal ausserhalb vom Familienhofblatt BILD betrachtet), als Figur nicht verlieren will. Hier kommt zum einen die „mia san mia“ Mentalität hervor, zum anderen die nackte Verzweiflung, bei den nächsten Wahlen wieder koalieren zu müssen. Von daher wette ich einiges, dass wir z.Guttenberg als Kandidat für die nächsten Landtagswahlen in Bayern wiederfinden. Mit Seehofer haben sich dort schon einige nicht mehr anzufreunden gewußt. Und von Bayern aus hat schon einmal der ein oder andere versucht, nach Berlin (respektive Bonn) zu gelangen.

    Deshalb mein Tipp: z.Guttenberg beerbt Seehofer.

    Was für uns Restdeutschen nicht schlecht sein muss. Dort ist er dann unter……

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