Mit vollgeschissenen Klos begrüßt man keine Gäste

Unterkünfte in äußerst schlechtem Zustand, Schimmel an den Wänden, Sanitäranlagen nicht benutzbar – die Bundeswehrsoldaten der „Patriot“-Staffel, die im südosttürkischen Kahramanmaras stationiert ist, beklagen sich über unhaltbare Zustände nicht nur ihrer Unterbringung. Es gibt Kontaktsperren, sie dürfen also nicht mit ihren türkischen Kameraden reden. Teils wurden sie daran gehindert, ihre Kaserne zu verlassen, und die Feldjäger – die Polizei der Bundeswehr – dürfen keine Waffen tragen. Das sind sehr unübliche Vorgänge zwischen verbündeten Armeen, die in einem Bericht des Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus aufgelistet sind.

Selbst der Besuch von Verteidigungsminister de Maizière in der Kaserne war von einem unangenehmen Vorfall begleitet. Eine deutsche Feldjägerin wurde von dem türkischen Kommandeur offenbar mehrfach geschubst und zur Seite gestoßen, als sie eine Straße für die Kolonne des Ministers absperren wollte. „Die Soldatin klagte danach über Prellungen“, heißt es im Bericht des Wehrbeauftragten. Solche Handgreiflichkeiten von einem General gegenüber einer Soldatin sind völlig unüblich − und wären in Deutschland ein Grund für ein Disziplinarverfahren.

Der Kommandeur des deutschen Kontingents, Marcus Ellermann, bestätigte die Probleme: „Wir stellen fest, dass die türkische Seite die eine oder andere Berührungsangst hat.“ Auch der Verteidigungsminister hat „gewisse Probleme“ wahrgenommen, wie er es beschwichtigend ausdrückte. Doch das kann den Eindruck kaum verwischen, dass die Anwesenheit der deutschen Soldaten von den türkischen Militärs offenbar nicht gewollt wird, auch wenn sie dem politischen Willen der türkischen Regierung in Ankara entspricht.

Und FR-Kommentator Frank Nordhausen empfiehlt dem Wehrbeauftragten „interkulturelles Training“. Nun, was auch immer das brächte – mit einem Satz seines Kommentars hat Nordhausen vermutlich sehr recht: „Ohnehin fühlt sich das türkische Offizierscorps zutiefst gedemütigt, seit Ministerpräsident Erdogan den Generalstab entmachtete.“

Hans-R. Teichen aus Bad Camberg:

„Paar Tage vorher waren erst der Verteidigungsminister und dann die Kanzlerin vor Ort. Kein Soldat traute sich offenbar, ihnen die Probleme zu benennen wie Kontaktsperren, Spannungen mit den türkischen „Nato-Brüdern“ sowie unhaltbare Zuständen in Unterkünften und Sanitäranlagen. Ein beredtes Beispiel dafür, wie unsere verantwortliche Politikerkaste traumwandlerisch abgehoben an der Realität vorbeischwebt. Kein Wunder, dass sie kaum mehr jemand für voll nimmt. Dann doch lieber „Klartext“!“

Klaus Matthies aus Hamburg:

„Mit vollgeschissenen Klos begrüßt man keine Gäste! Wer diese Provokation nicht als solche erkennt, sondern versucht, sie als „kulturelles Missverständnis“ zu erklären, dem ist nicht mehr zu helfen.
Auch die Tätlichkeit eines türkischen Generals gegenüber einer Bundeswehrsoldatin ist nicht zu entschuldigen. Die deutschen Soldaten müssen die Botschaft verstehen und abziehen. Leisetreterei ist der falsche Weg! Und bevor die türkische Regierung wieder Natohilfe anfordert, sollte sie vorher klären, wer im Lande das Sagen hat: das Militär oder die Regierung.
Frau Merkel sollte sich angesichts dieser Vorfälle fragen, wie sich die Türkei erst verhalten würde, sollte sie dereinst, was der Himmel verhüten möge, die Zulassung zum EU-Beitritt erhalten.“

Klaus Boll aus Frankfurt:

„Die schwerlich akzeptierbaren Vorfälle im Osten der Türkei, der sich die Bundeswehrangehörigen ausgesetzt sehen, sind weniger ein Problem der äußerst schlechten sanitären Einrichtungen. Schwerer wiegt das Verhalten türkischer Kommandeure. Zu recherchieren wäre, ob niederländische und US-amerikanischen Kameraden vor Ort denselben Restriktionen unterliegen: kein Kontakt mit türkischen Kameraden etc. Sollte das so sein, wobei es schwer vorstellbar ist, dass die Amerikaner das hinnehmen würden, wäre doch das Nato-Hauptquartier in Brüssel die richtige Stelle, die Unstimmigkeiten zu beseitigen.
Sollte es einzig und allein die deutschen Soldaten betreffen, wäre es noch irritierender. Abwiegeln mit dem Hinweis auf die unterschiedliche Tradition der Streitkräfte hilft da nicht, Herr de Maizière. Die Türkei ist seit Jahrzehnten Nato-Mitglied und gibt sich gern als ein weltoffenes Land. Die Generäle werden bei der Nato ausgebildet. So ist ein Verhalten wie gegenüber der Feldjägerin nur als unmöglich zu bezeichnen. Es spricht für sich, dass der Sicherheitspolitiker der Grünen, Omid Nouripour, deutscher Staatsbürger mit Migrationshintergrund, sagt, was Sache ist. „Die Türkei muss erklären, ob sie die Unterstützung der Nato noch will. Wenn ja, sollte sie endlich die weltberühmte türkische Gastfreundschaft zeigen“. Danke, niemand anders getraut sich wohl, so offen zu sprechen.
Im Gegenteil, wie auch in der FR derselben Ausgabe zu lesen, schreibt Frank Nordhausen mitleidheischend über das Verhalten türkischer Militärs: Sie seien fremde Militärs auf ihrem Territorium nicht gewohnt und sie nehmen die Deutschen als individualistische Eindringlinge wahr. Es kommen einem die Tränen. Ist dieses Land nun ein verbündeter Nato-Staat oder nicht? Und dann der Hammer: „Von einer weiblichen deutschen Soldatin lässt sich ein stolzer türkischer General schon gar nichts sagen.“ Diese Wortwahl deutet irgendwie ins 19. Jahrhundert. Obendrauf rät Herr Nordhausen dem Wehrbeauftragten Königshaus ein interkulturelles Training an. Wissen Sie, Herr Nordhausen, wem dieses interkulturelle Training sehr gut anstünde? Diesem Offizier, der sich wohl rüpelhaft aufgeführt hat und der die Feldjägerin um Entschuldigung bitten sollte. Das würde ihm als Offizier eines Nato-Staats sehr gut zu Gesicht stehen.“

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6 Kommentare zu “Mit vollgeschissenen Klos begrüßt man keine Gäste

  1. Wenn es den türkischen Militärs nicht passt, dass unsere Streitkräfte sie unterstützen, sollten sie das klar und deutlich sagen. Nicht unser Militär ist dort freiwillig hingegangen, sondern die Türken haben um Unterstützung gebeten. Wer hat sich gemeldet? Die Amerikaner und die Deutschen.
    Wie werden denn die Amerikaner behandelt?
    Nicht zu vergessen: Radio Andernach kann von unseren Streitkräften in der Türkei nicht empfangen werden.
    Ich denke, die Türken sind noch lange nicht reif für die Europäische Union.

  2. VORSICHT SATIRE

    So ein bißchen Anstand und Kultur sollte man schon in den Krieg mitbringen.
    Mindestens sollte man gescheit auf’s Klo gehen können, und auch nicht von Rüpeln angepöbelt werden, und eine gewisse Pausenregelung sollte auch vorhanden sein, wie es die Briten schon bei Asterix vorgelebt haben. Beim Krieg geht es schließlich um Anstand, der hier herrscht, dort aber nicht.
    Die Türken leben halt an der Grenze, da schleift sich was ab, oder hat sich noch nicht eingeschliffen, wie es in solchen Grenzgebieten der Zivilisation halt ist. Vom Türken sollte man solche Anstandsregeln jedenfalls einfordern, was soll sonst der Syrer denken? Daß wir Frauen in den Krieg schicken, ohne vorher die Machos beseitigt zu haben? Da sei Gott vor, der Jeweilige.
    Frauen rempelt man nicht und man schaut sie auch nicht schräg an oder macht irgendwelche brüderlichen Bemerkungen, man behandelt sie höflich und mit Respekt, bevor man sie totschießt. Oft sind ja auch ein paar Mädel dabei, die so einen Offizier nicht bei den Eiern packen oder einfach umhauen können, wenn er frech wird, da muß man schon ein wenig Aufklärung leisten, am besten via #Aufschrei.
    Fair und anständig muß so ein Krieg schon bleiben, man müßte sich ja sonst schämen.

    Den Männern sollte man auch Zerstreuung bieten, zum Beispiel Videospiele, ein wenig Ballerei und Ablenkung, wie sie Männer halt brauchen, damit sie nicht eine türkische oder syrische Frau mißverstehen, bevor sie deren Mann erschießen.
    Alles in allem sollte man klarmachen, daß so ein Krieg ja nicht das Leben ist und man sich auf die schönen Dinge des Lebens konzentrieren soll. Schließlich muß das Leben ja weitergehen, für die Ungefallenen.

  3. Von den Deutschen ist ja bekannt, daß sie beim Kriegführen neuerdings sehr korrekt vorgehen. In Afghanistan mussten Bundeswehrfahrzeuge stillgelegt werden, weil die Abgasplakette abgelaufen war. Die Franzosen hätten sich deutsche Tankflugzeuge nach Mali gewünscht, die dort ihre Jets auftanken könnten… die konnten die Deutschen aber nicht schicken, da sie noch nicht vom TÜV abgenommen waren. Stattdessen schickte man deutsche Transall-Transportflugzeuge, allerdings ohne Mandat, französische Soldaten transportieren zu dürfen. Deutsche Soldaten ja sowieso nicht. Daraufhin überlegte man angestrengt, was denn transportiert werden könnte… Toilettenpapier ist vom Bundestag genehmigt, denke ich mal… damit auch die katastrophale Scheißhauslage vor Ort in Mali ein wenig gelindert werden kann.

    Überhaupt, mit unzulänglichen Sanitärsituationen wurden gerade deutsche Soldaten ja seit eh und jeh schon schikaniert, da steckt ja System hinter. Man denke nur an Stalingrad. Ein Zeitzeuge berichtete mir, dort musste man in die Landschaft machen, wo es gerade möglich war. Also spätestens da wäre bei mir Schluß gewesen und ich hätte eine Eingabe gemacht, daß ich jetzt die Nase voll habe und sofort nachhause will.

    Oh, während ich das schreibe, fällt mir gerade ein, wie wir den Afghanistankrieg ganz einfach hätten gewinnen können. Man hätte einfach alle Toilettenhäuschen der Taliban besetzen und die Toilettenfrauen gefangennehmen müssen… und den Taliban wäre dann ja wohl nichts anderes übriggeblieben, als sich zu ergeben.

    Die deutschen Soldaten in der Türkei können sich erstmal allenfalls übergeben, aber noch nicht ergeben… die Genehmigung für letzteres liegt ja noch nicht vor.

    Erschütternd ist auch die Information von Herrn Schindler, daß der Soldatensender „Radio Andernach“ in der Türkei noch nicht empfangen werden kann. Das alleine wäre schon ein Grund, den Einsatz zu verweigern, denn so ganz ohne Musik macht das Ganze nunmal keinen Spaß. Kleiner Tip: Es sollte einmal geprüft werden, ob die Bundeswehr nicht Helme mit eingebautem MP3-Player herstellen lassen und einsetzen kann. Der eigentliche Skandal ist jedoch, daß anscheinend vor Ort kein Internetzugang besteht (denn Radio Andernach wird ja auch über Internet verbreitet). Und das ist nun wirklich eine Katastrophe, denn damit besteht auch kein Zugang zum Onlinesender RTL NOW.

    In USA wurden kürzlich Nägel mit Köpfen gemacht und es wurde genehmigt, daß Frauen nun auch in kämpfenden Truppen eingesetzt werden dürfen. Ich stelle mir gerade vor, der türkische Paschageneral hätte seine Annäherungsversuche bei so einer Navy-Seals-Amazone gemacht… man hätte ihn wohl anschließend vom Asphalt abkratzen müssen. Es hilft nichts, unsere Soldatinnen müssen besser ausgebildet werden… gegen die übliche psychologische Kriegsführung durch Männer müssten sie durch ein besonderes Trainingsprogramm immunisiert werden, in dessen Verlauf sie z.B. ein Interview mit Rainer Brüderle führen müssten.

    So ein Krieg ist ja im allgemeinen ein Großprojekt, also sagen wir ähnlich einem Flughafen- oder Bahnhofsbau. Es wäre schön, wenn die Welt sich von uns Deutschen absehen würde, wie man solche Großprojekte abwickelt. D.h. die Kriege fallen dann aus, weil sie irgendwann einfach zu teuer werden…

  4. @ Mutter Courage,

    hier muß man nach Einsatz differenzieren:

    Für die Türkei wäre stabiles, festes, kantiges Schuhwerk sicherlich nützlich… wenn der Soldat dann noch zusätzlich ein paar Kenntnisse im Kickboxen hätte, wären damit die soldatischen Grundlagen vorhanden, um im Konfliktfall sogar türkischen Generälen selbstbewußt „auf Augenhöhe“ begegnen zu können.

    Aber auch für den bald anstehenden Rückzug aus Afghanistan wären gute, insbesondere schnelle Schuhe allerdings nützlich, denn es empfiehlt sich, schneller aus dem Land rennen zu können als die Taliban, die hinterherlaufen und dabei wild mit den Dolchen fuchteln. Wer dann über seine Schnürsenkel stolpert, ist verloren…

    So wichtig z.B. wasserdichte Schuhe auch sonst sein mögen, bei nahezu allen anderen Bundeswehreinsätzen (Horn von Afrika, Libanonküste usw.) ist es viel wichtiger, daß die Schiffe wasserdicht sind. 30-Kilometermärsche, die besondere Anforderungen an die Blasenfreundlichkeit des Schuhwerks stellen, werden im Marine-Einsatz nicht durchgeführt, da auf einem Schiff auf hoher See in absolut keiner Himmelsrichtung 30 Kilometer für einen Fußmarsch zur Verfügung stehen. Bzw. die Stiefel müssten dann schon sehr, sehr, sehr wasserdicht sein.

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