Als dieses Blog noch jung war, habe ich (siehe hier) unsere Leserinnen und Leser bereits einmal dazu aufgefordert, mit ihrer Kritik an den Fehlern in der FR nicht zu sparen. Damals war die Resonanz verhalten. Nun sprach mich Heinrich Ebbers noch einmal an: Es dürfe nicht heißen: „Halten Sie das für das Wahlergebnis angemessen?“ – nebenbei: Es ging um die Fragestellung in einem Online-Voting -, sondern selbstverständlich müsse es heißen: „Halten Sie das für dem Wahlergebnis angemessen?“ oder, unschöner: „Halten Sie das für das Wahlergebnis für angemessen?“ Und er forderte mich auf: „Vielleicht können Sie das den Kollegen verdeutlichen, meinen Hinweis verstehen sie offenbar nicht oder sie halten ihre krude Grammatik für die FR angemessen.“ Meine Antwort lautete, ich würde die Formulierung “ Halten Sie dies angesichts des Wahlergebnisses für angemessen?“ für die eleganteste Lösung halten.
Es ist ja nicht so, dass wir die Fehlerhaftigkeit der FR hier im Blog noch nie zum Thema gemacht hätten. (Siehe auch Ergbut, Unglimpf.) Aber das Thema bleibt aktuell, wie ich dank einer Fülle von Zuschriften feststellen muss. Und wir alle mögen doch Evergreens, nicht wahr? Frei nach dem Motto: Ain Schif wirt komen, unt dass brinckt mier denn ainen.
Wobei ich den Hinweis weiterhin für unnötig halte, dass wir das natürlich nicht mit Absicht machen. 😉
Heinrich Ebbers hat noch einen interessanten Hinweis:
„Im übrigen kann man ja auch einmal vermerken, dass die Fülle von z.T. sinnentstellenden Druckfehlern, von denen gerade die FR in den 70ern überfüllt war, vermutlich aufgrund veränderter Satztechniken, erfreulicherweise verschwunden ist.“
Eigentlich bin ich ja eine sehr penible Verfechterin deutscher Orthographie und Grammatik. Aber mal ehrlich: mit der neuen deutschen Rechtschreibung und allem was damit einhergeht, ist es doch ohnehin ziemlich unlogisch, was so – und leider offiziell ‚zu Recht‘ – in der Zeitung steht. ‚Etwas ist Computer gesteuert‘, z.B. Macht überhaupt keinen Sinn. Entweder ‚computergesteuert‘ oder ‚von einem Computer gesteuert‘. Da macht der eine oder andere ‚tatsächliche‘ Fehler auch nicht mehr so viel aus. Weh tut es beim Lesen mittlerweile immer. 🙁
Ja, auch in der guten alten FR wimmelt es manchmal von Fehlern, die nicht hätten sein müssen. Aber Ergbut-Diskussionen machen das alles auch wieder sehr lustig, oder?
Trotzdem: manchmal wünsche auch ich mir ein oder zwei KorrekturleserInnen mehr…
Wenn jetzt nicht wieder jemand reimt
(weil mir das langsam nervig scheint)
kann das hier lustig werden, gell ?
mit andern Kommentaren hell
(sorry, hatte ein paar anstrengende Tage und muß mich auch mal sprachlich austoben ;-))
„Macht keinen Sinn“, dear FRettchen, makes aber auch no sense at all, because purer Anglizismus, gelle? 😉
Silvio nimmt mir die Worte aus dem Munde: Richtig sind „ergibt keinen Sinn“, „hat keinen Sinn“, „ist nicht sinnhaft“. Und wo wir gerade am Spitzfindeln sind: Wenn jemand „etwas erinnert“, dann klingt das zwar irgendwie doll geschwollen, ist aber ebenso ein verkappter Anglizismus, der leider immer wieder seinen Weg auch in die FR findet: Im Englischen remembered someone something, im Deutschen erinnert man sich AN etwas. Und auch die Aktivität ist fehl am Platze: eine englische activity ist eine Tätigkeit, während die Mannheimer Germanistenclique vom Duden unter Aktivität „Wirksamkeit“ und „Tätigkeitsdrang“ verzeichnet (und unter Aktivitas eine Studentenverbindung), von „aktiv“ abgeleitet. Wenn also interessierte Festgäste sich vielfältigen Aktivitäten hingeben, was soll das sein, außer eine typische Lokalteil-Phrase – hoffentlich nicht aus der FR? Oh: Im 14-Tage-Archiv 80 Treffer. Naja. Seufz.
it doesn’t make any sense – meine Herren (?), Sie haben recht! Kommt davon, wenn frau spät abends noch über grammatikalischen Unsinn schreibt… 🙂
Allerdings steht das ‚etwas erinnern‘ (was ich selber auch nicht abkann) im Duden als in Norddeutschland gebräuchlich…
Man kann sich im übrigen im Deutschen auch EINER SACHE ERINNERN, das ist noch schöneres Deutsch 😉
Gesammelte Anglizismen hätte ich übrigens auch noch einige anzubieten (natürlich ist ‚es macht Sinn‘ dabei…)!
@ FRettchen:
Gesammelte Anglizismen aus der FR?
Kann doch nicht sein!
🙂 @ Bronski
Nein. Auf den Gedanken bin ich tatsächlich noch nicht gekommen. Ich habe ein Büchlein für so was, aber meistens kommt es beim Lesen aus dem Englischen übersetzter Bücher zum Tragen.
Soll ich denn auch eins für die FR anfangen?
😉
@ FRettchen:
Wenn das sprachwissenschaftliche Gewissen es von Ihnen verlangt, wäre es ja, als würden Sie sich Gewalt antun, wenn Sie dies unterließen
die aufforderung zum meckern ist bei dem weg, den die fr seit einiger zeit einschlägt, viel zu wertvoll, um sie mit grammatikalischen spitzfindigkeiten abzutun:
am täglichen produkt ist abzulesen, wie die in der fr kritisierten zustände sich dortselbst niederschlagen.
schlampiges redigieren, offensichtliche fehler (inhaltlicher art, nicht „druckfehler“) etc verweisen auf prodiktivitätsdruck (wer erinnert sich noch an die „olympiareifen belegschaften“, die die gewerkschaften vor mehreren jahrzehnten voraussahen?) und entsprechende belastungen. der spardruck führt zu dem, was er beseitigen soll: den verlust an lesern/umsatz/rendite, weil das produkt so unattraktiv geworden ist. erinnert mich irgendwie an die deutsche bahn.
@ Bronski:
wenn Sie so weitermachen, setze ich Sie noch bei mir auf die Gehaltsliste, als äußerst erfolgreicher Zum-Lachen-Bringer :-).
Ich befürchte, soo stark ist das Gewissen dann doch nicht. Es stört schon hier und da, aber neben der Zeit, die FR überhaupt zu lesen auch noch welche zu finden, um die korrigierfähigen Lapsus..se?! (hier tun sich immerhin schon eigene Lücken auf ;-)) zu notieren, scheint mir utopisch. Es sei denn, die FR setzt mich auf ihre Gehaltsliste …
P.S. aber Anglizismen können auch nicht in abundance auftetreten sein, da ich sie sonst sicher trotz alledem notiert hätte!
Richtiges Deutsch, richtiges Deutsch, blah…
Das hier ist richtiges Deutsch:
»Ich zôch mir einen valken
mêre danne ein jâr.
dô ich in gezamete
als ich in wolte hân
und ich im sîn gevidere
mit golde wol bewant,
er huop sich ûf vil hôhe
und fluog in anderiu lant.
Sît sach ich den valken
schône fliegen:
er fuorte an sînem fuoze
sîdîne riemen,
und was im sîn gevidere
alrôt guldîn.
got sende si zesamene
die gerne geliep wellen sîn!«
🙂
@FRettchen: „Lapsus..se“? Nein, nein: Lapseu! Ich bin für den eu-Plural in allen unklaren Fällen: Pizzeu, Sofeu, Efeu … sicherlich lässt sich das noch irgendwie in die nächste neue Rechtschreibreform einarbeiten!
„Irak hat Verfassung“
Titelseite FR vom Mittwoch, den 26. Oktober 2005.
Wie die Bundesligakicker. Die haben Vertrag.
Kommas zwischen Satzgliedern?
In dem folgenden Satz von Wolfgang Storz aus seinem Blog-Beitrag „Bricht der Beton?“ lässt der mit den Komma-Regeln offenbar wenig vertraute oder, wie oben entschuldigend vermerkt wird, unter Produktionsdruck stehende Autor zwei Möglichkeiten ungenutzt, Kommas regelgemäß zu setzen (hinter „Merkel“ und vor „und“).
„In der CDU gelang es Angela Merkel ihr Programm weitgehend durchzusetzen und mit der Aussicht auf die Macht, machte die Partei auch mit.“
Weil ihm vielleicht irgendwann schreibend die Luft ausgeht oder weil er womöglich meint, ein Satz von zwei Zeilen Länge bedürfe einer Zäsur, setzt er ein Komma beliebig und regelwidrig zwischen zwei Satzgliedern (Adverbiale und Prädikat).
Eine verbreitete, aber unschöne Unsitte, wie ich finde.
Grüße
Heinrich Ebbers
Sehe ich bei einem Blogeintrag nicht so eng, Herr Ebbers. Hübsch hingegen die Überschrift zum Blog an sich:
„Autorinnen und Autoren der Frankfurter Rundschau – viel zu gut, um sie nur auf Papier zu drucken.“
Die Rundschau geht brutal mit ihren Schreiberlingen um. Fürwahr.
Schulz heute die Vierte:
Metzger, Kaiser, Oberlehrer und auch Richter
Seit früher her zumeist auch große Dichter
Und die die später wurden zu Zensoren
Zog früher oft der Lehrer an den Ohren
Drum nehmt die Kritik von Ebbers nicht so genau
Ihr Redakteure der von uns geliebten Rundschau
Heute muss ich auch mal meckern; obwohl kein Pädagoge,
erkenne ich doch des öfteren, dass es auch bei der gehobenen
Redaktion der FR „menschelt“, wenn man „Schnodderigkeit“ und
„Fehlbezeichnung“ so nennen will. Nun, konkreter Anlass ist
die Schlagzeile heute von Bernhard Honnigfort auf Seite zwei:
„Ritter Georg, der Eingebeulte“ zum sächsischen MP und CDU
Vorsizenden; wobei der Zusammenhang in Person nicht stört.
Für mich ist paradox, da Ritter gleich Blechrüstung bedeutet
und somit wahrscheinlich keine Beulen gemeint sind sondern
Dellen! Diesen Fehler macht die Bevölkerung im Alltag auch,
wenn sie bei Blechschäden am Auto von verbeult spricht. Denn
eingebeult ist für sich schon paradox. Eine Beule ist eine nach
außen erkennbare Erhebung auf einer „Fläche“, während eine
Delle sich nach innen formt! Immer wieder ist auch fast täglich
ein ähnlicher Fehler im allgemeinen Sprachumgang zu hören,
wenn in „Denn-Fällen“ statt denn weil – zwar meist mit Pause –
verwendet wird. Und dies nicht nur bei „Volksbildung“ sondern
auch vermehrt bei Vertretern der gehobenen Bildung! Sicher
ich weiß auch, dass Umgangssprache und regionale Herkunft
in der Sprache ihre Spuren zeigen, aber beim Schreiben muss
noch mehr als beim Sprechen vorher das Hirn aktiviert werden!
Nichts für ungut, aber ich wollte es nur mal „gesagt“ haben!!