Lanz: Auch Kleinkinder glauben: Was sie nicht sehen, das ist nicht da

Knapp 200.000 Unterstriften hat die offene Petition inzwischen, in welcher die Absetzung von Markus Lanz als ZDF-Moderator gefordert wird. Der — er wäre sonst nicht er selbst — hatte kürzlich die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht in einer Weise angefasst, die in der Tat empörend ist: Er hat sie eine halbe Stunde lang keinen Satz zu Ende bringen lassen, sondern unterbrach sie permanent mit Nachfragen im Stakkato. Nicht dass das etwas gänzlich Neues bei Lanz wäre; er fällt seinen Gesprächspartnern gern ins Wort, um nachzuhaken, d.h. er springt seinen eigenen Gedanken hinterher, sobald er welche hat, damit sie ihm nicht einfach entwischen. Das kann Sendungen mit Lanz sehr unterhaltsam machen — wenn diese Strategie auf die richtigen Gesprächspartner trifft. Manche lassen sich davon nicht beeindrucken, sondern wie einst Renate Künast einfordern, auch mal was sagen zu dürfen. So eine ist Wagenknecht ganz offensichtlich nicht. Ist sie zu höflich? Ist sie zu schüchtern? Ist sie eingeschüchtert? Wie auch immer — alle diese Befindlichkeiten sind einem Markus Lanz fremd. (Wer Lust dazu hat: Hier gibt es das Gedächtnisprotokoll des Bloggers Stefan Niggemeier, der in derselben Sendung zu Gast bei Lanz war.) Auch die FR berichtete.

Diese Show hat Maren Müller aus Leipzig so aufgeregt, dass sie sich noch in derselben Nacht hingesetzt und die Petition „reingehackt“ hat, wie sie sich im Spiegel-Interview ausdrückt. „Ich wusste nicht, wie ich diesen Frust anders hätte abbauen können.“ Die Dynamik, welche diese Sache entfaltet hat, sei für sie nicht absehbbar gewesen. „Aber ich frage mich auch: Wo kommt sie her? (…) Ich habe einfach einen Nerv getroffen.“ Das hat sie zweifellos; es gibt da draußen ganz offensichtlich eine große Zahl von Lanz-Hassern. Das war mir auch in meinem Freundeskreis schon aufgefallen, dass man über eine Lanz-Show kaum diskutieren konnte: Lanz polarisiert.

Und das ZDF ist mächtig unter Druck. Es wird den Verantwortlichen in Mainz ganz gut gepasst haben, als der Online-Dienst meedia eine Meldung brachte, die Petitentin sei eine Parteigenossin der gemobbten Wagenknecht, aber da hat meedia nicht richtig nachgehakt: Im September 2013 sei Müller bei der Linken ausgetreten, sagt sie am Anfang des Spiegel-Interviews. In einem Ton, fast als glaube sie, sich rechtfertigen zu müssen.

Die Webseite openpetition.de hatte vor kurzem schon einmal von sich reden gemacht, als dort die Petition gegen Toleranz für LSBTTIQ-Menschen für Schlagzeilen sorgte. Bald darauf startete eine Gegen-Petition, während die auslösende Petition starken Zulauf aus der rechtsextremen Ecke erhielt; sie hat den passenden diskriminierenden Charakter. Zurzeit hat sie knapp 170.000 Unterzeichner, während die Gegenpetition zurzeit etwa bei der Hälfte schlappgemacht hat. Diese Petitionen haben keinen bindenden Charakter. In Baden-Württemberg beispielsweise werden Petitionen auch dann vom Landtag geprüft, wenn sie von lediglich einer einzigen Person eingereicht werden. Soll-Zahlen wie 100.000 Unterzeichner sind also Unsinn. Zudem kann man anonym unterzeichnen, auch mehrfach. Aus juristischer Sicht sind sie völlig überflüssig. Sie können uns aber zeigen, wo Druck im Kessel ist, und können auf gesellschaftliche Probleme hinweisen – zum Beispiel darauf, dass es im Südwesten der Republik eine aufmüpfige Minderheit aus fundamentalistischen Evangelikalen gibt. Solche Gruppen können auf diese Weise auf sich aufmerksam machen.

Und die Lanz-Petition? Ist im Grunde genauso ein Kokolores. Das ZDF wäre dennoch gut beraten, seinen Moderator nun aus der Schusslinie zu nehmen und ihn ein paar Wochen lang zu coachen, damit er nicht anfängt, sich für gottgleich zu halten. Er sollte zumindest so weit wieder runterkommen, dass er einzusehen imstande ist, welchen Wert die Grundregeln des Anstandes im menschlichen Miteinander haben können.

Heute Abend steht Lanz bei „Wetten, dass …“ in Karlsruhe auf der Bühne. Bis dahin könnte die 200.000er Marke geschafft sein.

Richard Reschke aus Oberursel:

„Man kann zu M. Lanz stehen wie man will – aber kritische Anmerkungen zu seinen Aufritten wie „Wetten, dass..“ oder die allabendlichen Talk-Sendungen, sind durchaus angebracht. Die Empfehlung von Steven Geyer: Wem es nicht gefällt kann ja „Abschalten“, berührt mich schon etwas. Dies erinnert mich an die APO-Zeit „Wenn es Euch hier nicht gefällt, geht doch nach Drüben (Ost-Deutschland)“ – frei nach dem Motto: Nur keine Kritik und RUHE im (TV-) Lande. Auch der Kommentar des ZDF „Man muss aber auch die Relation sehen zu den Millionen, die Lanz sehen und sich nicht äußern.“ Die vielen Millionen Zuschauer, die sich den Sendungen „Wetten, dass“ und „Lanz Talk-Show“ durch „Wegzappen“ dem ZDF abwenden, werden einfach ignoriert und die 50.000 Kritiker, die sich outen, als nicht ernstzunehmende Zuschauer bewertet. Gebt den kritischen Fernsehzuschauern eine öffentlich, televisionäre Plattform und die „gottgeweihten TV-Intendanten“ werden ihr blaues Wunder erleben, sie werden dadurch den schweigenden Millionen ein „Gesicht“ geben“.
Die FR hat ihren Lesern mit dem Leserforum eine nicht hoch genug zu schätzende Plattform/Meinungsbeteiligung eingerichtet. Für mehr Raum an Leserbriefen kann ich durchaus auf Artikel wie „Rein, raus – oder abschalten“ verzichten.“

Peter Wagner aus Witten:

„Einspruch, Herr Geyer, Einspruch, ZDF. Warum muss ich als Gebührenzahler zwangsweise diese Laber-Veranstaltungen finanzieren? Es ist wohl das Mindeste, dass Moderator(inn)en eine(n) Gesprächspartner(in)n nicht permanent unterbrechen, sondern ausreden lassen. Was hat der Herr Lanz für ein Verständnis von Journalismus, wenn er Frau Wagenknecht in Macho-Manier als „die schönste Linke aller Zeiten“ begrüßt? Und das letzte Wort in Ihrem Beitrag, „Abschalten“ ist sowas von daneben! Für mich ist es eher eine Alternative, würden die durch Gebührenzwang finanzierten öffentlich-rechtlichen Sender die Zahl dieser Quassel- und Selbstdarstellungsbühnen reduzieren.“

Günther Kittner aus Nidderau:

„Maybritt Illner hatte ja ihre Sendung fast 15 Minuten überzogen. Das war nicht grundlos und die lebhafte Diskussionsrunde mit kompetenten Gästen ließ die Zeit … vergehen. Ob dadurch Herr Lanz als Moderator schon irritiert in seine Sendung ging?
Nun, ich hatte anfangs in der Vorstellungsphase den Eindruck nicht. Die Gästeliste war interessant und mit dem Auftakt mit Frau Wagenknecht ein vielversprechender Einstieg vorgegeben. Leider entwickelte sich hier aber eine sehr leidvoll Szenerie, die ich als Tribunal verstand. Es ist sicherlich nicht Aufgabe von Herrn Lanz als Moderator, inquisitionsartig auf bestimmten Stichworten herumzureiten. Hinzu entstand der Eindruck sich vorab mit Herrn Hans Jürgen Jörges abgesprochen zu haben. Dieser, eigentlich von mir, durch seine bestimmende aber doch moderat gepflegten, von Sachverstand geprägten Teilhabe an vielen Diskussionen, äußerst geschätzte Journalist erschien mir „auszuflippen“. Einem Außenstehenden wie u.a. mir entgingen die ständigen „sich gegenseitig Blicke zuzuwerfen – Herr Lanz, Herr Jörges – nicht bzw. sicherlich nicht. Auch entstand bei mir der Eindruck, Herr Lanz war miserabel fachlich vorbereitet und emotional war er dem Gast, Frau Wagenknecht sowieso nicht gewachsen. Gesamteindruck: Eine Farce; von Respekt den Gästen gegenüber ganz zu schweigen. Und hier hat es Herrn Lanz auch in Bezug auf die weiteren Gäste ermangelt. Diese schienen für ihn plötzlich nicht mehr vor Ort zu sein und die Kamera schwenkte zu manchem Gesichtsausdruck, der „süßsauer – gute Miene zu bösem Spiel“ ausdrückte.
Weil der „Zinnober“ nicht aufhörte habe ich dann abgedreht, obwohl ich gerne noch von den weiteren Gästen einen Beitrag erlebt hätte. Final: So nicht, Herr Markus Lanz!“

Dietmar Lehmann aus Hattersheim:

„Weil Markus Lanz-Sahra Wagenknecht rüde befragte, soll er gehen. Verehrter Herr Geyer, sie empfehlen am Ende ihres Artikels, mit Hilfe der Fernbedienung den Ball flach zu halten. Wenn es so einfach währe. Kleinkinder glauben, was sie nicht sehen, sei auch nicht da. Mit dieser Einstellung kommt man prima durch die ersten beiden Lebensjahre. Aber spätestens, wenn man den Unterschied zwischen Koalition und Opposition oder auch zwischen Neoliberalismus und Sozialer Marktwirtschaft verinnerlicht hat, sollte man darüber nachdenken, was oder wer die persönliche Weltanschauung und die politische Ausrichtung eigentlich prägt. Zu einem großen Teil sind es die Medien, die entscheiden, was man uns als Information vorsetzt oder auch vorenthält. Eigenes Nachdenken kann in diesem Zusammenhang von Vorteil sein, was naturgemäß bei unsern sogenannten Leistungsträgern, Rentenexperten und Wirtschaftsweisen auf wenig Begeisterung stößt. Und da kommt unser ZDF und der freundliche Herr Lanz ins Spiel. Kurz vor Mitternacht soll der kleine drollige Herr Gysi oder aktuell die schönste Frau der Linkspartei (Originalton Lanz) die Ausgewogenheit des Senders dokumentieren. Wer nicht abschaltete, konnte erleben, wie Meinungsmache funktioniert und für wie beschränkt das ZDF seine Zuschauer hält. Was Markus Lanz mit Hilfe seiner Stichwortkärtchen von sich gab, waren zu einem Großteil keine Fragen sondern Unterstellungen. Die Versuche Frau Wagenknechts, trotzdem zu antworten, wurden von Lanz immer wieder unterbunden. Dem „Moderator „zur Seite stand der nette Herr Jörges vom andern Stern. Er rüpelte ohne Anstand durch die Sendung und kalauerte sich nebenbei sein momentan passendes politisches Weltbild zusammen. Applaus bekam Frau Wagenknecht für ihre Absicht, sich weiterhin für eine gerechte Verteilung des Wohlstandes zu engagieren, was von Herrn Lanz abschätzig als „beifallsheischend“ interpretiert wurde. Schließlich gäbe es keine „sozialen Wohltaten “ zu verteilen. Als würden Unternehmer freiwillig auf mehr Umsatz und Gewinn verzichten. Während Markus Lanz weiterhin versuchte, die Sendung im Sinne seines Arbeitgebers zu manipulieren, saßen die drei anderen eingeladenen Männlein einfach nur dabei und hatten zu Alledem nichts zu sagen. Aber gut frisiert war er – der Markus. Wer halt nicht selber nachdenkt, irrt dafür durchs Dschungelcamp und ist dank der Mainzelmännchen davon überzeugt, dass Oscar Lafontaine hingeschmissen hat, währen Roland Koch sich neuen Herausforderungen stellte. Oft ist es besser, einfach mal nicht abzuschalten, sondern eher genauer hin zuhören. Die Aussage „wem etwas nicht gefällt, kann ja abschalten“ ist ebenso zwiespältig, wie „wer nichts zu verbergen hat, kann sich ja abhören lassen“ In diesem Sinne, werter Herr Geyer, immer horsche un gugge.“

Herbert Just aus Wiesbaden:

„Ich habe die Petition auch unterschrieben. Herr Lanz missachtet in eklatanter Weise jegliche Regeln guter Gesprächsführung. Das kann er unter seinesgleichen gerne tun, es würde mich nicht stören. Im öffentlich-rechtlichen Fernesehen hat er eine Vorbildfunktion. Herr Lanz sollte mal einen Moment an die Lehrer denken, die sich täglich bemühen jungen Menschen eine angemessene Gesprächskultur beizubringen, d.h. einem anderen nicht ins Wort fallen, andere ausreden lassen, auf die Argumente des anderen eingehen, etc. Herr Lanz schlägt diesen Bemühungen ins Gesicht. Er ist für mich ein Selbstdarsteller erster Güte, ein Schwätzer, ein Meister der trivialen Fragestellung und eine krasse Fehlbesetzung. Und deshalb habe ich unterschrieben“

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38 Kommentare zu “Lanz: Auch Kleinkinder glauben: Was sie nicht sehen, das ist nicht da

  1. Eine Petition gegen einen aus meiner Sicht ziemlich flachen Moderator zu unterschreiben, liegt mir fern. Ein netter Junge, kein Genius. Zwei oder drei Sendungen habe ich vielleicht mit ihm gesehen. Einen Erkenntniszuwachs hatte ich nicht, gut unterhalten fühlte ich mich auch nicht, aber was soll´s? Ans öffentlich-rechtliche hatte ich mal höhere Erwartungen. Die werden kaum erfüllt. Aber das mache ich nicht an Markus Lanz fest. Warum gerade ihn attackieren? Nein, es ist das Gesamtkonzept der öffentlichen Fernsehanstalten, das auf den Prüfstand gehört. Verkürzungen der kritischen Magazine, zu viel Sport in den Nachrichten zu Lasten von Hintergrundinformationen, Provinzialisierung der dritten Programme etc. Riesige Honorare für laue Moderatoren, dafür wenig Geld für anspruchsvolle Filme. Es ist wohl die Angst der Macher vor den Einschaltquoten, sie trauen dem Publikum nichts mehr zu tun. Dabei haben sie eigentlich einen Bildungs- und Aufklärungsauftrag. Frau Wagenknecht kann diese dümmlichen Fragen wegstecken. Sie weiß schon im Vorfeld, was da abläuft. Sie ist souverän genug. Aber diese konzentrierte Seichtheit hat Methode.
    Sie ist gefährlich für eine Demokratie, die informierte Menschen braucht statt mit Sensationen und Halbwissen vollgestopfte Hirne.

  2. Nach dem Krach in den Medien habe ich nur kurz in die Konserve gesehen und bin dann lachend ausgestiegen. Danach habe ich mich kurz gefragt, ob ich Frau Wagenknecht wegen ihrer Themenzentriertheit bewundern oder wegen der fehlenden Metasicht bedauern soll:
    Die Situation ist doch nur noch köstlich: Da fragt ein horrend überbezahlter Gutenacht-Kasper eine ehemalige Europaabgeordnete mit vorwurfsvollem Grundton, was sie denn da verdient hätte. Das ist doch Realsatire vom Feinsten und niemand lacht?

    Die Petition ist eine empörte Reaktion auf diese Kombination von Unhöflichkeit und Stuss – kann man machen, muss man aber nicht – ich halte abschalten, bzw. gar nicht erst anschalten für eine passendere Reaktion, die gemachten Vergleiche sind unpassend, z.B.:
    „Die Empfehlung von Steven Geyer: Wem es nicht gefällt kann ja „Abschalten“, berührt mich schon etwas. Dies erinnert mich an die APO-Zeit „Wenn es Euch hier nicht gefällt, geht doch nach Drüben (Ost-Deutschland)“ – frei nach dem Motto: Nur keine Kritik und RUHE im (TV-) Lande. „ (Richard Reschke)

    Dieses Land zu verlassen, ist eine existenzielle Entscheidung. Das ZDF nicht zu sehen, ein Bier oder einen Rotwein zu trinken, und eine schlecht gewordene Milch stehen zu lassen, das sind alles Konsumentscheidungen, das ist Geschmackssache und alles andere als existentiell. Es ist niemand auf das ZDF angewiesen, der nicht dort arbeitet.

    Aber auch Bronskis Ratschlag für das ZDF passt in meinen Augen nicht:
    „Das ZDF wäre dennoch gut beraten, seinen Moderator nun aus der Schusslinie zu nehmen und ihn ein paar Wochen lang zu coachen, damit er nicht anfängt, sich für gottgleich zu halten.“ (Bronski)

    Für was sich der Bube hält, kann uns doch völlig egal sein. Gottgleich ist er auf keinen Fall, und das spürt er jeden Abend, den er da sitzt, in seinem Ohr. Dort sitzt nämlich in Gestalt eines Knopfes der verantwortliche Regisseur direkt am Hirn seines Moderators, ob der nun Lanz oder Slomka heißt. Dieser Regisseur sitzt da als Hüter der Sendertendenz, um orientierungslose Moderatoren im Bedarfsfall einzufangen, sobald die sich verirren. Aber sowohl Lanz als auch Slomka haben ihre Possen sehr viel länger getrieben, als die Schrecksekunde eines Regisseurs dauern kann. Das kann dann nur heißen, dass die Regie tendenziell mit ihren Moderatoren einverstanden war und diese Tendenz legt nicht sie selbst fest. Es wäre nur ein Gipfel an Scheinheiligkeit, wenn das ZDF etwas gegen Lanz unternähme. Deshalb bin ich auch gegen die Petition gegen ihn – Amputation ist nicht das rechte Mittel gegen Schweißfüße.

  3. Ohne die aufgeregte Berichterstattung über diese lächerliche Petition gegen Markus „wer bitte ist das gleich noch mal?“ Lanz hätte ich nicht ansatzweise erfahren, daß Wagenknecht in einer seiner Sendungen war und sich hat vorführen lassen. Als ich es vernahm, war meine bisher erste und einzige Frage dazu, was Wagenknecht bitteschön in so einer seltsamen Schaubude eigentlich wollte. Lt. Tagesspiegel waren ihre eigenen Worte im Nachhinein „Da ich mir die Sendung ansonsten nicht ansehe, kann ich nicht beurteilen, ob es immer so zugeht.“ Nee, Frau Wagenknecht, das ist jetzt nicht Ihr Ernst, daß Sie in einer Sendung aufteten, ohne sich vorher darüber zu informieren, um was es da geht? Wozu also dieser Auftritt?

  4. @Richard Reschke und Dietmar Lehmann: Sie beide verkennen, was Frank Wohlgemuth in #2 sehr treffend ausgeführt hat, daß es um eine Ware geht, um nichts anderes. Kauf sie, oder laß es bleiben, wenn sie dir nicht gefällt. Das ZDF allgemein oder einzelne Teile seines Programms nicht zu konsumieren (!), ist eine gute und durchaus alltägliche Alternative. Das mache ich täglich nicht nur mit dem ZDF, sondern auch mit vielen anderen Fernsehsendern, die ich im Receiver sogar weitestgehend ausgeblendet habe.

    „Wetten daß“ gehört zu den vielen Sendungen des die Nation bewegenden Spektrums panem et circenses, die ich mir anzutun nicht die geringste Lust verspüre. Ich mag anderes Brot und andere Spiele. Ich zappe also weg, gehe irgendwo „nach drüben“, üblicherweise einen anderen Sender, dessen Programm mir genehmer ist, oder ich mache gleich was ganz anderes. Dabei bin ich durchaus nicht auf dem Niveau eines kleinen Kindes, zu glauben, was ich nicht sehe, sei nicht da. Solches zu behaupten, ist lächerlich. Es ist eine Konsumentenentscheidung, ich muß mir das nicht antun, nur um zu wissen, das es da ist und was es ist. Ich kaufe nicht, was ich nicht mag; und ich nutze auch den Zapper entsprechend, die mir angebotene und nicht genehme Medienware nicht zu konsumieren. Alles andere würde ich als schon regelrecht masochistisch empfinden.

    Insofern ist die Empfehlung Steven Geyers, einfach nicht hinzugucken, genau richtig.

  5. @ EvaK

    „Ich kaufe nicht, was ich nicht mag; und ich nutze auch den Zapper entsprechend, die mir angebotene und nicht genehme Medienware nicht zu konsumieren.“

    Ja, schon richtig. Nur ist in diesem Fall der kapitalistische Markt außer Kraft gesetzt, weil ich auf jeden Fall zahlen muss, ob ich glotze oder nicht. Deshalb müssten die öffentlich-rechtlichen Anstalten den Zuschauern etwas zurückgeben, das im weitesten Sinn mit Qualität zu tun hat. Ich befürchte, nähmen wir die regelmäßigen Sendeformate wie „Tagesschau“ u.a. unter die Lupe, kämen wir zu keinem den Verantwortlichen schmeichelnden Ergebnis. Ich „wette, dass“ bei ARD und ZDF die Quote fast immer das wichtigste Sende-Argument ist. Wenn ich lese, dass nur 5000 Haushalte für eine unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten fragwürdige Quotenmessung ausgewählt sind und wir Rezipienten sonst keine Rückmeldemöglichkeit haben, kann ich schlecht der These folgen: „Schalt weg, wenn’s dir nicht gefällt!“ Die Frage bleibt: „Wohin?“ Denn diese Frage hat uns der FR-Redakteur nicht beantwortet. Würde er sich darum bemühen, kämen ihm vielleicht Zweifel an seiner Empfehlung an die Leser.

  6. @Rudi: Es ging mir aber nicht um die Fernsehgebühren und die damit verbundene Problematik, sondern um die Unterstellung, es seien die Leute naiv, die eine Sendung einfach wegzappen und nicht zur Kenntnis nehmen. Im Gegensatz zu kleinen Kindern wissen die nämlich sehr wohl, daß der Zirkus auch ohne sie stattfindet. Es werden täglich viele Sendungen im ÖR Bezahlfernsehen gebracht, die ich nicht sehe, weil ich nicht will oder nicht kann. Manche zeichne ich auf, wenn sie mir wichtig erscheinen. Aber allein die schiere Fülle schon der täglichen Programmauswahl der ÖR Sender:

    * ARD
    * ZDF
    * Phoenix
    * 3Sat
    * Arte
    * ZDFneo
    * BRalpha
    * ZDFinfo
    * diverse dritte Programme
    * tagesschau24
    * EinsExtra
    * EinsPlus
    * ZDFkultur

    macht es unmöglich, alles zu sehen, selbst als Aufzeichnung nicht. Das beantwortet vielleicht auch Ihre Frage, wohin Sie wegzappen oder ggf. die Kiste auch einfach mal ausschalten können. Was sollte Ihnen der FR-Redakteur dazu sagen oder empfehlen? Sie sind doch entscheidungsfähig, da muß Ihnen niemand was sagen.

  7. Die öffentlich-rechtlichen Sender standen mal für Qualität. Das ist lange her, heute dominieren dümmliche Unterhaltungsshows und Talkshows, die keinen Erkenntnisgewinn für den/die Zuschauer bieten. Die einzige Sendung mit Format – Beckmann – wird nicht fortgeführt.
    Da passt doch ein Mensch wie Lanz genau ins Konzept. Seine berufliche Erfahrung hat er bei RTL im Dschungelcamp gesammelt. Und so ein Mensch bekommt Sendeplatz eingeräumt um politische Fragen zu stelllen, zu denen er intellektuell überhaupt nicht in der Lage ist. Da blieb ihm doch gar nichts anderes übrig, als Sahra Wagenknecht permanent zu unterbrechen. Ein seriöser Journalist hätte kritische Fragen gestellt und wäre in der Lage gewesen, die Antwort anzuhören und gegebenenfalls zu kommentieren oder nachzufragen. Vor vielen Jahren gab es mal eine Sendung in einem der unsäglichen Privatsender „Der heisse Stuhl“. Konzept dieser Sendung war es, Leute mit gegensätzlichen Positionen aufeinander zu hetzen, Ziel war eine möglichst laute Schreierei.Sonst nichts.
    Um Information ging es natürlich nicht. Und genau das wiederholt nun das ZDF. Seid ihr tief gesunken.
    Mein Vorschlag: Beendet die unsäglichen Quasselshows, macht intelligente Unterhaltung und gute Information. Gebt den Politik-Magazinen endlich wieder feste Sendeplätze mit längeren Sendezeiten.
    Beendet endlich die Praxis stundenlanger Unterhaltungsshows zu Lasten der seriösen Politikmagazine, egal ob Report, Frontal21, Monitor, Panorama und anderer. Für Qualität stehen Tagesschau, Tagesthemen, Heute und Heute-Journal oder gute Dokumentationen. Liebe öffentlich-rechtliche macht den Privaten Konkurrenz, aber mit Qualität und nicht mit dem Versuch, das Primitivfernsehen noch zu unterbieten. Dann zahle ich auch gerne wieder meine Gebühren, die ich jetzt für Mist zahlen muss.

  8. @Reinhold Hinzmann: Die öffentlich-rechtlichen Sender als Pauschalbegriff akzeptiere ich so nicht. Es sind insbesondere die beiden Hauptsender ARD und ZDF sowie die Dritten, die massiv in der Qualität nachgelassen haben und auf seichte Massenware setzen. Die Spartenkanäle, die ich oben aufgezählt habe, allen voran Arte und 3Sat, bieten andere Kost.

  9. @ EvaK: Nun ja, ich habe mal so ganz altmodisch gelernt, das Rundfunk- und TV-Programme sein Publikum nach oben zieht. Nicht nach Oberlehrerart, sondern unterhaltend, interessant aufbereitet, spannend gemacht. Sicher decken die neuen Sparten auch vielfältig andere partikulare Interessen ab. Aber ARD und ZDF haben einen öffentlichen Auftrag für alle Menschen dieser Republik. Und der darf nun mal nicht volksverblödend sein.

  10. Hallo,
    mich interessiert nicht irgendeine Petition von schmartfonesüchtigen.
    1.Abschalten ist keine Lösung, abschalten kann man das dschungelcamp, mdr-musiksendungen, Sendungen wie: „Lieder so flach wie der Norden“ und ähnliches.
    Ich erwarte eine gewisse Qualität in „politischen“ Sendungen.
    2. Ich wundere mich, warum PolitikerInnen, wie z.B. Frau Wagenknecht, nicht einfach aufstehen und sagen: “ Wenn ich hier nicht zu Wort kommen darf, gehe ich!“.
    3.Leider gibt es ja auch andere Sendungen, z.B. die mit Herrn AufPlasberg, in denen es ja selten um gute Informationen und Diskussionen geht, sondern um Selbstdarstellung des Moderators.
    4. Ein weitere Beispiel, wo man gerne Abschalten konnte war am Sonntag Abend, als Herr Jauch zum Thema Snowden einen Herrn der „Blöd“-Zeitung zu Wort kommen ließ. Das ist doch unterste Schublade.
    Timm Pausmer, Elmshorn

  11. @ Rudi #5
    „Wenn ich lese, dass nur 5000 Haushalte für eine unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten fragwürdige Quotenmessung ausgewählt sind und wir Rezipienten sonst keine Rückmeldemöglichkeit haben, kann ich schlecht der These folgen: “Schalt weg, wenn’s dir nicht gefällt!” Die Frage bleibt: “Wohin?”“ (Rudi)
    Diese Quotenmessung würde ich nicht so hoch hängen, auch weil für mich der Hauptauftrag der Öffentlich-rechtlichen in Bildung und Information liegt. (btw: Ohne mich jetzt über die Auswahl der Testhaushalte genau informiert zu haben: Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass die Stichprobengröße allein wichtig ist – die Auswahl der Stichprobe spielt hier eine gewaltige Rolle. Nur als Beispiel: Die vergleichsweise präzisen Wahlvorhersagen werden meistens mit Stichprobengrößen um die 1000 gemacht.)

    Da gibt es außerdem Untersuchungen zum Vertrauen in journalistische Arbeit z.B.:
    http://de.statista.com/statistik/daten/studie/5306/umfrage/vertrauen-in-journalisten-nach-mediengattung/
    Da existiert dann ein Verhältnis im Vertrauen von öffentlich-rechtlich zu privat von ca 70% zu 15%. Da schneiden die also erheblich besser ab als in der Quote, in der die Unterhaltung den größten Teil ausmachen dürfte. Was Lanz aber macht, ist Unterhaltung, auch wenn mit der Gattung Infotainment auch Journalismus beansprucht wird. Wer politischen Journalismus haben will, findet den sofort bei den Öffentlich-rechtlichen, im 2. bei der Heute-Redaktion, oder etwas selbständiger gegenüber der Politik, die Redaktion der Tagesschau und natürlich in Magazinen.

    Wer Lanz anschaltet, sollte also keine politische Diskussion erwarten. Die kann höchstens aus Versehen unter den Gästen stattfinden, solange Lanz den Mund hält. Wenn wir uns eingestehen, dass wir es bei derartigen Sendeformaten wie Lanzens Gute-Nacht-Sendung nicht mit politischem Journalismus zu tun haben, dann ist es auch völlig problemlos, alles als mögliche Alternative zu Lanz zuzulassen, einschließlich des Dschungelcamps, einfach weil dieses Smalltalkformat sich nicht in der Mitte des Auftrags befindet. Insofern hat das Beschweren über das Niveau Lanz‘ für mich auch ein bisschen davon, als würde sich jemand beschweren, dass bei den Teletubbies die politische Relevanz fehlte und der Einfluss der Quantenmechanik zu wenig gewürdigt werde.

    Wer als Politiker zu Lanz geht, geht da hin, um überhaupt eine Presse zu bekommen. Er wird von da keine klar begründete Position ins Volk streuen können, das maximal mögliche ist das Stammtischniveau. Ansonsten bekommt er Gelegenheit, Sympathiepunkte in der Kategorie „human interest“ zu sammeln, wenn es ihm gelingt, Teile seines Privatlebens oder auch die persönliche Seite des Politikerlebens in der „richtigen“ Art zu veröffentlichen. Das hätte sich Frau Wagenknecht aber vorher überlegen können.

    @I. Werner #9
    „@ EvaK: Nun ja, ich habe mal so ganz altmodisch gelernt, das Rundfunk- und TV-Programme sein Publikum nach oben zieht. Nicht nach Oberlehrerart, sondern unterhaltend, interessant aufbereitet, spannend gemacht. Sicher decken die neuen Sparten auch vielfältig andere partikulare Interessen ab. Aber ARD und ZDF haben einen öffentlichen Auftrag für alle Menschen dieser Republik. Und der darf nun mal nicht volksverblödend sein. „

    Haben ARD und ZDF ihren Auftrag früher wirklich anders wahrgenommen, oder haben sich nur die Sehgewohnheiten derjenigen geändert, die das heute behaupten? Wenn ich mich an die ganzen amerikanischen Billigserien erinnere, die damals sowohl im Nachmittagsprogramm als auch abends über den Sender gingen, und an heimische Erzeugnisse wie den Blauen Bock, dann kann ich in der Summe gar nicht so zu dem Ergebnis kommen, dass das Fernsehen damals so viel besser war. Allerdings war man sehr viel selektiver, auch Rentner verbrachten nicht so viel Zeit vor dem Bildschirm wie heute, von dem Rest der Bevölkerung ganz zu schweigen.

    Ohne jetzt wirkliche Zahlen parat zu haben, glaube ich nicht, dass in der Summe der von EvaK genannten öffentlichen Sender der Anteil an echter Information und anspruchsvoller Bildung geringer geworden ist, als er in den „guten alten Zeiten“ war. Suchen Sie sich denn ihre Sendungen wirklich innerhalb dieses Angebots aus, oder beschränken Sie sich freiwillig auf ARD und ZDF? Das wäre allerdings ein altbekanntes Phänomen – die dritten Programme litten von Anfang an darunter, dass „man“ lieber ARD und ZDF guckte, die Dritten waren für Exoten.

  12. @ Frank Wohlgemuth

    „…die Dritten waren für Exoten.“

    Ja, stimmt. Heute sind sie heimattümelnd reaktionär.

  13. @I. Werner: Der öffentlichen Aufrrag von ARD und ZDF, was steckt eigentlich dahinter? Ich meine mich zu erinnern, daß es schon seit Anbeginn des Fernsehens hieß, es verdumme die Menschheit. An dieser Sicht hat sich wenig geändert. Zudem haben ARD und ZDF Politik- und Bildungssendungen im gemeinsamen Vormittagsprogramm oder später am Abend gebracht; die ARD hat viele Bildungssendungen seit Gründung der Dritten ab Mitte der 1960er dorthin abgeschoben. Die Fernsehmacher sahen ihren Auftrag immer zuerst in der Unterhaltung, und die sollte möglichst leichtverdaulich sein. Zudem brachte das den wenigsten Ärger mit den Lobbygruppen – Parteien, Kirchen, Gewerkschaften etc. – in den Rundfunkbeiräten. Und letztlich hat auch immer wieder die Politik Einfluß auf den ÖR Rundfunk genommen; die jeweilig regierenden Parteien gestalteten ihn nach ihren Vorstellungen.

    Letzteres läßt sich insbesondere am Beispiel der Dritten sehen. Nach ARD und ZDF werden inzwischen auch die Dritten im Niveau sukzessive tiefer gelegt. Das Hessenfernsehen bspw. wurde von der Medienpolitik der schwarz-gelben Koalition konsequent zum inzwischen unerträglichen Sender von Volksmusik und Liebesschnulzen umgebaut. Bestes Beispiel ist eine kritische und bürgernahe Sendungen wie Uwe Günzlers „Stadtgespräch“, nach dessen Pensionierung gezielt zur Selbstdarstellerrunde für Politiker umgebaut, bei der Bürgerbeteilugung nicht mehr stattfand, und dann mangels weiterem Interesse schlicht eingestellt. Auch die Hessenschau als Nachichtenmagazin für Hessen ist längst zum Papiertiger ohne Biß mutiert. Da ist selbst der Bayerische Rundfunk noch besser, der sich mit „quer“ ein quasikritisches Politikmagazin an der langen Leine als Feigenblatt leistet.

    @Timm Pausmer: Von politischen Sendungen habe ich aucb mal eine gewisse Qualität erwartet, inzwischen zucke ich da nur noch mit den Achseln. Nur „Wetten daß“ ist alles, aber keine politsche Sendung, nicht mal eine „politsche“ Sendung, sondern seichteste Unterhaltung. Da haben Sie wohl was falsch verstanden, Sie dürfen da getrost abschalten. Zur politischen Information gibt es inzwischen dank des Internets deutlich mehr Möglichkeiten, zudem kann ich besser schauen, was mir da vorgekaut wird.

    @Frank Wohlgemuth: In der Summe ist das Angebot an Information und Bildung des ÖR Fernsehens nur bedingt mehr geworden, weniger sicher nicht. Es verteilt sich auf mehr Sender, insbesondere Phoenix, 3Sat, Arte und BRalpha, und öfters werden bestimmte Formate zwischen diesen Sendern hin- und hergereicht und gerne auch mal wiederholt. Spitzenreiter ist da ZDFinfo mit seinen neudeutsch „Dokusoaps“ oder „Infotainment“ genannten oft mehrteiligen Sendungen, günstig eingekauft, schlampig gemacht, schlampig eingedeutscht und ad infinitum wiederholt. Der Unterschied zu N24 und N-TV mit vergleichbaren Formaten liegt nur darin, daß ZDFinfo werbefrei ist. Letztlich sind erst Arte und dann 3Sat die ÖR Sender mit dem besten Angebot – aber nicht massenkompatibel.

  14. „Heute sind sie heimattümelnd reaktionär.“

    Es geht doch nix über platte Pauschalurteile, locker aus der Hüfte geschossen. Und das nennt sich dann Diskussionsbeitrag. Rudi, ich bin stolz auf dich. Hast du richtig gut gemacht. Tapferer kleiner Cowboy.
    Es gibt unter den Dritten den heimattümelnd reaktionären MDR, aber der war nie anders. Der WDR ist weiterhin eher eine linke Anstalt, der NDR mal so, mal so, aber das war nie anders. Teils positiv hingegen die Entwicklung des BR, der jenseits vom Mainstream immer mal wieder Spielfilm-Schmankerl bringt. BR-Nachrichten würde ich mir nie ansehen, aber auf diese Idee wäre ich auch früher nie gekommen. Nur der HR hat einen eindeutigen Abstieg hingelegt und macht heute als Rentnersender dem ZDF Konkurrenz. SR, RB und RBB geben sich Mühe, das kann man erkennen, wenn man als nicht unbedingt zu Pauschalurteilen neigender Zeitgenosse sich mal durchs Programm schaut. Dem SWR bin ich sauer, aber aus anderen Gründen. Drei Tatort-Teams haben die am Start, aber bieten kaum mehr als Konfektionsware. Die Bodensee-Blum ist nur noch unterirdisch, Lena Odenthal hat ihren Zenit offenbar überschritten, und die Stuttgarter … Mittelmaß.
    Ich weiß nicht, was ihr davon habt, unser Fernsehprogramm so dermaßen schlechtzureden, denn so schlecht ist es nicht. Jedenfalls nicht schlechter als vor 20 Jahren. Wahrscheinlich ist diese Krittelei nichts weiter als Ausdruck notorisch schlechter Laune von Rentnern, die nichts anderes zu tun haben als rumzugranteln. Wenn ich von der Arbeit komme, habe ich morgens und im Zug meine Rundschau gelesen und bin informiert. Und zwar kritisch, wie ich meine. Dann noch die Tagesschau. Und dann freue ich mich nach dem Tagewerk ganz einfach darauf, abends ein wenig unterhalten zu werden – mit einem Spielfilm oder hin und wieder auch einer Show. Ich will dann keine politischen Magazine sehen, sondern abschalten. Früher war ich eifriger Kinogänger. Meine cineastischen Neigungen werden heutzutage gut bedient, meist von den Privatsendern, besser als von den Öffentlich-Rechtlichen. Und tut bloß nicht so, als wäre alles Müll, was über die Privaten flimmert.
    Über die wichtigen politischen Vorgänge wird mich die Rundschau am nächsten Tag schon informieren. Darauf vertraue ich. Die Sendervielfalt auch bei den Öffentlich-Rechtlichen bietet trotzdem fast jeden Tag politische Magazine. Wer sowas sehen will, hat jeden Tag zu tun. Die Mischung stimmt (meistens). Ich glaube, wer so redet wie Rudi, hat einfach die Lebenswirklichkeit aus den Augen verloren. Die Leute wollen nicht ständig Polit-Info. Sie wollen auch einfach mal durchschnaufen, sich berieseln lassen und dabei vielleicht einschlafen. Und sie haben das Recht dazu. Das Leben da draußen ist hart genug. Wenn jetzt einer von euch sagen würde: Härter als vor zwanzig Jahren, dann wäre ich sofort seiner Meinung. Aber ihr arbeitet euch ja nur an den Symptomen ab.

  15. @Pascal: Wahrscheinlich ist diese künstliche Empörung nichts anderes als ein Ausdruck der notorischen Besserwisserei eines altklugen Jungspunds, der nichts besseres zu tun hat als zu nörgeln.

  16. Ist es Zufall, dass die FR-Kolumnisten, die sich zum Thema äußerten, Herrn Lanz verteidigen und die Petentin sowie die Unterzeichner hart, wenn nicht sogar übel angehen? Michael Herl, der Öffentlichkeitsarbeiter in eigener Sache, kippt heute richtig ab, wenn er behauptet, Lanz widerfahre „…die kollektive Hinrichtung durch den anonymen Webmob. Darf es sein, dass einige hunderttausend Kürzelträger über Gedeih und Verderb eines Menschen entscheiden? Was richtet die hysterische Meute denn noch alles an?“

    Jörg Thadeusz lässt sich auch nicht lumpen, wenn er Frau Wagenknecht unterstellt, sie würde die Fragen der Interviewer „lediglich als beiläufiges Geräusch“ wahrnehmen, um dann, wie es seine Art ist, schlusszufolgern, dass Herr Lanz gar keine andere Wahl geblieben sei, um ein Gespräch überhaupt simulieren zu können.

    So schreiben nicht wenige Medienarbeiter, die ihr Ich ins Zentrum der Weltbetrachtungen stellen, die sich fein ausdrücken können und nicht auf Verbalinjurien zurückgreifen müssen, um ihre Kritik unter der Gürtellinie anzubringen. Sie wollen sich vom „Webmob“ distinguieren. Es scheint ihnen auf den Senkel zu gehen, dass das Veröffentlichungsmonopol ihrer Profession im Schwinden begriffen ist, dass sie nicht mehr alleine über den Daumen verfügen, der nach oben oder nach unten zeigt.

    Deshalb: Grüße aus der Gosse des Webmob.

  17. @Pascal

    „Ich glaube, wer so redet wie Rudi, hat einfach die Lebenswirklichkeit aus den Augen verloren.“

    Das mag in deinem Glauben so sein. Jeder hat seine eigene Lebenswirklichkeit. Man baut nicht unbedingt an demokratischen Grundpfeilern, wenn man seine persönliche Sicht als die Realität und nichts als die Realität ausgibt. Wenn du dich berieseln lassen willst, dann tu das. Ich mag mich nicht einlullen lassen, auch weil ich kein Rentner bin. Trotz meines „platten Pauschalurteils“, das übrigens die Zusammenfassung meiner Erkenntnisse ist, fühle ich mich in der Lage, das eine oder andere Argument noch beisteuern zu können. Aber: Es muss nicht sein. Ich kann auch meine Klappe halten.

    Ich schieß dir mal den Ball zurück in dein Feld. Ist es kein „plattes Pauschalurteil“, wenn du schreibst:

    „Wahrscheinlich ist diese Krittelei nichts weiter als Ausdruck notorisch schlechter Laune von Rentnern, die nichts anderes zu tun haben als rumzugranteln.“

  18. @ Rudi

    Doch, das ist natürlich ein plattes Pauschalurteil. Ich kann das genauso gut wie du. Deine Zusammenfassung deiner Erkenntnisse ist einfach falsch. Die Medienwirklichkeit ist vielfältiger, als du das anscheinend wahrnimmst. Und sich berieseln zu lassen, hat nichts zu tun mit sich einlullen lassen. Jeder Mensch braucht Phasen der Erholung, um dann wieder fit zu sein für den Kampf da draußen.
    Und deswegen gönne ich mir heute Abend „Star Trek – First Contact“. Ihr könnt hier inzwischen gern weiter an der Wirklichkeit vorbeireden. Tschüss.

  19. Zunächst an EvaK: ich wollte mit meiner Kritik nicht die guten Sendungen diffamieren. Doch ist es traurig, dass niveauvolle Sendungen fast nur noch bei ARTE und 3-Sat stattfinden. Das stimmt. Umso schlimmer empfinde ich die nicht enden wollenden niveaulosen Sendungen.
    Wie peinlich ist es eigentlich, dass die richtig guten Sendungen erst nach 22.00 Uhr oder noch später stattfinden. Wie gerne würde ich mir öfter mal die Dokumentationen der ARD am Montag anschauen. Doch wenn um 05.00 Uhr die Nacht zu Ende ist, fällt es schwer. Glücklicherweise kann man die Doku am Montag, bzw. Geschichte im Ersten (bin nicht sicher, ob ich den Titel korrekt wiedergegeben habe) teilweise legal auf den PC runterladen.
    Doch besser fände ich es allemal, diese ausgezeichnete Arbeit zu „zivilen“ Zeiten sehen zu können. Schliesslich steckt darin auch eine Menge Arbeit der Macher.

  20. @Rascal: Wenn du in der Lage bist, Argumente zu bringen, dann darf das gerne sein. Rumtrollen mit Ad-Hominem-Attacken zur Provokation von Reaktionen („Hat wohl einen Nerv getroffen.“) beantworte ich auch passend.

  21. @Reinhold Hinzmann: Von den beiden ÖR Hauptsendern erwarte ich schon seit Jahren nichts mehr, die versanden in öder Langeweile. Da bin ich froh, daß es Arte und 3Sat gibt, dazu ab und zu noch ZDFneo, die einen guten Mix aus Bildung und Unterhaltung bringen. Warum sollte ich dem Ersten und dem Zweiten da hinterher trauern? Außerdem habe ich die Möglichkeit, interessanten Sendung aufzuzeichnen oder mir aus der jeweiligen Mediathek zu holen und zu zivilen Zeiten anzusehen, wenn der übliche Müll über den Kanal flimmert. Außerdem kann ich im Internet Blogbeiträge verfassen oder mir aus der reichlichen Filmsammlung einen in den Player einzulegen.

    Ich habe jedenfalls die grundsätzliche Aufregung nicht verstanden, als die ARD das Interview mit Snowden am Sonntag nach 2300 ausgetrahlt hat und vorher erstmal Jauch und seine Welterklärer vorgeschickt hat.

    http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/ard-versendet-snowden-interview-vor-mitternacht-a-945657.html

    Früher hatte das Methode, um politisch brisante Themen möglichst weit weg vom Volk zu halten. Heute ist das nur noch Traditionspflege und Quotengeleier um einen sauschlechten „Tatort“ zur besten Sendezeit, mehr nicht. Politischen Verschwörungscharakter hat das schon lange nicht mehr, auch wenn viele das noch vermuten. Entsprechend habe ich das kommentiert:

    „Früher™, als es noch sowas wie Fernsehansagerinnen und Sendeschluß gab, wurden solche Sendungen ebenfalls ins Spätabendprogramm verbannt. Vor der Ausstrahlung der Sendung erschien statt der nett lächelnden Fernsehansagerin ein ernst blickender Redakteur mit Hornbrille und Tweedjacket, der mit gesetzter Stimme eine weitschweifige einleitende Erklärung abgab. Das sollte dem Volk die nötige sittliche Stärkung und korrekte Sichtweise vermitteln. Der Bayerische Rundfunk blendete sich pflichtgemäß aus der Sendung aus. Das macht er heute nicht mehr, weil die Leute das umgehen können. Der wesentliche Unterschied liegt heute jedoch darin, daß die weitschweifige Erklärung des Redakteurs durch eine Labersendung mit Wichtigtuern ersetzt wird, die dem Volk die richtige Sichtweise darlegen. Daß Sendungen dieser Art weiterhin im Spätprogramm ausgestrahlt werden, ist also nicht verwunderlich, sondern hat Tradition im deutschen ÖR Fernsehen, und Traditionen müssen gepflegt werden. Praktischerweise gibt es aber heute die Möglichkeit der Aufzeichnung, so daß es mir recht egal ist, wann das nun gesendet wird, frühabends oder nachts.“

  22. Hallo EVA K????
    ich weis auch das „Wetten das “ keine politische Sendung ist.
    Markus und Sarah waren ja auch in einer ganz anderen Sendung, übrigens VOR „Wetten das“.
    Timm Pausmer

  23. @Eva K: Der Aufhänger der Diskussion war Lanz‘ Talk-Sendung eine Woche vor „Wetten, dass..“.

    Allerdings ist die auch nur insofern politisch, als da sich da zwischen den tagesaktuellen C-Promis, und denen, die es werden wollen, auch regelmäßig Politiker herumtreiben. Ich habe aber noch nicht gehört, dass es da nennenswerte politische Informationen oder dar Diskussionen gegeben hätte. Dass Lanz Wagenknecht nicht aussprechen ließ, dürfte zum Teil auch einfach ein Angstbeißen gewesen sein – er hätte ihr in der Sache mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts entgegenzusetzen als eine tiefe Überzeugung, die er bei konsequentem Nachfragen nicht zu begründen in der Lage wäre.

    „Ist es Zufall, dass die FR-Kolumnisten, die sich zum Thema äußerten, Herrn Lanz verteidigen und die Petentin sowie die Unterzeichner hart, wenn nicht sogar übel angehen?“ (Rudi #18)
    Es sieht wohl jeder, was er will: im hier verlinkten Beitrag von Steven Geyer wird eigentlich gar nicht gewertet, für die Wertung wird auf Stefan Niggemeier verwiesen, der allerdings sehr eindeutig wertet, und das nicht gegen Wagenknecht. Auch Harry Nutt bewertet die Personen in der Sendung überhaupt nicht, sondern stellt nur die Frage, ob diese Online-Petition nicht einfach eine Form des Mobbings darstellt. Michael Herl zur Sendung: „Der hatte sich in seiner Talkshow in der Tat so fürchterlich gegenüber Sahra Wagenknecht verhalten, dass er dafür eine Abmahnung des ZDF verdient gehabt hätte.“ Der einzige, der sich zu Wagenknecht in einer Form äußert, die vermuten lässt, dass da weniger ein Bezug zur aktuellen Sendung der Hintergrund ist als eine persönliche Aversion gegen Wagenknecht, ist tatsächlich Jörg Thadeusz.

    Es gibt auch genügend Gründe, gegen dies Petition zu sein, wenn man nicht soviel von Lanz hält. Und was Frau Wagenknecht zum Thema Europa in der Sache hätte sagen können, wenn Lanz sie gelassen hätte, hat sie inzwischen in gewohnter Präzision woanders formuliert und es ist im Netz zu finden.

    fwo

  24. @ Pascal

    „Ihr könnt hier inzwischen gern weiter an der Wirklichkeit vorbeireden.“

    Du bleibst also dabei, dass du die Definitionshoheit über Wirklichkeit beanspruchst. Sonst, so schließe ich, könntest du nicht mit dieser Gewissheit eine solche verallgemeinernde Polemik gegen die hier Diskutierenden ablassen. Da kannst du dich mit dem FR-Kolumnisten Volker Heise an den Stammtisch setzen und weiter lamentieren, der heute den „politischen Arm“ der „Netzgemeinde“ in die Tonne getreten hat, der seiner Diagnose nach „in einem Querulantentum verendet“ sei.

  25. Dann bitte ich um Entschuldigung, daß ich das velwechsert habe. So detailliert kenne ich mich mit diesem Lanz-Zeugs nicht aus, und es hatte sich bei mir von Anfang an die Assoziation „Wetten daß“ richtig festgesetzt.

  26. @Rudi: Alte Diskussionsweisheit im Netz: „Bitte keine Trolle füttern.“ Oder wenn schon, dann damit: <

  27. Sicher trete ich ins Fettnäpfchen… oder stosse auf Unverständnis. All die, die sich so hineinversenkt haben in die Diskussion um Lanz, sind offensichtlich Anteilnehmer an diesen und ähnlichen Sendungen. Das Gedöns darum nimmt unglaublich viel Raum in Anspruch im Vergleich mit wirklich wichtigen Themen. Es gibt genügend überzeugende und gut recherchierende Journalisten, die weder in den „öffentlichen“ Sendern – sei es in Form von Talkshows, Nachrichten o.ä. – auftauchen, dafür eben unbekannter sind (die man aber im Internet durchaus aufstöbern kann). Warum lässt man sie nicht zu Wort kommen – zum Beispiel in einem FR-Blog.
    Ich empfinde mich weder als abgehoben noch elitär, ich denke einfach selbst nach… und daher mute ich mir im Fernsehen – mit wenigen Ausnahmen – keine Sender ausser Arte und 3Sat zu. Auch wenn da nicht nur das Gelbe vom Ei vermittelt wird, verbreiten die Sender weniger Nabelschau. Und das wiederum wird in allen möglichen Medien als „iggidiggid“ und „gleich abschalten“ kommentiert.

  28. @ Frank Wohlgemuth #26

    An mich gerichtet: „Es sieht wohl jeder, was er will: im hier verlinkten Beitrag von Steven Geyer wird eigentlich gar nicht gewertet…“.

    Vielleicht habe ich mich zu unklar ausgedrückt. Ich habe mich, wie auch geschrieben, auf die FR-Kolumnisten bezogen. Das sind für mich diejenigen, die auf der Meinungsseite unter der Rubrik „Kolumne“ publizieren. Dazu gehören sowohl Herl als auch Thadeusz, die ich deswegen zitiert habe. Steven Geyer ist für mich ein Redakteur und war bei meinem Posting nicht in im Fokus.

  29. @ Rudi #32
    Ein bisschen Differenzierung täte trotzdem gut: Herl ist auf der journalistischen Ebene eindeutig contra Lanz und pro Wagenknecht. Wogegen er sich richtet, ist eine Webinitiative, deren Stoßrichtung ein das Vertragsverhältnis zwischen einem Entertainer und einem Sender ist, und das auf der Basis des persönlichen Missfallens. Meinen Sie nicht, dass das zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind?

    @ maiillimi #31
    Kein Fettnapf, eher ein bisschen Verwunderung. Wenn Sie sich die Diskussion genau ansehen, dreht sie sich nicht um Lanz, er ist nur Anlass. Und wahrscheinlich musste sich die Mehrzahl der Diskutierenden die Szene, die der ursprüngliche Aufhänger war, erst aus der Mediathek holen, wie ich auch. Das geht auch aus den Zuschriften hervor.

  30. @ Frank Wohlgemuth #33

    Differenzieren ist immer gut. Texte werden ständig ausgelegt und bekommen oft neue Nuancen. Größte Experten sind meiner Kenntnis nach die Bibelexegeten, die schon fast zwei Jahrtausende üben. Wenn Herr Herl die Lanz-Gegner – ich nenne sie mal so – bezichtigt, sie würden eine kollektive Hinrichtung betreiben, oder sie als hysterische Meute qualifiziert, verteidigt er Lanz. Ich habe das SPON-Interview mit der Initiatorin der Petition gelesen, und mir schien, sie ist ein respektables Mitglied dieser Gesellschaft, die es nicht verdient hat, undifferenziert in diesen Herl’schen Sumpf gezogen zu werden. Zumal der von ihr Bedachte in einer Samstagabend-Show, die von Millionen Zuschauern verfolgt wurde, zynische bis sarkastische Anmerkungen in Richtung Petition in die Welt setzen konnte. Daran will ich zeigen, dass die medialen Einflussmöglichkeiten nicht nur in diesem Fall ganz unterschiedlich verteilt sind. Herr Herl hat sich bei der FR über die Zeit einen gewissen Freiraum für seine Formulierungen geschaffen, die nicht unbedingt mit dem Begriff Differenzierung auf du und du stehen, etwa wenn er sich über die Pfälzer Hinterwäldler belustigt. Man nimmt’s ihm halt nicht übel.

  31. @Rudi #34
    „Wenn Herr Herl die Lanz-Gegner – ich nenne sie mal so – bezichtigt, sie würden eine kollektive Hinrichtung betreiben, oder sie als hysterische Meute qualifiziert, verteidigt er Lanz.“ (Rudi)

    Richtig. Herl sieht in dieser Online-Petition ein Sammeln und Formieren kollektiver Abneigung gegen eine Person, wir nennen soetwas im überschaubaren Sozialrahmen Mobbing. Dieser Rahmen wurde hier aber überschritten und wir haben gleichzeitig die Forderung nach bereits bestimmten Sanktionen gegen diese Person. Hier wurde offensichtlich ein Urteil schon gefällt, das nun über öffentlichen Druck durchgesetzt werden soll. Erklären Sie mir bitte den strukturellen Unterschied zum Lynchmob.

    Mal eine Karikatur mit umgedrehtem Vorzeichen:
    Ein respektloser Journalist bekommt mal nicht das Tebärtzchen, sondern den Zollitsch vor das Mikro, der hat ja noch Fans, und beharkt den dann mit einem vergleichbar absurden Fragen-Staccato, das ihm gar keine Zeit zur Antwort lässt. Anschließend gäbe es eine entsprechende Online-Petition mit der Forderung nach der Entlassung dieses frechen Menschen, die ganz schnell 200.000 Zeichnungen konservativer Katholiken hätte. Der Druck auf den Aufsichtsrat und damit auf die Senderleitung ist ganz schwer abschätzbar. Was ist jetzt von so einer Petition zu halten, wenn jede Fangruppe einen Aufstand macht, sobald sie ihr Idol ungerecht behandelt fühlt? Dieser Aufstand ist ja wirklich einfach heute. Und welche Möglichkeit hat der so Angegriffene eigentlich, sich zu wehren?

    Ja, Herl verteidigt hier Lanz, aber im ursprünglichen Sinne von ver-tagdingen, das bedeutet, ihn vor Gericht zu vertreten. Das bedeutet nicht, sich mit ihm gemein zu machen, sondern einfach auf der Einhaltung der Prozessordnung zu bestehen. Das ist etwas durchaus Ehrenvolles, selbst die Verteidigung der Beate Zschäpe vor Gericht. Allerdings zeigt dieses letzte Beispiel, dass wir halt doch noch ein bisschen im wilden Westen leben: Frau Sturm sah sich genötigt, umzuziehen, nachdem sie die Verteidigung Zschäpes vor Gericht übernommen hatte.

    Das erinnert mich an „wer nicht für mich ist, ist gegen mich“ und den Glauben, man könne an der Hutfarbe erkennen, wer der Gute und wer der Böse ist. Und das Urteil erledigen wir mal so eben alleine in der Empörung und heizen die Fans zu einer Abstimmung auf, zu der man nicht nein sagen kann.

    Und Lanz? Sein Umgang mit Wagenknecht war unterirdisch, seine Reaktion auf die Petition war gekonnt. Was hätten Sie denn an seiner Stelle gemacht? Öffentlich gejammert? Es gibt an dem Burschen einiges auszusetzen, aber gerade das nicht. Welche andere Möglichkeit hätte er denn, sich zu wehren? Oder darf er das nicht?

    Wenn wir uns die Ausgangssituation mit Wagenknecht im Studio ansehen, würde ich übrigens auch das als Mobbing bezeichnen. Das wird direkt an der grotesken Frage nach ihrem Verdienst als Abgeordnete deutlich: Diese Information ist erstens öffentlich und zweitens nicht neu, also kann es nicht um journalistische Neugier gehen – ohne dass ich die Klischees, die dahinter stecken, jetzt weiter ausbreite: An der Stelle ging es eindeutig um ein gezieltes Schüren von Aversionen gegen Wagenknecht, und ich vermute, dass es das ist, was auch Herl als abmahnungswürdig ansieht. Es existiert allerdings ein kleiner Unterschied zur Petition: Dieses Mobbing geschieht im persönlichen Kontakt, eine direkte Antwort ist möglich, auch wenn das von Wagenknecht nicht wahrgenommen wurde.

    Vielleicht liest Herr Herl ja mit und bezieht selbst noch einmal Stellung.

  32. Hallo alle miteinander,
    zur „Lanz“-Problematik gab es am Mittwoch Abend einen schönen satirischen Beitrag in der Sendung: Extra-Drei, der einzigen Satiresendung in D….
    Einfach mal auf NDR nachsehen.
    GzG Timm pausmer

  33. Guten Tag, liebe fr, wie immer, so haben wir auch heute wieder die Leserbriefe gelesen, diesmal besonders zu Thadeusz / Lanz. Nun möchte ich auch noch meinen Senf dazu geben: Das Interview mit Fr. Wagenknecht war, wie schon ein anderer Leser bemerkte, nur der berühmte Tropfen etc.
    Tatsache ist, dass mein Mann und ich uns seit fast einem Jahr besagten Markus Lanz ‚ abgeschminkt ‚ haben. Uns fiel auf, dass Leute, die politisch nicht stramm rechts sind, von Lanz grundsätzlich abgewatscht und teilweise auch der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Solch hervorragende Politiker wie Brüderle, Rösler & Co. waren sein ganzes Glück. Er sollte sich mal die Mädels Maischberger, Will, Illner zum Vorbild nehmen, die natürlich auch Gäste haben, die oft nie und nimmer ihre eigene Meinung wiedergeben, werden die dann in der Talk-Show lächerlich gemacht? Natürlich nicht, die Damen haben eben auch Niveau.
    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

  34. Sehr geehrter Herr Lanz, in welcher Art und Weise Sie Diskussionsrunden leiten, Diskussionen führen (insbes. m. Fr. Wagenknecht)ist einfach nur noch beschämend und entspricht in keinster Weise einer gesllschaftlich sozialen Art Menschen zu respektieren.
    Wenn Sie nur einen kleinen Funken Anstand besitzen, sollten Sie sich bei sämtlichen Diskussionspartnern entschuldigen. Sie wirken auf die Gesellschaft wie ein sich schleimig windender Aal. Selbst im Ausland ist ein Fremdschämen meinerseits bei entsprechender Thematik über ihr Auftreten und Verhalten nicht selten.
    Sie tun mir einfach nur noch leid.
    Gruß
    Markus

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