FR-Forum vom 21. bis 26. Juni

Alle Briefe von Leserinnen und Lesern dieser Woche im Überblick nach ihren Erscheinungstagen und: Offene Diskussion! Lesen Sie in Ruhe oder suchen Sie Ihre Zuschrift gezielt mit der Tastenkombination STRG und F sowie dem Namen als Suchbegriff. Sie finden hier:

  • eine Liste der Erscheinungstage einer Woche;
  • pdf-Dokumente von den Forum-Zeitungsseiten (klicken Sie dazu bitte auf das „eins“ bzw. „zwei“ von „Seite eins“);
  • alle Zuschriften des jeweiligen Erscheinungstags, die keiner hier im Blog laufenden Diskussion zugeordnet werden können;
  • Links zu jenen Zuschriften, die einer hier im Blog laufenden Diskussion zugeordnet wurden;
  • ganz unten das Kommentarfeld, über das Sie mitdiskutieren können.

Bitte stellen Sie ein Stichwort an den Anfang Ihres Kommentars, um anzuzeigen, welches Thema Sie ansprechen. Es gelten die Blog-Regeln – mit einer Ausnahme: Für die offenen Diskussionen ist der Teil der Regel Nr. 4 ausgesetzt, der sagt: Bleiben Sie beim Thema. Hier kann bunt diskutiert werden. Es ist keine Registrierung o.Ä. notwendig.

Im FR-Blog werden die ungekürzten Originalversionen Ihrer Zuschriften veröffentlicht.

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Forum vom 21. Juni
Leserforum 2 20190916Seite eins

Einige dieser Zuschriften folgen gleich hier, siehe unten. Die anderen wurden laufenden Diskussionen im FR-Blog zugeordnet und dort als Kommentare veröffentlicht. Bitte folgen Sie den Links, die im pdf-Dokument angegeben sind.

 

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Forum vom 22. Juni
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Eine Umverteilung von unten nach oben

Rente: „Ideen für eine Reform“, FR-Meiung vom 7. Juni

Die Idee, das Rentalter im Gleichschritt mit der Steigerung der allgemeinen Lebenserwartung zu erhöhen, leuchtet auf den ersten Blick ein. Warum soll man nicht ein oder zwei Jahre länger arbeiten, wenn alle immer länger leben?
Genau das ist aber ein Kurzschluss, und zwar aus drei Gründen:
1.    Trotz steigender allgemeiner Lebenserwartung wird es immer einen gewissen Anteil von Menschen geben, die gesundheitsbedingt nicht bis zur Altersgrenze arbeiten können.
2.    Dieser Anteil muss – und das ist der entscheidende Punkt – zwangsläufig immer größer werden, je weiter die Altersgrenze hinausgeschoben wird.
3.    Von steigender Lebenserwartung und allgemeiner Verbesserung des Gesundheitszustandes profitieren keinesfalls alle Beschäftigten im gleichen Maß. Vielmehr sind der Gesundheitszustand und die Fähigkeit bis zu einer immer weiter hinausgeschobenen – Altersgrenze oder gar darüber hinaus zu arbeiten und auch im fortgeschrittenen Alter einen neuen Arbeitsplatz zu finden, eng mit dem sozialen Status, dem Bildungsniveau, den Arbeitsbedingungen und nicht zuletzt mit dem Einkommen korreliert.
Deshalb ist jede Erhöhung der Altersgrenze zugleich eine Umverteilung von unten nach oben: Versicherte mit guten Arbeitsbedingungen und hohem Einkommen können verhältnismäßig problemlos länger arbeiten oder notfalls die Abschläge in Kauf nehmen, während solche mit schlechten Arbeitsbedingungen und niedrigem Einkommen Abschläge hinnehmen, auf Kosten ihrer Gesundheit weiterarbeiten oder müssen oder arbeitslos werden.
Mit der Erhöhung der Altersgrenzen gibt es also ein massives Gerechtigkeitsproblem. Das wäre halb so schlimm, wenn in Deutschland jeder, der gesundheitsbedingt nicht bis zur Altersgrenze arbeiten kann, wenigstens einen zuverlässigen Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente in ausreichender Höhe hätte. Das ist aber nicht mehr der Fall, seit die rot-grüne Koalition vor zehn Jahren die soziale Sicherung bei Erwerbsminderung weitgehen demontiert hat, z.B. durch Einführung von Abschlägen.
Die Konsequenz daraus: Wenn man schon die Altersgrenzen partout erhöhen will, dann müssen zum Ausgleich zumindest die Erwerbsminderungsrenten sehr deutlich verbessert werden.

Thomas Ebert, Bonn

fr-debatteDer Wähler wird veräppelt

Römer: „Neue Hoffnung für Koalition“, FR-Regional vom 5. Juni

Grüne, SPD und Volt wollen mit der FDP die neue Frankfurter Stadtregierung bilden. „Neue Hoffnung für (diese) Koalition“, schreibt die FR im Aufmacher des Lokalteils. Ein paar Seiten später berichten Sie in der gleichen Ausgabe darüber, dass die FDP neue Fahrradständer an der Messe verhindern will – angeblich verdrängten sie die ansässigen Gastronomen. Dazu passt die nachverhandelte „Ergänzung“ des Koalitionsvertrages: Ein „Etat ohne Neuverschuldung“ bedeutet Sozialabbau, und beim Verkehr soll nur umgesetzt werden, was konsens ist, also alles so bleiben wie es ist. Da reibt sich der veräppelte Wähler die Augen und fragt sich, wer schlimmer ist: diejenigen, die solch dreiste Forderungen stellen oder jene, die sie abnicken.

Fritz Arndt, Karben

fr-debatteWenn der Wille fehlt

Zu: „Ultrafeinstaub auf der Spur„, FR-Regional vom 1. Juni

Der Beitrag von Jule Lorenz ist sehr informativ, erhält aber einen falschen Zungenschlag durch den durchaus berechtigten Hinweis auf einen fehlenden Grenzwert für ultrafeine Partikel. Damit lässt sich aber nicht politische Untätigkeit entschuldigen. Anschaulich ist dazu auch ein Vergleich zum (PM2,5-)Feinstaub, wie er vor allem im Straßenverkehr anfällt. Hier werden zwar mittlerweile in Deutschland weitestgehend – im Unterschied zu Stickoxiden – die von der EU vorgegebenen Grenzwerte eingehalten, jedoch sähe dieses völlig anders aus, wenn die EU die seitens der WHO definierten Werte zugrunde legen würde. Aber auch mit den WHO-Grenzwerten könnte dem Feinstaub keine gesundheitliche Unbedenklichkeit attestiert werden. Maßgebend kann letztlich ebenso wie bei anderen Schadstoffen in der Umwelt nur sein, welche Messwerte an kritischen Standorten im Vergleich zu „normalen“ Immissionen erfasst werden, d.h. welche Relation zur sogenannten Hintergrundbelastung besteht. Das Umweltbundesamt nutzt dabei den Begriff des „Gesundheitlichen Orientierungswertes“ für Schadstoffe im Wasser. Dieses wäre auch auf ultrafeine Partikel übertragbar, wo bei Messstationen mit Immissionen durch den Flugverkehr bereits Stundenmittelwerte erfasst wurden , die um das 10-fache über der Hintergrundbelastung liegen. Zum
Vergleich: Die Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxid liegen EU-weit ca.
das zwei- bis dreifache über der üblichen Hintergrundbelastung.
Der Ruf nach neuen wissenschaftlichen Studien kann an dieser Stelle nur eine Alibifunktion erfüllen, da diesen in der politischen Konsequenz selbiges Schicksal droht wie der vor einigen Jahren veröffentlichten Norah-Studie zum Fluglärm. Wo ein politischer Wille ist, gibt es auch eine Weg zur Reduzierung des Flugverkehrs als einzig wirksames Mittel gegen Gesundheitsbelastungen durch ultrafeine Partikel.

Karl-Heinz Peil, Frankfurt

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Forum vom 23. Juni
Leserforum 2 20190916Seite eins
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Es geht um nichts anderes als um Sozialabbau

Rente mit 68: „Ideen für eine Reform“ und „Rente mit 68 Jahren?“, FR-Meinung vom 7. Juni und -Wirtschaft vom 15. Juni

Es ist doch interessant, was alles so mit dem Begriff „wissenschaftlich“ belegt wird, etwa der „Wis-senschaftliche“ Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium. Denn mit Wissenschaft hat das vorgelegte Gutachten nichts zu tun, sondern nur mit Ideologie und Sozialabbau.
Die zentrale Aussage lautet, dass „die“ Menschen in Deutschland älter werden und deshalb sollten sie länger arbeiten. Aber es werden nicht „die“ Menschen alle gleichermaßen älter. Wie jeder gute Sozialwissenschaftler weiß, hängt die Lebenserwartung ab von der sozialen Lage. Vereinfacht gesagt: Wer arm ist, ist häufiger krank und stirbt früher. Bereits 2019 (das hätten diese „Experten“ also zur Kenntnis nehmen können), hat der DGB eine Studie veröffentlicht mit dem sehr wenig überra-schenden Ergebnis, dass z. B. Männer, die in körperlich sehr belastenden Berufen gearbeitet haben, ein deutlich geringeres Rentenalter erreichen als Männer, die in wenig belastenden Berufen gearbei-tet haben; die Unterschiede betragen mehrere Jahre. Ein vermeintlich cleverer Trick ist es, dass das Gutachten sich zur Gesundheit älterer Menschen als Argument bezieht, die Lebenserwartung wird ausgeklammert. Also wessen Lebenserwartung wird in der Studie berücksichtigt – von Menschen aus der Landwirtschaft oder aus Dienstleistungsberufen (sechs Jahre Unterschied). Sicher finden es die Experten (übrigens alles Männer) in Ordnung, dann demnächst von 68-jährigen Rettungssanitätern wiederbelebt zu werden oder von 69-jährigen Feuerwehrleuten aus Flammen gerettet zu werden. Ach nein, doch nicht, denn wer in solchem Alter nicht mehr arbeiten kann, darf natürlich netterweise auch früher aufhören. Bei gekürzter Rente. Es geht also um Sozialabbau.
Und die Ideologie? Abgesehen davon, dass es immer etwas seltsam ist, wenn sich verbeamtete Pro-fessoren (höheres Lebensalter, erheblich höheres Altersruhegeld) zu Sozialpolitik äußern: In den Pressemeldungen stand nichts davon, dass man die Einnahmenseite der Rentenversicherung verbes-sern könnt, z. B. durch die Abschaffung der unsozialen Beitragsbemessungsgrenze, den Einbezug aller Einkommensarten und der Beamten ins Rentensystem; aber dann wären die Professoren ja auch betroffen, deshalb geht so etwas Einfaches und Logische nicht.
Ein Gutachten? Ein Schlechtachten!

Manfred Schulz, Herford

Der Wissenschaftliche Beirat argumentiert recht mutlos

Seit Jahrzehnten wird über Reformen der gesetzlichen Rente diskutiert. Wenn man Herrn Peter glaubt, ist die Lösung des Problems relativ einfach. Einfach das Rentenalter weiter erhöhen, aber es an die steigende Lebenserwartung zu koppeln.
Das „Neue“ daran ist dann der Name und vor allem die Automatik, dass die jeweilige Generation schon jetzt berechnen kann, dass die sie dann eben dann bis 70 oder 80 arbeiten müssen (Frauen länger als Männer?), um eine Rente zu erhalten, die in der Höhe natürlich eher sinken wird, weil „schockartig steigende Finanzierungsprobleme“ drohen. Das Ganze „skizziert“ dann eine Lösung, die es „der Politik künftig erheblich leichter machen könnte“.
Ich dachte eigentlich bis jetzt, dass es bei einer „Reform“ eigentlich darum gehen müsste, es den Betroffenen leichter zu machen, jetzt habe ich mit Hilfe von Herrn Peter begriffen, dass es wohl nicht wirklich um die zukünftigen Rentnergenerationen, sondern wohl um Politikergenerationen geht, die Angst vor den Wählern haben.
Der Wissenschaftliche Beirat hat eben nicht den Mut gehabt, die eigentlichen Notwendigkeiten aufzuzeigen. Mit keinem Wort wird auf existierende Vorschläge von politischen Parteien, Gewerkschaften und Sozialverbänden eingegangen und begründet, warum diese Vorschläge nicht geeignet wären, die Rente wirklich zum Vorteil der Betroffenen zu reformieren.
Zum Schluss werden noch zwei Vorschläge zu Ausnahmen und dem Willen der Firmen, ältere Arbeitnehmer länger zu beschäftigen gemacht, die mir zeigen, dass Herr Peter außer der Theorie wohl keinen wirklichen Einblick in die Realitäten hat.
Ich empfehle also Herr Peter, sich intensiv mit den vorhanden Vorschlägen zur Reform der Rente zu beschäftigen und aufmerksam die Artikel in der FR zu lesen, in denen über Personalabbau von älteren Beschäftigten in den Betrieben in den vergangenen Jahren, aber auch über aktuelle Situationen zu informieren.
Hier wird eine alte Idee, die schon in der Vergangenheit keine Reform war, neu aufgewärmt und mit einem neuen Namen als Lösung verkauft.
Dies ist kein Reformansatz, sondern das Übliche aus der Vergangenheit: Rentenkürzung aufgrund erhöhter Lebensarbeitszeit, Absenkung des Rentenniveaus, falls die „Reform“ schiefgeht, keine wirkliche Systemveränderung durch Erhöhung der Anzahl der Beitragszahler usw.
Das alles noch als „mutigen“ Vorschlag zu verkaufen, wird diesem Thema mit Sicherheit nicht gerecht und zeigt erneut, dass eine Verschlechterung des Systems für die Betroffenen wohl auch bei Herrn Peter, Experten und der Politik als „Reform“ gilt.

Jürgen Brunauer, Ladenburg

Alternative Lösungen sind politisch nicht erwünscht

Länger arbeiten titelt die FR einen Vorschlag des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium und FR-Kommentator Tobias Peter findet die Idee „so einfach wie überzeugend“. Dabei war schon die Rente mit 67 lediglich eine Rentenkürzung, da viele Betroffene lieber früher mit Abschlägen in Rente gingen, als bis zum Umfallen durchzuhalten.
Als Begründung muss wieder einmal der demografische Wandel herhalten. Doch diese Begründung überzeugt nicht, sie ist offensichtlich vorgeschoben, da die durchaus gegebenen Alternativen politisch nicht gewollt sind. Wenn 10 Babyboomer in Rente gehen und nur 5 Jüngere das Ausbildungssystem abschließen, sind drei Szenarien denkbar: Erstens kann es sein, dass die fehlenden Arbeitskräfte durch Produktivitätssteigerungen ersetzt werden können. Höhere Beitragssätze, wie etwa in der Schweiz und Österreich (wo allerdings alle Einkunftsarten zur Berechnungsgrundlage zählen), wären dann auch bei gleichzeitig steigenden Nettolöhnen möglich. Der Produktivitätsfortschritt müsste nur gerecht verteilt werden, was politisch wohl nicht gewollt ist.
Zweitens könnten die vakanten Arbeitsplätze durch Zuwanderer besetzt werden, was politisch, AFD und Seehofer sei es gedankt, erst recht unerwünscht ist. Altmeiers Wissenschaftler hätten ja auch Bemühungen um eine verstärkte Zuwanderung zur Lösung des Problems fordern können.
Bei er einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung kann eine zu erwartende Kombination aus beiden Szenarien das Problem lösen. Es kann aber, Drittens, auch anders kommen. Durch eine langjährige Wirtschaftskrise bricht die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ein und die frei gewordenen Arbeitsplätze werden nicht mehr benötigt. Dann hat natürlich, neben anderen, das Sozialsystem ein Problem, es droht dann zusammenzubrechen. Dann wäre aber die Wirtschaftskrise und nicht die Demografie das Problem. Letztere verschiebt nur das Problem von der Arbeitslosen- zur Rentenversicherung, verschärft damit allerdings die Lage, da die deutschen Minirenten immer noch höher als das ALG sind.
Fazit: Der demografische Wandel bedingt mitnichten längere Arbeitszeiten. Alternativen sind möglich, sie müssen nur politisch erwünscht sein.

Richard Ullmer, Frankfurt

fr-debatteDie Wirtschaft will keine verbindlichen Regelungen

Lieferkettengesetz: „“ Nie wieder Rana Plaza“ und „Nur ein erster Meilenstein“, FR-Wirtschaft und Meinung vom 12. Juni

Ein sehr trauriges Kapitel unserer „sozialen“ Marktwirtschaft, mit ihren mächtigen Vertretern in den Arbeitgeberverbänden und Politik, nimmt seinen unrühmlichen Lauf. Die Rede ist vom „Lieferkettengesetz“. Wir wissen schon seit Jahrzehnten, dass unsere Konsumgüter meist in den Billiglohnländern des globalen Südens produziert werden, Oft wird keine Rücksicht auf Menschenrechte und Umweltschutz genommen, und auch Kinder- und „Sklavenarbeit“ sind nicht unüblich. Die Hauptsache; „billig“. 2011 wurden die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, mit konkreten Anforderungen an Unternehmen zur Einhaltung ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht entlang der gesamten Lieferkette verabschiedet. Während andere Länder, wie z.B. Frankreich, dies in einem Gesetz geregelt haben, wehrt sich die deutsche Wirtschaft vehement gegen verbindliche Regelungen. Unterstützt wird sie dabei tatkräftig von Wirtschaftsminister Altmaier. Die mehr als 100 zivilgesellschaftlichen Organisationen, die in einem Bündnis „Initiative Lieferkettengesetz“ für ein wirksames Lieferkettengesetz eintreten, werden von Altmaier genauso ignoriert, wie die Tatsache, dass ca. 75% der Bürger ein solches Gesetz befürworten. Nun endlich, nach jahrelangem Gezerre, wurde ein „weichgespültes“ Gesetz (gültig ab 2023) verabschiedet. Am „Welttag gegen Kinderarbeit“ wurde wieder offenbar, was diese Politik des „Profit vor Menschenrechte und Umwelt“ bewirkt. Nach Schätzung der ILO (Internationale Arbeitsorganisation) mussten 2020 ca. 152 Millionen Kinder zwischen fünf und siebzehn Jahren unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten. In Indien graben teilweise schon 4-jährige für ca. 1,10 €/Tag nach „Mica-Minerale“, für Glanz und Glimmer z.B. in unseren Kosmetika. In Brasilien vertreiben und töten die illegalen Goldsuchern die im Regenwald lebende indigenen Bevölkerung. Unterstützt werden sie dabei von Präsident Bolsonaro und finanzkräftigen Investoren. Das alles könnte mit einem wirksamen, strafbewehrten Lieferkettengesetz erschwert, wenn auch nicht zu 100 Prozent verhindert werden. Aber daran hat Herr Altmaier und die Wirtschaft kein Interesse. Diese Haltung ist verwerflich und ein weiteres Beispiel für unser aus Kontrolle geratenes, unmenschliches Wirtschaftssystem.

Dieter Murmann, Dietzenbach

fr-debatte… und wir rufen „Tooor“!

Besteuerung von Tech-Giganten: „Ein historischer Schritt“, FR-Wirtschaft v. 7.6.

Alles ist relativ – der Wert der Arbeit oder des Geldes! Als freie Bürger und Wahlberechtigte von ‚Volksvertretern‘ müssen wir wohl nicht alles hinnehmen, was uns durch Kenntnis aller zugetragenen Informationen aus Medien, Mündern oder Internet zum Staunen oder bis zur Weißglut ärgert. So ist es auch ohne Zweifel an Lebens- und Daseinsberechtigkeit für die von unterschiedlichem Lebenserhalt betroffenen 8 Milliarden Erdenbewohner schwierig auf künftige soziale Gerechtigkeit zu hoffen. Jetzt erst wird bekannt, dass die größten Geldscheffler auf dem Globus schon vor drei Jahren dem amerikanischen Fiskus keine oder höchsten 1-komma Prozent Einkommensteuer zahlten. Das ist ‚die häßliche Fratze des Turbokapitalismus‘, von den Cent-Milliardären der Bezos, Soros, Zuckerberg, Musk, Bloomberg und Buffet profitieren.
Auch bei ‚Geringer-Verdienenden‘ wie z.B. VW-Winterkorn-Manipulateur kommen nun mit einen geringen Teil ihrer weit übermäßigen Einkommens-Bemessung davon. Cum-ex, Wirecard und der mit Volks- und Aktienvermögen Casino-spielende Bayer-Chef Baumann sind in diesem System rücksichtslos unterwegs. Kleinere Summen erhalten unsere Nationalspieler der pankontinentalen Fußballmeisterschaft.
Ich habe alle DFB-Präsidenten seit Kriegsende erlebt und auch die Nationaltrainer. Herberger – in Regenmatel und Hut verteidigte seinen Schützling Helmut Haller gegen unsachgemäße Reporterhetze nach Verletzung. Helmut Schön drückte beim Malente-Aufstand seiner Auswahl die Augen des Erfolgs wegen zu. Aber heute verspricht der DFB für einen EM-Titel jedem der Auswahlspieler eine knappe Mio. Euro. Alle haben für etwa 30 Ballspiele pro Jahr mindestens 5 Mio. Einkommen – plus Kost, Logis, Reisen, Gesundheitsmaßnahmen und eklatante Sponsorenzusatzeinkommen. Wir Betrachter zahlen gerne, kaufen überteuerte Nylon-Trikots und rufen Tooor!

Walter Schinski, Buseck

fr-debatteGut für Herz und Lunge

Europalette: „Christian Erikson“, FR-Sport vom 18. Juni

Manchmal hat es auch etwas Gutes, dass in Ihrer wie auch in anderen Zeitungen offenbar nicht allzu viel Wert auf Qualitätskontrollen gelegt wird. Besonders scheint das für eingekaufte Texte von dpa etc. zuzutreffen. Jedenfalls hat mir die Lektüre des folgenden Textes den Morgen versüßt: „Die Entscheiudgn, Erikson einen Schrottmacher zu implementieren, …“ Einfach großartig! So viele lustige Fehler in so wenigen Worten. Vielleicht können Sie zukünftig jeden Tag so einen netten Fauxpas einbauen, denn Lachen ist erwiesenermaßen gesund, insbesondere für Lunge und Herz, und kann helfen, so manche Herzattacke zu verhindern.
Ich hoffe natürlich für Herrn Erikson sehr, dass ihm kein Schrott implantiert wurde und er seine Karriere auf dem Platz fortsetzen kann.

Marcus Metternich, Heusenstamm

fr-debatteAbgekanzelt vor der Tür der Behörde

Zu: „Mehr Service im Ausländeramt“, FR-Regional vom 11. Juni

Es ist sicher so, dass es neue, qualifizierte und freundliche Mitarbeiter:innen in der Ausländerbehörde gibt: aber eine Willkommenskultur sind anders aus als derzeit praktiziert.
Ich hatte einen Termin bei einer konkreten Mitarbeiterin, deren Zimmernummer mir in einer Mail neben dem Zeitraum 8 bis 12 Uhr mitgeteilt worden war. Vor der Ausländerbehörde stand Service-/Security-Personal, das die Berechtigung einzutreten prüfte. Es gab weder hier vor dem Eingang noch im Foyer einen Mitarbeiter der Behörde, der mir freundlich zu Hilfe kommen konnte. Ich hätte wohl auf einem Smartphone (das ich nicht nutze) oder auf einem Ausdruck mit der Mail nachweisen müssen, dass mich eine Mitarbeiterin „eingeladen“ hat. Es gab keine Chance, dass bei der Mitarbeiterin nachgefragt wurde, ob ich zu ihr kommen darf.
Ich war nicht die einzige Person, der das an diesem Vormittag widerfuhr. Es gab auch noch folgende Situation: Einigen Menschen mit einem Brief der Behörde und der Aufforderung vorbeizukommen, um Papiere abzuholen, wurde mitgeteilt, sie seien umsonst gekommen; sie sollten zu Hause auf die Post warten. Der Ablauf war verändert worden, ohne dass ihnen Bescheid gegeben worden war.
Die Mitarbeiter:innen in ihren Büros erleben diese Behandlung nicht selbst. Ob sich die Verantwortlichen für diese Abläufe ein Bild machen und sich in die Situation der Hilfesuchenden hineinzuversetzen versuchen, wage ich zu bezweifeln. Ich glaube nicht, dass es noch eine andere Behörde in Frankfurt gibt, bei der man derart vor der Tür abgekanzelt wird.
Und wenn doch, dann hielte ich das für einen Skandal: Der Umgang mit den Bürgern dieser Stadt sollte nicht von Security, sondern von kompetenten und hilfsbereiten Mitarbeiter:innen geleistet werden.

A. Roufogalis, Frankfurt

fr-debatteZeitlos und immer noch aktuell

Bob Dylan: „Stürmer und Dränger, Spieler, Grübler und Clown“, FR-Feuilleton vom 22.5.

Auch wenn unzählige Dylanologen versucht haben, Bob Dylan und seine Prosa zu ergründen und den Mann „behind the mask“ zu enträtseln, bietet er weiterhin die ideale Projektionsfläche für viele kollektive Mythen und Emotionen, von den 60er Jahren bis heute. Auch Frank Junghänel und Harry Nutt feiern ihren eigenen Dylan, was völlig legitim ist und zeigt, was uns Dylan und seine Musik und Dichtkunst alles gegeben haben. Die Hommage in zehn Songs wird diesem schwierigen, widersprüchlichen und grüblerischen Musiker und Dichter sehr gerecht und macht noch einmal deutlich, warum die Verleihung des Literaturnobelpreises 2016 absolut gerechtfertigt war. Angeregt durch diesen Beitrag, ist mir bewusst geworden, wie unglaublich zeitlos manche alten Dylan-Songs sind oder besser gesagt, wie aktuell diese immer noch sind. Im von F. Junghänel und H. Nutt erwähnten „Hurricane“ heißt es z.B. „If you’re black you might as well not show up on the street“, so als wäre es ein aktueller Kommentar zu „Black Lives Matter“. Auch die „Masters of War“, die Herren der Kriege sind heute leider noch erfolgreicher, aktiver und destruktiver denn je und mit „God on our side“ lässt sich Religion weiterhin politisch vereinnahmen und benutzen. Auch wenn Dylan uns erklärt hat, dass sich die Zeiten rasch ändern („The times They Are a-Changin‘“), bleiben die meisten Probleme ungelöst und er überlässt es uns, selbst zu denken, zu entscheiden und zu handeln („But I can’t think for you, you’ll have to decide“).

Hermann Roth, Frankfurt

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Forum vom 24. Juni
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Seite drei mit Zuschriften zu regionalen Themen

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Ich stricke mir meinen Partner, und alles ist gut

Maria Schrader über künstliche Intelligenz und die Liebe: „Der Wunsch ist der Motor für Veränderung“, FR7 vom 12. Juni

Ich möchte die Aussagen von Frau Schrader um einige Aspekte ergänzen. Sie bemerkt, dass „eine Gesellschaft, die aus lauter Wesen wie Tom bestehen würde (s. Huxley, Schöne neue Welt), die nicht von egoistischen Interessen getrieben werden“, viele Probleme leichter in den Griff bekäme. Hintergründig sei das Affekt- und Gefühlsgesteuertsein des Menschen. Ich meine, dass ohne dies der Mensch aufhört, Mensch zu sein. Der Satz von Descartes „ich denke, also bin ich“ ist m.E. nicht richtig. Er betont den Kopf, das Denken, den Intellekt. Es geht nicht darum, noch intelligenter zu werden oder die Gefühle auszuschalten, weil man sie als störend erlebt oder begreift, sondern darum, mit den Gefühlen umgehen zu können. Denn „es gehört zu uns Menschen, Gefühle teilen zu können“.
Frau Schrader erwähnt den narzisstischen Menschen. Nun, in den letzten Jahren ist es zur Zunahme von narzisstisch strukturierten Menschen gekommen, was einhergeht mit einer Abnahme von depressiv strukturierten Menschen. Diese depressive Struktur ist m.E. verantwortlich für Empathie, Altruismus etc., zu dem der „Roboter“ fähig ist. Man bringt einem Roboter bei, was man (der Kapitalismus?) den Menschen abgewöhnt hat. Narzissmus geht aber einher mit einer geringen Kritik- und Frustrationstoleranz. Für Beziehungen gilt, dass man dauernd gegenseitig die Grenzen auslotet, wobei eventuell auftretende Streitpunkte/ Frustrationen die Grenzen aufzeigen. Dann muss man sich einigen, einen Kompromiss suchen. Dazu ist ein depressiv strukturierter Mensch mit seinem Harmoniebedürfnis eher in der Lage als der narzisstische Mensch. „Lösung“: Ich stricke mir meinen Partner und alles ist gut. Wenn das nicht klappt, bleibe ich eben alleine.
Frau Schrader kommt auch auf die Unterschiede zwischen der männlichen und der weiblichen Sexualität zu sprechen. Sie bemerkt, dass Männer Frauen eher als Objekt betrachten als umgekehrt. Stimmt das oder reden Frauen nur nicht so offen darüber? Was ist denn mit dem „sexiest man alive“, wird der für Männer gewählt? Hintergründig für die unterschiedliche Sexualität dürfte das Patriarchat sein und die damit verbundene Kontrolle der Sexualität der Frau. F. Dabhoiwala (Lust und Freiheit, 2014) beschreibt für England, dass man die männliche Sexualität nicht hat kontrollieren können, weshalb man begann, noch restriktiver im Bezug auf die weibliche Sexualität zu werden. Frau Schrader erwähnt noch die Bemühungen von Herrn Musk bzw. seiner Firma Neuralink, Computer und Gehirne zu synchronisieren und dass man eventuell Traumbilder oder Fantasien teilen kann. Was nur, wenn ich die Fantasie habe, dem Gegenüber zu sagen, was ich ungeschminkt von ihm denke/ halte? Soll er das mitkriegen, hilft ihm das, macht das irgendwas besser? Müsste zur Verhütung dann nicht ein Filter eingebaut werden in die Übertragung? Vielleicht ein Zensurprozessor (den es eigentlich schon gibt, nennt sich Gewissen)? Aber wer programmiert den? Abgesehen davon, stellt sich die Frage, ob es jemals möglich sein wird, eine Maschine zu bauen, die ähnlich komplex ist, wie das menschliche Gehirn. Hier böte sich als Ausweg an, dass man nur einfach strukturierte Gehirne als Vorlage benutzt.

Rüdiger Erdmann, Pattensen

fr-debatteDie Taliban kehren zurück

Zu:„Gewalt gegen Abgeschobene in Afghanistan“, FR-Politik vom 5. Juni

Gott sei Dank gibt es noch Demonstrationen in deutschen Städten gegen die Abschiebung von Flüchtlingen nach Afghanistan. Man schämt sich wahrlich, Deutscher zu sein angesichts dieser weiteren unmenschlichen Sammelabschiebung am 8. Juni in dieses demnächst wieder von dem fanatischen „Mörderhaufen“ namens Taliban beherrschte Land. Diese und alle vorangegangenen Abschiebungen haben wir offenbar dem inhumansten aller bisherigen Innenminister und dem von ihm angeleiteten BAMF (Amt für Flüchtlingsabwehr) zu verdanken.
Selbst den bisherigen afghanischen Helfern der Bundeswehr und ihren Familien verweigert man bisher die gebotene schnelle Gewährung des deutschen Asylrechts, obwohl deren Leben gefährdet ist. Hier ist wirklich Eile geboten! Die Taliban haben immer wieder bewiesen, dass sie sogenannte Kollaborateure – oder diejenigen, die sie dafür halten – gnadenlos verfolgen bzw. töten.
Es ist auf jeden Fall zu erwarten, dass sie nach Abzug der ausländischen Truppen kurzfristig wieder die Macht übernehmen und alle mühsam eingeführten Fortschritte – unter anderem Frauenrechte zum Schulbesuch – und vieles andere wieder abschaffen!

Hermann Michel, Mörfelden-Walldorf

fr-debatteSchaum vor dem Mund

AfD: „Die Spitzen rechts außen“, FR-Politik vom 26. Mai

Die AfD-Mitglieder hatten die Wahl zwischen einer rechtsextremen Doppelspitze oder einer rechtsradikalen Doppelspitze. Oder ist es genau umgekehrt? Dabei fällt die Entscheidung nur dahingehend, ob Beleidigungen, Hass und Menschenverachtung mit einem Lächeln oder Schaum vor dem Mund überbracht werden. Aber das ist den AfD-Wählern sowieso egal.

Jochen Dohn, Mittelbuchen

fr-debatteDer Schrei des Neugeborenen

Udo Lindenberg: „Der Panik-Präsident“, FR-Magazin vom 17. Mai

„Seit einem Dreivierteljahrhundert rockt Udo Lindenberg“? Na, da hat sich der erste Schrei des Neugeborenen wohl schon sehr rockig angehört. Auch wenn der hier nicht zu hören war, wäre das ein Grund mehr, ihn zum Hamburger Ehrenbürger zu ernennen! Hut ab vor dem Menschen unter dem Hut, der „Stark wie zwei“ und „Stärker als die Zeit“ ist. Bleib behütet, Udo!

Annegret Benz, Hamburg

fr-debatteKirche der Ehrenamtlichen

Kirchentag: „Predigt und Praxis“, FR-Meinung vom 17. Mai

In allen Punkten kann ich Herrn Tobias Schwab in seinem Kommentar bezüglich des Ökumenischen Kirchentages in Frankfurt zustimmen.
Es gibt einen eklatanten Widerspruch zwischen Predigt und Praxis in beiden Kirchen. Es gibt aber noch einen weiteren großen Widerspruch, nämlich den des Einflusses der Kleriker und der Hauptamtlichen in den Kirchen auf der einen Seite und der unverzichtbaren Arbeit der Ehrenamtlichen und deren geringen Einflusses innerhalb der Kirchenstruktur.
Der Bedeutungsverlust der Kirchen ist immens und dramatisch für eine Gesellschaft, die immer mehr zerrieben wird zwischen Zukunftsangst und einer inneren Leere und Heimatlosigkeit.
Hier wäre es die Aufgabe einer ehrenamtlichen Kirche Antworten und Orientierung zu geben im Sinne des Lebens und Handelns Jesu. Jesu Botschaft nimmt alle Menschen mit, er will alle begeistern, unabhängig von Amt und Würden. Die Kirche Jesu Christi ist eine zutiefst ehrenamtliche Kirche von Menschen, die sich begeistern lassen und für andere da sein wollen, um die Botschaft Jesu Christi ehrenamtlich zu vermitteln. Bei allen berechtigten Reformen in der Kirche, sowohl in der evangelischen, als auch in der katholischen Kirche, fehlt mir dieser Aspekt der Ehrenamtlichkeit. Ich will mit meinem Engagement in der Kirche kein Geld verdienen und will bewusst nicht angestellt sein bei einer Kirche, die immer noch stark unterscheidet zwischen den Aufgaben der Hauptamtlichen und denen der Ehrenamtlichen. Strukturreformen in der Kirche ist mehr, als einen Bischof durch eine Bischöfin zu ersetzen, bzw. einer hoffentlich bald geweihten Priesterin in der Katholischen Kirche die Gemeindeleitung zu übertragen, sondern eine Strukturreform im urchristlichen Sinne bedeutet auch eine Umverteilung von Einfluss und Macht hin zu mehr Ehrenamtlichkeit in de3r Kirchenstruktur. Ansätze dafür, dass auch Ehrenamtliche eine Kirchengemeinde leiten, gibt es ja bereits.IIchstimme allen von Herrn Schwab angesprochenen Widersprüchen zu, allerdings wird die Aufhebung dieser Widersprüche nicht dazu führen, dass der Bedeutungsverlust in beiden Kirchen aufzuhalten sein wird. Nur eine Kirche der Ehrenamtlichen und eine Gleichstellung zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen wird für mehr Glaubwürdigkeit sorgen, ganz im Sinne der biblisch jesuanischen Botschaft: „Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter Ihnen. Zwei oder drei, aber nicht zwei oder drei Hauptamtliche oder Ehrenamtliche.

Reinhard Bok, Frankfurt

fr-debatteVermögen ist was wert

Gastwirtschaft: „Was kommt nach Corona?“, FR-Wirtschaft vom 15. Mai

Der außerordentlich profunden Einlassung von Professor Heinz-Josef Bontrup wäre von Seiten eines „sozialen Marktwirtschaftlers“ lediglich der differenzierte Fakten- bzw. Zahlenkanon hinzuzufügen, den „die herrschende Politik in ihrem neoliberalen Wahn“ zusammen mit dessen Nutznießern in Jahrzehnten und besonders signifikant während der Corona-Zeit generiert hat. Indes: Dank unserer pluralistischen Medienlandschaft stehen diese Daten jedem Interessierten vollumfänglich zur Verfügung.
In diesem Zusammenhang hat ein bemerkenswerter Leserbrief von Rainer Boos (gedruckt am 15.5. in der FR) meine Dankbarkeit erregt, in dem er eine kongeniale Situationsbeschreibung zur „Lage der Nation“ fixiert und auf die mehr als dürftige Berichterstattung der FR zum Appell der mehr als 100 KünstlerInnen und Intellektuellen nach einer Vermögensabgabe für Wohlhabende  kritisiert. Danke dafür.
Als Sensibilisierungsmaßnahme für den Sachverhalt einer Vermögensabgabe empfehle ich den täglichen Abdruck des Gastbeitrages von Professor Bontrup in der FR an exponierter Stelle bis einen Tag vor der Bundestagswahl.

Ernst Hettche, Frankurt

 

fr-debatteDas große Problem ist das Ordnungsamt

Zu: „Streit übers Bahnhofsviertel“, FR-Regional vom 4. Juni

Ja, Sie haben recht. Die Bordelle sind kein Geheimnis, die Drogenszene nicht und auch nicht das Partyvolk. Mich stört aber Ihr Totschlagsatz “…doch gehört das zu einer Großstadt dazu“. Warum? Was gehört zu einer Großstadt dazu? Ist das für Sie das besondere Großstadtflair, dass in den Bordellen Zwangsprostituierte arbeiten oder man sich Drogensüchtige=Kranke rund um den Bahnhof anschauen darf? Ist eine Stadt nicht mehr als Großstadt definiert, dann gehört das nicht mehr dazu? Sie sind doch Journalist und können nicht so blauäugig sein. Gehört auch der Straßenstrich (besonders Kaiserstr.) zu einer Großstadt? Dieser ist übrigens in Frankfurt verboten. Gehört zu einer Großstadt, dass die Straßen-Prostituierten keine Maske tragen während in den Geschäften, gegen deren Fassaden sich die Prostituieren lehnen, Maskenpflicht herrscht? Gehört zu einer Großstadt, dass Drogen offen konsumiert und verkauft (und das sicher ohne Steuern zu zahlen) werden? Sicher nicht. Denn nicht zu einer Großstadt u. nicht zu jeder anderen Stadt gehört, dass die Polizei duldet, dass gegen Gesetze verstoßen werden. Das große Problem ist das Ordnungsamt. Sie schreiben es selbst „eine Frage der Verhältnismäßigkeit, ob die Polizei dagegen vorgeht oder nicht“. Ja, es ist natürlich verhältnismäßig, wenn die Polizei gegen Ordnungswidrigkeiten vorgeht, das ist die Aufgabe der Polizei. Das Ordnungsamt bzw. die Polizei hat das Bahnhofsviertel nicht im Griff, eine Schande für die Stadt. Ich bin weder neuer Nachbar noch wohne ich direkt im Bahnhofsviertel. Aber dass dort permanent gegen Gesetze und Verordnungen verstoßen wird und das Ordnungsamt nichts oder nur ungenügend etwas unternimmt, das stößt mir sauer auf. Früher war eine Polizeiwagen im Kaisersack, wo ist der? Wohl zu viel zu tun gewesen und resigniert aufgegeben. Viele nutzen die Straße als Klo? Ja wo sollen die den hin, wenn sie müssen? Aber das Toilettenthema in Frankfurt ist ein anderes Thema, das die Stadt auch verpennt hat, nicht nur im Bahnhofsviertel.

Gabriel Wojcki, Frankfurt

Hier in Hamburg gibt es ähnliche Probleme

Hier zeigt sich mal wieder die Planlosigkeit und gewollte Zerstrittenheit verschiedener Gruppen, die eine Lösung verhindern. In New York zum Beispiel wurden diese Probleme besser gelöst.
Auch wenn man krank ist, gibt es nicht das Recht, in Hauseingänge zu pissen oder auf den Bürgersteig zu scheißen. Wahrscheinlich zu 95 % Männer, auch kranke Frauen pinkeln üblicherweise nicht an die nächstbeste Stelle. Es ist einfach ekelhaft, am Eintrittstor einer Stadt solche Zustände vorzufinden oder dort zu wohnen. Hier in Hamburg leiden die Anwohner des Kiez unter ähnlichen Problemen.
Solche „Kranke“ – Respektlosigkeit und schlechte Manieren würde ich es nennen- ,auch wenn Sie drogenabhängig sind, gehören in die Entzugsklinik, in die Psychiatrie, zum Urologen oder Proktologen ( wenn sie Probleme haben, ihre Ausscheidungen bis zur nächsten geeigneteren Ecke oder Toilette zurückzuhalten).

Siegrun Löffler Dombo, Hamburg

fr-debatteRadfahrer sind eine Gefahr für uns Fußgänger

Radverkehr: „Mehr Radwege am Stadtrand“, FR-Regional vom 15. Juni

Mit Verärgerung habe ich Ihre Doppelseite zum Radverkehr gelesen. Es ist schon ignorant, dass mit keinem Wort die Fußgänger erwähnt werden. Die meisten sind in der Stadt zu Fuß und nicht mit dem Fahrrad oder Auto oder e-Scooter unterwegs. E-Scooter fahren auf dem Gehsteig, Autos parken auf ihm, Fahrradfahrer machen beides. Konzepte, die einseitig die Möglichkeiten der Fahrradfahrer/innen ausbauen, gefährden Fußgänger und sind keine Lösung des Problems.

Bernd Schneider, Frankfurt

Erwachsene gehen mit schlechtem Beispiel voran

Bilder haben immer auch Symbol- und Vorbildcharakter. Deshalb hätte man mehr Aufmerksamkeit und Sorgfalt bei der Auswahl der Bilder von K.Oeser walten lassen. Von den dort abgebideten Radfahrer:innen tragen 6 keinen Helm und nur einer ist behelmt. Unfallchirurgen postulieren schon lange das Tragen eines Helms – gerade im städtischen Verkehr mit seinen vielen Gefahrenmomenten. Wie bringt man die nächste Generation zum Helmtragen, wenn Erwachsene mit schlechtem Beispiel vorangehen? Bitte in Zukunft die Bildbotschaften noch mehr hinterfragen und nicht nur ein paar „Bildchen“ einfügen.

Diethelm Schäfer, Künzell

Die rücksichtslosesten aller Verkehrsteilnehmer

So ganz allmählich habe ich den Eindruck, ganz Frankfurt besteht nur aus Radfahrern, Fußgänger existieren kaum noch, obwohl Radfahrer die rücksichtslosesten Verkehrsteilnehmer sind. Bürgersteige und Fußwege sind normal tabu, aber mitnichten, interessiert keinen.

Anna Maria Lamm, Frankfurt

Ich werde fast täglich angehupt und beschimpft

Vielen Dank, dass die FR wieder auf die unhaltbare Situation für Radfahrer:innen in der Schloßstraße hinweist. Ich fahre die Strecke regelmäßig und werde fast täglich angehupt und beschimpft. Einmal stieg an ein Fahrer an der Ampel aus und drohte mir Prügel an. Jetzt denkt die Stadt darüber nach, die Parkplätze zu entfernen, was auf Proteste der Anwohner stößt, die ja auch nicht für das rücksichtslose Verhalten der Autofahrer verantwortlich sind. Warum kann nicht stattdessen der Straßenbahnbereich in der Mitte der Straße miteinbezogen werden? Er gehört zu keiner fahrplanmäßigen Strecke, ich habe dort nur einmal Bahnen gesehen, geparkt während der großen Bombenräumung. Wenn dieser Bereich aufgepflastert würde, gäbe es Platz für sichere Radwege, Autofahrer und Anwohnerparken.

Brigitte Klaß, Frankfurt

Der Mainkai müsste für alle da sein

Es ist bedauerlich, dass Herr Leclerc sowohl in dem Bericht als auch im Kommentar auf ziemlich einseitige, dem eigenen Anspruch „Vernunft statt Wutmodus“ entgegengesetzte, wenig vernünftige Weise der Initiative „Mainkai für alle“ das Wort redet. Diese kämpft unter dem Motto „Menschen statt Autos“ für eine erneute vollständige Sperrung des Mainkais für den Autoverkehr. Das ist zunächst einmal unlogisch, denn wenn man davon ausgeht, dass in den Autos auch Menschen sitzen, dann müsste der Mainkai auch für Autofahrer da sein, eben für alle.
Aber Scherz beiseite und flugs die Gretchenfrage gestellt: Wer oder was hindert die Stadt Frankfurt eigentlich daran, die seit einiger Zeit vielerorts angebrachten roten Fahrradmarkierungen auch zwischen Alter Brücke und Untermainbrücke anzubringen; und zwar in beiden Fahrtrichtungen, weil die Straße dafür breit genug ist? Damit wäre allen gedient: den Fußgängern, den Radfahrern und den Autofahrern.
Aber das ist wohl eine zu vernünftige Lösung für die Anhänger des Fahrrad- und Fußgängerfundamentalismus.

Alfons Maria Arns, Frankfurt

fr-debatteOhne jede Beanstandung

Zu: „Spurensicherung am Flussufer“, FR-Wissen vom 10. Juni

Mit dem Projekt „Zukunft hat eine Stimme“ unterstützt die FR bei der Spurensuche am Flussufer Schulgruppen überall in Deutschland bei der Entnahme von Proben an und in Gewässern. Mit wissenschaftlicher Hilfe untersuchen Jugendliche die virulente Verschmutzung von Europas Wasserläufen. Leider werden die motivierten Schülerinnen und Schüler in ganz Europa selten oder nie von erfolgreichen Maßnahmen erfahren, die aufgrund der entnommenen Wasserproben irgendwo zur Verbesserung der Wasserqualität beigetragen hätten.
Diese Behauptung will ich am Beispiel des Eschbach, der bei Harheim in die Nidda fließt, untermauern: Mehrmals jährlich kontrolliert das Frankfurter Gesundheitsamt die Wasserqualität des Eschbach mit immer dem gleichen beunruhigenden Ergebnis: verseucht durch multiresistente Keime! Ursachen sollen die Einleitungen der Kläranlage Ober-Eschbach und Gülle aus der Landwirtschaft sein. Die FR berichtet regelmäßig. Der Frankfurter Magistrat und die Bad Homburger Stadtregierung sind ständig im Gespräch, das Regierungspräsidium überprüft regelmäßig die Kläranlage – merkwürdigerweise ohne Beanstandung. Alle Aktivitäten haben keine Besserung der Wasserqualität gebracht. Es wurden nicht mal Warnschilder aufgestellt, die Ortsfremde auf die Gefährlichkeit des Wassers hinweisen.
Angrenzend an den Eschbach ist ein Naherholungsgebiet, bestehend aus Feldern, Wiesen und Streuobstwiesen. Dieses Gebiet könnte eine erhebliche Aufwertung erfahren, wenn die Wasserqualität des Eschbach so wäre, dass Kinder dort gefahrlos spielen, Kleingärtner das Gemüse mit Bachwasser gießen und Hunde sich im Bach erfrischen könnten.

Rosemarie Mika, Frankfurt

Balken 4
Forum vom 25. Juni
Leserforum 2 20190916Seite eins

Einige dieser Zuschriften folgen gleich hier, siehe unten. Die anderen wurden laufenden Diskussionen im FR-Blog zugeordnet und dort als Kommentare veröffentlicht. Bitte folgen Sie den Links, die im pdf-Dokument angegeben sind.

Balken 4
Forum vom 26. Juni

Leserforum 2 20190916An diesem Tag ist krankheitsbedingt kein Forum erschienen.

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