Alle Briefe von Leserinnen und Lesern dieser Woche im Überblick nach ihren Erscheinungstagen und: Offene Diskussion! Lesen Sie in Ruhe oder suchen Sie Ihre Zuschrift gezielt mit der Tastenkombination STRG und F sowie dem Namen als Suchbegriff. Sie finden hier:
- eine Liste der Erscheinungstage einer Woche;
- pdf-Dokumente von den Forum-Zeitungsseiten (klicken Sie dazu bitte auf das „eins“ bzw. „zwei“ von „Seite eins“);
- alle Zuschriften des jeweiligen Erscheinungstags, die keiner hier im Blog laufenden Diskussion zugeordnet werden können;
- Links zu jenen Zuschriften, die einer hier im Blog laufenden Diskussion zugeordnet wurden;
- ganz unten das Kommentarfeld, über das Sie mitdiskutieren können.
Bitte stellen Sie ein Stichwort an den Anfang Ihres Kommentars, um anzuzeigen, welches Thema Sie ansprechen. Es gelten die Blog-Regeln – mit einer Ausnahme: Für die offenen Diskussionen ist der Teil der Regel Nr. 4 ausgesetzt, der sagt: Bleiben Sie beim Thema. Hier kann bunt diskutiert werden. Es ist keine Registrierung o.Ä. notwendig.
Im FR-Blog werden die ungekürzten Originalversionen Ihrer Zuschriften veröffentlicht.
Forum vom 25. Januar
Seite eins
Zuschriften von Rasmus Ph. Helt, Winfried Kallabis, Anita u. F.W. Osterloh und Martin Thurau zum Lockdown und weiteren möglichen Maßnahmen (veröffentlicht ab hier), Karsten Neumann zum Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden (veröffentlicht hier), Rainer Prosik zur Wahl von Armin Laschet zum neuen CDU-Vorsitzenden (veröffentlicht hier), außerdem von Klaus Philipp Mertens zu Wikipedia und Martin Schallert zu Hybridautos (beide gleich hier, siehe unten).
Seite zwei
Zuschriften zu regionalen Inhalten von Herbert G. Just, Herbert Müller und Inge Fill zur Personalie der hessischen Landesvertriebenenbeauftragten, Dieter Spornitz zur Einhausung der A661, Oskar Voigt zu Parkflächen für E-Roller, Konrad Mohrmann zu Stadtplanung in Frankfurt und zu noch mehr Hochhäusern sowie von Ursula Bös zur Ehrung von Lilo Günzler, nach der in Schwanheim eine Straße benannt wurde (alle gleich hier, siehe unten).
Eine Art von Manipulation, aber eleganter als Facebook
Zu: „Wissen für alle“, FR.-Panorama vom 15. Januar
Nur beschränkt zuverlässig und nicht frei von Einflussnahmen, aber wegen seiner 2,5 Millionen Einträge gewaltig. So kann man die Einschätzungen von Wohlmeinenden über die deutschsprachige Variante der Internet-Enzyklopädie WIKIPEDIA zusammenfassen. Wikipedia setzt (zumindest theoretisch) andere Standards als Desinformationsmedien wie Facebook. Aber sie weist auch die typischen Schwachstellen aller (vermeintlich) kostenlosen Internetangebote auf. Falls kein Geld verdient werden soll, fehlt solches für Aufbau und Unterhalt einer redaktionellen Infrastruktur. Handelt es sich um kommerziell betriebene Offerten, sind zwar ausreichend finanzielle Mittel vorhanden. Diese werden jedoch in noch treffsicherere Algorithmen investiert, mit denen das Verhalten der Nutzer ausspioniert und letztlich noch höhere Erträge erzielt werden sollen.
Wikipedia fehlt eine Redaktion und damit eine verantwortliche Instanz, die man von einem Massenmedium allein aus presserechtlichen Gründen erwarten darf. Fachliche Zugangsvoraussetzungen für Autoren, unter denen sich erkennbar unzählige gebildete Amateure befinden, sind nicht bekannt. Im Gegensatz dazu verfügt die gebührenpflichtige Brockhaus-Online-Enzyklopädie über eine ständige Redaktion von sieben Wissenschaftlern, denen ein Team externer Experten nachgeordnet ist.
Ein besonders aktiver Teil von Wikipedias Hobby-Autoren stößt bei seinen Überprüfungen zwar regelmäßig auf Falschinformationen und korrigiert sie. Doch das betrifft im Wesentlichen nur eher populäre Themen, die von den Nutzern häufiger angeklickt werden. Trügerische bis eindeutig falsche Auskünfte bei komplexeren Zusammenhängen und Spezialistenwissen bleiben entweder unerkannt oder werden allenfalls mit allgemeinen Warnhinweisen versehen, die dem interessierten Laien nicht weiterhelfen.
Dieses Manko wird verschärft durch das Einschleusen von PR-Beiträgen aus Unternehmen, Verbänden und politischen Parteien. Was bei oberflächlicher Betrachtung den Anschein einer differenzierten Beschreibung erweckt, erweist sich beim genauen Lesen als Vermittlung einseitiger Interessen unter Vernachlässigung von Tatsachen. Diese Art von Manipulation ist zwar eleganter als bei Facebook, aber von ähnlicher Wirkung.
Ein von Anfang an wunder Punkt, der mir bei meiner beruflichen Tätigkeit in Fach- und Wissenschaftsverlagen auffiel, ist das Abschreiben von Sachartikeln aus anderen Nachschlagewerken. Damit das Verfahren nicht auffällt, wird um- und neuformuliert. Diese Kunst beherrscht in der Regel nur, wer sowohl fachlich als auch sprachlich bestens bewandert ist. Folglich finden sich in Wikipedia zu viele Texte, die zwar eine korrekte Arbeitsgrundlage vermuten lassen, die aber durch unzureichenden sprachlichen Ausdruck verwässert bis verfälscht wurden. Ähnlich beliebt ist das Kürzen. Hierbei fallen allzu häufig unverzichtbare Elemente der Schere des Bearbeiters zum Opfer, was den Wert eines Artikels drastisch reduziert.
Die Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlichte im Jahr 2012 einen Beitrag über die Nutzung von Wikipedia durch Journalisten. Die meisten der Befragten vertrauten damals diesem Online-Lexikon und nutzten es für ihre eigene Recherche. Neun Jahre später ist es dort anscheinend immer noch beliebt; nach dem Eingeständnis einiger diene es jedoch lediglich zur ersten Groborientierung. Demgegenüber ist es nach meiner Kenntnis in Universitäten verpönt und gilt als nicht zitierfähige Fundstelle. Höher im Kurs scheint es an manchen allgemeinbildenden Schulen zu stehen. Ob das an schlecht informierten Lehrern oder an allzu bequemen Schülern liegt, möglicherweise an beiden, weiß ich nicht.
In der deutschen Wikipedia-Community wird an der maschinenlesbaren Hintergrunddatenbank Wikidata gearbeitet. Das Projekt gründet auf der Überzeugung, dass die Zukunft der künstlichen Intelligenz gehöre und folglich die Weichen rechtzeitig gestellt werden müssten. Im Klartext: Künftig wird es nicht nur von Menschen verfasste Texte in Wikipedia geben, sondern auch solche, die von Maschinen generiert werden.
Dieser technischen Euphorie stehen die Warnungen von Wissenschaftlern entgegen. Rudolf Seisling, der das Forschungsprojekt IGGI (Ingenieur-Geist und Geistes-Ingenieure) am Forschungsinstitut des Deutschen Museums in München leitet, bewertet die KI skeptisch: „Menschen denken, lernen und wissen etwas; ein Computer denkt, lernt und weiß nichts. Erst recht nimmt er weder eigene noch fremde Gefühle wahr. Ein Computer ist kein intelligentes, sondern ein datenverarbeitendes System. Er verknüpft mit den aus Daten oder Zeichen zusammengesetzten Nachrichten keine Bedeutungen und keine Absichten, er kann nicht denken und er hat kein Bewusstsein“ (zitiert nach: Rudolf Seisling, Es denkt nicht, Frankfurt a.M. 2021).
In Wikipedia findet man übrigens nichts über ihn und seine Theorie.
Klaus Philipp Mertens, Frankfurt
Geförderte Blockierer
Zu: „Hybridautos gefährden Klimaziele“, FR-Wirtschaft vom 18. Januar
Ich kann Joachim Wille nur zustimmen. Hybridfahrzeuge sind keine wirklichen Elektroautos. Sie fahren überwiegend mit Verbrennungsmotor, werden mit Umweltprämie gefördert, anschließend noch steuerlich begünstigt, dürfen mit E-Kennzeichen fahren und das Allerschlimmste: Sie blockieren die immer noch zu wenig vorhandenen Ladesäulen für reine Elektrofahrzeuge. Ich fahre seit 6 Jahren rein elektrisch und erlebe seit zirka einem Jahr immer öfter, dass Ladesäulen durch Hybridfahrzeuge blockiert werden. Ich kann nur unterstreichen: „Vergünstigungen für Plug-In-Hybride sollten an harte Kriterien für die elektrische Reichweite, die Leistung des E-Motors und den Nachweis einer regelmäßigen Lademöglichkeit geknüpft sein.“
Martin Schallert, Schöffengrund
Veruntreuung von Steuergeldern
Zu: „Vertriebenenbeauftragte steigt auf“ und „CDU weist ‚Vetternwirtschaft‘ zurück“, FR. Regional vom 11. und 14. Januar
Ja, was ist es denn sonst? Vielleicht gefällt Herrn Bellino Günstlingswirtschaft ja besser, am Sachverhalt ändert das nichts. Frau Ziegler-Raschdorf ist nach meinen Nachforschungen nur für Vertriebene zuständig, also für die Bevölkerungsgruppe, die z.B., so wie meine Mutter, 1946 aus der damaligen Tschechoslowakei vertrieben wurden. Diese riesige Menge an Mitbürgerinnen und Mitbürgern muss natürlich betreut werden. Leider weiß meine Mutter mit ihren 92 Lebensjahren nichts von der ihr zustehenden Betreuung als Heimatvertriebene und auch nichts von Frau Ziegler-Raschdorf.
Ein Schulleiter in Hessen, zuständig an einer großen Schule für etwa 150 LehrerInnen als ihr Dienstvorgesetzter, wird nach der Besoldungsstufe A16 bezahlt, zwei Besoldungsstufen und rund Tausend Euro weniger im Monat. Dieses „Arbeitsverhältnis“ mit drei bis vier Mitarbeitern ist also im Grunde eine Veruntreuung von Steuergeldern.
Herbert G. Just, Wiesbaden
So verliert man Vertrauen in Staat und Politik
Wir alle haben Probleme infolge der Coronapandemie, und es wird im hessischen Innenministerium eine ehrenamtliche Stelle als Vertriebenenbeauftragte mit 1000 Euro im Monat zu einer Vollzeitstelle mit 7600 Euro hochgejazzt. Diese Funktion nimmt eine ehemalige 69jährige Landtagsabgeordnete wahr, die bereits Pension und Rente bezieht. Zusätzlich ist diese Stabsstelle mit einem Büroleiter und vier Mitarbeiter/Innen ausgestattet. Unglaublich!
Die schwarz/grüne Koalition hatte bereits im Coronajahr 2020 zwei ehrenamtliche Stellen zu zwei hauptamtlichen Stellen umgewidmet mit entsprechender Vergütung, obwohl die Steuereinnahmen weniger werden. Die SPD-Opposition, namentlich Günter Rudolf, meinte, Herr Beuth (CDU) wird immer mehr zum Vetterninnenminister. Allerdings hat auch der SPD-Oberbürgermeister in Frankfurt verschiedene Probleme (AVO-Skandal, Berlin-Vertretung …).
So verliert man das Vertrauen in den Staat und den handelnden Politikern. Unsere Demokratie wird infolgedessen beschädigt. Es wäre eine positive Nachricht gewesen, wenn z.B. das Innenministerium seine IT-Projekte zurückstellt und mit seinen IT-Fachleuten dem Kultusministerterium bei der IT-Implementierung im Bereich Schulen unterstützen würde. Damit könnte den Schülern, Eltern und Lehrer/Innen geholfen werden.
Herbert Müller, Dietzenbach
Wie viele Vertriebene gibt es überhaupt noch?
Ich bin Heimatvertriebene, 81 Jahre alt. Sehr gut kann ich mich noch an die Vertreibung aus dem Sudetenland im August 1946 erinnern. Sie fand relativ human statt: Ab in den Viehwaggon und – Gott sei Dank – nach Westdeutschland, wo wir auch nicht gerade mit offenen Armen empfangen wurden. Der heutige Slogan „Wir schaffen das“ war wohl mehr Motivation der Vertriebenen als der Aufnehmenden, denn sie mussten im wahrsten Sinne des Wortes „teilen“, und zwar Raum in Haus oder Wohnung. Andere Vertreibung fand schon wesentlich brutaler, zu Fuß und mit Knüppel und/oder Gewehrkolben im Nacken, statt.
Unsere fünfköpfige Familie fand Aufnahme in einem kleinen Taunusdorf, wo wir fast sechs Jahre in einem Raum auf der Galerie der örtlichen Turnhalle, die mangels anderer Unterkunft eiligst mit Brettern zum Turnsaal hin abgegrenzt wurde, sehr eingeschränkt lebten. Nach dieser Zeit konnten wir in eine Sozialwohnung in Wiesbaden umziehen. Meine Eltern haben anfangs wohl noch gehofft, irgendwann wieder „heimgehen“ zu können. Sie sind zum Sudetendeutschen Tag oder dem Treffen der Egerländer gefahren. Sie haben freudvoll den Worten der jeweiligen bayerischen Ministerpräsidenten gelauscht und brav die Partei BHE gewählt. In all den Jahren seit unserer Ankunft in Hessen habe ich niemals, weder von meinen Eltern noch sonst wem, von einem/er Vertriebenenbeauftragten gehört, den/die man hätte um Rat fragen können oder auf irgend eine Art und Weise geholfen hätte.
Vor einigen Tagen habe ich den Medien entnommen, dass 2019 im Hessischen Innenministerium eine Stelle für eine Landesbeauftragte für Heimatvertriebene installiert wurde, dotiert nach B2 mit 7600 Euro monatlich. Kürzlich wurde dies bestätigt und damit öffentlichkeitswirksam. Besetzt wurde diese Stabsstelle mit Frau Ziegler-Raschdorf, ehemaliges Mitglied des Hessischen Landtags, die diese Position seit 2011 ehrenamtlich für eine monatliche Aufwandsentschädigung von 1000 Euro inne hatte. Das ist lobenswert. Es erschließt sich mir nicht, warum aus dieser ehrenamtlichen Tätigkeit nun eine hauptamtliche Stelle mit derart hohem Gehalt wurde. Die Gehaltsklasse B2 ist eine Beamtenstelle. Kann eine Person, die wie Frau Z.-R. fast 70 Jahre alt ist, überhaupt noch verbeamtet werden? Warum hat man, wenn diese Stelle unbedingt hauptamtlich ausgeführt werden muss, diese nicht ausgeschrieben? Manch junger Mensch hätte sich sicherlich gefreut und bestimmt ebenso für die Belange der Heimatvertriebenen eingesetzt; die Besoldung hätte analog des Ehrenamtes nicht so hoch sein müssen. Es sind Steuergelder! In diesem Zusammenhang frage ich mich auch, wie viele echte Heimatvertriebene gibt es 2021 überhaupt noch? Für was oder wen ist Frau Z.-R. überhaupt da. Sind es die „Berufsheimatvertriebenen“, die sich in Verbänden oder ähnlichem zusammengeschlossen haben, die Heimat nur noch vom Hörensagen oder touristischen Besuchen kennen?
In meinem Umfeld ist es üblich, dass sich Menschen, wenn sie aus dem Berufsleben ausscheiden, ehrenamtlich engagieren und das ohne irgendwelche Vergütung. Frau Z.-R. war, als sie 2011 dieses Ehrenamt übernahm, auch schon in einem solchen Alter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie unbedingt auf dieses üppige Salär angewiesen ist. Ich denke, es ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden ehemaligen Heimatvertriebenen und heutigen Keinrentners/in, der/die durch die Vertreibung um eine gute Ausbildung gebracht wurde. Wobei ich mich immer noch frage, was eine Landesbeauftragte für Heimatvertriebene überhaupt macht.
Meine Familie und ich sind wie viele andere Heimatvertriebenen und Flüchtlinge auch in Hessen heimisch geworden. Auch die Spätaussiedler, die zum Teil schon seit Ende der 60er Jahre hier leben, haben sich doch meist integriert. Ich bin durchaus der Meinung, dass die Erinnerung an die verlorene Heimat, die Sprache und Kultur erhalten bleiben sollte. Aber das muss meines Erachtens in erster Linie in der Familie passieren und kann bestimmt nicht durch eine Stelle von oben kommen.
Ich bin empört über diese „Vetternwirtschaft“, anders kann ich sie nicht nennen, dass man einer Parteifreundin und ehemaligem Mitglied des Hessischen Landtags – leider nur eine Legislaturperiode -, eine derartige Position mit diesem Gehalt zugesteht.
Ich hoffe nur, dass sich die Oppositionsparteien des Landtages dieser Sache annehmen und die Bevölkerung das so nicht hinnimmt.
Inge Fill, Taunusstein
Sterile Grünflächen ohne Bäume
Zu: „Start für Einhausung der A661“, FR-Regional vom 15. Januar
Der Artikel liest sich so, als ob die Einhausung der A661 bereits in „trockenen Tüchern“ wäre, was mitnichten stimmt. Wir reden bisher nur vom Beginn der Planung eines eventuellen Multimillionenprojektes!
Zweifellos ist die Wiederherstellung der Verbindung für Fußgänger zwischen Seckbach und Bornheim seit Eröffnung der Autobahn überfällig. Machen wir uns dennoch nichts vor: Die Bepflanzung eines angedachten Betondeckels über der Autobahn kann nur aus Rasen und niedrigem Bewuchs („Architektenpetersilie“) bestehen, richtige Bäume lässt die Statik gar nicht zu.
Das Grün auf dem Deckel kann auch deshalb kein Ersatz für den Altbestand an Freizeitgärten mit ihrer intakten Flora und Fauna sein, welche die Stadt für die geplanten Neubaugebiete „An den Röthen“ und „Katharinencampus“ zubetonieren will. Durch die Gewinne der Umwandlung von Gartenland in Baugrund sollen die Baukosten des Deckels gegenfinanziert werden. Diese Flächen hinter dem Katharinenkrankenhaus sind seinerzeit nur durch die Irrungen und Wirrungen rund um den Autobahnbau nicht automatisch als Teil des Frankfurter Grüngürtels vor Zerstörung geschützt worden.
Es ist unverfroren, uns heute die neuen sterilen Grünflächen auf der Einhausung als Zugewinn an Grün für Bornheim und Seckbach verkaufen zu wollen. Deshalb müssen wir ab jetzt um so mehr wachsam bleiben! Nicht dass sie zuerst die Freizeitgärten plattwalzen – und am Ende fehlen ihnen immer noch Millionen, um den in Aussicht gestellten Deckel über der Autobahn auch zu bauen. Dann würde ich lieber mit einer breiten Fußgängerbrücke über die Autobahn leben und die Restbestände an Natur in Bornheim erhalten.
Dieter Spornitz, Frankfurt-Bornheim
Eine etwas alberne Entwicklung
Zu: „Feste Plätze für E-Roller“, FR-Regional vom 7. Januar
Zum Thema E-Scooter wäre radikal zu sagen, dass diese „Dinger“ nur auf Fahrstraßen und das in bestimmten sinnvollen Abständen abgestellt werden dürfen. Nur hier können sie entsichert werden. Außerdem darf mit ihnen nur auf Fahrstraßen und Fahrradstreifen gefahren werden. Saftige Strafen und strikte Kontrollen sind unbedingt notwendig, damit sich eine Unsitte nicht – so wie auf den Fahrradstreifen, die gefährlich als Kurzparkplätze benutzt werden – einbürgert. Dieses Ordnungssystem müsste für die Roller schnellstens installiert werden. Die Abstellplätze -auch wenn’s weh tut – (z. B. die Ortsbeiräte, die stets vehement für den Erhalt von jedem Parkplatz streiten) – gehen natürlich zu Lasten von Pkw-Stellplätzen im Straßenraum. Es ist mir unbegreiflich, warum die Stadt Frankfurt noch nicht im Sinne oben reagiert hat. Der Verkehrsdezernent hat ja evtl. andere Sorgen, aber hier ist Gestaltung für eine gesamte Stadt gefragt. Man kann auch Sorge tragen, dass dafür Leute eingestellt werden. Über Computerisierung wäre diese, wenn auch etwas alberne, Entwicklung in den Griff zu bekommen. Das trifft auch für die Leihfahrräder zu. Sie schneiden allerdings besser im Abwägen über sinnvolle, alternative Verkehrsmobilität ab, als die Kinderroller. Für die Beordnung dieser neuen Verkehrsmobilität müssen die Anbieter in die Pflicht genommen werden, wenn dies ein aktzeptabler Beitrag zur Reduzierung des Autoverkehrs in Innenstädten sein soll. Nicht nur das Gewinnemachen der Anbieter kann im Vordergrund stehen. Arbeit, die zum Betrieb und zur Betreuung geleistet werden muss, sollte den Tarifbestimmungen Rechnung tragen und darf nicht auf den Billiglohnsektor abgeschoben werden. Also auf, Stadt Frankfurt, mach’s zum echten Thema der Verkehrsberuhigung in Städten. Der öffentliche Stadtraum darf nicht um ein Weiteres „Abfalleimer“ der Mobilität werden.
Oskar Voigt, Frankfurt
Geliebte Investoren
Kommunalwahl: „Wohngebiete oder Klimaschutz?“; FR-Regional vom 4. JAnuar
Bis 1945 regierte die SPD in Frankfurt und setze nach dem „Frankfurter Landrecht“ die Hochhäuser in das Stadtbild, sozusagen als „Siegerarchitektur“ des Kapitalismus gegen dem damals geltenden Planungsrecht. Seit 1977 ist die CDU an der Regierung unterbrochen durch ein Rot-Grün Intermezzo, von 1989-1995, das vier Stadtverordnete der SPD (die vier Schweine) zur Strecke brachten. Seitdem sind die Grünen im Magistrat und die SPD weiterhin unberechenbar. Seit 2001 regiert Schwarz- Grün, wie später auch im Landtag, 2016 wurde die SPD ins Boot geholt um die Fortsetzung der Stadtpolitik abzusichern.
Was hat nun der Magistrat seit 1977 der Stadt hinterlassen? Wie gesagt die Hochhaus Skyline, die Siegerarchitektur der Investoren und Frankfurter Architekten und vieler Bürger. „Je mehr das Werk eine Zumutung darstellt, desto besser eignet es sich als Statussymbol, das exklusiv wirkt und Unterschiede markiert.“ Thomas Bauer. Die Vereindeutigung der Welt. Diese Siegerarchitektur ist asozial, wie das städtische Bauen im totalitären Kapitalismus, das überall die Chancen vertut, Stadträume zu schaffen, in den sich die Bürger gerne aufhalten, ausgenommen vielleicht in den Nachempfindungen historischer Stadtteile, die allenfalls Touristen anzieht. Stattdessen wurden die Stadträume mit rechtwinkligen Investorenklötzchen zugebaut.
Aber dazu gehören nicht nur die geliebten Investoren, sondern auch eine Bevölkerung, die durch ihr Wahlverhalten es zuläßt, daß diese Investorenbunker in der Stadt zunehmen und diese Architektur als einzig zeitgemäße zuläßt. Weil es aber keinen zeitgemäßen Stil mehr gibt, siehe die Beliebigkeit der Architekturen bekannter Architekten, hat die Schönheit als Kriterium wohl ausgedient. Nun, 2016 haben 24,2% CDU, und 7,5% FDP gewählt, Grüne 15,3%, zusammen keine Mehrheit (46,9%). Es liegt nun in der Hand der Bürger selbst, ob nach dem März diese „Siegerarchitektur“ in Frankfurt, die zur Zeit von Berlin kopiert wird, sich weiter ausbreiten kann, der Planungsdezernent Josef SPD arbeitet schon in der Fortführung des Hochhausrahmenplans daran. Kulturmeile oder Schauspiel und Oper im Osthafen abstellen; Josefstadt oder Pfingstberg, Baulandbeschluß oder keine Auflagen für Investoren usw,
Jede Stadt bekommt das Stadtbild, daß sie verdient und ihre Bürger zulassen.
Konrad Mohrmann, Frankfurt
Beitrag zur Würdigung
Zu: „Ehre für Lilo Günzler“, FR-Regional vom 6. Januar
Wie erfreulich, dass die 2020 verstorbene Lilo Günzler jetzt geehrt wurde, indem eine Straße in Frankfurt-Schwanheim nach ihr benannt wurde. Erfreulich ist auch, dass der Vorschlag von Schwanheimer Bürger/innen gemacht, vom Ortsbeirat fraktionsübergreifend unterstützt und dann von der Stadt schnell umgesetzt wurde. Unvergessen bleibt denen, die sie als Zeitzeugin in Schulklassen erleben durften, ihre Schilderung der Verfolgung durch die Nationalsozialisten, der Deportation ihrer Mutter und ihres Bruders nach Theresienstadt und wie sie selbst und ihre Familie nur mit Glück die Verfolgung überlebt haben.
Gut, dass die Frankfurter Rundschau über die Ehrung Lilo Günzlers berichtet und so zu ihrer Würdigung beiträgt. Eine Ergänzung wert ist der Hinweis auf ihre Biografie: „Endlich reden“, die sie in Zusammenarbeit mit Agnes Rummeleit geschrieben hat.
Ursula Bös, Frankfurt
Forum vom 26. Januar
Seite eins
Zuschriften von Thomas Ormond, Ursula Bugl-Horatschek und Peter Boettel zu den Themen Impfpflicht und Privilegien für Geimpfte (veröffentlicht hier), von Cordula Band mit einem Bericht aus dem Lehrerinalltag (veröffentlicht hier), außerdem von Axel Stolzenwaldt über Daten, die beim autonomen Fahren anfallen, und über damit zusammenhängenden höheren Stromverbrauch und von Jürgen Seifert zur Woelki-Affäre (beide gleich hier, siehe unten).
Unnötiger Energieverbrauch
Autonomes Fahren: „Bitte keine neuen Stromfresser“, FR-Wissen vom 13. Januar
In dem Artikel heißt es: “…, zudem sind für den nötigen Datenaustausch gigantische Energiemengen nötig“. Welche Daten sind eigentlich wirklich nötig und welche Daten werden übertragen, um persönliche Profile der Nutzer:innen zu erstellen? Bereits 2015 hatte der ADAC ansatzweise herausgefunden, welche Daten aus den Kraftfahrzeugen heraus an Autokonzerne gesendet werden. Neben einer Reihe von mehr technischen Daten werden ständig GPS-Positionsbestimmungen, Informationen über die Gurtstraffer, die Fahrweise und die Anzahl der Verstellung des Fahrersitzes übermittelt (damit kann ermittelt werden wie viele Personen das Fahrzeug nutzen). Welche Daten im Einzelnen aus dem Kraftfahrzeug versandt werden, legen diese Konzerne nicht offen. Nach den Skandalen um die Abgaswerte sollte man hier auch mal skeptisch nachfragen.
Aber nicht nur beim autonomen Fahren werden Unmengen an unnötigen Daten übertragen: Beim Aufruf der meisten Webseiten werden nicht nur Informationen des Betreibers übermittelt. Rufe ich z.B. am Do. 14.12 um 12:27 die Seite eines großen Nachrichtenmagazins auf, dann leitet dieses Magazin meinen Webseitenaufruf an 41 (einundvierzig) interessierte Datensammler/Tracker weiter, die an Informationen über mein persönliches Verhalten im Internet interessiert sind. Der daraus sich ergebende Nachrichtenverkehr und zusätzlich das Setzen und Auslesen von Cookies und den daraus sich ergebenden Folgeaufwand bei der Analyse dieser Daten übersteigt den „nötigen“ Energieverbrauch sicherlich um ein Vielfaches. Dass es auch anders gehen kann, zeigen u.a. der Auftritt des Chaos Computer Clubs oder der Hessischen Landesregierung: Keine Cookies, keine Tracker.
Axel Stolzenwaldt, Königstein
Abgeschottete Kirche
Woelki: „Wohl doch keine Schritte gegen kritischen Pfarrer“, FR-Politik v. 12.1.
Personalchef will Anstoß zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen verhindern. Es sollte stattdessen für den Personalchef des Erzbistums Köln dienstrechtliche Konsequenzen geben. Ein Personalchef, der kritische Pfarrer disziplnieren will und vorauseilenden Gehorsam praktiziert, ist für sein Amt denkbar ungeeignet und steht für eine abgeschottete katholische Kirche. Dass Kardinal Rainer Maria Woelki mit Missbrauchsfällen im Erzbistumnicht konsequent sondern eher nachlässig umgeht, war für außenstehende Medienkonsumenten erkennbar.
Jürgen Seifert, Hamburg
Forum vom 27. Januar
Seite eins
Zuschriften von Renate Schumacher, Rainer Wild, Burkhard Nobbe und Emil Jacob zum Gezerre um die Gaspipeline Nord Stream 2 (veröffentlicht hier), von Ernst Niemeier mit einer Erwiderung zum Thema Gendern in der FR (veröffentlicht hier), Rüdiger Erdmann, Merve Hölter und Peter Dressler zu Konsequenzen aus der Corona-Pandemie (veröffentlicht ab hier) und von Rotraut Lommel zur Frage, ob die US-Verfassung den Ansprüchen noch gerecht wird (veröffentlicht hier).
Seite zwei
Zuschriften von Dieter Murmann zu den Kräften, die sich gegen das Lieferkettengesetz stemmen, und von Bodo Lube zum gegenwärtigen Boom in Raumfahrt und Weltalltechnologie (beide gleich hier, siehe unten)
Eine Politik wie aus dem letzten Jahrhundert
Lieferkettengesetz: „Schuften statt Schule“, FR-Wirtschaft vom 22. Januar
Das Lieferkettengesetz, ein Vorhaben, das von ca. 75 % der Bundesbürger als sinnvoll erachtet und befürwortet wird, scheitert an dem rein an Wirtschaftsinteressen orientierten Wirtschaftsminister Altmaier. Das Thema, das auf dem „UN-Leitprinzip für Wirtschaft und Menschenrechte“ von 2011 basiert, hat es 2018 in den Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD geschafft. Der Wirtschaft wurde zwei Jahre lang Gelegenheit gegeben, um auf freiwilliger Basis entsprechende Regeln umzusetzen. Wie erwartet hat das nicht geklappt. Nur ca. 17 %, statt der geforderten 50 % der einbezogenen Unternehmen, wollten bei ihren Geschäften freiwillig auf die Menschenrechte Rücksicht nehmen. Während von großen Konzernen (z.B. VW, REWE, Nestle usw.), sowie einem Zusammenschluss von mehr als 120 NGO’s, der katholischen- und evangelischen Kirche und führenden Wirtschaftswissenschaftlern, ein Lieferkettengesetz gefordert wird, blockiert Herr Altmaier alle Bemühungen und will die Gesetzesvorschläge verwässern.
Viele Länder (z.B. Frankreich, England, Schweiz, Niederlande, USA, usw.) haben bereits entsprechende Regelungen. Sind Herr Altmaier und die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft (BDA, BDI, DIHK) der Meinung, dass deutsche Unternehmen nur dann konkurrenzfähig sind, wenn sie einen Wettbewerbsvorteil auf Kosten der Menschenrechte erhalten? Ist in den Augen von Herrn Altmaier unser Status als Exportweltmeister gefährdet, wenn wir bei der Beschaffung von Rohstoffen und Waren Menschenrechte und Umweltstandards einhalten müssen?
Auch als Wirtschaftsminister ist Herr Altmaier dem ganzen Volke verpflichtet und nicht einseitig den Vertretern der Wirtschaft. Das Wohl des deutschen Volkes hängt nicht ausschliesslich von materiellen Gütern ab. Nutzenmehrung ist nicht gleichbedeutend mit mehr Konsum und möglichst hohem Exportüberschuss. In Zeiten, die von Nachhaltigkeit, Klimawandel, Artensterben usw. geprägt sind, ist die aktuelle Wirtschaftspolitik wie aus dem letzten Jahrhundert. Was interessiert es Herrn Altmaier und die Wirtschaft, ob Menschenrechte und Umweltstandards in den Billiglohnländern des globalen Südens eingehalten werden? Unsere Konzerne beuten, ohne rechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen, die Menschen und Natur in diesen Ländern aus. Wir schicken die Flüchtlinge aus diesen Gebieten, die sich bei uns ein besseres Leben versprechen, wieder nach Hause. Kurzfristig mag dies unserem „Wohlstand“ dienen. Wollen wir wirklich, vor allem mit unseren Erfahrungen aus dem dritten Reich, eine solche, unmoralische Politik?
Dieter Murmann, Dietzenbach
Und wer macht den Müll weg?
Zu: „Große Geschäfte im All“, FR-Wirtschaft vom 17. Januar
Der Artikel über den Begriff bzw. den Trend von „New Space“ beschreibt eine Entwicklung der Raumfahrt, die positiv – im Sinne von „Weltraumtechnik wirtschaftlich zu nutzen“ – dem geneigten Leser näher gebracht wird, als habe es noch nie eine kritische Diskussion darüber gegeben. In welche Richtung dieses „Geschäftsmodell“ wohl führt, welche fragwürdige wirtschaftliche Nutzung damit verbunden ist, wenn es hauptsächlich um den wohlbekannten Profit für einige Wenige geht; welche Gefährdung die Weltraumforschung dafür in Kauf nehmen muss, oder die Raumfahrt dadurch selbst gefährdet wird; nicht zu vergessen die Beeinträchtigung von Beobachtung und Forschung durch Observatorien, Amateur- und Hobbyastronomen auf der ganzen Welt.
Waren bisher eher nur Musk (SpaceX), Branson (Virgin Group) oder Bezos (Amazon) im Gespräch, wenn es um die Entwicklung der privaten Raumfahrt ging, schreibt der Autor hier über die Entwicklung von anderen etablierten Unternehmen, so z.B. die Bremer Luft- und Raumfahrtgruppe OHB, eine neue Start-Up-Szene in Deutschland wie Berlin Space Technologies (BST), Isar Aerospace oder Rocket Factory Augsburg. Zurzeit (Stand 31.07.2020) sind nach 2787 Satelliten im Erdorbit unterwegs, noch nicht dazu gerechnet die vielen neuen Starlink-Satelliten von Elon Musk bis Januar 2021. Übrigens wird seine geplante Satellitenflotte für die globale Versorgung unseres Planeten mit dem Internet bis in den letzten Winkel der Erde in den nächsten Jahren wohl auf über 40 000 anwachsen und entsprechend Milliarden Dollar in seine Betriebskasse einfliegen. Wobei sich natürlich auch über die Verfügbarkeit des Internets im letzten Schlupfwinkel der Erde, ob Urwald oder Wüste streiten lässt. Und diese Entwicklung potenziert sich mit jedem neuen Unternehmen, dass an diesem Goldrausch partizipieren möchte.
Nur einen Aspekt von vielen möchte ich in diesem Zusammenhang problematisieren, ohne die Raumfahrt grundsätzlich infrage zu stellen. Seit Jahren ist das Problem des Weltraummülls bekannt. In einigen Jahren wird u.a. die ESA damit beginnen, dieses Problem praktisch zu lösen zu versuchen. Bis dahin hat sich die Anzahl der Satelliten um ein Vielfaches vergrößert. Inzwischen werden, z.B. von der US-Firma Swarm Technologies, Satelliten entwickelt, die gerade mal etwa zehn Zentimeter klein sind, was die Orbit-Bahnüberwachung bzgl. Weltraummüll nicht gerade erleichtert. Und die Kosten dieser Unternehmung? Wer wird sie zu tragen haben? Richtig, wir alle. Und wer hat den Nutzen?
Also sollten die Wenigen, die Nutznießer und Produzenten des Weltraummülls sind, sich darum kümmern und auch die Kosten dafür tragen.
Bodo Lube, Königstein
Forum vom 28. Januar
Seite eins
Zuschriften von Joachim Kietzmann, Rainer Boos, Juri Diels, Hans-Peter Stolz und Ralf A. Dressel zu den Themen Gesundheitspolitik in Zeiten der Pandemie und Impfstoffbeschaffung (veröffentlicht ab hier), von Annette Müller zu Nord Stream 2 (veröffentlicht hier), außerdem von Karl-Heinz Peil zum Thema Migration aus der Sahelzone und von Dieter Schedler zum Gebaren des thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke), der die Kanzlerin „Merkelchen“ nannte (beide gleich hier, siehe unten).
Ramelow und das hohe Niveau im Spiel
Zu: „Der Club und der plaudernde Minister“, FR-Politik v. 25.1.
Die Äußerungen des Herrn Ministerpräsidenten Bodo Ramelow sind unsäglich, unerträglich, unverschämt und in hohem Maß empörend. Er scheint ziemlich gelangweilt in den Videokonferenzen zu sein, wenn er nebenbei auch noch Computerspiele spielen kann.
Man muss sich das mal vorstellen, bei diesen Konferenzen geht es um das Wohl der Bevölkerung, den Gesundheitsschutz und um politische Strategien, Wege aus dem Teufelskreis der Beschränkung unserer Freiheit zu finden. Und was machte der Ministerpräsident? Er spielt und freut sich über ein erreichtes hohes Niveau im Spiel. Das nenne ich verantwortungslos. Ihm fehlt es an der notwendigen Ernsthaftigkeit. Und dann als Erklärung auch noch die weiteren Teilnehmer der Konferenzen mit hineinzuziehen, mit der Bemerkung, dass diese es ebenfalls so machen würden, nur eben mit Schach etc. Wie charakterlos! Als Steigerung kommt dann noch die respektlose Bemerkung über unsere Bundeskanzlerin hinzu.
Herr Ministerpräsident, Sie sollten sich schämen. Auf welchem Niveau sind Sie angekommen. Sie zerstören das Vertrauen in die politisch handelnden Personen und das ernsthafte Ringen um die richtigen Entscheidungen in der Pandemie. Kein Wunder, dass die Zustimmung in der Bevölkerung sinkt.
Dieter Schedler, Schwalbach
Gut für die innere Einheit
Krisen in der Sahelzone: „Konflikt oder Chance?“, FR-Meinung vom 11. Januar
Dem Kommentar von Johannes Dieterich ist voll zuzustimmen. Leider zeigt sich die deutsche Regierungspolitik als beratungsresistent zu den Militäreinsätzen in der Sahel-Zone. Bereits 2007 wurde vom „Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltfragen“ unter dem Titel „Sicherheitsrisiko Klimawandel“ prognostiziert, dass durch Untätigkeit ab 2020 mit „klimainduzierten Gesellschaftskrisen und Sicherheitsproblemen“ in dieser Region zu rechnen sei. Statt Maßnahmen gegen den Klimawandel zu fördern, wie z.B. ein prinzipiell zwar vorhandenes aber kaum voran kommendes Wiederaufforstungsprogramm für die Sahel-Zone, setzt man plan- und ziellos allein auf eine kostspielige und kontraproduktive militärische Präsenz. Es ist kein Zufall, dass die als solche bezeichnete Terrorbekämpfung vor allem dort erfolgt, wo eine Ausplünderung von Ressourcen erfolgt, die den jeweiligen Ländern nicht zugute kommt. Johannes Dieterich erwähnt in seinem Beitrag Nigeria und dessen Erdöl. Zu ergänzen wäre, dass in Niger der Uranabbau für Frankreichs Atomkraftwerke essentiell ist, mit ähnlichen Konsequenzen.
Deutschland könnte sich mit dem Ausbau erneuerbarer Energien im eigenen Land von solchen Abhängigkeiten lösen. Statt dessen soll künftig im Nordwesten Afrikas Wasserstoff zum Pipeline-Transport nach Deutschland erzeugt werden – als Ersatz für fossile Brennstoffe. Ein wahnwitzige Idee, mit der Deutschland neue Konflikte vorprogrammiert, denn abhängig ist dieses von „stabilen“ politischen Verhältnissen, im Sinne des Beispiels Saudi-Arabien. Auserwählt als neuer Rohstofflieferant ist dazu Marokko, dessen jahrzehntelange koloniale Besetzung der Westsahara vor vier Wochen von Donald Trump abgesegnet wurde. Energiewende und reduzierte Ressourcenabhängigkeit lassen sich nur durch Entmilitarisierung der Wirtschafts- und Außenpolitik erreichen.
Karl-Heinz Peil, Frankfurt
Forum vom 29. Januar
Seite eins
Zuschriften von Rainer Auffarth und Heinrich Dieckmann zum Thema digitale Bildung (veröffentlicht hier), Nikolaus Jöckel mit einem Kommentar zur Wahl von Armin Laschet zum CDU-Vorsitzenden (veröffentlicht hier), von Heinz Eucker und Roland Prinzinger zu Hybridautos bzw. Plug-In-Hybriden (veröffentlicht hier), außerdem von Thomas Mill zum Leben im verkehrsberuhigten Bereich, von Adolfo Petrus zur Frage, warum wir ausgerechnet jetzt auch noch unsere Geburtsurkunden aktualisieren sollten (beide gleich hier, siehe unten).
Leben im verkehrsberuhigten Bereich
Zu: „Das Gesetz der Straße“, FR-Feuilleton vom 20. Januar
Es gibt auch den „Shared Space light“, in der Anlage 3, Abschnitt 4 der StVO unter der Bezeichnung „Verkehrsberuhigter Bereich“ zu finden, umgangssprachlich fehlbezeichnet als „Spielstraße“. Dort gilt u.a. Schrittgeschwindigkeit und Parkverbot (außer es sind Parkflächen extra gekennzeichnet).
Eine Straßennutzung, die sicherlich vielen Menschen einleuchtet, jedenfalls grundsätzlich. Wenn sie diese Straßen allerdings benutzen, oder gar AnwohnerInnen dieser Straßen sind, vergessen sie gerne sämtliche Einsichten und Regeln, versuchen möglichst schnell hindurchzubrausen und freuen sich über die günstigen Parkplätze. Das können sie auch, denn es finden weder Geschwindigkeits- noch Parkkontrollen statt, jedenfalls sofern die betreffende Straße nicht gerade im Zentrum liegt.
Da trifft die Bequemlichkeit der Autofahrenden auf die der Behörden.
Denkbar wäre es natürlich auch, sich um die Aufklärung von AutofahrerInnen zu kümmern und/oder Zusatzschilder anzubringen. Das Erstere scheitert wahrscheinlich an Ideenmangel und vermeintlich fehlender Zuständigkeit, das Zweite an behördlicher Halsstarrigkeit (das Schild ist eindeutig und braucht keine Zusätze). Das ist nicht in jeder Kommune so, aber in Frankfurt, egal aus welcher Partei der Verkehrsdezernent kommt.
Und dann ist es natürlich so, dass der Magistrat -richtigerweise- die Politik verfolgt in jedem neugestalteten oder Neubau-Gebiet solche Verkehrsberuhigten Bereiche einzurichten, aber sich -dummerweise- danach nicht mehr drum kümmert. Das scheint nach dem Prinzip „fire and forget“ zu gehen.
Soweit meine Erfahrung aus über 15 Jahren Leben im verkehrsberuhigten Bereich.
Thomas Mill, Frankfurt
Der richtige Zeitpunkt
Zu: „Der Lappen muss weg“, FR-Panorama vom 19. Januar
Jetzt, wo alle Netze und Ämter ohnehin schon überlastet sind, ist sicher genau der richtige Zeitpunkt für eine landesweite Führerscheinumtauschaktion. Da könnte man bei dieser Gelegenheit doch auch gleich alle älteren Geburtsurkunden gegen neue mit dem gewünschten Geschlechtseintrag umtauschen.
Adolfo Petrus, Frankfurt
Forum vom 30. Januar
Seite eins
Zuschriften von Bertram Münzer und Hans-Karl-Ortmann zum Umgang mit Impfstoffherstellern, die nicht liefern wollen (veröffentlicht ab hier), Armin Lauven und Rolf Wekeck zum Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags (veröffentlicht ab hier), außerdem von Reinhold Richter und Robert Maxeiner zum Homeoffice in Zeiten der Pandemie, von Hermann Roth zur geistigen Grundhaltung von Politikern der Linken und der CSU und Hans-Hermann Büchsel zur FR-Serie „Zukunft hat eine Stimme“ (alle vier gleich hier, siehe unten).
Bloß keine Störung der Wertschöpfung!
Homeoffice: ,Ungeklärte Fragen‘ FR v. 21. Januar Zu: „Öffentlicher Dienst bei Homeoffice schlecht aufgestellt“ vom 20.1.
Es ist zu befürchten, schreibt der Kommentator bezüglich Homeoffice, dass durch Formulierungen von Bund und Ländern wie „wo es möglich ist“ oder „sofern die Tätigkeiten es zulassen“ Schlupflöcher bleiben. Das ist noch sehr gelinde formuliert. Wir Bürgerinnen und Bürger werden da etwas härter angefaßt, und es werden uns auch sofort neben den Massnahmen bei Verstoss entsprechende Strafen angedroht. Aber da wir ja so einsichtig sind, dürfen wir unsere Affekte auf die Uneinsichtigen projizieren, damit wir nur ja nicht, wie Herr Ramelow, auf die Idee kommen könnten, es müsse ein Lockdown für alle zumindest mal diskutiert werden. Auch in der Frankfurter Rundschau lese ich nichts weiter darüber. Spricht Herr Söder über Ansteckungen in BMW-Werken, Herr Kretschmann über solche in Mercedes-Werken? Höre ich von Herrn Weil etwas über Ansteckungen im VW-Werk? Arbeitgebervertreter sprechen öfter von Wertschöpfungen. Macht es für die Kranken einen Unterschied, ob sie sich bei Corona-Leugnern, impfunwilligem Pflegepersonal oder oder in der Fabrik angesteckt haben?
Oder gilt unausgesprochen der Grundsatz: Produktion vor Gesundheit?
Robert Maxeiner, Frankfurt
Kaum Veränderungsdruck auf den öffentlichen Dienst
Zu: „Weibliche Person, die etwas gemietet hat“, FR-Feuilleton vom 8.1.
Der Artikel über den Mangel bei der Ausstattung der Homeoffice-Arbeitsplätze ist leider der Regelfall. Ansonsten unterliegt die Einrichtung von Büroarbeitsplätzen im öffentlichen Dienst strengsten und penibelsten geprüften Richtlinien – hier zählt jeder Zentimeter beim erforderlichen Zugang zur jährlich geprüften Trittleiter, die den Zugriff zum Band 48 der mit Hand durchnummerierten Handakte auf dem obersten Brett des Aktenschrankes ermöglicht. Dies wird zudem regelmäßig unter Anwesenheitskontrolle von Arbeitsmedizinern:innen und Sicherheitsingenieuren:innen geschult. Themen wie rechtssichere digitale Akte, automatisierte Bearbeitung von amtsübergreifenden Vorgängen, flache und digitale Mitzeichnungshirachien, Ausbildungsangebote für Vorgesetzte, die weiterhin die althergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums anwenden sowie Anwesenheits- statt Leistungspflicht sind da das viel größere strukturelle Problem in den Ämtern und Behörden. Leider ist der Veränderungsdruck auf das System sehr gering, weil es schlicht und ergreifend niemand so recht stört, wenn beispielsweise ein Schulbau eben mal locker 10 Jahre dauert. Und ob da bessere Mitbestimmungrechte der Betriebsräte die Lösung sind, kann ich mir nicht vorstellen. Dies kann auch durchaus ein weiterer Hemmschuh im System sein. Die Mitarbeiter:innen des Öffentlichen Dienstes sind in der Regel überwiegend selbst in der Lage ihre Bedürfnisse zu artikulieren und einzufordern.
Reinhold Richter, Obertshausen
Nützlich für die Popularität
Markus Blume (CSU): „Hände weg von der Schuldenbremse“, FR-Politik vom 27. Januar
Ähnlich wie Markus Blume finde ich den Auftritt von Bodo Ramelow im Rahmen der Clubhouse-App völlig inakzeptabel. Oberflächliches Geschwätz und narzisstische Auftritte scheinen inzwischen wichtiger zu sein als ein ernsthafter politischer Diskurs. Die permanente Präsenz in den sogenannten sozialen Medien haben Politik endgültig auf reine Inszenierungs- und Marketingveranstaltungen reduziert. Blume meint, das Problem sei Ramelows „geistige Grundhaltung“ und fordert deshalb dessen Rücktritt. Dabei vergisst er zu erwähnen, dass es auch in der CSU einige Akteure gibt, deren geistige Grundhaltung mehr als fragwürdig ist. Der jetzt so gehypte Markus Söder versteht es besonders gut, sich als strikten Corona-Bekämpfer zu inszenieren (trotz vieler Pannen und Probleme gerade in Bayern) und kann schon lange den rechten Rand mit zynischen rechtsradikalen Sprüchen („Asyltourismus“) beglücken, aber andererseits auch den gütigen Landesvater und Bienenretter spielen, wenn es denn seiner Popularität nützt. Was Herr Blume über die geistige Grundhaltung von Andreas Scheuer denkt, ist mir nicht bekannt, aber wenn Herr Scheuer nur ein klein wenig Anstand und Verantwortungsgefühl hätte, wäre er schon längst zurückgetreten.
Hermann Roth, Frankfurt
Man wird nicht zum grantelnden Pessimisten
Zum FR-Projekt „Aktiv werden – Zukunft hat eine Stimme“
Wir Zeitungsleser:innen wissen alle: Bad news sells, und so arbeiten wir uns täglich durch alle schlechten Nachrichten, ärgern uns über ignorante Zeitgenoss:innen, die Nichwahrhabenwollen mit Zivilcourage und Motzen mit Kritik und sich selber auch schon mal mit Sophie Scholl verwechseln. Über Drohbriefe an aktive Demokraten und vor allem Demokratinnen und Aggressionen gegen Feuerwehrleute, Polizisten und andere Uniformierte kann man täglich lesen, bis man sich fragt, ob die menschliche Evolution schon den Rückwärtsgang eingelegt hat. Da ist es eine Wohltat, dass die FR seit Längerem im Projekt „Zukunft hat eine Stimme“ regelmäßig von Menschen berichtet, die nicht nur gute und oft auch ausgefallene Ideen haben, sondern auch die Energie, sie tatkräftig in Projekte umzusetzen, die der Gesellschaft und der Umwelt zugutekommen.
Über die wichtige Information über diese Aktivitäten hinaus machen diese Berichte immer wieder deutlich, dass es doch auch viele – und sehr oft junge – Menschen gibt, die eine wache Intelligenz mit einem sozialen Bewusstsein im besten Sinne verbinden. Das bewahrt den Leser gnädig davor, zum grantelnden Pessimisten zu werden. Und das Frühstück schmeckt auch besser. Kompliment und Dank dafür und die Bitte: Macht weiter damit!
@ Klaus Philipp Mertens
Nein, Wikipedia ist nicht perfekt. Nichts auf Erden ist perfekt und auch die „seriösen“ Enzyklopädien haben manchmal Fehler drin- daher gibt es ja auch immer wieder überarbeite Versionen. Wikipedia bietet einen bisher noch nie da gewesenen Blick in die Welt, was den anderen nur schemenhaft und oberflächlich gelingt, trägt maßgeblich dazu bei, einen positiven und angstfreien Blick zum Nächsten zu haben. Uruguay z.B. verkommt dann nicht mit den üblichen Klischees, es bestünde nur aus Tango, Fußball und der einzige Künstler des Landes wäre der Dichter Onetti gewesen, wie es die klassischen Enzyklopädien machen, sondern das dieses Land aus viel mehr besteht und dies zum Abbau von Vorurteilen und Hochmut gegenüber Ländern beitragen kann. Der Brief hat so etwas oberlehrerhaftes, im Wissenschaftsland gilt nur als echt, was aus der Wissenschaft kommt- auch wenn es falsch wäre. Dilettantische Autoren, die sehr gute Artikel schreiben, fundiert und wissenschaftlich exakt, gelten natürlich nichts, da ja allgemein- von Kunst bis Wisseschaft- hier die Grenzen äußerst eng(stirnig) sind. Die Mehrheit der Artikel beruft sich auf seriöse Quellen- Zeitungsartikel, Bücher etc. Sind diese Quellen falsch, kann auch der Autor nichts dazu. Und es hängt immer vom Thema ab, wie richtig oder falsch ein Artikel sein könnte; der des neuen Präsidenten Biden wird mehr gelesen, verändert und manipuliert als der des Präsidenten von Laos, weil hier eine wichtige Persönlichkeit auch mehr Aufmerksamkeit generiert. Wer allgemein noch nie für Wikipedia geschrieben hat, kann nicht wissen, was an Arbeit oder Recherche, an Zeit und Suche dabei draufgeht, um einen seriösen Artikel zu generieren. Da sind solche Aussagen unsachlich, weil falsch und von fehlendem Interesse nach der Suche von guten Artikeln bedingt, die die Mehrheit ausmachen.
@ Martin Schallert
Zum Leserbrief möchte ich bemerken, dass sicher aus dieser Leserschaft noch keiner einen Hybriden gefahren ist. Es blockiert auch kein Hybrid-Fahrzeug eine E-Ladesäule, denn der Wagen soll ja elektrisch gefahren werden. Die Ladezeit ist in der Regel kürzer als bei einem reinen Stromer. Ob sich der Einsatz für Vielfahrer ökologisch rechnet, kann man nur feststellen, wenn man wirklich den Flottenverbrauch zu diesen Fahrzeugen feststellt und zum reinen Verbrenner vergleicht. Meine Erfahrung ist, das mit „leerer“ Batterie immer noch aufgrund der Energierückgewinnung teilweise der E-Motor zum Einsatz kommt und somit rund 30 Prozent Sprit eingespart werden können.
Beide Beiträge (der Leserbrief und der Artikel „Hybridautos gefährden Klimaziele“, FR-Wirtschaft vom 18.1., Anm. d. Red.) haben mir klar gemacht, dass ich seit 17 Jahren, in denen ich Hybrid fahre, dazu beigetragen habe, dass die angestrebten Klimaziele durch diese Autos gefährdet werden. Erst wer die Artikel ganz durchliest, wird darüber aufgeklärt, dass es nicht um Hybride per se geht, sondern speziell um Plug-in-Hybride. Unbestritten ist aber, dass (alle) Hybride weniger Kohlendioxid ausstoßen als reine Verbrenner. Das hat das Bundesumweltamt schon vor vielen Jahren festgestellt, weshalb diese Autos Kaufprämien bekamen.
Warum muss man das mit missverständlichen Schlagzeilen, unvollständigen Analysen und verqueren Argumenten (blockieren unnötig Ladestationen) in Zweifel ziehen? Es fördert nur die „Ich-hab’s-ja-gleich-gewusst“-Mentalität und ist deshalb wenig zielführend.
(…)
Der Kommentar wurde in die Diskussion über die CDU verschoben, siehe hier.
Gruß, Bronski