Alle Leserbriefe der Woche im Überblick nach ihren Erscheinungstagen und: Offene Diskussion! Lesen Sie in Ruhe oder suchen Sie Ihren Leserbrief gezielt mit der Tastenkombination STRG und F sowie dem Namen als Suchbegriff. Sie finden hier:
- eine Liste der Erscheinungstage einer Woche;
- pdf-Dokumente von den Leserforum-Zeitungsseiten (klicken Sie dazu bitte auf das „eins“ bzw. „zwei“ von „Seite eins“);
- alle Leserbriefe des jeweiligen Erscheinungstags, die keiner hier im Blog laufenden Diskussion zugeordnet werden können;
- Links zu jenen Leserbriefen, die einer hier im Blog laufenden Diskussion zugeordnet wurden;
- ganz unten das Kommentarfeld, über das Sie mitdiskutieren können.
Bitte stellen Sie ein Stichwort an den Anfang Ihres Kommentars, um anzuzeigen, welches Thema Sie ansprechen. Es gelten die Blog-Regeln – mit einer Ausnahme: Für die offenen Diskussionen ist der Teil der Regel Nr. 4 ausgesetzt, der sagt: Bleiben Sie beim Thema. Hier kann bunt diskutiert werden. Es ist keine Registrierung o.Ä. notwendig.
Im FR-Blog werden immer die ungekürzten Originalversionen Ihrer Zuschriften veröffentlicht.
Leserforum vom 29. Juni
Seite eins
Leserbriefe von Gerd-Rüdiger Erdmann, Peter Steinberg, Riggi Schwarz, Günter Gail und Franz Koch (veröffentlicht in der Debatte über die Corona-App), Helmut Seipp und Peter Dressler (veröffentlicht in der Debatte über die Öffnung der Schulen), außerdem Horst Weitzel zur Frage nach dem SPD-Kanzlerkandidaten und Eckart Seifert zu einer Frage politischer Verwahrlosung (gleich hier, siehe unten).
Seite zwei
Leserbriefe zu regionalen Inhalten von Otto Gebhardt, Gerd Wild, Matthias Müntze, Vera Kemény und Werner Junghans zum Thema Bühnenneubau in Frankfurt (gleich hier, siehe unten), Günter Rohr (zur Tönnies-Debatte), Frank Richter (zur Debatte über die Corona-App), Wolfgang Fleckenstein und Christa Lah (gleich hier, siehe unten).
Politisch verwahrlost
Zu: „Wo Kinderrechte mit Füßen getreten werden“, FR-Politik vom 19.6
Muss man nicht sagen, dass Staaten, die Recht und Gesetz missachten wie unsere Staaten der EU gegenüber den Flüchtlingen, aktiv politische Verwahrlosung betreiben?
Eckart Seifert, Glashütten
Wie sinnvoll ist es, den Verkehr nur zu verteilen?
Im Interview mit der FR spricht Architekt Christoph Mäckler über die Zukunft der Bühnen, die vorgeschlagene „Kulturmeile“ und die Umgestaltung der Innenstadt. Dabei äußert Herr Mäckler sich auch zur Verkehrsführung in der Stadt, hauptsächlich im Bereich der Innenstadt und dem Willy-Brandt-Platz. Er schlägt das Anlegen von „Stadtstraßen“ vor, wobei u. a. die nördliche Mainuferstraße (wohl den „Mainkai“) und die Berliner Straße mit weniger Raum für den Autoverkehr umgebaut werden sollen – und, die Zeil (!) wieder für Autoverkehr geöffnet werden.
Welche Sinn sollte das haben? Den Verkehr auf mehr Straßen zu verteilen? Und damit den Staus quo an Verkehrsaufkommen zu erhalten? Wir brauchen nicht die Menge an Verkehr in der Innenstadt/der gesamten Stadt, den wir schon haben, auch keine Steigerung desselben – was wir dringend benötigen, ist w e n i g e r Kfz-Verkehr in Städten, also auch in Frankfurt!
Die Generation von Herrn Mäckler (zu der ich mehr oder weniger auch gehöre) scheint sich in weiten Teilen die Welt nur aus der Sicht aus dem Auto heraus denken, vorstellen zu können. Was ja auch bei der Sachsenhausen-BI im Hinblick auf den Mainkai der Fall zu sein scheint. Interessant auch, was die Geschäfte auf der Zeil/an der Hauptwache (die ja wohl von den Plänen ebenfalls betroffen wäre) von der Idee halten. Und erst recht, die vielen Menschen, die dort zu Fuß (!) unterwegs sind.
Otto Gebhardt, Frankfurt
Das architektonische Erbe Europas ist grandios
Die Forderung des Architekten Jürgen Engel, das Gebäude am Willi-Brandt-Platz zu erhalten, hat meine volle Unterstützung. Andererseits scheinen die Erfordernisse, die heute an Spielstätten gestellt werden müssen, mit so horrenden Umbaukosten verbunden, dass Vieles für einen Neubau von Theater und Oper spricht. Mich überzeugt inzwischen der Vorschlag, eine neue Theater-Doppelanlage am Osthafen zu errichten, dort gibt es reichlich Platz für einen modernen architektonisch hochwertigen Neubau, Interimsspielstätten könnte man sich sparen. Der Altbau könnte als Ausstellungshaus und Kulturzentrum nach dem Vorbild des Pariser Centre Pompidou umgestaltet werden einschließlich eines Premierenkinos und Restaurants auf einem begrünten Dach …. Ich könnte mir angesichts der zu erwartenden Beschränkungen für Auslandsreisen auch ein Ausstellungsprogramm „Weltmuseen stellen sich vor“ vorstellen. Vielleicht könnte ein Theatermuseum an herausragende Aufführungen erinnern.
Gerd Wild, Frankfurt
Anmerkung Bronski: Durch einen Fehler wurde der vorangegangene Leserbrief von Gerd Wild
in Einheit mit dem folgenden von Matthias Müntze veröffentlicht. Ich bedaure diesen Fehler sehr
und möchte dafür um Entschuldigung bitten.
Ein neues architektonisches Geschichtsbewusstsein
Eine Gruppe um den Architekten Philipp Oswalt hat eine Petition gestartet, damit das Schauspielhaus von 1963 erhalten wird. Er warf dem Stadtrat „Geschichtsvergessenheit“ vor. „Geschichtsvergessenheit“ anzumahnen, also einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren kulturellen Werten einzufordern, ist ein wichtiges bürgerliches Engagement. Leider unterschlägt der Initiator, dass das Schauspielhaus noch zu etwa 40 Prozent die Reste des kunsthistorisch bedeutenden Schauspielhauses von 1902 berherbergt. Teile, die aus einer Zeit stammen, als es noch keinen bewehrten Beton gab sowie aufwendige handwerkliche Steinmetzarbeiten, die man in der Schauspielhausummantelung von 1963 vergeblich sucht. Diese besteht aus industriell gefertigtem Glas und Aluminium. Kein Schmuck, keine Originalität, keine kunsthandwerklichen Einzelheiten. Es ist eine Bausünde wie fast alle Bauten dieser Zeit und der meisten Gebäude der Gegenwart.
Philipp Oswalt hatte sich eingesetzt für Rekonstruktionen von Bauhausbauten in Dessau. Bei dem Berliner Stadtschloss, einem wiederauferstandenem Wahrzeichen der Stadt, schrie er jedoch Zeter und Mordio.
Es wird Zeit, die selektiven Argumente von Ikonoklastikern anzumahnen. Ja, wir brauchen ein neues architektonisches Geschichtsbewusstsein. Und dieses besteht darin, das grandiose architektonische Erbe Europas ins Bewusstsein zu rufen: Renaissance, Barock und Klassizismus.
Matthias Müntze, Mainz
Die Wolken sollen erhalten bleiben
Als ich 1963 heiratete (einen Kemény) verging kein Tag, an dem ich nicht gefragt wurde: „Seid ihr verwandt mit dem Wolken-Kemény ?“ Nein, sind wir nicht! Ja, aber dein Mann spricht doch auch ungarisch. Ja, aber wir sind nicht verwandt.
Die Fragen nach den Wolken nahmen kein Ende und waren auch nicht immer positiv. Im Laufe der Jahre wurden sie immer mehr zu unseren/meinen Wolken und jetzt hatte ich schon lange nichts mehr darüber gehört. Und plötzlich bekomme ich heute Morgen einen Anruf: „Vera, deine Wolken sind in der FR. Ich laufe zum Briefkasten, hole mir die Zeitung und siehe da, ein Bild und Artikel über
„meine Wolken“.
Sie sollen erhalten bleiben! Das ist gut so! Ich freue mich!
Vera Kemény, Frankfurt
Alles gut angelegt, wie die Leserbriefe belegen
Es ist schon interessant, was in das Wolkenfoyer heute alles hineininterpretiert wird. Es war vielmehr ganz banal. Vonwegen die Dynamik und das Geheimnis von Theater bautechnisch auszudrücken. Bei der Eröffnung (ohne die Wolken!) gab es nämlich heftige Kritik. Foyer ohne Gesicht, ohne Ausstrahlung, Bahnhofswartesaal usw. war noch das mildeste an Kritik. Um Abhilfe wurde lange und streitig gerungen. In Presse, Rundfunk, Stadtparlament usw. Das Ergebnis waren die Wolken – so für um die 100 000 DM. Saumäßig viel Geld für eine quasi Reparatur – gesehen aus wohlgemerkt damaliger Sicht. Die Reinigung kostete später jeweils einen vierstelligen Betrag.
Alles gut angelegt wie die Zuschriften von Frau Then und Herrn Engel beweisen. Aus der Not eine Tugend gemacht.
Bronski bitte kläre es doch einfach auf. Von Ihrem HomeOffice aus haben Sie doch Zugriff auf das Zeitungsarchiv.
Werner Junghans, Frankfurt
Rücksicht ist wohl ein unübersetzbares Fremdwort
Zu: „Abfallmenge steigt“ und „Die Corona-Krise hat uns zurückgeworfen“, FR-Regional vom 15. Juni
Ich bin ein passionierter Radler, der täglich in der Stadt unterwegs ist. Was einem dabei an bestimmten Örtlichkeiten an Abfall begegnet, überschreitet inzwischen die Grenzen des Zumutbaren. Demzufolge vermeide ich es beispielsweise tunlichst, an den städtichen Abschnitten am Main mich per Rad zu fortzubewegen. Außer den üblichen Widrigkeiten wie wilde Bike-Raser, die ohne jegliche Rücksicht links oder rechts überholen, Spaziergänger, die zu dritt oder zu viert munter plaudernd über den Radweg flanieren, als seien sie im tiefsten Spessart oder Odenwald auf einsamen Pfaden, Hunde, die plötzlich, unerwartet und leinenlos über die Fahrbahn schießen – einer von ihnen lief mir kürzlich vors Fahrrad und sorgte dafür, dass ich zwei Tage im Krankenhaus landete – sind es seit neuestem immer mehr zertrümmerte Flaschen, die wie Splitterbomben ganze Abschnitte fast unpassierbar machen. Um all dem schadlos zu entgehen, brauchte man eine Art von Augen, die nicht nur nach vorne, vielmehr rund um den Kopf herum angeordnet sind und käme trotzdem ohne gehörige Portion Glück nicht pläsurenfrei davon. Es gibt eben zu viele Zeitgenossen und -genossinnen, für die Rücksicht ein unübersetzbares Fremdwort ist und die völlig hemmungsfrei sind, wenn es gilt, ihren Abfall loszuwerden. Und mir scheint, es werden derer immer mehr.
Wenn dann Frau Claudia Gabriel, Leiterin der städtischen Stabsstelle „Sauberhaftes Frankfurt“, als Gegenmittel treuherzig und nicht gänzlich frei von Naivität tapfer verkündet: „Wir setzen erst einmal auf Aufklärung. Das verspricht den meisten Erfolg“, bin ich schon leicht verwundert. Denn gerade sie, die an vorderster Front der Müllbekämpfung unterwegs ist, müsste eigentlich mehr als gefrustet sein von dieser Sysiphus-Arbeit. Vielmehr bin ich der Meinung, dass Worte die Übeltäter nicht erreichen. Sie sind sozusagen unheilbar schwerhörig auf diesem Ohr. Ich denke, Konsequenzen sind hier wirkungsvoller. Wie wäre es denn damit: Häufigere Kontrollen und dann die bei frischer Tat ertappten Schmutzfinken zu verdonnern, mit dem städtischen Reinigungstrupp den Abfall zu entsorgen. Ich kann mir vorstellen, wenn er oder sie fünf mal ein ganzen Tag lang Müll eingesammelt hat, wird er/sie es sich künftig zweimal überlegen, Reste einfach fallen zu lassen. Bei Uneinsichtigkeit sollte die Aufsammel-Nummer auf zehn Tage erhöht werden. Drei Effekte kämen dann unter einen Hut: Learning by doing, Wertschätzung der Arbeit der professionellen Drecksbeseitiger und schließlich die soziale Komponente in der Form des wachsenden Verständnisses für eine saubere Umwelt. Den Versuch wäre es sicher wert.
Wolfgang Fleckenstein, Frankfurt
Viele neue Radwege
Zu: „Der Weg zur Fahrradstadt ist noch weit“, FR-Regional vom 17. Juni
Sehr geehrter Herr Al-Wazir, bitte mit den vielen neuen geplanten Radwegen und den oft rücksichtslosen Benutzern auf ihren schnellen Rädern: Wie bei Moped oder Leichtkraftrad auch eine Kennzeichenpflicht!
Christa Lah, Erzhausen
Leserforum vom 30. Juni
Seite eins
Leserbriefe von Tilmann Stoodt, Hans-Hermann Büchsel und Kornelia Dahlhausen (veröffentlicht in der Debatte über den Einstieg des Staats bei der Lufthansa), Dietlinde Haug und Peter Boettel (veröffentlicht in der Tönnies-Debatte), Ralf Krug und Rosita Jahny (gleich hier, siehe unten).
Digitaler Irrsinn
Zu: „Stillstand als Beschleuniger“, FR vom 27. Juni
PC und Internet nutze ich seit vielen Jahren, meistens beruflich. Aber die Digitalisierung praktisch aller Lebensbereiche gefällt mir gar nicht. Massen von elektronischen Geräten, die aufwändig eingerichtet und gepflegt werden müssen. Oft werden sie nur ein paar Jahre genutzt, dann ist die Technik oder die Software veraltet und es muss „modernisiert“ werden. Der immense Material- und Stromverbrauch ist nicht nachhaltig, der Nutzen ist fraglich. Digitalisierung bringt keine Entspannung, die ständige Präsenz der vielen Anwendungen führt genau zum Gegenteil. Entspannung gibt es nur Offline!
Viele der Fürsprecher der schönen neuen Welt wollen Geräte und Dienstleistungen verkaufen und sind damit keine neutralen Berater. Persönlich habe ich kein Interesse an noch schnelleren Internetverbindungen, an mehr Datenverkehr wie z.B. Streaming, an immer mehr Funktionen per Smartphone. Die Abhängigkeit wird erhöht, die privaten Daten in großen Umgang zu Werbezwecken verwendet und dem Überwachungstaat die Tore geöffnet. Ich bin ein Anachronist, denn ich zahle gerne bar, nutze unterwegs Karten, lese gedruckte Bücher und Zeitungen, mag Hausgeräte und Fahrzeuge ohne Internetverbindung, nutze ein altes Tasten-Handi. Und mir geht es gut damit! Noch mehr Digitalisierung? – Nein Danke.
Ralf Krug, Pohlheim
Splitting und Steuerklassen
Linke: „Ja zum Nein zum Grundeinkommen“, FR-Politik vom 22. Juni
Das bedingungslose Grundeinkommen bedeutet, dass jede Hausfrau, die 40 Jahre lang zu Hause die Fenster geputzt hat (hier einmal stellvertretend für alle Arbeiten, mit denen frau sich die Zeit den Tag vertreiben konnte) dafür z.B. 1.000 Euro im Monat bekommt (das war schon einmal auf einem Parteitag der Linken gefordert worden, ist aber abgeschmettert worden). Das ganze Leben hat dieses Ehepaar bereits durch das Splittingverfahren jeden Monat durch die Steuerklasse III des Ehemannes einen Steuerbonus bekommen. Dieser kann – je nach Höhe des Einkommens – durchaus auch 1.000 Euro jeden Monat betragen. D.h. die Hausfrau sorgt durch ihre Nicht-Berufstätigkeit für die Erhöhung des Nettoeinkommens und soll dann im Alter diese Summe noch als Rente bekommen, obwohl sie nie in die Solidargemeinschaft etwas eingezahlt hat?
Eine berufstätige Frau hat die Steuerklasse I, wenn sie nicht verheiratet ist und Steuerklasse IV, wenn sie verheiratet ist, was den gleichen Steuerabzug zur Folge hat. Im Falle der Witwenrente wird die berufstätige Frau dafür bestraft, indem sie mitnichten 60 Prozent der der Rente ihres Mannes bekommt, sondern ihre eigene Rente wird dagegen gerechnet. So ist es mir ergangen, nachdem mein Mann gestorben war. Da ich noch gearbeitet habe, bekam ich als Hinterbliebenenrente ganze 30 Euro.
Ich hoffe, dass die Mitglieder der Linken das bedingungslose Grundeinkommen ablehnen, was ja die Mehrheit des Vorstandes auch so wünscht.
Rosita Jany, Frankfurt
Leserforum vom 1. Juli
Seite eins
Leserbriefe von Merve Hölter, Uwe Neumann, Wolf Göhring und Herbert Messer (veröffentlicht in der Debatte über die deutsche EU-Ratspräsidentschaft), Michael Strake (veröffentlicht in der Tönnies-Debatte), außerdem vom Gudrun Nositschka, Brigitte Heinzmann und Familie Neufert (gleich hier, siehe unten).
Verdächtige Lust
Zu: „Nichts kann diesen Schmerz beschreiben“, FR-Politik vom 26. Juni
Die weibliche Genitalverstümmelung ist eine langlebige Schandtat des Patriarchats und keine „archaische Straftat“ wie Ministerin Franziska Giffay sagt. Sie ist vielmehr ein unbeschreiblicher Schrecken, über den noch 1958 die WHO ablehnte, zu beraten. Sie stellte sich damals auf den Standpunkt: „Derartige Operationen hätten soziale und kulturelle Hintergründe und fielen deshalb nicht in ihren Zuständigkeitsbereich“. Auch wenn die großen Religionen wie das Christentum und der Islam in ihren Schriften keine weibliche Lustverstümmelung fordern, haben sie sich erst spät eindeutig dagegen ausgesprochen – wenn überhaupt – wie die koptische Kirche in Ägypten. In den patriarchalen Religionen gilt die weibliche Lust mit der Klitoris als ihr besonderes Organ als verdächtig. Frauen, die diese Tortur erdulden und erleiden mussten, wurde eingeredet, dass sie nun erst richtige Frauen und einem Mann zumutbar wären. Kein Wunder, dass die überlebenden und schwer traumatisierten Frauen diese Tortur oftmals selber weiterreichten, richtig fanden und zu Helferinnen des Patriarchats geworden sind.
Gudrun Nositschka, Mechernich
Riesengroße Enttäuschung
Marco Russ: „Ein kerniger Typ“ in der FR vom 27. Juni
Der Artikel hat uns aus der Seele gesprochen ! Marco Russ, ein Urgestein bei Eintracht Frankfurt, eine Säule, hat es verdient, entsprechend respektvoll verabschiedet zu werden! Um so mehr war die Enttäuschung riesengroß über die Trainerentscheidung, Marco Russ nicht mehr die Ehre zu erweisen, ihn ein letztes Mal im Waldstadion einzuwechseln! Marco Russ hätte diese Bühne bekommen müssen!
Die Spielstände auf den anderen relevanten Plätzen sprachen jedenfalls nicht gegen eine Einwechselung des Urgesteins Marco Russ. Wir denken, dass wir vielen Eintrachtfans aus dem Herzen sprechen!
Iris, Julia und Wolfgang Neufert, Neu-Isenburg
Täglich auf allen Titelseiten
Zu: „Adieu, Amerika“, FR-Feuilleton vom 27. Juni
Ein kluger, trauriger, leider sehr wahrer und wichtiger Blick auf die aktuelle Situation unserer Welt. Dieser Artikel sollte zur allgemeinen Bewusstmachung eine Zeit lang täglich auf sämtlichen Titelseiten (auch der Boulevardpresse!) stehen.
Brigitte Heinzmann, Frankfurt
Leserforum vom 2. Juli
Seite eins
Leserbriefe von Alfred Kastner, Otfried Schrot, Manfred Stibaner (veröffentlicht in der Debatte über die taz-Kolumne zur Polizei), Paul R. Woods und Hans J. Lehmann (veröffentlicht in der Tönnies-Debatte), Siegfried Kowallek (veröffentlicht in der Debatte zur Frage „Rasse-Begriff im Grundgesetz“) und außerdem Mario Gesiarz, der an den Beginn von „Unternehmen Barbarossa“ erinnert (gleich hier, siehe unten).
Hoher Blutzoll
Zum Jahrestag des Starts von „Unternehmen Barbarossa“
Am 22. Juni 1941 überfiel Nazi-Deutschland die Sowjetunion, sie nannten es „Unternehmen Barbarossa“. Der Überfall war von Deutschland von vornherein als Vernichtungskrieg geplant. Ein Jahr später, 1942 gelang sowjetischen Truppen in einer blutigen Schlacht in Stalingrad die Wende. Schritt für Schritt wurde erst die UdSSR, schließlich ganz Europa von der Nazi-Barbarei befreit. Es kostet ca. 27 Millionen Sowjetmenschen, Rotarmisten und Zivilisten, das Leben.
Der Umgang Deutschlands mit diesem Land, dass einen so hohen Blutzoll entrichtete, blieb und bleibt bis heute beschämend. Ein Ausdruck dafür ist zum Beispiel, dass in Ihrer Zeitung dieser Jahrestag mit keinem Wort erwähnt wurde.
Mario Gesiarz, Frankfurt
Leserforum vom 3. Juli
Seite eins
Leserbriefe von Christa Kreß, Wolfram Richter, Gert Sommer und Horst A. Lehmann (veröffnlicht in der Debatte über den Abzug von US-Truppen aus Deutschland), Manfred Kirsch (veröffentlicht in der Debatte über die Streichung des „Rasse“-Begriffs aus dem Grundgesetz), außerdem Robert Maxeiner zu rechten Tendenzen in der Bundeswehr und Dietmut Thilenius über die Zustände in Israel (beide gleich hier, siehe unten).
Seite zwei
Leserbriefe von Hartmut W. Rencker (veröffentlicht in der Debatte über die Lufthansa-Rettung), Achim Amrhein zur gegenwärtigen Entwicklungshilfepolitik und Josef Carl zum Wirecard-Skandal (beide gleich hier, siehe unten).
Gefährliche Tendenzen in der Truppe
Zu: „Wie rechts ist die Bundeswehr?“ und „Kramp-Karrenbauer krempelt KSK um“, FRPolitik vom 15. Juni und 1. Juli
Die Strategie ist immer eine defensive und sie läuft in der Reihenfolge nach gleichem Muster ab. Zuerst wird geleugnet und zurück gewiesen, eine empörte Haltung eingenommen, als seien die Vorwürfe aus der Luft gegriffen, um willentlich das Nest zu beschmutzen. Dann werden die Belege, in diesem Fall rechtsradikale bis zu demokratiefeindliche Umtriebe in der Bundeswehr, immer deutlicher. Nun ist von Einzeltätern die Rede und man wehrt sich gegen Pauschalurteile, die zumeist gar nicht geäußert wurden. Aufklärung wird angekündigt, die zumeist gar nicht oder nur scheibchenweise erfolgt. Befragungen werden durchgeführt, die kaum etwas aussagen. Gefälligkeitsgutachten, also solche, die gut darauf achten, dass möglichst wenig Erhellendes ausgesagt und gute Honorare gezahlt werden, werden durchgeführt. Schließlich, wie in diesem Fall, kommt heftige Kritik aus den eigenen Reihen, und der Verleugnungsdamm bricht. Nun erfolgt der Strategiewechsel und die Änderung des Sprachduktus. Nun geht es um „umfassend“, „grundsätzlich“ und selbstverständlich transparent. Dann wird ausgesessen und abgewartet. Irgendwann werden dann Ergebnisse vorgelegt, die den Namen zumeist nicht verdienen.
Grundsätzlich geht es in der Bundeswehr um Befehl und Gehorsam, und wir wissen nicht erst seit gestern, dass dies autoritäre/autoritätshörige Charaktere anzieht. Dies ist kein Pauschalurteil, aber es trifft auf einen überdurchschnittlichen Prozentsatz von Bundeswehrangehörigen zu und auch, dass diese häufiger in ultra-rechten Lagern zu finden sind. Zudem: Wer Gewalt, auch staatlich legitimierte, ausübt oder darin trainiert wird, wer eine Waffe trägt, bedarf dauernder Kontrolle.
Haltungs- und Einstellungsthemen zu reflektieren gehört unbedingt zum Alltag. Soldaten sollten unterscheiden können, bei welchen Vorkommen sie Befehlen gehorchen oder welche geben müssen und bei welchen Gelegenheiten es auf ihre Meinung, ihren Standpunkt oder ihre Einschätzung einer Situation ankommt. Die Differenz zwischen Funktionieren und Selberdenken ist durchaus anspruchsvoll. Die Verteidigungsministerin wird noch dicke Bretter zu bohren haben, wenn sie diese gefährlichen Tendenzen in der Truppe beseitigen will.
Robert Maxeiner, Frankfurt
Hass macht krank
Palästinenser: „Kein Staat, kein Land, kein Recht“, FR-Tagesthema vom 29. Juni
Die Politik Netanjahus verstößt gegen UN-Recht. Das sah ich zuletzt vor Ort 2017 auf einer Reise mit der IPPNW, den internationalen Ärzten gegen Atomwaffen und für Menschenrechte.
Beispiel Hebron: eine Minderheit von jüdischen Siedlern beherrscht die überwiegend palästinensische Stadt. In der Hauptdurchgangsstraße mussten die Palästinenser ihre Haustüren zunageln. Sie können nur über den hinteren Hauseingang hinaus. Teilweise war auch dieser verschlossen. Dann können sie nur über eine Leiter das Haus verlassen. Ich sah alte Frauen über eine Eisenleiter ihre Wohnung verlassen, herabsteigen, um auf den Marktplatz zu gelangen. Dies ist ein Beispiel von Hass, der die Menschlichkeit zerstört.
Im Süden Israels waren wir auch zu Gast in einer Kleinstadt, wo Juden und Araber/Muslime zusammenwohnen in gegenseitiger Achtung. Sie hatten eigene Kultur und Sprache, wechselten alle 2 Jahre den Bürgermeister: der eine war Jude, Israeli, der andere Araber, Muslim, Israeli. Das ging vorbildlich!
Netanjahu, der einst aus den USA nach Israel einreiste, ist unfähig zur Versöhnung. Fanatische Religiöse, unfähig zur Versöhnung, unterstützen ihn und die vielen Gleichgültige gegenüber Menschenrechten.
Dietmut Thilenius, Bad Soden
Hoch bezahlte Prüfer
Zu: „Nur ein Prüfer für Wirecard“, FR-Wirtschaft vom 29. Juni
Der Bilanzskandal beim deutschen Zahlungsabwickler Wirecard ist der wohl spannendste Wirtschaftskrimi in Deutschland seit der Weltfinanzkrise 2008/9. Es kommt auch die Frage auf, warum hat Herr M. Braun die Firma in Deutschland und nicht in Österreich aufgebaut.
Mit dem Bilanzskandal bei Wirecard geraten auch die Wirtschaftsprüfer in die Kritik – nicht zum ersten Mal.
Die Abschlussprüfer von EY (Ernst & Young) durchleuchten seit 2009 das Zahlenwerk des Zahlungsabwicklers aus Aschheim. Das seltsame dabei ist, dass erst im Jahre 2020 der EY auf offenbar gefälschte Bilanztricks aufmerksam wurde. Auch wenn EY sagt, gegen Betrug seien auch gute Prüfer nicht gefeilt. Kommt die Frage auf, warum werden sie so hoch bezahlt.
Das EY-Netzwerk gehört zu den „Big Four“, den großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die das Milliardengeschäft mit den Abschlüssen der Großkonzerne quasi unter sich aufgeteilt haben.
Die anderen drei sind KPMG, PwC und Deloitte.
Auch die Bafin hat sich nicht mit Ruhm bekleckert sie hat nicht nur zu wenig gemacht. So hat sie Strafanzeige in München erstattet gegen Journalisten der britischen Wirtschaftszeitung „Financial Times“, diese hatten zuerst über die Vorwürfe der Bilanzmanipulation berichtet. Schon bei der Bankenkrise 2008/9 war die Bafin überfordert. Vielleicht wäre es besser, wenn große internationale Zahlungsdienstleister künftig von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigt würden. Zudem könnte die Aufsicht der EZB mit radikaleren Strafen und Sanktionen abschreckend durchgreifen. So ist die Regelung längst bei Großbanken.
Josef Karl, Kelsterbach
Dank der Waffen der Nato
Zu: „Das ist beschämend“ und „Helfen können, helfen wollen“, FR-Wirtschaft und -Magazin vom 1. Juli
Die FR vom 1. Juli enthielt zwei Artikel darüber, wie man den Menschen in den Entwicklungsländern helfen könnte und sollte.
Der Entwicklungsminister Gert Müller stellte dar, welche medizinischen Hilfsmaßnahmen – Nähen von Masken, Bereitstellen von Tests und Untersuchungsgruppen – die Bundesregierung mancherorts schon in Gang gesetzt hat. Für ein „Wiederaufbau- und Stabilisierungsprogramm“ wolle die EU 50 Milliarden Euro ausgeben.
Außerdem sollten ich und andere Schlafmützen endlich wieder Urlaub in Marokko, Ägypten, Tunesien, Namibia oder Kenia machen, weil in Afrika 25 Millionen Menschen vom Tourismus leben. Sicher könnte ich die paar Tausender, die ich für Krankheit, Siechtum, Beerdigung und für meine Kinder aufbewahre, für Urlaubsreisen nach Afrika ausgeben. Nun habe ich aber bei Herrn Wille gelernt, dass Flüge und Schiffsreisen die umweltschädlichsten Fortbewegungsweisen sind, die es gibt. Gilt das jetzt nicht mehr, fressen die Corona-Viren das CO2 auf ?
Am 1.7. geriet ich nachmittags in eine Fernsehsendung, in der Gert Müller eine afrikanische Solaranlage vorstellte, in der bereits jetzt(?) Wasserstoff erzeugt wird. Wie dieser Strom und der Wasserstoff nach Europa transportiert und hier verwendet werden könnten, ist mir nicht klar. Da müsste die FR noch einiges darlegen.
Ole Hengelbrock von Caritas International stellte auf etwa eineinhalb Seiten dar, wie die Bekämpfung der Corona-Pandemie weltweit die verschiedenen Hilfsorganisationen beschäftigt und finanziell überfordert. „Im Jahr 2019 stieg(en die weltweit ermittelten humanitären) Bedarfe auf 29,7 Milliarden US-Dollar und die Lücke erweiterte sich auf 13,7 Milliarden US-Dollar.“ Dem stellt Hengelbrock die weltweiten Ausgaben für Rüstungsgüter in 2019 gegenüber: 1,917 Billionen US-Dollar. (13.700(000.000)/1.917.000(000.000) = 0,7%.)
Doch fühle ich mich durch die Natoheere geschützt, seit der türkische Präsident im Februar allerhand ungebetene Gäste an die griechische Grenze geschickt hat, die sich nur durch Tränengas und zuletzt durch Schüsse vertreiben ließen. Es beruhigt mich auch nicht, dass Erdogan im vergangenen Jahr Truppen nach Nordsyrien geschickt hat, um nach Vertreibung und Vernichtung der einheimischen Kurden dort eine „Sicherheitszone“ einzurichten. Und wozu will er jetzt in Libyen türkische Häfen, Flughäfen und Militärlager aufbauen?
Der türkische, der russische, der nordkoreanische, der chinesische Präsident usw. – ingesamt vielleicht die Hälfte der Staatsführer – lassen sich nur durch die Waffen der NATO davon abhalten, uns Europäer mit den Segnungen ihrer Systeme/Glaubensrichtungen zu beglücken. Wenn Herr Hengelbrock die genannten Herren dazu bringt, nur ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes ihrer Länder für ihre Armeen auszugeben, dann will ich im Ortsverband meiner Partei gerne dafür werben, dass wir Deutschen diesem Beispiel folgen.
Armin Amrhein, Ahrensburg
Leserforum vom 4. Juli
Seite eins
Leserbriefe von
Corona – eine verpasste Chance für die Chancengleichheit in der Bildungspolitik
Leserbrief, FR, „Kultusminister Alexander Lorz an der Anne-Frank-Schule in Frankfurt“ vom 19.6.20
Als Lehrerin habe ich mit Interesse Ihren Bericht über den Besuch des „Kultusminister(s) Alexander Lorz an der Anne-Frank-Schule in Frankfurt“ vom 19.6.20 gelesen. Ich teile die Kritik der Kolleginnen, dass die Regelung, dass keiner der Schüler*innen wiederholen müsse, zu früh verkündet wurde. Aber meine Kritik geht noch weiter, denn die Lehrer*innen wurden hingegen und wiederum zu spät informiert. Zu der Tatsache, dass Schüler*innen nicht „sitzenbleiben“ können, kam nämlich das Verbot für Lehrer*innen, Ergebnisse des Homeschoolings zu bewerten. Während also die Schüler*innen es als „Freibrief“ verstehen konnten, nichts zu tun, bemühten sich umgekehrt die Kolleg*innen, sofort nach der Aussetzung des Unterrichts, darum, den Unterrichtsstoff auf Distanz fortzuführen. Als es aber einige Wochen später hieß, die Ergebnisse dieser Bemühungen dürften nicht bewertet werden, empfanden es viele als Entwertung eben dieser Bemühungen. Hätte man früher gewusst, dass bspw. die Fortführung der Lernplan-Aufgaben im Homeschooling nicht zählen, hätte man gleich eine Bewertung der bis dahin geleisteten Arbeit der Schüler*innen vornehmen und von den nachfolgenden Aufgaben im Distanzunterricht formal abkoppeln können. Stattdessen entstand im Kollegium eine große Verunsicherung darüber, was nun bewertet werden dürfe und was nicht. Ein pfleglicher Umgang durch das HKM mit der Zeit und Kraft, also den Ressourcen der Lehrkräfte für die Konzipierung und Korrektur bestimmter Lernangebote wurde hier schmerzlich vermisst.
Das Kultusministerium berief sich bei besagter Regelung zwar auf das Hessische Schulgesetz, aber das hatten die Politiker*innen (und auch wir Lehrkräfte) zunächst offenbar gar nicht präsent. Erst die hessischen Elternverbände brachten das Gesetz ins Spiel und leiteten im Namen der Chancengleichheit die Forderungen ab. So berechtigt diese Forderungen auch sind, so klar verdeutlichen sie auch, den generellen Missstand des deutschen Bildungssystems. Bildung war und ist – auch 20 Jahre nach PISA – von der sozialen Herkunft abhängig. Corona hat diese Ungleichheit nur verschärft und so mal wieder öffentlich bewusst gemacht.
Insofern muss die Einführung dieser Regelung durch das HKM als Zugeständnis an die Elternverbände gewertet werden, letztendlich um sie in dieser Krise ruhigzustellen. Aber statt diese Krise für eine Revision der Politik im Sinne der Bildung vorzunehmen, wird aktuell nur der Mangel verwaltet.
Das finden wir auch in Ihrem Bericht bestätigt. Auf die Frage eines Schülers, ob die kleinen Gruppen im Präsenzunterricht auch nach den Sommerferien bleiben können, antwortet Lorz sinngemäß, dass es an räumlichen und personellen Kapazitäten fehle, um sie zu erhalten. Dabei zeigt der derzeitige Unterricht in diesen kleinen Gruppen, dass hier der Schlüssel für Chancengleichheit liegt. Unsichere oder benachteiligte Schüler*innen geraten nun nicht nur mehr in den Blick der Lehrkraft, die Schüler*innen selbst zeigen sich zunehmend und fragen nach. Davon können sie nur profitieren.
Die Coronamaßnahme des HKM sieht aber nicht nur vor, dass Schüler*innen nicht wiederholen müssen, sondern auch, dass Eltern die freiwillige Wiederholung erleichtert beantragen und ihre Kinder dadurch eher wiederholen können. Eine Maßnahme, die insbesondere Förderschüler*innen zugute kommen könnte. Voraussetzung ist allerdings, dass besagte räumliche und personelle Kapazitäten erweitert würden. Das Gegenteil ist der Fall. Letzte Woche haben wir an meiner Schule erfahren, dass 30 Förderlehrerstunden im nächsten Jahr wahrscheinlich unbesetzt bleiben werden. Wenn der Status quo schon unzureichend ist, zeichnet sich aber ab, dass selbst dieser sich noch weiter verschlechtert. Gleichzeitig machen Eltern von Förderschüler*innen von dem Recht Gebrauch, die freiwillige Wiederholung der Klasse zu beantragen. Ihnen wurde und wird mit diesen Maßnahmen suggeriert, dass man die Lücke, die durch die Aussetzung des Unterrichts gerissen wurde, wieder schließen kann. Das ist aber offensichtlich nur eine Farce, denn scheinbar werden Möglichkeiten geboten, tatsächlich werden aber keine Mittel dafür bereitgestellt. Das Kultusministerium entschiedet letztendlich nach welchem Schlüssel, Lehrerstunden, egal ob Regel- oder Förderlehrkraft, auf Schulen verteilt werden.
Die gleiche Farce zeigt sich auch in der erklärten Absicht, die Schulen zu digitalisieren. Die jüngste Hau-Ruck-Aktion des Ministers, allen Schulen Laptops für bedürftige Schüler*innen bereitzustellen, entpuppt sich als ebensolche. Die Laptops müssen erstens aufwändig aufbereitet werden, um sie benutzbar zu machen, allerdings sind sie dann nur in der Schule internetkompatibel. Zuhause funktionieren die Laptops bestenfalls als Schreibmaschine. Abgesehen davon, dass ein Laptop, selbst als Schreibmaschine kaum etwas nützt, wenn nicht auch ein Drucker bereitgestellt wird. Die Befragung unserer Schüler*innen in der aktuellen Krise zeigt aber, dass genau der Drucker in vielen Haushalten fehlt. Darüber hinaus sollen diese Laptops nur verliehen werden, was eine zusätzlich Bürokratie produziert. Diese Mehrarbeit, die hier entsteht, stiehlt der dringenden pädagogischen Arbeit, ob präsent in der Schule oder auf Distanz, die der tatsächlichen Schaffung von Chancengleichheit dienen könnte, wieder die Zeit und die Kraft, sprich die Ressourcen der Lehrkräfte.
Corona könnte eine Chance für ein Umdenken sein, dem ein echter Dialog vorausgeht. Der hessische Kultusminister Lorz hat mit seiner bisherigen Corona-Politik allerdings unsere Arbeit leider vor allem abgewertet, die Eltern in die Irre geführt und das Prinzip der gebotenen Chancengleichheit verhöhnt. Da kann er noch so viele Schulen besuchen und sich damit brüsten.
Laura Mestre Vives, Frankfurt, 21.6.20
Was denken die Amerikaner uber Europa?
Mit dem Grundeinkommen verbunden ist der Wegfall von staatlichen Hilfen wie Hartz IV und alle Formen der Sozialhilfe. Eine enorme Einsparung von Bürokratie und Verwaltungsarbeit wäre ein unschätzbarer Vorteil, die freiwerdende Arbeitskraft fände leicht Beschäftigung, dort wo unsinnige Privatisierung und Stellenabbau z.B. Jugendämter sich breitgemacht hat.
Aus meiner Sicht gehört ferner eine rigorose Änderung des Steuerrechts dazu: drei Steuerklassen und Wegfall sämtlicher Steuerprivilegien bis auf die der Behinderten. Steuerfachleute haben mir mehrfach versichert, dass das Kirchhoff-Modell realistisch ist, wenn die Politik dies nur wollte! Auch hier ein gigantischer Wegfall von Bürokratie und Verwaltung. Auf gehts!