Alle Leserbriefe der Woche im Überblick und im Detail. Scrollen und lesen Sie in Ruhe oder suchen Sie Ihren Leserbrief gezielt mit der Tastenkombination STRG und F sowie dem Namen als Suchbegriff. Sie finden hier von oben nach unten:
- eine Übersicht nach Erscheinungstagen mit den Namen der Autorinnen und Autoren und ihren Themen. Über die rot eingefärbten Links (Seite eins, Seite zwei) können Sie pdf-Dokumente von den Leserforum-Zeitungsseiten aufrufen, wo diese Leserbriefe erschienen sind. Die Links hinter den Namen führen zu den Leserbriefen, die auch hier im FR-Blog veröffentlicht wurden
- zweitens alle Leserbriefe der Leserforen-Seiten in ihren ungekürzten Fassungen (im Anschluss an die Übersicht)
- und ganz unten das Kommentarfeld, über das Sie Ihre Beiträge zur Diskussion beisteuern können. Alle Themen, die unten angeschnitten werden, können diskutiert werden. Bitte stellen Sie ein Stichwort an den Anfang Ihres Kommentars, mit dem Sie anzeigen, welches Thema Sie ansprechen.
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Leserforum vom 2. März
Seite eins
Leserbriefe von Klaus P. Jaworek, Dieter Denhard, Ute Vogell, Thomas Bartsch-Hauschild (veröffentlicht als Kommentare in der Debatte über das Thüringen-Debakel), Jens Wesling, Gregor Böckermann (veröffentlicht als Kommentare in der Debatte über das Attentat in Hanau), Georg Horcher, Dieter Offermann, Karsten Neumann und Uwe Neumann (veröffenticht als Kommentare in der Debatte über den Zustand der CDU)
Seite zwei
Leserbriefe von Klaus-Peter Kral, Joachim Reinhardt und Katja Bonardi (hier, siehe unten).
Im FR-Blog werden immer die ungekürzten Originalversionen Ihrer Zuschriften veröffentlicht.
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Leserforum vom 3. März
Seite eins
Leserbriefe von Hans-Hermann Büchsel, Manfred Zottmann, Alfred Kastner (veröffentlicht als Kommentare in der Debatte über die Krise der CDU), Elise Schneider (veröffentlicht als Kommentar über den Anschlag von Hanau), Thomas Ewald-Wehner, Rolf Wekeck, Andreas Steul und Martin Wetz (hier, siehe unten).
Seite zwei
Leserbriefe von Volker Harms-Ziegler, Rainer Siegle (veröffentlicht in der Anmoderation der Diskussion über das Kopftuchverbot) und Barbara Neurohr (hier, siehe unten).
Seite drei
Leserbriefe zu regionalen Themen von Klaus Philipp Mertens, Rolfrüdiger Traub, Gerd Wild (veröffentlicht als Kommentare in der Debatte über den Neubau der Frankfurter Oper), Helga Schwartau, Helmut Deckert, Roland Benz, Hartmut Willibald Rencker und Ute Wittich (hier, siehe unten)
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Leserforum vom 4. März
Seite eins
Leserbriefe von Volker Windisch, Georg Dovermann, Clemens Ludewig (veröffentlicht in der Anmoderation der Debatte zur Situation im Syrienkrieg und an der Grenze der Türkei zu Griechenland), Thomas Vogt, Gerd-Ulrich Meyer, Jeffrey Myers und Christian Fuchs (hier, siehe unten).
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Leserforum vom 5. März
Seite eins
Leserbriefe von Karl-Wolfgang Kaiser (veröffentlicht als Kommentar in der Debatte über die Syrienkrise), Manfred Alberti (veröffentlicht in der Anmoderation der Debatte über das Sterbehilfeurteil des Verfassungsgerichts) und Matthias Steng (veröffentlicht in der Anmoderation zur Debatte über die Hassexzesse von Fußball-Ultras gegen Dietmar Hopp).
Sonderaktion
Da das Leserforum wegen der zusätzlichen täglichen Sars-CoV-2-Berichterstattung der FR in dieser Woche viel Platz in der gedruckten Zeitung abgeben musste, wurden einige Zuschriften außer der Reihe online veröffentlicht. Bei einigen ist es unwahrscheinlich, dass es noch zu einer Print-Veröffentlichung reicht, weil der Bezug teilweise schon recht weit zurückliegt. Bei anderen kann es noch dazu kommen. Es handelt sich um Zuschriften von
Jürgen Malyssek und Herbert Kunz (veröffentlicht in der Anmoderation zur Debatte über die Hassexzesse von Fußball-Ultras gegen Dietmar Hopp).
Ingrid und Herbert Broich, Paul R. Woods, Klaus Boll, Basak Taylan, Robert Maxeiner und Thomas Ewald-Wehner (veröffentlicht als Kommentare in der Syriendebatte)
Klaus P. Jaworek, Heinz Markert, Jan Prediger, Helmut Plunien, Peter Hartwig, Manfred Heinzmann, Heinrich Etling, Dieter Offermann, Hans-Karl Ortmann, Bernfried Kleinsorge, Hans Möller (veröffentlicht als Kommentare in der Debatte über das Thüringen-Debakel)
Thomas Ewald-Wehner, Stephan Steinhoff, Hartwig Hohnsbein (veröffentlicht als Kommentare in der Debatte über die Attentate von Hanau)
Im FR-Blog werden immer die ungekürzten Originalversionen Ihrer Zuschriften veröffentlicht.
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Leserforum vom 6. März
Seite eins
Leserbriefe von Fabian Rieser, Maria und Detlef Kämper, Bernd Paulick, Gerd Schuster, Lore und Jürgen Winter (veröffentlicht als Kommentare in der Unterhaltung zur FR-Klimawette).
Seite zwei
Leserbriefe von Nora Wolfsheim (veröffentlicht als Kommentar in der Unterhaltung zur FR-Klimawette) und Jochen Ickert (veröffentlicht als Kommentar in der Debatte über die Internationale Automobilausstellung).
Sonderaktion
Außerdem wurden zwei Zuschriften von Volker Harms-Ziegler und Otto Gebhardt zum Thema IAA als Kommentare in derselben Debatte veröffentlicht wie der oben angekündigte Leserbrief von Jochen Ickert, obwohl die Debatte inzwischen bereits geschlossen ist, d.h. es kann zu diesem Thema nicht mehr diskutiert werden.
Im FR-Blog werden immer die ungekürzten Originalversionen Ihrer Zuschriften veröffentlicht.
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Leserforum vom 7. März
Seite eins
Leserinnenbriefe von Hildegard Huschka, Gudrun Probst (beide in der Anmoderation der Debatte zum Internationalen Frauentag), Marianne Friemelt, Brigitte Heinzmann (veröffentlicht als Kommentare in der Debatte über das Attentat von Hanau), Sonja Biesdorf (veröffentlicht als Kommentar in der Debatte über die Syrienkrise) und Beate Herrmann-Then (hier, siehe unten).
Seite zwei
Leserinnenbriefe von S.W. (veröffentlicht als Kommentar in der Debatte über den Neubau der Frankfurter Städtischen Bühnen), Dorothea Schmitt-Hollstein und Birgit Knoll (hier, siehe unten).
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Erziehung zur Mündigkeit
Zu: „Wege aus der Dauerschleife“, FR-Feuilleton vom 25. Februar
Stefan Hebel hängt seine (zustimmenden) Gedanken an dem Satz von Frau Kipping auf:„ Unsere Welt hat längst kein Außen mehr“. Er kommt dazu: „Wer der …verbreiteten Ideologie des Pragmatismus huldigt, wird hier leicht mit den Achseln zucken“ und fährt fort:„ Genau dies aber kann sich unsere Gesellschaft nicht mehr leisten. Zu konkret ist die Bedrohung, dass….individuelle Freiheit durch autoritäre Gemeinschaft, sozialer internationaler Ausgleich durch nationalen Fanatismus, ökologisches Handeln durch Lügen und Leugnen ersetzt wird. Gur möglich, dass sich das nur verhindern lässt, wenn die Gesellschaft lernt, vermeintlich unmögliche radikale Veränderung als einzig realistischen Weg zu begreifen“.
Dies möchte ich aufgreifen mit der Frage: Wie kommt man dahin? Ich meine, u.a. durch eine Bewusstseinsbildung, die die Persönlichkeit in die Lage versetzt, aktiv handelnd den Gewalt- verherrlichenden Mauer-Bauern entgegenzutreten. Adorno wies den Weg in seiner „Erziehung nach Auschwitz“ mit der Erziehung zur Mündigkeit. ‚Mündig ist, wer für sich selbst gedacht hat und nicht bloß nachredet‘
Damit sind wir bei der Frage, wie die Wegbegleitung derer sich gestalten muss, die mit uns und nach uns diese vermeintlich unmögliche radikale Veränderung als realistischen Weg zu entwickeln? Janusz Korczak hat dies einmal so formuliert: „Früher las ich interessante Bücher (über Kinder), heute lese ich interessante Kinder“. Die zu entwickelnde edukative Haltung der lernenden Entwicklungsbegleiter*innen für Kinder, die mich als Leitgedanken besonders in der Erzieher*innen- und Lehrer*innen-Ausbildung (und nicht nur dort) hat auch mich lernend bewegt im Seminar einer Studienreise mit Pädagog*innen aus dem Kita- und Fachschul-Bereich: im Studienzentrum des Kibbuzes der Überlebenden der Warschauer Ghettokämpfer war kurz vorher das Museum für Kinder eröffnet worden. Hintergrund für diesen hervorragend gestalteten Lernort war die Frage gewesen, wie man mit Kindern den Holocaust persönlichkeitsstärkend verdeutlichen kann. Im Diskurs zwischen der Chief.Supervisorin der Kibbuzhochschule und Mit-Initiatorin des Museums Alisa Badmor, dem Studienleiter Uri Alloni und den TN der Studienreise zum Thema „Vergangenheit und gegenwärtige kindliche Identitätsbildung“ wurde folgende Essentials entwickelt: Ein solches Lernen tritt ein für *Autonomie statt Fremdbestimmung, *Ideale statt Ideologie, Menschlichkeit statt Technokratie, *Hoffnung statt Resignation, *kritische Kompetenz statt unkritischer Konsumtion, *Verbundenheit statt Ichbezogenheit.
Handlungsleitende Prinzipien dabei sind: -das Anknüpfen an der Lebenswirklichkeit und Persönlichkeit der Lernende und deren Erfahrungen wie Möglichkeiten wie Fähigkeiten ;
-Stärkung der kommunikativen Kompetenzen über Wahrnehmung, Beobachtung, Darstellung, Reflexion, Kommunikation und Dialog ; -Förderung des selbstorganisierten Lernens, der Informationsbeschaffung, der Orientierung und Bewertung ; -Orientierung am Gemeinwesen, dem sozialen Umfeld, der Lebenswelt der Lernenden (Kinder wie Erwachsene).
Als wir Kinder waren, hieß unser soziales Netzwerk das Draußen !-so eine Postkarte aus dem Gutsch-Verlag Berlin. Also: Auf Auf ! „Eine offene Schule neu denken, das können mehrere von uns ; eine offene Schule neu machen, fast Keine*r“ -so Jürgen Zimmer 2001 in ‚Die Ausbildung der Erzieher*innen neu erfinden‘ Machen wir es!
Klaus-Peter Krahl, Erzhausen
Wir können auch anders
Zu: „Der utopische Raum“, FR-Magazin vom 17. Februar
Es freut mich sehr, dass die FR nun immer wieder mal Ideen aus Zukunftswerkstätten publiziert. Allzu viele Menschen haben – zu Recht, wie ich finde – großes Unbehagen gegenüber den Auswirkungen unseres ökonomischen Systems und auch in Hinblick auf die Anfälligkeit der praktizierten Demokratie gegenüber Macht, Lobbyismus und Vorteilsnahme.
Gleichzeitig herrscht aber leider überwiegend eine pessimistische Haltung in Hinblick auf Alternativen vor. Und ein negatives Menschenbild, das negative Verhaltensweisen, zu denen die jetzigen Systemstrukturen uns oft geradezu nötigen, irriger Weise in die Menschennatur einschreibt.
Es ist wichtig zu verbreiten: Wir Menschen können – und wollen – auch anders, wenn die gesellschaftlichen Strukturen das zulassen. Gemeinwohlorientierung muss die Profitorientierung als Ziel ablösen und Kooperation als Treibmittel die Konkurrenz. Dies ist eine Aufgabe, die auch der Druck der Straße der Politik nahe bringen muss.
Joachim Reinhardt, Hüttenberg
Endlich versorgt? Von wegen!
Zu: „300 Hausärzte fehlen“ und „SPD will Landarztquote“, FR-Regional vom 15. und 18. Februar
Diese Problematik betrifft auch mich. Ich bin seit 5 Jahren als niedergelassene Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie in Frankfurt tätig. Auch in meinem Bereich gibt es offiziell eine Überversorgung in Frankfurt-Stadt. Da es aber – ähnlich wie im Bereich der Hausärzte – erhebliche Probleme gibt Nachwuchs zu finden und parallel die Anzahl der behandlungsbedürftigen Patientinnen und Patienten in meinem Bereich, also mit psychischen Erkrankungen, steigt (zweithäufigste Anzahl von Krankschreibungen nach Rückenschmerzen), wird die Nachfrage nach Psychiaterinnen und Psychiatern größer. Hinzu kommt, dass Frankfurt eine Pendlerstadt ist, d.h. Patientinnen und Patienten kommen nicht nur aus Frankfurt, sondern aus ganz Hessen zu mir. Ich betreue viele Patientinnen und Patienten aus Hanau, deren psychiatrische Versorgung ganz schlecht ist, aber auch aus dem Kreis Offenbach, Wiesbaden, Darmstadt, Rüsselsheim, dem Odenwald etc. Diese Patientinnen und Patienten müssten hinzu gerechnet werden, um eine valide Neubewertung der Versorgungslücke von Fachärztinnen und Fachärzten im Bereich der Psychiatrie und sicherlich auch in anderen ärztlichen Fachgebieten zu erhalten. Die Berechnungsgrundlagen nur anhand von Bevölkerungszahlen sind m.E. vollkommen falsch, da diese nicht die Pendlerrealität widerspiegeln. Viele Patientinnen und Patienten kommen zu uns vor der Arbeit, in der Mittagspause, nach der Arbeit, die sie in Frankfurt leisten.
Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn suggeriert mit den Terminservicestellen (TSS) über die Telefonnummer 116117, dass jede Patientin, jeder Patient zeitnah einen Termin bekommt. D.h. aber nicht, dass diese Menschen fachärztlich weiter versorgt werden können. Ich betreue mit einem sog. halben Kassensitz (also in Teilzeit) ca. 700 Menschen pro Quartal und komme damit an meine eigene Belastungsgrenze. Jeden Tag müssen meine Mitarbeiterinnen Anfragen von Neupatientinnen und -patienten ablehnen. Diejenigen, die mit dem Hausarztcode einen Termin über die TSS erhalten, freuen sich, weil sie denken, jetzt haben sie es geschafft. Jetzt werden sie endlich psychiatrisch versorgt. Aber ich kann ihnen keine Folgetermine anbieten, weil ich sonst keine Zeit mehr für meine anderen, chronisch kranken Patientinnen und Patienten habe, die regelmäßig und seit Jahren zu mir kommen. Manche werden dies ein Leben lang tun müssen. Ich muss bei jedem, mir von Herrn Spahn aufgezwungenen Termin über die TSS, Patientinnen und Patienten enttäuschen, da ich sie nur einmal sehen werde. Ich kann nicht maßlos neue Patientinnen und Patienten aufnehmen und einfach meine Bestandspatienten im Stich lassen.
Die Terminservicestellen sind übrigens finanziert durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV), die aus dem Lohntopf der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte finanziert wird. D.h. dieser Terminvorgabezwang, der mir und meinen ärztlichen Kolleginnen und Kollegen aufgezwungen wurde, wird auch noch von uns finanziert.
Herr Spahn gibt vor, eine vermeintlich bessere Bezahlung für schnelle Terminzusagen über die TSS zu ermöglichen. Dies wird jedoch getrübt durch eine sog. Bereinigung der Gelder, die den Praxisinhaberinnen und -inhabern ausgezahlt wird. Keiner, selbst die Kassenärztliche Vereinigung (KV), die den Niedergelassenen dieses Geld auszahlt, weiß, wie sich diese Bereinigung auf das Lohngefüge auswirken wird. Es ist schon schwierig genug am Anfang des Quartals nicht zu wissen, was am Ende finanziell herauskommt. Die Schlusszahlung für das jeweilige Quartal erfolgt 4 (!) Monate nach Endes des Quartals. Aber bisher war in etwa klar, wieviel jeder Patient „wert“ ist, den man gesehen hat. In meinem Bereich (Psychiatrie und Psychotherapie in Hessen) ca. 42 Euro pro Quartal, und zwar egal, wie oft eine Patientin oder ein Patient zu mir kommt. Herr Professor Reif, Chef der psychiatrischen Uniklinik in Frankfurt sagte mal, das sei weniger als ein Damenhaarschnitt und damit hat er leider sehr recht. Nur, dass der Damenhaarschnitt bei jedem Friseurbesuch fällig wird und nicht nur einmal im Quartal…
Unabhängig von den durch Sie richtig beschriebenen Hürden der Niederlassung wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Risiko der Selbständigkeit, zu wenig Studienplätze für Medizin, gibt es noch weitere. Z.B. wird die Digitalisierung in der Medizin vorangetrieben und damit auch die technische Ausstattung, z.B. Hardware und Software, aber auch IT-Sicherheit, immer mehr und auch teurer. Diese Zusatzkosten werden in keiner Weise mit den immer gleichen Beiträgen für die Patientinnen und Patienten abgedeckt. Hier müsste unbedingt eine Anpassung erfolgen.
Diese Schwierigkeiten betreffen auch andere fachärztliche Branchen, wie z.B. die Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich der Neurologie, mit denen ich eng zusammen arbeite.
Nicht, dass Sie mich falsch verstehen. Die Arbeit mit meinen Patientinnen und Patienten mag ich sehr, ich empfinde sie weniger als Beruf denn als Berufung. Und ich bin auch der festen Überzeugung, dass seelisch kranke Menschen eine genau so große Lobby wie andere Patientinnen und Patienten verdient haben. Trotzdem weiß ich nicht, ob ich – u.a. aus den o.g. Gründen – diesen Beruf in der Niederlassung noch länger als 5 Jahre ausüben werde. Ich bin mich auch nicht sicher, ob ich einer jüngeren Kollegin oder einem jüngeren Kollegen die Arbeit in einer eigenen Praxis oder auch Praxisgemeinschafsformen wirklich empfehlen kann. Ich bin nicht die einzige, die so denkt, d.h. die Versorgungslücke wird in nächster Zeit nicht nur darin bestehen, dass aus Altersgründen abgegebene Sitze nicht mehr neu belegt werden können, sondern auch bestehende Praxen sich auflösen werden.
Dr. Katja Bonardi, Frankfurt.
Überzogene Klagewellen
Zu: „Scheuer will Fesseln für die Zivilgesellschaft“, FR-Meinung vom 15.2.
Andreas Scheuer will Fesseln für die Zivilgesellschaft. Dass jetzt die ganzen Umweltverbände aufheulen ist doch logisch. Aber wenn man Verantwortung bekommt, muss man damit auch sorgfältig umgehen können. Die Klagewellen gegen jedes Vorhaben ist völlig überzogen. Wenn jedes Bauvorhaben, ob Windkraft, Stromtrassen oder Eisenbahnlinien blockiert werden fehlt mir hier jedes Verständnis. Nach meiner Meinung müsste nicht nur das Klagerecht und die Gemeinnützigkeit entzogen werden, sondern auch jegliche finanzielle Unterstützung durch Steuergelder.
Andreas Steul, Nidderau
Gemeinnütziges Engagement wird dringend benötigt
Zu: „Attac unterliegt vor Finanzgericht“, FR-Politik vom 27. Februar
Der Bundesfinanzhof operiert nicht nur mit einem „Bildungsbegriff“, der sich nicht auf der Höhe der Zeit befindet. – „Unpolitisches“ gesellschaftlich-gemeinnütziges Engagement gibt es nicht. Dem Bundesfinanzhof ist auch zu empfehlen, sich Gedanken zum „Politik-“Begriff zu machen: Politik ist das, was unser Leben regelt. Die „Politeia“ setzt sich mit politischen Dingen des Ganzen auseinander. Gut, wenn sich damit viele Menschen beschäftigen. Das muss nicht unbedingt nur in Parteien erfolgen, die häufig genug BürgerInnen keine Angebote machen.
Attac nervt – nicht nur politische Parteien: Es sind die jetzt seit Jahrzehnten originellen Aktionen und eine beharrliche Bildungsarbeit gegen „Ungerechtigkeit“, es ist die Hartnäckigkeit mit der attac vernünftige Ziele verfolgt. – Haben Finanzgerichte, der Bundesfinanzhof und nicht zuletzt z.B. Finanzämter in Frankfurt am Main oder Berlin nicht genug damit zu tun, eine Besteuerung entsprechend der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von großbetrieblichen Einheiten, die unzureichend besteuert werden, durchzusetzen? Warum wird durch die Nichterhebung der Vermögensteuer – bei einem fast vollgültigen existierenden Bundesgesetz ! – seit einem Vierteljahrhundert Großvermögen geschont?
Das wären meines Erachtens die vordringlichen Aufgaben des Fiskus und nicht vor allem im linken und kritischen Spektrum zu verortende gemeinnützige Strukturen zu bedrängen und ihnen auf fadenscheinige Weise die Gemeinnützigkeit abzuerkennen und damit die wirtschaftliche Basis für vernünftiges und notwendiges gesellschaftliches Engagement zu nehmen. – Auch gerade nach den rassistischen Morden in Hanau ist es nicht hinnehmbar, dass auch dem antirassistischen „Bund der Antifaschisten“ durch ein Berliner Finanzamt die Gemeinnützigkeit aberkannt wurde. – Eine auch durch steuerlich abzugsfähige Spenden finanziell gut ausgestattete agile Organisation wie attac wird heute dringender denn je benötigt.“
Thomas Ewald-Wehner, Nidderau
Da war keiner mehr da
Als Attac Umsatzsteuern auf Finanzgeschäfte forderte, wurde ihr die Gemeinnützigkeit aberkannt. Ich habe nicht protestiert, denn ich habe ja keine Aktien.
Als Campact gegen das große Nato-Manöver mobilisierte, wurde ihr die Gemeinnützigkeit aberkannt. Ich habe nicht protestiert, denn mein Wohnort wird ja nicht geschädigt.
Als Mitglieder der VVN-BdA gegen ihre Berufsverbote klagten, wurde dem Bund der Antifaschisten die Gemeinnützigkeit aberkannt. Ich habe nicht protestiert, denn ich habe ja einen sicheren Arbeitsplatz.
Als die Deutsche Umwelthilfe erfolgreich Fahrverbote einklagte, wurde ihr die Gemeinnützigkeit aberkannt. Ich habe nicht protestiert, denn ich habe ja kein Auto.
Als Sportvereine sich um Flüchtlinge kümmerten, wurde ihnen die Gemeinnützigkeit aberkannt. Ich habe nicht protestiert, denn ich bin ja nicht im Sportverein.
Als die NaturFreunde ihre Häuser für Neonazis sperrten, wurde ihnen die Gemeinnützigkeit aberkannt. Da war keiner mehr da, mit dem ich protestieren konnte.
Rolf Wekeck, Kassel
Kein echter Nutzen erkennbar
Krankenkassen: „Ausgaben begrenzen“, FR-Meinung vom 25. Februar
Sowohl im Kommentar von Rasmus Buchsteiner als auch in seinem Bericht wird überhaupt nicht erwähnt, dass erstens immer mehr Kosten durch Leistungen entstehen, die nichts mit der Behandlung von Patienten zu tun haben. Siehe Dokumentationsflut, angebliches Qualitätsmanagement, Zertifizierung. Alle diese Leistungen müssen aus dem System finanziert werden. Ein wirklicher Nutzen im Sinne einer Verbesserung der Patientenbehandlung ist nicht erkennbar. Zweitens greift eine Form von Privatisierung in Praxen, Krankenhäusern und Rehakliniken um sich, die es großen Konzernen ermöglicht über Tochtergesellschaften in diesen Einrichtungen Gewinne zu erwirtschaften, die in keiner Weise zurückfließen. Das bedeutet, dass ein solidarisch finanziertes System im neoliberalen Sinne wirtschaftlich ausgebeutet wird. Den meisten Menschen ist gar nicht klar, dass ihr Geld dazu verwendet wird, das Vermögen einzelner Unternehmen und ihrer Vorstände zu vermehren. Wenn dieser Prozess nicht endlich stattlich gestoppt und der Grundsatz beherzigt wird, dass ein solidarisch finanziertes System keine Gewinne machen darf (außer im Sinne einer Erhaltung und Reinvestition), werden noch ganz andere Kosten auf die Versicherten zukommen.
Barbara Neurohr, Saarbrücken
Vorsicht mit Vorwürfen
Menschen asiatischen Aussehens: „Unter Verdacht“, FR-Regional vom 5.2.
Zeitungen und Fernsehen überschlagen sich tägich, stündlich mit immer neuen Schreckenszenarien und Meldungen über das Corona-Virus. In China werden Provinzen abgeschottet, einige Länder lassen Chinesen nicht mehr einreisen, der Handel bricht ein. Und da wundert sich die Presse und spricht von Hysterie, wenn hier bei uns Menschen versuchen, den Kontakt mit Chinesen zu meiden ? Diesen Menschen, die vielleicht Kinder oder alte Menschen zu Hause haben und einfach vorsichtig, vielleicht übervorsichtig sind, werfen Sie Rassismus vor ?
Nein, das alles ist nicht schön für die Chinesen, die hier leben. Und natürlich trägt nicht jeder Chinese das Virus in sich. Aber da es in vielen Städten Auslandsgemeinden gibt, in denen sich die Chinesen treffen, ist die Gefahr, dass dort jemand gerade aus China zurückgekommen ist oder Besuch von Freunden oder Familie aus China hatte und dass sich das Virus dort ausbreitet, zumindest nicht auszuschließen.
Bevor auch die FR von Hysterie beim Volk redet, sollte sie vielleicht eher die Hysterie bei den Medien anprangern, die erst solche Reaktionen hervorgerufen hat. Und auch mit dem Rassismusvorwurf dürfen Sie gern etwas zurückhaltender sein.
Helga Schwartau, Hamburg
Tapfer per Inlandsflug unterwegs
Zu: „Drohnen legen Flugbetrieb lahm“, FR-Regional vom 10. Februar
Die Drohne bringt es an den Tag: Auch wenn Drohnen den Flugbetrieb lahmlegten (FR 10.02.2020), so erfuhr man aus diesem Anlass doch, dass die Herren Kicker von Mainz 05 – Klimaschutz hin und CO2-Ausstoß her – tapfer per Inlandsflug unterwegs waren. Bei der immer wieder betonten Vorbildfunktion des Fußballs ein Bärendienst. So ganz nebenbei freut es aber, dass die Mainzer in „learning by doing“ gelernt haben, dass der direkte Weg mit der Bahn dann doch schneller gewesen wäre als der erzwungene Umweg über Nürnberg und den Bus. Merkt es Euch!
Helmut Deckert, Sinntal
Rücksichtslos im Verkehr
Zu: „Bußgeldeinnahmen sinken“, FR-Regional vom 19. Februar
Dass die Einnahmen aus Bußgeldern im Verkehr sinken ist für mich unverständlich. Ich lebe im Gallus, das ist fast alles 30er-Zone. Hier hält sich kaum jemand an die Höchstgeschwindigkeit, eine Investition in Messanlagen würde sich allemal lohnen. Es gibt dort viele notorische Gehsteigparker, auch diese könnte man zur Kasse bitten.
Um Missverständnisse zu vermeiden: es geht hier nicht um das Melken des bedauernswerten Autofahrers, sondern um die Einhaltung der Verkehrsregeln und um die vom Gesetzgeber vorgesehene Sanktionierung rücksichtslosen Verhaltens. Offenbar ist es für die Stadtverwaltung attraktiver Schwarzfahrer ins Gefängnis zu stecken als Verkehrsrowdys mit Strafzetteln zu versorgen.
Roland Benz, Frankfurt
Symbolische Peanuts
Laudamotion: „Bußgeld wegen Nachtflügen“, FR-Regional vom 13.2.
Die milde Abstrafung von Laudamotion sind in Wahrheit symbolische „Peanuts“. Denn Bund und Hessen wollen den Flugverkehr um jeden Preis fördern. So steht das in den Koalitionsverträgen. Über die bekannten Milliarden-Subventionen und Steuerbefreiungen hinaus unterstützt das Land Hessen die technische Entwicklung des Luftverkehrs mit zusätzlichen Steuermitteln. Minister Tarek Al Wazir will in den kommenden Jahren 15 Millionen in die Suche nach synthetischen Treibstoffen stecken. Gleichzeitig gibt er zu, dass die vielen technischen Prozessstufen mit großen Energieverlusten verbunden sind. So fließen die Bußgelder wieder an den Luftverkehr zurück, ein Stück weit auch an Lauda.
Hartmut Willibald Rencker, Mainz
Kleine Schrittchen sind schlichter zu realisieren
Zu: „Studie prüft Straßenbahn nach Offenbach“, FR-Regional vom 21. Februar
Die Straßenbahn von der Offenbacher Stadtgrenze bis zur Kreuzung Kaiser-/Frankfurter Straße sollte eigentlich kostengünstig, einfach und schnell zu realisieren sein. Denn zum überwiegenden Teil liegen die Schienen noch in der Frankfurter Straße und müssen nur von Asphalt befreit werden. Ich fände das eine enorm schnell machbare und kostengünstige Art, Klimabelange voranzutreiben, ohne eine teure und vor allem langwierige Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben, in der geklärt wird, ob es lohnend wäre, die Tram bis nach Fechenheim zu verlängern.
Kleine Schrittchen sind viel schlichter zu realisieren und können bei einem bißchen guten Willen trotz Ausschreibung noch 2020 umgesetzt werden.
Ute Wittich, Frankfurt
Unglaubliche Geschichte
Gruppe S: „Der dreizehnte Mann und der Zufall“, FR-Politik vom 20. Februar
In der FR wurde über einen Beamten im Polizeipräsidium Hamm berichtet, der Mitglied der „Gruppe S“ gewesen sein soll und der auch in Kleidung zum Dienst erschienen ist, die überwiegend von Rechtsradikalen getragen wird. Gerade lese ich, dass eine (die?) „Gruppe S“ Anschläge auf Politiker der Grünen – Habeck und Hofreiter – geplant haben soll. Bringt man die beiden Artikel zusammen, ergibt sich eine unglaubliche Geschichte! Eine Gruppe, in der ein Mitglied Beamter in einem Polizeipräsidium ist, beteiligt sich an der Planung (und wenn sie nicht zuvor erwischt worden wären, vielleicht sogar Ausführung!) der Ermordung von Spitzenpolitikern einer politischen Partei! Das kann doch nicht wahr sein!
Thomas Vogt, Kiel
Respekt und Vielfalt
Zu: „Demokratiefähigkeit entsteht nicht von allein!“ FR-Wissen vom 20. Februar
Alle Menschen sind verschieden, aber gleich an Rechten, Wert und Würde. „Andersartig“ wertet und grenzt ab, sondert aus. Stattdessen muss in einer inklusiven Gesellschaft Respekt und ein wertschätzender Umgang mit Verschiedenheit und Vielfalt vermittelt werden. Für ein gelingendes Zusammenleben in unserer Demokratie ist darum unverzichtbar, dass alle gleichermaßen von Anfang an ihren unantastbaren Wert erleben. Die Aufspaltung in und nach unseren Grundschulen vermittelt aber Einordung, (Ab-) Wertung der Person und prägt so Selbst- und Fremdbild fortdauernd. Anerkennung der Vielfalt, wertschätzendes Miteinander aller mit allen, ist nur in einer inklusiven Schule für die Demokratie erleb- und erlernbar, in die auch alle Kinder bis zum Ende der Schulpflicht gemeinsam gehen.
Gerd-Ulrich Franz, Groß-Umstadt
Entschiedenes Handeln und Zivilcourage
Zu: „Null Toleranz gegen Hass“, FR-Meinung vom 28. Februar
Die Lage ist ernsthaft und es wird zunehmend schmerzhaft deutlich, wie zerstörerisch das Virus eigentlich ist. Auf dem Vormarsch schürt es Ängste und Verschwörungstheorien, es fördert Ausgrenzung und Hass. Zu den Folgen des Virus gehören auch Anfeindungen und Diskriminierung.
Die Rede ist hier weniger von Corona und vielmehr vom Rassismus. Genau wie bei der neuartigen Erkrankung namens „Covid-19“ ist die Lage äußerst prekär. Die Ansteckungsgefahr ist hoch, die Folgen sind manchmal tödlich und das Ausmaß der Verbreitung ist noch nicht abzusehen.
Einerseits sind entscheidendes Handeln und Zivilcourage gefragt wie nie zuvor. Doch nicht weniger nötig ist – in den Worten des großen Bürgerrechtlers Dr. Martin Luther King, Jr. – die größte Kraft auf Erden, die Liebe. Freilich ist die Liebe, deren Quelle Gott selbst ist, untrennbar vom mutigen Handeln in der Gesellschaft. „Die Liebe überwindet den Haß wie das Licht die Finsternis“, predigt King. „Ich weigere mich, die Ansicht anzuerkennen, dass die Menschheit derart tragisch in die sternlose Mitternacht von Rassismus und Krieg verstrickt ist, dass der helle Tagesanbruch von Friede und Brüderlichkeit niemals Wirklichkeit werden kann… Dunkelheit kann Dunkelheit nicht vertreiben; nur Licht kann das. Hass kann Hass nicht vertreiben; nur Liebe kann das.“
Jeffrey Myers, Frankfurt
Moralisch in Ordnung?
Karneval in Rio: „Bunter Trubel, rebellische Frauen“, FR-Politik vom 19. Februar
Die politischen Ansichten der brasilianischen Regierung lehne ich ab, teile aber ihre Kritik an den erotischen Zurschaustellungen im Karneval. Auch Deutschland überflutet seit Jahren eine Erotikwelle, und zwar in Gestalt zahlloser Erotikkalender. Ich frage mich: 1) Welche legalen Auftritte vom Bauchtanz bis zum Strip sind moralisch in Ordnung? 2) Gibt es einen Unterschied zwischen Auftritten im Freundeskreis/auf einem Betriebsfest und bezahlten? 3a) Wo schaden erotische Kalender- bzw. Liveauftritte der Karriere? b) Ist hier zwischen Auftritten vor und nach Dienstantritt zu unterscheiden?
Christian Fuchs, Gutenstetten
Das richtige Bewusstsein
Zu: „Als Stifter muss man nicht reich sein“, FR-Regional vom 26. Februar
Herr Fleckenstein beleuchtet viele positive Elemente von Stiftungen, vergisst aber die größte Wirkmächtigkeit, die Stiftungen haben. Denn die meisten Stiftungen setzen zwar ihre Zinserträge für ihr Anliegen ein, berücksichtigen aber nicht, dass das Stiftungsvermögen selbst die größere Wirkmächtigkeit hat, wenn es so investiert wird, dass das Investment selbst den Stiftungszweck erreicht. Die Anlagenrichtlinien sollten dies unbedingt berücksichtigen. Was nutzt beispielsweise ein Investment in Firmen, die über Kinderarbeit zu Erfolg kommen, wenn der Stiftungszweck der Beseitigung von Kinderarmut dienen soll? Hier fehlt bei den Stiftungen noch häufig das richtige Bewusstsein.
Beate Hermann-Then, Langen
Werte im Stich gelassen
Zu: „Abkommen mit Taliban rückt näher, FR-Politik vom 29. Februar
Juhu, der „Frieden“ winkt in Afghanistan… Laut dem Artikel von Agnes Tandler schreibt das sog. Friedensabkommen die Zugehörigkeit der Taliban zu Afghanistan fest. Ein wahrhaft „begeisternder“ Akt. Die Terroristen, Massenmörder und Frauenunterdrücker sollen zu Afghanistan gehören? Es ist in etwa so, als würde man in Deutschland ehemalige Naziverbrecher im Nachhinein als legitimen Bestandteil der Gesellschaft anerkennen. Da hat das Land mit seiner durch Krieg, Drohnenangriffe und Terror gebeutelten Zivilbevölkerung, seiner langjährigen Kulturgeschichte, die von oben genannten Elementen auch weitestgehend zerstört wurde (Buddastatuen von Bamyian), wahrlich Besseres verdient.
Dem Wahlkämpfenden National-Despoten im Weißen Haus ist die weitere Entwicklung im Bürgerkriegsland egal – Hauptsache Abzug. Von einer Entwaffnung der Taliban war bisher nicht mal ansatzweise die Rede. Auch einen soliden Waffenstillstand konnte dieses „Abkommen“ nicht erreichen, sondern lediglich eine vage „Reduzierung der Gewalt“. Was bleibt ist irgendeine Form der Übereinkunft die lediglich auf dem Papier besteht. Für die Behörden hierzulande allerdings ein guter Vorwand um eine Asylanerkennung für Afghan*innen weiter zu erschweren und ohne Einschränkung abzuschieben – wie es nach Pakistan schon seit längerem der Fall ist.
Nein, die „Rückkehr der Taliban“ – warum eigentlich Rückkehr? Sie waren nie weg – ist kein „Garant für Frieden“ das Morden wird höchstens noch staatlich legitimiert und kann nach dem Truppenabzug noch ungehinderter fortgesetzt werden. Treffen wird es wie auch schon in der Vergangenheit vor allem Angehörige der ethnischen Minderheit der Hazara. Den Männern wurde die Kehle durchgeschnitten oder sie wurden direkt enthauptet, Frauen verloren ihre Brüste und ihre Unschuld. Das für sie weiterhin die „Scharia“ gelten solle sagt alles. Die USA lassen Frauen und Mädchen und ihre angeblich so liberalen Werte im Stich. Wahlkampf rechtfertigt eben alles in der „freien“ Welt der „Menschenrechte“.
Birgit Knoll, Frankfurt
Fürsprecher des gerechten Krieges
Vatikan-Archive: „Die haben doch immer gemauert“, FR-Feuilleton vom 3.3.
Hat Papst Pius Xll. zu den Atombomben-Abwürfen auf Japan geschwiegen? Diese Frage beschäftigte mich als Studentin der Freien Universität Berlin im Sommersemester 1962, ohne zu ahnen, dass Rolf Hochhuth sich zur selben Zeit mit dem Holocaust-Schweigen des Papstes befasste. Für das Seminar „Christentum und Krieg“ des evangelischen Theologen Helmut Gollwitzer bot ich damals eine Arbeit über die „Haltung der katholischen Kirche in der Frage der ABC-Waffen“ an. Als Neunjährige hatte ich nämlich das Entsetzen der Erwachsenen um mich herum über die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki miterlebt. Nicht minder erschrocken, hörte ich damals sagen, diese Bomben hätten die Deutschen getroffen, wenn der Krieg nicht wenige Monate zuvor zu Ende gegangen wäre. Bei meinen Recherchen für die Seminararbeit stieß ich immer wieder auf die kirchlichen und kirchennahen Fürsprecher des „gerechten Krieges“. Aber in keiner der mir zugänglichen Quellen fand ich ein Papstwort über die Kriegsführung gegen Japan und die dortigen Opfer. Ob die Öffnung der Vatikan-Archive jetzt eine Antwort zu Tage fördert?