In Kobane wird wohl der Völkermord an den Kurden vorbereitet

Es ist noch nicht lange her, da ließ sich Grünen-Chef Cem Özdemir vernehmen: „Mit der Yogamatte unterm Arm gewinnt man keine Kriege.“ Nun fordert Fraktionschefin Kathrin Göring-Eckhardt lautstark den Einsatz der Bundeswehr in Syrien, mit einem UN-Mandat im Rücken. Ich frage mich, ob bei den Grünen überhaupt noch jemand nachdenkt oder ob es dort nur darum geht, möglichst viele Schlagzeilen zu produzieren, um noch halbwegs als Opposition wahrgenommen zu werden.

Dabei findet die Forderung der Grünen sogar teilweise meine Zustimmung – wenn es um ein UN-Mandat ginge. Tatsache ist aber, dass die Vereinten Nationen im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ schon jetzt völlig außen vor sind und dass sich daran auch nichts ändern wird, denn die USA fahren in der Tradition der Bush-Regierung fort, ihre Allianzen unilateral zu stricken. Die Vereinten Nationen sind für sie nur „die Schwatzbude am Hudson“ (Richard Perle). Ein UN-Mandat zu verlangen, ist eine noble und richtige Forderung, aber sie ist so unrealistisch, wenn es um den konkreten Einsatz geht, dass man den Grünen wohl einen erheblichen Realitätsverlust bescheinigen muss. Ein effektiver Kampf gegen den „Islamischen Staat“ – ich kann mich an dieser Wortschöpfung einfach nicht sattsehen! – geht nur mit den USA. Wenn die USA die UN nicht im Boot haben will, dann geht auf diesem Weg kein Kampf. Das ist Realpolitik.

Die Grünen wollen einen Völkermord verhindern. Mit demselben edlen Motiv hat die rot-grüne Schröder-Regierung sich seinerzeit am Balkankrieg der Nato beteiligt. Dort drohte ebenfalls ein Völkermord an das Kosovo-Albanern, aber das Problem war umgrenzbar, denn der serbische Potentat Milosevic war weitgehend isoliert; selbst aus Russland erfuhr er nach all seinem Lavieren kaum noch Unterstützung. Die Situation der Kurden in ihrem Kampf gegen den „Islamischen Staat“ dagegen ist ungleich komplizierter, denn die gesamte Weltregion ist eine Schlangengrube von Intrigen und Machtspielen. Das augenscheinlichste der Probleme – nämlich dass der Nato-„Partner“ Türkei den „Islamischen Staat“ gepampert hat und nun wohlwollend dabei zusieht, wie die Extremisten die Kurden schlachten – ist dabei gar nicht das schwierigste. Im Hintergrund spielen nämlich vermutlich noch ganz andere Kräfte ihre Spielchen, so der Syrer Assad, der die verschiedenen Widerstandsgruppen gegeneinander auszuspielen versucht, wobei er sich mutmaßlich der Unterstützung der Russen sicher sein kann. Noch schwerer durchschaubar sind die nebulösen Bestrebungen von offenbar ziemlich reichen Leuten in Qatar und Saudi-Arabien, welche den „Islamischen Staat“ finanziell unterstützt haben. Wer sich in diese Schlangengrube begibt, kommt nicht mehr heil heraus, selbst wenn er weit besser ausgerüstet wäre, als die Bundeswehr es ist. Darum lehnen ja auch die USA den Einsatz von Bodentruppen kategorisch ab. Barack Obama scheint – bei aller Kritik an ihm – erkannt zu haben, dass er sich seine Reaktionen nicht von den Islamisten diktieren lassen darf. Insofern – und nicht nur insofern – sind die Forderungen der Grünen einfach dumm.

Gewalt führt zu Gewalt. Mit Gewalt löst man daher keine Probleme. Der „Islamische Staat“ ist ein gewaltiges und gewaltsames Problem. Die Frage, die jeden friedliebenden Menschen – was nicht unbedingt gleichzusetzen ist mit pazifistisch – in diesem Zusammenhang umtreiben muss, ist daher: Wie lässt sich das Problem „Islamischer Staat“ vielleicht doch noch lösen? Ehrlich gesagt: Mir fallen eine ganze Menge Vorschläge ein. Zuerst (so ist das ja Tradition bei uns Linken) fassen wir uns mal an die eigene Nase:

Fünf Thesen, wie dem Terrorismus mittelfristig beizukommen sein könnte

1. Der Westen muss Glaubwürdigkeit erlangen, indem er seine eigenen Werte in der Welt glaubhaft vertritt. Zurzeit bietet er den Extremisten durch bigottes Handeln zu viel Angriffsfläche und bietet sich als Feindbild geradezu an. Das bedeutet zum Beispiel: Die USA müssen mit ihren Drohnenattacken aufhören. Wer Rechtsstaatlichkeit predigt und sie als westlichen Wert in der ganzen Welt vertreten will, der kann nicht die Todesstrafe im Jemen, in Pakistan oder Somali per Knopfdruck vollstrecken, ohne dass Gerichtsurteile verliegen. Das bedeutet aber auch: Schluss mit der Philosophie „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“. Auf diese Weise haben die USA al-Qaida und die Taliban aufgebaut und das ganze Extremistenkarusell erst in Gang gebracht. Und es bedeutet: Die USA müssen ihren Einfluss auf Israel nutzen, um endlich eine Friedenslösung mit den Palästinensern zu erreichen.

2. Die Vereinten Nationen – ja, jetzt doch! – haben 2006 eine globale Anti-Terrorismus-Strategie beschlossen, die anscheinend dringend der Überarbeitung bedarf – oder der Instrumente, sie durchzusetzen. Der Kampf gegen den Terrorismus muss jedoch auf der Ebene des Völkerrechts ausgetragen werden, auch mit juristischen Mitteln. Es müssen Mittel und Wege gefunden werden, um beispielsweise die Förderung von Terrorismus konkret zu bestrafen. Entsprechende Verfahren müssen beim Internationalen Strafgerichtshof angesiedelt werden. Das bedeutet, dass auch die USA (und andere Staaten) den Gerichtshof anerkennen müssen (siehe Punkt 1, Glaubwürdigkeit). Wenn es zum Beispiel um die Überwachung der Finanzströme geht – etwa der aus Qatar und Saudi-Arabien an den „Islamischen Staat“ -, muss die Ausstellung eines internationalen Haftbefehls möglich werden.

3. Der internationale Waffenhandel muss unter Kontrolle gebracht werden. Wie kommt der „Islamische Staat“ an schwere Artillerie und Panzer? Das bedeutet: Keinerlei Waffenlieferungen mehr an Staaten, die im Verdacht stehen, Terrorismus zu fördern. Dazu gehört jetzt auch der Nato-„Partner“ Türkei. Am besten überhaupt keine Waffenlieferungen mehr. Um die Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie zu sichern, müssen europäische Bestellungen ausreichen.

4. Ende des theologischen Wildwuchses im Islam. Weg mit unsinnigen Geboten wie dem, dass der Koran nur auf Arabisch gelesen werden darf, der Sprache des Propheten. Am besten wäre ein Konzil etwa für den sunnitischen Islam, das hinsichtlich der Textexegese verbindliche Leitlinien formulieren müsste. Dazu gehört eine historisch-kritische Textrezeption des Koran, welche kriegerische Passagen im Verhältnis zu Passagen gewichtet, in denen es um Liebe und Erbarmen geht. Da der Islam zu solchen Leistungen nicht in der Lage sein dürfte – das widerspricht schon den Ansprüchen der diversen arabischen Herrscher auf Deutungshoheit über den Text -, müssen entsprechende Anstrengungen von Muslimen außerhalb der arabischen Welt unternommen werden (Stichwort Euro-Islam), in der Hoffnung auf langfristige Ausstrahlung. Dazu möchte ich allen Leserinnen und Lesern das Streitgespräch zwischen Margot Käßmann und dem muslimischen Theologen Mouhanad Khorchide ans Herz legen, von dem es online nur eine Zusammenfassung gibt. Es war in der FR vom 20. September. Eines der Probleme sei, sagt Khorchide, dass im Islam vielfach eine patriarchale Grundströmung herrsche, die den Glauben an einen autoritären, strafenden Gott verbreite, der den Gläubigen durch strikte Anweisungen das Denken abnehme. Dies ergebe sich jedoch keineswegs zwangsläufig aus dem Text des Koran, sondern sei eine den Herrschenden – und den Terroristen – gefällige Deutung.

5. Ausrichtung des weltweiten Handels- und Wirtschaftssystem auf allgemeine Prosperität, nicht auf Konzernprofite. Die wirtschaftlich starken Länder müssen in unterentwickelten Ländern zu Verhältnissen beitragen helfen, welche Entwicklung und Verbesserung der Lebensverhältnisse fördern, statt sie zu verhindern. Auch auf gerechte Bildungschancen muss geachtet werden.

Solche Vorschläge – seien sie auch noch so idealistisch, vielleicht sogar naiv – hätte ich von den Grünen erwartet. Stattdessen bellizistisches Gerede. Das ist eine herbe Enttäuschung.

Nun zu den Leserbriefen. Hans-Jochen Schild aus Maintal analysiert die Strategie der Türkei:

„Hinhalten, Abwarten in Kobane. Ein „bewährtes“ Strategem aus der chinesischen Geschichte. „Scheinbar unbeteiligt die Feuersbrunst am gegenüberliegenden Ufer beobachten“ lautet das neunte von 36 Strategemen, die aus der Warring States Periode der chinesischen Geschichte von 481 bis 221 v.Chr. stammen. Dieses Strategem bedeutet die Unterlassung einer Hilfeleistung, eines ungestümen Eingriffs oder einer voreiligen Aktion, bis sich die Tendenzen zum eigenen Gunsten entwickelt haben, um dann erst zu handeln und die Früchte zu ernten.
In der europäischen Geschichte hatte die Rote Armee 1944/45 dieses Strategem für sich schon erfolgreich praktiziert. Es wurde einfach auf der anderen Seite des Flusses abgewartet, bis die deutschen SS-Truppen die Kämpfer der polnischen Nationalarmee im Warschauer Häuserkampf vernichtend geschlagen hatten. Wie die Kurden für die Türkei, so waren die polnischen Widerstandskämpfer für die Rote Armee Feinde. Also ließ man die Freiheitskämpfer, die einem selber gefährlich werden konnten, einfach mal im Stich, bis sie von dem anderen Feind, der SS, ausgeschaltet und besiegt worden waren. Damit ersparte man sich mögliche kostspielige Kampfeinsätze. Diese SS-Rolle lässt die Türkei jetzt die Isis gegen die Kurdenkämpfer im Häuserkampf von Kobane spielen. Die türkische Regierung praktiziert ein mehr als 2000-jähriges Strategem aus der Geschichte Chinas.“

Andreas Buro aus Grävenwiesbach:

„In seinem höchst interessanten Leitartikel beschreibt Frank Nordhausen die meist widersprüchlichen Optionen der Kontrahenten im Kampf um die kurdische Stadt Kobane. Dabei fehlt jedoch eine wichtige friedenspolitisch mögliche Perspektive für den türkisch-kurdischen Konflikt.
Kobane ist eine wichtige Stadt in der Kette der kurdischen Siedlungsgebiete in Syrien an der türkischen Grenze. Sie bilden zusammen das autonome Rojava, das sich als ein multikulturelles, demokratisches Gebiet innerhalb Syriens versteht. Es hat bisher viele tausend Flüchtlinge aus dem syrischen Kriegsgebiet aufgenommen und ihnen Schutz geboten. Rojava könnte ein Musterbeispiel für eine zukünftige Struktur Syriens sein, wenn es überleben würde.
Die Türkei hat bislang die islamistischen Kräfte, die gegenwärtig vor allem in dem IS zusammen gefasst sind, in ihrem Kampf gegen Rojava unterstützt. Für sie standen die türkischen Grenzen für Nachschub und als Rückzugsbasis offen. Das bedeutete eine grundsätzlich feindliche Haltung gegenüber den syrischen Kurden.
Für die sunnitischen Kurden in Kobane wird anscheinend ein Völkermord vorbereitet, und niemand kommt wirklich zu Hilfe. Dabei geht es auch um eine grundsätzliche Orientierung der Türkei zur kurdischen Bevölkerung im eigenen Lande und darüber hinaus. Zu vermuten ist: Die türkischen Panzer warten an der Grenze so lange ab, bis der IS Kobane und andere kurdische Gebiete zerstört und die Menschen vertrieben oder ermordet hat.
Ankara könnte jedoch – und das will ich den Darstellungen von Frank Nordhausen hinzufügen – auch seine Haltung gegenüber den syrischen Kurden ändern und sie als Brudervolk, wie Kemal Atatürk sie einst nannte, behandeln. Was hat eigentlich die Türkei von Rojava zu befürchten? Zeigt Ankara sich aussöhnungsbereit, kann es doch nur gewinnen. Der türkisch-kurdische Friedensprozess in der Türkei könnte wieder in Gang kommen, ohne dass die Einheit des türkischen Staates in Gefahr geriete.
Ob jedoch Erdogans Politik diese Option wählt, ist mehr als zweifelhaft. Die Forderung von türkischer Seite, Rojava möge sich von der PKK und der PYD distanzieren, ist der Versuch, eine Annäherung zwischen Türken und Kurden zu sabotieren. In seiner Rede in Antep am 7.10.2014 wurde Erdogan dann deutlich: „Es gibt keinen Unterschied zwischen der IS und der PKK“. Das klingt wie eine Kriegserklärung.
Anscheinend sucht Ankara erneut die Konfrontation mit der kurdischen Bevölkerung auch in Syrien, während es jetzt eine gute Chance hätte, endlich den längst überfälligen Aussöhnungsprozess voranzutreiben.
Die kurdische Seite darf nicht mehr als Terroristen diffamiert, sondern als Partner in einem mühseligen, aber dringend notwendigen Aussöhnungsprozess begriffen und behandelt werden.“

Klaus Boll aus Frankfurt:

„Was sich in und um Kobane abspielt, ist eine Schande für den Westen und die Türkei. Welchen schmutzigen Deal hat die Nato mit den türkischen Machthabern da ausgeheckt? War das eventuell der Preis, um von Incilirk aus starten zu dürfen? Jedenfalls stinkt das Ganze von vorne bis hinten. Mir wird schlecht, während ich diese Zeilen schreibe.
Man kann es kaum glauben, wie man die kurdischen Kämpfer und Kämpferinnen ausbluten lässt, die als einzige den A… in der Hose haben, gegen die Barbaren des IS zu kämpfen. Niemand kann den Menschen glaubhaft versichern, dass während der letzten zwei Wochen der Belagerungsring um Kobane aus der Luft nicht entscheidend hätte geschwächt werden können. Das Gelände bietet dort optimale Bedingungen für Angriffe aus der Luft, nur Felder, kein Gebirge, keine Wälder. Was kam, waren vereinzelte Nadelstiche der Luftwaffen, Feigenblätter, die irgendeinen Anschein vermitteln sollten! So werden mit Rücksicht auf die türkischen Machthaber, denen die IS-Terroristen offenbar als das kleinere Übel erscheinen, im Gegensatz zu den linksgerichteten Kurden der YPG, die westlichen Werte verraten. Jetzt stehen offenbar IS-Terroristen in Kobane. Es ist zu spät zum Angreifen, da man sonst auch die Verteidiger treffen könnte. Aber wirklich zu helfen hatte man offenbar sowieso nicht vor.“

Sigurd Schmidt aus Bad Homburg:

„Dass die UN-Vollversammlung und der UN-Sicherheitsrat in der Frage der Terroristenorganisation „Islamischer Staat“ vollkommen versagen, ist so offensichtlich, dass es überhaupt nicht dieser Feststellung bedarf. Es ist aber unverständlich, dass sich nicht eine Mehrheit der UN-Vollversammlung unter Beteiligung Deutschlands bereitfindet, die „Raison d’être“ der UN als solche infrage zu stellen. Immerhin ist Deutschland auch der drittgrößte Beitragszahler. Man kann hier nur von einem unerträglichen Drückebergertum sprechen.“

Heinz Abraham aus Kronberg

„Die irrationale Ablehnung der USA-Politik bei manchen Linken, die eine kritische und notwendige Distanz weit überschreitet, manifestiert sich in nachdrücklicher Weise bei Frau Wagenknecht. Daß sie mit ihren Äußerungen die völkerrechtswidrige Haltung Putins im Kaukasus und in der Ukraine praktisch toleriert – durch Schweigen – , aber jedes militärische Eingreifen des Westens im Nahen Osten als Sakrileg und als Kriegstreiberei verurteilt, zeigt ihre Einseitigkeit.
Es ist also mehr als nur Abneigung gegen Amerika, was bis zu einem gewissen Grade jedem zuzubilligen ist; auch andere sind kritisch und halten die USA in vielen Dingen nicht für ein Vorbild. Aber bei ihr schwingt mehr mit: alles, was aus Moskau kommt, ist von vornherein recht gut, sei es die autoritäre Regierungsform, sei es dort die durch Agitation und Propaganda erzeugte Zustimmung zu Putin bei der Mehrheit der Russen. Hierzulande und im Westen insgesamt aber werden alle noch so kleinen Verstöße gegen allgemeine Regeln der Demokratie und der Gesetze sofort aufgebauscht und in den Rang von Ungeheuerlichkeiten erhoben.
Man muss sich bei ihr immer wieder daran erinnern, dass sie schon vor längerer Zeit die Moskauer Schauprozesse Stalins als aus der damaligen Zeit heraus verständliche Überreaktionen interpretiert hatte, die man heute „natürlich“ anders sehen könne. Sie war und ist also noch heute gegen „Russland“ blind. Man muss froh sein, dass in der Linkspartei die Realos differenzierter und praxisnäher argumentieren, ohne doch den Grundsatz, dass Frieden besser als Krieg, und Brot besser als Waffen ist, aufzugeben.
Wer militärisches Eingreifen – auf dem Balkan früher und im Nahen Osten heute – als Ergebnis des Druckes der amerikanischen Kriegstreiber auch auf uns sieht, aber die Greuel der religiös verbrämten Isis und anderer Terrororganisationen nicht erwähnt, handelt wie kleine Kinder, die sich die Hand vor die Augen halten und dann glauben, dahinter sei nun nicht mehr. Frau Wagenknecht ist nicht auf einem Auge blind, sondern auf beiden.
Ihr Mitleid mit den Leidenden dort, sozusagen ihrem Statement als Dekoration angehängt, geht also nicht so weit, konkret eingreifen zu wollen bzw. dies als unerläßliches Übel zu erkennen. Sie jedenfalls sollte diese unsägliche Mitleidsmasche besser nicht öffentlich vorweinen. – Natürlich soll das Ganze Thüringen verhindern helfen und Gysi schwächen, ist also so kleinkariert gestrickt, daß ihre Genossen das sicherlich durchschauen werden, wenn auch nicht alle. Die Linkspartie ist mit manchem geschlagen, auch ab und zu unberechtigt, aber die Wagenknecht-Masche hat sie nicht verdient.“

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22 Kommentare zu “In Kobane wird wohl der Völkermord an den Kurden vorbereitet

  1. Ich finde es gut, dieses Thema unter „Schlagseite“, als aktuelles Problem, anzusprechen. Nach oberflächlicher Durchsicht würde ich Bronskis Thesen auch durchaus beipflichten. Allerdings ist ein Manko nicht zu übersehen: Sie zielen alle auf eine langfristige Perspektive und eher auf innerdeutschen Disput (These 4).
    Die gegenwärtige Situation ist aber die, dass unter unser aller Augen ein Völkermord inszeniert wird, und innerhalb von Tagen, wenn nicht Stunden, irreversible Fakten geschaffen werden – nicht nur für die Region, vor allem auch für die Türkei, das deutsche und europäische Verhältnis zu ihr sowie deren Stellung innerhalb der Nato.
    Hans-Jochen Schild hat das drängendste Problem mit dem Vergleich der türkischen Verhaltens mit dem Abwarten Stalins gegenüber der Niederwerfung des Warschauer Aufstands – bis die Nazis die Drecksarbeit für ihn erledigt hatten – m.E. durchaus korrekt aufgezeigt. Und Andreas Buro hat die zynische (um nicht zu sagen verbrecherische) Politik eines Erdogan überzeugend analysiert.
    Auf der Tagesordnung steht also zuerst die Frage, welche Optionen demgegenüber für die Bundesregierung wie auch demgegenüber als unmittelbare, kurzfristig wirkende Handlungsmöglichkeiten offenstehen.

  2. zu Klaus Boll
    Glaubt man den Berichten, so hat der IS seine Taktik geändert (Verwendung kleiner Fahrzeuge wie Motorräder)und so sich Luftangriffen mit Kampfjets weitgehend entzogen bzw. diese Angriffe sehr effektiv erschwert.
    Das spricht dafür, dass die militärische Führung des IS gut ausgebildet ist. Vermutlich sind da Offiziere aus Saddams ehemaliger Armee bzw. Republikanischen Garden am Werk.
    Sobald der IS in Kobane eingedrungen ist, wird es nahezu unmöglich, ihn aus der Luft wirkungsvoll zu bekämpfen .. es sei denn mit Kampfhubschraubern, was wohl aber nur von der Türkei aus machbar wäre.

    zu Andreas Buro:
    Die Türkei setzt auf die Schwächung sowohl der Kurden in Kobane als des IS. Das Ziel ist letztlich der Sturz Assads, um in das dadurch entstehende Machtvakuum als neue Schutz- bzw. regionale Großmacht vorzustoßen.
    Die Forderung nach Errichtung einer „Pufferzone“ (unter türkischer Oberhoheit, samt Flugverbot für Assads Armee) lässt diesen Rückschluss zu.

    So könnte sich die Türkei in der „Pufferzone“ vorab schon ganz legitim festsetzen, um dann nach Assads Sturz sich zumindest einen Teil Syriens (frei von Kurden und frei vom IS)einzuverleiben.
    War nicht früher Syrien (bis hinunter nach Ägypten) ein Teil des Osmanischen Reiches? Betrachtet sich Erdogan nicht als ein Nachfolger eines Osmanischen Reiches?
    Wundern würde mich das keineswegs.

  3. Den 5 Thesen stimme ich zu. Man würde damit die nächsten 10 Jahre bestimmt Erfolge erzielen aber man gibt auch kurzfristig viele zum abschlachten frei wenn man sich darauf beschränkt. Sorry für den Ausdruck aber es ist wohl so. Deshalb stimme ich den Grünen zu das man versuchen sollte über die UNO etwas zu erreichen. Wenn man das aber macht kann man sich nicht hinstellen und sagen das sollen jetzt mal die Anderen machen. Ich kann die Türken immer besser verstehen das die nicht alleine in den Krieg ziehen wollen.

  4. Hervorragender Artikel. Ein Requiem auf die Grünen , kein Dampf mehr , keine Kraft , ohne A…tritt der Fundis gehts halt doch nicht auf Dauer.

    Vor allem der Hinweis auf die Finanzströme ist essentiell , es ist schon ein dickes Ding , wie hier einmal mehr , (eis-)kalt lächelnd , Profite gemacht werden , und die Menschen vor Ort die Zeche zahlen , ein internationaler Haftbefehl wäre genau die Sprache , die diese Leute verstehen.

    zu 4)
    Auch wenns nicht so aussieht , gerade die Vorgänge um den IS sind Vorboten einer kommenden Distanzierung des Islam von seiner überzogenen Relgiösität.
    Der IS-Krieg ist zuallererst ein inner-islamischer Krieg der Konfessionen , je brutaler er ist , desto wahrscheinlicher ist es , daß am Ende dasselbe stehen wird , was bei uns 1648 stand, nicht die „richtige“ Form der Religion ist das Problem , sondern die Nähe zur Religion an sich.
    Die blutigsten Religionskriege stehen am Schluß der religiös geprägten Epochen , nicht an deren Beginn , daher ist der IS – Krieg irgendwo angesiedelt zwischen Bartholomäus-Nacht und 30-jährigem Krieg , Ergebnis wird eine eigene Art der Säkularisierung des Islam sein , zumindest längerfristig , bereits der arabische Frühling ist ein Vorbote dieser Entwicklung , genauso wie der Islamismus insgesamt.

  5. Ich neige inzwischen zu der, äußerst defitistischen Einstellung: Laßt sie doch machen. Wie die Historie der Jahre nach dem WKII bei Einmischungen in Bürgerkriege, vorgebliche Beseitigung von Diktaturen und anderen Gewalt-Regimen und ähnlichen Konflikten zeigte, wurde immer nur verschlimmbessert, aber nie gelöst. Also, auch wenn es entsetzlich weh tut, auch mir: das biologische Prinzip; schaun, welches Unkraut überlebt. Wer kann denn auch von sich behaupten, genau zu wissen, wo die Guten, oder die „Besseren“ sind. Ist Erdogan besser als Arafat, Kurden besser als Türken, Sunniten besser als Schiiten, Peschmerga besser als die PKK? Wo fängt liberaler Islam an, wo beginnt Salafismus, und wer bestimmt und zieht Grenzen, und nützt dies überhaupt etwas?

    Wir sind und werden einfach zu viele, mit zu vielen Meinungen, Ansichten, Einstellungen. Die Religion hilft da, vermeintlich, indem sie irgendeinen Halt zu vermitteln scheint. Indem wir die Kämpfer mit ihren Einstellungen bekämpfen, bekämpfen wir gleichzeitig auch den Inhalt ihrer Köpfe. Und Radikalisierung wird durch Kampf befördert, nicht geschwächt. Einem radikalen Muslim wäre mit einem gutbezahlten, ihn ausfüllenden Job, dazu massenhaft im Diesseits Sekt und nackte Frauen, wohl mehr geholfen als mit den ewig gleichen Predigten vom jenseitigen Paradies mit den 77 Jungfrauen.

    Und radikal kann/könnte nur der werden, der

    a) keine Chancen für sein Selbst sieht und für ein befriedigendes und auskömmliches Leben im hier und jetzt, oder, noch besser,
    b) gar nicht erst auf die Welt kommt bzw. gezeugt wird.

    Wir kurieren an irgendwelchen Sympthomen und basteln an Strategien. Und, nützt es was? Da kann die Weltgemeinschaft bzw. UN auch Würfel beschriften und dann entsprechend dem gewürfelten Ergebnis handeln, es würde auf das Gleiche hinaus laufen: wütende Agonie.

  6. zu Hans Jochen Schild:

    noch ein Strategem aus der europäischen Geschichte:
    Im Krieg 1870/71 stand die preußische Armee vor Paris und sah von außen zu, wie die Pariser Kommune von der besiegten französischen Armee niedergeschlagen wurde.Da denkt man sich doch als Preuße, oder wie im Fall Kobani als Türke, das da gerade meine Feinde sich gegenseitig erledigen. Die Preußen standen unweit vor Paris, während der Geschehnisse der „commune“, griffen bei der Niederschlagung nicht ein. Preußen hätte das Gemetzel einer frustrierten geschlagenen Armee an der eigenen Bevölkerung verhindern können. Bismarck schaute genauso zu

  7. Zu #8, Stefan Vollmershausen, und Jochen Schild (Einführung)

    Die Vergleiche erscheinen wohl stimmig. Aber sie bedürfen noch ergänzender Überlegungen.
    Denn da sind ja auch noch andere Akteure im Spiel: in Kobane neben arabischen Ländern, Russland (über UN-Sicherheitsrat auch China), die USA und mehrere EU-Länder.
    Wie steht es mit deren Haltung zu dem Verhalten der Türkei – verwerflich sowohl nach juristisch-moralischen (unterlassene Hilfeleistung) als auch nach menschenrechtlichen Aspekten (von UN abgesichert: Berechtigung militärischen Eingreifens zur Verhinderung von Massenmord)?
    Macht sich der, der nichts dagegen tut, wenn jemand (der es könnte) die Hilfe verweigert, nicht selbst entsprechende Maßnahmen ergreift, nicht auch unterlassener Hilfeleistung schuldig?
    Konkret: Wie steht es mit den Schlussfolgerungen der NATO gegenüber ihrem „Partner“ Türkei? Und wie mit den auf türkischem Boden stationierten deutschen Patriot-Raketen zum Schutz der Türkei, die ihrerseits nicht nur Hilfe verweigert, sondern auch noch kräftig zur Unterstützung des IS-Terrors beiträgt?
    Im Fall von Katyn und der sowjetischen Haltung zum Warschauer Aufstand hat es ca. 40 Jahre gedauert, bis die Wahrheit offen diskutiert wurde. Soll das nun auch so lange dauern?

  8. Es darf auch nicht unerwähnt bleiben dass die US-Administration nachhaltig über den Erwerb eines S-300 Klons aus chinesischer Produktion durch die Türkei verstimmt ist.

    KM

  9. Ich habe am Anfang auch die Türkei verurteilt. Das Spiel geht aber schon seit Wochen und kein NATO Verbündeter eilt zu Hilfe, auch keine Deutschen Soldaten. Warum sollten die Türken einen Bodenkrieg beginnen den sie auf Dauer genau so wenig gewinnen wie die USA im Irak? Im Gegenteil sie würden sich wohl einen Bürgerkrieg ins Haus holen.Auf Andere deuten die machen sollen ist kein Lösungsansatz wenn es denn einen gibt. Ich habe auch keinen denn Deutsche Truppen halte ich auch nicht für die tolle Idee.

  10. Die weiter oben vorgenommenen Vergleiche mit Beispielen in der Vergangenheit würden nur zutreffen wenn die Türkei vorhat in den nächsten Monaten militärisch einzugreifen. Das muss man meiner Meinung nach mit einem ? versehen. Wenn das nicht so ist stimmen die Vergleiche auch nicht.

  11. Erdogan setzt offensichtlich auf die Karte, regionale Großmacht zu werden und diese Stellung auszubauen.
    Ob diese Option aufgehen wird, sei dahingestellt, verleiht ihm aber innenpolitisch eine gute Position. Auch die Türken wollen als bedeutend wahrgenommen werden.

    Insofern ist sein Handeln logisch. Keine Unterstützung der Kurden in Kobane, weil der Westen keine Bodentruppen schicken wird. Das weiß Erdogan und weiß auch der Westen. Insofern herrscht Einigkeit.
    Weshalb sollte dann die Türkei Bodentruppen entsenden und ihrer Bevölkerung erläutern müssen, weshalb man urplötzlich die Terroristen von der PKK in Kobane unterstützen müsste?

    zu # 7 Wolfgang Fladung
    Was bleibt uns anderes übrig als defätistisch dem Kampf um Kobane (heute Mitteilung, dass die USA Waffen über Kobane abgeworfen haben) zuzusehen?

    zu Bronski 4.
    Hätte der Islam eine Art Papst, würde sich ein Dialog mit den Christen überhaupt erstmals anbieten und wahrscheinlich wesentlich leichter als derzeit gestalten.
    Im Übrigen scheinen mir der Islam bzw. die Reaktionen diverser Organisationen, die in seinem Namen die Stimme (mehr oder weniger befugt) erheben, von eine tiefen Furcht der bevorstehenden Gleichberechtigung der Frauen geprägt zu sein.
    Das löst große Ängste vor einem Machtverlust aus.

    Die Forderung der Grünen, unter einem UN-Mandat die Bundeswehr zu entsenden, mutet ein bisschen populistisch an. Die Grünen wissen genau, dass es ein UN-Mandat nie geben wird (nicht bevor der Konflikt um Kobane beendet sein wird), also können sie ungefährdet, ihren Vorschlag jemals einlösen zu müssen, diesen Vorschlag machen. Und stehen dann als moralische Instanz wieder glänzend da.
    Irgendwie unehrlich ist das schon.

    zu 4 # DH
    der Dreißigjährige Krieg war nur vordergründig ein Relegionskrieg. Letztlich ging es um die Machtfrage, wer im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation das Sagen hat. Der Kaiser (katholisch) oder die rebellischen Fürsten (um Gustav Adolf II aus Schweden).
    Den Verdacht, Gustav Adolf II (aber auch Albrecht Wallenstein) wollten Deutschlands Kaiser werden, konnte nie gänzlich ausgeräumt werden. Übrigens, die Fürsten waren anfangs nicht begeistert, dass der Löwe des Nordens sich plötzlich in den Krieg einmischte. Gustav Adolf fiel in der Schlacht bei Lützen 1632.
    Wallenstein wurde bekanntermaßen 1634 in Eger ermordet.
    Der Glaube war nur das Vehikel eigener Machtgelüste … nicht mehr und auch nicht weniger. Und heutzutage ist das leider nicht viel anders.

  12. @ runeB

    Das stimmt , es ist schwer zu trennen , wo die Religiösität aufhört und wo das reine Machtstreben beginnt .
    Wallenstein galt als fromm , aber pragmatisch , was wohl zu dieser Zeit fast schon sowas wie Atheismus war.

    Gustav Adolf war wohl die klassische Mischung , ehrlich relgiös , aber gleichermaßen machtversessen , dieser Typus sieht da keinen Widerspruch , eher im Gegenteil , es gilt , zu missionieren , durchaus auch mit Gewalt , von allen Seiten.
    G.A. wäre auch nie so weit gekommen , wäre er nicht von der protestantischen Bevölkerung mit offenen Armen begrüßt worden , nach der blutigen Niederwerfung Magdeburgs durch die Katholiken.
    Auch das katholische Restitutionsedikt hat eine entscheidende Rolle gespielt bei der Verlängerung und Brutalisierung des Krieges , und das war eindeutig religiös motiviert .

  13. zu #13 und #14

    Gustav Adolf von Schweden intervenierte in Deutschland, ein klassisches Beispiel einer militärischen Intervention in einem Bürgerkriegsland. Die Reformation war nicht zuletzt durch die Wallensteinschen Erfolge ins Hintertreffen geraten, die Erfolge Bayerns und Wallensteins auf Seiten des Katholizismus hatte die Reformation bis an den Rand zur Ostsee gedrängt. Mord und Plünderung ganzer Städte, wie in Kobane, wurde befürchtet. Gustav Adolf entschied sich auf Seiten der Reformation einzugreifen, zu intervenieren.
    Die Reformation und der folgende 30 jährige Krieg wurde zum Befreiungskrieg von der Herrschaft des Katholizismus. Der katholische deutsche Kaiser Ferdinand II hatte den Protestantismus immer weiter versucht einzuschränken, worauf hin sich die protestantischen Kurfürsten erhoben. Grund für die Erhebung waren auch die strittigen Besitztümer des Klerus. Der Islamische Staat ist dagegen rückwärts gewandt, eben nicht hin zu einer Reformation, hin zu einer Macht des Klerus, ihres Kalifen, in einer starren einheitlich-konfessionellen Gesellschaft.Ein 30 jähriger Krieg mit umgekehrten Vorzeichen, die IS will weg vom säkularen Staat hin zu einem hierarchischen Staat, mit einem Kalifen ( einem Papst, oder Souverän) an der Spitze

  14. @ Stefan Vollmershausen

    Der IS ist -stimme zu – vergleichbar mit den damaligen Katholiken , die ihre Macht mit aller Gewalt halten wollten und dabei auf immer üblere Gewalt zurückgreifen mußten.
    Auch daher die Vermutung , daß Kräfte wie die IS vor allem deshalb auf derartige Brutalität zurückgreifen , weil sie womöglich spüren , daß sich die Gesamtentwicklung des Islam von ihnen weg bewegt und nicht zu ihnen hin.

    Dabei berufen sich die Radikalen gerne auf die beiden islamischen Großreiche der Vergangenheit und übersehen dabei völlig , daß in beiden eine weitgehende Religionsfreiheit herrschte und daß es sich in beiden Fällen um einen eher offenen Islam handelte und daß diese Umstände Grundvoraussetzungen für ihre Stärke waren.
    Paradoxerweise könnte es tatsächlich zu einer machtpolitischen Wiedererstarkung des Islam kommen , wie ihn sich die Radikalen wünschen , nur eben unter ganz anderen Vorzeichen.
    Ob das die beste Nachricht für den Westen ist , steht in den Sternen , bisher war entweder der Islam oder der Westen mächtig , und der andere Teil versank gleichzeitig in relativem Elend , zumindest phasenweise , wenn sich diese Entwicklung wiederholt , sind das keine schönen Aussichten für unsere eigene Hemisphäre.

  15. zu 15 und 16 #
    Das Eingreifen Gustaf Adolfs II wurde letztlich durch die Belagerung und den anschließenden Fall den Fall Magdeburgs und die Plünderung und Brandschatzung durch Tillys entfesselte Soldateska ausgelöst. Ein derartiges Vorgehen war bis dahin nicht üblich, man begnügte sich mit Contributionen (Zahlungen von Geldern) und verschonte den Gegner weitgehend.
    Aber Tillys Söldner waren duch den Widerstand Magdeburgs so gereizt und aufgebracht, dass sie sich nicht mehr kontrollieren ließen.

    Die damaligen Katholiken mit dem IS zu vergleichen, wird der Rolle der Katholiken nicht gerecht. So erbarmungslos brutal und menschenverachtend waren die Katholiken nicht. Da wurden keine Frauen wegen Ehebruchs gesteinigt.
    Auch die schwedische Soldateska wütete erbarmungslos in Deutschland. Erinnert sei nur an den gräßlichen Schwedentrunk.

    Wallenstein war bewusst, dass der Krieg nicht mehr militärisch zu gewinnen war. Deshalb trat er in Geheimverhandlungen mit den Schweden ein. Das mag einer der Gründe für seine Ermordung gewesen sein.
    Am 10. Mai 1631 fiel Magdeburg am 13. April 1631 und damit vor der Eroberung Magdeburgs erstürmten die Schweden unter Gustaf Adolf Frankfurt an der Oder und plünderten die Stadt.

    Im Falle des IS stehen sich anscheinend verschiedene Koalitionen gegenüber.

    Assad wird vom Iran und Russland, das einen Mittelmeerhafen in Syrien benutzen darf, gedeckt, die beide seinen Sturz unbedingt verhindern wollen.

    Die Bevölkerung in Saudi Arabien und in den Emiraten sympathisiert ebenso wie in der Türkei mit dem IS wegen dessen sunnitischer Ausrichtung, daher das sehr zögerliche Engagement gegen den IS, obwohl die Herrschenden in diesen Ländern den IS eigentlich mit Sorge betrachten müssten.
    Denn der IS erkennt keine der bisher gezogenen Landesgrenzen an. Das dürfte letzten Endes auch Erdogan nicht gleichgültig lassen.

    Möglicherweise spekuliert Erdogan beim Kampf um Kobane mit der gegenseitigen Schwächung sowohl des IS als auch der Kurden. Geht diese Rechnung auf, hätte Erdogan gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

  16. @runeB

    Der Einwand ist berechtigt.“Die Katholiken“ wäre dasselbe wie „die Sunniten“ , und dadurch wird es tatsächlich falsch.
    Richtiger wäre ein Vergleich mit den im Namen des Katholizismus auftretenden Machthabern und Fanatikern.

    Die allerdings waren ähnlich brutal , mit dem Restitutionsedikt stellte der Kaiser höchstpersönlich die Protestanten vor die Wahl , zu rekonvertieren oder getötet zu werden. Auch wurde der Krieg in seiner brutalsten Form ausdrücklich in Kauf genommen , das ist nicht besser , als das , was im Machtbereich des IS passiert.

  17. zu den letzten Beiträgen
    und was schließt man jetzt daraus wenn es so ist oder nicht das die IS wie Truppen im 30 jährigem Krieg sind?

  18. zu 18 # DH

    Bedenken Sie bitte Eines:
    Die Truppen im Dreißigjährigen Krieg waren keine Gotteskrieger, weder auf der protestantischen noch auf der katholischen Seite, sondern schlichte ,also gewissermaßen Opportunisten, die sich in dieser Zeit durchschlagen mussten. Sie wechselten je nach Bedarf die Seiten.
    Der versprochene Sold war ja nie sicher.

    Heute ist der Sold der IS-Kämpfer dank weltweiter Finanzverbindungen wesentlich gesicherter als im 15. Jahrhundert.

    Damals gab es kein Internet, wo man weltweit „Brüder im Glauben“ anwerben konnte. Der IS dagegen rekrutriert auf diesem Weg Freiwillige, was man damals nicht konnte, weil die Möglichkeiten gar nicht vorhanden waren.

    Heute reisen aus aller Welt Kämpfer zum IS, um dort für den Heiligen Krieg ins Feld zu ziehen.

    Noch ein Unterschied:
    Im Krieg von 1618 bis 1648 entwickelte sich die menschenverachtende Brutalität erst im Verlauf, d. h. über viele Jahre des Krieges, je weniger sicher die Einkünfte der Söldner durch Zahlungen der Auftraggeber oder Plünderungen wurden, desto schlimmer wurden die Übergriffe auf die Bevölkerung

    Zudem: Im Winter ruhte der Krieg, weil die Armeen für einen Winterfeldzug nicht gerüstet waren. Das war damals nicht möglich auch wegen der Versorgung eines Heertrosses Eine rasche Versorgung mit Lebensmitteln aus dem Ausland – wie heute möglich – war damals undenkbar.
    Der IS führt seien Krieg im Winter munter weiter, dank verbesserter Logistik.
    Der IS benötigte hierfür von Anfang an keine Karenzteit. Er mordete sofort, um Schrecken zu verbreiten.
    Und brüstet sich damit offensichtlich.

    Das gebe ich zu bedenken.

  19. @ hans

    Steht bereits weiter oben.

    @runeB

    Natürlich waren da auch relgiöse Fanatiker im Spiel , die haben den Krieg sogar ausgelöst und später radikalisiert.
    Daß dann später alle möglichen anderen Kräfte eine Rolle spielten , liegt in der Natur der Sache.

    Es war auch nicht die Rede davon , daß sich die Kriege gleichen , sondern daß das Prinzip dahinter Analogien aufweist , nicht mehr , nicht weniger .
    Unterschiede im Ablauf sind dabei irrelevant.

  20. zu 19# hans

    Der Vergleich mit dem 30 jährigen Krieg ist doch nicht so abwegig, zumal im mittleren Osten auch schon unter Saddam Hussein keine Ruhe war. Acht Jahre Krieg Irak mit dem Iran, das sunnitische Arabien unterstützte den Stellungskrieg Saddam Hussein mit dem Iran. Ohne größere Landgewinne, mit hohen Opfern vor allem auf Seiten der Iraner, aber auch der nordirakischen Kurden, die während des Krieges, Opfer von Giftgasangriffen ihres eigenen Herrschers wurden!
    Zurück noch einmal zum 30 jährigen Krieg, da gibt es den Ausspruch von Albrecht von Wallenstein, das der Krieg den Krieg ernährt.
    Ich finde diesen Ausspruch auch auf die Ereignisse im mittleren Osten zutreffend.
    Der Krieg ernährt den Krieg!

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