Liebe Userinnen und User des FR-Blogs,
wieder einmal habe ich hier im FR-Blog nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub ein „Trümmerfeld“ vorgefunden – ganze Threads, in denen es vor Unterstellungen, Beschimpfungen und Beleidigungen nur so wimmelte und in denen keine Diskussion mehr möglich war. Das macht mich persönlich sehr traurig. Ich mache Meinungsarbeit hier im FR-Blog, um Debatten zu führen, Debatten zu Themen, die die FR-Leserinnen und -Leser für wichtig halten, und in solchen Situationen – es passiert ja nicht zum ersten Mal – frage ich mich, ob mein Einsatz das Ergebnis wert ist. Ich denke dabei auch an meinen Kollegen Stephan Hebel, der aus ähnlichen Gründen vor einer Weile das Bloggerhandtuch geworfen hat.
Ich möchte nicht hinwerfen, aber es muss etwas geschehen. Ich werde meine bisherige Philosophie, Diskussionen möglichst frei laufen zu lassen, nicht aufrecht erhalten, sondern werde künftig eingreifen und auch die Blog-Regeln – die Sie alle akzeptieren, indem Sie hier mitdiskutieren! – schärfer anwenden. Das bedeutet, dass beleidigende Formulierungen über Mitdiskutierende konsequent nicht mehr geduldet werden. Das ist nun natürlich ein weites Feld: Wo beginnt eine Beleidigung? Ich fasse das bewusst sehr weit: Auch eine herablassende Haltung ist bereits eine Beleidigung. (Dazu gleich noch Weiteres.) Das kann dazu führen, dass im äußersten Fall ganze Kommentare gelöscht werden. Über Debatten darüber, ob es sich wirklich um Beleidigungen handelte, werde ich mich nicht einlassen. Diese Blog-Moderation bedeutet für mich ohnehin schon einen enormen zeitlichen Mehraufwand. Falls es Sie interessiert: Dieser Beitrag ging am Samstagmorgen um ca. ein Uhr morgens ans Netz.
Das zunächst als erste Konsequenz, die vermutlich von Manchen als autoritär empfunden werden wird. Das kann ich nicht ändern. Ich möchte daher für einen Grundkonsens werben, der es mir möglich machen würde, auf diese Maßnahmen zu verzichten. Schließlich sind wir alle – das darf ich sicher unterstellen – Menschen, die nicht gern beleidigt werden; also sollten wir auch darauf verzichten, andere zu beleidigen. Ich möchte erreichen, dass wir uns im FR-Blog mit Respekt begegnen, auch wenn wir völlig unterschiedlicher Meinung sein sollten. Denselben Respekt, den wir im Umgang mit uns selbst erwarten, sollten wir auch allen anderen entgegenbringen.
Bronskis Diskussions-Codex
Ich möchte daher einen Diskussions-Codex entwickeln, der die verschärfte Anwendung der Blog-Regeln zu erübrigen helfen soll, und dazu werde ich in den nächsten Tagen an dieser Stelle in gelegentlichen Updates Vorschläge machen. Diese Vorschläge sind natürlich frei zur Diskussion. Sie sind eingeladen, Vorschläge beizusteuern. Hier kommen meine ersten Vorschläge, Reihenfolge willkürlich:
- Wenn Sie sich auf ein Zitat beziehen, aus dem Sie Rückschlüsse ableiten, liefern Sie dieses Zitat, am besten aus erster Hand, doch einfach gleich mit, indem Sie einen Link setzen. Dann hat die folgende Diskussion dieselbe Ausgangsbasis für alle Diskutierenden. Ansonsten lassen sich einfach zu leicht Behauptungen in die Welt setzen. Nicht immer werden sich Originalquellen finden lassen; es dürfen natürlich auch zitierende Quellen sein, die Sie für seriös halten. Der Wert solcher Quellen nimmt gegenüber der Originalquelle natürlich ab. Das kann ebenfalls Diskussionsgegenstand sein.
- Gewiss wird es Sie gelegentlich in den Fingern jucken, auf einen Kommentar, dem Sie nicht zustimmen, eine gepfefferte Erwiderung zu schreiben. Folgen Sie diesem Drang, aber setzen Sie sich dabei ausschließlich mit den Argumenten auseinander, mit denen Sie nicht übereinstimmen, und verzichten auf Seitenhiebe oder gar direkte Angriffe auf die Person.
- Wenn Sie den Eindruck haben, dass ein/-e Diskutierende/-r nicht auf Ihre Argumente eingegangen ist, obwohl sie/er Ihnen etwas entgegnet, dann schreiben Sie kurz und bündig: „Sie sind auf meine Argumente nicht eingegangen“ und wiederholen diese in Kurzform. Ich werde das aktiv begleiten.
- Es wird sicher gelegentlich vorkommen, dass ein/-e Diskutierende/-r auf seiner/ihrer Position beharrt, obwohl Sie glauben, die besseren Argumente zu haben und/oder obwohl alle Argumente ausgetauscht sind. Akzeptieren Sie dann einfach, dass es einen Dissens gibt und dass sich keine Einigkeit herstellen lässt. Die/der Diskutierende möchte Ihre Position dann ganz einfach nicht akzeptieren oder nachvollziehen, aus welchen Gründen auch immer.
- Desgleichen wird es weiterhin vorkommen, dass Diskutierende wieder und wieder dieselben Argumente vortragen. Ich werde darauf hinweisen und es gegebenenfalls unterbinden. Ignorieren Sie solche Kommentare einfach oder schreiben Sie kurz und knapp: „Das haben Sie zuvor schon mal genau so geschrieben.“ Oder: „Sie wiederholen sich.“ Ohne irgendwelche Angriffe, einfach nur die knappe, sachliche Feststellung.
- Ebenso sicher wird es vorkommen, dass Sie einen Kommentar schlicht blöd finden, aus welchen Gründen auch immer. Ignorieren Sie solche Kommentare einfach, wenn Sie für sich keinen argumentativen Ansatzpunkt finden.
Lieber Bronski
„Da tut mir Bronski dann leid, er bekommt den Müll ab“ schreibt Wolfgang Fladung, und der Frust ist ja dem obigen Text deutlich anzumerken. Eine ständige Begleitung der Diskussionsbeiträge stelle ich mir sehr zeitaufwendig vor und wird deshalb auf Dauer gar nicht möglich sein. Aber vielleicht ist sie vorübergehend sinnvoll.
Ich sag einfach jeztz mal DANKE für die geleistete Arbeit, verbunden natürlich mit dem egoistischen Wunsch, dass es hier auch in Zukunft weiter geht.
Lieber Bronski,
Sie machen sich zu viele Gedanken. Vielleicht sollten Sie einmal die Überlegung in Erwägung ziehen, dass das Internet die Menschen ganz einfach verdirbt. Dagegen werden Sie mit Ihrem Codex nicht viel unternehmen können, auch wenn ich die einzelnen Punkte unterstützen kann.
Ich bin langjähriger Leser Ihres Blogs, habe hier und da auch mal kommentiert, mir aber auch andere Blogs angesehen und dort auch mitdiskutiert. Unter verschiedenen Namen, wie ich zugeben muss. Man ist dort jeweils unter sich. Die meisten Blogs haben eine Leserschaft, die sich der eigenen Meinung vergewissern will, die bestätigt lesen will, was sie ohnehin schon zu wissen glauben. Blogs anderer Richtungen sind ganz schnell einsortiert und müssen dann auch nicht mehr gelesen werden. Diese Menschen sind häufig bereit, sehr schnell etwas zu glauben, wenn sie sich in einer Umgebung wähnen, in der sie sich wohlfühlen. Die Nachdenkseiten sind so ein Beispiel, und das Blog von Jakob Jung, das nebenan zitiert wurde, gehört auch dazu. Jakob Jung ist zweifellos ein intelligenter Mensch, und ich lese ihn gern, aber man muss dabei immer im Hinterkopf haben, dass er Propaganda für die Linkspartei macht. Auf eine sehr intelligente und lesenswerte Weise.
Ich würde gern vorschlagen, dass Sie Ihre Diskutanten dazu verdonnern, sich intensiv mit Blogs zu beschäftigen, die ihrer eigenen Richtung völlig entgegenstehen. Das ist natürlich nicht zu ermöglichen. Sie können niemanden zwingen. Trotzdem kann die Disputarbeit in Blogs wie dem FR-Blog nicht darin bestehen, dass Positionen aus anderen Blogs widergekäut und als wahr verkauft werden, nur weil sie in diesen anderen Blogs schon im Netz stehen und daher vermeintlich Wahrheit für sich in Anspruch nehmen können.
Das FR-Blog ist das Blog einer eher linken Zeitung. Mit einem gewissen Erstaunen nehme ich zur Kenntnis, dass gerade dieses Blog zum Brennpunkt zahlreicher ideologischer Selbstgewissheiten von rechts bis links geworden ist. Könnte sein, dass das an Ihrer bisher sehr “liberalen” Linie liegt, Bronski. Umso heftiger sind natürlich die Konflikte. Das müssen Sie jetzt aushalten.
Danke, lieber Herr Bronski, für Ihre Bemühungen, die ich, wie Sie sich wahrscheinlich denken können, durchaus begrüße. Wer das, was Sie vorschlagen, als „autoritär“ oder entwürdigend empfindet, muss wohl auch mit unseren Verkehrsregeln auf Kriegsfuß stehen. Und ich hoffe, solchen Zeitgenossen nicht allzu häufig zu begegnen.
Ich möchte mir dennoch erlauben, Ergänzungsvorschläge zu machen.
Ein Blog ist m.E. ein Ort der Begegnung mit anderen Ansichten zu einem Thema und der Auseinandersetzung mit ihnen, kein Ort der Selbstdarstellung oder ein universitäres Kolleg. Zu den verletzenden Formen der Auseinandersetzung rechne ich auch herablassende und spöttische Bemerkungen über vermeintliche Uninformiertheit anderer Blogteilnehmer in verallgemeinernder Form, welche per se auf die Person und nicht auf einen Beitrag gemünzt sind. Und dies gilt insbesondere, wenn solche Äußerungen nicht in der Auseinandersetzung MIT dem Gegenüber, sondern in Äußerungen ÜBER ihn gegenüber Dritten erfolgen – eigentlich eine Selbstverständlichkeit zivilen Verhaltens. Und es wäre in diesem Zusammenhang auch zu überlegen, und – da würde ich Herrn Walther beipflichten –, ob bzw. inwiefern die Anonymität des Internets auch zur Verrohung der Sitten beiträgt und wie dem entgegenzutreten wäre. Das ist auch der Hauptgrund, warum ich hier auf ein Pseudonym verzichte, weil das namentliche Bekenntnis zum eigenen Wort durchaus zivilisierende Wirkung hat.
Des Weiteren wäre zu überlegen, in welchem Maß die Länge der Beiträge – ausgenommen die Gastbeiträge – begrenzt werden sollten. Das mag im Einzelfall zwar misslich sein. Ausufernde Beiträge in Kollegform sind aber nicht nur reichlich ermüdend, sie erlauben den anderen Blogteilnehmern auch kaum, an ihnen wichtig erscheinenden Stellen einzuhaken. Man fühlt sich regelrecht überfahren und unterlässt dann die Erwiderung dann gleich ganz. So wird der Diskussionsprozess gelähmt statt befördert – zumal, wenn ähnliche Gedankengänge, lediglich in etwas abgeänderter Form wiederholt werden. Eine Selbstdisziplinierung derart, dass man wenigstens den dritten und vierten Exkurs weglässt und sich auf Wesentliches konzentriert, hat noch niemandem geschadet. Zudem besteht ja auch die Möglichkeit, nachdem anderen die Chance auf Reaktion gegeben wurde, ergänzende Aspekte in einem neuen Beitrag anzufügen.
Ich hoffe, mit meinen Überlegungen etwas zur Freude an der Auseinandersetzung beigetragen zu haben und wünsche Ihnen, lieber Herr Bronski, und der Bloggemeinde noch ein schönes Wochenende.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Engelmann
@ Walther, Werner Engelmann
Lieber Walther, lieber Herr Engelmann,
schon witzig – der eine sagte mal, ich machte es mir zu leicht, der andere meint, ich machte es mir zu schwer bzw. ich machte mir zu viele Gedanken. Na ja, kleine scherzhafte Anmerkung am Rande. 😉
Verdirbt das Internet die Menschen? Wenn ja, dann wird unser kleiner Diskussions-Codex da draußen im rauen Netz, wo die Beschimpfungen nur so hageln, als anachronistische Gutmenschen-Vereinbarung belächelt werden. Was aber natürlich nichts macht. Tatsächlich nehme auch ich da draußen überall wachsende Radikalisierung wahr. Das Netz erleichert es, sich zu informieren – und zwar vielfach vor allem über Meinungen und Standpunkte. Je zugespitzter, desto mehr Zuspruch.
Vielen Dank für die Vorschläge zu meinem Codex. Nein, Walther, ich kann niemanden verdonnern, Blogs oder Links zu lesen, die er/sie nicht lesen möchte. Aber wir können solche Links trotzdem hier einstellen. Selbst zu Broder, Posener oder der „Achse des Guten“. Warum nicht.
Herr Engelmann, ich begrüße Ihre Vorschläge. Wir hatten vor Jahren schon mal eine begrenzte Kommentarlänge; vielleicht erinnern Sie sich noch. Ich hatte selbst schon darüber nachgedacht, die Zahl der Zeichen wieder zu begrenzen. Damals hatten wir die Grenze bei 3000 Zeichen, was aber hier und da nicht ausgereicht hat und ein Stein des Anstoßes war. Aber ich denke, das werden wir wieder machen.
Was die „verletzenden und herablassenden Bemerkungen über vermeintliche Uninformiertheit“ betrifft – d’accord. Niemand kann alles wissen und in allem bewandert sein, aber manche/-r ist natürlich in Teilbereichen des Wissens sehr bewandert. Das berechtigt sie/ihn nicht, sich herablassend gegenüber anderen zu verhalten, die in anderen Teilbereichen des Wissens bewandert sein mögen (oder auch nicht), die aber gerade nicht zur Debatte stehen. Die Erkenntnis, dass es unmöglich ist, alles zu wissen, sollte alle Beteiligten davon abhalten, sich über andere zu erheben.
In der Tat ist ein Blog kein universitäres Kolleg, aber in dem anderen Punkt widerspreche ich Ihnen, Herr Engelmann: Blogs sind durchaus Orte der Selbstdarstellung. Ich möchte das absolut wertneutral verstanden wissen: Indem jemand seine Position darstellt, stellt er sich selbst dar. Damit mag hier und da ein gewisser Geltungsdrang verbunden sein, den man nicht gutheißen muss, der aber möglicherweise Antrieb ist, gute Diskussionsbeiträge einzustellen.
Auch Ihnen ein schönes Wochenende!
Ich finde, es ist bereits ein erheblicher Fortschritt, dass die Beiträge vor Erscheinen moderiert werden und schließe mich den Ausführungen von Herrn Engelmann an. Eine Begrenzung der Länge der Beiträge halte ich ebenfalls für sehr sinnvoll, denn ein Blog sollte nach meinem Dafürhalten in der Tat kein vorlesungsähnliches universitäres Kolleg sein. Sehr wichtig finde ich, den Anfängen zu wehren und nicht die Dinge einfach laufen zu lassen, bis sie völlig entgleist sind. Ein kleiner Hinweis auf den Löschungsgrund, in Kurzform, würde meines Erachtens einen eventuellen Lerneffekt bei den Diskutierenden insofern unterstützen, dass sie dann im Bilde sind, aus welchem Grund gelöscht wurde und sich zukünftig besser an die Regeln halten können.
Zu dem Punkt Selbstdarstellung: Solange sie nicht auf Kosten der anderen Diskussionspartner geht, kann natürlich jeder die ihm genehme Selbstdarstellung betreiben. Die Selbstdarstellung sollte aber da ihre Grenzen haben, wo andere als dumm, einfältig oder Schlimmeres verunglimpft werden oder hämisch über die Person anderer Schreiber oder die Qualität ihrer Beiträge her gezogen wird. Ich persönlich finde die Regel, die m.E. einzuhalten wäre, ganz einfach: Jede Bewertung der Persönlichkeit oder des Niveaus ober des Intellekts anderer Schreiber ist generell zu unterlassen.
Zu ihrem vierten Punkt, Herr Bronski: Der Glauben, die besseren Argumente zu haben, ist rein subjektiv und letztlich „beharren“ in solchen Fällen beide Diskussionspartner. Es ist also völlig unsinnig und kontraproduktiv, dem Diskussionspartner vorzuwerfen, er würde auf seiner Meinung beharren und man habe angeblich die besseren Argumente. Das gleiche könnte nämlich der andere dem Vorwerfer auch vorwerfen, weil er in gleicher Weise meint, die besseren Argumente zu haben. In Diskussionen über Politik ist die Herstellung einer wie auch immer gearteten gemeinsamen Meinung m.E. unmöglich, denn es handelt sich bei Meinungen und Interpretationen nicht um eine logische „Wissenschaft“ und dieser Blog ist keine Vorlesung oder sollte vielmehr keine sein. Ebenso ist die Beurteilung oder Wertung der angeblichen „Uninformiertheit“ oder gar „Einfältigkeit“ anderer Schreiber natürlich rein subjektiv und sollte unterbleiben und nicht dazu dienen, sich über andere zu erhebn. Das sehen Sie m.E. völlig richtig, Herr Bronski.
@ Bronski, sulaika101
„Selbstdarstellung“: Nach Ihrer Definition finde ich das natürlich völlig o.k. Ich dachte eher an bestimmte Fernsehformate, wo Selbstdarstellungsdrang auf Kosten anderer geht und mit Argumentationsfähigkeit nichts zu tun hat.
Da ich hier jetzt auch schon einige Jahre dabei bin möchte ich auch(kurz) meine Meinung zur Entwicklung des Bloogs sagen. Meist lese ich nur mit, aber manchmal schreibe ich auch je nach Thema. Wenn man bei einem Thema nur mitliest ist es sehr ermüdend in leider immer mehr zunehmenden Mase Texte zu lesen die nicht zum Thema geschrieben sind sondern darum gehen wer wen beleidigt hat oder nicht. Das hat leider in den letzten Monaten zu genommen. Den Vorschlag die Beiträge nur in einer bestimmten Länge zuzulassen halte ich für sehr gut. Das sollte auch der Sachlichkeit zugute kommen.
Ich halte es mit Herrn Engelmann, daß die Nennung des eigenen Namens sowohl eine Art Schutz vor dem Mißbrauch der im Netz vorgegebenen Anonymität als auch so eine Art Codex darstellt, sich an gewisse Spielregeln zu halten. Wahrscheinlich werden dies aber nicht alle so sehen, und – mehr oder weniger gute – Argumente ins Feld führen, warum Anonymität sein muß. Wenn ich auf eine öffentliche Veranstaltung gehe, und dort Zustimmung oder Kritik über, bin ich auch oft aufgefordert, mich namentlich zu erkennen zu geben – also warum auch nicht im Netz? Die einzige Ausnahme, die ich mir vorstellen kann, ist ein Outing gewisser Fakten a la Wikileaks, wo ich möglicherweise mit persönlicher Bedrohung und Nachteilen beruflicher Natur rechnen muß.
Das mit dem „Beleidigen“ ist so eine Sache. Da werden oft die Bälle, nach dem Motto: „Sie haben mich aber zuerst beleidigt, indem Sie etc. etc.“ mit anderen Bällen a la: „Wenn Sie mir jetzt unterstellen, ich hätte, nur weil ich Rot mag, behauptet, das Grün nicht gut wäre“, vermischt. Es gibt Empfindliche, Überempfindliche, und Menschen, die wie Kettenhunde am Zaun lauern, ob sich jemand nähert, und dann sofort die Lefzen knurrend fletschen.
Und das Netz bietet leider auch allen, die wenig oder keine sozialen Kontakte haben, die Möglichkeit, sich hier ihre Kontakte zu suchen. Und wer in der Realität keine ihn als Menschen anerkennende und wärmenden Kontakte hat, neigt meiner Meinung nach dann auch im Netz dazu, die Einforderung derselben, sagen wir, etwas überdramatisch zu gestalten.
Auch ich muß bekennen, daß ich nicht ganz frei davon bin, Menschen in Schubladen zu stecken, und mich immer wieder dazu zwingen, mich mit anderen Argumenten, auch wenn mir diese abwegig erscheinen, zu befassen. Dazu gehört dann das Ausreden lassen, die Verifizierung, auch anhand von Quellen-Verweisen, der Diskurs, wieweit Annäherung möglich ist, und am Schluß dann die Einstufung: Richtig, teils richtig, falsch, abwegig bis uninteressant. Es muß aber immer in der Sache gerungen werden, und Götz-Zitate sollten wirklich nur den allerbesten Freunden vorbehalten bleiben.
Und zum Schluß: Es ist einfach so, daß es einäugige, stabsichtige, farbenblinde, erfahrungsresistente, naive, sprachlich minderbegabte etc. Menschen gibt. Manchmal muß es schon reichen, wenn der Weg – zum Anderen – als Ziel sich herausstellt. Weil das ursprünglich angestrebte eigentliche Ziel nicht und nie zu erreichen ist.
Sehr unangenehm fand ich, wie sich sulaika und R. hier mit provokanten Äusserungen in Szene gesetzt haben, andere Teilnehmer zum Widerspruch herausgefordert und dann einen angeblichen Mainstream konstruiert haben, um sich letztlich als Opfer und widerstehende Freidenker zu inszenieren.
Sie haben (…) zunächst ein paar Worthülsen und herbeigezogene Aufreger in die Diskussion geworfen, abgewartet, wer darauf reagiert und das Futter, das ihnen zugeworfen wurde, (…) weiterverwendet und ggf emotionalisiert.
Sie haben die Diskussion nur benutzt, um ihre Propaganda gegen Gauck unterzubringen und den Widerspruch genutzt, um wieder und wieder ihre Anwürfe unterzubringen und haben die anderen Teilnehmer nur als Statisten mißbraucht.
(…): Passagen gelöscht, Anm. Bronski
In Standorts Kommentar scheinen ein paar Kritikpunkte auf, die ich aufgreifen und besprechen möchte. Zunächst der Vorwurf, die angesprochenen Kommentatorinnen hätten sich in Szene gesetzt. Das lässt sich allerdings jedem Kommentator, jeder Kommentatorin vorwerfen, die hier (und anderswo) für seine/ihre Sicht der Dinge argumentiert. Oben ist das „Problem“ mit der Selbstdarstellung schon angesprochen worden. Ich denke, es geht nicht ohne.
Dann der Punkt: Teilnehmer seien zum Widerspruch herausgefordert worden, damit die genannten Kommentatorinnen sich hätten inszenieren können. Tatsache ist, dass die beiden ihren Standpunkt sehr fest vertreten haben, und das reizt selbstverständlich zum Widerspruch. Aber es gehören immer mindestens zwei dazu, die „Missbraucher“ und die, die sich in diesem Sinne „missbrauchen“ lassen. Es wäre ja auch möglich gewesen, die „reizenden“ Diskussionsbeiträge einfach zu ignorieren. Künftig möchte ich dafür werben, dass in Fällen, in denen es mit Argumenten nicht mehr vorangeht, einfach Dissens festgestellt wird. Gegen permanente Wiederholungen immer gleicher Kommentar-Inhalte werde ich künftig einschreiten. Redeschlachten a la „Ich hab recht! – Nein, ich hab recht! – Und ich hab aber doch recht!“ sind uninteressant.
Ferner möchte ich dafür werben, auch Vorwürfe wie „Propaganda“ zu unterlassen, auch wenn es noch so reizt, und zu versuchen zu akzeptieren, dass es da eben einen anderen Standpunkt gibt – über den man sich dann allerdings mit Argumenten austauschen kann oder muss. Auch Standort hatte in dieser Debatte einen festen Standpunkt, von dem er nicht runter wollte. Dabei rechtfertigen Gaucks diverse, mehrfach zitierte Äußerungen aus meiner Sicht durchaus die Kritik. Einige KommentatorInnen ziehen daraus die Konsequenz, dass Gauck der falsche Kandidat war, andere sehen den Kandidaten als intellektuelle Herausforderung, und wieder andere halten ihn schlicht für den Richtigen.
Was mich allerdings in der Debatte ebenfalls gestört hat, das ist die „Konstruktion eines angeblichen Mainstreams“, wie Standort es ausdrückt. Dieser Mainstream wird gern in Blogs behauptet, die relativ weit außen stehen, ob nun links oder rechts. Auch die Nachdenkseiten behaupten einen solchen Mainstream, mit manchmal besseren Argumenten als jene Blogs, und gelegentlich wird auch die FR damit gemeint. Das funktioniert dann so, dass beispielsweise ein Text herausgepickt wird, der darüber berichtet, wie die Schrödersche Agenda-Politik zur derzeitigen wirtschaftlichen Stärke Deutschlands geführt hat, und dass dann behauptet wird, die FR befürworte diese Agenda-Politik generell. Aus meiner Perspektive gibt es diesen Mainstream jedenfalls in der Zeitungslandschaft nicht. Jutta Rydzewski hat erklärt, dass sie damit vor allem die öffentlicht-rechtlichen TV-Sender meint. Ob das schon genügt, einen Mainstream zu konstatieren?
Bronski, um den Begriff „Mainstream“ aufzugreifen: Diesen übersetze ich mit alltäglicher Schizophrenie, oder bestenfalls mit der Fähigkeit, existierende Widersprüche zu übersehen und auszuhalten. Beispiele: Merkel erhält Pluspunkte als fähige Politikerin, vertritt aber konsequent die Interessen der Großkonzerne und oberen Zehntausend. Es gibt eine Art Weißwaschversuche – so wird ihr eine vermeintliche Sozialdemokratisierung der Politik unterstellt – als ob in der praktizierten Politik der letzten 14 Jahre es große Unterschiede zwischen schwarz-gelb, schwarz-rot und rot-grün gegeben hätte. Schröder, Fischer, Steinbrück und Steinmeier, ganz zu schweigen von Sarrazin, hätten ihre Politik auch als CDU- oder FDPler betreiben können, und vice versa auch die allermeisten in den derzeitigen Regierungsparteien.
Es ist schon guter Brauch geworden, die Regierungspolitik als Opposition zu kritisieren, die man dann selbst betreiben würde, wenn man auf der Regierungsbank säße. Begründet wird all das Handeln dann mit der „Macht des Faktischen“.
Man erliegt den Einflüsterungen der privaten Finanzwirtschaft, die Grenzen zur Korrumpierbarkeit werden fließend, und es wird im Gauck’schen Begriffsvorgriff unter dem Absingen der Mantras von Freiheit und Verantwortung alles getan, um Vermögen nach oben und Renten nach unten zu „gestalten“. Maschmeyer und Riester warten wahrscheinlich auf das Bundesverdienstkreuz und unter dem Rausquetschen von Krokodilstränen entdecken von der Leyen und Co. plötzlich ein Problem namens Altersarmut.
Und das viele BürgerInnen diesen immer gleich schmeckenden Eintopf mit den immer gleichen Zutaten nicht mehr auslöffeln wollen, zeigt sich in der Zurückhaltung und Wahlenthaltung bei der (vermeintlichen?) Hauptmöglichkeit zur Einflußnahme Richtung Veränderung, nämlich wählen zu gehen zu können. Echte Alternativen sind Fehlanzeige, weil auch ganz links sich durch dicke handwerkliche Fehler (Klarsfeld, Kuba etc.) bei der Wählbarkeit Fragezeichen setzt.
Jetzt kommt wohl von Einigen das Argument: Parlamentarische Parteien-Demokratie heißt eben auch die Bereitschaft zur Einmischung und Mitgestaltung. Soviel Naivität in der praktischen Umsetzung kann dann nur jemand haben, der glaubt, Politik würde in Ortsvereinen und Bezirksverbänden „gestaltet“ und nicht in Kungel-Runden anläßlich des Geburtstages von Joe Ackermann im Kanzleramt oder informeller Kommunikation zwischen Mutti und Friede Springer
Die Diskussion nach den Untaten der NSU entbrannnte wieder neu, ob nicht die NPD verboten werden soll. Dabei wäre es vernünftiger, den Verfassungsschutz zu verbieten. Gibt es doch Hinweise, daß dieses Sammelbecken für Altnazis und verdiente Stasi-Mitarbeiter diese Untaten und andere (siehe Urbach) kräftig gefördert oder zumindest finanziell unterstützt werden, um dann als Krokodil wieder „Haltet den Dieb“ rufen zu können.
Und wenn NGOs wie Attac, Occupy/Empört Euch, Transparency, Foodwatch und Andere zu mächtig zu werden scheinen, gibt es bestimmt einen Gauckler, der die Leute und ihr Engagement als „albern“ bezeichnet. Unschön aber wahr, hier „albern“, dort „mutig“ bei Sarrazin.
Alles kein Mainstream, oder einfach die Schizophrenie der heutigen Gesellschaft?
Ich sehe dies jedenfalls etwas anders als Bronski. Auch den von Gauck so gehätschelten Begriff der „Freiheit“. Ja, wir haben offene Medien und offene Debatten – manche sprechen von einer Debattenkultur. Was unsere „freien“ Medien anbetrifft, entdecke ich eher querbeet – mit wenigen Ausnahmen – auch eher Mainstream. Man schaue sich nur die Besetzung und die Moderation von 95& der Talkshows an. Ich sehe auch die vielgepriesene(n) Freiheit(en) und die zu lebenden Unterschiede zwischen Millionär und Hartz-IV-Empfänger. Letzterem dann zu empfehlen oder zu unterstellen, er wüßte mit seiner Freiheit nichts anzufangen, ist dann schon blanker Zynismus.
Hätte ich den Kommentar auf SPON von Jakob Augstein, siehe hier: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,822972,00.html, bereits bei meinem vorherigen Beitrag gekannt, hätte ich ihn mitgepostet. Ich hätte dies nicht besser formulieren können. Vor allem sein eingestreutes Zitat von Rousseau „Zwischen dem Sgtarken und dem Schwachen ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit“ paßt hervorragend in die heutige Zeit. Auch B. Brecht mußte ja kein Visionär sein, um den Vierzeiler zu schreiben: “
Armer Mann und reicher Mann
standen da und sah’s sich an
Und der Arme sagte bleich
Wär‘ ich nicht arm, wärst Du nicht reich.“
Wer negiert, daß seit 30 Jahren bei uns eine wachsende Umverteilung von unten nach oben stattfindet, und die Schulden der einen (und des Staates einschl. Länder und Kommunen) die Vermögen der Anderen sind, hat das System nicht begriffen und wird nie begreifen, warum die Situation ist, wie sie ist. Und viele sollten sich fragen, warum sie zugeschaut, oder aktiv mitgewirkt haben, und brav im Mainstream (= Hauptstrom) mitgeschwommen sind. War ja auch weniger anstrengend, als gegen den Strom zu schwimmen.
Ich wette heute schon, daß die Verteilungskämpfe weitergehen werden, Ost gegen West, Rentner gegen Pensionäre, Alt gegen Jung, Arbeitsplatz gegen Arbeitslos etc., weil sich die Vermögen und die darauf verlangten Zinsen nur noch vermehren lassen, wenn die unteren 50, 60, 70% einen Teil ihrer Substanz abgeben.
Und mit unserem neuen BP haben wir ja einen wortmächtigen Prediger erhalten, der uns schon einleuchtend erklären wird, warum Verzicht Gewinn bedeutet – Der Neusprech von „1984“ läßt grüßen und die Schizos von der Teaparty-Bewegung liefern heute schon die Blaupause.
Hallo Wolfgang,
danke für Deinen interessanten, lesenswerten Beitrag. Es wird Dich nicht wundern, dass ich das zumindest teilweise wiederum etwas anders sehe als Du.
„Es ist schon guter Brauch geworden, die Regierungspolitik als Opposition zu kritisieren, die man dann selbst betreiben würde, wenn man auf der Regierungsbank säße.“
Dafür gibt es in der Tat viele gute Beispiele. Sind es die Zwänge der Macht, die so mächtig gar nicht ist, dass sich politisches Handeln wechselnder Regierungen teilweise nicht unterscheiden lässt? Es gibt aber auch viele Unterschiede im Handeln der verschiedenen Regierungen. Das rot-grüne Experiment etwa wird aus der heutigen Perspektive fast ausschließlich mit den Hartz-Gesetzen erinnert und mit umfangreicher Deregulierung der Finanzmärkte, mit Riester-Rente und anderem mehr, was heute wegen der Agenda-Politik gern mit dem Schlagwort „neoliberal“ belegt ist. Doch Rot-Grün hat auch Dinge gemacht, die unter Schwarz-Gelb (auch mit starken Gelben) nicht möglich gewesen wären. Ich nenne an erster Stelle, weil es mich persönlich betrifft, das Lebenspartnerschaftsgesetz. Als da wären dann noch der „Atomkonsens“, das EEG-Gesetz, die Verweigerung der Gefolgschaft gegenüber den USA, als es in den Irak-Krieg ging (mit Zugeständnissen an die US-Regierung an anderen Stellen) und noch viele andere „Kleinigkeiten“, die dieses Land verändert haben, wie Neudefinition des Begriffs „Familie“, Entkriminalisierung von Prostitution, aber auch z.B. das Dosenpfand. Wenn man genauer hinschaut, wird das Bild immer komplexer. Rot-Grün war nicht der Befreiungsschlag, auf den ich nach der bleiernen Kohl-Ära gehofft habe, aber es war besser als sein heutiger Ruf. „Mainstream“ kann man eigentlich nur dann rufen, wenn man nicht allzu genau hinschaut. Zwischen Schwarz-Rot und Schwarz-Gelb sind die Unterschiede zwar geringer, aber ich wage mal zu behaupten, dass etwa die Mehrwertsteuerreduzierung für Hotels mit Schwarz-Rot nicht zu machen gewesen wären. Und so ein Coup, wie Wirtschaftsminister Rösler ihn gelandet hat (Durchleitungsgebühren für Strom werden Großkunden, die gleichbleibend viel Strom abnehmen, erlassen, der Differenzbetrag wird den Privatabnehmern aufgeschlagen) wäre wohl auch nicht gegangen. Aber das bleibt Spekulation.
Gerade was Sarrazin betrifft, zeigt sich, dass es keinen Mainstream in dem hier gemeinten Sinn gibt. Die Medienlandschaft ist weitaus vielfältiger und auch vielstimmiger. Selbst die „Welt“ hat Sarrazins Thesen nicht in allem zugestimmt (hätte sie auch nur schwer können), und in der FR gab es massivste Kritik daran. Es ist wahrscheinlich vielmehr so, dass es einen Mainstream in den Köpfen gibt, den man aber nur unterstellen kann. Viele Deutsche stimmen Sarrazins Thesen zu, es gibt also einen braunen und/oder islamfeindlichen Bodensatz, der größer ist, als es erkennbar wäre, der aber trotzdem bisher eine Minderheit bleibt. Mainstream?
Auch ein Bundespräsident Gauck wird nichts gegen die Vielfalt der NGOs ausrichten können, wenn er das denn wollte. Das ist eine Stellvertreterdebatte. Da finde ich es viel spannender, dass sich Gauck in seiner Nachwahlrede vor der Bundesversammlung auf den Politikwissenschaftler Dolf Sternberger berufen hat, der zusammen mit Jürgen Habermas den Begriff Verfassungspatriotismus geprägt hat. Das zeigt meines Erachtens, wohin er die Debatte zu führen gedenkt. Schauen wir mal, ob er das im Sinne einer „neoliberalen“ Umdeutung dieses Begriffs versucht. Jedenfalls stehen weitere Debatten ins Haus. Und gerade das, lieber Wolfgang – dass debattiert werden kann und darf -, ist ein Zeichen dafür, dass es „den Mainstream“ so überhaupt nicht gibt.
Zum Thema Mainstream
http://www.zeitungen.de/
Es gibt 1018 Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland, Radio und Fernsehen und unabsehbar viele Beiträge im Internet.
Wieviel davon müsste man kennen, lesen und analysiert haben, um einen „Mainstream“ zu konstatieren?
Da braucht man sicher nicht nachzudenken, „Mainstream“ ist ein polemischer Begriff (nein Bronski, ich greife wirklich niemanden an), der benutzt wird, um die eigene Ansicht als besonders kreativ, durchdacht oder bemerkenswert darzustellen und, im Gegenschluss, alle Teile des Mainstream als angepasst, tatenlos, und willfährig zu bezeichnen.
Was ist aber besonderes an denen, die „gegen den Strom schwimmen“? Nun, zunächst einmal stören sie den Fluss, und nicht ihr blosses Gegenanschwimmen ist was besonderes, sondern allenfalls der Grund, aus dem sie es tun. Vielleicht haben sie den besseren Plan, die bessere Idee oder wollen bloss zurück an einen besseren Ort? Da müssten sie schon begreiflich machen, was denn besser sei und müssten auch begreiflich machen, wieso denn gerade ihr vereinzeltes Andersdenken so besser ist, als das Denken der Mainstreamer. Sind diese nur eine ungeheure Masse an Nichtdenkenden, oder eine Masse von Mitdenkenden oder gar eine Masse von Schlechtdenkenden?
Wenn man die Wahlergebnisse anschaut, dann sind doch 94 % der Stimmen auf ernstzunehmende und demokratische Parteien gefallen, die sich der Verfassung verpflichtet haben und im System „mitschwimmen“. Sind die restlichen 6 % Prozent die ernsthaften aufgewachten und aufgeklärten Bürger, die dem Mainstream den Irrweg verdeutlichen?
Es fiele schwer, tatsächlich einen Mainstream nachzuweisen, noch schwerer wohl, jemandem nachzuweisen, daß er dessen Teil ist und am allerschwersten ist es wohl, nachzuweisen, daß der Mainstream was Schlechtes sei.
Anosnsten hinkt der Vergleich sowieso:
Der Mainstream ist nämlich Wasser, die gegen den Strom schwimmen, Fische.
Zunächst zu # 14, Standort: Nicht alles, was gegen den Strom schwimmt, muß ein Fisch sein. Ja, Babywindeln, Plastiktüten und dergleichen ist des eigenen Schwimmens nicht fähig – da bleibt nur das treibenlassen. Aber wie wäre es z.B. mit einem Biber oder einem Otter? (Sorry für die Metapher).
Und danke für das „Danke“, Bronski. Ich kann Dir auch wiederum nur teilweise Recht geben, weil ich immer den Standort und den Standort des Betrachters, was an vergangener Politik gut oder schlecht war, im Auge behalte. Und natürlich nicht zu vergessen die ganzen Interessen, nicht nur von Lobbyisten, drumherum. So legt natürlich jeder sein Gewicht und seine Prioritäten auf andere Ziele und Ergebnisse, und in einer pluralistischen Gesellschaft ist dies, wertneutral betrachtet, auch in Ordnung.
Ich sehe nur Unterschiede, wenn es um d a s gesellschaftliche Gleichgewicht geht, und da scheint mir doch einiges aus den Fugen geraten zu sein. Und eingetragene Lebenspartnerschaften mit der privaten Altersvorsorge zu vergleichen, hieße dann wirklich, aus einem Apfel eine Birne zu machen. Warum sich Deutschland, und auch hier scheinst Du meine Zweifel zu teilen, aus dem Irak-Krieg mit einer direkten Beteiligung herausgehalten hat (aber nicht mit der ganzen logistischen Unterstützung), dann jedoch beim Afghanistan-Krieg voll eingestiegen ist, verstehe ich heute noch nicht. Schlechtes Gewissen gegenüber den USA? Überzeugt davon, daß, frei nach Alt-BP Köhler, hier ein Wirtschaftskrieg geführt wird und keine „Freiheit am Hindukusch verteidigt“ wird, außer der der Drogenbarone und derer, die die Bodenschätze des Landes für ’n Appel und ’n Ei sich unter den Nagel reißen wollten.
Dies ganze hehre Gelabere von Freiheit und Demokratie in dritter Welt und Schwellenländern geht mir doch ziemlich auf den Senkel, weil, wenn Mensch den Vorhang hinter den Worthülsen wegzieht, ganz andere Interessen zum Vorschein kommen. Zu Sarrazin hatte ich Dir ja eine Mail mit einem interessanten Hinweis zu einer heimlichen Verlobung geschickt. Mich erinnert daß ein den Spruch meines OV-Vorsitzenden 1972 gleich nach meinem SPD-Eintritt wg. Willy: „Du wirst merken, daß es auch bei uns viele faule Radieschen gibt – außen rot und innen braun.“
Zum Mainstream nochmals: Das ist für mich auch die Weigerung, oder, schlimmer noch, Unfähigkeit, über Zusammenhänge, und das „Qui bonum“ nachzudenken.
Wir kommen jetzt ein bisschen vom Thema dieses Threads ab, nicht wahr? Na, macht nichts.
Standort, Du findest, dass „Mainstream“ ein polemischer Begriff ist, aber das gilt doch nur dann, wenn man in den sauren Otter beißt und für sich selbst – vermutlich eher unbewusst – hinnimmt, dass man von anderen in diesen „Mainstream“ einsortiert wird. Will sagen: Um das als polemisch einzustufen, muss man bei diesem Spiel mitspielen. Dabei gibt es Mainstream-Positionen, die sich auch behaupten lassen. Zum Beispiel was Gauck betrifft: Die Zuneigung der Deutschen zu ihm ließe sich ja möglicherweise auch einfach so begründen, dass die Leute nach Köhler und Wulff die Nase voll haben von Divenhaftigkeit und Falschspielerei und endlich wieder einen haben wollen, der zumindest mal eine Amtszeit durchhält, also einfach ein bisschen mehr Stabilität verspricht. Ein sehr simples „Argument“, das vermutlich aus einem unreflektierten Bauchgefühl entsteht – aber hätte sowas nicht auch seine Berechtigung? Ich hätte Verständnis für eine solche Sehnsucht, würde aber wohl als nächstes einwenden, dass es sich um eine Stellvertreterdebatte handelt: ein Präsident zum Wohlfühlen in Zeiten, in denen man sich nicht mehr wohlfühlen kann – aber warum kann man sich nicht mehr wühlfühlen, und warum brauchen die Deutschen offenbar einen „Präsidenten der Herzen“? Vielleicht um damit klarzukommen, dass ihr Leben schwieriger geworden ist? Ein Bundespräsident als Opium fürs Volk?
Genauso, Wolfgang, lässt sich die Notwendigkeit der Agenda 2010, die Schröder damals immer und immer wieder behauptet hat, argumentativ behaupten. Dann wäre man mitten im neoliberalen „Mainstream“, nicht wahr? Aber es scheint tatsächlich so zu sein, dass Deutschland heute der „starke Mann“ Europas ist, weil die Lohnstückkosten, die Personalkosten, die Sozialabgaben, die Steuern undsoweiterundsofort niedrig sind. Das gibt Merkel die Macht, ihre Austeritätspolitik ganz Europa aufzudrücken, und verschafft Deutschland innerhalb der EU plötzlich enormes Gewicht. Zugespitzt könnte man sagen: Schröder hat die Globalisierung zuende gedacht, und zwar so richtig – übrigens auch für sich selbst -, und Merkel erntet jetzt die Früchte. Heutzutage kehren immer mehr Unternehmen aus Fernost nach Europa und Deutschland zurück und fertigen wieder hier, selbst einfache Geräte; dazu war gerade erst was in der FR (Link folgt). So weit der „Mainstream“.
Von einem Standpunkt, der – na, sagen wir mal: mittelfristige volkswirtschaftliche Entwicklungen beobachtet, ließe sich Schröders Agenda-Politik also möglicherweise durch und durch gutheißen, wenn man dabei davon ausgeht, dass Hartz IV tatsächlich ein würdiges Existenzminimum bietet und die Arges nicht schikanierend arbeiten. Tatsächlich sind die Hartz-Gesetze, die Deutschland zurzeit so gut dastehen lassen, aber schlecht gemachte Gesetze, wovon allein schon die Klageflut einen Heavy-Metal-Track donnert, und langfristig wird uns diese Gesetzgebung noch viele Probleme bereiten, weil sie ein Prekariat generiert hat, weil sie Altersarmut erzeugt und bildungsferne Schichten trotz verschiedener Bemühungen in Bildungsferne hält. Das ist der andere Standpunkt, der im sozial engagierten Lager ebenfalls „Mainstream“ ist.
Mainstream, überall Mainstream. Es gibt keinen Mainstream.
zu @ Bronski
Ich habe ein halbes Leben dazu gebraucht um zu akzeptieren das es wohl nichts subjektiveres als Wahrheit gibt.
@bronski
…hinnimmt, dass man von anderen in diesen “Mainstream” einsortiert wird. Will sagen: Um das als polemisch einzustufen, muss man bei diesem Spiel mitspielen“
Wo man mich einsortiert, ist relativ egal, das ärgert zwar, kann mir aber letztlich wurscht sein.
Ich glaube, man muß der Methode widersprechen, die Mitte und die Mehrheit der Bevölkerung ständig als dumpfe Masse darzustellen, die nur auf bunte Bilder reagiert und im Falles des Falles ständig in Gefahr ist, als aufhetzter Mob den Demagogen nachzulaufen.
Ich denke, daß auch Abraham diesen Aspekt angesprochen hat.
(sorry, kurze Unterbrechung, später mehr)
Bei der Freischaltung von Kommentaren wird es heute abend zu Verzögerungen kommen, da ich ausnahmsweise beschlossen habe, mal ins Kino zu gehen. Vermutlich bin ich erst gegen Mitternacht wieder am Rechner. Aber das soll bitte niemanden davon abhalten, hier zwischendurch Kommentare zu schreiben.
#18 Fortsetzung
Ich beobachte einen ständigen Kampf von Randgruppen( Rechts,Links, Mächtige und Ohnmächtige) um die Deutungshoheit bestimmter politischer Ansichten oder Einschätzungen, bis hin zu einer massiven Kampagnenführung, z.B bezüglich Köhler, Wulff und jetzt Gauck.
Dabei finden mehrere Dinge statt, die ich kritisiere:
Es werden demokratische Grundlagen der Auseinandersetzung verlassen, zu denen eigentlich jeder verpflichtet ist, der sich in diesem Staat politisch beteiligen will. Die Tatsache oder Vermutung, daß andere bereits vorher diese Grundlagen verlassen haben, wird dabei zur Rechtfertigung des eigenen Tuns genommen.
Wenn nun jemand die Verhaltensweisen einfordert, die in der Demokratie erwartet werden dürfen, wird er von den Randgruppen im Interesse ihrer eigenen Bedeutsamkeit zu einem Teil einer indifferenten Masse definiert, die nicht in Lage ist, über das eigene Schicksal nachzudenken und zu entscheiden. Danach definieren sich die Randgruppen dann selbst als Wissende, die notfalls sogar mit Widerstand oder Gewalt die Lenkung des Staates übernehmen müssen, natürlich im Interesse der indifferenten Massen.
Da nun aber offensichtlich die Mittel zur Lenkung des Staates nicht zur Verfügung stehen, werden andere Mittel angewandt, zum Beispiel die Mittel der öffentlichen Meinung, der massenhaften Meinungsäusserung und der Kampagnen. Sie werden dadurch (scheinbar) zu Mitteln des Widerstands, sind aber tatsächlich Mittel der Willkür.
Diese werden unterschiedlich gerechtfertigt, meist als „Pflicht zum Widerstand“ aus randständigen Gründen, oder als Verteidigung von angeblich unterdrückten Minderheiten, notfalls auch als blosses Gefährdungsszenario (Niedergang der… etc).
Man erzwingt dabei nicht etwa das Gute, sondern provoziert den Widerstand der Friedlichen gegen den ungerechtfertigten Angriff und letztlich die Aggression der Friedlichen gegen die jeweils aktuell kolportierte Bedrohung.
Ich behaupte, daß dies bewußt geschieht und für die eigenen politischen Ziele eingesetzt wird.
Wenn dann aber das selbstkonstruierte Biest ausser Kontrolle gerät, sind die mutigen Randgruppen die ersten, die von nichts wußten.
Und wirklich, sie wußten von nichts: Weil die „indifferente Masse“ nämlich schon auf vielen Versammlungen war, mit vielen gesprochen hat, wählen ging und Briefe schrieb, im FR-Blog kommentierte etc etc. und schon lange gegen den Strom schwamm. Mal gegen diesen, mal gegen jenen…:-)
@ Standort
Ihre Beschwerde über diese „Kampagnen“ ehrt Sie, aber im Grunde ist das doch ein alter Hut. Seit es Demokratie gibt, gibt es Versuche, das Wahlvolk von Ansichten zu überzeugen, die es von allein nicht hätte. Wahlkämpfe, Anzeigenkampagnen, Imagekampagnen – das sind alles Sachen, mit denen versucht wird, Menschen (Wähler) auf die eigene Seite zu ziehen. Damit umzugehen ist jedem mündigen Bürger allein überlassen. Am besten schützt davor, sich aus seriösen, unabhängigen Quellen zu informieren, also z.B. durch bestimmte Medien. Das wird in Zukunft allerdings nicht leichter werden, denn ob es in zehn Jahren z.B. noch Tageszeitungen geben wird?
Zur Kampagne gegen Gauck: Wer da vorzeitig die Person und den Charakter Gaucks dingfest gemacht haben will, weil er ein paar Zitate tendenziell deutet, der muss sich vielleicht irgendwann den Vorwurf gefallen lassen, dass er eine Kampagne gefahren hat – ja, da haben Sie recht. Wenn sich nämlich herausstellt, dass Gauck nicht nur für die „neoliberale“ Form von Freiheit eintritt, die viele ihm unterstellt haben, sondern dass er Bedingungen definiert, die Freiheit erst erlebbar machen, dann haben sich solche Stimmungsmacher zu früh festgelegt. Sie müssen dann mit dem Vorwurf leben, unseriös zu sein. Sowas fällt auf die zurück. Der mündige Bürger kann das erkennen, behaupte ich.
zu @ Bronski
Ich würde den im Beitrag 16 angekündigten Link bestimmt lesen wenn er eingestellt ist. Der Beitrag ist wohl in der FR an mir vorbei gegangen. Ich danke schon mal im vorraus
Ich weiß, lieber Bronski, daß das eigentliche Thema dieses Blogs ein anderes ist, aber ich lasse trotzdem nicht locker beim Thema „Mainstream“. Mainstream = Hauptstrom!? Nehmen wir den Rhein, da fließen etliche Flüsse rein, wie Neckar, Main (incl. Kinzig & Nidda), Lahn, Mosel und andere. Sind diese Nebenströme jetzt keine Hauptströme, nur weil sie unter Eigennamen fließen, letztendlich aber doch im Rhein münden?
Vielleicht sitze ich mit meiner Ansicht ja:
a) im Elfenbeinturm
b) im Glashaus
c) auf dem hohen Roß oder
d) zwischen den Stühlen?
Der Standort, wo wir verortet werden, dürfte auch von der politischen Einstellung abhängen. Also wie ich es sehe, je mehr rechts, desto „weniger“ Mainstream (in der Behauptung), weil ja alles paletti ist. Wenn man zum Mainstream gehört, will man das natürlich nicht so stehen lassen, so wie den roten Schlips zum Anzug, weil man sich ja abheben will. Man gehört dazu, wehrt sich aber gegen das Etikett einer Zugehörigkeit.
Nehmen wir die Medien. Plasberg, Maischberger, Will, Beckmann, Illner – Vielfalt oder Einfalt. Angeblich kein Mainstream, weil ja immer wieder auch irgendwelche Querdenker und Querköpfe eingeladen werden. Prima, nur hat es mehr als Geschmäckle, wenn diese Querdenker dann weniger Redezeit erhalten, öfters unterbrochen werden, mehr wegen eigenem Unterbrechens gerügt werden und dann den Platzhirschen einfach mehr Zeit auch für die verquasesten Argumente eingeräumt wird. Ausgewogen, alles ausgewogen, oder?
Schauen wir auf unsere Regionalzeitungen, wie da wären Frankfurter Neue Presse, mit allen regionalen Ablegern, wie Taunus-Zeitung, NNP etc. Dann die FAZ bzw. FAS, die immerhin zumindest im Feuilleton z.T. die FR manchmal links überholt, und dann das linksliberale Aushängeschild FR, welches unter Ausgewogenheit anscheinend in den letzten Jahren (Storz war weg) verstand, auf SPD-Linke wie Ypsilanti einzudreschen und dies dann mit guter Recherche zum Steuerfahnder-Skandal wettzumachen.
Wie sieht es bundesweit aus? Da gibt es BILD, SPIEGEL, Focus, versus TAZ & Freitag. Die Auflagen sprechen für sich. Wer füllt größere Hallen, Mario Barth oder Georg Schramm? Wer ist der bessere Hofnarr? Wie ist es mit den Sendungen, den Sendezeiten und der Sendedauer bei den öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten? Ja, es gibt gute Politmagazine, aber die Gesamtsendezeit wird locker überboten, wenn abends dann Silbereisen oder Hinterseer dran sind. Und kritische Dokus werden dann im Nachtprogramm versteckt, wenn der Normalbürger an der Matratze horcht. Die „Vielfalt“ versteckt sich dann hinter den Spartenkanälen, wie 3Sat, ARTE und PHOENIX. Was ist aus dem ehemals so kritischen HR geworden?
Vielleicht doch nur „panem et circensis“, eben Schaukämpfe für die Plebejer, wo das Volk und letztendlich der Cäsar dann die Entscheidung hat, wenn die „morituri te salutant“ grüßen?
Meine Frau hat mich ausgeschimpft. Sie meinte, ich solle den Menschen es nicht ankreiden, wenn sie dem Mainstream hinterher rennen. Ich könne schließlich nicht von allen verlangen, sich zu informieren, zu debattieren, sich Argumente und Infos zu verschaffen, und sich dann, interessiert eine Meinung zu bilden oder sich sogar zu engagieren. Ja, sie hat Recht. Nur – den Rhein gibt es, egal ob er Hoch- oder Niedrigwasser führt. Und er fließt, vereinigt mit der Maas, in die Nordsee.
Übrigens hat unser neuer BP in seiner Antrittsrede das Thema Gerechtigkeit beim Begriff „Chancengleichheit“ angeschnitten. Finde ich wirklich gut. Wäre vielleicht ein FR-Blog-Thema, die Gerechtigkeit, gerne auch in Verbindung mit dem Freiheitsbegriff.
@ hans
Entschuldigung, ich habe vergessen, den Link einzustellen. In der FR erschien der Text von Jakob Schlandt unter der Überschrift „Einmal China und zurück“ am 17. März auf Seite 12. Online erschien er unter „China ade – Firmen kehren nach Deutschland zurück“
@ Wolfgang
Ich kenne Deine Ansichten zu „panem et circensis“ ja schon. Du findest es unerträglich, dass es Menschen gibt – viele Menschen -, die nicht am politischen Leben teilhaben, sondern sich lieber zerstreuen wollen. Deren Leben muss dann wohl hart sein, dass sie der Ablenkung davon bedürfen. Ich weiß nicht, ob man ihnen das vorwerfen kann. Ich selbst setze mich abends auch gern vor den Fernseher und schaue mir einen Film an und will dann an nichts anderes denken.
Danke an dieser Stelle für Deine Mail. Sie sackt noch, ich werde Dir bald antworten. Und ein neuer Gauck-Thread kommt bestimmt.
Da werfe ich mal ein provokantes Stückchen Brot ein:
Wenn das politische Leben funktionierte, bräuchte ich gar nicht dran teilhaben.
Haben die Politiker nicht versprochen, mich zu vertreten?
Ich gebe ihnen ja „panem“ zur Genüge, „circensis“ geht auch ohne sie.
zu @ Bronski
Danke für die Info. Zum letzten Satz“ Und ein neuer Gauk-Thread kommt bestimmt“ Soll das eine Drohung sein? Die früheren Bundespräsidenten hat man auch nicht ohne Pause diskutiert. Hoffentlich ist der Mann mal eine zeitlang still. Aber ich glaube den Gefallen wird er mir nicht tun und es werden wieder über jedes Komma Streitgespräche geführt. Man geht es Deutschland gut.Na ja jeder wie er will. Der letzte Satz gilt auch für das was Wolfgang Fladung geschrieben hat. Obwohl er recht hat.
@ hans
„Soll das eine Drohung sein?“
Na ja, aber meinen Sie nicht, dass das Thema hier, wo so viel darüber gestritten worden ist, ob Gauck nun der richtige Präsident ist oder nicht, und welche Grundeinstellungen er hat – dass wir dieses Thema dann hier auch gewissermaßen „abschließen“ sollten, um mal zu schauen, ob die Kritik zutrifft oder nicht? Jetzt, nachdem er seine erste richtige Rede gehalten hat?
zu @ Bronski
Ich habe die Diskussion schon nicht verstanden. Die waren umfangreicher als bei der letzten Bundestagswahl, wenn ich mich recht erinnere. Damit hat man weder die Bedeutung des Amtes noch der Person Rechnung getragen. Das ist aber meine persöhnliche Meinung. Wenn sich einige finden die darüber so gründlich und kontrovers Diskutieren wollen dann sollen sie es tun. Ich bin der Meinung das es derzeit eigentlich intressantere Themen genug geben könnte die eine Disskussion wert sind. Die Gauck Diskussion lenkt davon nur ab.
@ Bronski: „unerträglich“ wäre nicht der korrekte Begriff, um die Einstellung vieler zu bezeichnen. So naiv bin ich wieder nicht, um hier nicht zu differenzieren. Manche interessieren sich halt, andere nicht – aus unterschiedlichsten Gründen. Für mich wird es nur dann spannend, wenn mitdiskutiert wird, ohne eine Ahnung zu haben, nachgeplappert, was andere vorgedacht haben, und vor allem geschimpft wird, ohne die eigene Bereitschaft zur, mehr oder weniger aktiven, Einmischung.
Mein Arena-Beispiel war als Metapher gedacht, wie wir uns „zu Tode amüsieren“, wie wir gerne Ursache und Wirkung verwechseln, wie wir uns als freie Individualisten sehen, und die Fäden, an den wir, Marionetten gleich, baumeln und gezogen werden, nicht wahrhaben wollen. Da gab es doch mal MItte der 60er eine Dylan-Nummer: „Only a pawn in the/their game.“?
Und das gibt für mich wieder die Überleitung zum „Mainstream“. Wir fühlen uns auf der Nidda oder dem Main unabhängig, weil es ja nicht der Hauptstrom ist, und übersehen dabei, oder wollen es nicht wahr haben, das wir unweigerlich irgendwann im Rhein landen. Aber ich möchte mich nicht auf das hohe Roß setzen, weil das Runterfallen dann entsprechend schmerzhaft ist. Die Grenzen sind natürlich fließend, und die Existenz sichernden Abhängigkeiten mannigfaltig und nicht immer transparent.
So eine „Flussdiskussion“ wäre gar nicht so abwegig.
Als Hauptstrom kann nur der gelten, der in’s Meer mündet, alle anderen sind Neben- und Zuflüsse. Zur Quelle hin kann nur der als Hauptstrom gelten, der den längsten Verlauf ohne Zuflüsse hat und in der größten Höhe, also mit dem geringsten Einzugsgebiet entspringt.
Ob diese Quelle allerdings reinstes Wasser, giftig oder lebensfördernd ist, das kann man nur entscheiden, wenn man die Inhaltstoffe kennt.
Nebenflüsse haben ihre eigenen Quellen, die ebenfalls analysiert werden müssen und was in der Mischung d’raus wird, das ist das Interessante an der Diskussion.
An dem Bild kann man sich doch schön entlangbewegen, von der Quelle bis zur Mündung…
# 30, Standort: Herzlichen Dank, ich hatte schon befürchtet, zu bildhaft abgehoben zu sein.
Lieber Bronski, Hinwerfen gilt nicht. Es ist ihr „Kind“, es ist ein Schild am Rundschauhaus. Auch wenn ich mich nicht mehr aktiv an irgendwelchen Diskussionsrunden beteilige – egal wo -, so lese ich hin und wieder doch die Meinungsbilder – manchmal mit einem weinenden Auge, auch im Rundschauhaus.
Falls es Sie tröstert, der Herr Lammert ist auch leicht über den Verlust der Netiquette im iNet erschüttert, obwohl er keinen Blog leiten muß, kein Herz-Blut und viel Arbeit in selbigen gesteckt hat.
Ich habe ihnen vor vielen Monden gesagt, das war in Sachsenhausen im Haus Babylon (Türmchen), greifen Sie durch. Ein Stinker (Handkäs‘ ohne Musik) macht ihnen alles kaputt, vergrault die netten Mitdiskutierenden und nimmt ihnen den Spaß an dem Blog, der Arbeit.
Es ist nicht leicht Herr Bronski, aber ich wünsche ihnen nette Blogger und ein goldiges Händchen beim selektieren. Nur Mut.
Liebe Grüße rü
Das ist die rechte Weise zu moderieren. Da meldet sich ein „netter Mitdiskutierender“ zu Wort, der vor Zeiten hier mehr oder weniger unbehelligt antisemitische Äußerungen sich erlauben durfte und bezeichnet unbehelligt einen Mitdiskutierenden als „Stinker“. Geht’s noch? Ich erinnere daran, dass einer unserer ganz großen Konflikte daraus resultierte, dass ich und andere nette Mitdiskutierende uns vehement gegen dessen antisemitische Äußerungen gewandt und von Ihnen Konsequenzen gefordert haben.
Ich gehe jede Wette darauf ein, dass mein Beitrag, der statt Beleidigungen nichts als Fakten und Argumente enthält, nicht veröffentlicht wird.
Wie ich sehe, sind hier die fraglichen Threads einfach aus dem Archiv gelöscht worden. Wo hier groß von Respekt getönt wird: Halten Sie es für respektvoll, Herr Bronski, dass die FR hier freien Autoren erst eine Plattform für ihre Beiträge bereitstellt, die nicht unbedingt von minderer Qualität sind als Ihre, und die dann ohne Absprache einfach vernichtet werden? Entweder Archiv oder Nicht-Archiv. Solchen Umgang mit Archiven pflegt nicht einmal der Vatikan, wovon man das allenfalls kennt, davon will ich hier lieber schweigen.Hier sollte wohl nicht rekonstruierbar sein, welchen Eiertanz Sie nötig hatten, um angeblich hier komplementär stattfindende Beleidigungsschleifen behaupten zu können. Anna, Abraham und ich waren mehrfach hier ausgestiegen, wärend die lustig weitergingen, und zwar während Ihrer Anwesenheit.
Aber es gilt wohl ohnehin: bei Angriffen und Unterstellungen auf keinen Fall sich aufaktuell sichtbare und nachvollziehbare Äußerungen beziehen, sondern sein Urteil möglichst pauschal und universell abgeben. Der Herr Bronski macht es vor:
„Er hat seine spezielle Art zu verletzen, das weiß ich sehr gut.“
Aber natürlich wissen Sie sehr gut, wie man auf ganz spezielle Art jemanden verletzen kann, werter Herr Bronski, denn in dieser Hinsicht sitzen Sie im Glashaus und stehen mir gewiss in nichts nach.
Der einzige, der hier je real weggemobbt wurde, das ist der Heinrich. In einer beispiellosen Aktion wurde er erst gesperrt, so dass er sich nicht wehren konnte, und dann wurde in einem extra Blog ad personam das Halali auf ihn geblasen, und das kam gut an bei einem Mob von netten Mitdiskutierenden, der endlich seiner Wut über seine gefühlte intellektuelle Unterlegenheit freien Lauf lassen konnte. Das ist doch noch in deinem Archiv, Bronski, warum stellst du das hier nicht nochmal ein, damit das Kommunikationsgerede nicht so theoretisch ist, sondern man ganz praktisch sehen kann, wie man’s richtig macht?
Das Stück durfte dann hier erneut aufgeführt werden, da konnte dann in einer neuerlichen Causa Heinrich z.B. Herr Engelmann, der ganz offenkundig eine alte Rechnung mit mir offen hat, sich unvermittelt mit einer grotesk einseitigen und verzerrenden Invektive tunlichst in dieselbe Kerbe hauen und sein Mütchen kühlen.
Oder der Fall Sulaika alias marie aus dem Gäfgen-Blog. Wolltest du das seinerzeit nicht wieder einstellen? Aber bitte ungekürzt, damit man sieht, mit wes Geistes Kind wir es wirklich zu tun haben. Später hast du es als schweren Fehler eingeräumt, nicht konsequent gegen ihre Beleidigungen meiner Person vorgegangen zu sein, wovon der Gipfelpunkt die verstiegene Unterstellung war, meine Sympathien gälten bei Kindermord den Tätern statt den Opfern. (Deine eigene Beleidigung, über die ich mich heftig beschwert hatte, hast du dabei tunlichst noch unterschlagen.)
Die Verhöhnung der Opfer: ein hier wiederholter Vorwurf an mich. Dass du diese nette Mitdiskutierende nun inkognito und ohne Vorwarnungen wieder auf mich und die Gemeinde losgelassen hast, ist vor diesem Hintergrund nur schwer nachvollziehbar. Bronski: nur etwas ambivalent und von wankelmütigem Naturell? Die jeweiligen Motive seiner Spontanaktionen und Meinungen sind nur schwer durchschaubar. sofern sie übewrhaupt bei ihm liegen und er nicht in Wirklichkeit einen engen Spielraum hat, je nach Opportunitäts-Vorgaben.
2.
In der Tat gibt es unterschiedliche Grade und Formen von Beleidigungen, Herr Bronski, die sind dann, wenn sie als subtile Zitatfälschungen mit erhobenem moralischen Zeigefinger daherkommen, ggf. nicht so leicht zu erkennen und also zu moderieren. Engelmann hält sich da z.B. für berechtigt, meine Entschuldigung als „eine Entschuldigung (im Konjunktiv, also nicht real!)“ zu charakterisieren.
(…)
Was Engelmann ebenfalls übersieht oder unterschlägt, ist der klare Tatbestand, dass keineswegs allgemein „höchst problematische Auseinandersetzungen in diesen Thread herübergeschleppt werden“, sondern dass ich in #21 an Abrahams sachlichem Klärungsversuch anknüpfe, dabei aber die Ursache dafür mit „herüberschleppe“, dass er resigniert, nämlich die „höchst problematische“ Antwort, die Sulaika „in persönlich verletzender Weise“ auf Abrahams Beitrag gibt.
Die Beiträge 21-45 hält Engelmann „auch für themenfremd“, was er Bronski und Sulaika nachbetet.
Tatsächlich wurde im vorangegangenen Thread in nahezu 200 Kommentaren von vornherein „themenfremd“ über Gauck statt über Wulff räsoniert, in nicht geringem Maße von Sulaika, was aber dort kaum jemanden weiter bekümmerte. In dem Thread, in den er angeblich themenfremd „herübergeschleppt“ wurde, ging es aber explizit um Gauck, und zwar, in Hebels Kommentar, auch und gerade um Irritationen, die in Netzdiskussionen um seine Äußerungen aufgetreten waren. Und eine solche Irritation war die um sein Holocaust-Zitat. Daran hatte ich bruchlos angeknüpft. Im folgenden Thread ging es dann faktisch wieder um Gauck, obwohl das reguläre Thema eigentlich Klarsfeld war, aber wen kümmert sowas hier?
(…): Passage gelöscht, Anm. Bronski
@ rü
Vielen Dank. Und schön, mal wieder von Ihnen zu lesen. Vielleicht ja gelegentlich wieder? Inzwischen habe ich, was die Netiquette hier im FR-Blog betrifft, ja einiges erreicht.
@ Heinrich
Zuerst zu Ihren sachbezogenen Fragen: Die Threads sind nicht gelöscht worden, sondern ich habe sie vorläufig als Entwürfe zurückgesetzt. Es ist alles noch da und wird auch wieder veröffentlicht, sobald ich die Threads durchgesehen und die schlimmsten Entgleisungen entfernt habe. Das werde ich hoffentlich bis morgen schaffen. Bin gerade dabei, und es ist viel Arbeit.
Des weiteren: Sie sprechen die alten Verwundungen noch einmal an. Na gut, wenn die Wunden anders nicht heilen können, dann sei dafür hier noch einmal der Platz. Und wenn Sie meinen, mir noch einmal alle meine Fehler aufzählen zu müssen – na gut, auch dafür sei hier noch einmal Platz. Ich bin gewiss nicht ohne Fehler.
Darüber hinaus möchte ich jedoch erreichen, dass hier im FR-Blog themenbezogen und freundlich in einer Atmosphäre des friedlichen Austauschs diskutiert werden kann. Es bedeutet sehr viel Arbeit für mich, das quasi rund um die Uhr gewährleisten zu wollen. Ich bitte daher auch um Ihr Entgegenkommen, mir nicht mehr Arbeit als unbedingt nötig zu machen. Ich weiß, dass Ihnen an diesem Austausch gelegen ist; das haben Sie durch viele interessante Kommentare im FR-Blog bewiesen. Ich hoffe daher auf Ihr Entgegenkommen. Helfen Sie mit, diese freundliche, sachliche Atmosphäre zu schaffen und zu bewahren.
@ all
Um zu veranschaulichen, wie diese Atmosphäre sich anfühlen soll, habe ich, was auch endlich mal wieder nötig war, den Einführungstext „Über Bronski“ erneuert, den Sie über die Navigationsleiste des FR-Blogs finden können (oder hier klicken). Dort beschreibe ich den Charakter des FR-Blogs und seiner Diskussionen. Der Text ist für das Regelwerk des Blogs relevant, weil Blogregel 5 sich auf den Charakter des Blogs bezieht. Ich würde mich daher freuen, wenn Sie das mal nachlesen würden.
@ Bronski: Danke, aber sie sehen ja, was dabei rumkommt. So einen großen Schuhschrank können sie sich gar nicht zulegen. Aber vielleicht paßt ins Schränkchen noch ein Schoppeopetzer für’n Feierabend. 😉
@ Heinrich
Ich weiß gar net, was Se wolle.(…)
Im übrigen ist der Stinker Orginalton Bernd Graff, von der Sueddeutschen. Das hat mit Ihnen oder wem anderes hier überhaupt nix zu tun und ist schon eine ganze Weile her, wo er das der Welt hinterließ. (…) Und was den Antisemitismus angeht, es ist ihre Welt. Ich kritisiere nach wie vor die israelische Regierung, wie viele israelische Bürger auch, verurteile die auf andere spuckenden strengläubigen Juden, die noch zu ganz anderen Dingen fähig sind. Und immer noch finde ich einen Stracheldraht um eine Synagoge(Gotteshaus) schrecklich.
Auch wenn ich damals ein wenig/viel mit dem Ombudsmann über das Ziel hinausgeschossen bin, gelb/rote-Karte mir eingehandelt habe, Bronski hat sich keineswegs dessen schuldig gemacht, was Sie ihm vorwerfen. Sie werfen ihm Dinge vor, die substanzlos sind – siehe Stinker (Originalton Bernd Graff)-, nur weil alles nicht in ihr Wertebild paßt: Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich.
(…)
@ all: Respektiert einander, denn wenn etwas weg ist, was man an sich mag, was einem eine Art politische Heimat gibt, hilft kein Jammern und Klagen hinterher.
(…): Passagen gelöscht, Anm. Bronski
Hallo Bronski. Zu Deiner Anmerkung „Danke an dieser Stelle für Deine Mail. Sie sackt noch, ich werde Dir bald antworten.“: Das eilt nicht so, ich hätte nur gerne gewußt, ob diese dann intern und wenn ja in welchem Blog oder extern, mit direkter Mail an mich, erfolgt.
Im Übrigen hatte ich mit meinem Beitrag # 29 nochmals eine Anmerkung zu Deinem Begriff „unterträglich“ gemacht. Vielleicht magst Du diesen Beitrag ja in Deine Antwort einbauen.
Ansonsten scheinen die jetzigen Blogger wieder zum Urthema zurückgekehrt zu sein. Die Beiträge kann ich allerdings inhaltlich noch so nachvollziehen, weil mir dazu bestimmte Hinweise bzw. Internas fehlen. Ist aber nicht weiter schlimm, weil Du meine Einstellung ja sowieso kennst.
Ich hätte noch einen weiteren Themenvorschlag nach dem Ausgang der Saarland-Wahlen: Wie weit werden die Piraten die politische Landschaft aufmischen und verändern? Piratenschiffe waren ja recht leicht und wendig, konnten also gut im Wind als auch gegen den Wind (Mainstream?) segeln. Allerdings muß nicht jeder Schwarm gleich intelligent sein. Aber das, was ich jetzt rund um die Wahl festgestellt habe, sind zwei hervorstechende Merkmale:
a) die Wählerschaft der Piraten wächst nach, die der etablierten Parteien schrumpft, auch aufgrund der natürlichen Prozesse. Selbst die Grünen gehören ja inzwischen mehrheitlich zur 50+ Generation. In allen Parteien sind die Mitglieder 50- weit in der Minderheit. Bei den Linken wird dann in den nächsten 10 Jahren in den alten Bundesländern vermehrt das Totenglöcklein läuten und sich die Partei dadurch wieder auf einen reinen Ostkern reduzieren.
b) Es wird gerne übersehen, wie Wählerinnen wählen. Hierin liegt wohl auch der Wahlerfolg von Frau Kramp-Karrenbauer und der Mißerfolg – im Mai – von Herrn Röttgen. Die SPD hat halt „die Kraft“, die CDU nicht, und da sind auch noch die gutgemeinten, aber schlecht gemachten Leihstimmen für die FDP, die dieser vielleicht über die 5%-Hürde hilft, aber nicht in die Regierung.
Sorry für diesen nochmaligen Ausflug in ein anderes Feld. Na ja, vielleicht machst Du ja einen Blog draus.
@ Wolfgang Fladung
Du kriegst die Antwort extern, per Mail an Dich allein.
Ich habe den Eindruck, dass ein offener Thread – dieser hier ist ja nicht thematisch gebunden – eine gewisse Anziehungskraft ausübt, und spiele gerade mit dem Gedanken, so was zur Institution im FR-Blog zu machen, also eine Art „Schnatterecke“ einzurichten, in der jede/-r Blog-User/-in frei schreiben kann. Im Prinzip ist eigentlich die Langsamkeit das Kennzeichen des FR-Blogs – siehe dazu auch „Über Bronski“ in der Navigationsleiste -, aber gerade die Saarwahl ist ein Beispiel dafür, dass es manchmal Themen gibt, die besprochen werden wollen, ohne zwei Tage lang darauf zu warten, bis ich das Thema per Leserbriefe aufmache. Es würde mich interessieren zu hören, was Sie, liebe Userinnen und User, von dieser Idee halten. Dabei bitte ich darum, den Arbeitstitel „Schnatterecke“ nicht abwertend aufzufassen – das war einfach das erste, was mir dazu einfiel. Schnattern: engl. chatten.
Im Falle der Saarlandwahl, dem Ergebnis, das was dann folgte und noch folgen wird, wäre ein flotterer Gang schon wert. Also bißchen Gas geben 😉
Ob nun Bronskis Beatclub der 1000 Blog nun ist der sich darüber ausläßt (Mainstream), ist nebensächlich. Es beschäftigt die Netzwelt und darüber hinaus. Davon abgesehen: Bronski war noch nie mit seinem FR-Blog Underground. Kommt darauf an, was man so unter Mainstream versteht.
So ne Quasselecke wäre bestimmt eine nette Auflockerung im FR-Blog, denn es ist ja auch anstrengend alles zu lesen, zu verarbeiten… will man antworten, will das auch anständig gemacht werden…
@bronski #38
So eine “ SCHNATTERIE “ wäre schon angebracht, damit man sich mal was um die Ohren hauen und einen virtuellen Kaffee ausgeben kann.
Aber bitte mit Öffnungszeiten und Ladenschluss. Unmoderiert von 7:00 bis 1:00, dann ab in den Orkus und Neustart am Morgen und, bei Bedarf, einfach
mittendrin „wegen Gesprächsrenovierung geschlossen“.
@ Standort
„… damit man sich mal was um die Ohren hauen … kann …“
Genau davon habe ich die Schnauze voll, und genau das wird hier nicht wieder passieren. Unmoderiert läuft hier nichts mehr. Es wundert mich, dass ausgerechnet Du so einen Vorschlag bringst, obwohl Du vom „um die Ohren hauen“ doch eigentlich gebrannt sein solltest …
@ Bronski
Ok., die Wette habe ich verloren, der Punkt geht an Sie. Danke für die Information, die „zurückgesetzten“ Threads betreffend. Ein entsprechender Hinweis wäre hilfreich gewesen.
Zu Ihrer Antwort:
1.
Nein, ich habe und hatte keine „Verletzungen“ und Verwundungen“. Nicht ich, sondern Sie haben solche hier pauschal als durch mich verursacht behauptet. Dagegen habe ich Konkretes und Nachvollziebares gesetzt. Das sollte sein: Wenn man jemanden kritisiert – soweit mein Beitrag zum kommunikativen Umgang -, sollte er die Möglichkeit haben, die Kritik konkret und aktuell zuzuordnen und sich ggf. dazu zu verhalten. Das ist bei Pauschalurteilen von der Art „kann verletzend sein“ kaum möglich.
„Themenbezogen und freundlich in einer Atmosphäre des friedlichen Austauschs“ diskutieren zu wollen, das ist ein löbliches Vorhaben, dem ich mich anschließen kann, wenn ich hier wieder in eine Sachdiskussion einsteigen sollte, was mi zuletzt gründlich verleidet worden ist. Meine Einschränkung allerdings wäre, dass mir das Produktive am Austausch wichtiger ist als das partout Friedliche. Zur produktiven Auseinandersetzung gehört aber eben auch nicht zuletzt der Streit.
2.
Was ich nicht verstehe: Herr Engelmann hatte sich Beleidigungen der besonderen Art erlaubt, statt dieser löschen Sie hier jetzt die sachdienliche Begründung meiner Kritik daran. Die sollte nicht mehr und nicht weniger als Redlichkeit im Umgang mit Texten reklamieren.
(…)
Nach den entsprechenden Erfahrungen bin ich im Gegensatz zu früher der Meinung, dass es um der Nachvollziehbarkeit des wirklich Gesagten willen besser wäre, das Löschen zu unterlassen, was eine diffuse „Öffentlichkeit“ sich dazu denkt hin oder her. „Das Wort sie sollen lassen stahn“, heißt es in einem Vers von Luther.
Aber wenn schon, haben Sie in rüs Kommentar noch etwas zu löschen versäumt. Abgesehen davon, dass ich mir nichts unter „Wertebild“ vorzustellen vermag, „Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich“ ist eine simple und boshafe Unterstellung. Dagegen muss ich mich hier nicht verteidigen.
Soviel ergänzend und abschließend zu diesem Komplex von meiner Seite.
(…): Passage gelöscht, Anm. Bronski
@ Heinrich
Sachdienliche Begründung Ihrer Kritik an Beleidigungen … Das hat was.
Schon gemerkt? Ich will hier einen Neuanfang versuchen. Deswegen haben diese alten Geschichten hier keinen Platz mehr, und ich hoffe, Sie sind nicht nachtragend. Das geht natürlich auch in Richtung Werner Engelmann und alle anderen, aber da habe ich eigentlich keine Bedenken. Trotzdem: Herr Engelmann, ich hoffe, Sie sind nicht nachtragend.
Heinrich, ich unterlasse das Löschen von Textpassagen dann, wenn ich den Eindruck habe, dass es um Austausch, Verständigung, Diskussion geht. Wenn ich den Eindruck habe, dass es es um Angriff, Ressentiment, Beleidigung und Rechthaberei geht, dann wird gelöscht. Ich habe dargelegt, dass ich die Blog-Regeln künftig enger auslegen werde, und davon sind Sie, Heinrich, genauso betroffen wie alle anderen. Sie werden mir daher gewiss nicht sagen, wie ich diesen Job zu machen habe. Um das noch einmal ganz klar zu sagen: Ich bin der Herr des FR-Blogs, und im Gegensatz zu früheren Zeiten werde ich diese Rolle jetzt ausführen. Sie haben hier das Gastrecht, d.h. Sie sind eingeladen, mit allen anderen am Tisch zu sitzen und sich zu unterhalten. Aber Sie haben nicht das Recht, das Gastrecht zu verletzen. Weder mir gegenüber noch den anderen gegenüber, die am Tisch sitzen. Und das gilt für alle anderen natürlich ebenfalls.
Und was rü’s Kommentar betrifft: Wenn Sie nicht verstehen, was er mit „Wertebild“ meint, dann fragen Sie ihn doch einfach, anstatt ihn mal schnell einzusortieren. Verständigung. Klare Frage, klare Antwort. Aber bitte immer freundlich. Rü ist ein engagierter linker Mensch.
Na also dann, Neustart.
Ich möchte mich Wolfgang Fladungs Vorschlag anschließen, einen Thread zu den Piraten zu eröffnen. Wenn im Saarland 25 % der Erstwähler und von den jungen Männern gar 29 % eine Partei gewählt haben, die, praktisch ohne Programm und nur mit dem Anspruch antritt, „anders“ sein zu wollen, dann ist das schon ein ziemliches Phänomen, dessen Hintergründe erörterungswürdig sind. Und wenn, wie in der FR vom 27.3. berichtet, die Aggressionen sich in erster Linie gegen die Grünen als angebliche „Verräter“ richten, dann darf man gespannt sein, wie deren Vertreter in den Landesparlamenten ihre Unschuld bewahren wollen, wenn sie sich erst einmal dem Praxistest stellen müssen. Wäre auch interessant zu erfahren, wie die Piraten selbst sich diesen vorstellen.
A propos „Transparenz“: Ist nicht an der russischen Variante, dem „Glasnost“ ein Gorbatschow total gescheitert, dem man nicht gerade vorwerfen kann, politisch ganz unbeleckt zu sein?
@ Werner Engelmann
Ich würde gern einen Thread zu den Piraten eröffnen, aber vielleicht wäre es besser, einen Blogtalk mit einem von ihnen zu machen, damit wir nicht über die Piraten reden, sondern mit ihnen.
Zu meinem Kommentar # 43 haben Sie sich leider nicht geäußert …
@ all
So, jetzt habe ich nach mehrtägiger Arbeit den Thread über die Aly-Kolumne zu Erika Steinbach wieder ins Netz gestellt. Es war der erste der Threads, die hier entgleist sind. Ich habe es mir nicht leicht gemacht, vor allem nicht bei der Abwägung, was nun eine Beleidigung ist und was als angriffslustiger Ton im Sinne einer lebendigen Debatte allen Beteiligten zuzumuten ist. Der Thread hat massive Löschungen erfahren, alle Diskussionsteilnehmer haben Federn lassen müssen. Doch nicht alle Löschungen gehen auf Regelverletzungen zurück. Ich habe Exkurse aus der Debatte entfernt, die da nicht hingehörten. Da sich spätere Kommentare teils auf diese Exkurse bezogen, wurden sie quasi unschuldig gelöscht. Ich bekenne meine Mit-Verantwortung daran, dass dieser Thread dermaßen aus dem Ruder gelaufen ist, und möchte dafür um Entschuldigung bitten. Zugleich möchte ich aber auch alle Beteiligten dazu aufrufen, im Sinne des Charakters des FR-Blogs mehr aufeinander einzugehen, anstatt im Gegenüber lediglich einen Gegner zu sehen.
Meine Konsequenzen aus dieser Geschichte sind bereits bekannt: Das FR-Blog wird nun moderiert, d.h. es kommt kein Kommentar durch, ohne vorher zumindest von mir angesehen zu werden. In mehreren Fällen wurde auch schon in Kommentare eingegriffen. Das ist ein unwürdiges Verfahren, das die Intelligenz der Blog-Userinnen und -User beleidigt, denn eigentlich – das dürfte zumindest der Anspruch an die eigene Person sein – sollte jede/-r, der/die hier mitredet, in der Lage sein, Diskussionspartnern, auch wenn sie konträr argumentieren, mit Respekt zu begegnen.
Ich möchte noch einmal dazu aufrufen, einander in einer Atmosphäre des gegenseitigen Respekts zu begegnen, darüber hinaus aber auch einen Neuanfang zu versuchen. Reset. Mittelfristig möchte ich erreichen, dass das FR-Blog wieder unmoderiert laufen kann, so wie es in den sechseinhalb Jahren, die es dieses Blog mittlerweile gibt, überwiegend Usus war. Das entspricht Ihrer Intelligenz, und die schließt Selbstkontrolle ein.
Die Geschichte eines Blogtalk mit den Piraten wäre toll. Das ist ja alles in den meißten Medien ein Mysterium. Vom Internet abgesehen, dort alles kostenlos… ist ja nicht viel auszumachenn. Aber kürzlich war im DLF die schwedische Piratenabgeordnete im Europaparlament zu Wort gekommen, die der Schublade „Internet“ widersprochen hat. Also muß da mehr sein. Und die anderen Parteien sind ja richtig hektisch geworden, was die Medienarbeit angeht. Noch ein Twitterkonto, noch eine facebookseite…
Bei der letzten Wahl war von den Piraten hier vor Ort gar nix zu sehen. Von der CDU habe ich Glückscent bekommen 😉 Aber ansonsten sieht man die ja auch net.. pssst 😀