Wir haben die dritte Welle der Corona-Pandemie hier bei uns in Deutschland noch nicht hinter uns, doch es wird nun massiv und überall über Lockerungen diskutiert: Zumindest für Genesene und Geimpfte sollen – wie so ähnlich für negativ Getestete – die Einschränkungen der Grundrechte, welche die verschiedenen Lockdowns mit sich gebracht haben, schnellstmöglich aufgehoben werden. Die FDP macht Druck, sie hat Verfassungsklage in Karlsruhe eingereicht. Sie hält die anhaltende Einschränkung der Grundrechte für unverhältnismäßig und sogar verfassungswidrig. Es wird sicher interessant zu erleben, wie die Richter:innen die Maßnahmen der „Bundesnotbremse“ einordnen. Was wiegt schwerer: das Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, dem die „Bundesnotbremse“ dienen will, oder Grundrechte wie die Versammlungsfreiheit? Ich halte die Sache nicht für so eindeutig, wie die FDP dies offenbar tut. Vermutlich wird sich das Gericht vor allem mit dem Begriff der Verhältnismäßigkeit befassen.
Bis dahin allerdings könnte die „Bundesnotbremse“ bereits ungenutzt im Maßnahmenkeller der Bundesregierung liegen, denn: Ja, die Zahlen der Neuinfektionen sinken derzeit täglich. Und ja, die Zahl der Geimpften steigt täglich. Es sieht so aus, als würde die „Bundesnotbremse“ wirken. Und ja, es ist nichts weiter als verständlich, dass die Menschen raus wollen, dass sie reisen wollen, und dass die Politiker:innen ihnen diese Wünsche nach so langer Zeit gern erfüllen wollen. Nicht vergessen: Es ist Wahlkampf! Die Politik kann keine schlechte Stimmung im Land gebrauchen!
Ich warne dennoch vor allzu großer Sorglosigkeit. Und zwar tue ich das, obwohl ich inzwischen meine erste Impung bekommen habe und in der Aussicht lebe, ab Ende Juni, zwei Wochen nach der zweiten Impfung, zu eben jenen „Genesimpften“ zu gehören, deren Freiheiten wieder hergestellt werden sollen. Ich würde also von den Maßnahmen profitieren. Doch mir ist unwohl bei dem Gedanken, dass wir dem Virus seine Spielwiese zurückgeben, denn:
- Das Virus ist immer noch da, und es wird auch nicht verschwinden
- Es besteht jederzeit die Gefahr der Entstehung neuer Mutationen, und diese Gefahr wächst, wenn wir dem Virus durch unsere erneuerte Kontaktfreudigkeit wieder verstärkte Verbreitung erlauben
- Es besteht außerdem die Gefahr, dass Varianten wie die indische B.1.617 sich auch bei uns stark verbreiten, insbesondere dann, wenn sich die Impfungen bei ihnen als weniger wirksam erweisen sollten
- Es besteht außerdem die Gefahr, dass sich gerade durch unser massives Impfen „Escape-Varianten“ des Virus entwickeln, denen es gelingt, den Impfschutz zu unterlaufen. Solche Varianten würden sich im Nu explosionsartig ausbreiten – wenn wir es ihnen erlauben. Wir schicken uns gerade an, sorglos zu werden.
Mir ist klar, dass diese Medaille eine zweite Seite hat. Zahlreiche Existenzen sind vom wirtschaftlichen Aus bedroht. Für viele Kinder und Jugendliche sind die Kontaktbeschränkungen eine echte Zumutung, die zu sozialen Verwerfungen und psychischen Erkrankungen führen können. Für viele Eltern und insbesondere für Alleinerziehende sind die umfangreichen Belastungen durch Homeoffice und Homeschooling kaum zu stemmen. Die Pandemie hat unser Land und die ganze Welt in eine extreme Situation gebracht. Dieser globale Stress hinterlässt schon jetzt überall seine Spuren. Vor diesem Hintergrund erscheint mir die Debatte über unsere Grundrechte fast wie eine Luxusdebatte, denn in Indien sterben derzeit täglich Tausende Menschen an Covid-19 – und darüber sollte man das Sterben in Brasilien, im Iran, in Russland und der Türkei ebenso wenig vergessen wie die Toten in unseren europäischen Nachbarländern und bei uns. Das Sterben wird auch bei uns noch weitergehen, während sich die ersten von uns bereits wieder ihrer Freiheiten erfreuen dürfen.
Da frage ich mich: Wäre es wirklich zu viel verlangt, wenn wir noch … nun, sagen wir mal: einen weiteren Monat warten würden mit den Öffnungen und Lockerungen? Bis Mitte Juni dürften sich die Trends in den Zahlen, deren Ansätze wir derzeit sehen können, verstetigt haben. Es könnte gelingen, das ganze Land bis dahin deutlich unter die Inzidenz von 100 zu bringen, viele Landkreise sogar unter die 35, wenn wir weitermachen. Jeder Tag, der so vergeht, wäre ein Tag, an dem die weitere Verbreitung des Virus so eingeschränkt wird, dass wir es anschließend viel besser im Griff haben. Bei allem Verständnis für die Sehnsucht nach Normalität und Freiheit – der Preis dafür könnten neue Infektionswellen mit neuen Varianten von Sars-CoV-2 sein. Dieses Virus ist zwar nicht die Pest – aber es ist eine Pest.
Es gibt nur ein einziges erfolgreiches Konzept
Ich verstehe nicht warum die Menschen nicht eins und eins zusammen zählen können. Eins: In den Niederlanden hatten wir vier Monate strikten Lockdown, Ergebnis die Inzidenz liegt immer noch über 300. Plus Eins: In Staaten wie Groß Britannien oder Israel, wo viel geimpft wurde, sank die Inzidenz stark. Und was ist das Resultat: Es gibt nur ein erfolgreiches Konzept, viel impfen.
Rolf Walze, Daxberg
Wir sollten uns Köln zum Beispiel nehmen
Langfristiges Ziel der Corona-Impfungen ist Normalität und Freiheit für a l l e. Eher kontraproduktiv, auch geradezu unsolidarisch gegenüber der jungen Generation, die noch nicht dran sein durfte, erscheint da die Forderung einer kleinen Minderheit von 7 % Geimpften nach ihnen zustehenden Rechten und Freiheiten.
Wie wir aber a l l e ab sofort deutlich schneller zum Ziel gelangen könnten, macht uns die Stadt Köln aktuell vor: Ohne Furcht vor Rechtspopulismus macht sie endlich öffentlich, wie sich nämlich eine Großzahl von Infektionen auch mit unseren lang erprobten AHAL-Regeln überhaupt nicht vermeiden lässt, wo die Nicht-Privilegierten schutzlos in beengten Wohnverhältnissen mit der Angst vor der Infektion ausharren müssen. Und Köln handelt: Geimpft wird endlich direkt vor Ort in eben diesen sozialen Brennpunkt-Siedlungen – zusammen mit Hausärzten, Sozialarbeitern, Dolmetschern. Und die Großzahl von Impfwilligen dankt es ihnen.
Wir alle werden davon profitieren in Schulen, am Arbeitsplatz, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, in Supermärkten etc. Wir alle sollten deshalb diesen Menschen dankbar begegnen und uns das Beispiel Köln für die Priorisierungsgruppe 3 überall zum Vorbild nehmen…
Sylvia Heger, Dortmund
Noch ein paar Monate, und alle sind geimpft
Natürlich, wenn hundertprozentig sicher ist, dass von Geimpften keine (!) Gefahr mehr ausgeht, warum sollte man diese Menschen einschränken? Aber! Wäre es nicht ein großer Akt der Solidarität und Menschlichkeit, wenn die Geimpften mit Reisen und Restaurantbesuchen etc. warten, bis alle Menschen geimpft werden konnten? Warum sollen die bestraft werden, die noch warten müssen? Wir sitzen alle im selben Boot. Ein paar Monate, und die Leute sind geimpft. Muss das wirklich sein, dass man die Zweiklassengesellschaft mit Gewalt herstellt? Kann man nicht einfach wieder Mensch sein? Das ist wirklich traurig, wie egoistisch viele Menschen heutzutage sind.
Hagen Winter, Nehren
Angebliche „Priorisierung“ erweist sich als schlechter Witz
Die „Prioritätsgruppen“ sollten wegen des großen Risikos einer schweren Erkrankung früher geimpft sein als Jüngere. Anmelden konnte sich die Prioritätsgruppe II ab Mitte Februar (mit über 50 vergeblichen Anrufversuchen), bekam aber wegen verschiedener Probleme wie Mangel an Impfstoff und anfängliche Nicht-Zulassung von AstraZeneca für über 60 Jährige („Dann impfen wir eben die Jüngeren“) wochenlang keinen Termin – bis April (die Angaben beziehen sich auf Hessen). Inzwischen wurde über gefährliche Impffolgen berichtet wie Hirnvenenthrombosen und Kapillarlecksyndrom. Daraufhin wurde entschieden, AstraZeneca nicht mehr an Junge, sondern an über 60 Jährige zu „verimpfen“. An die Prioritätsgruppen II und III wird – jedenfalls in Impfzentren – ausschließlich AstraZeneca (inzwischen umbenannt in „Vaxzevria“) „verimpft“, weil die Nebenwirkungen „überwiegend“ bei Jüngeren aufgetreten seien.
Das hat für die „Priorisierten“ zwei Folgen:
– Sie erhalten einen Impfstoff, der in Ländern wie Dänemark wegen der Risiken gar nicht mehr eingesetzt wird!
– Sie haben einen riesengroßen Abstand zwischen den Impfterminen – bei Astrazeneca ist der Abstand 3 Monate (im April die erste, im Juli die zweite Impfung). Für die Jüngeren, mit Biontech ist der Abstand dagegen 2-3 Wochen.
Die angebliche „Priorisierung“ erweist sich damit als schlechter Witz. Es wäre ja auch was ganz Neues gewesen, wenn in unserer Gesellschaft das Leben und die Gesundheit von Menschen zählen würde, die nicht mehr zum Profit beitragen.
Wäre es nicht Aufgabe eines Ethikrates, hier eine ethische Gegenposition zu vertreten?
Man sollte den Staat wirklich nie unterschätzen. Vielleicht bringen sie es doch fertig das Impfen wieder deutlich zu verlangsamen. Jetzt sollen die Hausärzte Astraceneca verimpfen. Wie sollen die das denn schnell hin bekommen? Sie bekommen viele Absagen. So wird das nicht funktionieren und man muss befürchten das die Ärzte einfach aufhören zu impfen. Dieser Impfstoff gehört über eigene für alle freigegebene Listen bei den Impfzentren verimpft. So wird es wahrscheinlich zu Verzögerungen kommen die sicher derzeit niemand braucht.
Es ist – wie eigentlich immer – wohltuend, Viktor Funks Gedankengang in Einander aushalten zu folgen. Ich finde, er konstatiert zu Recht: Es fehlt an Empathie. Aber es ist fatalerweise auch so: Menschliches Verhalten ist ja bedingt, und wir haben wahrlich schlechte Bedingungen für empathisches Verhalten.
Unser Wirtschaftsystem ist so konstruiert, dass es gilt, die eigenen Interessen in der Konkurrenz – eigentlich besser Kontrakurrenz – gegen die der anderen durchzusetzen. Ich denke, das prägt unser Bewusstsein und Verhalten weit über die originär wirtschaftlichen Zusammenhänge hinaus. Im Kontext dessen, was von uns in unserem System gefordert ist, scheint empathisches Verhalten gegen den Strich zu laufen.
Insofern machen die heftigen und rücksichtsarmen Reaktionen während dieser Pandemie wie im Brennpunkt deutlich: Wir brauchen dringlich gesellschaftliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die Kooperation erfordern anstatt maximales Durchsetzungsvermögen – und die damit eben auch Empathie ermöglichen.
Das sagt Hagen Winter:
„Wäre es nicht ein Akt der Solidarität und der Menschlichkeit, wenn Geimpfte mit Reisen und Restaurantbesuchen etc. warten, bis alle geimpft werden konnten?“
Ja, warum eigentlich nicht? Muss denn jede neue Öffnungsmöglichkeit genutzt werden, um in eine Teil-Normalität zurückzukehren, die nicht unbedingt zu einer Zweiklassengesellschaft führen muss(die haben wir eh schon), aber doch eine bizarre Interims-Realität herstellt? Geimpfte – Ungeimpfte, Attestierte – Unattestierte …
Was haben wir damit denn für ein schlichtes Freiheitsverständnis und inzwischen Beklagens reiche Vorstellung von einer Grundrechtseinschränkung in dieser extremen Zeit, die zurecht als Naturkatastrophe bezeichnet werden kann?
Vorweg – ich bin geimpft. Das erste Mal. In gut 6 Wochen dann das zweite Mal und damit vollständig geimpft. Und dann bekomme ich Rechte zurück, die ich eh habe, doch coronabedingt und einsehbar und vernünftigerweise eine Zeitlang nicht hatte. Eine notwendige Entscheidung – auf den ersten Blick. Zu früh – auf den zweiten. Denn ich sehe, dass nun unweigerlich in eine sehr problematische Situation eintreten wird. Die einen – aktuell vor allem ältere Menschen – könnten unbeschränkter leben. Die anderen – vor allem jüngere Menschen mit oder ohne Kinder und im Erwerbsleben stehend – dürften vorerst nur zusehen. Schwierig, sehr schwierig. Was tun? Ich wünsche mir aktuell ein wenig Zurückhaltung. Nicht wieder diesen Länder-Wettlauf um die schnellsten RechteRückgaben. Wenn schon, dann muss das mit einheitlichen Regeln für die ganze Republik geschehen. Die gibt es ja nun. Aber die panischen Öffnungen vor Pfingsten auch. Hier macht wohl die Tourismus-Lobby mächtig Druck. Juristisch mag das alles OK sein. Aber gesellschaftlich? Nein – denn eigentlich müssen wir zunächst gemeinsam weiter daran arbeiten, die Kraft der dritten Pandemie-Welle zu brechen. Und wir müssen impfen, impfen, impfen. Die Impfung ist der einzige Weg heraus aus der Pandemie. Und weil das so ist, habe ich auch nichts gegen eine Impfpflicht. Ein globaler Notstand verträgt nicht wirklich eine Verweigerungshaltung. (Ausnahme: medizinische Gründe.) Auf die Rückgabe meiner guten Rechte will ich persönlich gern noch ein wenig warten. Das ist ein Akt der Solidarität mit den Jüngeren. Da bin ich mit Hagen Winter und Jürgen Malyssek einig. Stecken wir zurück bis nicht mehr ganz so viele zusehen müssen. Solange wird es nicht mehr dauern. Und zudem bremst uns eh die BundesNotbremse aus …
Hallo Herr Malyssek,
schon vor Wochen habe ich gesagt, dass eine Bevorzugung der Geimpften nicht geht. Es muss das Gleichheitsprinzip gewahrt bleiben, gleiches Recht für Alle. Solange nicht alle die wollen, geimpft werden können, kann es keine Bevorzugung geben. Was für ein merkwürdiges Rechtsverständnis haben diese Leute ? Es war Spahn, der damals vorpreschte. Es ist sehr häufig dieser Herr, mögen sie den eigentlich immer noch ? Mir kann er gestohlen bleiben. Ich weiß dass das nicht sachlich ist. Wenn ich mir Herrn Beuth, Innenminister in Hessen ansehe, und die Impfvorgänge betrachte, die hier ablaufen, hat Spahn doch keine Vorreiterrolle, es gibt noch mehr von der Sorte.
Das Problem, Herr Winter, ist das Grundgesetz. Wenn man Menschen die Rechte zurückgibt, die ihnen nach dem Grundgesetz zustehen, dann ist das keine Bevorzugung, sondern eine Selbstverständlichkeit. Weil die Grundlage, auf der ihnen diese Rechte entzogen worden sind, weggefallen ist, sobald sie vollen Impfschutz haben.
Das „merkwürdige Rechtsverständnis“, von dem Sie sprechen, ist ganz das Ihre.
Hallo Herr Winter,
es ist tatsächlich so, wie Herr Briem es sagt. Jedem einzelnen Bürger stehen die Grundrechte zu. Da ist rechtlich nichts zu machen. Die Frage ist jedenfalls für mich und so schwinge ich mit Hagen Winter mit, dass ein Akt der Solidarität es vollbringen könnte, dass dieses nicht in Anspruch zu nehmen.
Ich melde mich dazu später wieder.
Grundsätzlich ist niemand verpflichtet seine Rechte wahrzunehmen. Es steht jedem frei Solidarität zu üben, aber mir fällt da eine Situation ein in meiner Familie im Juni. Es wird da einen Geburtstag geben den man eigentlich nach den Regeln für nicht Geinmpfte als Feier absagen müsste. Bis dahin sollten aber ca 8 Personen aus der Familie geimpft sein. Es ist doch völlig sinnlos aus Solidarität sich in so einem Fall nicht zu treffen?
@ Jürgen H. Winter
Ich drücke es mal anders aus: Der Druck, der vor allem politisch von der FDP kommt, die Einschränkungen der Grundrechte für die Geimpften wieder aufzuheben, wird wahrscheinlich mit der Verfassungsklage Erfolg haben.
Das ist alles sowieso ganz typisch FDP, die für das Recht, ohne Rücksicht auf die Gefahren der Öffnungen, diesen Absolutheitsanspruch stellt.
Obgleich die Freiheitsrechte der Bürger doch nicht außer Kraft gesetzt sind, sondern nur, um Gefahr vom Volk abzuwenden, unterbrochen worden sind.
Ich bin kein Rechtsexperte, aber ich halte, angesichts der Risiken, die wir ja schon bei all den anderen Lockerungen und Öffnungen seit Sommer 2020 erlebt haben, die Politik der FDP für rein interessengesteuert und in der klaren Absicht, bei einer Mehrheit der Gesellschaft entsprechende Zustimmung zu erhalten, weil die Menschen auf jede Gelegenheit warten, wieder ihr normales Leben wieder aufnehmen zu können, was an sich nicht verwerflich ist.
Man kann das aber auch, in Anbetracht der Gefährlichkeit der Pandemie, die ja noch gar nicht bezwungen worden ist, das anders sehen. Das hat Hagen Winter oben zum Ausdruck gebracht. Das unterstütze ich so auch. Das wäre zumindest auch eine politische Botschaft, die man senden könnte. Wenn man es denn wollte. Aber auch hier ist, wie bei den zurückliegenden Lockerungen, der Druck wieder so groß auf die Politik und in diesem Fall aus der Opposition, dass sie letztlich einknickt.
So wichtig, wie die Verteidigung unserer Grundrechte auch sind. Nur, dass es keinen gesellschaftlichen Konsens gibt, eine Phase der Solidarität, Rücksicht und Vorsicht vor das Recht des Einzelnen zu stellen, zeugt eben davon, dass wir inzwischen ein Verständnis von Freiheit in der Gesellschaft haben, das sich inzwischen reduziert hat, auf Reisenkönnen, Restaurantsbesuche, Feiern, Shopping, Leben, wie’s einem gefällt: Konsum und Vergnügen. Das ist vielleicht etwas hart ausgedrückt. Aber da es heutzutage keinen Tiefgang mehr gibt, und „Freiheit“ zu einem Allerweltsartikel degradiert ist, bleibe ich jetzt bei dieser Formulierung.
Die Frage.lieber Herr Winter, ob ich Herrn Spahn immer noch mag, kann ich vielleicht so beantworten: Er hat sicher nicht immer Glanztaten vollbracht und er ist in der Tat hier und da auch selbst vorgeprescht, jedenfalls hat man ihm die und die falschen Versprechen vor die Nase gerieben (Zeitpläne Lieferung und Impfen). Aber eine gewisse Standhaftigkeit kann ich ihm nicht absprechen. Und immer noch ist zu sagen: Die Politik hatte seit Anfang Januaer 2020 einen harten Job. Für mich stellten die teils wackligen, teils launigen Länderchefs die größten Probleme dar. Das hat einem möglichen Konsens immer wieder Schaden zugefügt.
Hessen glänzt auch nicht gerade vor Entscheidungskraft, ja. Aber der Kampf gegen den Rechtsextremismus, der tragische Fall Lübcke oder die katastrophalen Mordtaten in Hanau und die dauerhaft auf der Tagesordnung stehenden Vorwürfe gegen den Polizeiapparat, das alles hat die Landespolitik scheinbar überfordert.
Hallo Herr Briem,
Gestern Abend in den TV Nachrichten gab es einen Bericht über eine Umfrage in dieser Angelegenheit. Ergebnis: Die Mehrzahl der Bürger dieses Landes stimmen meiner Ansicht zu, erst wenn alle Impfwilligen geimpft sind, die beabsichtigten Öffnungen zu starten. Soviel zu meinem „merkwürdigen Rechtsempfinden“. Es gibt da eine Mehrheit.
Zur juristischen Seite ist zu sagen, dass das Grundgesetzt auch sagt, die Natur und die Umwelt seien zu schützen. In diesem Fall wird das Grundgesetz in vielen Fällen schlicht ignoriert. Beispiel Frau Klöckner und ihr Agrarministerium. Da wird breitflächig vergiftet, was. das Zwug hält, vom Tierwohl ganz zu schweigen. Das gilt auch für das Klima und Herrn Altmaier, da passiert auch nichts. Da frage ich mich doch, wodurch hier der Unterschied hergeleitet wird ? Es darf spekuliert werden.
Im übrigen ist es eine Frage von Moral und Anstand. Es sind gerade mal 8,6 % der Bürger geimpft. Viele noch nicht geimpfte wären gern geschützt, sind aber noch nicht dran. Für mich als geimpftem ist es selbstverständlich, weiter den Vorschriften entsprechend zu handeln, wobei vernünftiges Handeln nicht unbedingt von den Vorschriften gedeckt sein muss, die eben in manchen Fällen einfach keinen Sinn machen. Wie Hans richtig festgestellt hat.
Die Bürger werden in dieser Situation ohne Not gegeneinander in Stellung gebracht, es wird viel Hader und Streit geben, Herr Spahn sei`s gedankt, der hat damit angefangen.
Dabei will ich es belassen, es wird noch viel diskutiert werden in dieser Sache, Ausgang offen.
Hallo Herr Malyssek,
vielen Dank für ihren Beitrag. Ihrer Einschätzung kann ich durchaus folgen, es ist ja auch verständlich, dass der Bürger so empfindet. Mein Problem ist eben, die Zweiteilung der Gesellschaft, die ohne Not herbeigeführt wird. Das wird zu sehr viel Verdruss führen.
Ansonsten stimme ich ihnen zu, die Politik ist und war in Sachen Pandemie völlig ungeübt, nur was man dann daraus gemacht hat war nicht gerade Beispielhaft. Die Kleinstaaterei trieb tolle Blüten, Menschen durften nicht in ihrem Eigentum wohnen (2.Wohnsitz) ,die Grenzen wurden dicht gemacht, nur Schilderhäuschen hat man noch nicht aufgestellt, mit Soldat und Bajonett, ja das ist nicht ernst gemeint, aber die Richtung gab es schon. Die Bürokratie beim Impfen trieb und treibt immer noch herrlich Blüten, im Herbst habe ich mich gegen Grippe und Pneumokokken impfen lassen, beim Hausarzt, null Bürokratie, aus der Apotheke der Impfstoff, dass zum Arzt und die freundlich Praxishelferin impfte, das wars. Die Impfung in Frankfurt in der Festhalle – ganz große Show, Formulare, Personal, jede Menge Anlaufstellen, zu begreifen war das ganze nicht.
Und jetzt die Diskussion über das Patentrecht. Dabei sollte man doch im Hinterkopf haben, dass die Pandemie erst dann im Griff ist, wenn weltweit die Menschheit geimpft ist, nur Deutschland oder Europa, das reicht nicht, es sei denn man wird sich abschotten. Es muss also ganz viel Impfstoff her und das möglichst schnell, wegen der Mutationen und der Begrenztheit der Impfwirkung. Und was passiert ? Der Kapitalismus reckt wieder sein hässliches Haupt, man muss verdienen, sonst geht die Welt zugrunde. Jedes Wort zuviel.
Bleiben sie gesund !
Was ist Gerechtigkeit?
Oder besser: was wäre Gerechtigkeit ? Die absolute Gerechtigkeit gibt es nicht.
Gerecht wäre, wenn all die gleiche Ausgangslage und dann auch noch die gleichen Chancen hätten.
Ich schreibe aber keine Abhandlung über ein Thema , sondern einen Leserbrief. Also reden wir von Gerechtigkeit bei der Behandlung von Geimpften und nicht Geimpften. Es sei gerecht, den vollständig Geimpften größere Freiheiten zu geben als den „Nicht – Geimpften“ Wenn es nun nur vom Willen der Betreffenden abhinge, wäre das gerecht. Abgesehen von der Einteilung in Gruppen, auf die die zu Impfenden keinen Einfluss haben bzw. hatten, kommt es aber auch auf den Impfstoff an. Bei zwei gleichzeitig geimpften Personen, ist der mit AstraZeneca geimpfte erst ca. 3 Monate später vollständig geimpft als der gleichzeitig mit einem anderen Impfstoff versehene – und schon bleibt die Gerechtigkeit auf der Strecke. Wenn man noch die sattsam bekannten, sich vordrängelnden „wichtigen“ Personen, Würdenträger, etc. bedenkt, dann wird klar, es handelt sich keineswegs um Gerechtigkeit, es geht um Gewinn, um Profit-schlicht um Wirtschaft, um Kapitalismus.
Dann seid doch wenigstens ehrlich! Von Gerechtigkeit zu reden, ist unverschämt.
Danke auch, Herr Winter,
dann lasst uns versuchen an Leib und Seele gesund zu bleiben. Bis zum nächsten Brennpunkt.
Zum Trost: „Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist die Welt schnell erklärt.“ (Mark Twain)
Christa Kreß
Sicher gibt es die absolute Gerechtigkeit nicht. Aber es gibt eine Denkrichtung und eine soziale Bestrebungsbewegung, die sich abgrenzt von der herrschenden Macht des Marktes, des Nützlichkeitsdenkens und des Gewinnstrebens. Schließlich auch der Ausgrenzung und Unterdrückung von Minderheiten oder sozial Benachteiligten, Es geht, etwa um dem Philosophen John Rawls („Eine Theorie der Gerechtigkeit“) zu folgen, um eine Gerechtigkeit als ein Gebot der Fairness, was „das Beste für die größte Gruppe der Gesellschaft ist“.
Wenn denken hilft, was ich unabhängig von der Thematik so sehe, dann hilft auch Gerechtigkeit zu denken.
Jetzt kann man sich in Bezug auf das Thema von Freiheit für die Geimpften gegenüber der Mehrheit der Nichtgeimpften mal Gedanken macht, ob es gerecht ist, die Tore zu öffnen?
Also ist, wenn ich Sie, Frau Kreß, nicht falsch verstehe, das Reden von Gerechtigkeit zumindest nicht „unverschämt“, sondern eine anzustrebende Haltung, auch wenn es die absolute Gerechtigkeit nicht gibt.
Von den aktuellen Debatten im politischen Berlin und dem Auf und Ab der Heerscharen von kompetenten und inkompeten Virologen und denen, die sich dafür halten, habe ich die „Nase gestrichen voll!“ Ich bin zweimal geimpft und habe nicht das geringste Interesse, dadurch besonders behandelt zu werden, solange die Impfungen bei uns im Ländervergleich hinterherhinken und die meisten Menschen keine Chance auf Impfung bisher erhalten! Meine Forderungen:
Endlich genug Impfstoff beschaffen und sicherstellen, so das in einem der entwickelsten Länder (Deutschland) die Impfquoten endlich rasant steigen; endlich den unsäglichen Rückstand Hessens beenden; alle Haus- und Betriebsärzte und wer sonst noch impfen kann endlich ranlassen; Lizenzen freigeben, damit alle Länder impfen können; Gesundheitsminister Spahn entlassen wegen Inkompetenz; Frau von der Leyen als das bezeichen was sie ist: völlig überfordert; endlich erkennen, dass das Kaputtsparen und Privatisieren unseres Gesundheitssystems ein gigantischer politischer Fehler ist! Und einiges mehr!
Wenn endlich so gehandelt wird, ist diese unsägliche Debatte über die Gleichstellungt von Genesenen, Geimpften und Getesteten überflüssig. Und noch etwas: Man muss schon die Frage stellen, was dieser Diletantismus der Regierenden bereits für ein menschliches Leid verursacht hat und letzlich für einen ökonomischen Schaden mit sich brachte? Wird da jemals jemand zur Rechenschaft gezogen. Das ist wohl utopisch!
Die Nachverfolgung der Infektionsketten im Kampf gegen das Corona-Virus scheitert, weil es zu wenig Ärzte u.a. in den Gesundheitsämtern gibt. Hinzu kommt, dass es seit langem zu wenig qualifizierte Pflegekräfte auf den Intensivstationen, zu wenig Pfleger/innen in den Altenheimen und – zu wenig Polizisten, zu wenig Lehrer, zu wenig Richter, überhaupt zu wenig Personal in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes gibt.
Aber ist das bloß das Ergebnis falscher Prioritätensetzung? Das scheint mir zu kurz gedacht. Denn die „Sparorgien in öffentlichen Institutionen“ sind die logische, also richtige Folge des politisch-ideologischen Grundkonsenses unserer Gesellschaft. Der lautet: Alles wird gut, wenn nur die Wirtschaft wächst!
Und die Wirtschaft wächst, wenn die Kosten reduziert und damit die Profite erhöht werden, denn dann haben die Anleger Lust, tüchtig anzulegen, und die Börsenkurse steigen. Und dann stimmt die Richtung: Wachstum!
Das gilt zunächst natürlich für die Privatwirtschaft. Aber seit rund zwanzig Jahren, spätestens seit Schröder, haben sich alle Parteien mehr oder weniger dieser neoliberalen Heilslehre angeschlossen, und aus dieser Perspektive wurde der Staat, weil er keinen Profit erwirtschaftet, im Grunde zu einem Wachstumshemmnis.
Naja, ganz ohne Lehrer, Polizisten, Richter etc. geht’s noch nicht, mit ein paar weniger jedes Jahr schon. Und das ist schon mal „wirtschaftlicher“. Aber kostspielige technische und personelle Ressourcen für einen Notfall aufzubauen und zu unterhalten, der vielleicht irgendwann, vielleicht aber auch gar nicht kommt, das ist allemal völlig unwirtschaftlich – und trübt die Laune der Anleger! Folgerichtig wurden die Warnungen der Virologen vor einer Pandemie ignoriert und nicht einmal Masken eingekauft. Und wenn die Warnungen der Klimaforschung vor den katastrophalen Folgen der Erderwärmung ernst genommen würden, dann wären wir längst aus der Braunkohle ausgestiegen.
Insofern zeigt die Corona-Pandemie wie ein Menetekel, dass unendliches Wirtschaftswachstum als gesellschaftliches Ziel und Daseinsvorsorge nicht zusammenpassen. Das kommt, einfach formuliert, weil das Dasein nicht wirtschaftlich ist und unendlich schon gar nicht. Das gelte es zu erkennen, um „den Blindflug“ (K. Schulz-Asche, S. 12) tatsächlich zu beenden. Anzeichen dafür sehe ich bisher nicht. Ich befürchte eher, dass es dazu noch die eine oder andere Katastrophe braucht.
Manchmal frage ich mich, nach welchen Kriterien der Staat regulierend eingreift. Ist die Fußball Bundesliga wirklich systemrelevanter als die Bildung unserer Kinder? Warum können die Spiele stattfinden, nicht aber der Schulunterricht? Ist es etwa gefährlicher, ein Buch zu kaufen als Schokolade? Oder sind Kleidung und Schuhe weniger wichtig als Brot und Gemüse? Kinder wachsen schnell und besonders Schuhe sollten anprobiert werden. Haben Einkommen und Existenzen keine fundamentale Bedeutung als Lebensgrundlage? Warum wird jetzt nicht ernsthaft über die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens diskutiert, das Existenzen sichern und den Flickenteppich an Corona-Hilfen überflüssig machen würde? Einkommensungerechtigkeiten würden vermindert und es gäbe weniger Obdachlose. Jetzt sind dauerhafte Lösungen für Krisen gefragt, ich fürchte, die Corona-Krise ist nicht die letzte gewesen.
Ja, es wird nun endlich Zeit, vollständig geimpften und genesenen Menschen ( fast) alle Freiheiten und Möglichkeiten des öffentlichen Lebens zurückzugeben. Es sollte aber weiterhin in geschlossenen Räumen eine Maskenpflicht bleiben, Hygieneregeln eingehalten und möglichst Abstand gewahrt bleiben.
Dazu gehört aber, dass insbesondere auch die kulturellen Einrichtungen wie Theater, Kino,Konzerte im kleineren Rahmen, Museen etc. geöffnet werden. Natürlich auch Geschäfte und Restaurants sowie selbstverständlich auch die Sport- und Spielstätten.
Es spricht auch nichts dagegen, Besuchern, die weder geimpft noch genesen sind einen Schnelltest abzuverlangen, ohne dem es keinen Zutritt gibt. Damit würde sich die Anzahl der Besucher:innen deutlich erhöhen. Besonders der Aufenthalt an der frischen Luft muss gefördert werden und hier besonders Kindern und Jugendlichen Angebote unterbreitet werden können.
Ich selbst habe den Impfstatus noch nicht erreicht, unterstütze aber ausdrücklich jeden vernünftigen Schritt in ein angenehmeres Leben und mehr Lebensfreude und Lebensqualität. Damit würde auch die Zufriedenheit der Bevölkerung wachsen und das gesellschaftliche Miteinander wieder im Vordergrund stehen anstelle von Isolation und Depression.
Ob und in welcher Anzahl die Menschen dann von den Angeboten Gebrauch machen ist natürlich jedem selbst überlassen. Es schadet auch nicht, trotz der Erleichterung Vorsicht walten zu lassen.
Aber eine schöne Hochzeitsfeier, ein runder Geburtstag , ein Gartenfest, ein Essen mit Familie und/ oder Freunden wird das Wohlbefinden sicherlich erhöhen.
„Der letzte Satz des Artikels lautet: ‚Spahn: Es ist ja nicht so, dass immer nur alle von uns lernen können, sondern wir möglicherweise auch von andern“.‘
Er spricht von „uns“ – also von sich und uns allen in diesem Land. Der ersteTeil dieses Satzes offenbart eine Selbstüberschätzung seiner eigenen Person, die nahezu an Größenwahn grenzt. Zugleich rückt er sein Land in eine hervor-ragende Stellung, die die wir in der europäischen Gemeinschaft nicht einnehmen sollten. Dazu genügt ein Blick in die Geschichte.
Diese Selbstüberschätzung, dieser Hochmut, kommt dann auch im 2. Teil des Satzes zum Ausdruck: „möglicherweise können wir auch von anderen lernen“, heißt doch, dass zunächst geklärt werden müssste, ob es überhaupt etwas gibt, das wir noch von anderen lernen können.
Ein wenig Demut und Selbstkritik wäre durchaus sinnvoll. Nur ein Beispiel: das milliardenschwere Desaster bei der Vergabe von Masken an die Apotheken, vorgesehen für ab 65jährige Personen 2x je 6 Masken, die zu einem weitaus zu hohen Einkaufspreis beschafft wurden und den Apotheken einen Geldregen beschert haben.
Angesichts der immer lauter und schriller werdenden Forderungen nach einer Aufhebung aller pandemiebedingten Einschränkungen für vollständig Geimpfte und Genesene denke ich an die kritischen Worte des französischen Schriftstellers Anatole France, der einst einen bloß juristisch-formal konstruierten Rechtsstaat mit folgenden Worten rügte: „Die majestätische Gleichheit der Gesetze verbietet es Armen und Reichen gleichermaßen, unter den Brücken zu schlafen, auf den Straßen zu betteln und Brot zu stehlen“. Dieses zwar auf dem Papier korrekt agierende, jedoch jede soziale Realität ignorierende Staatsgebilde trägt, allzumal in einer immer disparater sich entwickelnden Eigennutzgesellschaft, nichts dazu bei, den Gemeinsinn zu fördern; ebenso ist es wenig hilfreich, ein Gefühl dafür zu entwickeln, gerade in diesen Ausnahmebedingungen in einem Boot zu sitzen. Natürlich ist es ein verfassungsrechtliches Gebot, alle nicht mehr als notwendig sich erweisenden Beschränkungen aufzuheben, nur: wenn derzeit nicht einmal ein Drittel zum ersten Mal geimpft ist; wenn nicht einmal zehn Prozent einen vollständigen Impfschutz erhalten haben; und wenn somit dem weitaus größten Teil der Bevölkerung noch kein sogenanntes Impfangebot gemacht werden konnte, dann empfinde ich besagte Forderungen als zutiefst ungerechtes und äußerst unfaires Ansinnen, auch und gerade für Jugendliche und junge Erwachsene, die bisher den vielleicht größten Anteil an Zumutungen zu tragen hatten. Als ein Zeitgenosse, der Anfang Juni mit seiner zweiten Impfung rechnen darf, möchte ich hiermit bekunden, dass ich – solange nicht wirklich jeder ein Impfangebot erhalten hat – auf künftige Restaurantbesuche, Reisen, Theateraufführungen und die Teilnahme an Massenveranstaltungen verzichten werde.
Über das Thema Gerechtigkeit kann man sofort aufhören zu reden wenn man sich das Impfen weltweit ansieht. Jetzt taucht auch noch die Frage auf ob die Patente frei gegeben werden sollen. Ich habe den Verdacht das man kaum etwas falscheres machen könnte. Derzeit sollen im Jahr 2021 von den Patentinhabern 10 Milliarden und 2022 20 Milliarden Dosen hergestellt werden habe ich die letzten Tage in einem Fernsehbericht gesehen. Das scheint mir glaubwürdig zu sein wenn man sieht wie hierzulande Fabriken mit 1 Milliarde Impfdosen im Jahr anfangen zu produzieren. Ich möchte sagen da hat man was zu verlieren wenn diese Produktion zum stehen kommt weil man nicht mehr weiß ob die Mengen auch verkauft werden kann es im nächsten Jahr um das Impfen in der 3. Welt leicht schlecht aussehen.
Herr Malyssek und @ all
Mark Twain war ja auch ein Mensch aus dem Volk und seiner Zeit weit voraus. Wir haben es leichter, wir können im TV eine Doku über Schimpansen ansehen und merken, dass wir von denen nicht sehr weit entfernt sind, entwicklungsmässig gesehen. Wir müssten nicht, aber wir lassen uns eben gehen. Wir nutzen unsere Möglichkeiten nicht, das ist das Problem.
Hans, ist ja schön, wenn diese Mengen Impfstoffe da sind, aber nur wenn sie verimpft werden machen sie Sinn. Wer soll es bezahlen ? Sollte es nicht vielleicht ohne Bezahlung gehen ? Wir schützen uns doch nur selbst, merkt das keiner ? Die Pandemie ist nur zu stoppen, wenn weltweit geimpft wird, es sollte egal sein wer es bezahlt ! Von Herrn Merz ist da wohl kaum etwas sinnvolles zu erwarten.
Es freutmich, wenn ich die Beiträge lese, dass wohl doch ziemlich viel Einigkeit herrscht über die Behandlung Geimpfter im Verhältnis zu Ungeimpften. Es müsste mindestens die Möglichkeit für alle bestehen mit einer Testung den gleichen Stand zu erreichen wie ein voll Geimpfter, damit wenigstens eine gewisse Gleichstellung erreicht wäre. Da Herr Spahn nun erklärt hat, dass die Kinder so gut wie geimpft sind kann aus der Ecke ja auch nichts mehr passieren. Achtung, das ist Ironie !! Es bleibt also abzuwarten, wie es letztlich laufen soll.
Hallo Frau Roth,ihre Einschätzung der Qualitäten von Herrn Spahn teile ich absolut. Es ist bemerkenswert, wie wenig dieser Man merkt. Liest der seine Beiträge eigentlich nicht ? Hört er sich nicht reden ? Aber er ist in guter Gesellschaft, die regierende Qulicke tut sich auf dem Gebiet Klima und Umwelt genau so schwer. Die Reaktionen auf das Urteil des BVG sagen doch alles. Absichtserklärungen aus allen Ecken, aber keiner sagte, was denn eigentlich passieren soll. Man kann doch sagen was man will , was in 10, 20, 30 Jahren passieren soll, wenn man nicht dazu sagt, wie es gehen soll. Frage sie doch mal ein E- Werk, ob sie einen Stromanschluss für ihr E-Auto haben kömnnen, auch ihre Nachbarn hätten gern einen. Das wird schwierig, denn wenn alle Leute in der Strasse einen Anschluss für ein E-Auto haben wollen, fliegt leider das kleine Stromhäuschen an der Ecke auseinander, da muss wohl erst einmal eine andres hin. Weil das überall so ist, wie soll’s gehen ? Aber die Regierung verspricht, was in 10 Jahren alles passieren soll.
Es wundert mich nicht, dass die Pandemiebehandlung so umprofessionell läuft, es ist auf allen Gebieten so.
Jürgen H. Winter,
an Ihrer Aussage, wir nutzen unsere Möglichkeiten nicht, ist absolut was dran. Und die vielen Möglichkeiten, die vorhanden sind, landen in destruktiver und leichtsinniger Vorgehensweise in Ergebnissen/Zuständen, die wiederum nur zu neuen Problemen, neuen Desaster für Mensch, Natur und Geschichte enden.
Kein Wunder, dass wir es eigentlich nur mit ewigen Kreisläufen von menschlichen Errungenschaften und Niederlagen zu tun haben. Die Pandemie liefert dafür eine Menge Stoff für diese Siege und Niederlagen.
Wenn man bedenkt, was etwa die Digitalisierung der Welt für neue Möglichkeiten geboten hat und was daraus gemacht wird und welcher Unsinn und welche Probleme wir dauerhaft zu bewältigen haben, die wir ohne diese so nicht hätten.
An dieser Stelle höre ich auf, denn ich lande doch wieder bei Mark Twain oder auch bei Kafka.
Bis demnächst in diesem …
Es besteht doch ohnehin schon großer Frust in weiten Teilen der Gesellschaft über die hinreichende konzeptlose Strategie und fehlende richtungsweisende Politik dieser CDU-geführten Bundesregierung in dieser bestehenden Corona-Pandemiekrise und wie es danach weitergeht!
Diese verfrühte Entscheidung, jetzt für knapp zehn Prozent in der Bevölkerung vollständig geimpfter Bürgerinnen und Bürger weitgehende Lockerungen und mehr Freiheiten einzuräumen, wird als eine äußerst explosive, gefährliche – ja leichtfertige Handlung in diesem Stadium nach wie vor hoher Inzidenzwerte auch in angrenzenden Nachbarländern von großen Teilen in der Gesellschaft als unverantwortlich angesehen.
Diese Entscheidung wird nicht nur von großen Teilen in der Bevölkerung als sorglos von der Bundesregierung und vor allem einiger Bundesländer betrachtet, sondern auch von der Wissenschaft und vielen Epidemiologen. Aber auch von vielen Politik-Insidern so gesehen.
Was ist das eigentliche Motiv der CDU-Bundesregierung und Politik im Wesentlichen und der Koalitionspartner SPD im Schlepptau mit hineingezogen wurde? Ist es jetzt Wahlkampf, der dahintersteckt, da der CDU-Partei und -Regierung der Kittel brennt nach allen Umfragen? Oder ist es jetzt durch die Hintertür die Animitation die Bürgerinnen-/ u. Bürger zur Impfung anzufeuern ja zu verpflichten?
Diese Vorgehensweise wird insgesamt als negativ bewertet und wird auch nicht dazu beitragen, eine positive Stimmung in der Bevölkerung zu erzeugen. Denn neben der unklaren, fehlenden Strategie und Konzeptlosigkeit in dieser seit über einem Jahr bestehenden Corona-Pandemiekrise ist der überwiegende Teil der Bevölkerung verärgert und hat die „Schnauze“ voll von dieser bisherigen Kopf-/u. Einfallslosigkeit der Bundesregierung.
Und diese Entscheidung, jetzt quasi zehn Prozent Bevölkerung, da sie vollständig geimpft sind, zurzeit einen Vorteil einzuräumen, wird als ungerecht angesehen und ist wieder der Beweis einer geförderten Zwei-Klassen-Gesellschaft.
Viele warnen jetzt schon davor, dass dieser Schritt in den zurzeit noch bestehenden hohen Infizierungszahlen und auch hohen Überbelastungen in den Krankenhäusern und deren Intensivstationen, diese damit inizierte „Wahlkampfrakete“ als „Rohrkrepierer“ zurückkommt. Dann wird sich diese CDU-geführte Bundesregierung und Bundesländer sehr warm und geschützt anziehen müssen, was dann für Reaktionen zu erwarten sind! Es ist doch wissenschaftlich noch gar nicht genau erwiesen, wie die Infizierungsverläufe und Ansteckungsgefahren auch bei vollständig geimpften Bürgerinnen und Bürgern sein werden. Oder bei den bisher Genesenen!
In der Tat bei allen rückblickenden Vorgehensweisen in dieser Corona-Pandemie wäre dieser CDU-Politik wenn keine Bundestagswahl am 26.09.2021 wäre eingefallen, eine solche verfrühte Entscheidung zu treffen.
Eins steht für uns fest: nach der ersten Impfung werden wir nicht für einen Coronatest stundenlang Schlange stehen, um in irgendein Handelshaus eintreten oder gar nur ein gezapftes Bier trinken zu dürfen. Der Zugangsverzicht spart außerdem jede Menge Geld. Denn eins haben uns die Bundes- und Landesnotbremsen nachhaltig gelehrt, daß man mit viel weniger neuen Dingen bequem auskommt als uns die kapitalistische Wachstumswirtschaft weismachen will. Bleibt zu hoffen, daß es vielen anderen genauso geht.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sinngemäß vorgeschlagen, den Abstand der Astrazeneca-Zweitimpfung auf unter zwölf Wochen zu reduzieren, damit mehr Leute als vollständig Geimpfte in den Urlaub können. Einwände von Medizinern im Blick auf die reduzierte Wirksamkeit des Impfstoffs als Konsequenz der Fristverkürzung wurden bereits vorgebracht. Das sollte Herrn Spahn veranlassen, seinen Vorstoß sofort zurückzuziehen.
Es ist für die Bevölkerung auch als Steuerzahlenden völlig unverständlich, warum ein Bundesminister einerseits die Einwohner auffordert, noch einige Wochen Einschränkungen zu ertragen, damit die Impfungen ihre volle Wirkung in die Breite der Bevölkerung erzielen, und andererseits die Wirkung gerade dieser Impfungen – der einzigen Waffe gegen das Virus und außerdem mit Steuergeldern finanziert – durch wissenschaftlich nicht begründete Fristverkürzungen im vollen Bewusstsein der Konsequenzen dieser Handlung zu schwächen. Mit solchen Stellungnahmen wird das Vertrauen in die Impfungen untergraben. Gehen Herrn Spahn die Lobbyinteressen der Tourismuswirtschaft vor der Gesundheit der Allgemeinheit?
Die Sicherstellung des Sommerurlaubs in ganz Europa scheint im Übrigen trotz der Pandemie eher eine Obsession der Regierung zu sein, die nicht in der Lage ist, auch in diesem Punkt Klartext zu reden. Der Ausweis für Geimpfte und Genesene ist im Moment nur eine vage Vorstellung und keine Gesetzesinitiative, von der man annehmen kann, dass sie bis zum 1.7. tatsächlich durch alle Instanzen in Deutschland und in der EU gegangen ist.
Was die Durchführung digitaler Lösungen im Gesundheitswesen anbelangt, denke ich nur an die seit über zehn Jahren geplante, aber noch nicht mal ansatzweise zur Praxistauglichkeit geführte Gesundheitskarte. Ob ein solcher Ausweis dann auch europaweit gilt, kann niemand verbindlich sagen, da der Gesundheitsschutz und auch die daraus resultierenden Einreisebeschränkungen in die Zuständigkeit der einzelnen Länder der EU fallen. Das im Moment denkbare Szenario sind Auslandsaufenthalte mit Tests vor der Einreise und Bewegungsfreiheit vorwiegend in Touristenghettos mit reduziertem Kontakt zur Bevölkerung je nach aktueller Inzidenz im jeweiligen Land. Ob der Urlauber das tatsächlich als Urlaub empfindet, muss jeder selbst entscheiden.
Noch sind die Inzidenzen in den acht bevölkerungsstärksten Bundesländern über 100, aber schon gibt die Politik opportunistisch dem Drängen der Interessengruppen nach und veranstaltet einen Öffnungswettbewerb, der wieder einmal zu einem unübersichtlichen Labyrinth führt. Dass Wissenschaft und der kleine Teil verantwortungsvoller Politiker vor nicht langer Zeit eine Inzidenz von 35 als Voraussetzung lückenloser Infektionsverfolgung benannten, ist wohl nicht mehr als Schnee von gestern.
Auch wenn die Zahlen runtergehen, gibt es auch heute noch eine Viertelmillion offiziell positiv getesteter Menschen. Dass die alle in Quarantäne sind, sei dahin gestellt. Vor ein paar Tagen beweinte Herr Steinmeier 80 000 Tote. Inzwischen sind es schon wieder über 5000 mehr. Trotz Lockdown, nächtlicher Ausgangsbeschränkungen und Bundesnotbremse.
„Gerechtigkeit bedeutet nicht Gleichheit“. Aha. Was ist gerecht dann? Jeder so viel, so schnell, so weit er kann? Hauptsache es ist erlaubt? Das wird unsere Gesellschaft weiter spalten. Es muss nicht alles getan werden, was erlaubt ist. Man kann auch aus Solidarität auf etwas verzichten. Es hilft Grundschüler:innen nicht, ihre coronabedingten Lerndefizite aufzuholen, wenn die geimpfte Großmutter sich nicht zum Kaffeeklatsch mit ihren Freundinnen treffen darf? Ja, es hilft ihnen nicht, aber sie könnten die Erfahrung von Solidarität machen, wenn die Großmutter darauf verzichtet, d.h., wenn eine (ohne eigenen Verdienst) privilegierte Gruppe, die Geimpften, auf eine benachteiligte Gruppe, die noch nicht Geimpften, wartet. Diese Erfahrung könnte auch die im Artikel erwähnte Teenagerin machen, wenn der „rüstige Rentner von nebenan“ eben nicht gleich in Urlaub fährt, während die jungen Leute nach 22 Uhr nicht mehr aus dem Haus dürfen. Zynisch ist der Passus: „Aber niemand hat sich sein Geburtsjahr ausgesucht und jede Generation muss ihre Herausforderungen bewältigen.“ Na, dann stosse ich doch mal mit einem Gläschen Schampus mit meiner Seniorenguppe auf die Gnade der frühen Geburt an.
@Volker Harms-Ziegler: Herzlichen Dank für diesen hervorragenden Beitrag. Belegt ist in der Tat, dass eine Verkürzung der Zeit bis zur 2. Astrazeneca-Impfung die Wirksamkeit dieses Impfstoffs deutlich vermindert. Dies könnte auch den Weg für weitere Mutanten und Infektionswellen ebnen. Der Vorstoß des Hr. Spahn ist ein Stück aus dem Tollhaus.
Nach Pfingsten können sich beim Hausarzt alle mit AstraZeneca gegen Covid-19 impfen lassen. Der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung beträgt vier Wochen. Die Begründung des KV-Vorsitzenden, Herrn Dastych, ist: „Die Menschen brauchen eine Urlaubsperspektive.“ Auch Gesundheitsminister Spahn (CDU) hatte einen möglichen vierwöchigen Abstand von erster und zweiter Dosis genannt. Der von der Stiko empfohlene Abstand beträgt zwölf Wochen und ist mit der höheren Wirksamkeit begründet, die Impfzentren halten sich daran. Forscher warnen vor der drastischen Verkürzung, da es zu einer deutlichen Reduzierung des Impfschutzes kommt (55 statt 80 bzw. 85 Prozent bei den über 65-Jährigen). Ist dieses Vorgehen im Hinblick auf die Bundestagswahl ein vorgezogenes Wahlgeschenk? Man verbessert die Akzeptanz von Astrazeneca, erhöht aber die Infektionsgefahr!
Die Aussetzung der Lieferungen von AstraZeneca für Erst-Impfungen an die Impfzentren und Lieferung an die Praxen war eine politische Entscheidung, begründet durch die einfachere Logistik (Aufbereitung, Transport, Haltbarkeit). Die Impfzentren „drücken“ sich nicht, wie vielfach von den Niedergelassenen und der KV behautet, um die Impfung mit AstraZeneca. Es erfolgen dort nach wie vor die Zweitimpfungen. Wenn jetzt auch noch wie in Bayern und Baden-Württemberg die Priorisierung in den Praxen vollständig aufgehoben wird, in den Impfzentren aber bestehen bleibt, blickt kaum noch einer durch. Gilt dort jetzt das Motto: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst?“ Es lebe das Chaos und die Stimmung wird aggressiver.
Die Impfzentren machen sich nicht, wie von Herrn Dastych behauptet, „einen schlanken Fuß und dann vom Acker.“ Auch werden sie nicht „überflüssiger Weise betrieben“ oder haben „große gebunkerte Impfbestände“ bzw. „werden bevorzugt beliefert.“ Die Städte und der Landkreistag werfen der KV vor, „eine Hetze gegen die Arbeit der 28 Impfzentren in Hessen zu betreiben und die Bevölkerung zu verunsichern.“
Das Impfsystem gerät bald unter Druck, wenn die Impfungen in den Brennpunkten, Auffrischimpfungen und die Impfungen bei den Kindern- und Jugendlichen anstehen. Ohne die Impfzentren werden diese Aufgaben kaum zu lösen sein. Jetzt diese funktionierenden Strukturen aufzulösen, kann gefährliche Folgen haben, denn das Impfen gegen Covid-19 wird uns noch lange beschäftigen.
Dr. Lutz Aderhold, Impfarzt in Wiesbaden,
Lieber Herr Herl,
Ihre Kolumnen waren früher mal ganz unterhaltsam, jetzt lohnt sich die Mühe schon lange nicht mehr, sie zu lesen. „Inzidenz 50000“ hat aber meine Aufmerksamkeit erregt, sie ist ein richtiger Knaller. Denn Sie sagen, was immer schon meine Meinung war: Das Volk ist unmündig, man könnte auch sagen:dumm. Daher sind Sie doch sicher auch meiner Meinung, dass Wahlen abgeschafft werden müssen.
Das Volk braucht einen starken Führer, der sagt, wo`s langgeht. Und da die Freiheit ein lächerliches Begehr ist, schaffen wir das Grundgesetz auch gleich mit ab. Klar, mit Toten und Särgen und den ganzen tollen Sachen kann man nicht immer aufwarten, aber, das dumme Volk wird es irgendwann begreifen, man muss es nur oft genug wiederholen.
PS. Damit kein Irrtum aufkommt: Ich finde diese Kolumne erschreckend.
Vielen Dank für den Leitartikel von Alisha Mendgen. Als langjährige nunmehr seit über zehn Jahren pensionierte im Bildungsbereich Tätige kann ich nur jedes Wort der Autorin unterstreichen. Die soziale Ungleichheit in unserer Gesellschaft treibt mich immer noch um und macht mich wütend.
Seit einigen Wochen verfolge ich nun mit Interesse, dass nach über einem Jahr Pandemie entdeckt wird, dass das Problem vor allem auch eine soziale Dimension hat. Na so was!
Wohnen in beengten Verhältnissen, prekäre oder gar keine Arbeit, Distanz zur „deutschen“ Bevölkerung, fehlende Sprachkkompetenz … Die Fakten sind doch seit Jahrzehnten bekannt! Wir wissen alle – auch unsere verantwortlichen Politiker – wo die Ursachen für diese Misere liegen, und wir wissen auch seit langem, was zu tun ist. Es gibt unzählige wissenschaftliche Untersuchungen dazu und es gibt genauso viele sehr gute Konzepte, was wo und wie geändert werden kann und muss!
Wäre es nicht angebracht, endlich auch mal einen Bildungs- oder Sozialgipfel einzuberufen, der genauso qualifiziert besetzt ist, wie die sonstigen hochkarärigen Regierungsgipfel?Hochqualifizierte Bildungs- und Sozialpolitiker, Jugendpsychologen und – mediziner haben wir ja wohl in diesem Land.
Man kann sicher beklagen oder auch die betroffenen Menschen beschimpfen, dass sie sich nicht genügend um ihre Belange kümmern, dass sie sich nicht am gesellschsftlichen Leben beteiligen, dass sie ihre Informationen aus obskuren Medienkanälen beziehen oder den Erklärungen eines heimatlichen Mullahs mehr vertrauen als der bundesoffiziellen Informationspolitik. Es nützt und ändert aber nichts! Es nützt auch nichts, wenn Milliardenprogramme mit immer neuen schönen Namen aufgelgt werden. Es ist eben nicht damit getan, Kisten mit Tablets an die Schulen zu schicken, die dann von wohlmeinenden Lehrer*innen oder Hausmeistern eingerichtet werden oder gleich ganz in den Kisten bleiben. Es ist eine Schande, wenn unsere Kinder statt von qualitativ hochwertigen pädagigischen Progranmmen mit „Notbetreuung“ (was für ein Unwort!) versorgt werden.
Impfmobile in bestimmte Wohngebiete zu schicken, ist bestimmt eine gute Idee. Sie kommt aber erstens sehr spät und zweitens ist sie nur ein Kurieren an Symptomen.
An den RMV bzw die Bahn schon mehrfach berichtet, dass Sonntag und Feiertag die Züge z.T. extrem voll sind und vorgeschlagen, dass nicht nur ein Zugabteil sondern 2 fahren sollten. Gerade in Corona Zeit ein Muss!
Heute, am Himmelfahrtstag, das Chaos erlebt. S5 10.15 Uhr ab Bad Homburg schon überfüllt. Enorm viel Fahrräder, Kinderwagen und Reisende mit Koffer. Eigentlich für diesen Tag alles andere als überraschend.
Dann die Steigerung Hauptbahnhof Richtung Flörsheim. Mann an Mann wie im Viehtransport! Corona lässt schön grüßen. Hätten wir nicht schon die Schutzwirkung durch die Impfung, wären wir gar nicht eingestiegen. Im Zug unglaubliche Aggressivität unter den Passagieren. Nachdem mehrere Versuche über eine normale Mail an Bahn und RMV gescheitert sind, verteile ich nach dem Leserbrief an die FR demnächst meinen Protest anderweitig und werde auch im Internet tätig.
Ist es eigentlich gerecht, wenn Corona-Geimpfte ihre Freiheiten zurückbekommen, während Ungeimpfte noch warten müssen? Diese Frage erscheint mir merkwürdig und ist wohl eher Ausdruck einer Neid-Debatte als einer Gerechtigkeitsdiskussion. Denn viel ungerechter ist doch, dass Gastwirte, Hotelbetreiber und Kulturschaffende große Einkommenseinbußen hinnehmen müssen, während viele andere zumindest finanziell unbeschadet durch die Pandemie kommen. Da sollten doch wohl Personen, von denen keine Ansteckungsgefahr ausgeht die Möglichkeit bekommen, ihr Geld in den gebeutelten Betrieben auszugeben, um so zumindest zum Teil die Ungerechtigkeiten dort zu lindern. Und die Ungeimpften haben auch was davon, denn wenn für alle gleichzeitig die Freiheiten zurückkommen, gibt es großes Gedrängel in Restaurants, Kinos, Theatern und Ferienanlagen. Weil dann nicht für alle Platz ist, gibt es neue Ungerechtigkeiten. Gedrängel ist auch aus virologischer Sicht nicht gut, und sei es nur, weil dadurch die Verbreitung der „klassischen“ Grippe gefördert wird.
Die sofortige Rückgabe der Freiheiten an jeden, von dem keine Infektionsgefahr ausgeht, führt sicherlich zur Entzerrung des Nachholbedarfs von Urlaub und Freizeitaktivitäten und insgesamt zu größerer Gerechtigkeit.
Offensichtlich habe ich die Verfasserin dieses Leitartikels falsch verstanden, obwohl sie schon zu Beginn ihres Artikel vorsorglich darauf hingewiesen hat, dass natürlich die „älteren“ Menschen keine Schuld daran haben, dass die Jungen die Leidtragenden dieser Pandemie waren, indem sie auf Bildung, verpasste Klassenfahrten und die erste große Liebe verzichten mussten. Offensichtlich hat die Verfasserin verdrängt, dass überwiegend die „älteren „Menschen, die Pandemie entweder mit ihrem Leben und Sterben in Einsamkeit oder der Abschottung gegen Ihre Mitmenschen in Pflegeheimen „bezahlt“ haben.
Das Aufrechnen Alt gegen Jung wird in diesem Leitartikel zum Kernthema. Wenn es richtig war, was selbst die Verfasserin richtig findet, dass Ältere vorrangig zu ihrem Schutz geimpft wurden, ist es wohl folgerichtig, wenn dann die Politik generell Geimpften Rechte „zurückgeben“ will, dass davon die Älteren natürlich mehr profitieren, da sie zuerst geimpft wurden. Das ist die logische Konsequenz.
Wen man dem wachsenden Anteil der älteren Wählern vorwirft, dass sie Ihre Interessen an ihren Bedürfnissen ausrichten, könnte man das natürlich auch den Jungen vorwerfen. Außerdem ist es wohl ziemlich naiv, von Leuten zu erwarten, dass sie ihre Wahl von den Interessen anderer abhängig machen. Das wäre zwar manchmal wünschenswert, aber ist eher unrealistisch und das betrifft nicht nur eine Gruppe von Wählern.
Ich denke, es ist wohl richtig zu kritisieren, dass in den vergangen Jahren eine Politik gemacht wurde, die nicht unbedingt zukunftsweisend war, sondern eher die augenblickliche Interessenlage im Blickfeld hatte. Und das hat nicht nur die junge Genration betroffen, sondern fast alle Bevölkerungsgruppen. Sonst müsste ja bei den Themen für ältere Menschen, wie z.B. Gesundheit, Pflege und Rente alles in Ordnung sein. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass es in fast allen Bereichen, ob für jung oder alt, Nachholbedarf gibt und die Notwendig besteht, dass dringend was verändert werden muss. Und diese Veränderung kann ich nicht einfordern, wenn ich gleichzeitig bei der Solidarität, die erwähnte Einbahnstraße jetzt eben in die andere Richtung befahre. Auch das Absenken des Wahlalters, dass von Ihr als gezielter Schritt als Signal gefordert wird, wird daran nichts ändern.
Wenn die Verfasserin, es als Alarmsignal empfindet, dass in den sozialen Netzwerken sich die Wut Jung gegen Alt aufbaut, dann war dieser Leitartikel wohl eher nicht dazu geeignet, die viel beschworene Solidarität zu erzeugen.
Es hat sich seit einem Jahr eine teils weinerliche, teils bemühte Erwachsenenschaft etabliert, die sich – zu Recht – besorgt zeigt über unsere durch Corona aus schulischen und sozialen Bindungen gerissenen Kinder und Jugendlichen. Die Corona-Zwänge lassen völlig vergessen, dass weltweit Millionen von Kindern und Jugendlichen seit Jahren in Lagern und Flüchtlingszügen dahinvegetieren, ohne Zukunft und ohne Vorbereitung auf eine solche, und in einer Hoffnungslosigkeit leben, die ihnen – wenn überhaupt – nur ein Minimum an Überlebenschancen zugesteht. Sie sind sich selbst überlassen, Hilfspersonal fehlt in den meisten Fällen. Von den Traumata (geschuldet den unsäglichen Fluchten auf Land- und Wasserwegen) ganz zu schweigen. Es gibt keine verlässlichen Zahlen über die Suizide unter diesen Jugendlichen, aber meine Quellen sagen, dass es viele sind.
Kälte, Hunger, Krankheiten, Obdachlosigkeit, Kleider- und Schuhmangel, Elternlosigkeit, keine schulische Bildung und keine Sport- und Spielmöglichkeiten, Verlust und Tod von Familienangehörigen, soziale Isolation,Armut, Abhängigkeit von stets wechselnden Helfern/Innen und Daseinsbedingungen, Ausgeliefertsein an Unbegreifliches … Eine Situation, die unsere Politiker in eine halsstarrige Unmenschlichkeit abgetrieben hat, die sie selbst die vordringliche Erledigung von Aufgaben vor unserer Haustüre – die Hilfe für Kinder und Jugendliche in den griechischen Lagern – brutal ausschlagen lässt. Wären da nicht internationale und private gemeinnützige Organisationen, die von Spenden leben und oft genug im Konflikt mit unseren Politikern ihre Arbeit tun!
Diese Fluchtkinder haben im Gegensatz zu unseren schullosen Kindern, die Opfer der Corona-Epidemie geworden sind, keine Politiker, Psychologen, Therapeuten etc., die sich für sie einsetzen, sie aufheben und sie auffangen. Dass sie dem Corona-Virus schutzlos ausgeliefert sind, bedenkt wohl kaum jemand mehr…
Interessant zu lesen, wie viele Impftermine in den Impfzentren abgesagt werden, nachdem die Hausärzte in die Bresche springen. Daneben moniert Minister Beuth nicht abgesagte nicht wahrgenommene Impftermine und appelliert diese frühzeitig abzusagen.
Leider verfallen aber Impftermine, weil Absagen offenbar nicht bei den Impfzentren ankommen. Meine Frau hat – streng nach Priorisierung – einen Termin beim Hausarzt bekommen und die Reservierung im Impfzentrum online storniert. Nach Wochen kam eine Mail, dass der Termin nicht eingehalten wurde und es wurde ein neuer Termin angeboten.
Nach Rückfrage wurde mitgeteilt, dass auch die Registrierung auf der Homepage gelöscht werden müsse.
Welchen Sinn macht es aber, eine Online-Stornierungsmöglichkeit anzubieten, die so erst mal nicht funktioniert noch das Impfteam zeitnah erreicht?
Organisatorisch und technisch ist da noch viel Luft nach oben, die Politik sollte nicht nur auf die Impfwilligen zeigen, die sich schon viel Mühe geben mussten überhaupt einen Termin zu sichern.
Übrigens: Vielen Dank an die vielen Freiwilligen in den Impfzentren, Arztpraxen und Fahrdiensten.