Es ist ein Weilchen her, dass ich an dieser Stelle versucht habe, darüber zu informieren, was man im eigenen Garten für Insekten tun kann. Nun leben wir allerdings in einer Zeit, in der sich die Rahmenbedingungen rasant verändern. Eben waren es noch die Insekten, denen vor allem unser Augenmerk galt (wir werden sie keineswegs aus den Augen verlieren!), doch jetzt sind es plötzlich die Blühpflanzen, die im Fokus stehen. Warum? Wegen der Trockenheit. Mit der haben Pflanzen, die hier heimisch sind, genauso zu kämpfen wie wir Menschen. Zugleich aber nähren diese Pflanzen Insekten. Der Fokus verschiebt sich. Um Insekten zu fördern, müssen wir Blühpflanzen fördern.
Alle Welt leidet unter dem Klimawandel, den wir als Menschheit in Gesamtheit ausgelöst haben. Auch die Pflanzen leiden. Das sieht dann so aus: Sie lassen die Blätter hängen. Na ja, dann lassen sie eben die Blätter hängen. Ist sowieso nur Unkraut.
Alle Fotos auf dieser Seite: © Lutz Büge
Im Ernst: So was ist ein Alarmzeichen. Im Kleinen wie im Großen. Wir alle kennen die Bilder von den Dürren in Ostafrika. Je nach Wetterlage sind auch wir hier in Deutschland nicht vor Dürren geschützt. Hitze und ausbleibender Regen stressen nicht nur die Natur, sondern auch uns Menschen. Und natürlich auch die Insekten, von denen wir Menschen weit mehr abhängig sind, als die meisten von uns wissen, glauben oder sich vergegenwärtigen wollen. Denn wenn Blühpflanzen den Insekten nicht mehr genug Nahrung liefern können, weil es ihnen selbst nicht gutgeht, dann gibt es bald keine Insekten mehr, die bestäuben können. Die Folgen wären umfassender, als die meisten Menschen – ich wiederhole mich – wissen, glauben oder sich vergegenwärtigen wollen.
Noch gibt es sie, die emsigen Arbeiterinnen wie hier eine Honigbiene. Die Frage ist: Wie lange noch? Wenn alles sich verändert? Menschen sind anpassungsfähig. Tiere auch. Wie Jeff Goldblum in „Jurassic Park“ einst sagte, frei nach dem Autor Michael Crichton: Das Leben findet einen Weg. Die Frage bleibt einstweilen, wie viele Opfer es auf diesem Weg gibt bzw. geben muss. Wobei hinter diesem Muss ein großes Fragezeichen steht.
Alle Fotos in diesem Thread habe ich selbst gemacht, sie zeigen Motive aus meinem winzigen Garten in der Innenstadt von Offenbach, über den ich vor zwei Jahren (2021) schon hier im Blog geschrieben und berichtet habe. Im vergangenen Jahr (2022) konnte ich im Garten nicht viel unternehmen. Folge: Verwilderung. Aber das muss nicht zwangsläufig schädlich sein, wie das Foto links zeigt. Ich weiß nicht, woher diese Pflanze kommt, an der sich die Biene da delektiert. Ich hab‘ sie nicht ausgesät. Das muss sie selbst gemacht haben. Wie von allein. Das Leben findet einen Weg, denn das Leben will leben. Das kann es auch ohne uns Menschen, wie das Beispiel zeigt.
Das Problem ist: Wir Menschen müssen umdenken. Bei der Honigbiene gelingt das bereits halbwegs, denn die liefert uns was. Wir haben was von ihrer Arbeit, und das haben wir verstanden. Aber neben ihr gibt es ein Heer von verschiedensten Insekten, die ebenfalls etwas leisten in diesem riesigen Geflecht von Beziehungen, das wir Menschen „Umwelt“ nennen. Die meisten dieser Kleintiere sind weniger auffällig als Bienen. Daneben gibt es weiterhin unzählige Insekten, die als Nahrung für andere Tiere dienen, die wir ebenfalls brauchen. Alles hängt mit allem zusammen.
Ich werde in diesem Jahr 2023 in loser Folge hier in diesem Blog darüber berichten, wie sich das Klima bzw. sein Wandel auf meinen Garten auswirkt. Steuern Sie gern Ihre eigenen Beobachtungen bei. Wie man hier mitredet, ist denkbar einfach, und selbstverständlich sind auch kritische Bemerkungen erlaubt. Erwünscht sind allerdings vor allem konstruktive Kommentare.
Wenn Sie Fotos beisteuern wollen: Sie sind willkommen! Nutzen Sie bitte das Kontaktformular, um mich anzusprechen.
Es gab in diesem Blog vor Jahren mal die „Netzdetektive“, eine Initiative, die ich ins Leben gerufen habe, um das Wissen, die Fähigkeiten, die Fantasie der Schwarmintelligenz abzurufen. Wir hatten damals ein paar schöne Ergebnisse. Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt, wieder an die Schwarmintelligenz zu rühren: Wir alle zusammen sind mehr als nur die Summe der Einzelnen.
Also: Reden Sie mit.
Hier geht’s zur Serie „Insektenoase“ des FR-Blog von 2021.
Die Pflanze, die sich selbst angesiedelt hat ist der „Gewöhnliche Natterkopf“. Blüht auch in meinem Blumenkasten, ein bleibender Gast aus einer Wildblumen-Samenmischung. Auch mehrere andere Blühpflanzen kommen jetzt schon zum zweiten Mal wieder.