Eine Insektenoase in der Innenstadtwüste (4)

Was tun für Insekten? FR-Blogger Bronski baut seinen Garten um und berichtet darüber hier im FR-Blog. Kräuter, heimische Blühpflanzen, Totholz – man braucht nicht viel Platz.  Heute Teil 4 der Serie: Schritt für Schritt.

Balken 4Es hat in dieser Woche geschneit, sogar hier bei uns in Offenbach. Es ist windig gewesen, richtiges Schmuddelwetter. Bei solchen Verhältnissen gehen nur Hartgesottene in den Garten, um dort zu werkeln. Jetzt darfst Du mal raten: Ob Bronski wohl zu diesen Hartgesottenen gehört? Nun, man kann auch am Garten werkeln, ohne im Garten zu werkeln. Vor allem wenn man recherchieren und sich informieren muss: Welche Pflanzen und Kräuter sind denn nun eigentlich gut für unsere Insekten? Sie lieben Kräuter wie Thymian, Majoran und Ysop, aber die blühen jetzt noch nicht. Von den Pflanzen, die derzeit hinterm Haus blühen, scheinen sich die kleinen, wilden Hummeln, die dort zurzeit vor allem auftauchen, an Schneeglanz und Blaukissen zu freuen. Dabei ist letzterer noch nicht mal ausgepflanzt, sondern wartet noch in seinen Töpfchen

Schritt für Schritt

Hier noch mal der gegenwärtige Blickfang im Garten. Doch die Insekten scheinen sich nicht für das Goldglöckchen (Forsythie) zu interessieren. Macht erstmal nix. Drum herum stehen Tulpen, Mohn, Taglilien und verschiedene Ziergräser, von denen das links vorn, man glaubt es kaum, fast drei Meter hoch wird. Auf diese Weise wird der Nutzgarten den Blicken von der Terrasse entzogen. Die Erdbeeren wurden schon ausgebracht (hoffentlich nicht zu früh), Himbeeren wurden geschnitten, der Johannisbeerstrauch legt schon los, und ein paar Meter rechts vom Goldglöckchen hat der Totholzhaufen in einem verborgenen Winkel unterm Feuerdorn bereits eine gewisse Größe erreicht – zum größten Teil mit Ästen und Zweigen aus eben diesem Garten.

Siehe hier links. Das ist natürlich erst der Anfang. Da müssen noch ein paar dickere Äste drauf. Aber ich finde, man kann sich schon vorstellen, worin der Reiz besteht – insbesondere für Tiere, die auf eine gewisse Heimlichkeit angewiesen sind. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich mich wirklich freuen würde, sollte sich hier ein Bienenvolk ansiedeln. Obwohl das natürlich ein großer Erfolg für meine Brummersummeroase in der Offenbacher Innenstadtwüste wäre, so wie es bei Achim Kühne in Dexheim passiert ist. Ein Muskatellersalbei steht übrigens auf meiner Einkaufsliste für den nächsten Besuch im Gartencenter – danke für den Hinweis, Herr Kühne!

Schritt für Schritt, so muss derzeit die Devise beim Umbau des Gartens lauten. Erst nächstes Jahr wird sich zeigen, ob das Ergebnis mit meinen Vorstellungen zur Deckung kommt. Vorerst ist noch viel zu tun. Siehe hier.

Der ehemalige Steingarten ist in Abwicklung begriffen. Merke: Auch ein Steingarten braucht Pflege. Er war bevölkert von Mauerpfeffer sowie verschiedenen Sedum- und Sempervivumsorten, die es aber zunehmend schwer hatten gegen Gräser, Moos und die ständig sich selbst aussäenden Glockenblumen. Die Fettblätter und Hauswurze werden jetzt evakuiert. Sie sollen einen ruhigen, warmen Platz woanders im Garten bekommen. Auch die Schwertlilien (Blaue Zwerg-Iris, Mitte rechts) werden versetzt. Das ist Schwerstarbeit, denn diese kleinen Pflänzchen bilden mächtige Wurzelstöcke, die sich unterirdisch auch noch umeinander wickeln.

An dieser Stelle, wo jetzt noch die Reste des Steingartens zu besichtigen sind, wird die Insektenweide entstehen. Dabei werden die Areale links vorn und hinten einbezogen. Und wie hier links zu sehen ist, warten schon einige der neuen Bewohner, darunter solche, die aus dem Garten entnommen wurden wie z.B. Sonnenhut und Glockenblumen, frisch Gekeimte wie Ringel- und Kornblume, und hinten sind die Einkäufe zu sehen. Es sind noch welche dazugekommen, die nun aufs Auspflanzen warten, u.a. zwei sehr wüchsige Wildclematis-Arten: Clematis vitalba und montana. Denen fällt außer der Ernährung von Insekten künftig vor allem die Aufgabe zu, dem überall wuchernden Efeu Paroli zu bieten. Sie werden demnächst ausgepflanzt. Vorher müssen wir allerdings erst mal ein Rankgitter bauen.

Es ist schon ein bisschen zermürbend, wenn man vor so einem Garten steht, in dem eine Menge zu tun wäre: Wo soll man anfangen? Aber es zeigt sich tatsächlich, dass man am besten vorankommt, wenn man die Arbeit ein bisschen dosiert. Nicht alles auf einmal, nichts übers Knie brechen, sondern lieber täglich eine oder zwei Stunden im Garten – das läppert sich. So nimmt die Sache Gestalt an. Und es bleibt Zeit, Ideen zu entwickeln und auszuprobieren. Davon bei nächster Gelegenheit mehr. Jetzt noch mal zum Schluss, weil’s so schön ist, ein Panoramabild von der blühenden Zierquitte im Sonnenlicht. Blendend, nicht wahr?

Naoned!

Ihr Bronski

Teil 3 / Teil 5

Rechte an allen Bildern: Lutz „Bronski“ Büge
Startseite des Gartenprojekts

***

Worldometer  +++ SafetyDetectives

Balken 4

 

 

Verwandte Themen

5 Kommentare zu “Eine Insektenoase in der Innenstadtwüste (4)

  1. Tip für Insektengarten:
    1. Kapuzinerkresse (Bienen)
    sieht schön aus, kann man essen, leicht scharf, Samen fürs nächste Jahr sammeln oder als Kapern in Essig einlegen.
    2. Zinnien (Bienen, Hummeln, Schmetterlinge) Ebenfalls Bauern-, Naturgartenblumen ,robust, auch bei Hitze, Regen, auch direkt in die Erde, später vereinzeln, luftig, sonnig, sandig, humoser Boden.

  2. Hallo Bronski,
    wichtig für den Insektengarten sind Blattläuse. Damit es davon genug gibt braucht man entweder mindestens einen Baum oder einen größeren Busch. Ich habe eine Reihe Roseneibische, die Naturform in lila/rot mit großen Blüten. In fast allen Jahren werden sie von Blattläusen befallen, was ihnen nichts ausmacht, aber die Blattläuse produzieren den sogenannten Honigtau, der Pflanzensaft läuft praktisch durch die Laus durch und wird dann abgegeben. die Pflanze wird dann von einer Art Zuckerguss überzogen. Die Bienen produzieren daraus den Waldhonig. Alle Insekten naschen gern von diesem Honig, man erreicht damit also eine gute Insektenweide. Die Vielzahl der Insekten, von denen man die meisten überhaupt nicht bemerkt, es sei denn man sucht sie, bewirkt, dass auch räuberische Insekten ein Nahrungsangebot haben, mit ein paar Blütenpollen ist es ja nicht getan.
    Bei mir im Garten ist im Frühling nach den Schneeglöckchen (Naturform) der zweiblättrige Blaustern dran der jetzt nach etwa 4o Jahren große Bestände gebildet hat. Danach kommt der hohle Lerchensporn (weiß/lila/rot) der auch inzwischen den ganzen Garten bewohnt, vor allem unter Büschen , also da, wo später nichts wächst wegen Lichtmangel. Das ist zusammen mit Buschwindröschen auch die Flora in den nächsten Waldgebieten hier. Im Sommer wird es schwieriger, wegen der Trockenheit, aber der Honigtau leistet beachtliches. An Büschen sind noch zu empfehlen Hartriegel und Holunder, die zur Blüte auch umsummt sind, auch Schlehe ist gut. Der Nachteil eines Naturgartens ist, man wird der Sache kaum Herr , Alles wächst überall und für das. unbelastete Auge heißt das Wildnis. Zusammenfassend ist zu sagen, dass fast alles was durch Gärtnerei verbessert wurde nicht zu gebrauchen ist, wie z.B. Tulpen, Osterglocken und co. andererseits viele „Unkräuter“ gut sind für Insekten und vor allem Wildbienen und Hummeln, wie z.B. die absolut schwarze Holzbiene, die etwa hummelgröße hat.
    Meine Wildnis besteht seit etwa 40 Jahren und führte zum Zerwürfnis mit den Nachbarn (Bauern!), deren Garten besteht zu 90% aus Gras und Hofplaster, wegen der Sämereien, die immer aus meinem Garten kommen. Auch Gänseblümchen sind in unserer Umgegend reichlich vorhanden. Auch Lerchensporn und Wiesenschaumkraut haben sich schon in verschieden Gärten gezeigt.
    Ein paar Brennnesseln sollten sein, als Futterpflanzen für diverse Falter und co.
    Dieser kleine Beitrag nur als Ansporn und Beifall. Zu retten ist damit natürlich nichts, tun sollte man es trotzdem.
    Zum Schluss : Keine Chemie ! Dünger nur für Nutzpflanzen, wie Salat und Co. und dann möglichst nur Kompost. Und nun weiterhin viel Spaß !Mit freundlichen Grüßen

  3. Lieber Herr Winter,

    danke für Ihren Anregungen. Ich hab schon Erfahrungen mit „kultivierter Wildnis“. Letztlich war mein Garten in den vergangenen Jahren nichts anderes. Ein paar Pflanzen musste man immer im Auge behalten. Zum Beispiel hatte die Vorbesitzerin einen Zwergbambus frei ausgepflanzt. Das ging anfangs gut, denn diese Art bildete zunächst einen Horst. Aber dann ging es los! Das war vor zehn Jahren. Ich habe nicht geruht, ehe nicht die letzte Sprosse von diesem Zeug entfernt war. Seitdem bin ich allergisch auf alles, was zu sehr wuchert. Zuletzt haben Brombeeren Probleme bereitet. Die kriegt man nie wieder weg, die wurzeln ziemlich tief. Beim Bambus damals wusste ich bald, dass die Rhizome etwa in zehn Zentimeter Tiefe verlaufen. In welcher Tiefe die Brombeeren vordringen … keine Ahnung.
    Mir schwebt eine Mischung aus Bauern- und gezüchtigtem Wildnisgarten vor mit wildem Rittersporn, Kornblumen, Ringelblumen, Lavendel (also nicht nur einheimische Gewächse), mehreren Phlox-Sorten, Ehrenpreis, Verbenen, Johanniskraut, verschiedenen Clematis-Sorten und noch etlichem anderen mehr. Auch Kulturpflanzen wie Blaukissen und Herbstanemone sind dabei; die werden ebenfalls von Insekten angeflogen. Was genau im Detail, darüber schreibe ich hier demnächst mehr.
    Der Hinweis auf die Blattläuse ist interessant. Vor allem wohl für Ameisen und Marienkäfer. An Büschen gibt es in meinem Garten bisher: Weiß- und Feuerdorn, Rhododendron, Forsythie, Lorbeer, Ranunkelstrauch, Heckeneibisch (Hibiskus), Hortensie, Flammenazalee, Kirschlorbeer und mehrere Thujen. In den vergangenen Jahren ist mir kein Blattlausbefall aufgefallen. Könnte damit zusammenhängen, dass hier in der Offenbacher Innenstadt rundherum praktisch nichts ist, was den Namen Garten verdienen könnte.

  4. Das mit den Brennesseln stimmt, sie machen auch den Boden fruchtbar.
    Im Frühjahr schmecken sie im Salat, nur die frischen Spitzen. Auch als Tee zur Entschlackung( gewöhnungsbebürftig)

  5. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass es mir gelungen ist, alle Brennesseln aus meinem kleinen Garten zu entfernen. Jedenfalls nach gegenwärtigem Augenschein. Dass ich für Brennesseln keinen Platz habe, wird sich allen erschließen, die meinen nächsten Text (Teil 5 der Serie von der Insektenoase) lesen und sich da vor allem mal das Foto vom Garten in seinen bescheidenen Ausmaßen anzuschauen. Trotzdem vielen Dank für den Rat.

Kommentarfunktion geschlossen