FR-Forum vom 10. bis 13. Juli

Alle Zuschriften von Leserinnen und Lesern im FR-Forum dieser Woche im Überblick nach ihren Erscheinungstagen und: Offene Diskussion!

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Leserforum 2 20190916Forum vom 10. Juli 2024

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Leserforum 2 20190916Forum vom 12. Juli 2024

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Unser Steuergeld fließt in die falschen Kanäle

Zu: „Wenn die Brandmauer bröckelt“, FR-Feuilleton vom 9. Juli

Die kluge Analyse des Schlagworts von der „Brandmauer“ von Michael Hesse macht sehr deutlich, dass es sich hier nur um einen Propagandabegriff handelt. Indem die Parteien den Fokus auf den „Kampf gegen Rechts“ legen, lenken sie ab von ihrer eigenen Schuld.
Natürlich ist es die Abhängigkeit der „demokratischen“ Parteien von der Profitgier der Wirtschaft, die erst zum Anwachsen der rechtsextremen Parteien geführt hat. Das Steuergeld fließt in die Förderung der klima- und umweltzerstörenden Wirtschaftszweige, nicht in die Bereiche des Sozialen, der Bildung, des Kampfes gegen den Klimawandel. Analog zur „Brandmauer“ fällt mir das Bild vom Deich ein: Die Deiche werden erhöht, statt die Ursachen der immer stärker steigenden Flut zu bekämpfen. Es werden CO2-Speicher geplant, ohne dass die CO2-Produktion nennenswert eingeschränkt wird – nein, damit sie nicht eingeschränkt werden muss! Ich muss sagen, dass auch die Heilsbotschaften der Windkraft, des Recycling und der von Joachim Wille beschriebenen begrünten „Schwammstädte“ dazu gehören. Die Produktion umweltschädlicher Produkte, von Plastikmüll, die Versiegelungen und Betonierungen etc. gehen ungehemmt weiter, der Autoverkehr wächst weiter, Internet und andere Entwicklungen brauchen immer mehr Energie – aber die soll nun „grün“ sein.
„Brandmauern“ und „Deicherhöhungen“ haben gemeinsam, dass sie bewusst von den eigentlichen Ursachen ablenken, und damit die schädlichen Entwicklungen nicht stoppen, sondern sogar noch fördern. Eine solche Politik bereitet den eigenen Untergang vor. Aber ich fürchte, Politik und Wirtschaft werden sich auch mit „Faschos“, die die Demokratie und den Planeten zerstören, zu arrangieren wissen wie anno dazumal (1933).

Manfred Bonson, Lüdinghausen

Warum wurde die Realität im Osten nicht erkannt?

Den Aussagen des Artikels stimme ich im Wesentlichen zu, möchte aber trotzdem einige Anmerkungen machen. Hesse schreibt, dass die Demokratien in ihrem Bestand gefährdet seien, woran die rechtspopulistischen Bewegungen schuld (sic!) seien. Schuld? Ursache und Wirkung sind doch zu beachten, zumal der Autor von „Defiziten bei der Politik und Parteien“ spricht. Also Verwechslung von Ursache und Wirkung. Er schreibt, dass die „demokratischen Parteien einfach nicht in der Lage waren, die Realität in Ostdeutschland zu erkennen“. Aber warum waren sie dazu nicht in der Lage? Warum waren die Abgeordneten der entsprechenden Wahlkreise (nicht Parteien, sondern handelnde Menschen) dazu nicht in der Lage? Warum sahen oder sehen sie die Probleme nicht? Vielleicht würde es ja helfen, wenn der Bundestag etwas weniger versucht, Regelungen für was auch immer zu finden, so dass die Abgeordneten mehr Zeit in ihren Wahlkreisen verbringen könnten. Als Beispiel/Vorlage möge dienen, dass der Reichskanzler Bismarck monatelang nicht in Berlin, sondern auf seinem Gut Varzin war. Und damals gab es noch keine modernen Kommunikationsmittel, mit denen man jederzeit alle erreichen kann.
Rechte Parteien gab es viele in der BRD, z.B. die NPD oder die DVU. Das Phänomen ist nicht neu. Es stellt sich die Frage, warum „nun“ die AfD einen solchen Zulauf, und nicht nur in Ostdeutschland, hat? Ist es die Angst der Menschen, die ja mehrfach im Artikel auftaucht? Dann müsste „man“ entängstigend handeln. Beispiel: Merkels „Die Spareinlagen sind sicher“. Kann das die AfD und die anderen „Parteien“ können es nicht? Und wenn ja, warum nicht?

Rüdiger Erdmann, Pattensen

Tempolimit in Städten und auf Landstraßen

Zu: „Rasen geht eh nicht mehr“, FR-Meinung vom 6. Juli

Obwohl ich ein generelles Tempolimit in Deutschland wie in fast allen hochentwickelten Ländern befürworte, stimme ich dem Argument, ein Tempolimit auf Autobahnen führe zu deutlich weniger Verkehrstoten, nicht zu, denn es ist statistisch nicht belegbar. Ich nenne aus der Verkehrsstatistik aller europäischen Länder exemplarisch Bulgarien und Rumänien mit den höchsten Werten von 82 bzw. 81 Toten pro Million Einwohner und die Schweiz und Schweden mit den niedrigsten Werten von je 22. Alle diese Länder haben Tempolimits, wohingegen Deutschland trotz Fehlanzeige mit einer Quote von 34 einen sehr guten Platz belegt. Diese Reihenfolge lässt sich nicht durch ein Limit, sondern fast vollständig durch den unterschiedlichen Zustand der Straßen und Fahrzeuge erklären. Das zeigt, dass Investitionen in strukturelle Maßnahmen lohnend sind, was ebenso für die Infrastruktur zugunsten von Radfahrern, Fußgängern und ÖPNV gilt.
Sehr gut belegt ist hingegen, wie Herr Wenzel am Beispiel Frankreich zeigt, die unfallmindernde Wirkung von Temposenkungen auf Landstraßen und in Innenstädten, da sich hier unterschiedliche Verkehrsmittelarten gemeinsam bewegen. Wo strukturelle Verbesserungen noch nicht umgesetzt sind oder sich nicht umsetzen lassen, wäre eine Temposenkung eine effektive, kostengünstige und lebensrettende Sofortmaßnahme. Interessant ist auch, durch welche weiteren Maßnahmen es Bulgarien geschafft hat, seine extrem schlechten Werte seit 2008 bis heute fast zu halbieren. Am effektivsten haben sich Aufklärungskampagnen erwiesen: verstärkte Kontrollen bezüglich Licht, Gurtpflicht, Fahrzeugzustand – sowie die Vermeidung von Ablenkung, insbesondere durch Mobiltelefone. Ein generelles Tempolimit auf Autobahnen bringt also wenig in Bezug auf die Unfallzahlen. Es ist aber dennoch sinnvoll, da es Verschleiß, Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß vermeidet und für einen Verkehrsfluss mit entspannterem Verhalten sorgt, was in unser aller Sinne ist.

Stefan Riegel, Bad Vilbel

Wenn die Demokratie zur Auto-Kratie wird

Zu: „Bündnis gegen Autobahn-Pläne“, FR-Klima vom 2. Juli

Nach der Verfassung ist die Bundesrepublik Deutschland eine Demokratie. Bei Klimafragen verwandelt sie sich aber sofort in eine Auto–Kratie. Alle Macht geht dann von der Autowirtschaft und ihren Interessengruppen aus. Als ausführendes Organ wollen denn die Minister Lindner und Wissing im neuen Haushalt 20 Milliarden für den Bau neuer Autobahnen einsetzen, statt sie für die vorhandene marode Infrastruktur zu verwenden.
Minister Wissing hat gerade das Kunststück vollbracht – vermeintlich im Interesse des Klimas –, Verkehrsverbote an Wochenenden zu verhängen. Es war aber nur eine Erpressung der Koalitionspartner, um ihn in seinem Ministerium von der Verpflichtung zu befreien, Klimaziele einzuhalten. Immerhin hat der Minister mit diesem Manöver unfreiwillig offenbart, auf welche Zukunft wir mit seiner Verweigerungspolitik zusteuern, nämlich Zwangsmaßnahmen großen Ausmaßes für uns und die kommende Generation. Vom Bundesverfassungsgericht zwar verboten, aber was schert das einen Minister in Deutschland, heilig Autoland.

Dieter Reitz, Mainz

Fragt mal die Grünen

Zu: „Die Wut der Giorgia Meloni“, FR-Politik vom 28. Juni

Wie Herr Straub die Nominierung von der Leyens als Kommissionspräsidentin darstellt, hat mich verstört: Da wird Frau Meloni zitiert mit ihrer Rede von „Kamingesprächen einer kleinen Gruppe“. Man könnte auch sagen, dass sich hier wichtige Leute auf einen Schulterschluss gegen rechts geeinigt haben. Sicher, Sozialdemokraten und Liberale waren keineswegs die Gewinner der Wahl. Wäre es anders, hätten sie (hoffentlich) nicht die erzkonservative von der Leyen für das Amt vorgeschlagen. Nun konnte die EVP kaum anders, als diesem Vorschlag zuzustimmen. Ob sie sich damit in eine „Brandmauer gegen rechts“ einreiht, wird sich zeigen.
Dass nun die Zustimmung der Rechten zu von der Leyens Wahl im EU-Parlament fraglich wird, ist alles andere als ein „Eigentor“ für Scholz und Macron. Eine von postfaschistischen, europakritischen Kräften abhängige Kommissionspräsidentin ist das letzte, was Europa braucht. Man wird nun auf die Grünen zugehen müssen. Vielleicht bleiben dadurch wenigstens Bruchstücke des „Green Deal“ erhalten.

Peter Steinberg, Frankfurt

Ein typisches Lockangebot

Steueranreize für Fachkräfte: „Lasst es bleiben!“, FR-Meinung vom 10. Juli

Dem Kommentar kann ich nur zustimmen: Steuervergünstigungen für ausländische Fachkräfte sind eine schlechte Idee, weil sie neue Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten schaffen. Es handelt sich um ein typisches Lockangebot, das spätere Ausbeutung begünstigt. Für solche Maßnahmen werden Grüne und SPD zu Recht abgestraft, FDP und CDU/CSU allzu oft gewählt. Für Rechtsaußen bieten solche Ideen gefundenes Fressen für großmäulige Polemik, ohne einen konstruktiven Vorschlag machen zu können. Dieses Wirtschaftssystem zeigt an so vielen Beispielen (siehe Pflege) immer wieder, dass es Ungerechtigkeiten durch Profitstreben produziert. Wenn Arbeitsbedingungen und Bezahlung nicht nur von Profitinteressen bestimmt sind, lassen sich Arbeitnehmer*innen sowohl im In- als auch im Ausland finden.
Ich kann mich an lang zurückliegende Zeiten erinnern, als Menschen in soziale Berufe gewechselt sind, weil sie etwas Sinnvolles arbeiten wollten. Heute werden destruktive Jobs (Lobbyarbeit im Geist der Ausbeutungspraxis) besonders gut bezahlt. SPD und Grüne sollten endlich den Mut haben, den Neoliberalismus zumindest infrage zu stellen. Wenn sie dafür nach der nächsten Wahl in der Opposition landen, haben sie die Chance, sich glaubwürdig neu aufzustellen.

Robert Maxeiner, Frankfurt

Leserforum 2 20190916Forum vom 13. Juli 2024

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„Unerschütterliches Recht“

Nahost: „Freiheitssehnsucht oder Judenhass?“ FR-Politik vom 9. Juli

Das Bundesinnenministerium hat die Parole „From the river to the sea – Palestine will be free“ verboten. Frau Rüssmann zitiert Historiker, die die Parole für mehrdeutig und nicht von vorneherein für antisemitisch halten. Sie nennt auch Gerichte, die in jüngster Zeit ähnlich geurteilt haben. Leider fehlt in dem Artikel der Hinweis darauf, dass die Parole auch von israelischer Seite benutzt wurde und wird. Frühe Zionisten und der Gründer des Likud, Menachem Begin, haben ein „Eretz Israel“ mindestens vom Jordan bis zum Mittelmeer gefordert, die Siedlerbewegung fordert das seit langem ebenfalls.
Die Ende 2022 gebildete Regierung Netanjahu stellt in ihrem Programm – in Anlehnung an dasjenige des Likud von 1973 – fest: „Das jüdische Volk hat ein exklusives und unerschütterliches Recht auf alle Gebiete von Eretz Israel. Die Regierung wird fördern und entwickeln die Besiedlung in allen Teilen Eretz Israels, in Galiläa, im Negev, auf dem Golan, in Judäa und Samaria.“ Mit Judäa und Samaria ist nach offizieller Lesart die Westbank gemeint.
Vor Kurzem bezichtigte der frühere israelische Außen- und heutige Energieminister Eli Cohen auf der Plattform X die Regierungen Spaniens, Irlands und Norwegens, mit der Anerkennung Palästinas als Staat den Terrorismus der Hamas zu belohnen – und schloss mit den Worten: „From the river to the sea, there will be one state: The State of Israel.“
Dass die Parole von israelischer Seite keinen utopischen Wunsch, sondern reale Politik artikuliert, zeigt die Siedlungspolitik: Seit dem 6-Tage-Krieg von 1967 hält Israel das Westjordanland besetzt und hat dort völkerrechtswidrig 517.000 Menschen angesiedelt. Weiterhin werden ständig neue Siedlungen genehmigt und illegale toleriert.
Im Schatten des Gaza-Krieges wurden im Westjordanland wurden seit dem 7. Oktober 2023 412 Menschen von Siedlern und der israelischen Armee getötet. Die Enteignung von palästinensischem Land und die Zerstörung ihrer Häuser und Olivenhaine gehen intensiver als zuvor weiter.

Matthias Plieninger, Hamburg

Joe Biden sollte Platz machen

US-Wahlkampf: „Der wehrlose Boxer“, FR-Meinung vom 29. Juni

Ja, es ist eine Tragödie. US-Präsident Joe Biden wirkte im TV-Duell gebrechlich und zerbrechlich. Linksliberale Amerikaner sind angesichts dieser Situation bemitleidenswert. Es wäre notwendig gewesen, angesichts der in diesem Jahr zu Ende gehenden Amtszeit von Joe Biden der gespaltenen Nation den Stempel der Demokraten aufzudrücken. Hiervon hätten die Rechte von Minderheiten, die Abtreibungsproblematik und generell die Sozialpolitik betroffen sein müssen. Biden ist auch der Garant der transatlantischen Partnerschaft, die ein eventueller Nachfolger Donald Trump wohl zerstören würde. Die Gesellschaftspolitik der Vereinigten Staaten sehnt sich gerade nach einer wertebasierten Politik, die die bestehenden Ungerechtigkeiten wenn schon nicht abschaffen dann zumindest minimieren würde, ja, der Auftritt Joe Bidens war substanziell nicht schlecht wird aber in der US-amerikanischen Gesellschaft nach seiner Performance beurteilt. Und die Performance war zum Himmel schreiend und zeigte einen amtierenden amerikanischen Präsidenten, der nicht nur zerbrechlich sondern auch verletzlich wirkte. Biden sollte, womit er vom Land großen Schaden fernhalten würde, die staatsmännische Größe besitzen und nach einem unverbrauchten Kandidaten suchen, der die Demokraten in Vorteil vor dem Kriminellen und Lügner Donald Trump bringen sollte. Ich bin überzeugt davon, dass auch, wie die New York Times schreibt, dieser großherzige Schritt von den Wählerinnen und Wählern honoriert werden sollte. Biden würde somit in die Geschichte eingehen als ein Präsident, der zum Wohl der Vereinigten Staaten und zum Schutz vor dem Lügner und Kriminellen Donald Trump sein eigenes Amt opferte und die Tür öffnete für einen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, dem es um das Wohl der Nation und um die Menschen geht. Donald Trump, das kann eigentlich in den USA jeder zur Kenntnis nehmen, der es will, wird die USA und die ganze Welt in eine katastrophale Situation treiben, die darauf hinausläuft, dass die positiven Werte der Vereinigten Staaten mit Füßen getreten werden. Machen wir uns also nichts vor. Die Gefahr der Verlotterung der Demokratie der USA, ja sogar bürgerkriegsähnliche Zustände, sind bei einem Wahlsieg Donald Trumps durchaus möglich. Die sogenannte freie Welt sollte deshalb darauf vorbereitet sein, dass nach dem 5. November in diesem Jahr ein schlimmes Schicksal auf sie zukommen könnte.

Manfred Kirsch, Neuwied

Unverdummt im Osten

Kolumne: „Auf den Grund kommt es an“, FR-Meinung vom 3. Juli

Michael Herl regt an, mal nachzudenken, was den Menschen im Osten wirklich fehlt. Sie wollen nicht verdummt werden durch „das neue System Kapitalismus, das die Menschen noch gleicher macht, als jede Form des Kommunismus es jemals vermochte“. Dazu las ich gerade in Jenny Erpenbecks „Kairos“: Katharina erfüllt sich nach der „Wende“ einen Herzenswunsch und fährt nach Venedig. Bei der Rückkehr nach Ost-Berlin begrüßt ihre Mutter sie: „Endlich wieder zu Hause.“ Sie aber fragt sich: „Zu Hause?“ Sie sieht Coca Cola jetzt auch in der Osthälfte des Bahnhofs Friedrichstraße, in Pankow in dem kleinen Lebensmittelladen, in dem sie immer einkaufen geht, nicht anders als in New York oder München.
Und Erpenbeck: „Coca Cola hat erreicht, was die marxistische Philosophie nicht erreicht hat, sie hat die Proletarier unter ihrem Zeichen vereint.“ Ist es das, was die Menschen im Osten wollten? Und wir im Westen wollen?

Gregor Böckermann, Neu-Isenburg

Humorvoll kopiert

Beatles: „Scharreng!“, FR-Feuilleton vom 9. Juli

Als langjähriger Tonstudiobesitzer glaube ich, dass ich eine plausiblere Erklärung für den Anfangsakkord von „A Hard Day’s Night“ bieten kann als die interessanten Spekulationen von Thomas Stillbauer: Es war ein Kollateralschaden! Die Gitarre steht spielbereit im Ständer, Mikrofon ist vor dem Verstärker, Band läuft, da rumpelt einer aus Versehen gegen die Gitarre, die fällt um und heraus kommt – Scharreng. Ein Asus7/9-Akkord, den sich auch die genialen Beatles wohl nicht ausgedacht haben, sondern humorvoll an Anfang des Liedes kopiert haben.

Hanns Thomas Schwarzmann, Nürnberg

Wir brauchen die Organe

Zu: „Bundesrat schlägt Organspende-Reform vor“, FR-Politik vom 6. Juli

Wir Christen glauben an die Auferstehung Jesu Christi und bitten Gott um unsere Auferstehung! Wir haben dann unsere Organe selber nötig. Meine Idee nach der Entnahme des erkrankten Organes: durch Neurochirurgie das fehlende Organ in corpo nachwachsen lassen. Göttliche Einfalt? Nicht Patienten schaffen, um heilen zu können. Gesundhalten ist kostengünstiger, dann ist man Arzt statt Mediziner!

Otto Hollenberg, Königswinter

Ein „Verlierer“ als der wahre Gewinner

Fußball-EM: „Tränen zur Lage der Nation“, FR-Sport vom 8. Juli

Es kommt nicht oft vor, dass eine Person eine Situation komplett drehen kann. Das ist Julian Nagelsmann mit seiner Mannschaft nach dem Ausscheiden zu 100 Prozent geglückt. Ein nicht stromlinienförmiger Trainer, der sich nicht beirren lässt, hat mit seinem Team mitreißende Freude, ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl und unglaubliche Begeisterung ausgelöst. Menschen aus allen Teilen des Landes, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, feierten zusammen und brannten für das deutsche Fußballteam. Seine überzeugenden Worte bei der Pressekonferenz waren eine Wohltat für die Ohren.
Die Politiker und Politikerinnen in diesem Land sollten zu Recht vor Neid erblassen. Ein Bundestrainer zeigt ihnen, dass es auch ohne Pokerface und Phrasen geht. Sein Weckruf, die Wertschätzung für sein Team und nicht zuletzt der Mut, seine Verletztheit öffentlich zu zeigen, bleiben hoffentlich lange in Erinnerung.

Karin Pietsch, Frankfurt

Mit Charakter und Willensstärke

Deutschland ist nicht Europameister im eigenen Land, der Traum ist geplatzt gegen Spanien. Ausgeschieden! Doch die DFB-Mannschaft hat mit Charakter, Willensstärke und mannschaftlicher Geschlossenheit, wie sie in den Spielen aufgetreten ist, den deutschen Fußball in Europa wieder ganz nach vorne gebracht.
Die einstigen Weltklassespieler wie Gerd Müller, Uwe Seeler oder Franz Beckenbauer, solche außergewöhnlichen Talente gibt es selten.

Thomas Bartsch Hauschild Hamburg

Die Winkelelemente werden eingemottet

Auch wenn es mit dem viel beschworenen Sommermärchen nichts geworden ist, die Nagelsmänner haben wie im Märchen heldenhaft gekämpft und erst auf den letzten Drücker dann doch in der spanischen „Furia Roja“ den potenziellen Europameister gefunden.
Nun heißt es, noch vor dem Endspurt des UEFA-Turniers landauf landab die schwarzrotgelben Winkelemente wieder einzumotten. Die Aussicht auf ein Sommermärchen beim nächsten Fußball-Großspektakel, dem FIFA World Cup 2026 in Nordamerika, ist allerdings wenig verheißungsvoll, denn dann muss die DFB-Mannschaft höchstwahrscheinlich auch in einem Land unter einem durchgeknallten Trump-Regime antreten.

Joachim Bohndorf, Bensheim

Löcher in die Schädel

Zu: „Ende von Tierversuchen gefordert“, FR-Region vom 8. Juli

Ich bin schockiert über die grausamen Tierversuche, die seit Jahrzehnten am Ernst-Strüngmann-Institut in Frankfurt durchgeführt werden. Affen und Nagetiere werden bei lebendigem Leib schwer misshandelt, indem ihnen Löcher in die Schädel gebohrt werden. Diese Methoden verursachen unvorstellbaren Stress und Leiden.
Einige der Affen, wie Gandalf, Lenny, Dumbo, Skar und Rhea, leiden bereits seit über 20 Jahren unter diesen Bedingungen. Die hochsozialen Tiere werden am Ernst-Strüngmann-Institut teils in Einzelhaft gehalten, was ihr Leid zusätzlich verstärkt. Zudem fehlt es dem Institut wohl an einer angemessenen medizinischen Betreuung für die Tiere.
Angesichts der fortschreitenden Entwicklungen in der Forschung, wie z.B. Gehirnorganoide und Multi-Organ-Chips, fordere ich ein sofortiges Ende der Tierversuche. Diese grausamen und veralteten Methoden müssen durch moderne, ethisch vertretbare Alternativen ersetzt werden, die ohne Tierleid auskommen und vielversprechende Ergebnisse liefern. Die Ärzte gegen Tierversuche sind bei Fragen wertvolle Ratgeber.

Jutta Wilkens, Hamburg

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