FR-Forum vom 31. Juli bis 5. August

Alle Zuschriften von Leserinnen und Lesern im FR-Forum dieser Woche im Überblick nach ihren Erscheinungstagen und: Offene Diskussion!

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Im FR-Blog werden die ungekürzten Originalversionen Ihrer Zuschriften veröffentlicht.


Leserforum 2 20190916Forum vom 1. August 2023

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Schöne alte Gemäuer

„Dieser Ort atmet Geschichte“, schreibt mir Susanne Köhler zur besetzten Dondorf-Druckerei. Sie hat aufeses Sketchng gezechnet. „Warum mögen junge Leute diese alten Gemäuer? Weil sie so viel zu erzählen haben. Weil auch die jungen Leute allmählich die Nase voll haben von industriell gefertigten, seelenlosen Orten ohne Flair. Weg ist weg. Dondi unbedingt retten!“

Susanne Köhler, Frankfurt

Falsche Angaben

Störung im S-Bahn-Tunnel: „Ballon gegen Oberleitung“, FR-Region vom 14. Juli

Der Artikel liest sich, als wäre die S-Bahn-Störung kein Problem gewesen. Das Gegenteil trifft zu. Für die vielen Fahrgäste fuhren in beide Richtungen ab 21 Uhr bis in die frühen Morgenstunden zwischen den Bahnhöfen OF-Marktplatz und Ffm-Hauptbahnhof keine S-Bahnen. Die Informationen im Bahnhof Hauptwache mittels Durchsage und Anzeigetafeln waren unklar, falsch und widersprüchlich. Z.B, Text Anzeigetafel: Ausweichfahrplan beachten (Wo denn? Wie denn?), u.v.m. Mir ist unklar, wie ein mit Helium gefüllter Ballon einen achtstündigen Stillstand verursachen kann. Der Handwerker-Notdienst hat offensichtlich nicht funktioniert.
Eine Unverschämtheit steht am Ende des Artikels, dass die S3, S8 und S9 regulär fuhren. Das stimmt nicht, denn die S-Bahnstrecken zwischen OF-Marktplatz und Ffm-Hauptbahnhof waren komplett stillgelegt. Somit war die Info an die Öffentlichkeit seitens der Bahn nicht korrekt. Es wäre gut, wenn die FR-Redaktion solche Angaben prüft bzw. nachfragt.
Die Bahn und der RMV werden voraussichtlich noch Jahrzehnte benötigen, um das Bahnfahren attraktiv zu gestalten, mit der Voraussetzung dass die Politik dies ernsthaft fördert.

Herbert Müller, Dietzenbach

Höchste Zeit für Umdenken und Umlenken

Zu: „Flughafen rüstet sich für Ansturm“, FR-Region vom 17. Juli

Die FR berichtet über den Ansturm der Fraport auf neue Rekorde. Erstmals seit dem Ausbruch der Pandemie hat der Flughafen die 200 000-Marke geknackt. Das Maximum waren im vergangenen Jahr 180 000 Reisende am Tag. Der Ansturm auf die Gewinnmaximierung geht weiter ohne Rücksicht auf die Klimaproblematik, die Luftverschmutzung durch Feinstaubpartikel und den unerträglichen Flugterror über Menschen in der Region. Die Fraport und die Urlaubsindustrie locken mit Reisezielen in exotische Länder wie in „alten Zeiten“. Allen Klima-Warnungen zum Trotz. Und viele Menschen folgen bereitwillig diesem Trend, so als wäre es die letzte Chance vor dem „Ladenschluss“. D.h. jeder nutzt die Gelegenheit für sein Wohlbefinden, denn er lebt ja nur einmal, und das ist jetzt. Die Zukunft lässt sie kalt. Die Klimaproblematik ist ihnen nur lästig und wird von ihnen deshalb ignoriert.
Es wird höchste Zeit für ein Umdenken und Umlenken der Verantwortlichen in der Politik und der Flugindustrie, bevor das Klima, die Natur und damit auch die Menschen „vor die Hunde gehen“. Das gilt im Übrigen auch für die Opfer des unerträglichen Fluglärms in der Region.

Eberhard Bacher, Frankfurt

Eigentlich sollte man dieses Projekt stoppen

Zu: „RP sieht Nachbesserungsbedarf bei Taunusbahn“, FR.Region vom 15. Juli

Der Artikel informiert über den aktuellen Sachstand der geplanten Elektrifizierung der Bahnstrecke Friedrichsdorf/Usingen, deren Realisierung nicht so reibungslos vonstatten geht wie vom Verkehrsverband Hochtaunus (VHT) erwartet. Laut Regierungspräsidium Darmstadt verzögere sich die Erteilung des Baurechts „bis auf Weiteres“, da der Antrag auf Planfeststellung noch nicht entscheidungsreif sei. Ein drittes Planfeststellungsverfahren ist nötig. Details wurden nicht genannt.
Eine schlechte Nachricht für die Bürgerinnen und Bürger im Usinger Land? Ich meine: Nein. Mit der Taunusbahn wurde vor Jahrzehnten eine funktionierende Bahnverbindung geschaffen, so dass die ÖPNV-Versorgung im Buchfinkenländchen gut gewährleistet ist. Das Desaster bei der Umstellung auf die Wasserstofftechnologie soll hier jetzt nicht Thema sein. Mit der Elektrifizierung wird es keine signifikante Verbesserung geben. Ein eventueller Zeitgewinn von vier Minuten bei der Ankunft in Usingen rechtfertigt in keiner Weise die erforderlichen Eingriffe in die Natur (Baumfällungen) und den notwendigen Flächenverbrauch (zusätzliches Ausweichgleis, Betonierung der Fundamente der Oberleitungsmasten). Die Kosten werden vermutlich inzwischen über 200 000 Euro liegen. Bewertet man das Elektrifizierungsprojekt an den Zielen des von der Bundesregierung am 26.6.23 verabschiedeten Klimaschutzgesetz, wird deutlich, dass das VHT-Projekt nicht die Ziele des Gesetzes erfüllt. Es wäre konsequent, das Projekt zu stoppen. Dazu bietet die Entscheidung des RP jetzt die Chance für den Verkehrsverbund Hochtaunus und alle beteiligten Entscheidungsträger, aus dem Projekt Elektrifizierung auszusteigen. Der Erhalt der idyllischen Waldstrecke wäre Natur- und Umweltschutz pur.

Wolfgang Kusch, Wehrheim

Da wird Geld rausgeworfen

Zu: „Haushalt mit Defizit beschlossen“, FR-Region vom 21.Juli

Dankenswerterweise hat der Stadtverordnete Michael Müller (Linke) in der Debatte zum städtischen Haushalt im Zusammenhang mit der Bewilligung von Geld für die Bewerbung von Frankfurt und der Rhein-Main-Region zur Design-Hauptstadt die entsprechenden Beträge als „rausgeschmissenes Geld“ bezeichnet. Diese Hauptstadt-Aktionen im Kulturbereich sind eine befristete Angelegenheit, für die Geld zur Verfügung gestellt wird, das woanders fehlt. Im schlimmsten Fall werden im Rahmen dieser Bewerbung neue Strukturen für Kulturinitiativen geschaffen, die ihrerseits auf Dauer städtisches Geld aus dem Kulturhaushalt einfordern. Verdrängt der Magistrat völlig, dass die Stadt wegen der Städtischen Bühnen in den nächsten Jahren ein extrem kostspieliges Bauprojekt vor sich hat, bei dem die Kosten bestimmt nicht bei den geplanten Summen bleiben werden?

Volker Harms-Ziegler, Frankfurt

Kritik mus erlaubt sein

Zu: „Becker kritisiert palästinensiches Festival“, FR-Region vom 21. Juli

Wieder einmal engagiert sich Herr Becker als Antisemitismusbeauftragter für ein Verbot einer Veranstaltung, die sich mit der Situation in Palästina auseinandersetzen will, diese öffentlich machen wird. Diese Reaktion von Herrn Becker ist eigentlich keine Überraschung – in seiner Funktion, in der Sache und seinem Schutz für Israel.
Seine Drohungen für Verbote von Vereinen, das Streichen von Geld wie zu z.B. zu einer Veranstaltung im Club Voltaire, die Verbote für Demos von palästinesischen Vereinen – all das und mehr kriegen wir in den Nachrichten von Herrn Becker zu hören und lesen. Das reicht mir! Es muss eine kritische Betrachtung der Situation in besetzten Gebieten durch Israel hier in unserem Land möglich sein.
Mir fehlt bei seinem Engagement für Israel ein gewisses Mitgefühl für das palästinensische Volk, das immer mehr in seiner Existenz bedroht ist, das ungehemmtem Landraub durch Siedler ausgesetzt ist, und das schon seit Jahren. Die Lebenssituation der Palästinenser in besetzten Gebieten wird von Herrn Becker in keiner Weise problematisiert.
Wir dürfen bei dieser Entwicklung nicht wegschauen, oder einen solchen Zustand schönreden wollen. Es braucht eine kritische Auseinandersetzung über diesen Zustand. Die gibt es auch in Teilen der Bevölkerung in Israel zum aktuellen Vorgehen von Landraub und dem Dulden von Vertreibung der dort lebenden Palästinenser.

Wolfgang Manke, Frankfurt

Leserforum 2 20190916Forum vom 2. August

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So einfach ist es nicht mit der Zivilcourage

Rechtsextreme Vorfälle an Schulen in Ostdeutschland: „Nicht nur Brandenburg“, FR-Politik vom 17. Juli

Ich stimme der Kritik von Jan Prediger (Wismar) und Hans Hermann Büchsel (Heidelberg) an der Missachtung der Fürsorgepflicht von Behörden und Schulleitungen gegenüber den Mitgliedern einer Schulgemeinde zu.
Vor langer Zeit fanden Kolleginnen und Kollegen an einer Wiesbadener Schule Schmäh- und Drohbriefe aus der rechtsextremen Ecke in ihren Schulfächern. Der Brief an eine der betroffenen Kolleginnen gelangte an die Öffentlichkeit. Wenn schon ein solcher Brief sehr beunruhigend ist, so war der Kollegin nicht unbedingt dadurch geholfen, exponiert zu werden. Personalrat und Schulleitung nahmen sich der Sache an, der Spuk verschwand. Das Geschehen spielte sich allerdings nicht in einem derart vergifteten gesellschaftlichen Umfeld ab, wie das heute der Fall ist.
Das „Konzept Zivilcorage“ ist jedoch problematisch. Im Moment fallen mir allein drei Menschen aus dem öffentlichen Raum ein, die dies mit dem Leben bezahlt haben. Bei allen Interventionen finde ich es höchst ratsam, auf den Selbstschutz und auf den Schutz potenzieller Unterstützerinnen zu achten. Damit meine ich allerdings nicht „Nichtstun“. Im beruflichen Umfeld heißt das zum Beispiel: Mit Betroffenen und Kolleginnen und Kollegen sprechen; Schriftliche, möglichst detaillierte Berichte verfassen und auf dem Dienstweg an Vorgesetzte weiterleiten. Die Verantwortung liegt dann zunächst da, wo sie hingehört; die Unterstützung und den Schutz von Gewerkschaften suchen u.a. Rechtsschutz; die Öffentlichkeit informieren. Ich wünsche Kollegin Laura Nickel und Kollegen Max Teske alles Gute, und dass sie den Mut nicht verlieren.

Sophie Wegener-Stahlschmidt, Wiesbaden

Preußische Untugend

Zu: „Allgemeine Dienstpflicht ist die bessere Wahl“, FR-Politik vom 20. Juli

Die Aussagen Arlts bedürfen der Hinterfragung. Was ist denn mit der Aussage „Der Wehrdienst ist ein wichtiger Abschnitt für die Persönlichkeitsbildung“ gemeint? Weil ich dabei lerne, wie er später aussagt, den eigenen Kopf zu überwinden, was man vor vielen Jahren wohl als Überwindung des inneren Schweinehundes bezeichnet hätte. Drill sei wichtig zur „Kopfentlastung“. Im Interview wird auf auf den Bendlerblock und den Widerstand hingewiesen. Hat der Widerstand der Militärs nicht wegen der o.g. „Kopfentlastung“ so lange gebraucht, um sich zu formieren? Was viel nötiger ist, ist eine innere Disziplinierung keine äußere herbeigedrillte. Und schön fände ich es, wenn „man“ mal eine andere Lösung findet, als eine Pflichtlösung, die doch eher einer preußischen Untugend entspringt.

Rüdiger Erdmann, Pattensen

Wenn es um Moslems geht

Koranverbrennung: „Unnötiger Konflikt“, FR-Meinung vom 22. Juli

Ich musste unwillkürlich lachen, als ich den Leitartikel gelesen habe. Wenn die FR Respekt für die Religion fordert, fällt mir Ihr Kolumnist Michael Herl ein, der ja immer wieder seine Häme über alle Christen ausschüttet. Er verbrennt zwar keine Bibeln, aber Toleranz und Mäßigung, wie sie der Leitartikel fordert, sind ihm fremd. Herl betreibt keine kritische Auseinandersetzung mit dem Christentum, er trampelt auf den religiösen Gefühlen anderer Menschen herum. Auch das rügt der Leitartikel – nur wenn es um Moslems geht?

Michael Hamke, Bad Soden

Eine Woche unterwegs

Zu: „Das Urteil – Zustellung von Briefen“, FR-Wirtschaft vom 24. Juli

Dass fristsetzende Briefe innerhalb von drei Tagen zugestellt werden, ist in der Tat eine Fiktion. Rechnungen meines Telefondienstes sowie meines Kreditkartenunternehmens sind regelmäßig eine gute Woche unterwegs – sofern man dem Ausstellungsdatum glauben darf. Einen Poststempel mit Datumsangabe gibt es ja bei solchen Briefen nicht mehr, und im Postvermerk im Brieffenster ist nur der Monat angegeben, nicht der Tag. Fairerweise möchte ich erwähnen, dass beide Unternehmen mir eine zunächst in Rechnung gestellte Verzugsgebühr nach meinem Protestschreiben mit einer Entschuldigung wieder gestrichen haben.

Adolfo Petrus, Frankfurt

Leserforum 2 20190916Forum vom 4. August 2023

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Leserforum 2 20190916Forum vom 5. August 2023

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Nationalismus stößt auf viel Kritik

100 Jahre Vertrag von Lausanne: „Die Türkei – Deutschlands Vorbild“, FR-Feuilleton vom 24. Juli

„Auf besonderes Interesse stieß gerade bei den völkischen Gruppen in Deutschland die bereits am 30. Januar 1923 vereinbarte „Konvention zum Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei“. Es war die völkerrechtlich abgesegnete Lizenz zur ethnischen – damals hieß es noch ‚völkischen‘ – Säuberung. “
Die hiesige AfD liegt heute nahe an der türkisch nationalistischen Rhetorik, die Erdogan zum Beispiel nach der Resolution des Bundestages vom Mai 2016, die den Völkermord an den Armeniern verurteilte. Anschlug. Damals nannte Erdogan die Resolution „lächerlich“ und „absolut ohne Wert“. Den Deutschen warf er den Holocaust und die Vernichtung zehntausender Hereros am Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutsch-Südwestafrika vor.
Scharf verurteilte Erdogan türkischstämmige Bundestagsabgeordnete, die für die Resolution gestimmt hatten. Besonders Cem Özdemir (Bündnis 90/ Die Grünen) missfiel ihm. Er bezeichnete ihn als „den Mann, der in Deutschland sein eigenes Land des Völkermords beschuldigt und bei so einer Entscheidung die führende Rolle spielt.“ Das seien keine echten Türken. „Ihr Blut muss durch einen Labortest untersucht werden.“
Hier taucht sie auf, die Vorstellung von der „Reinheit des Blutes“, die im 15. Jahrhundert von den Spaniern als „limpieza de sangre“ entwickelt wurde. Indo-Großmütter im spanischen Amerika waren damit in der damaligen spanischen Gesellschaft ebenso ausgeschlossen wie Mischlings-Großeltern in Spanien. In der NS-Zeit wurde die „jüdische Großmutter“ erfasst und als „unrein“ gebrandmarkt. Was darauf folgte ist allen bekannt. Die Arier als Herrenrasse schufen Konzentrationslager für Untermenschen und rotteten einen Großteil der Juden in Europa aus.
Der türkische Blut und Bodennationalismus stößt auch bei Türken in Deutschland auf Kritik. Die türkische Gemeinde in Deutschland wies die Äußerungen Erdogans scharf zurück. “…Bluttestforderungen finden wir abscheulich“,meinte der Bundesvorsitzende des Verbandes, Gökay Sofuoglu. „Ich denke, dass Leute nach Blut definiert werden, hat 1945 aufgehört. Das ist absolut deplatziert.“ Dem muss uneingeschränkt zugestimmt werden, vor allem weil sich die Haltung dieser einflussreichen türkischen Nationalisten aktuell nicht verändert hat. So führte der rechtsradikale MHP-Chef Devlet Bahceli im März 2019 aus: „Seit wir Anatolien erobert haben, sind 948 Jahre vergangen, aber das Echo ist noch nicht verhallt, die Rechnung ist noch nicht beglichen. Diese Abrechnung ist eine zwischen der Nation der muslimischen Türken und den Sehnsüchten der Kreuzritter. (…) Auf der einen Seite dieser Rechnung stehen die türkisch-islamische Kultur und die große türkische Nation; auf der anderen Seite stehen uns die Tyrannen, die Verräter, die Imperialisten und leider auch die bei uns eingedrungenen lokalen Kollaborateure mit all ihrer Entschlossenheit gegenüber.“ Die MHP regiert aktuell in einer Koalition mit Erdogans AKP.

Christian Schauer, Alzenau


Dunkler Fleck auf der Weste

Zum Tod von Martin Walser: „Ein Werk wie ein Gebirge“, FR-Feuilleton vom 29.7.

Auf Walsers Weste bleibt ein dunkler Fleck! Arno Widmann windet sich etwas zu stark bei seinen Nachruf für Martin Walser (FR 29.7.) wenn es um dessen Auftritt in der Paulskirche 1998 geht. Walsers Äußerungen zu Ausschwitz sind und bleiben unvertretbar und sind unverzeihlich. Daran ändert auch sein sehr später Versuch einer Relativierung seiner äußerst problematischen Aussagen nichts.
Ich erinnere mich gut an ein Gespräch, das ich nach dem Vorfall mit Ignatz Bubis, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden. mit dem ich gut bekannt war, über den Vorgang führte.
Neben seiner tiefen Betroffenheit über Walsers Äußerungen hat ihn und seine Frau Ida fassungslos gemacht, dass es nach der Rede von Walser stehenden Beifall in der Paulskirche gab. Nur Bubis und seine Frau waren die einzigen, die sitzen blieben!
Etwas später gab es dann ein Streitgespräch zwischen Walser und Bubis beim FAZ-Fernsehen, das es seinerzeit noch gab. Zu dem Zeitpunkt rückte Walser nicht von seinen Positionen ab. Auch dies empörte Bubis!
Walser ist ein herausragender Schriftsteller. Seine Ausschwitz Äußerungen 1998 in der Paulskirche sind und bleiben m. E. ein sehr „dunkler Fleck auf seiner Weste!“

Dieter Hooge, Frankfurt


Nicht aufzuhalten

KI in der Arbeitswelt: „Die Technologie entlässt ihre Kinder“, FR-Thema vom 2.8.

Vor 25 Jahren war ich Sprecher des Betriebsratsausschusses Technischer Wandel in einem Großunternehmen der Mess- und Automatisierungstechnik. Beim Lesen des Artikels über die KI erinnert mich einiges an die Thematik Einführung Computergestützter Arbeitsmedien, u.a. CAD. In unserem Ausschuss erarbeiteten wir Betriebsvereinbarungen, die alle auch umgesetzt wurden.
Allen Unkenrufen zum Trotz, trat das nicht ein, was man befürchtete, wie Leistungs- und Verhaltenskontrollen.
Wichtig ist, dass man in einem Betriebsrat engagierte und qualifizierte Kollegen findet. Aufhalten kann man die technische Entwicklung nicht, aber beherrschbar kann man sie gestalten. Das kann nur im Unternehmen selbst geschehen unter Mitwirkung des Betriebsrates. Das betrifft zwangsläufig die geänderten betrieblichen Abläufe für die Beschäftigen.
Damals ging es um die Einführung von Bildschirmarbeitsplätzen.

Josef Ullrich, Frankfurt


Ran an die Ursachen

Neuodermitis: „Wenn die Haut leidet“, FR-Panorama vom 11. Juli

Mit großem Interesse haben wir Ihren Artikel gelesen. Wir möchten Ihnen für die Aufmerksamkeit danken, die diesem wichtigen Thema geschenkt wird.
Wir, vom „Netzwerk innovative Neurodermitis-Versorgung e.V.“ (NiNV), sind ein bundesweiter Zusammenschluss von ÄrztInnen, TherapeutInnen, BeraterInnen und Betroffenen, die sich zum Ziel gesetzt haben, die Versorgung von chronisch kranken Menschen zu verbessern.
Aktuelle Forschungsergebnisse haben aufgezeigt, dass nicht nur äußere Faktoren für die Häufung von stressassoziierten Krankheiten wie Neurodermitis verantwortlich sind. Eine zunehmende nervöse Überempfindlichkeit, die sensorische Verarbeitungsempfindlichkeit (Sensory processing sensitivity = SPS), spielt eine entscheidende Rolle.
Bei atopisch veranlagten Kindern und Erwachsenen sind die Gehirnstrukturen so empfindlich programmiert, dass sie auf minimale Reize ansprechen und leichter einen Fehlalarm auslösen können. Die wiederholte Ausschüttung von Stresshormonen führt im Laufe der Zeit zur Erschöpfung und Überempfindlichkeitsreaktionen des Organs, das am engsten mit dem zentralen Nervensystem verwandt ist: Die Haut.
Diese Erkenntnisse verdeutlichen, dass es nicht ausreicht, die Haut nur symptomatisch zu behandeln. Um nachhaltige Verbesserungen zu erzielen, ist eine Behandlung, die auch auf die Vorgänge im zentralen Nervensystem eingeht, von entscheidender Bedeutung.
Eine ausschließlich symptomunterdrückende Behandlung hat zu einer Vervierfachung der Neurodermitis seit den Achtzigerjahren geführt. Daher ist es unumgänglich, sich mit der nervösen Überempfindlichkeit auseinanderzusetzen, wenn eine ursächliche Behandlung von Neurodermitis angestrebt wird.
Die Systemische Hyposensibilisierung führt als innovativer und ganzheitlicher Ansatz in der mittlerweile mehrjährigen Erprobung (seit 2016) eindeutig zu besseren und nachhaltigeren Ergebnissen.
Das Verfahren setzt auf die aktive Auseinandersetzung und die neuronale Stabilisierung. Hauptakteure sind die Betroffenen selbst, die sich aus der Abhängigkeit befreien und zu mehr Selbstbewusstsein und Eigenverantwortlichkeit finden dürfen.
Die Betroffenen sollen dabei auf ihrem Weg bestärkt und unterstützt werden.
Persönliche Erfahrungen von Betroffenen in unserem Netzwerk bestätigen die positiven Behandlungserfolge.
Wir laden alle Interessierten ein, mehr über diesen innovativen Ansatz, die Studien und unseren Verein auf unserer Webseite https://www.ninv.de/ zu erfahren.
Vanessa Blöcher, Stress- & Burnoutcoach aus München und Annika Schmidt, M. Sc. Psychologie aus Villingen-Schwenningen (beide ehemals neurodermitisbetroffen), zusammen mit dem restlichen NiNV


Mit mehr Selbstkritik

Wasserstoff: „Eine kleine Farbenlehre“, FR-Wirtschaft vom 27. Juli

Interessant, dass die verschiedenen Arten der Wasserstoffherstellung jetzt werbewirksam wunderbare Farben erhalten. Allerdings fehlt eine ganz zentrale Eigenschaft in der sonst praktischen Übersicht: Das ist eine Kennzahl für den notwendigen Aufwand, dargestellt z.B. als kWh Energie im Wasserstoff pro kWh Energie im Vorprodukt plus Energieeinsatz im Prozess; zusätzlich auch der Energieaufwand in kWh für die Lieferkette von der Gewinnung des Rohstoffs bis zu der Anlage, wo der Wasserstoff abgespalten wird.
Eine solche Kennzahl kann der Leser ins Verhältnis setzen zu seinem eigenen Strom-, Heiz- und Benzin-/Diesel-Verbrauch. Und er kann sich ein Urteil bilden, ob es vielleicht sinnvoller wäre beim eigenen Energieverbrauch 10 oder 20% einzusparen statt einfach noch mehr Ressourcen der Erde zu verbrauchen. Grundsatz: Erst selbstkritisch die Möglichkeiten zur Anpassung der Ursachen an das neue Ziel anschauen statt einfach mit zusätzlichem Aufwand das Ziel, also den Energieverbrauch wie bisher, unbekümmert festzuhalten.
Schließlich hätte man auch gerne erfahren, was den Verbraucher letztlich die kWh Wasserstoff kosten soll bei den verschiedenen Verfahren, denn auch Geld ist knapp und Energie ist schon heute sehr teuer.
Und –nicht zu vergessen – wann stehe die neuen Verfahren überhaupt zur Verfügung?

Rudolf Stein, Wiesbaden


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2 Kommentare zu “FR-Forum vom 31. Juli bis 5. August

  1. Wenn Susanne Köhler in ihrer Zuschrift „weg ist weg“ kritisiert, kann sie damit nur das Erlöschen der Kreativität im Blick haben. Insofern es immer nur vereinzelt Menschen gibt, deren von der Gesellschaft geformtes Innerstes es ihnen ermöglicht, dem Urquell aller Kreativität sehr viel näher zu sein, sollte es in der Tat nachdenklich stimmen, sobald insbesondere denjenigen, die dadurch stets an vorderster Front stehen, die Erneuerungskraft unwiederbringlich abhanden kommt. Fraglich daher, warum ihnen keine Hilfe zuteil wird, den Prozess in seiner Geschwindigkeit wenigstens zu verlangsamen. Stattdessen ist gegenwärtig von einem so genannten Deutschland-Tempo die Rede, welches das Entschwinden der unverzichtbaren Fähigkeiten noch weit über den Tod hinaus immens beschleunigt.

  2. Womöglich steht der in Frankfurt am Main beabsichtigte Abriss der Dondorf-Druckerei nicht in Einklang mit dem zweifelsfrei überaus hohen Anspruch der Max-Planck-Gesellschaft. Zumindest Reinhard Jahn als einer ihrer ehemaligen Institutsdirektoren gibt bereits im Jahr 2019 öffentlich unter Berufung auf sozialwissenschaftliche Befunde zu bedenken, dass akademisch gleich welche Spitzenleistungen nicht ohne ein intrinsisches Forschungsinteresse zu verwirklichen sind. Sehen sich deshalb noch die klügsten Köpfe dazu gezwungen, das eigene Ich durchzustreichen, nimmt es nicht wunder, wenn es nicht gelingt, die Frage nach der Zukunft der Menschheit wenigstens im Ansatz beantworten zu können. Insofern geht es dort in Sachen „Dondi“ um nichts Geringeres als die Freiheit der kommenden Generationen. Damit wäre die Auseinandersetzung um das Gebäude keine baurechtliche, sondern allein eine verfassungsrechtliche Angelegenheit.

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