Einladung zur Blattkritik

Liebe Userinnen und User,

aus meinen Erfahrungen mit Ihnen weiß ich, dass viele von Ihnen sehr engagiert mit Ihrer Frankfurter Rundschau leben. Jedenfalls kann ich von meinen Erfahrungen bei anderen Zeitungen berichten, dass dort deutlich weniger Feedback von Leserseite zurückkam. Manche Redaktionsmitglieder dort kannten ihre Leserinnen und Leser gar nicht.  Das gilt für die FR so nicht. Ich bin es gewohnt, täglich von Ihnen viele Zuschriften zur FR zu bekommen, viele kritische, aber auch viele lobende. Ich gebe diese Zuschriften weiter, beantworte Fragen, versuche zu helfen, wo immer es geht. Leider habe ich dabei auch Bekanntschaft mit meinen Grenzen gemacht: Es ist mir einfach nicht möglich, jede Mail zu beantworten.

Trotzdem möchte ich dafür sorgen, dass die FR-Redaktion ihre Leserinnen und Leser noch besser kennenlernt, und dafür nehme ich einige sehr arbeitsreiche Tage gern in Kauf. Ich habe nämlich einen Vorstoß bei der Chefredaktion unternommen, der von beiden Chefredakteuren, Rouven Schellenberger ebenso wie Joachim Frank, sehr positiv aufgenommen wurde, und nun möchte ich Sie, die FR-Leserinnen und -Leser, aber auch die Userinnen und User dieses Blogs zur Blattkritik einladen.

So eine Blattkritik ist eigentlich etwas Alltägliches. Jeden Tag nimmt sich ein Redakteur/eine Redakteurin, der/die vorher bestimmt wurde, das Blatt vor bzw. nimmt es in der Redaktionskonferenz auseinander. Doch dabei sind wir Journalisten unter uns. Wir können gar nicht anders, als unser eigenes Blatt aus der Insider-Perspektive zu betrachten. Jetzt wollen wir andere Perspektiven in die Redaktionskonferenz tragen: Ihre!

Tragen Sie mir in den kommenden Tagen Ihre Meinung zur FR zu, wenn Sie möchten. Egal ob Sie Ihre Kritik erst sammeln und dann in einer einzigen Zuschrift durchgeben oder ob Sie schreiben, sobald Sie einen Anlass dazu sehen – wozu insbesondere ein Kommentar hier im Blog besonders geeignet ist. Geht schnell und umstandslos. Schreiben Sie mir, wenn Ihnen etwas negativ aufstößt. Wenn Ihnen etwas fehlt. Wenn Berichterstattung Ihrer Meinung nach nicht weit genug geht, Themen nicht ausreichend vertieft werden, Bilder nicht zu passen scheinen. Schreiben Sie über Einzelwahrnehmungen oder Ihren Gesamteindruck. Schreiben Sie gern kritisch und subjektiv, bringen Sie dabei möglichst auch Argumente. Selbstverständlich freuen wir uns auch über zustimmende oder lobende Zuschriften. Die Aktion wird bis zum 11. März laufen. Es ist geplant, Ihre gesammelten Stimmen voraussichtlich am 12. März der Redaktionskonferenz vorzutragen. Ich freue mich darauf!

Verwandte Themen

53 Kommentare zu “Einladung zur Blattkritik

  1. Hallo Bronski,
    das klang aber vor nicht allzu langer zeit ganz anders. Da wurde von der FR gegenüber Frau Ypsilanti immer nur von dem angeblichen Wortbruch der ?PD-Vorsitzenden berichtet. Jetzt haben die hessen den Salat. Daran ist die FR nicht ganz unschuldig. Außerdem wurde ein Leser einfach aus diesem Blog rauscgeschmissen, der sich sehr kritisch mit der FR beschäftigte. Ich fand das nicht gut. Auch eine zeitung muss sich der kritischen Leserschaft stellen, bedeutet doch meist, dass der Kritiker etwas zum Guten verändern will.

    Origin

  2. Ich werte diesen Beitrag off topic, Werner. Freut mich, dass du den Ausschluss eines Leser aus dem Blog nicht gut fandest. Ich fand das auch nicht gut. Aber der Betreffende weiß, warum das passierte, und ich weiß es auch.

    Und jetzt will ich in die Zukunft schauen. Es geht um die aktuelle FR, d.h. um die FR-Ausgaben der nächsten Tage bis zum 11. März. Wenn du dazu Anmerkungen hast, dann her damit. Zu diesem Thema sind viele Anmerkungen erwünscht, egal ob Kritik oder Zuspruch. Ich habe dafür nicht nur das Ohr der Chefredaktion, sondern das der Redaktionskonferenz, der ich deine/eure Anmerkungen vortragen werde. Einen direkteren Weg, konkrete Leserwünsche ins Herz einer Redaktion zu bringen, gibt es nicht. Nutzt diese Chance!

  3. @bronski
    Statt Kritik ein paar Vorschläge:

    1.Macht mal ein Experiment in der Redaktionskonferenz:
    Legt die Zeitung vor euch hin, faltet die rechte untere Ecke zu einem rechtwinkeligen Dreieck auf und stellt euch vor, dort erscheint in der rechten unteren Spalte ein Inhaltsverzeichnis oder eine Zusammenfassung der jeweiligen Doppelseite.

    2.Schenkt jedem Abonnenten einen Schnellhefter, mit dem er das unbeherrschbare Blätterwerk zusammenheften kann.

    3.Vermeidet das Zerreissen von Bildern durch Faltung.

    4.Widmet der Doppelseite in der Mitte mehr gestalterische und inhaltliche Aufmerksamkeit.

    5. Gebt jeder Seite einen ausreichenden Rand, damit man das Blätterwerk bequem halten, durchblättern und dabei alles lesen kann (wie beim Zeitungshalter, damals, im Frisörladen) ohne einen Krampf in den Fingern zu bekommen.

  4. Lieber Herr Bronski, liebe FR,

    erst wenn man gewechselt hat – wie leider ich – kann man vielleicht ermessen, welches Niveau die FR hat. Ich komme aber wieder. Zur Sache. Nach meinen Erfahrungen der letzten drei Monate kann ich sagen, dass mindestens im Vergleich zu dieser einen Zeitung (es war nicht Bild, nicht FAZ, es war eine Zeitung mit Profil im linksliberalen Feld) die FR einen ganz großen Vorzug hat, das ist die Leserbetreuung, die Erreichbarkeit, auch die einfache Handhabung der Blogs. Schon in den vielen Jahren, die ich FR gelesen und abonniert hatte, war der Eindruck vorherrschend (subjektiv und romantisch, sicherlich), dass man gleichsam die Zeitung mitgestaltet. Leserbriefe, Blogbeiträge, zuweilen sogar Emailaustausch mit Bronski, dies fand ich motivierend. Manchmal hat er mir begründet, warum er einen Leserbrief nicht abdrucken kann (meist weil sie zu lang waren). Die „Andere“? Nichts dergleichen, keine Antwort, man fühlt sich nicht sehr ernst genommen; die technische Erreichbarkeit war nicht wirklich gut, die Meinungsseiten im Internet entbehrten teilweise jeden Interesses. Nun gut, das ist relativ und sagt vielleicht über objektive Qualität noch nichts aus? Oder doch? Eine Zeitung, die sich so öffnet zum Mittun ihrer Leser, ist – wo man sonst vielleicht nicht so gerne mittut, also im politischen Engagement z.B. von Parteien – einfach hilfreich. Und inhaltlich? Technisch? Von der Präsentation her gesehen? Über Orientierung, Inhalt, Richtung der Kritik kann man streiten, und es ist heftig gestritten worden. Ich erinnere mich an viele Blogs mit heftigen Kontroversen z.B. zur Rolle der neoliberalen Politik in Deutschland, zur Bedeutung der Schwarz-Gelben Koalition für die Mehrheit der Bevölkerung, zum Versuch einer SPD-Grünen – Regierung mit Tolerierung durch Links. Ich erinnere aber auch an zuweilen weiterführende Kommentare und Beiträge zu ökonomischen Fragen, die Positionen deutlich machten, die man so klar woanders nicht zur Kenntnis nehmen konnte.

    Wenn das jetzt alles nach überschwänglichem Lob klingt so deshalb, weil man – siehe oben – eben auch etwas anderes kennen gelernt hat. Es gibt sicherlich viel Strittiges, vieles was man auch ernsthaft umstreiten kann. Warum ist er dann gegangen, wird man mich fragen? Dies hatte Gründe, die nicht im redaktionellen Umfeld lagen, sondern es war Enttäuschung über eine abonnement-technische Frage.

    Machen Sie, vor allem Sie, Herr Bronski, so weiter. Leider kann ich nichts Negatives schreiben.

    Herzlichst
    Dr. Hans-Ulrich Hauschild, Gießen

  5. @bronski:
    ich kann leider nicht recht nachvollziehen, nach welchen Auswahlkriterien in der FR-online angesetzt werden, zu welchen Artikeln nur Leserbriefe und zu welchen Artikeln Kommentare geschrieben werden.
    Oft habe ich den Eindruck, dass die Kommeentarkunktion immer nur dann gegeben wird, wenn die FR nicht mit Gegenwind rechnet.
    Gerne hätte ich z.B. einen Kommentar zum Artikel „Frost im Schwitzkasten“ geschrieben.

  6. Langen Atem in den wesentlichen gesellschaftspolitischen Fragen besitzt allein die Frankfurter Rundschau. Exemplarisch dafür steht die von einer Hamburger Wochenzeitung vor Jahren unwissenschaftlich aufgeworfene Frage zu der von ihr so bezeichneten „Ohnmacht“ aller Arbeit. Deren aktuelles höchst verhängnisvolles Nachbeten insbesondere vom Vorsitz der europäischen Betriebsräte der Geschwister Opel und Vauxhall, aber auch vom Europäischen Metallarbeiterbund und der Industriegewerkschaft Metall war außer in der FR in keiner anderen Tageszeitung zu lesen.

  7. An der Form will ich mich nicht abarbeiten. Mir hat die alte Grösse der Fr ebenso gut gefallen wie die neue. Mir gefällt, seit es keine grosse Koalition mehr gibt, die regierungskritische Berichterstattung. Besonders gut finde ich, dass jetzt die Kommentarfunktionen zu einzelnen Beiträgen geöffnet werden, was eher dazu führt, dass der Leser sich seinem Blatt zugehörig fühlt. Es ist nämlich nicht mehr so, dass der Abonnent passiv die Nachrichten über sich ergehen lässt. Er/sie will mitreden. Wer sich kommentierend äussert, ganz gleich ob meiner Meinung oder nicht, wird sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an Wahlen beteiligen. Ich finde das besonders wichtig. Demokratie muss immer wieder den Lesern näher gebracht werden. Da ist die FR auf einem guten Weg.

  8. Hallo,

    mir gefällt die politische Berichterstattung recht gut.
    Meine Kritik richtet sich gegen die „Randbereiche“ in der Samstagsausgabe:
    – der Cartoon mit der guillotinierten Figur, aus deren Hals Blut spritzt, ist widerlich. „Der kleine König der großen Tiere“ früher war viel niedlicher.
    – die Autoseite(n) muss man suchen, und die Berichte sind eher fragwürdig. Deshalb habe ich das Lesen der Autoberichte ganz aufgegeben.
    – die Werbung für kalaydo.de nervt.
    – Lokalberichterstattung findet im Wesentlichen nur für Vilbel und Hanau statt. Die nördliche Wetterau, wie Friedberg, oder noch „randwärtser“ (rimwards, für die Fans von Terry Pratchett 😉 ) habe ich lange nicht mehr bemerkt. Dabei wäre z.B. die Diskussion um die Beschränkung des gymnasialen Zweigs der Singbergschule Wölfersheim, den die CDU im Wetteraukreis einführen wollte, eine schöne Gelegenheit gewesen, die Bürgerferne mancher Politiker darzustellen.

    Tschau…Thomas

  9. Hallo, Bronsi,
    gerne nutze ich die Gelegenheit meinen „Senf“ zur FR abzugeben:
    Richtig gut waren/sind die Berichte zur Affäre Weimar/Wolski/Steuerfahnder. Das ist Journalismus wie er sein soll. Kritisch, hinterfragend,Hintergründe aufzeigend
    Doch habe ich den Eindruck gewonnen, dass insgesammt die politischen Nachrichten an Umfang abgenommen haben, viele Berichte scheinen unverändert von den Nachrichtenagenturen übernommen worden zu sein. Als die FR noch im alten Format erschien gab es einfach mehr Meldungen. Oft wird z. B. in den „ARD-Tagesthemen“ über etwas berichtet, was in diesem Umfang in der FR nicht vorkommt. Also mehr politische Nachrichten und weniger „Gebabbel“ über Stars und Sternchen.
    Ausgezeichnet finde ich viele Nachrichten aus dem Wirtschaftsteil. Stellvertretend Robert von Heusinger. Doch wünsche ich mir mehr Erläuterungen. Z. B. kann ich mir unter „volatilen Märkten“ nichts vorstellen.

    Teilweise interessant finde ich den Kulturteil. Theaterkritiken aus Berlin, Wien, München schön und gut. Doch wie wäre es mit mehr Berichten aus dem Rhein-Main-Gebiet. Schliesslich ist die FR „hier zu
    Und mal wieder ein altes Anliegen: Die Satzfehler sind oftmals eine Zumutung. Sätze, die unvollständig sind; nervig auch doppelte Artikel („Wie die die Kanzlerin…“)
    Hause“
    Vielleicht ist ein Korrektor bei einer Qualitätszeitung doch kein Luxus.
    Und zum Schluss: Die Leserbriefe sollten in jeder Ausgabe vorhanden sein.

  10. Nachtrag: Der Satz muss natürlich heissen: Schliesslich ist die FR hier zu Hause

  11. Schwierig, schwierig. Obwohl der Bronski-Blog dem einzelnen Foristen/Blogger mehr Raum einräumt, scheint doch die unmittelbare Kommentar-Funktion zu Artikeln mehr und eher genutzt zu werden. Der Blog scheint mir eher dazu da zu sein, Themen aufs Tapet zu bringen, die mittel- und langfristig angelegt sind. Nur leider werden diese, sofern sie von Bronski angestoßen werden, dann kaum genutzt bzw. mit Leben erfüllt, oder es wird Zeit und Raum mit gegenseitigem Beschimpfe und Rechthabereien, und Krümel-suchen vertrödelt.

    Ein Hauptproblem der derzeitigen FR scheint mir zu sein, das sie eine Gratwanderung zwischem intellektuellem, erstarkt linksliberalem Anspruch, und Einnahmen bzw. Wirtschaftlichkeit für den Herausgeber versucht. Ich finde z.B. das Zusammenlegen der Frankfurter und Berliner Redaktion, möglicherweise unter der Gesamtregie von Uwe Vorkötter, zwar unter rein betriebswirtschaftlichem Aspekt o.k., nicht jedoch unter politisch-kritischem.

    Auch würde ich mir von der FR endlich einmal ein „mea culpa“ in Sachen Ypsilanti-Beschimpfung wünschen, und nicht diese Klimmzüge, um aus der Beschimpfung letztendlich noch eine Art kritische Solidarität zu machen. Hier würde sich auch der Kreis schließen unter Einbeziehung der guten und kritischen Berichterstattung zu den geschaßten Steuerfahndern samt Herrn und Frau Wolski.

    Ich persönlich wünsche mir eine Art Leser-Denkfabrik „Zukunft“ – in welcher Welt leben wir, und in welcher möchten wir leben, und warum. Zur neoliberalen Kritik gab es ja bereits den sehr guten Kommentar von Eckart D. Stratenschulte „Egoistische Elite“, der beispielhaft aufzeigt, wie diese selbsternannte Elite in spätrömischer Dekadenz die Äste absägt, auf denen sie sitzt.

  12. @ Katja Wolf

    Sicher wäre es wünschenswert, alle Artikel zur Kommentierung freizugeben. Aber diese Kommentierung muss unsererseits begleitet werden, und sei es nur durch Mitlesen. Könnte ja schließlich auch was Rechtswidriges gepostet werden. Und wegen unserer dünnen Personaldecke ist das mit dem Mitlesen eben so eine Sache. Kann schon sein, dass deswegen bestimmte Texte, bei denen besonders viel Aufmerksamkeit unsererseits nötig wäre, nicht zur Kommentierung freigestellt werden.

    @ Wolfgang Fladung

    Die Redaktionen von FR und Berliner Zeitung werden nicht zusammengelegt. Wo hast du denn das her? Richtig ist, dass unsere Mutter, MDS, eine Autorengesellschaft gründet, die die einzelnen Redaktionen mit eigenrecherchierten Texten beliefern wird. Die jeweiligen Zeitungen werden weiter vor Ort gemacht und werden auch ihren eigenen Zugang zu den Themen behalten. Richtig ist auch, dass mehrere Redaktionsmitglieder der zugehörigen Zeitungen in diese Autorengesellschaft gehen. So beispielsweise der viel gelobte Robert von Heusinger. Und der – wie auch die anderen – haben von da aus noch viel mehr Möglichkeiten, eigene Themen zu setzen. Selbst faz.net hat sich lobend über diese Kooperation der MDS-Zeitungen geäußert.

    @ all

    Bleibt bitte bei der Blattkritik, und zwar möglichst konkret, also vielleicht sogar ganz eng an den Texten in der FR. Neben den Wortmeldungen hier im Blog sind bereits am ersten Tag meiner Aktion ein gutes Dutzend von Zuschriften eingegangen. Das ist ein gutes Zeichen, diese Aktion wird also angenommen. Und ich meine das auch wirklich ganz ernst: Nehmt euch die Zeitung vor. Ganz konkret, am Beispiel. In diesem Zusammenhang registriere ich Zustimmung zur Stratenschulte-Kolumne. Wie fandet ihr, um an ein anderes Beispiel zu gehen, den Text von Robert von Heusinger zum Paradigmenwechsel beim IWF?

  13. Sowohl die Aussage von Blanchard wie auch von Heusingers positive Kritik gehen in die richtige Richtung – und werden das Hauptproblem doch nicht lösen, weil beide es nicht benennnen. Das im Kapitalismus in Reinform, nicht in der domestizierten Form der sozialen Marktwirtschaft, Geiz & Gier dominieren, die Regel No. 1 lautet: „Der Markt wird es schon richten“, wird ja bereits seit Jahrzehnten kritisiert.

    Solange wir jedoch nicht das Hauptproblem erkennen, und hier kommen die Thesen von Mario Gesell ins Spiel, daß eine auf Kapitalakkumulation durch Zins und Zinseszins aufgebaute (Geld-)Wirtschaft irgendwann entweder explodiert oder implodiert, werden auch die zarten Kritikpflänzchen von Blanchard und Co. nicht lange blühen. Zumal Blanchard ja die Tür Richtung Inflation recht weit öffnet – und diese wird weltweit wieder all die zuerst treffen, die beim internationalen Hütchenspiel nicht mitgezockt haben, und nie eine Chance hatten, sich mit Sachwerten oder Edelmetallen abzusichern.

    Wir erleben das ja derzeit bei der Debatte um das ach so korrupte, und unfähige, und gegen alle Spielregeln des Euro-Stabilitätspaktes verstoßende Griechenland. Darüber wird aber gerne unser Anteil an der Misere vergessen. Eine einfache Rechnung lautet: Die Export-Erfolge des einen Landes – wie Deutschland – sind die Handelsbilanz-Miesen des anderen – wie z.B. Griechenland. Und all die, banal gesprochen, welche seit 20 Jahren nüscht von unseren Export-Erfolgen hatten, weil ihre Löhne – wegen Export-Preis-Dumping – bis zum Geht-nicht-mehr gedrückt wurden, haben dann auch kein Geld mehr für Griechenland-Urlaub, Ouzo oder Souflaki beim Griechen.

    Aber irgendwer wird mir jetzt wieder vorwerfen, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Auch gut.

  14. Der heutige Artikel zur Griechenlandkrise hat mir nicht gefallen. Das fängt schon bei der Unterüberschrift an: „Spekulanten können mit ihren Wetten Staaten an den Abgrund bringen“. Das ist erst mal eine sehr allgemeine und reißerische Behauptung, die niemand beweisen kann, auch die FR nicht. Was man hier hätte schreiben können wäre: „Spekulanten können Kreditwürdigkeit Griechenlands negativ beeinflussen“ o.ä. Im Text wird dann die Neugier darauf, wie denn nun konkret „Spekulanten mit ihren Wetten Staaten an den Abgrund bringen können“, nicht befriedigt. Es ist viel die Rede von CDS, die aber nicht ausreichend erklärt werden. Es wird nicht erklärt, wo es hier um „Wetten“ geht, es wird zwar erklärt, warum es jemandem nützen könnte, Griechenland schlecht dastehen zu lassen, aber wie es dann genau ins Werk gesetzt wird, Griechenland schlecht dastehen zu lassen, wird nicht erklärt. Stattdessen lässt dann die FR Griechenland „schlecht dastehen“: Unter „Ursachen“ steht dann auf einmal das, was man als Grund für die Krise auch als einfacher Mensch verstehen kann, was Griechenland wirklich an den Rand des Abgrundes bringt: seine großen Schulden, sowie deren Ursachen, üppige Ausgaben, Probleme mit den Einnahmen. Der gesamte Artikel erzeugte bei mir zweierlei: a) Verwirrung b) die Erkenntnis, daß zum Herumhacken auf mysteriösen „Spekulanten“ nicht viel gehört, wenn alle es machen… auf jeden Fall keine näheren Erläuterungen, was die genauen Abläufe sind, und welches konkrete Verhalten der Spekulanten denn kritikwürdig ist usw. Wenn man zwei Doppelseiten zur Verfügung hat, um in einem Thema in die Tiefe gehen zu können, sollte das Resultat jedenfalls besser sein, insbesondere, wenn man in den Titeln so Vollmundiges ankündigt.

  15. Sorry, eine Doppelseite natürlich, bzw. zwei Seiten… selbst nach Abzug des Inhaltsverzeichnisses ziemlich viel Platz.

  16. Bei der Griechenlanddebatte vermisse ich Hintergründe. Da gibt es doch Verbindungen zur Kanzlerin. Welche Rolle spielt Herr Otmar Issing, der 2006 von der EZB zu Goldmann Sachs wechselte. Goldmann Sachs ist aber der Initiator der Geldgeschäfte, mit denen es Griechenland gelang, seine Währungsprobleme zu verstecken. Wie schon Max Wedell oben schrieb, kann doch den Volkswirten der Bunderegierigen nicht entgangen sein, dass es volkswirtschaftlicher Unsinn ist, nur auf Exportüberschüsse zu setzen. Jetzt erleben wir, wie niedrig unsere löhne im Vergleich zu anderen Ländern sind und mit der damit einhergehenden mangelnden Kaufkraft der Binnenkonsum nicht gesteigert werden kann. Die BRD erwirtschaftet immer noch Überschüsse bei der Handelsbilanz. Unsereiner fragt sich dann, ob der Wirtschaftsminister nicht doch besser als Weinköniginnenernnener eine seiner Bildung entsprechende Aufgabe übernehmen könnte. Hat er denn nicht auch den Satz nach Art. 56 GG geschworen: …meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, ….

    Nach dem gestrigen Urteil habe ich meinen Cousin gefragt, wie er zu diesem Urteil steht.

    Er ist Jurist. Hier seine Antwort:

    „Lieber Werner,

    als einer der rd. 35.000 Beschwerdeführer begrüße ich dieses Urteil
    natürlich sehr!!
    Ob die im Justizministerium fähige Juristen haben, weiß ich nicht – ich
    arbeite jedenfalls nicht dort.

    Aber: Auf die Juristen im Justizministerium kommt es im Zweifel sowieso
    nicht an, da die sich in ihrer Ministeriumsbürokratie kaum jemals so weit
    aus dem Fenster lehnen, als dass sie ein Gesetz, hinter dem auch der
    Justizminister steht, für verfassungswidrig halten. Man steht da eher auf
    dem pragmatischen Standpunkt, dass die Prüfung der Frage der
    Verfassungskonformität Sache des Bundesverfassungsgerichts ist – wenn es
    denn überhaupt dort überprüft wird. Denn wo kein Kläger, da kein Richter.“
    Bronski, Du wirst entschuldigen, dass ich einen Juristen aus meiner Verwandtschaft zitiere. ich muss dazu aber sagen, dass ich nicht oft der politischen Meinung von meinen Verwandten bin.

  17. Appropos Vorratsdatenhaltung. In der heutigen FR bekommt diese die Doppelseite… und mir ist auch klar, daß heutzutage ohne bunte Bildchen rein gar nichts geht. Aber ich persönlich bräuchte die nicht. Die farbliche Anmutung einer Ampel… schön. Aber jedes der drei Bildchen ist von sehr geringem Informationswert. Schön, mal die Kleiderordnung der Verfassungsrichter inklusive Hut gesehen zu haben (obwohl man sie natürlich tausendmal im TV und anderswo gesehen hat), aber eine Frau die ein Handy hochhält, oder einen Rechner- oder Modemschrank abzubilden, was lehrt mich das? Es wäre dieser verschwendete Platz viel besser genutzt mit vertiefenden Hintergrundinformationen, für die ja auch Herr Thiele-Schlesier einen Bedarf sieht, zumindest gestern. Erläuternde Infoboxen kann man ja auch bunt machen, wenn man der Meinung ist, der Leser bräuchte bunt, wie in der Box „Vorratsdatenspeicherung“ oder wenn man Grafik zur Veranschaulichung von Statistik bringt. Hat man Angst vor Drögikkeitsgefahr, sollte man lieber einem armen Karikaturisten ein bischen was für eine themenbezogene Zeichnung geben, die was lustig auf den Punkt bringt, statt einer Bildagentur teures Geld für Frauen zu geben, die Handys halten (wer heute auf Seite 2 noch nicht begriffen hat, wie eine handyhaltende Frau aussieht, kriegt es auf Seite 4 nochmal präsentiert… so das müsste jetzt aber sitzen). Ich persönlich lese die FR nicht, um ästhetische Erlebnisse zu haben, sondern aufgrund der Informationen. Nur weil es alle machen, ihre Informationen mit informationslosen Bildchen zu begleiten (ganz schlimm manchmal das Fernsehen), muß es die FR doch nicht auch tun. Die FAZ ist zwar auch nicht völlig Sinnlosbildchenfrei, bringt aber doch weit weniger von diesem Stuß.

  18. P.S. Ein Beispiel, wo viele viele bunte Bildchen einmal etwas Positives sind, was sie ja auch sein können, war das Panorama in der gestrigen FAZ zu Bakterien und Pilzen. Hier gibt es tatsächlich eine gewisse Horizonterweiterung, ein Staunen ob der Vielfalt der Schöpfung auch im Kleinen fliegt einen an. Die heutigen Opel-Kekse hingegen bewirken bei mir… nichts. Bzw. nur Ärger über vertanen Platz.

  19. Aus meiner Sicht stellt sich die FR zu sehr als überregionale Zeitung dar und vertieft sich zu stark in bundes- und weltweite Themen.
    Auf der anderen Seite beschränkt sie sich auf regionale Rhein-Main-Themen, als wäre sie bloss ein städtisches Blatt.
    Dazwischen fehlt mir einiges.

    Die 26 Landkreise und kreisfreien Städte Hessens sollten mehr Gewicht in der FR bekommen.
    Ein vierzehntägiges Special pro Landkreis böte sich an, oder ein täglicher Zeitungsteil „Aus den Landkreisen“.

  20. 2006, möglicherweise in Zusammenhang mit seiner Konzeptänderung, meinte ich zum damaligen Chefredakteur –

    Zitat:

    27.09.2006 16:57

    Nun gut, Herr Vorkötter,

    ich nehme zur Kenntnis, daß Sie nach vielen, vielen FR-Hochqualitäts-Jahrgängen ernsthaft meine Print-Tageszeitung ruinieren wollen.

    Sobald Ihr „Konzept“ greift, können Sie Ihr Produkt selber lesen – ohne mich. Und so, wie ich meine Mitlesecompaneros einschätze (Stichwort Leserbriefqualität), werden Sie schlagartig weitere 10.000ende Print-Leserinnen und Leser verlieren.

    Erkundigen Sie sich doch einmal beim SPIEGEL, wie damals eingefleischte SPIEGEL-LeserInnen alles hinschmissen, als vor Jahren die Bilder bunt und groß und die Texte kurz und belanglos wurden…

    Zitat Ende.

    Werte FR,es ist mir wichtig,an dieser Stelle meine nicht wahr gewordenen FR-Befürchtungen von damals zerknirscht zurückzunehmen, denn:

    Die FR hat – über 2006 hinaus bis heute – ihre demokratische – unbequeme – kämpferische Grundkonfiguration nicht aufgegeben sondern beibehalten und ausgebaut.

    Und hat – rückblickend gesehen – über Jahrzehnte hinaus bis zur Gegenwart demokratie- wirtschafts- sozial- bildungs- und kulturpolitisch zu einem außerordentlich hohen Prozentsatz das richtige „Grundrauschen“.

    Welchem täglich erscheinenden europäischen Informationsmedium könnte man ein ähnlich großes Kompliment machen?

  21. Heute,s.28-29
    Schade um das gute Bild von Lyiao Yiwu.
    Eine Spalte nach links wäre gut gewesen.

    Auf S.40 ist der Zwischentext zum Teil in den Text kopiert worden, (ich schätze, die Maus war zu schnell und der Finger zu langsam beim Copy and Paste)
    Sonst nichts zu meckern.

  22. @ Werner: Nein, wer Kommentare schreibt geht keineswegs wählen.

    @ Bronski: Ich finde Bronski überflüssig und die Lesebriefseite schlecht. Tendenziöse Auswahl und viel zu viel Platzverbrauch durch die unnötige Selbstdarstellung (oft in zwei Spalten). Die Blogs sind nur was für Leute, die nichts Besseres zu tun haben und verzweifelt eine gleichgesinnte „Community“ brauchen, an/in der sie sich abarbeiten können. Ich bin hier in den letzten Jahren 4 oder 5 mal gewesen und habe immer die gleichen Namen mit dem immer gleichen Geschwätz gelesen. Völlig unnütz und ohne jede Fernwirkung dreht sich das im ganz kleinen Kreise. Für mich eine kklare Ressourcenverschwendung.

    Unötig sind auch die Bilder von Autoren. Verbraucht Druckerschwärze und bedient niedere Neugier. Und die Artikel zu „Herr D.“ (die ohnhin keine Sekunde Aufmerksamkeit wert sind) werden gekrönt von einem Bild des Autors mit Kippe in der Hand, als wäre er der coole Marlboro-Man, wie überhaupt viel zu viele Fotos in der FR Menschen mit Zigarette zeigen. Eigentlich ist jedes Foto mit Zigarette eines zu viel.

    Mich stören auch die albernen Berichte von Modeschauen und Fotostrecken zu Designerevents oder Sport- und Opernbällen. Wenn ich sowas lesen (bzw. anschauen) will, kaufe ich mir das Goldene Blatt oder die Grüne Post.

    Dem Post #3 stimme ich voll zu.

    Konkret aus einer aktuellen Ausgabe: Mich stört schlampiger Journalismus wie am 2.3.10 Frauke Haß zu „Deutsche Studenten spielen vereinte Nationen“: Da wird zwar mehrmals in Klammern (UN) geschrieben, damit man weiß, daß die Vereinten Nationen mit dieser Abkürzung bezeichnet werden. Aber die Abkürzung NGO, was viel weniger bekannt ist, wird nirgends eingeführt.

    Mir würde noch mehr einfallen, aber ich habe nicht die Zeit, der Redaktion den „Beta-Tester“ zu machen und lauter konkrete Beispiele rauszusuchen. Und ich finde es auch ärgerlich, daß Bronski täglich platzverbrauchend hinausposaunt, er sei „unser Mann in der Redaktion“, aber jetzt nochmal das letzlich Gleiche als kurzzeitige besondere Aktion darstellt.

    Diese Zeitung ist definitiv kein Gemeinschaftsprojekt unter Mitwirkung der Leser, aber wer das glauben möchte, wie Herr Hauschild, der mag hier weiterbloggen – es sind ja nicht viele regelmäßige Mitblogger, da bleibt man mit seinen Illusionen unter sich.

    Cora

  23. @cora

    Die Kritik am Bronski-Logo habe ich auch schon mal gebracht. In der Tat weiss nun jeder Bescheid und ein kleineres Logo wäre ausreichend (zum Beispiel in der Kopfzeile).

    Den „Betatester“ für die FR zu spielen, stört mich nicht, das kostet nicht viel Zeit und erspart vielleicht ein paar teure Beraterhonorare (die ja auch den Preis der FR beeinflussen würden).

    Eine Ressourcenverschwendung ist der Blog bestimmt nicht, er kostet fast nichts und bringt der FR einige Impulse(mal mehr, mal weniger). Bestimmt aber habe ich am Tage schon viel Besseres getan und der Blog ist eine Art Freizeitgestaltung. Rückschlüsse auf mein „besseres Tun“ zu ziehen ist voreilig.

    Es wäre schön, wenn sich mehr Leute (z.B. Du) am Blog beteiligen würden und hier mal ein bisschen Wind hereinbrächten, aber immerhin haben die paar Stammgäste diesen Blog am Leben erhalten, was gar nicht so leicht ist.

    Natürlich ist die Zeitung kein Gemeinschaftsprojekt, das geht nicht und ein Versuch (Netzdetektive) ist leider gescheitert. Aber man muss nur mal versuchen, eine Woche lang jeden Tag eine 10-seitige Zeitung zu schreiben, dann weiss man, wie schwer das ist. Zeitung machen ist viel langwieriger als Zeitung lesen.

    Aber so ein paar Gedanken aus dem Blog habe ich auch in Artikeln der FR wiedergefunden und das ist doch recht bemerkenswert.

    Wäre schön, wenn Du dabeibliebest und die Illusionen ein wenig aufmischen würdest.
    Man muss aber nicht die alten Bäume umhauen, wenn man nur hin- und wieder im Wald ist.
    Er könnte sonst verschwunden sein,wenn man wiedermal hereinschaut.

  24. Ich lese hier seit langem mit, und ich kann das, was Cora sagt, nicht bestätigen. Für mich war die Lektüre immer interessant und kurzweilig. Deswegen ist mir auch der Name Uwe Theel geläufig. Könnte es sein, dass der als Cora hier postet?

  25. Es wäre schon intressant hier zu zeigen wieviele Personen sich die jeweiligen Themen angesehen haben.

  26. Es ist jetzt nur ein unscheinbarer „Artikel“ Ihrer Zeitung, den ich hier kurz im Rahmen der Themenstellung des Blogs heranziehen will. „Wähler wollen Schwarz-Grün“ von heute. Aber er hat es in sich, Warum? Der Deutschlandtrend, den Sie hier kurz kommentieren, sagt sehr eindeutig das Gegenteil von dem aus, was die auch dazu befragten Wähler zur Leistung der derzeitigen Bundesregierung zu sagen haben. Sie alle, oder doch fast, sind unzufrieden, aber sie wählen sie wohl doch – oder besser: würden sie wählen. Und dass die FDP jetzt gleich 2 % – Punkte gewonnen hat, zeigt doch etwas ganz anderes: die Wähler wollen keineswegs Schwarz-Grün, sondern eine Bundesregierung, die viel schärfer noch den vermeintlichen Sozialmissbrauch angeht, nur nicht so plakativ, wie dies Herr Westerwelle formuliert hat. Die Zurückgenommenheit und Vornehmheit, mit der es den Empfängern von Sozialleistungen an den Kragen gehen soll: dafür stehen eben die CDU – Leute und, zur Erleichterung des Gewissens, die Grünen. Auch das kann man daraus lesen. Warum also diese Überschrift? Richtig wäre: Wähler wollen Westerwelle ohne Westerwelle.
    Auch kann ich – generell jetzt zur Themenstellung im Blog – nicht finden, dass die Möglichkeit, sich hier doch umfangreich und unkompliziert zu äußern, gering zu achten ist. Natürlich machen wir nicht die Zeitung – wir Leser, aber alles, was wir hier schreiben, im Blog oder als Leserbrief, ist öffentlich und wird beachtet. Ich habe unter „4“ geschrieben: „gleichsam beteiligt“. Also keine Illusion. Liebe Leute, auch ich habe noch etwas anderes zu tun als solche Beiträge zu schreiben; auch ich weiß, dass wir vermutlich von jenen, die es angeht, draußen nicht zur Kenntnis genommen werden – und dennoch: die Funktion dieser Blogs als Diskussionsforum bleibt wichtig.

    Gruß
    Hans-Ulrich Hauschild

  27. Zunächst einmal möchte ich mich als Leserin der FR dafür bedanken, dass Anregungen und Vorschläge von Leserinnen und Lesern der FR aufgegriffen werden (sollen) und dafür, dass es überhaupt einen „Leserversteher“ wie Bronski gibt 🙂

    Gerne will ich mir die FR in den nächsten Tagen noch einmal genauer anschauen und anschließend meine „2 Cent“ dazugeben.

    Was ich aber an dieser Stelle schonmal sagen kann – und es ist keine Blattkritik, sondern es betrifft eher den Vertrieb – ist, dass die FR z.B. in Zügen und an Flughäfen überhaupt nicht oder nicht in ausreichender Menge vorhanden ist (überregionale Tageszeitung?).

    Morgens im Sprinter nach Berlin muss man schon Glück haben, die FR zu bekommen. Abends auf der Rückfahrt gibt es sie gar nicht (mehr?).
    Weiter ist mir aufgefallen, dass selbst in Frankfurt nur die Deutschland-Ausgabe und nicht die Stadt-Ausgabe verteilt wird.

    Ich würde mich daher über eine bessere Verbreitung (= Werbung) und zumindest im Rhein-Main-Gebiet über eine Stadtausgabe sehr freuen. Braucht es denn überhaupt noch einer Trennung zwischen D- S- und R-Ausgabe?

    Anne

  28. Schon oft habe ich von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, meine Meinung äußern zu können, meist in Mails direkt an Bronski und ich bekam (fast) immer eine detaillierte Antwort, was ich keineswegs für selbstverständlich halte.
    Es ist ja Blattkritik gefragt und da mich die Inhalte der Berichterstattung dazu bewegen, meiner FR die Stange zu halten, nenne ich mal die Gründe, die mich manchmal zum Nachdenken bewegen.
    Als da wären: die Rechtschreibung und Grammatik, bei der sich des öfteren meine Fußnägel hoch rollen, doppelte Berichte, nach dem nach langer Zeit der unsägliche Comic „Im Museum“ endlich abgesetzt wurde, qüalt man uns nun mit „Musematenten“ (oder verstehe ich den Sinn nur nicht?, der stetig abnehmende Umfang der Zeitung, inzwischen sind es im Regelfall nur 40 Hauptseiten, oft gar nur 36 oder 38, der ebenso stark zurückgefahrene Regionalteil und last, aber leider not least die in letzter Zeit häufiger vorkommenden gequält auf lustig/ironisch gemachte Berichterstattung über irgendwelche Möchtegernsternchen. Hallo, ich lese mit der FR doch keine Boulevardpresse, wenn ich das will, dann kaufe ich die.
    Ach ja: ich lese nicht nur mal so, sondern seit gut 40 Jahren, davon 16 Jahre als Abonnementsmitleser und den Rest als Abonnent.

  29. Habe mir heute zum Vergleich die

    – Frankfurter Rundschau (FR)
    – Neue Presse (NP)
    – Hannoversche Allgemeine (HAZ)
    – Financial Times Deutschland (FTD)

    gekauft.

    1. Formate
    Die NP und HAZ sind noch „richtige“ Zeitungen, mit einer gewaltigen Seitenbreite .Das ist noch das alte Zeitungsfeeling, man muss die Arme ausbreiten und ausstrecken um das ganze Bild zu sehen. Die FR hat nur dasselbe das Format wie die Beilage(„GESUND“) von NP und HAZ. (Ein bisschen peinlich). FTD fällt positiv mit einem angenehmen Zwischenformat auf, das eine bessere Faltung und besseres Umblättern ermöglicht als bei den drei anderen Zeitungen.

    2.Spalten
    NP:fällt durch ein wechselhaftes und unruhiges Spaltenlayout auf, alles wirkt ein bisschen „dahingewurstelt“ und an muss sich fast auf jeder Seite auf ein anderes Gesamtbild einstellen. Anscheinend wird das Layout auf den Artikel abgestimmt , nicht auf die Seite oder die ganze Zeitung. Die Spalten sind nicht gut gefüllt und haben zu große Abstände. Spaltenlinien fehlen. Gesamteindruck ist eher schlecht, der Raum wird nicht gut genutzt.

    HAV: Macht eine edleren und sortierten Eindruck, die sehr breiten Spalten machen das Lesen angenehm, man kann besser focussieren, nebenliegende Spalten lenken nicht ab. Spaltenlinien gut eingesetzt, aber etwas altbacken.

    FR : Recht guter Kompromiss zwischen Format und Spaltenbreite, sehr gute Lösung der Abgrenzung der Artikel durch Spaltenlinien, die im Artikel selbst in keiner Weise fehlen.

    FTD: Sehr gutes Zusammenspiel zwischen Format und Spaltenbreite, das „Zeitungsfeeling“ bleibt erhalten, beste Raumnutzung. Spaltenlinien sehr gut eingesetzt, Spaltenbreite nicht durchgängig , Dynamik aber sinnvoll und sparsam eingesetzt.

    3.Allgemein

    FR: Macht durch ihre vertikale Orientierung und sehr saubere Aufmachung ein bisschen den Eindruck einer Wochenzeitung oder Magazins(auch durch das zu glatte Papier), geht aber nicht den ganzen Weg und bleibt ambivalent. Der Gesamteindruck ist etwas zu „edel“ für eine Tageszeitung. Sehr gute Wahl und Abstimmung der Schriftarten und Größen. (Man könnte allerdings mal testen, wie es wäre, wenn die Überschrift nicht fett gedruckt würden. Spart ’ne Menge Geld und sieht vielleicht besser aus?) Handhabung lästig, auch wegen des zu glatten Papieres. Raumnutzung mittelmäßig. Papierqualität erscheint zu gut.

    NP: Verschenkt viel Raum und zerstört durch das unruhige Layout die Vorteile einer großformatigen Tageszeitung. Die „moderne Schriftart“ ist schlecht gewählt. Bilder viel zu groß, Überschriften zu groß. Raumnutzung schlecht

    HAZ :Sehr edel und bieder, aber gut lesbar und gutes Layout, Papierqualität ok, horizontale Orientierung kommt dem Lesen entgegen, aber zu viel Dynamik in den Schriftarten. Bilder zu sehr horizontal gestreckt.

    FTD : Bester Kompromiss zwischen Format,Spalten und Layout, Ruhe und Dynamik, aber zuviel Beliebigkeit in der Überschriftenformatierung, zu viele Wechsel, keine Methode erkennbar.
    „Zeitungsfeeling“ bleibt erhalten, Lesbarkeit ist gut, Papierqualtät angemessen.

  30. @ Cora
    Wer hier kritisch Politik begleitet, wie die meisten der Teilnehmer dieses Blogs, wird auch Zeit seines Lebens zum Wählen gehen. Das kann mensch von BLOED-Lesern doch wohl kaum behaupten. Die Meinungsäußerung hier vertieft das Demokratieverständnis jedes Einzelnen Blogteilnehmers ganz gleich ob meiner Meinung oder nicht.
    @ Anne
    Der FR zu raten, den Deutschlandteil mit der übrigen Ausgabe zusaammenzulegen, um Kosten zu sparen, ist kontraproduktiv. In meinem persönlichem Falle hätte das zur Folge, dass ich nicht nur bei Glätte die Printausgabe nicht und fast täglich die Vortagesausgabe erhalte. Zur Erklärung: Ich wohne im Wendland, wenn Dir das was sagt. Ein Tipp: Versendeet bei vorhergesagter Glätte die FR eine Stunde früher. Ich möchte nämlich als mehr als 30jähriger Abonnent auch als Printausgabe am Erscheinungstag haben

  31. In Zeiten der Ypsilanti-Hetze, die ich besonders Herrn Vorkötter anlaste und die uns die Perpetuierung Koch eingetragen hat, wäre ich nach Jahrzehnten Abonnement auch fast weg gewesen. Gehalten hat mich als Frankfurterin der Lokalteil. Was sollte ich auch z.B. mit dem von München!
    Mit dem Format komme ich gut zurecht. Warum kann der Lokalteil nicht immer von Heftklammern gehalten sein? Die erleichtern manches immens. Vom Inhalt finde ich einiges gut, bei weitem natürlich nicht alles. SEHR NERVIG dagegen finde ich weiterhin den Umgang mit Grammatik, Syntax und Rechtschreibung, -die für mich nicht wirklich verbindlich ist – dennoch! Ist es so aufwendig, wenigstens einmal Korrektur zu lesen?
    Die Blogs finde ich manchmal durchaus auch interessant, obwohl ich manche, dann auch geballt auftretende Autoren allenfalls mal überfliege, oft nicht mehr lese. (s.@ Cora)

  32. Hallo,
    am Freitag habe ich zum Thema
    „Todesengel im Namen des Islam“

    einen Kommentar geschrieben, der sich auf den vorhergehenden Kommentar (5) bezog und der offensichtlich von der Redaktion entfernt wurde. Mich würde interessieren warum, da er weder menschenverachtend noch beleidigend war.
    Ihrer Antwort sehe ich mit Interesse entgegen.
    MfG

  33. Ich habe mir die Ausgabe am vergangenen Freitag gekauft und muss sagen, dass sie dem Bild entspricht, das ich hatte als ich mein Abo gekündigt habe. Der Hauptkritikpunkt lautet: Viel zuwenig Politik für eine Tageszeitung. Das Feuilleton finde ich gut, aber insgesamt fehlen mir die tiefgründigen Texte zur Geisteswissenschaft oder zu Staatsrechtsfragen. Verbesserungswünsche in dem Bereich beziehen sich , sofern man nicht mehr Geld ausgeben wollte, auf eine andere Gewichtung im Blatt.

    Bei den Kommentaren fehlt mir oft (ich lese sie auch im Internet) das Überraschende oder Kontroverse. Man kennt halt viele Argumentationsmuster. Herr Hebestreits Kommentar vom Freitag finde ich halt doch etwas langweilig, weil ich schon vorausgesehen habe, wohin die Sache läuft. Sein Standpunkt ist ja ehrenhaft (und ich teile ihn sogar im Großen und Ganzen) aber kamen nicht zwei der Versuchsterroristen aus geradezu bürgerlichen Elternhäusern? Ich werde das Gefühl nicht los, dass Herr Hebestreit sich da ein bisschen den Kommentar so hinbastelt, das alle Punkte schön zu seiner Forderung passen. Ich finde aber, dass eine Zeitung den Leser eher auf das Widersprüchliche aufmerksam machen sollte, statt das Widersprüchliche zu schlichten.

  34. in dem text über westerwelles dienstreisen und die delegation, die er dabei mitnimmt, fehlt mir die information, wie groß die delegation überhaupt ist. so kann man die zahl der leute, die sich möglicherweise mit spenden eingekauft haben nicht in beziehung setzen zum gesamtumfang der delegation

  35. @ Arabeska

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr Kommentar wissentlich von uns gelöscht wurde. Wie Sie an den anderen Kommentaren sehen können, geht die Diskussion dort sehr rüde zu; da gäbe es ganz andere Möglichkeiten einzuschreiten. Sind Sie sicher, dass Ihr Kommentar richtig verschickt wurde?

    Für die Online-Kommentarfunktion bin ich nicht zuständig. Ich werde aber bei den Kolleginnen und Kollegen mal nachfragen.

  36. stimme arabeska zu. auch von mir wurden schon kommentare gelöscht, deren entfernung ich nicht nachvollziehen kann, da ich immer größten wert darauf lege nicht diffamierend bzw. beleidigend zu kommentieren.

    im gegensatz dazu, gibt es user (z.b.marilu um stellvertetend, einen namentlich zu nennen), die sich fast alles an schmähungen und diffamierungen gegen andersdenkende erlauben können ohne editiert zu werden!

    ein weiteres problem ist die frequenz, die diese user für sich in anspruchnehmen. es kann doch nicht angehen, dass ein einzelner
    kommentator, allein mit der häufigkeit seiner beiträge verhindert, dass eine sinnvolle diskussion zustande kommt. m.e. steckt da system dahinter!

    wie ist das zu erklären?

  37. Zunächst: Als „Altleser“ (seit 1977), der nach der Formatumstellung für einige Zeit ohne FR lebte, weiß ich die Berichterstattung der Zeitung zu schätzen und möchte sie nicht missen.
    Aber: Wie Marco S. treffend bemerkt, ist die eh schon dünne FR einem Schrumpfungsprozess ausgesetzt. Dieser folgt der Devise „weniger für mehr Geld“ (= höhere Abo-Kosten) und setzte schleichend ein. Zunächst 8 Seiten weniger während der Sommerwochen, dann zum Jahresende; nun hat sich der überregionale Teil bei 40 Seiten im Regelfall eingependelt. Was blieb auf der Strecke? Die Dokumentation, „ein Markenzeichen der Frankfurter Rundschau“ (FR 4. Mai 2007), fehlt schon seit langem. Die Reportage, „jeden Tag … eine Seite für die erzählte Geschichte“ (FR 11. Mai 2007), wurde anscheinend sang- und klanglos abgeschafft bzw. dem Panorama überlassen. Es fehlt die „schnelle Seite“, was zu verschmerzen ist. Bildung muss an manchen Tagen mit einer Seite auskommen. Und wenn die ALDI-Werbung sich breit macht, lässt die Politik noch einmal gehörig Federn. Das mag den Sparmaßnahmen geschuldet sein, aber dann soll man es den Lesern ehrlich sagen.
    Eine Randnotiz noch: Ich vermisse gute Namen wie Vera Gaserow und Peter Nonnenmacher. Schade, dass sie dem Blatt nicht erhalten blieben.

  38. Sehr geehrter Herr Bronski!

    Meine Bedenken betreffen das Lay-out einer in meinen Augen eher linksliberalen Zeitung.
    Ich weiß, daß man einen politisch eindeutigen Artikel mit einem „unpassenden“ Foto oder Einrücken in einen ungünstigen Bereich konterkarieren kann.
    Beispiel: 2 Artikel zu Herrn Schäfer-Gümbel (SPD) auf einer von Todesanzeigen dominierten Seite, an 2 Tagen hintereinander. Das kann kein Zufall sein!

    2. Gedanke
    Falls Verlag und Redaktion an Auflagenstärke interessiert sind, könnten sie Kunden durch ein eindeutig „linkes“ image anziehen und binden.
    Ich sehe in der „linken Hälfte“ der Bevölkerung, die den rechts-unterwanderten Medien ausgesetzt ist, einiges Potential für die FR.
    Konkurrenz dürften Ihnen eigentlich nur die SZ und der freitag sein.

    Mit freundlichen Grüßen
    für eine gute Zukunft
    Volker Knuth

  39. Na ja, es gibt drei große Kritikfelder.

    Erstens hat die FR seit dem Sündenfall um Wolfgang Storz ihre Unabhängigkeit verloren und fährt ziemlich weitgehend auf (neoliberaler) SPD-Linie. Viele Kommentare aus der Rubrik „Politik“ sind einfach Quatsch. Man weiß es doch wirklich besser inzwischen. Ein Beispiel aus jüngster Zeit ist der entbehrliche Gastbeitrag von Tim Engartner „Wo bleibt die ökonomische Bildung?“. Wenige Ausnahmen, etwa Heusinger von der Wirtschaft.

    Zweitens kann man die Formatänderung und Verkleinerung der Zeitung nicht schönreden. Die Artikel sind etwa halb so groß, wenn überhaupt, wie vor 10 Jahren. Die Qualität hat dementsprechend nachgelassen, Oberflächlichkeit hat sich breit gemacht.

    Drittens gibt es zu viele Fehler auf allen Stufen, vom kleinen Buchstabendreher bis zu sachlichen Böcken. Beispiel: Am 2.3. habe ich auf unrichtige Zeitangaben hingewiesen in einem Artikel, wo u.a. vom Untergang der englischen Lusitania (im 2. Weltkrieg???) die Rede war.

    Aber die Rundschau hat wirklich große Probleme mit der Differenz von Jahreszahlen, die über die Jahrtausendwende gehen. 2 Beispiele aus den letzten Tagen:

    Im Sportkommentar vom 4.3.10 heißt es unter der Überschrift „Zum Vergessen“ (über K.H. Rummenigge):
    „Es ist schon lange her. Fast 24 Jahre. Es war der Abend des 6.Oktober 1976, als ein junger Mann aus dem westfälischen Lippstadt …“

    Heute, im Feuilleton, unter „Der Unfassbare“ wird über Christoph Waltz behauptet, er habe als erster deutschsprachiger Schauspieler nach 39 Jahren einen Oscar gewonnen. Danach wörtlich: „Damals, 1961, war es Maximilian Schell …“

    Merken Sie was? Die FR lebt im Jahr 2000. So geht es Tag für Tag.

  40. Hallo Bronski,
    was mir sehr missfällt,
    – dass unter „mobil“ immer nur AutofahrerInnen angesprochen werden,
    – dass immer wieder verniedlichend von „Steuersündern“ die Rede ist (schon mal was Hartz4-„Sündern“ geschrieben?),
    – dass bei Infos zu finanziellen Einkünften immer von „verdienen“ geschrieben wird: die Armutslöhne von finanziell gering geachteten
    DienstleisterInnen sind sicher nicht „verdient“, ebensowenig wie die Millionen der Manager!

  41. Die Regionalberichterstattung der FR ist seit der Ausdünnung der FR-Lokalredaktionen bzw. deren Auflösung eine einzige Katastrophe und meiner Einschätzung nach der Hauptgrund, weshalb die FR seit dem 3. Quartal 2007 rund 10.000 Abonnenten verloren hat. Hatte die FR es bis Mitte 2007 gerade geschafft, durch stetigen Ausbau der Lokalredaktionen zum Beispiel im Bereich Darmstadt einen im Vergleich zur Lokalpresse konkurrenzfähigen Regionalteil auf die Beine zu stellen (für alle Entscheidungsträger war es ein MUSS, FR und Darmstädter Echo parallel zu lesen), wurde das Rad mit der Entscheidung, die FR-Lokalredaktionen zu verringern bzw. den Darmstadt-Teil der FR einer Tochter des Darmstädter Echo zu übertragen vollständig zurückgedreht.

    Beispiel für Freitag 26.2.2010:

    Der Darmstadt-Teil der FR umfasst zwei halbe Seiten mit genau zwei Artikeln, die jeweils andere Seitenhälfte ist mit Reklame belegt. Die Aufmacher-Schlagzeile der FR lautet: „Harte Kritik von der HSE – Politische Diskussion habe dem Unternehmen geschadet“ und ist eine weichgespülte, wortwörtliche aber sinnentstellt gekürzte Version des ohnehin relativ harmlosen ECHO-Artikels vom gleichen Datum. Aber im ECHO-Artikel erkennt man wenigstens noch in der Überschrift, worum es geht: „Harte Kritik von der HSE-Arbeitnehmerschaft – Vorwurf an Parlamentarier: Nicht mit Sachverstand geführte Diskussion schadet dem Unternehmen“.

    Der zweite Artikel der FR im Lokalteil beschäftigt sich mit Souvenir-Artikeln der Technischen Universität ???!!! Aber kein Wort in dieser noch in vorigen Ausgaben zur „römisch-dekadenten“ Besetzung der FDP-Geschäftsstelle durch die örtliche Arbeitslosen-Initiative.

    Im Politik- und Wirtschaftsteil ist auffällig, dass häufig Artikel erst mit teilweiser deutlicher Verspätung erscheinen. Der von Bronski hier zur Blattkritik empfohlene Artikel über ein Diskussionspapier von Olivier Blanchard erscheint – im Vergleich zur Welt- und Deutschlandpresse – mit mindestens einwöchiger Verspätung: In der internationalen Presse wurde das Thema bereits unmittelbar nach Erscheinen des Diskussionspapiers Mitte Februar debattiert, in der nationalen Presse eine Woche später, in der FR zwei Wochen später.

    Und die FR bzw. Heusinger übernimmt unhinterfragt die auf dieses Papier nicht passende Floskel des Paradigmenwechsels. Ein Diskussionsvorschlag, sich nunmehr mit seit mehr als 20 Jahren existierenden wohlbekannten alternativen Forschungsansätzen zu befassen, ist kein Paradigmenwechsel, sondern ein Absetzen von Scheuklappen. Und was aus dem Diskussionspapier der Weltbank wird, ist noch gar nicht abzusehen. Wahrscheinlich erleidet es das Schicksal vieler Neujahrsreden und verschwindet kurzzeitig wieder in der Versenkung. Ein Paradigmenwechsel hingegen ist etwas langfristiges, einschneidendes, nachhaltiges … und kann erst in 10 Jahren beurteilt werden. Außerdem hätte es das (kurze) Diskussionspapier, wenn es denn so wichtig ist, verdient in Auszügen dokumentiert (und übersetzt) zu werden, um die Diskussion zu vertiefen und Schaumschlägerei zu entlarven: „In many ways, the general policy framework should remain the same“ (page 16)…

    Ich beschränke mich heute auf diese beiden Punkte der Blattkritik (minimaler und vollkommen unausgewogener Regionalteil, verspätete Berichterstattung in Politik und Wirtschaft), da ich nicht den Eindruck hatte, dass meine zusammen mit Uwe Theel erstellte und damals wie heute weitgehend noch zutreffende 20-Punkte-Kritik aus dem Jahre 2007 von der FR auch nur ansatzweise zur Kenntnis genommen wurde.

    Beste Grüße
    Fiasco

  42. VPS-Angaben in der TV-Übersicht fehlen mir.

    Was halten Sie von einer wöchentlichen Rubrik ‚Recht‘, in der bspw. über aktuelle Urteile, Gesetzesänderungen usw. berichtet wird? Wäre m.E. interessant und bestimmt auch hilfreich.

    Weniger gut gefällt mir das samstägliche Reisemagazin. Zwar interessiert mich das Thema Reisen sehr, allerdings spricht mich das Reise-Magazin so überhaupt nicht an. Es wirkt doch ein wenig spröde und langweilig.

    Karinne

  43. zu 26, Hans,

    wie schon zum Thema „28.01.10“, wird es auch diesmal, keine Antwort geben.

    Der Informationsfluß fließt eben naturgemäß nur in eine Richtung.

    Eigentlich schade. Auch hiermit wird uns unsere Ohnmacht bewusst gemacht…

  44. @maderholz

    Na, da muss ich aber mal ’ne Lanze brechen für die FR. Die Beteiligung und der Informationsfluss sind doch hier um Längen besser als anderswo (Zeit,SZ,New York Times, FAZ ) und naturgemäß ist der Informationsfluss einseitig. Da muss man die Ressourcen schon bedenken.

    Ich finde jedenfalls durch die FR täglich mehr Information im Postkasten, als ich selber bringen kann…

  45. Nur mal so zwischendurch: Ich lebe noch und bin gerade dabei – es ist fast zwanzig vor zwei -, die Leserkritiken und -postings auszuwerten. Die Reaktion auf meinen Aufruf zur Blattkritik ist ausgesprochen gut. Ich zähle 160 Mails, Briefe, Faxe und Blogkommentare, und ich bin sicher, mein Vortrag (heute) vor der Redaktionskonferenz wird für die Redaktion sehr interessant.

    Ich finde den Gedanken des einseitigen Informationsflusses schwierig, will aber nicht bestreiten, dass das aus eurer Perspektive so aussieht. Allerdings bestreite ich, dass Kritik keine Chance hat. Das widerspricht jeglicher Erfahrung, die ich mit Leserkritik im Einzelfall wie generell gemacht habe, sobald ich sie konkret den Verantwortlichen vorgelegt habe. Man darf nur nicht erwarten, dass eine Zeitung wie die FR auf jede Einzelmeinung sofort mit einem generellen Relaunch reagiert. Ansonsten gilt: Sacken lassen!

  46. Sehr geehrter Herr Bronski,
    unsre Stimme in der Redaktionskonferenz, am 12. März, bezogen auf die Ausgaben vom 1. bis 11.: und dann wird es einen Tag vorgezogen und einiges fällt hinten runter. Das ist nicht nett!
    Herzlichen Glückwunsch trotzdem zu der doppelten Erwähnung in der tagessschau vom vergangenen Samstag! Und das, wo das eine erwähnte Thema gar nicht von FR-Redakteuren war, nämlich das Merkel-Interview. Das fällt seit einigen Wochen auf: dass immer weniger Artikel von FR-Redakteuren kommen, vor allem im Politik-Ressort, an manchen Tagen der letzten zwei Wochen kam fast alles „von außen“. Ist das ein Vorgeschmack auf die „Zentralredaktion“ der MDS-Zeitungen, mit der das jeweilige Profil der einzelnen Zeitungen verschwinden wird?
    Viele notwendige Kritik wurde schon geäußert, wie ich beim Überfliegen der Einträge sah, sie muss unterstützt werden.
    Das beginnt bei der Gewichtung der Ressorts: Zuwenig Politik, zuviel (Tratsch-und-Klatsch-)Magazin. Anstatt aus „Zeit und Bild“ die anspruchsvollen, besonderen, eigensinnigen Artikel und die Literatur zu übernehmen, wurde einzig die dümmste Version der Seite „Frau und Gesellschaft“ (hieß die wirklich so?) übernommen: die Mode. Dafür gibt es wirklich andere Blätter!
    Es betrifft die Artikel inhaltlich: Heute fast eine ganze Seite (eine richtige Zeitungsseite, bei der FR also fast zwei Seiten) über Westerwelles Reiserei lese, davon aber höchstens zwei Spalten inhaltlich Wichtiges sind, alles andere bloß Anekdötchen und ein riesiges nichtssagendes Bild, dann ärgere ich mich. Da könnte einiges mehr gesagt werden, deutlich und schärfer (Sie erinnern sich: das war die FR bevor sie halbiert wurde). Sie sind doch nicht „die tageszeitung“, die habe ich genau so in Erinnerung: zu essen gab es, er trug dies, sie war mit was auch immer gekleidet. Das ist nicht nur vollkommen unwichtig, sondern entpolitisiert, lenkt von den Inhalten ab.
    Grundsätzlich die Bilder: zu groß, zu viel, zu unwichtig – und so viel billige als Geschriebenes sind sie auch nicht. Beispielsweise gestern die Drogenflüsse: solche Seiten mögen Zeitungsdesigner mögen, sicher sind sie am Bildschirm auch schön anzusehen, aber gedruckt, auf dem Tisch liegend oder in der Hand gehalten, funktionieren sie nicht, sie sind zu groß aufgebaut, sie ignorieren das Format auch einer halben Zeitungsseite wie der FR. Wie soll man über eine querformatige Seite den Überblick behalten, die etwa DIN A2 groß ist, in der Mitte gefalzt ist und auf zwei nicht verbundenen (z. B. gehefteten) Blättern gedruckt, also auseinander rutscht?
    Damit sind wir beim Format: Es ist und bleibt technisch falsch, da die Zeitung quer zur Laufrichtung des Papiers gefalzt ist. Die Bücher fehlen, man kann sie fast nur noch als Alleinstehender lesen: es ist einfach keine sinnvolle Trennung beim gemeinsamen Frühstück möglich. Dabei benötigt die Zeitung auch noch mehr Platz: ein Zusammenklappen über den Falz ist kaum möglich im Gegensatz zu richtig formatierten Zeitungen eben wegen der falschen Laufrichtung und dem dicken ungehefteten Papierstoß. Aber fangen Sie bloß nicht mit dem Heften an: am Handelsblatt sieht man, dass bei diesem Format noch sehr viel mehr falsch gemacht werden kann als eine Heftung: Wörter, die über den Falz laufen beispielsweise.
    Anders und kurz gesagt, es war auch bei Anderen schon angeklungen: Mehr Qualität! Längere und aussagekräftigere Artikel! Mehr Politik! Weniger jetziges Magazin! Wiedereinführung der täglichen Dokumentation! Literatur ins neue (samstägliche?) Magazin! Bleiben Sie an Ihren Themen dran (ich denke da zum Beispiel an Kernenergie oder Steuerfahndermobbing und Wolski — ein Grund, warum das Ausweichen zu einer anderen Tageszeitung nach Ihrer Schrumpfung vorrübergehend war: so etwas kam da fast nicht vor)! Zurück zu einem anständigen Format! Wenn schon Bilder, dann bessere! Mehr eigene Note! Ich könnte auch sagen: Lernt vom Guardian, oben ist mehr Platz!

  47. @ Johannes Steil

    Erstens vielen Dank für die Kritik. Mein Vortrag wurde im Eigeninteresse kurzfristig vorgezogen, da der Zeitrahmen in der freitäglichen Redaktionskonferenz zu knapp gewesen wäre. Freitags ist alles immer knapp. Und auch heute hatte ich nicht annähernd genug Zeit, alle Leserkritik vorzutragen. Ich habe aber wesentliche Punkte bringen können, und diese Kritik wurde von der Konferenz als sehr wertvoll begriffen. Es wird wohl Folgeveranstaltungen geben. Ich will noch nicht davon reden, dass aus der Blattkritik der Leserinnen und Leser eine feste Institution wird, aber genau darauf möchte ich hinarbeiten.

    Ihr Beitrag floss nun nicht in meinen mein Vortrag ein, aber das ist nicht schlimm, weil die meisten der Kritikpunkte, die Sie ansprechen, auch von anderen Leserinnen und Lesern vorgebracht wurden und daher in meinem Vortrag enthalten waren. Sie waren also trotzdem vertreten. Jetzt werde ich mich um die Produktion der morgigen Leserbriefseite kümmern und mich anschließend der Zusammenfassung der Leserkritik widmen, die anschließend per Rundmail an die gesamte Redaktion hinausgehen wird. Diese Zusammenfassung werde ich auch hier im Blog in einem neuen Thread veröffentlichen. Ich bin darüber hinaus sicher, dass die Redaktion auch die Einzelkritik nachlesen wird. Alle Zuschriften werden der Redaktion zugänglich gemacht. Etwa dreißig Zuschriften (von derzeit 165) werde ich am Schwarzen Brett „Leser schreiben der FR“ aushängen, das von der Redaktion eifrig gelesen wird.

    Entschieden trete ich allerdings Ihrer Behauptung entgegen, mit der „Zentralredaktion“ der MDS-Zeitungen würde das jeweilige Profil der einzelnen Zeitungen verschwinden. Dazu:

    1. Es wird keine Zentralredaktion geben. Was es geben wird, ist eine Autorengesellschaft, die sich um Recherche und ums Schreiben kümmern soll. Sie beliefert die MDS-Zeitungen mit Texten, und zwar, darauf kommt es an, auf Bestellung. Dass diese Gesellschaft von Brigitte Fehrle und Robert von Heusinger geleitet wird, zeigt eigentlich schon, wohin die Reise geht.

    2. Die MDS-Zeitungen, auch die FR, werden weiterhin vor Ort gemacht, und die einzelnen Redaktionen entscheiden frei, worüber sie berichten wollen. Entsprechend werden Texte bei der Autorengesellschaft in Auftrag gegeben. Das Ganze wird der Profilschärfung dienen, nicht der Profilschleifung.

  48. Ich nehme schon die FR, wie sie kommt… Eine Zeitung lebt & wächst mit der Leserschaft, von der Werbung mal abgesehen, und die Zeit (als Rahmen) ändert sich auch. So etwas wie „mehr von dem, aber weniger von dem“ usw. möchte ich eigentlich nicht posten, eher etwas zur Regie der FR.

    Laut Pressemitteilung der Mediengruppe M. DuMont Schauberg (MDS) [www dumont.de] vom 29.01.2010: „DuMont Redaktionsgemeinschaft GmbH. Damit gehen Berliner Zeitung, Frankfurter Rundschau, Kölner Stadt-Anzeiger und Mitteldeutsche Zeitung neue Wege der Zusammenarbeit. […] Die Redaktionsgemeinschaft soll ihre Arbeit Anfang April 2010 aufnehmen.“ Selbverständlich sorgt sich ein Verlagshaus auch um das prägende Erscheinungsbild, um „Corporate Identity“. Sicher sind alle neugierig, wie das weitergeht; in einem Monat werden wir wieder zu den (Druck-)Fahnen gerufen…

    Die FR-20.01.2010, S.33, meldete: „Geschäftsführer Reimers verläßt die FR“, „nach fünf Jahren harter Sanierungsarbeit.“ Ich frage mich, ob auch die Blogosphäre mitsaniert wurde. Die Benutzbarkeit — Usability — der FR-Blogs könnte & müßte noch erheblich verbessert werden.

  49. Es ist schon soviel geschrieben worden, was mit meiner Meinung übereinstimmt, darum will ich nichts hinzufügen. Aber eine Bitte zum Format: da es sehr unhandlich ist – zuviele Blätter in den Händen – bringen Sie wenigsten ein (zusätzliches) Buch heraus, so wie Sie es den Lesern vor Jahren bei der Einführung des neuen Formats versprochen haben: beginnend mit dem Wirtschaftsteil, mit Sport endend. Anschließend weiter mit der Feuilleton-Seite (ungerade Seiten-Nr.) Das haben Sie schon eine Zeitlang so praktiziert, aber damit aufgehört. Schade.

  50. Da hier so viel vom Format geschrieben wird… ich habe mit dem ePaper-Format Probleme… es ist auf meinem eInk-eBook-Reader nicht lesbar, obwohl der 10 Zoll hat, von der Mehrheit der Reader auf dem Markt, die 6 Zoll hat, oder gar dem IPhone gar nicht zu sprechen… über kurz oder lang, mit der zunehmenden Verbreitung handlicher, transportabler Reader wird das ePaper-Format wohl vom Originalformat abweichen müssen, denke ich.

  51. @ Fiasco, # 43

    „Aber kein Wort in dieser noch in vorigen Ausgaben zur „römisch-dekadenten“ Besetzung der FDP-Geschäftsstelle durch die örtliche Arbeitslosen-Initiative.“

    Stimmt nicht. Die Besetzung war Titelthema mit Bild auf der ersten Regionalseite.

Kommentarfunktion geschlossen