Das einmalige deutsche Wunder

Es ist mal wieder früh geworden. Gerade sind meine Gäste gegangen. Es ist 1:18 Uhr am Mittwochmorgen, da ich hier zu schreiben beginne, prall mit Eindrücken aus kontroversen Diskussionen. Auch über unseren Blogtalk über Integration haben wir debattiert – seit dem 3. Oktober haben wir dabei den Bundespräsidenten im Hintergrund. Wir haben uns erinnert, was wir vor 20 Jahren gemacht haben, wie wir die deutsche Einheit erlebt haben. Ich für mein Teil klebte quasi an dem winzigen Schwarzweiß-Portable-Fernseher in meiner damaligen Studenten-WG in Freiburg und verfolgte die Bilder von der Berliner Mauer. Es war der 9. November, nicht der 3. Oktober, als die bewegenden Bilder hereinflimmerten. Heute sprachen wir darüber, und wir waren uns einig: Der 3. Oktober ist nicht der Tag der deutschen Einheit. Der 3. Oktober mag der Tag gewesen sein, an dem der staatsrechtliche Akt vollzogen wurde. Damit ist der 3. Oktober der Tag, an dem aus Bürokratensicht alles unter Dach und Fach war. Ein Staatstag, zweifellos. Aber ein Tag der Wessis. Die frühere DDR war an diesem Tag quasi beigetreten. Der 3. Oktober steht damit für die Dominanz des Westens über den Osten. Doch der Tag, an dem die Einheit in den Herzen vollzogen wurde, war der 9. November 1989, der Tag des Mauerfalls. Und der steht uns noch bevor.

Am 7. November 2008 habe ich diese Debatte hier im Blog angeregt, und sie hat bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren. Der 9. November wäre aus vielen Gründen der bessere deutsche Feiertag. FR-Leserin Heide Basché hat damals die historischen Wendepunkte zusammengetragen, die diesen Tag kennzeichnen:

1799 Staatsstreich durch Napoleon, dadurch offizielles Ende der Französischen Revolution

1848 Standrechtliche Erschießung Robert Blums in Wien durch die Habsburger wegen dessen Teilnahme am Aufstand in Wien. Blum war Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (Paulskirche)

1848 Staatsstreich in Preußen, Verlegung der Nationalversammlung in die Stadt Brandenburg

1918 Novemberrevolution in Deutschland, eingeleitet durch die Kieler Matrosen nach dem militärischen Zusammenbruch. Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrates in Frankfurt. Intellektuelle und Teile der Arbeiterschaft versuchen, die Revolutionsbewegung vom 9. November in Bayern (Münchner Räterepublik) zu retten, nachdem sie vorher in Berlin gescheitert waren.

Reichskanzler Prinz Max von Baden verkündet die Abdankung von Kaiser Wilhelm II.; dieser flieht in die Niederlande. Gegen 14 Uhr rief Philipp Scheidemann (SPD) vom Balkon des Reichstags die „Deutsche Republik“ aus. Gegen 16 Uhr proklamierte Karl Liebknecht vor dem Berliner Stadtschloss die „Freie Sozialistische Republik Deutschland“. Liebknecht und Rosa Luxemburg gründen die Zeitung „Die Rote Fahne“ als Organ des Spartakusbundes

1923 Hitler-Ludendorff-Putsch, Marsch mit der SA-„Sturmabteilung“ zur Feldherrnhalle in München. Wird blutig niedergeschlagen. Hitler flieht, wird aber gefangen genommen und in der Feste Landsberg interniert.

1938 Reichspogromnacht. Attentat auf Hitler durch Maurice Bavaud, einem katholischen Theologiestudenten aus der Schweiz (hingerichtet 1941)

1989 Öffnung der innerdeutschen Grenze und Fall der Berliner Mauer

Ein ambivalenter Feiertag, gewiss. Einer, an dem Reichspogromnacht und Mauerfall in einem zu gedenken wären. Kein Tag für Jubelarien also. Und damit kein Tag, der der deutschen Realität des Jahres 2010 etwas überstülpen könnte, denn auch diese Realität ist ambivalent. Sehen wir die deutsche Einheit mal als abgehandelt an, zumindest als formal bewältigt, auch wenn sie mental noch immer nicht errungen wurde. Das hat Steven Geyer in einem, wie ich finde, wundervollen Panorama-Text der FR erzählt. Aber die Unterschiede zwischen Ossis und Wessis bewegen die Deutschen inzwischen weniger. Mehr bewegen sie die Unterschiede zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen. Deutschland hat inzwischen andere Zukunftsthemen. Um es mit einem knappen Zitat aus einer weniger knappen Bundespräsidentenrede zu sagen:

“Zuallererst brauchen wir aber eine klare Haltung: Ein Verständnis von Deutschland, das Zugehörigkeit nicht auf einen Pass, eine Familiengeschichte oder einen Glauben verengt, sondern breiter angelegt ist. Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.”

Der Islam. Da haben wir ihn wieder. DIE Herausforderung für unsere Gesellschaft. Eine Religion, die es in der behaupteten Einförmigkeit gar nicht gibt. Es gibt Sunniten, Schiiten, Aleviten, Ahmadiyya und noch etliche andere Spielarten. Es gibt Fundamentalisten, die der Scharia anhängen, und es gibt Säkulare, die auf einer strikten Trennung von Staat und Religion bestehen – beide Spielarten auch in Deutschland. Und es gibt jetzt einen Bundespräsidenten, der sich das Integrationsthema ganz groß auf die Fahne geschrieben hat.

Christian Wulff hatte einen schlechten Start. Der Mann kommt aus der Politik und soll nun über der Politik stehen. Seine Wahl war ein eminent politischer Akt, in dem auch die Zukunft der schwarz-gelben Koalition auf der Kippe stand. Weder in der Loveparade-Katastrophe noch in Sachen Sarrazin hat er sich berühmt gemacht. Schnell mal ein Bundesverdienstkreuz für Jogi Löw – eine billige, durchschaubare Aktion, um ein bisschen vom Popularitätskuchen für sich abzuschneiden. Mit der Rede zum Jahrestag der deutschen Einheit hat er sich immer noch nicht berühmt gemacht, aber er hat ein wesentliches Thema angeschnitten, an dem sich die Zukunft unserer Gesellschaft entscheidet: die Muslime in Deutschland. Denn der Islam, sagt Wulff, gehört inzwischen auch zu Deutschland. So ist es! Viele Muslime leben in Deutschland, haben teilweise die deutsche Staatsbürgerschaft, und sie werden nicht wieder gehen.

Dietmut Thilenius aus Bad Soden meint zum Tag der Einheit:

„Den 3. Oktober als nationalen Feiertag der Einheit zu wählen, war Entschluss des westdeutschen Bundeskanzlers Kohl und stieß natürlich auf  Kritik von Geschichtsbewussten, die zu dieser Wahl auch gerne eine  Abstimmung mit dem Osten gehabt hätten. Die Leipziger hatten ein  besseres Gespür für den Feiertag und schlugen den 9. Oktober  als  Tag der Einheit vor, als das einmalige deutsche Wunder geschah: In vielen Städten der DDR waren an diesem 9.10.89 sehr, sehr viele  Menschen gewaltlos auf die Straßen gegangen mit Kerzen, Gebeten,  Furchtlosigkeit, und die Revolution erfolgte ohne Schuss der Staatsmacht! Als das Stuttgarter Volk am 30.9.2010 im Protest auf die Straße ging,  erfolgte die übliche Gewaltreaktion der Machthaber mit rund 300 Verletzten. Die  Landespolitiker handelten aus  persönlicher Gewinnsucht, wie es der Leserbrief  „Falsche Gutachten und Vetternwirtschaft“ schildert. Geldgier und Egoismus sind im Westen schlimmer als im Osten, wo sich trotz aller Stasi-Grausamkeiten ein besseres mitmenschliches Verhalten  entwickeln konnte.
Ich verstehe gut, dass auch heute Ossis ihrer alten Heimat den Vorzug geben. Ich selbst habe als Wessi die Reisen in die DDR zu den dortigen Menschen  und ihren Werten und später in die neuen Bundesländer als große  Bereicherung erfahren und mich bei den Menschen dort gleich wohlgefühlt.“

Karsten Neuman aus Bethang (Nürnberg):

„Wenn Christian Wulff davon spricht, dass „Vielfalt schätzen“ wichtig ist und auf der anderen Seite von „unserem Land und seinen Werten“ spricht, dann entlarvt er seine billigen Worthülsen selber, und offensichtlich fallen fast alle Journalisten drauf rein. Vielfalt kann nämlich nur bedeuten, dass sich alles ständig wandelt. Dann gilt aber nicht mehr „unser Land und unsere Werte“, denn wenn das so wäre, würde wir immer noch im geteilten Deutschland leben. Wir würden womöglich immer noch nationalsozialistischen Einstellungen nachhängen.  Mit dem missglückten Versuch, einen Spagat zu machen, manifestiert Wulff die Probleme. Schon allein zu erwähnen, dass er auch Präsident von Muslimen sei, ist so ein Schwachsinn, weil es diesen hochgekochten Konflikt weiter fleißig anschürt und manifestiert. Was ist denn mit den z.B. Hindus oder Buddhisten, deren Präsident ist er wohl nicht? Warum schreit Wulff in einem aufgeklärten Zeitalter immer noch „Gott schütze dieses Deutschland“? Warum lässt er auch das Wort Bundesrepublik, wie seit der Wende üblich, weg? Wulffs Redenschreiber entlarven ihr rechtskonservatives Weltbild, und die Journalisten, die so drüber schreiben, entlarven ihren Reinfall!“

Wolfgang Schwaneberg aus Berlin:

„Was hat sich unser Bundespräsident gedacht? Seit meinen Ur-Ur-Urgroßeltern ist unser Deutschland ein christliches Abendland.  Und so muss es auch bleiben. Das ist nicht nur meine Meinung. Hoffentlich erteilt er sich nicht noch dafür das Bundesverdienstkreuz.“

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16 Kommentare zu “Das einmalige deutsche Wunder

  1. Allen wohl und niemand weh – dieser Spagat gelingt auch Bundespräsident Wulff nicht. So viel, wie derzeit, wurde bisher noch niemals über Integrität gesprochen. Doch es bleibt halbherzig. Halbherzig deshalb, weil der Alltag und die Vielzahl der Bürger eben nicht mitziehen. Sie ziehen deshalb nicht mit, weil es da Immigranten gibt, die so sehr anders sind: Sie tragen Kopftücher, essen anders und beten zu jemanden anderen als wir selbst aus anderen Häusern mit anderen Riten. Zudem erfahren wir in regelmässigen Abständen über Sitten und gesellschaftlichen Regeln, die so total anders sind wie die unserer Vorstellung. Und wenn sich dann der türkische Ministerpräsident in einem vollbesetzten Kölner Stadion noch über die Assimilation auslässt und dabei von seinen Zuhörern enthusiastisch umjubelt wird, dann ist die Bereitschaft zur Integrität zumindest auf der eigenen Seite erschöpft. Der Zeigefinger wird mit dem es schon immer gewusst zu haben erhoben.

    Es bleibt folglich die Frage, ob Integrität in einem anderen Umfeld überhaupt möglich ist oder nur ein Einzelfall bleibt. In jedem Fall tragen Sonntagsreden ebenso wenig dazu bei, wie die grobschlächtigen Darstellungen eines Theo Sarrazzin. Immerhin hat er aber ein Thema aus der Tabuzone geholt.

  2. @ Bronski

    Ich habe soeben unter http://www.frblog.de/splitter20101004/ einen (längeren) Kommentar zu Wulffs Rede eingestellt, da ich das Zitat des Tages nicht unkommentiert lassen wollte. Als ich zu schreiben begann, gab es diesen Einheits-Thread aber noch nicht.

    Wenn Sie meinen, dass mein dortiger Beitrag besser hierher passt, verschieben Sie ihn halt hierher. Merci vielmals!

  3. So ganz unwidersprochen möchte ich die Rede des Herrn Wulff, der durch einen Geschäftsordnungstrick zum Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland wurde, denn doch nicht lassen.

    Deutschland habe sich, so Wulff, mühsam von „drei Lebenslügen“ verabschiedet. Nämlich

    1. der Illusion, dass die Gastarbeiter wieder gehen,
    2. der Illusion kein Einwanderungsland zu sein und
    3. der multikulturellen Illusion, dass problemfreies Miteinander möglich sei.

    Ich füge hinzu:

    4. der Illusion, die Mehrheit der Deutschen wollte jemals die de facto praktizierte Zuwanderungspolitik.

    Beschämend für unser Staatsoberhaupt finde ich die oben zitierten Aussagen. Nein, die Wurzeln unseres Landes sind eben nicht nur christlich-jüdisch, sondern natürlich auch greco-romanischen, die germanisch, die keltisch. Die Wurzeln der in der Völkerwanderung hier zeitweilig Siedelnden („echte Migranten“, da auf der Wanderschaft befindlich), die ihren Samen rechts und links des Weges friedlich oder gewaltsam hinterlassen haben.

    Mein Deutschland ist darüber weit hinausreichend das der Aufklärung, mit einer humanistischen und naturwissenschaftlich geprägten Kultur. Das Land eines gerade gegen Kirchen und mittelalterlichen Obskurantismus durchgesetzten säkularen Rechtsstaats und einer zukunftsorientierten Wissensgesellschaft. Das Land, das in kürzester Zeit drei bis vier totalitäre Systeme erlebt hat: das Kaiserreich, das Dritte Reich, den Realen Sozialismus, den Totalen Konsumismus – und deswegen keine weitere totalitäre Ideologie wie den Islam braucht.

    Wulff hätte sagen können: Muslime gehören zu Deutschland wie Juden oder Christen oder Atheisten oder Sanyassins oder Agnostiker oder Buddhisten oder, oder, oder… Aber „Der Islam„?!

    Wenn der Islam wirklich zu Deutschland gehört, wie Wulff meint, gehören auch Glaubenseifer, Fundamentalismus und Fanatismus dazu. Bis sich dazu rechts aussen entsprechende Gegenkräfte entwicklen, ist – wie wir an Deutschlands Nachbarn deutlich sehen – nur eine Frage der Zeit.

    Nein, der Islam gehört nicht zu Deutschland, er gehört nicht zu den deutschen Wurzeln! Möglicherweise kann er es nach weiteren 950 Jahren sein, wenn er – wie die christlichen Religionen – durch das „Fegefeuer der Aufklärung“ gegangen sein wird. [1] [2]

    Wulff hätte sagen können: unsere Wurzeln liegen in
    a) unserem Siedlungsgebiet (germanisch/keltisch/nordisch/slawisch oder was auch immer),
    b) der Übernahme fremder Weltanschauungen und Gebräuche (römisch, griechisch, jüdisch, schwedisch, russisch, französisch, amerikanisch, britisch usw.),
    c) der Überwindung des Alten durch die Aufklärung.
    Und eines Tages wird man vielleicht sagen können: Deutschland hat unter vielen anderen auch eine islamische Wurzel.

    Der Saarbrücker Islamwissenschaftler Gerd-Rüdiger Puin wirft Wulff „Wunschdenken“ vor. „Die ganze Debatte ist weltfremd, weil es keine kritische Haltung gegenüber dem Islam in Deutschland gibt“, sagte Puin der Saarbrücker Zeitung. Im Koran stehe „kein einziges nettes Wort über die ‚Ungläubigen‘, aber 300 Verse, die ihnen das Schlimmste auf Erden und im Himmel androhen.“

    Weiterhin belehrt uns Wulff, „die hier lebenden Einwanderer als Bereicherung zu begrüßen“. Worin denn diese Bereicherung besteht oder bestehen könnte, sagt er uns in seiner Rede allerdings nicht – ebenso wenig wie Bronski oder die Offenbacher Sozialdezernentin Birgit Simon (Die Grünen).

    „Noch heute leitete man daraus [der Blütezeit des Islam] eine moralische Überlegenheit gegenüber dem Westen, eigentlich gegenüber dem Rest der Welt ab. Aber diesem Anspruch fehlt es an Substanz. Es gibt keine Argumente, die dafür sprächen, dass der Islam heute in der Welt mitreden könnte.

    Weder wissenschaftlich noch kulturell sehen wir irgendwelche Beiträge aus der islamischen Welt, die der Menschheit zugutekämen. Das führt zu einer Art Schizophrenie: Auf der einen Seite Minderwertigkeitskomplexe gegenüber der westlichen Welt, auf der anderen Allmachtsvisionen.“ [1][2]

    Deutschland brauche Zuwanderer, meint Wulff. Aber wozu? Zur Dämpfung der demographischen Probleme? Um Arbeitsplätze zu besetzen? „Die Zukunft gehört den Nationen, die offen sind für kulturelle Vielfalt, für neue Ideen und für die Auseinandersetzung mit Fremden und Fremdem.“

    Wo bleibt die Bildungsoffensive? Wieviele gut ausgebildete oder gut auszubildende Arbeitslose gibt es denn bereits jetzt in Deutschland? Wieviele in den EU-Nachbarländern? Können wir einige derjenigen, die auf der grünen Insel Irland oder der etwas unwirtlicheren Insel Island leben und arbeitslos sind, nach Deutschland holen? Junge tatkräftige Griechen, Spanier, Letten? Wann werden die fleissigen Vietnamesinnen und Vietnamesen, die man nach der Wende auswies, wieder zurückgeholt? Können wir aus Weissrussland und der Ukraine nicht mehr Menschen zum Umzug nach Deutschland bewegen, als nur Prostituierte für koksende Rechtsanwälte?

    Und wo sind die „neuen Ideen“ und die „Auseinandersetzung mit Fremden und Fremdem“ von seiten der hier lebenden MigrantInnen? Noch ein Gemüseladen? Noch ein Handyladen? Noch ein Telefonie- und Internetladen? Noch ein 1-Euro-Kruschtel-Laden? Noch ein „Ankauf von Gebrauchtwaren aller Art“? Noch ein Friseurladen? Noch ein Nagelstudio? Noch ein Wettbüro? Noch eine Änderungsschneiderei? Noch ’ne Dönerbude oder ’n Asia Snack?

    „In Deutschland zu Hause zu sein bedeute, die Verfassung und ihre Werte zu achten, sich an die gemeinsamen Regeln zu halten und ‚unsere Art zu leben zu akzeptieren‘, betonte Wulff. ‚Wer das nicht tut, wer unser Land und seine Werte verachtet, muss mit entschlossener Gegenwehr rechnen.'“

    Tja, denke ich da: ist es denn unsere Art zu leben, seine religiöse Zugehörigkeit alltäglich durch bestimmte Kleidungsstücke öffentlich zu demonstrieren? Und was meint der Herr Wulff mit „entschlossener Gegenwehr“? Bis auf das Rausmobben von Herrn Sarrazin aus der Deutschen Bundesbank habe ich noch nicht so viel entschlossene Gegenwehr mitbekommen? Konsequentes Abschieben, wenn keine Duldungsgründe mehr vorliegen, konsequente Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft, wenn die ursprüngliche Staatsbürgerschaft beibehalten wurde, konsequenter Zugriff auf verwertbares Vermögen im Herkunftsland bei Hartz IV- Empfängern – das wäre entschlossen.

    Zum Schluß seiner Rede rief Wulff aus: „Gott schütze Deutschland!“ Die Frage, vor wem dieser ominöse Gott Deutschland denn schützen solle, ließ er unbeantwortet. Ich hätte Angst gehabt, auf einer solchen Schleimspur auszurutschen.

    [1] http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,716958,00.html
    [2] http://www.welt.de/politik/ausland/article9500423/Der-Islam-wird-als-Kultur-untergehen.html

  4. @ wolfgang schwaneberg

    nur mal so als beispiel und zu ihrer hintergrundinformation:
    in den 1920ern jahren baute der berliner arzt und homöopath paul dahlke in berlin das sogenannte „buddhistische haus“.

    buddhistische wurzeln in dem angeblich seit ihren urururgrossvätern christlichen bundesrepublik reichen bis tief ins 19 jhd zurück. dies nur mal so nebenbei.

    was sie da anzetteln wollen ist eine art religionskrieg, der ungefähr dem weltbild eines schulmediziners entspricht. motto: wir bezeichnen eben mal den islam als das böse, dann schneiden wir ihn aus der gesellschaft raus wie ein krebsgeschwür, und dann endlich sind alle unsere probleme gelöst, gell?

    wenn sie sich schon auf das christentum berufen, dann bitte besinnen sie sich auf dessen ureigensten kern, der den unterscheid zum alten testament ausmacht, nämlich die bergpredigt: liebe dich selbst wie denen nächsten!

  5. Bundespräsident Wulff hat also festgestellt, dass der Islam mittlerweile genau so zu Deutschland gehöre, wie Christen- und Judentum. Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, weil Realität. Alleine die Diskussionen, die zur Zeit geführt werden, belegen dies. Dennoch wird in der Auseinandersetzung um die präsidialen Worte, die hauptsächlich auf der sogenannten bürgerlichen Seite stattfindet, ein sehr eingeengter historischer Blickwinkel deutlich: man spricht von der „christlich-jüdischen“ Kultur Deutschlands als tragender Säule des Staats. Was aber ist da gemeint? Hexenverbrennung im Mittelalter? Inquisition? Kirchlicher Feudalismus? Unterdrückung der Frauen? Verbot von Abtreibung, Pille und Kondom? Zölibat? Konkordat mit den Nazis? Oder etwa auch Judenpogrome? Entrechtung von Juden? Ausgrenzung der Juden? Alles deutsche Tradition?

    Es ist doch vielmehr so, dass die Geltung der Menschenrechte in unserem Land zum Teil gegen die christliche Kirche durchgesetzt werden mußte. Die humanistische Tradition in Deutschland, die Aufklärung – das ist die Tradition, in der sich die Bundesrepublik wiederspiegelt. Und das ist auch gut so!

    Präsident Wulff hat völlig recht mit seiner Beschreibung des Ist-Zustands; die Kritiker hingegen verwechseln staatliche Errungenschaften des Humanismus mit ihren persönlichen religiösen Empfindungen. Es wäre von Vorteil, sich hier auf den alten Fritz zurück zu besinnen: ein jeder soll nach seiner Facon selig werden, die anderen aber möglichst nicht damit belästigen. Und das gilt für alle Religionen.

  6. Was hat der „Bundeswulffi“ denn da so Schlimmes gesagt, dass sich, zwar mit zeitlicher Verzögerung, aber zwischenzeitlich immer heftiger, die christlichen Wertegemeinschaftler, die ich der Einfachheit halber mal die Sarrazine der Union nennen möchte, ihre Empörung so vehement herauskrähen? Dass neben dem Christen- und Judentum, inzwischen auch der Islam zu Deutschland gehört, ist doch nichts Sensationelles sondern eine Banalität. Wenn ca. vier Millionen Moslems auf Dauer in Deutschland leben, gehört auch ihr Glaube, der Islam, zu Deutschland. Wo ist das Problem? Der Aufschrei, insbesondere mal wieder von der regierungsamtlichen BILD „befördert“, trägt offenbar der immer noch weit verbreiteten Fremdenangst oder gar Fremdenfeindlichkeit in diesem Lande Rechnung. Dafür hat aber auch jahrzehntelang die Politik, insbesondere die schwarze, gesorgt. In der Union befinden sich deshalb auch die wahren Integrationsverweigerer der letzten Jahrzehnte.

    Was nun Herrn Wulff anbelangt, der ja bekanntlich der schwarzen Partei angehört, so hat seine MultiKulti-Erleuchtung, aus meiner Sicht, eher etwas mit seiner politischen Flexibilität und Biegsamkeit zu tun, auch Opportunität genannt, und sicher weniger mit neu gewonnen Einsichten in die Realitäten. Das ganze Amt wird ohnehin von Amtsträger zu Amtsträger nur noch peinlicher. Der Supergau der Peinlichkeit wäre jedoch dann eingetreten, wenn der selbst ernannte Freiheitsengel, Gauck, sein Ziel erreicht hätte, und Präsident der Herzen geworden wäre. Wer u.a. verbrecherische Kriege und fundamentale SozialVERFORMUNGEN, wie Hartz IV, für akzeptabel bzw. große Errungenschaften hält, hat eine sehr seltsame Auffassung von Freiheit. Um die Wulffs und Gaucks zukünftig zu verhindern, sollte das ganze Amt abgeschafft werden, was im Übrigen auch viel Geld spart. Dem Bundes-Jogi einen Bundesorden an die Bundesbrust zu heften, geht auch ohne den Bundes-Wulffi.;-)

    Den kleinmütigen und (fremden)ängstlichen Deutschen ist zunächst einmal mehr Selbstbewusstsein zu empfehlen. Keine Sorge, es bleibt schon alles bei der guten, alten, deutschen Ordnung.;-) Allerdings wird es sicher schon erheblich schwieriger sein, die ganz verbohrten „Deutschfimmiligen“ davon zu überzeugen, dass Deutschland weder überfremdet und schon gar nicht islamisch unterwandert wird. Weit über 90 Prozent der ca. vier Millionen Moslems, darunter viele, die mittlerweile schon deutscher als die Deutschen sind, stellen absolut keine Gefahr für das christliche Abendland dar. Verrückte und völlig Abgedrehte gibt es im Übrigen auch unter den Christen. In aller Regel unterscheiden sich Moslems in ihren Wünschen auch nicht von „uns anderen Menschen“. „Die“ möchten, genau wie „Wir“, ein auskömmliches, möglichst problemloses Leben führen, und hin und wieder ein wenig Spaß haben. Dabei kann kulturelle Vielfalt nur förderlich sein … hat ja sogar der Bundes-Wulffi eingesehen. Na, denn, viel Spaß dabei.;-)

    mfg
    Jutta Rydzewski

  7. Herr Bosbach sagt: „..zu uns gehört die christlich-jüdische Tradition“ Was fällt mir spontan ein, wenn ich an die Lehre Christi denke. Toleranz, Offenheit, Demut und vor allem Barmherzigkeit. Schaue ich in die Gesichter der Menschen in meiner Heimatstadt Frankfurt, in der ich noch immer arbeite, sehe ich zur Zeit überwiegend Frustration, Dumpfheit, Unsicherheit, Stress aber auch viel Neid und Missgunst. Wie kommt das frage ich mich. Wieso haben wir Deutschen nicht die Fähigkeit alles nicht so eng zu sehen, mit einem gewissen Abstand die Dinge zu betrachten und uns nicht so wichtig zu nehmen. Wo ist unser Humor? Haben wir vielleicht unsere Unbekümmertheit in der zeit von 1933-1945 verloren. Haben wir vielleicht mit der Vernichtung des Judentums auch die Fähigkeit über uns zu lachen vernichtet? Dazu ein typischer jüdischer Witz:
    Im Jahre 1938 sitzen einander in der New Yorker U-Bahn zwei gerade eingewanderte deutsche Juden gegenüber. Der eine liest Der Stürmer, das schreckliche Hetzblatt Julius Streichers. Der andere liest die jüdische Zeitung, den Forvertz, und wird allmählich aufgeregt. Endlich fragt er seinen Landsmann, „Wieso lesen Sie dieses furchtbare Blatt? Es ist nur reiner Antisemitismus, Judenhatz.“ Der erste Jude guckt vor sich hin. Er sagt: „Schauen Sie. Was steht in Ihrer Zeitung? Überall sind die Juden Flüchtlinge. Man verfolgt uns. Man wirft Steine und Bomben in die Synagogen. Ich lese die Nazi-Zeitung, denn sie ist zuversichtlicher. Wir besitzen die Banken! Wir besitzen die großen Firmen! Wir beherrschen die Welt!“
    Es ist traurig und beschämend zu lesen wie die CDU/CSU die Chance die der Bundespräsident mit seiner Rede eröffner hat, verstreichen lässt. Sich stattdessen lieber wieder den Niederungen des Stammtischgeschwätzes anbiedert. Es gibt in Deutschland, seit dem Jahr 2000 das Projekt „Schule ohne Rassismus“. Es wurde vom Bundeskanzler Schröder ins Leben gerufen, weil zu dieser Zeit eine große Zahl von rechtsextremen und antisemitischen Gewalttaten verübt wurden. Es gibt mittlerweile mehr als 800 deutsche Schulen die sich daran beteiligen. Jede dieser Schulen hat einen oder mehrere Paten hauptsächlich aus der Politik. Nun raten sie mal wieviele CDU/CSU-Politiker sich als Paten angeboten haben? Soweit ich recherchiert habe KEIN EINZIGER!!!!! Wer mit dem Finger auf andere zeigt sollte wissen, dass mindestens 3 Finger auch auf einen selber gerichtet sind.

  8. Guten Tag. Viel Lob hat Bundespräsident Wulff geerntet für seinen Satz, dass der Islam inzwischen auch zu Deutschland gehört. Wie richtig und wie wichtig es war, dass das einmal von einem deutschen Politiker dieses Ranges gesagt wurde, das zeigen die Reaktionen derer, die ihn dafür kritisieren. Schade nur, dass Bundespräsident Wulff es versäumt hat, eine andere Überzeugung ebenso zu würdigen, die mindestens ebenso zu Deutschland gehört: den Unglauben. In Deutschland gibt es ungläubige Menschen in großer Zahl, und sie sind ebenso verantwortungsbewusste Bürger wie Christen oder Juden. Das fällt nur weniger auf. Denn es sind vor allem die Gläubigen, die immer wieder einen Zusammenhang behaupten zwischen dem Sozialverhalten von Menschen und ihren Überzeugungen in religiösen Fragen: Wünschenswertes Sozialverhalten führen sie gern auf religiösen Glauben zurück, vorzugsweise auf den eigenen. Ungläubige hingegen kommen recht selten auf die Idee, es ihrem Unglauben zuzuschreiben, wenn sie sich um ihre alten oder behinderten Angehörigen kümmern, oder wenn sie über ethische Fragen nachdenken oder über den Sinn des Lebens. Ungläubige mögen seltener in einer Weise in Erscheinung treten, dass sie als Ungläubige erkennbar werden; das ist kein Grund zu der Annahme, sie hätten weniger beizutragen „zu unserem Land und seiner Kultur“. Mit der Wiedervereinigung sind viele ungläubige Menschen zu Bürgern der Bundesrepublik Deutschland geworden. Der „Tag der Deutschen Einheit“ wäre eine Gelegenheit gewesen, diesen Menschen ausdrücklich zu sagen, dass auch ihr Gedankengut zu Deutschland gehört. Diese Gelegenheit hat der Präsident aus dem westlichen Teil Deutschlands verpasst. Schade.

  9. Endscheidend sind nicht die verbalen Annahmen von Vertretern der politischen Klasse. Einzig und allein entscheidend ist, ob diese Annahmen von der Mehrheitsgesellschaft goutiert werden. Das Hamburger Ereignis mit dem vorauseilenden Rücktritt des ehemaligen Bürgermeisters Ole von Beust sollte der politischen Klasse Warnung genug sein. Es reicht nicht aus für noch so gut gemeinte Annahmen die politische Mehrheit zu organisieren, auch die gesellschaftliche Akzeptanz muß hergestellt sein. Sie sauberste demokratische Lösung wäre eine Volksabstimmung darüber, ob der Islam zu Deutschland gehört.

  10. Wie kann der oberste Repräsentant eines Landes, das seit 2000 Jahren im christlichen Abendland verwurzelt ist, solch eine Behauptung aufstellen? Der Islam ist zwar in Deutschland präsent, weil wir so viele Menschen haben, die aus islamischen Ländern eingewandert sind. Aber er gehört nicht zu uns! Der Präsident verwechselt Präsenz mit Dazugehörigkeit. Zu uns gehört das, was zweitausend Jahre lang in unseren Köpfen und Herzen herangewachsen ist. Und das ist der christliche Glaube, die Aufklärung und die aus diesen Geistesströmungen über Jahrhunderte in schmerzhaften Prozessen herausgebildete westliche Demokratie. Dazu hat der Islam rein gar nichts beigetragen! Im Gegenteil. Er wird mit seiner immanenten Tendenz zu Gewalt und Despoterie (lesen Sie den Koran, schauen Sie sich islamische Staaten an) bei einer weiteren Ausbreitung im Westen unsere Demokratien zerstören. Das hier Moscheen wie Pilze aus dem Boden wachsen, erfüllt mich mit Sorge und Abscheu. Ich möchte nicht in 20 oder 30 Jahren in einem Land leben, wo an jeder Ecke der Muezzin ruft, wo der Glaube an Christus mich zum Todeskandidaten macht, wo Frauen unterdrückt werden oder die Sharia das Grundgesetz ablöst. Der Forderung des Präsidenten, „offen zu sein gegenüber denen, die aus allen Teilen der Welt zu uns kommen“ stimme ich zu. Offen zu sein für diese Menschen bedeutet aber nicht, jede ihrer Geisteshaltungen zu übernehmen. Im Gegenteil. Es bedeutet, mit ihnen im Bewusstein der eigenen Wurzeln und Werte eine Auseinandersetzung zu führen. Wer nur nach allen Seiten offen ist, kann nicht mehr ganz dicht sein! Es wird gerne behauptet (z.b. von Herrn Bülent Arslan) der Islam entwickele sich im Sinne unseres westlichen Denkens, wir müssten nur Geduld haben. Für wie blöd halten uns die Politiker eigentlich? Wie sich der Islam entwickelt, sehe ich in Afghanistan, Pakistan, in den arabischen Ländern und auf deutschen Hauptbahnhöfen! Nein, der Islam gehört nicht zu Deutschland!

  11. @11 Jürgen Gojny

    „Sie sauberste demokratische Lösung wäre eine Volksabstimmung darüber, ob der Islam zu Deutschland gehört.“

    Mal theoretisch angenommen, zumal es eine derartige Volksabstimmung praktisch gar nicht geben kann, eine Mehrheit würde sagen, der Islam gehört nicht zu Deutschland, was würden Sie denn vorschlagen, wie mit den vier Millionen Moslems verfahren werden sollte?

    Vielleicht trägt es zu Ihrem Erkenntnisgewinn bei, wenn ich nachfolgend Ausschnitte aus einer repräsentativen Umfrage der Bertelsmann Stiftung zitiere:

    Deutschland profitiert von Zuwanderern

    Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung bekunden positive persönliche Erfahrungen.

    Welche Erfahrungen machen die Menschen im Alltag mit Zuwanderern? Welche Vor- und Nachteile erwartet die Bevölkerung von den Zuwanderern für Deutschland? Bei mehr als zwei Dritteln der Befragten überwiegen positive persönliche Erfahrungen. Den größten Nutzen für Deutschland sehen die meisten in der Öffnung des Landes für andere Kulturen. Nur knapp dahinter liegt die Mehrsprachigkeit als größten Zugewinn durch Zuwanderer.

    Direkte Kontakte zu Zuwanderern haben die Befragten mehrmals im Monat: am häufigsten in Alltagssituationen, wie beispielsweise beim Einkaufen oder Essengehen (56 Prozent), gefolgt von persönlichen Begegnungen am Arbeitsplatz (43 Prozent). Man begegnet sich seltener im Verein (20 Prozent) als in der Nachbarschaft (39 Prozent) oder im Freundeskreis (34 Prozent).

    Insgesamt haben die meisten (68 Prozent) der Befragten gute persönliche Erfahrungen mit den Zuwanderern gemacht: Sowohl zufällige Zusammentreffen als auch täglicher Kontakt wird in vielen Lebensbereichen als völlig normal und positiv beurteilt.

    Beachtenswert ist, dass fast die Hälfte der Befragten die Schulförderung von Kindern aus Zuwandererfamilien für unzureichend hält. Förderungsbedarf im Kindergarten sehen gut 42 Prozent. (…)

    Wie Sie sehen, ist die Bevölkerung, trotz allem, erheblich weiter als die CDU/CSU, die mittlerweile nicht nur peinlich ist, sondern sich auch zunehmend lächerlich macht. Aber das ist ja nix Neues bei den Schwarzen.;-)

    Für Sie bleibt meine Frage natürlich bestehen, wenn es in diesem Zusammenhang eine derartige Umfrage tatsächlich geben würde. Wohin mit den vier Millionen?

    mfg
    Jutta Rydzewski

  12. @12 Michael Fasse

    „Nein, der Islam gehört nicht zu Deutschland!“

    Ob der Islam, nach Ihrem Befinden, nun zu Deutschland gehört oder nicht, ist nur von sehr begrenztem Interesse, und letztlich auch ohne Belang, weil der Islam bereits in Deutschland IST, ausweislich von ca. vier Millionen Menschen, die dieser Religion angehören!!!

    Warum Sie eine Moschee mit Abscheu erfüllen kann, ist mir ein Rätsel. Was werfen Sie denn der Moschee vor? Ich empfehle Ihnen den Besuch einer Moschee, wenn es für Sie nicht zu weit ist, böte sich die Moschee in Duisburg-Marxloh an. Im Anschluss daran können Sie hier ja darüber berichten, ob Sie immer noch Abscheu erfüllt. Es gibt auch den Tag der Offenen Moschee, jeweilig immer am 03. Oktober, zusammen mit dem Tag der deutschen Einheit. Dieser Tag bietet sich besonders zum Besuch einer Moschee an. Sie können sich ja für den 03. Oktober 2011 schon mal einen Vermerk machen, wenn Sie vorher keine Gelegenheit haben.

    Ihre sonstigen Anmerkungen sind weitgehend der üblichen (westlichen) Propaganda geschuldet, wie sie, insbesondere seit dem 11.09.01, in die Welt gesetzt wird. Die Welt ist seitdem auch nicht sicherer geworden, sondern ganz im Gegenteil, erheblich unsicherer, gewalttätiger und kriegerischer. Bis zu 1,5 Milliarden Muslime lassen sich eben nicht so einfach zum weltweiten Bösen erklären. Das haben die westlichen Wertegemeinschaftler, angeführt durch die USA und ihre Mitkrieger, einschließlich Deutschland, offenbar nicht ausreichend bedacht bzw. bedenken wollen. Verbrecherische Kriege, wie im Irak und Afghanistan, die von den westlichen Wertegemeinschaftlern vom Zaune gebrochen wurden, haben die ganze Situation noch zusätzlich verschärft, nachdem ein gewisser Bush, am 11.09.01, den Weltkrieg gegen alles erklärt hat, was nicht bereit ist sich zu fügen. Das Ergebnis ist weltweit zu sehen, aber nur für Menschen, die bereit sind die Augen aufzumachen. Hundertausende Tote, Studien sprechen alleine im Irak von über einer Million, zerstörte Länder, Millionen Flüchtlinge, Menschenrechtsverletzungen ohne Ende, Hetze, Hass usw. usw..

    „Wir“ können nur hoffen, dass das große Leid, was „wir“ westlichen Wertegemeinschaftler, durch Gewalt und Kriege, über Millionen Menschen moslemisch geprägter Ländern gebracht haben und auch noch bringen, nicht irgendwann auf „uns“ zurückschlägt. Übrigens, in diesem Zusammenhang von Abscheu zu sprechen, wäre mehr als nur angemessen.

    mfg
    Jutta Rydzewski

  13. Ich würde bei einem Stück Schwarzwälder Kirschtorte, bei der ich auf einen Kirschkern beisse und mir ein Stück vom Zahn herausbricht, jedenfalls nicht behaupten, ein solcher Kirschkern gehöre allein schon deswegen zu der Torte, weil er „nun einmal da sei“.

    Ausserdem steht es Herrn Wulf nicht an, sich als Bundespräsident zu religiösen Fragen zu äußern. Dass MuslimInnen Teil Deutschlands seien, d’accord. Dass der Islam, von dem selbst MuslimInnen hierzulande nicht zu sagen wissen, was das eigentlich ist, Teil Deutschlands sei, ist halt Quatsch – auch wenn es Menschen gibt, die denselben Unsinn daherplappern und sich nun der Weihen des präsidialen Wortes erfreuen.

    Herrn Wulff sollte man zudem in Erinnerung rufen, dass er der oberste Repräsentant eines Staates namens „Bundesrepublik Deutschland“ ist. Insofern vertritt er die Bürger eben dieses Staates (d.h.: die deutschen Staatsbürger). Er ist nicht, wie er selber bekundet, der Präsident aller in Deutschland lebenden Menschen. Das hört sich zwar nett an, ist aber falsch.

    Dass Herr Wulff gegen die mit seinem Amt verbundene Neutralitätspflicht verstößt, wenn er „Gott schütze Deutschland!“ ausruft, darf ebenfalls nicht vergessen werden. Möglicherweise könnte dies sogar ein Klagegrund sein. Er darf bei der Vereidigung, wenn er will, den Zusatz „So wahr mir Gott helfe“ verwenden, aber wenn er als Bundespräsident sozusagen „ex cathedra“ redet, gehört eine solche religiöse Floskel nicht dahin.

    Wir sind zwar eine Art Vasallen der USA (und unter Merkel mehr denn je), aber wir müssen ja nun nicht allen Blödsinn, der von dort kommt, übernehmen. Wenn in „God’s own country“ auf den Geldnoten „In God We Trust“ steht und der Präsident andauernd „God bless America!“ ruft, sollen sie das meinetwegen tun – christliche Gehirnwäsche par excellence. Aber hier, in meinem Land, möchte ich das nicht.

    Wenn Jutta Rydzewski zu Recht darauf hinweist, welche Greueltaten im Namen und/oder mit Duldung des „gezähmten“ Christentums und durch Christen auch heute noch begangen werden, verstehe ich ehrlich gesagt nicht, wie man „dem Islam“ derart unkritisch genenübertreten kann und ihn als in diesem Land willkommen bezeichnen kann.

  14. Es macht Hoffnung, dass Bundespräsident Wulf bei seiner Rede Mut zeigte. Demokratie braucht Wandlung, gegenwärtig ganz besonders. Denn sie droht an erstarrten Strukturen zugrunde zu gehen. Hier einige dunkle Punkte, auf die Herr Wulf noch hinweisen könnte:

    Die Impulse für das zurückkehrende Wirtschaftswachstum gingen wiederum von unserem Exportüberschuss aus. Um unsere Überschüsse aufnehmen zu können, müssen sich wo anders Staaten und Einzelpersonen verschulden. Läuft das so weiter, ist uns die nächste Krise mit zahlungsunfähigen Schuldnern, Schrottpapieren und drohenden Bankpleiten sicher.

    Um den Zusammenbruch der Wirtschaft (und unseres Exports) infolge der Finanzkrise abzuwenden, hat der Staat tief in die Tasche gegriffen und darüber hinaus hohe Risiken in Form von Bürgschaften auf sich genommen (auch für andere Länder wie z. B. Griechenland). Doch auch jetzt noch steigt die Staatsverschuldung mit atemberaubender Geschwindigkeit weiter, was dem Hinrasen eines Fahrzeugs auf eine Betonmauer gleichkommt.

    Es wird verkannt, dass die Wirtschaft in ihrer gegenwärtigen Struktur ohne das Staatsdefizit nicht lebensfähig ist. Durch Besoldung seiner Beamten, durch Staatsaufträge und durch die Sozialausgaben schafft der Staat Nachfrage, deren Zurückfahren (auf ausgeglichenen Haushalt) Firmenpleiten ohne Ende zur Folge hätte. Die Hoffnung auf den Boom, der eine Flut von Steuergeldern in die Staatskassen spült, ist illusorisch, wie die letzten Jahrzehnte gezeigt haben. Zudem würde die Umwelt dabei vollends zugrunde gehen.

    Die Notwendigkeit für das Staatsdefizit (und für den Exportüberschuss) ergibt sich daraus, dass (vereinfacht) die Reichen weniger Geld für ihren Konsum und für Investitionen ausgeben, als sie einnehmen, was die Wirtschaft zu strangulieren droht. Ein Ausgleich erfolgt dadurch, dass sich der Staat (und das Ausland) diese Überschüsse leiht und in den Geldkreislauf der Realwirtschaft zurückführt. Vermittler sind dabei weitgehend die Finanzmärkte, was unsere hochgradige Abhängigkeit von ihnen erklärt.

    Es werden auch reichen Einzelpersonen und Konzernen große Konzessionen gemacht, um sie zu bewegen, im Inland zu investieren, insbesondere in Form von Steuererleichterungen. Der Steuersenkungswettbewerb unter den Staaten verschärft aber deren Verschuldung. Die Groß- Wirtschaft bestimmt schon weitgehend die Politik. Großprojekte wie der Tiefbahnhof Stuttgart 21 stillen den Auftragshunger der Baubranche und veranlassen die Immobilienbranche zu Investitionen, die wiederum Aufträge für die Wirtschaft bringen. Auch hier blättert der Staat Milliarden hin, die er nicht hat.

    Doch die Finanzmärkte werden zu gegebener Zeit den Geldhahn zudrehen, nämlich wenn kaum mehr zu erwarten ist, dass der Staat den Schuldendienst noch schultern kann. (Davor schnellen noch die Zinssätze für neue Kredite in die Höhe.) Vielleicht schon, wenn sich die nächste Wirtschaftskrise abzeichnet. Und was dann, wenn unser Staat zahlungsunfähig, also pleite ist?

    Hätten wir dann weitgehende Anarchie, in der sich viele arme Länder bereits befinden? Oder würde die Konkursmasse samt ihren Billionenschulden , etwa von einem Konsortium aus Ölscheichs und Energieriesen übernommen? Müssten wir Bürger dann die Schulden im Frondienst abarbeiten? Die Misere ist, dass sich Geld, Sacheigentum und Forderungen im verhängnisvoller Weise kumuliert haben. Nur ein Ausgleich durch Besteuerung (und Bekämpfung der Steuerflucht) kann die Staaten aus ihrer Schuldenfalle befreien. Nur so kann die Sozialpolitik und die Massenkaufkraft erhalten und der Zusammenbruch verhindert werden.

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