Feige, aber naseweis hinter dem Rücken der Alliierten versteckt

Es sieht so aus, als ob Barack Obama nun doch scheitert in seinem Bemühen, sich um die Auseinandersetzung mit der unmittelbaren Vergangenheit – also mit den Machenschaften der Bush-Administration – herumzudrücken. Man mag ihn ja verstehen: Er will in die Zukunft blicken, und für seine zahlreichen Projekte will er auch die Unterstützung der Republikaner. Eine juristische Auseinandersetzung mit CIA-Folter, Guantánamo oder jetzt den bekannt gewordenen Projekten, Terroristen gezielt töten zu lassen, würde hingegen die Gräben zwischen Demokraten und Republikanern aufreißen. Doch die Altlasten erweisen sich als zu groß; er kommt nicht drumherum. Prominente Demokraten fordern jetzt einen Untersuchungsausschuss, der den früheren Vize-Präsidenten Dick Cheney und seine Machenschaften durchleuchten soll. Denn Cheney verschwieg dem Kongress einen Plan zur gezielten Tötung von Terroristen, obwohl er gesetzlich dazu verpflichtet war, das Parlament – oder zumindest handverlesene Politiker – einzuweihen. Er erließ gar eine Direktive, damit die Geheimdienste es unterließen, etwa den Geheimdienstausschuss des Senats zu informieren. Die Empörung ist groß. So etwa Patrick Leahy, Justizexperte der Demokraten: „Sie können doch keinem sagen, ach ja, das ist der Vizepräsident, der braucht sich nicht an Gesetze zu halten.“ Der ehrenwerte Herr Cheney – einst die graue Eminenz der Bush-Administration, bald ein Buhmann?

Dr. Juergen Mueller aus Pasadena in Kalifornien ist da ganz anderer Ansicht:

„Gezielte Tötung von Terroristen ist nicht nur eine durchaus nachzuvollziehende oder gar berechtigte Praxis, die ultimativ unzählige Menschenleben retten kann. In einem Krieg, der der Krieg gegen den Terror nun einmal ganz offensichtlich ist (siehe Afghanistan, Pakistan – auch wenn man sich in Deutschland mit dieser Einsicht sehr schwer tut), ist gezielte Tötung schlicht und ergreifend die Norm. Es ist in der Tat nahezu eine Definition von Krieg – ob man es mag oder nicht.
In der Tat, Obama führt die gezielte Tötung von Terroristen, begonnen unter Bush, fort. Über 50 Anschläge mittels der „Predator“- and „Reaper“-Drohnen sollen bereits in Pakistan stattgefunden haben, einige andere dazu im Jemen und natürlich in Afghanistan. Diese Anschläge sind höchst erfolgreich in dem Sinne, dass sie bisher nach Schätzungen etwa die Hälfe des Al Qaida-Führungskaders in Pakistan beseitigt haben. So schwer getroffen ist Al Qaida davon, dass es sich zum ersten Mal unweise und mit einsetzender Panik darüber im Internet erregte. Die US-Geheimdienste, Politiker, Medien und Bevölkerung nahmen es mit Genugtuung auf. Und warum auch nicht? „We will never forget“, hieß es nach dem 11. September 2001 in den USA. In Deutschland, dem Land der hohlen Reden, hat man dieses wohl auch als solche abgetan. Schwer gefehlt. Amerika handelt, wie immer in allem entschlossen – unter Bush, Cheney oder eben Obama. Eiertänze wie die der Deutschen können sich in Afghanistan nur solche Weicheier leisten, die sich hinter dem Rücken ihrer Nato-Alliierten feige, allerdings dafür umso naseweiser verstecken.
Der einzige Unterschied zwischen Cheney und Obama, der ein entscheidender sein könnte, ist, dass Cheney den Kongress nicht darüber informiert haben soll – sofern diese Nachricht stimmt. Doch angesichts der Notwendigkeit und Logik von Cheneys Plan, der so offensichtlich in Afghanistan und Pakistan auch heute noch umgesetzt wird – und natürlich nicht nur von den USA –, dürften sich die Folgen für ihn in Grenzen halten. Die amerikanische Bevölkerung wird der offensichtlichen parteipolitisch geführten Echauffierung der US-Demokraten in diesem Punkte wohl nicht folgen – eher die Bush/Obama-Strategie der „Predator“-Schläge als vollen Erfolg sehen. Zur großen Enttäuschung der deutschen Anti-Amerikaner und Bush-Hasser.
Den zartbesaiteten deutschen Gutmenschen bleibt nichts anderes übrig, als sich einfach damit abzufinden oder eben aufgeregt auf der Stelle zu hüpfen wie einst das HB-Männchen in den Zigarettenwerbungen des deutschen Fernsehens. Auf das deutsche Geheule und Nicht-Handeln-Wollen haben nicht nur Bush und Cheney mit Verachtung geantwortet – ebenso tut es Obama bereits.“

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15 Kommentare zu “Feige, aber naseweis hinter dem Rücken der Alliierten versteckt

  1. Na ja, da ist der Herr Mueller doch sehr naseweis.

    Soll ich ihn vor die Tür bitten ob seiner Wortwahl und ganz amerikanisch eine auf’s Maul geben, wie man das so handhabt im Hinterwald?
    Oder soll ich ihn an die Milliarden Opfer erinnern, die der amerikanische Lebenstil fordert?

    Ich gebe ihm den Rat: Bevor man die Kugel durch anderer Leute Kopf gehen läßt, sollte man es sich durch den Kopf gehen lassen daß die Welt nicht der Kartoffelkeller der USA ist.
    Terror ist auch ein Meister aus Amerika.

  2. @mueller

    Seine Worte:“ Weicheier, Eiertänze, feige, naseweis, Anti-Amerikaner“.
    Meine Worte: „Shit“

    WaldreinWaldraus.

  3. *lol*

    Was für einen Unsinn der Herr Doctor aus Pasadena da schreibt. Welcher Propaganda ist der Herr Mueller mit ue denn da aufgesessen? So erfolgreich sind diese Anschläge, dass Al-Qaida sich zum ersten Mal „unweise und mit einsetzender Panik“ vor den USA erregte? Denkst mal nach, Docterchen? Würde das denn nicht bedeuten, dass die Herren vom islamistischen Terror sich vorher weise geäußert hätten?
    Ich möchte auch mal wissen, woher das Docterchen sowas wie das mit den Drohnen weiß. WAr das wirklich in den US-Medien? Ich glaub eher, dieser Möchtegerndoctor ist einer von diesen PI-Einpeitschern, und Bronski ist einem Internet-Fake aufgesessen. Da bin ich eigentlich sogar ziemlich sicher. So einen Käse hab ich selten gelesen, von wegen der einzige Unterschied zwischen Cheney und Obama … Das hätte das Muellerchen vielleicht gern, dass das der einzige Unterschied wäre. Für mich ist jetzt die Frage: Warum hätte er denn das so gern? Um seine Träume von der Imperialmacht USA weiterspinnen zu können?

  4. „“Gezielte Tötung von Terroristen ist nicht nur eine durchaus nachzuvollziehende oder gar berechtigte Praxis, die ultimativ unzählige Menschenleben retten kann. “

    Stimmt schon, steht ja auch jedem auf die Stirn geschrieben unnd wozu denn lange rechtsstaatliche Verfahren zur Klärung der Schuldfrage?

    Zudem: „Terroristen“ ausbilden wenn es passt scheint ja ok, umlegen wenn diese dann stören (z.B. beim Mohnanbau)auch?

    Auch ein Weg Mitwisser loszuwerden

    Gruß Karl

  5. @thomas: Der Einsatz von Unmanned Aerial Vehicle ist an sich kein Geheimnis sondern gängige Praxis. Und die Predators (mehrheitlich zur Aufklärung eingesetzt) und Reapers (als das eigentliche Waddensystem) sind, neben ein paar Weiterentwicklungen, die einzigen UAV, die die USA einsetzen. Das zu wissen ist nicht zwingend ein Hinweis auf die Intention des Autors. Allerdings, da stimme ich Dir zur, lässt der scharfe und bisweilen unreflektierte Ton diese Vermutung zu.

    @Dr. Mueller:
    Sehr geehrter Herr Doktor Mueller,

    von einem Mann wie Ihnen, dem ich in meiner deutschen Arroganz eine ebenso deutsche Abstammung andichte, hätte ich etwas mehr Reflexion über dieses Land erwartet. Dieses Land war jahrelang die Trennlinie zwischen Ost und West, ständig bedroht von der Vernichtung durch konventionelle oder gar nukleare Waffen. Dieses Land ist der historische, gesellschaftliche und politische Nachfolger mehrerer Unrechtssysteme. Vor allem die Kriegstreiberei des Dritten Reichs und das Elend, das durch eben jenen Staat über so viele Menschen gekommen ist, prägt noch heute das Selbstverständnis eines ganzen Volkes. Man kann diesem Volk kaum vorwerfen, mit Mitteln wie bewaffneten Auseinandersetzungen (vulgo: Krieg) etwas vorsichtiger umzugehen als eine Weltmacht, die sich jahrzehntelang im Nimbus des ewig Guten und Edlen gesonnt hat.
    Die USA können erfolgreich Kriege führen. Keine Frage. Das verdankten sie beim letzten greifbaren Erfolg aber eher einem General Schwarzkopf denn der gezielten Ausschaltung ausgewählter Individuen. Das Mittel der gezielten Tötung mag probat sein. Ein Erfolgsversprechen ist es nicht. Und damit bröckelt auch die Legitimation dieser Vorgehensweise. Der Mittel heiligende Zweck ist weder im Irak noch in Afghanistan erreicht worden. Ein Übergehen demokratischer Instanzen ist vor diesem Hintergrund noch fragwürdiger. Cheney erscheint mir da mehr wie ein Mann, der lieber Cowboy spielen als Staatsmann sein wollte.
    Wie die USA im Inneren mit ihren demokratischen Werten umgeht, bleibt den US-Amerikanern überlassen. In Deutschland versuchen wir wenigstens, die Grundwerte der freiheitlich-demokratischen Grundordnung aufrecht zu erhalten.

  6. Sehr geehrter Herr Dr. Müller,
    als deutscher „Gutmensch“ und Amerikafreund fühle ich mich von Ihren heutigen Einlassungen in der FR zum heftigen Widerspruch geradezu herausgefordert.
    Ihre Chuzpe die deutschen Opfer in Afghanistan zu bagatellisieren ist ein Schlag in das Gesicht der betroffenen Angehörigen.
    Wie weit der asymmetrischen Kriegsführung der Amerikaner, die -weitestgehend ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung- durchgeführt wird, Erfolg beschieden sein wird, muss sich erst noch zeigen.
    Deutschland hat gut daran getan sich nicht an dem schmutzigen Kriegsgeschäft im Irak und an den Machenschaften eines Herrn Cheney und seiner kriegslüsternen Konsorten zu beteiligen.
    Das hat m.E. weniger mit Angst sondern mit Weitsicht und Intelligenz zu tun.
    Sie sollten sich -besonders in USA- um ein ausgewogeneres Weltbild bemühen, möglicherweise nicht so viel „FOX“ TV sehen und vermeiden Sie bitte zukünftig solche peinlichen Leserbriefe.
    MfG
    Gerhard Kohlberg

  7. Politiker, die auf größtmögliche Harmonie aus sind, müssen einen Kurs fahren, bei dem sie möglichst niemanden verprellen, wenn sie schon nicht jedermann Gutes tun können. Die Fox-Meinung, die H. Müller wiedergab, ist ja doch eine bei Konservativen in den USA sehr verbreitete. Würde Obama die genannten Angelegenheiten (CIA-Folter usw.) weiter verfolgen, würde er die eine Hälfte das Wahlvolks weit stärker verprellen, als er die andere Hälfte des Wahlvolks verprellen würde, wenn er die Themen fallenlässt. Ich denke, so nüchtern wird das kalkuliert, ums Prinzip wird es hier nicht gehen, bzw. nur soweit, wie man die Befolgung eines solchen fürs eigne gute Image vortäuschen muß.

  8. @ thomas #6

    „Welcher Propaganda ist der Herr Mueller mit ue denn da aufgesessen?“

    Einen Hinweis kann ich Ihnen nicht ersparen: Auf der Tastatur in den USA gibt es kein „ü“.

    Mensch kann nur hoffen, dass diejenigen zu Verantwortung gezogen werden, die sich nicht ans Gesetz gehalten haben. Ob das Herr Cheney ist oder hier Fischer bzw Schröder. Letztere haben sich der Beteiligung eines Angriffskrieges nach Art. 26 i.V.m. § 80 StGB schuldig gemacht und gehören vor Gericht. Ich frage mich immer noch, warum es möglich ist, dass in den USA Kriminelle, die sich der Politik für ihre Taten bedienen, gerichtlich belangt werden, hier jedoch nicht.

  9. Leider kann man nicht feststellen, ob die Behauptung, „etwa die Hälfe des Al Qaida-Führungskaders in Pakistan“ sei durch „über 50 Anschläge mittels der „Predator“- and „Reaper“-Drohnen in Pakistan“ ausgeschaltet worden, Propaganda darstellt oder nicht.

    Daß aber „über 50 Anschläge mittels der „Predator“- and „Reaper“-Drohnen in Pakistan“ bei der dortigen einheimischen Bevölkerung, in deren eigner Heimat, auch eine bestimmte Gemütslage erzeugt, einen antiwestlichen Haß, und somit die nächste Generation von „Kämpfern gegen den Westen“ heranzüchtet, ist doch wirklich keine Propaganda, sondern bloße Ausgeburt eines gesunden Menschenverstands.

  10. @bronski

    War das nun alles?
    Hat uns Herr Mueller nur den schlappen Handschuh hingeworfen und Du hast ihn weitergereicht?

    Hier(!) soll er sich äußern und die Blogkritik entgegennehmen, wie es sich gehört.

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