Merkel muss sich durchsetzen

Die Stromkonzerne RWE und Vattenfall unterlagen auch in letzter juristischer Instanz: Das Bundesverwaltungsgericht in Leibzig entschied, dass sie keinen Anspruch darauf hätten, Reststrommengen aus dem Kontingent des stillgelegten Atomkraftwerks Mülheim-Kärlich, das nach dem Probelauf nie richtig in Betrieb gegangen war, auf die Meiler Biblis A und Brunsbüttel zu übertragen. Grundsätzlich gebe es diese Möglichkeit zwar, sie sei aber an die Zustimmung des Bundesumweltministeriums gebunden. Und das hatte die Übertragung abgelehnt. Dr. Ludwig Lindner aus Marl ist ensetzt:

„Die Verweigerung der Laufzeitverlängerung des Kernkraftwerkes Biblis A durch das Leipziger Bundesverwaltungsgericht ist ein Skandal. Immerhin tadelt das Gericht das Gesetz zum Atomausstieg. Es bleibt aber unverantwortlich, dass es sich das Volk der Dichter und Denker gefallen lässt, dass die Kernkraftwerke in Deutschland, die besten und sichersten der Welt, abgeschaltet werden sollen. Es ist schlimm, dass die Politiker dieses miese Spiel mitmachen. Hier ist eine klare Stellungnahme von Kanzlerin Merkel erforderlich, die sich endlich gegenüber Gabriel durchsetzen muss. Sie sollte sich ein Beispiel nehmen an „Basta-Kanzler“ Schröder, der eine zweijährige Laufzeitverlängerung des Kernkraftwerkes Obrigheim durch eine Strommengenübertragung ermöglichte.
Der Ausstieg verursacht nach einer Studie des Bremer Energie-Ökonomen Prof. Pfaffenberger 61 Mrd. Euro Verluste (Capital Ausgabe 4/2009). Die deutschen Kernkraftwerke vermeiden die Emission von 150 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr. Der Ersatz durch Strom aus Erdgaskraftwerken würde die Abhängigkeit von Russland weiter verstärken. Oder sollen wir Strom aus ausländischen Kernkraftwerken kaufen?“

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11 Kommentare zu “Merkel muss sich durchsetzen

  1. Merkel soll sich durchsetzen? Dann hätte sie dies gar nicht unterschreiben sollen: „Zwischen CDU, CSU und SPD bestehen hinsichtlich der Nutzung der Kernenergie zur Stromerzeugung unterschiedliche Auffassungen. Deshalb kann die am 14. Juni 2000 zwischen Bundesregierung und Energieversorgungsunternehmen geschlossene Vereinbarung und können die darin enthaltenen Verfahren sowie für die dazu in der Novelle des Atomgesetzes getroffene Regelung nicht geändert werden.“ Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD, Seite 50.

    Wie heißt es so schön: Pacta sunt servanda (Verträge sind einzuhalten). Und Gesetze eben auch – selbst wenn das manchen nicht gefällt.

  2. Wenn sich Herr Dr. Ludwig Lindner derart empört, dann liegt der Verdacht nahe, dass er Profiteur dieser 61 Milliarden ist, die das Abschalten des supersicheren Reaktors verursacht. Wer so in Zahlen denkt, wie das der Herr Doktor tut, der sollte sich einmal die Mühe machen nachzurechnen, was für irreparaple Schäden bisher und für alle Ewigkeit auf unserem Planeten entstanden sind. Und wenn der selbe Doktor diese Berechnung ohne seine „Atombrille“ anstellt, dann wird er sehr schnell feststellen, dass sein Zahlenverständnis hierfür gar nicht mehr ausreicht.

  3. Dr. Ludwig Lindner irrt sich. Auch wenn deutsche Kernkraftwerke die sichersten der Welt sein sollten, sind sie nicht sicher genug, um die Risiken, inklusive des Müllproblems, zu rechtfertigen. Übrigens war auch das AKW in Forsmark, Schweden, 2006 eines der sichersten weltweit und dennoch konnte ein Desaster nur knapp verhindert werden. Auch Harrisburg (in den USA) vor 30 Jahren galt als modern und absolut sicher. Energiesparen, Effizienssteigern und Ausbau erneuerbarer Energien hätte diese Kraftwerke schon lange überflüssig machen können, wenn Politik und Wirtschaft diese drei Dinge in den letzten Jahrzehnten mehr gefördert hätte. Nun immerhin kommt eine Energiewende langsam in Fahrt. Wenn es mit gleichem Engagement wie Bankenrettungsaktionen voran ginge, könnte Deutschland ab 2020 jährlich ca. 100 TWh allein aus Geothermie und ebensoviel aus Windkraft + offshore Wellenkraft erzeugen; und wenn z. B. Dänemark, Norwegen u. Schweden einen ähnlich deutlichen Ausbau vollzögen, könnte von dort ab 2020 insgesamt zusätzlich mindestens nocheinmal die gleiche Menge aus Windkraft, Wellenkraft und Geothermie importiert werden und dort bliebe trotzdem so viel übrig, um den Eigenbedarf zu 100% regenerativ zu decken.

  4. Dr. Ludwig Lindner irrt sich. Auch wenn deutsche Kernkraftwerke die sichersten der Welt sein sollten, sind sie nicht sicher genug, um die Risiken, inklusive des Müllproblems, zu rechtfertigen. Übrigens war auch das AKW in Forsmark, Schweden, 2006 eines der sichersten weltweit und dennoch konnte ein Desaster nur knapp verhindert werden. Auch Harrisburg (in den USA) vor 30 Jahren galt als modern und absolut sicher. Energiesparen, Effizienssteigern und Ausbau erneuerbarer Energien hätte diese Kraftwerke schon lange überflüssig machen können, wenn Politik und Wirtschaft diese drei Dinge in den letzten Jahrzehnten mehr gefördert hätte. Nun immerhin kommt eine Energiewende langsam in Fahrt. Wenn es mit gleichem Engagement wie Bankenrettungsaktionen voran ginge, könnte Deutschland ab 2020 jährlich ca. 100 TWh allein aus Geothermie und ebensoviel aus Windkraft + offshore Wellenkraft erzeugen; und wenn z. B. Dänemark, Norwegen u. Schweden einen ähnlich deutlichen Ausbau vollzögen, könnte von dort ab 2020 insgesamt zusätzlich mindestens nocheinmal die gleiche Menge aus Windkraft, Wellenkraft und Geothermie importiert werden und dort bliebe trotzdem so viel übrig, um den Eigenbedarf zu 100% regenerativ zu decken.

  5. Dr. rer.-nat. Ludwig Lindner, Jahrgang 1936, wuchs in Braunschweig, Sachsen, Thüringen und Berlin auf. Er studierte Chemie an der Technischen Universität Berlin und promovierte an der Technischen Universität Karlsruhe. Von 1961 bis 1970 war er in der Kerntechnik tätig, zunächst am Hahn-Meitner-Institut in Berlin, im Kernforschungszentrum Karlsruhe (heute Forschungszentrum Karlsruhe) und dann bei AEG-Kernenergieanlagen im Frankfurter Raum. Zu den Arbeitsgebieten gehörten der Aufbau und Betrieb eines Plutoniumlabors und die Bearbeitung von chemischen Problemen bei der Entwicklung und dem Betrieb von Siedewasserreaktoren und die Betreuung der Abwasseranlage einer Hei§e-Zellen-Anlage.
    Quelle: http://www.energie-fakten.de/html/autor_lindner.html

  6. Atomausstieg
    Selbstverständlich wäre die vorzeitige Abschaltung funktionsfähiger Kernkraftwerke in Deutschland eine grandiose Vernichtung von Volksvermögen, die mit erhöhten Strompreisen bestraft werden würde!
    Auch bei Neubauten sollten Kernkraftwerke in Betracht gezogen werden.
    Nicht wenige lehnen Kernkraft und Kohle ab und setzen auf Windkraft und Fotovoltaik. Doch bei diesen regenerativen Energien sind die Stromerzeugungskosten (noch) zu hoch. Dies zeigt folgende, vom BMWi herausgegebene aktuelle Übersicht:

    Was kostet die Herstellung von Strom?
    Die Kosten der Stromerzeugung variieren stark, abhängig vom Kraftwerkstyp, den eingesetzten Energieträgern, dem Lastbereich und der Altersstruktur des Kraftwerkparks. Bei Neubauten fallen nach einer Studie des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) in Stuttgart folgende Stromerzeugungskosten an:

    · Kernenergie ca. 3,5 Cent pro Kilowattstunde (cent/kWh)
    · Braunkohle ca. 2,8 cent/kWh;
    · Steinkohle ca. 3,3 cent/kWh;
    · Gas ca. 4,2 cent/kWh;
    · Wasserkraft ca. 10,2 cent/kWh;
    · Wind (on-shore) ca. 7,6-12,7 cent/kWh;
    · Wind (off-shore) ca. 10,0-16,1 cent/kWh,
    · Biomasse ca. 9,6 cent/kWh;
    · Photovoltaik ca. 50-60 cent/kWh.
    (Quelle: IER 2008

  7. Herr Dr.,
    das sicherste Auto, das modernste Auto gehört uns. Trotzdem passiert Unfälle und sterbe viele Menschen. Das sicherste und modernste Auto kann den Menschen vor tod nicht schützen.
    So ist auch mit den Atomkraftwerken. Nur mit größere Dimensionen und vereherenden Folgen für die Menschen und für die Umwelt. Abgesehen von Atommüll.Wir wollen für die nächste Generatioenen heile Welt hinterlassen.
    Wie sagt man Herr Dr. „ein Dichter oder Denker hinterläßt den Ort, wie er vorgefunden hat.“ Wie ich sehe von Dichter und Denker nicht viel hängengeblieben.
    Die Behauptung von den Energiekonzerne, wäre erneuerbare Energien teuer, kann ich zum Glück nicht bestätigen. IER oder wie die alle heissen, sind die lobbyisten von den E-Konzerne.

  8. Mich würde intressieren ob die Bürger z.B. in Frankreich oder in den USA auch der Meinung sind das die sichersten AKW in Deutschland stehen,oder ob sie auch erzählt bekommen das die sichersten AKW in ihrem Land stehen. Eigentlich sprechen solche Aussagen für sich, da ich mir nicht vorstellen kann das irgend eine Regierung zugeben kann das sie nicht die sichersten AKW in Betrieb hat.

  9. Herr Dr. Lindner ist entsetzt – na und!
    Die Atomlobby verdient bestens an alten AKW, die Entsorgungskosten der Atomenergie sind aus dem Strompreis natürlich rausgerechnet. Die Sauerei in Asse, deren Ausmaß wieder nur tröpfchenweise rauskommt, zahlt vermutlich auch der Steuerzahler – wie jetzt alle Kollateralschäden der Größtverdiener.
    Das „sicherste“ AKW ist für sein – kleingeredetes – Risiko zu unsicher.

  10. @ Hans

    Ich kann mir auch gut vorstellen, dass jedem in den verschiedensten Ländern erzählt wird, dass der sicherste AKW in seinem eigenen Land steht. Aber wer erzählt schon, das der AKW unsicher ist.

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