Spaemanns Gottesbeweis ist gescheitert

Offenbar geht es nicht anders, offenbar müssen wir wieder und immer wieder über Religion reden. Jetzt über das FR-Interview mit dem Philosophen Robert Spaemann, das am 12. Dezember unter dem Titel „Religionen, die es ernst meinen, sind intolerant“ veröffentlicht worden ist. Eine knackige These, die der FR natürlich Kritik eingetragen hat. Ein Leser merkte an, dass die Überschrift den Geist des Interviews nicht wiedergebe; sie sei aus dem Zusammenhang gerissen. Das ist jedoch zwangsläufig mit Überschriften der Fall. Überschriften haben nicht die Aufgabe, Texte zusammenzufassen — dann bräuchte man ja die Texte nicht mehr zu lesen –, sondern sie sollen die Texte interessant machen, so dass sie gelesen werden. Das ging und geht am besten mit provozierenden Thesen.

Ja, offenbar müssen wir immer wieder über Religion reden. Das beginnt nicht erst heute. Über den Islam etwa reden wir schon seit Jahren. Seit einigen Monaten tauchen in Leserbriefen — ein Beispiel ist der von Hans-Karl Ortmann aus Hofheim-Wildsachsen im Thread nebenan; viele andere eigneten sich nicht zur Veröffentlichung  — nun auch vermehrt Forderungen auf, man möge das Christliche in den Vordergrund stellen und die Hilfe für „unsere Glaubensbrüder und -schwestern“ in gefährdeten Gebieten forcieren. Der Brief von Herrn Ortmann steht also stellvertretend für viele andere, wobei er den Vorzug hat, nicht in Hetze zu verfallen. Ja, richtig gelesen: In vielen dieser Zuschriften wird das Identitätsstiftende am Christentum in Abgrenzung zu anderen Religionen betont, und zwar teilweise mit Emphase und in durchaus scharfem Ton.

Brauchen wir diese Art von Selbstvergewisserung? Der Philosoph Spaemann etwa verhebt sich in seinem Interview, wenn er glaubt, für alle Christen, ja, für den Westen sprechen zu dürfen. Man kennt diese Attitüde von katholischen Denkern. So ist das eben mit dem Glauben — er geht manchmal auch mit Verblendung einher. Insofern trifft die Überschrift des Interviews seinen Geist durchaus punktgenau.

Mich hat übrigens nicht der Satz, der zur Überschrift wurde, am meisten provoziert, sondern ein anderer. Es geht um die Frage, wie man islamischen Fanatikern argumentativ begegnen solle. „Geht das aber auch ohne Rückgriff auf eine übernatürliche Ordnung, reicht der Mensch als Vernunftwesen aus?“, fragt Interviewer Michael Hesse. Spaeman antwortet.

„Wir brauchen dazu zunächst keinen Rekurs auf eine übernatürliche Ordnung. Wenn allerdings der Gesprächspartner alles in Frage stellt, wenn er davon ausgeht, dass es nur Interessen gibt, und er nicht bereit ist, die eigenen Interessen zu relativieren, dann brauchen wir den Rekurs auf den Willen Gottes. Eine Person kann letzten Endes nur durch eine Person verpflichtet werden.“

Und dann holt der Islamist seinen Allah hervor und antwortet auf diesen Rekurs auf den Willen Gottes mit dem Rekurs auf den Willen Allahs — und alle sind plötzlich ganz viel weiter, nicht wahr? Tatsächlich aber sind wir genau da, wo wir vor 800 Jahren schon mal waren. Der Rekurs auf den Willen Gottes löst kein einziges unserer Probleme. Das einzige, was uns weiterbringt, ist der Rekurs auf Toleranz, Gleichheit, Freiheit, Geschwisterlichkeit, auf jene Werte also, die zwar auf dem Fundament des Christentums, insbesondere des Evangeliums beruhen, die aber gegen den Widerstand insbesondere der katholischen Kirche durchgesetzt wurden.

Ich weiß nicht, ob es Gott gibt. Mag sein. Es spielt keine Rolle. Wenn es ihn gibt, dann ist er dafür verantwortlich, dass wir Menschen vernunftbegabt sind. Und dass wir Vernunft und Verstand besitzen, sollte uns in die Lage versetzen, unsere Probleme ohne Rekurs auf Gottes Willen oder gar Gott selbst zu lösen. Ich glaube, so ist die Schöpfung am besten zu verstehen: als Aufforderung zur Emanzipation von Gott. Oder Allah. Oder wie auch immer man ihn nennen mag.

Matthias Wagner aus Lüdenscheid meint:

„Es gibt die gute Rechts- und Demokratieregel, auf Andersdenkende zu achten, auch wenn sie das eigene Denken durchkreuzen. Das ist in den nationalkonservativen, vorglobalen und vorkonziliaren Aussagen des 88-jährigen Robert Spaemann zur Rolle der christlichen Religion und zur Verantwortung für Flüchtlinge deutlich. Er lehnt die interkulturelle, interreligiöse und transnationale Verantwortung aller Menschen ab, also auch die der Christen. Damit verschweigt er aber viele zentrale Aussagen im Neuen Testament, z.B. die Erzählung vom barmherzigen Samariter (Lk 10.25 ff).
In dem Text wird deutlich, dass nicht die sozialkulturelle Zugehörigkeit Maßstab für das Handeln ist, sondern die Verantwortung für jeden Nächsten. Auch missachtet Spaemann zahlreiche Lehrschreiben der Päpste seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zur Verantwortung für die Menschenrechte weltweit. Die Texte kritisieren das Denken in nationalen Wagenburgen und in der Festung Europa, weil es der globalen Verantwortung für das Existenzrecht aller widerspricht.
Spaemanns Gedanken gehören in die Vergangenheit der engstirnigen und unfriedlichen nationalkirchlichen Staatlichkeit und Staatsphilosophie zwischen 1815 und 1965, aber nicht in die Gegenwart, die nach einer menschwürdigen globaler Zukunftsorientierung sucht.“

Jürgen H. Winter aus Schöneck:

„Wenn man diesen Artikel liest,versteht man,was das C im Namen CDU/CSU bedeutet.Es ist alles da,um aus der Flüchtlingskrise zu Deutschlands Vorteil das beste herauszufiltern,einschließlich der Obergrenze.Die übrigen Flüchtlinge können ruhig verrecken.So gesehen ist „Christ“ ein Schimpfwort.
Ansonsten kann Mensch nicht wissen,was wahr ist. Wahr zu sein scheint immer nur das, von dem das Gegenteil nicht bewiesen ist. Also ist 2 +2 =4, jedoch nur so lange,bis jemand das Gegenteil beweist. Kann man bei Karl Popper nachlesen. Ob es eine höhere Macht /Ordnung/Gott gibt können wir nicht wissen, deswegen ist es dumm, das eine oder andere zu behaupten. Das nennt man gesunden Menschenverstand. Wir sind eben unwissende dumme Menschen deren Hirnkapazität für die Gottfrage und vieles andere nicht ausreicht.Wer versteht schon die Raumzeit, oder das Quantenproblem?
Im übrigen, zu den Religionen etwas positives zu verbreiten, Leuten, die die Aufklärung infrage stellen und sich dann Philosoph nennen eine Plattform zu bieten, was soll das? Ist dieser Mann ein christlicher Aufrührer? Jedenfalls ist dies nicht meine FR. Übrigens hat Jesus die Pharisäer und Schriftgelehrten aus dem Tempel gejagt, einen hat er offensichtlich vergessen.“

Martin Suhr aus Hamburg:

„Es ist eine große Leistung Ihres Interviewers Michael Hesse, durch sein beharrliches Nachfragen die ganze Verworrenheit, Spitzfindigkeit und Befangenheit des katholischen „Intellektuellen“ R. Spaemann ans Tageslicht gebracht zu haben. Das Interview lässt sich als Abfolge folgender Gedankenschritte lesen:
1. Spaemann beruft sich für seinen Wunsch nach Beschränkung des Flüchtlingsstroms auf Augustinus‘ Lehre vom ordo amoris, der gebiete (oder doch zumindest erlaube), unter den Flüchtlingen Glaubensgenossen zu bevorzugen. Damit weicht er der eigentlich christlichen Zumutung, die im Gleichnis vom barmherzigen Samaritaner steckt, dem innersten Kern der christlichen Lehre – Wer ist mein Nächster? Der, der Hilfe braucht – auf sehr bequeme Weise aus (Salon- oder schön-Wetter-Christentum).
2. Für Spaemann ist Naturrecht nicht denkbar ohne „Rekurs auf den Willen Gottes“, weil es dann, wenn es Gott nicht gäbe, auch keine Wahrheit und mithin kein Recht gäbe. Aber mindestens seit der französischen Revolution weiß jeder Gebildete, dass Recht und ganz besonders die Menschenrechte nicht auf der Erkenntnis des (verborgenen) Willens Gottes, sondern auf dem allgemeinen Willen (der volonté générale) einer menschlichen Gemeinschaft gründen: Dass Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit Ziele des menschlichen Handelns sind, nicht die (unerkennbaren) Absichten eines Gottes, sondern die Einsichten von Menschen repräsentieren, die friedlich und gesetzmäßig zusammenleben wollen.
3. Für Spaemann hängt am Ende alles davon ab, ob man die Existenz Gottes beweisen kann. Der „Gottesbeweis“ Spaemanns (der Beweis aus dem futurum exactum) ist freilich, wie jeder vorangegangene, vollkommen gescheitert. Dass es Wahrheiten gibt, hängt nicht davon ab, ob es ein ewiges Bewusstsein gibt, in dem sie aufgehoben sind – die Wahrheiten der euklidischen Geometrie hängen nicht davon ab, dass sie jemand weiß – oder, wie die Philosophiegeschichte lehrt: Sein (esse) ist nicht wahrgenommen werden (percipi), wie Bischof Berkeley glaubte.
Die Berufung Spaemanns auf die christliche Religion ist nichts anderes als Augenwischerei: Er braucht für seine ganz gewöhnlichen Ansichten über eine „Obergrenze“ eine dogmatische Rechtfertigung, weil er sich nicht traut, wie ein ganz gewöhnlicher ängstlicher Mensch und Steuerzahler zu erscheinen, der sagt: „Jetzt reicht es.“  „

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10 Kommentare zu “Spaemanns Gottesbeweis ist gescheitert

  1. Warum müssen wir immer und immer wieder über Märchen diskutieren ?
    Wie sagte doch der Wolf – als Großmutter verkleidet?: „Damit ich dich besser fressen kann.“ Was er dann auch tat.

  2. Steven Hawking nennt es sein Lebensziel, zu beweisen, daß es keinen Gott gibt und nennt es eine Gnade, daß er noch immer leben darf, um es zu versuchen.

  3. @ werner.h

    Antwort:

    1. Weil den christlichen Kirchen laut Konkordat in unserem eigentlich säkularisierten Staat mehr Rechte zugetanden werden als x-beliebigen Vereinen und sie deshalb noch immer erheblichen Einfluss ausüben.

    2. Weil es offenbar in der Natur des Menschen liegt, sich mit Sinnfragen zu beschäftigen, wozu auch die Frage nach Gott und dem Glauben gehört.

    Und ganz nebenbei: Auch in Märchen steckt, wenn man sie in ihrer Symbolhaftigkeit entschlüsselt, viel tradierte Volksweisheit, die man nicht so einfach als unrealistischen Kinderkram abtun sollte.

  4. Als ich das Interview mit Robert Spaemann las, fiel mir ein weisheitlicher Spruch aus dem biblischen Buch „Kohelet“ ein: „Was geschehen ist, wird wieder geschehen, was man getan hat, wird man wieder tun: Es gibt nichts Neues unter der Sonne.“ (Kohelet/Ecclesiastes/Prediger 1, Vers 9). Wie menschen- und weltzugewandt wäre es doch, wenn sich die Philosophen des 20. und 21. Jahrhunderts an diese ca. 3000 Jahre alte Erkenntnis hielten bzw. gehalten hätten. Stattdessen versuchen/ten einige unter ihnen, Gott quasi durch die Hintertür immer wieder in das Denken über den Sinn menschlicher Existenz einzuführen.

    Robert Spaemann, der mit einem weitaus bedeutenderen Denker, nämlich Karl Marx, Tag und Monat der Geburt gemeinsam hat (5. Mai), wenn auch nicht das Jahr (Marx kam 109 Jahre früher, nämlich 1818, auf die Welt), versucht etwas zum Gegenstand der Philosophie zu machen, was seit Kant, Hegel, David Friedrich Strauß, Ludwig Feuerbach, Max Stirner, Marx, Franz Overbeck, Bertrand Russel oder in jüngerer Zeit durch Wilhelm Weischedel als im Kern längst überwunden gilt.
    Dass die christliche Theologie trotzdem immer wieder auch nach Rechtfertigungen ihrer Lehren in der Philosophie sucht, ist zwar auch unbestritten. Aber die Tatsache, dass man etwas tut, ist noch kein schlüssiger Beweis für dessen Notwendigkeit, gar für das potentielle Vorhandensein einer schlüssigen und endgültigen Antwort auf eine Frage, die sich der Welt nicht mehr stellt.
    Wer die Eigenschaften eines vollkommenen Wesens definiert, darf nicht so weit gehen, die Existenz dieses Wesens zu behaupten, so wie es beispielsweise die Apologeten des ontologischen Gottesbeweises versuch(t)en.

    Ludwig Feuerbach hat im „Wesen des Christentums“ mit höchstmöglicher Logik nachgewiesen, dass der gedachte, also der für wahr und existent gehaltene, Gott die Wesenszüge des Menschen besitzt und dass es sich bei ihm folglich um eine Projektion menschlicher Ideale handeln muss. Unleugbar sei lediglich die Vorstellung von einem vollkommenen Wesen. Die ihm zugewiesene Ethik hingegen sollte zur herrschenden Moral unter den Menschen werden, dann sei allen gedient.

    Der Skeptiker Wilhelm Weischedel entwickelte als Quintessenz seines Hauptwerks „Der Gott der Philosophen“ die These, dass Gott substanzhaft nicht zu denken sei. Vielmehr könne er als Chiffre für das „Vonwoher der Fraglichkeit“ stehen. Das Vonwoher bezeichnet er als das absolute Geschehen in der Welt, das die Fraglichkeit ermöglicht, welche schließlich in die Sinnfrage führe. Diese Sinnfrage brachte ihn zu der Überlegung:

    „Gibt es … einen unbedingten Sinn? Wie könnte der Philosophierende sich gültig davon überzeugen? Schon wenn von einer Gültigkeit für den Philosophierenden gesprochen wird, werden bestimmte Weisen der Annahme eines unbedingten Sinnes ausgeschlossen. So vor allem der religiöse Glaube, der behauptet, in Gott den unbedingten Sinn zu finden. Aber […] der Glaube kann nicht in die Voraussetzungen eines ernstlichen Philosophierens eingehen, sofern dieses sich als radikales Fragen versteht und darum seine Voraussetzungen, auch etwaige glaubensmäßige, zu untergraben bemüht sein muss“ (in „Der Gott der Philosophen“). Für Weischedel bleibt die Gottesfrage folglich offen.

    Viereinhalb Jahrzehnte später muss – auch im Kontext der wegweisenden Religionskritik des 19. Jahrhunderts – die Relevanz der Frage umso eindeutiger bestritten werden.

  5. Wenn es einen Gott gäbe, müßte dieser entweder ein grandioser Humorist sein oder ein gnadenloser Zyniker. Warum verabschieden wir uns nicht einmal von dem Gottesbegriff, werden Agnostiker, und nehmen als Postulat den Kant’schen kategorischen Imperativ an? Wenn mich meine Geschichtskenntnisse nicht allzusehr täuschen, wurden im Namen irgendwelcher Götter, oder, von mir aus, auch des einen Gottes, mit unterschiedlichen Berufsbezeichnungen, mehr Gräueltaten und Verbrechen begangen, als von den Zweiflern. Warum nur, warum, ist die Banane krumm, und wie paßt die Erklärung in die Menschenrechte?

    Vielleicht steckt der Sinn ja auch nicht im Glauben, sondern im Zweifel??? Ich habe noch nie davon gehört, das Zweifler Gläubige wegen des Zweifelns erschlagen haben, sondern Gläubige immer nur Andere wegen Zweifelns, oder vermeintlich falscher Auslegung. Schließlich tummeln sich ja im Himmel jede Menge Götter, angefangen von Gott, über Allah, über Jahwe, Manitou, und Andere. Vielleicht doch miteinander verwandt? Vielleicht auch ein wenig Inzucht?

    Frohes Fest.

  6. Über den Himmel können wir keine Aussagen machen. Kehren wir auf die Erde zurück und übernehmen wir Verantwortung!

  7. Genau, bleiben wir auf der Erde und versuchen wir unser Bestes. Mir ist der Streit um die Gottesfrage ziemlich egal. Ich bin immer noch zahlendes Mitglied der evangelischen Kirche, weil sie im sozialen Bereich auch Gutes tut. Ich sehe das alles ganz pragmatisch. Respekt vor dem Glauben, aber auch alte Vorrechte der Kirchen ermöglichen immerhin Kirchenasyl, die dem Verfolgten eine Atempause vergönnt, in der er Unterstützung, Zuspruch und Zeit bekommt, sein Anliegen auch rechtlich einzuklagen. Denn manchmal geht es doch recht zackig zu mit den Abschiebungen. Die heutige Kirche ist eben auch eine Institution, die für Mitmenschlichkeit eintritt und den altmodischen Begriff der Barmherzigkeit noch kennt. Und die Strenge der Gesetze auch mal ignorieren darf. Das finde ich gut, obwohl ich selber mich nirgends zugehörig fühle.

  8. Ich habe eine Woche am Strand vor einigen Jahren damit zugebracht in Ruhe Gotteswahn von Dawkin zu lesen. Als ich dann am Ende festgestellt habe das ich genau so schlau bin wie vorher habe ich das Thema für mich abgeschlossen und mir dieses Interview geschenkt. Ich denke in der derzeit hochspannenden Zeit sollte es anderes zu bereden geben.

  9. zu #5: Weltklasse Herr Fladung; Gratulation. Bliebe aus meiner Sicht noch anzumerken, dass ich glaube, dass ein Pfund Rindfleisch eine gute Suppe ergibt – und daran zweifle ich nicht, weil ich es beweisen kann. Ein fröhliches Restfest wünsche ich allen.

  10. Der ausgezeichnete Leserbrief von Volker Lilje, Groß-Gerau mit dem Titel „Ein mit Augustinus verziertes Pegida-Plakat“ in der FR vom 29.12. (S.19) verdient hier sicher einen Link.
    Er macht zugleich deutlich, was noch schockierender ist als Herrn Spaemanns Behauptung „Religionen, die es ernst meinen, sind intolerant“, nämlich, „dass die Klugheit auch dem Ressentiment dienen kann“.
    Wie das funktioniert? – Man erkläre dieses Ressentiment gehen Fremde – in Spaemanns Worten „die Rangordnung von Nähe und Ferne“ – zur „Natur des Menschen“, seinen eigenen Dogmatismus zur „Wahrheit“:
    „Nur wenn es Gott gibt, gibt es so etwas wie Wahrheit.“ Und: „Wahrheit aber bedeutet Übereinstimmung des Denkens mit der Wirklichkeit.“
    Wer da an Spaemanns „Gottesbeweis“ noch Zweifel hegt, steht also notwendigerweise auf Kriegsfuß mit der „Wirklichkeit“.
    Wie schlussfolgert Herr Lilje richtig?
    „Tja, da ist so ein Kreuzzug natürlich die Antwort, die die Vernunft fordert – und Gott ist ja der ‚Inbegriff der Vernunft‘. Dann können wir ja „Gott mit uns!“ auf unsere Tornados schreiben.“

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